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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Kozak, Regero, und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
alle Universit äts-gelehrte/ Vernunffts-
apostel in eigenliebe/ ehr/ und nutzen das
Evangelium nur halb und verkehrt/
auch dazu ein mehrers weder das CHri-
Seine
worte von
der Predi-
ger lehr-
art.
stus/
Paulus, Petrus noch kein einiger wah-
rer Jünger und Apostel/ von GOtt ge-
lehrt/ gethan hat/ darum sind sie ver-
flucht. Die heutigen bauch- und eigen-
nutzes-diener lehren nur/ wie sie ihren
bauch mögen dick erhalten/ und bey ih-
rer weltlichen ehr und ansehen in heuch-
lerischer freundschafft bleiben/ fliehen
das creutz CHristi/
Matth. VII. 13. 14. Und
p. 67. Diesen engen weg will fast nie-
mand gehen/ heutiges tages bey allen
fleischlichen
sectirischenhauffen/ und zu-
mal bey den Lutherischen am meisten/
welche keine Christen mit wort und that
leiden können/ sondern verfolgen und
morden sie/ aus ursachen/ daß sie den
bauch und Bel-gott nicht beyfallen wol-
len. Solche bauch- und Bel-diener wollen
nicht mit CHristo leiden/ noch seinem
büde ähnlich/ verschmähet und verfolgt
werden. Also können sie auch nicht wis-
sen/ was CHristus und seine lehre war-
hafftig ist/ sie haben seine offenbarung
in sich nicht vernommen/ und fliehen sol-
che auch ärger als der satan.

Von der
simonie
und geitz.

9. Jnsonderheit hat er über die Simonie und
geldbegierde sehr geklagt/ weil selbige ihm und
andern bey den gewöhnlichen kirchen-handlun-
gen am meisten in die augen gefallen. Drum
schreibeter p. 16. wie er in gedachtem colloquio
zu den Predigern geredet habe: Nun solt
ihr mir sagen und beweisen/ wo die Psaf-
fen-beichte und der H. Beichtpfennig/
wie ihn Lutherus nennet/ in der Heil.
Schrifft gelehret und geboten werde oder
sey? Dazu wo es stehet/ daß man kein ge-
bet vor die gemeine soll umsonst thun/
auch nicht um 6. pfenninge/ sondern für
einen guten groschen/ weres haben wolte/
desgleichen ein gewisses stück geld anzah-
len für braut und bräutigam von der
cantzel zu lesen und zu
copuliren/ für kin-
der tauffen/ für begräbniß/ warum auff
dem todesbette der letzte zehr pfennig mit
gegeben werde/ denen die geld haben/ den
andern aber nicht/ die kein geld haben?
darzu treibt man eine grosse schinderey und
abgötterey mit den glocken/ die todten zu
begraben/ und es ist alles bey den falschen
Christen nur dahin angesehen/ sonderlich
bey den falschen Aposteln oder dienern
GOttes/ wie sie sich nennen/ daß sie den
menschen ins gemein den beutel auslee-
ren/ sie schonen auch derer nicht/ die vor
denthüren ihr brod suchen müssen: Sie
sauffen auch der armen leuten schweiß
und blut in sich/ wie wasser/ mit dem/ daß
die armen leute/ denen ein kind unzeitig
geboren wird/ solches mit glocken und ce-
remonien müssen nach Heidnischer
manir
zur erden bestellen lassen/ welches viel
geld kostet/ und wenn mancher armer
mensch keinen dreyer paar geld hat/ so
muß er borgen/ versetzen oder verkauffen/
und den falschen Aposteln ein gewiß stück
geld geben/ etc. Und
p. 21. wer bey euch
[Spaltenumbruch] das gantze glocken-spiel hat nach seinem
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

tod/ und euch alle mit samt den Heidni-
schen schul-meistern und schülern hat/
welches wesen viel geld kostet/ der ist se-
lig gepriesen/ zumal wenn er eine leich-
oder lügen-predigt thun lässet/ wie selbt-
ger sey ein trefflicher kämpffer gewesen/
etwan in dem welt- und teuffelischen krieg/
so wird ihm der text S. Panli zugeleget:
Jch habe einen guten kampff gekämpfft.

10. Von der beicht und vom beicht-gelde hatBeicht-
und beicht-
geld.

er eben dasselbst p. 10. im Colloquio gesagt:
Sie nehmen geld vor die vermeinte sun-
den-vergebung an GOttes statt/ welches
der Pabst gesetzet und geboten/ und mit
nichten das Evangelium. -- Wo sie
nicht würden den neuen ablaßkr am ab-
schaffen/ welches der breite weg und pfor-
te zur ewigen verdammniß wäre/ so wür-
de kein mensch mehr dadurch zu CHri-
sto und ewigen seligkeit gebracht/
sondern von CHRISTO und der ewi-
gen seligkeit/ wie auch von dem glauben/
liebe und furcht Gottes und liebe des näch-
sten je länger jemehr abgeführet werden.
Denn sie die blinden menschen würden da-
durch so sicher gemacht/ daß sie mein-
ten/ so sie das jahr 4. mal zur ablaß-kram-
buden/ und zu dem aus menschlicher
Weisheit gekünstelten Morgen- oder
Mittags-Mahl gingen/ so wäre es al-
le gnug/
&c. Hievon aber hat er ferner eine
weitläufftige Apologie dazumal übergeben/
die er auch an dem kurtzen Bericht p. 57. u. f.
angehänget/ unter dem titul: Apologia Chri-
stiana
aus Lutheri Schrifften/ von der
Pfaffen-beicht/
absolution und Beicht-
pfennig zusammen getragen/ darinnen
zu sehen und zu lesen seyn wird/ wie das
falsche Lutherthum bey dem wahren
Christenthum stehe/ bey denen zu Halle/
und sonderlich auch zu Dreßden.
Jn der
Vorrede an den Leser p. 60 schreibet er: Erst-Simonie
und krä-
merey.

lich müssen die Leute die stühle kauffen/
dar auf sie sitzen in ihren Götzen-häusern.
2. Wenn die sterben denen die stühle sind/
so müssen ihre Erben solche von neuem
kauffen. 3. Müssen sie den Bauch-pfaf-
fen opffern in den Bauch und Beicht-
stühlen. 4. Wollen die Zuhörer ein Ge-
bet vor und nach der Predigt über die
krancken und gesunden thun lassen/ wel-
ches die gantze Gemeine thun muß/ so
müssen sie für ein iedes Gebet einen gu-
ten Groschen schicken/ sechs pfennig neh-
men sie nicht/ sie können es auch nicht
dafür thun/ denn sie büssen ein.

11. Ferner pag. 62. Denen Leuten/ die
nicht sich zum Sacrament der fleisch-
lich gesinnten Luther aner und zur beich-
te das jahr viermal einfinden/ und brin-
gen das küchen- oder bauch-geld/ oder
zoll nicht mit/ für die vernunfft-
absolu-
tion
oder Ablaß/ denen verkümmern die
Bauchdiener ihren verdienten lohn/ wel-
ches
M. Schubart den Saltzborn-knech-
ten gethan hat bey ihrer Obrigkeit den
Saltz-Gräfen. Wollen gemelte Arbeits-

leute
O 3

Kozak, Regero, und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
alle Univerſit aͤts-gelehrte/ Vernunffts-
apoſtel in eigenliebe/ ehr/ und nutzen das
Evangelium nur halb und verkehrt/
auch dazu ein mehrers weder das CHri-
Seine
worte von
der Predi-
ger lehr-
art.
ſtus/
Paulus, Petrus noch kein einiger wah-
rer Juͤnger und Apoſtel/ von GOtt ge-
lehrt/ gethan hat/ darum ſind ſie ver-
flucht. Die heutigen bauch- und eigen-
nutzes-diener lehren nur/ wie ſie ihren
bauch moͤgen dick erhalten/ und bey ih-
rer weltlichen ehr und anſehen in heuch-
leriſcher freundſchafft bleiben/ fliehen
das creutz CHriſti/
Matth. VII. 13. 14. Und
p. 67. Dieſen engen weg will faſt nie-
mand gehen/ heutiges tages bey allen
fleiſchlichen
ſectiriſchenhauffen/ und zu-
mal bey den Lutheriſchen am meiſten/
welche keine Chriſten mit wort und that
leiden koͤnnen/ ſondern verfolgen und
morden ſie/ aus urſachen/ daß ſie den
bauch und Bel-gott nicht beyfallen wol-
len. Solche bauch- und Bel-dieneꝛ wollen
nicht mit CHriſto leiden/ noch ſeinem
buͤde aͤhnlich/ verſchmaͤhet und verfolgt
werden. Alſo koͤnnen ſie auch nicht wiſ-
ſen/ was CHriſtus und ſeine lehre war-
hafftig iſt/ ſie haben ſeine offenbarung
in ſich nicht vernommen/ und fliehen ſol-
che auch aͤrger als der ſatan.

Von der
ſimonie
und geitz.

9. Jnſonderheit hat er uͤber die Simonie und
geldbegierde ſehr geklagt/ weil ſelbige ihm und
andern bey den gewoͤhnlichen kirchen-handlun-
gen am meiſten in die augen gefallen. Drum
ſchreibeter p. 16. wie er in gedachtem colloquio
zu den Predigern geredet habe: Nun ſolt
ihr mir ſagen und beweiſen/ wo die Pſaf-
fen-beichte und der H. Beichtpfennig/
wie ihn Lutherus nennet/ in der Heil.
Schrifft gelehret und geboten werde oder
ſey? Dazu wo es ſtehet/ daß man kein ge-
bet vor die gemeine ſoll umſonſt thun/
auch nicht um 6. pfenninge/ ſondern fuͤr
einen guten groſchen/ weꝛes haben wolte/
desgleichen ein gewiſſes ſtuͤck geld anzah-
len fuͤr braut und braͤutigam von der
cantzel zu leſen und zu
copuliren/ fuͤr kin-
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dem todesbette der letzte zehr pfennig mit
gegeben werde/ denen die geld haben/ den
andern aber nicht/ die kein geld haben?
daꝛzu treibt man eine gꝛoſſe ſchinderey uñ
abgoͤtterey mit den glocken/ die todten zu
begraben/ und es iſt alles bey den falſchen
Chriſten nur dahin angeſehen/ ſonderlich
bey den falſchen Apoſteln oder dienern
GOttes/ wie ſie ſich nennen/ daß ſie den
menſchen ins gemein den beutel auslee-
ren/ ſie ſchonen auch derer nicht/ die vor
denthuͤren ihr brod ſuchen muͤſſen: Sie
ſauffen auch der armen leuten ſchweiß
und blut in ſich/ wie waſſer/ mit dem/ daß
die armen leute/ denen ein kind unzeitig
geboren wird/ ſolches mit glocken und ce-
remonien muͤſſen nach Heidniſcher
manir
zur erden beſtellen laſſen/ welches viel
geld koſtet/ und wenn mancher armer
menſch keinen dreyer paar geld hat/ ſo
muß er borgen/ verſetzen oder verkauffen/
und den falſchen Apoſteln ein gewiß ſtuͤck
geld geben/ ꝛc. Und
p. 21. wer bey euch
[Spaltenumbruch] das gantze glocken-ſpiel hat nach ſeinem
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

tod/ und euch alle mit ſamt den Heidni-
ſchen ſchul-meiſtern und ſchuͤlern hat/
welches weſen viel geld koſtet/ der iſt ſe-
lig geprieſen/ zumal wenn er eine leich-
oder luͤgen-predigt thun laͤſſet/ wie ſelbt-
ger ſey ein trefflicher kaͤmpffer geweſen/
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ſo wird ihm der text S. Panli zugeleget:
Jch habe einen guten kampff gekaͤmpfft.

10. Von der beicht und vom beicht-gelde hatBeicht-
und beicht-
geld.

er eben daſſelbſt p. 10. im Colloquio geſagt:
Sie nehmen geld vor die vermeinte ſun-
den-vergebung an GOttes ſtatt/ welches
der Pabſt geſetzet und geboten/ und mit
nichten das Evangelium. — Wo ſie
nicht wuͤrden den neuen ablaßkr am ab-
ſchaffen/ welches der breite weg und pfor-
te zur ewigen verdammniß waͤre/ ſo wuͤr-
de kein menſch mehr dadurch zu CHri-
ſto und ewigen ſeligkeit gebracht/
ſondern von CHRISTO und der ewi-
gen ſeligkeit/ wie auch von dem glauben/
liebe uñ furcht Gottes und liebe des naͤch-
ſten je laͤnger jemehr abgefuͤhret werden.
Denn ſie die blinden menſchen wuͤrden da-
durch ſo ſicher gemacht/ daß ſie mein-
ten/ ſo ſie das jahr 4. mal zur ablaß-kram-
buden/ und zu dem aus menſchlicher
Weisheit gekuͤnſtelten Morgen- oder
Mittags-Mahl gingen/ ſo waͤre es al-
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&c. Hievon aber hat er ferner eine
weitlaͤufftige Apologie dazumal uͤbergeben/
die er auch an dem kurtzen Bericht p. 57. u. f.
angehaͤnget/ unter dem titul: Apologia Chri-
ſtiana
aus Lutheri Schrifften/ von der
Pfaffen-beicht/
abſolution und Beicht-
pfennig zuſammen getragen/ darinnen
zu ſehen und zu leſen ſeyn wird/ wie das
falſche Lutherthum bey dem wahren
Chriſtenthum ſtehe/ bey denen zu Halle/
und ſonderlich auch zu Dreßden.
Jn der
Vorrede an den Leſer p. 60 ſchreibet er: Erſt-Simonie
und kraͤ-
merey.

lich muͤſſen die Leute die ſtuͤhle kauffen/
dar auf ſie ſitzen in ihren Goͤtzen-haͤuſern.
2. Wenn die ſterben denen die ſtuͤhle ſind/
ſo muͤſſen ihre Erben ſolche von neuem
kauffen. 3. Muͤſſen ſie den Bauch-pfaf-
fen opffern in den Bauch und Beicht-
ſtuͤhlen. 4. Wollen die Zuhoͤrer ein Ge-
bet vor und nach der Predigt uͤber die
krancken und geſunden thun laſſen/ wel-
ches die gantze Gemeine thun muß/ ſo
muͤſſen ſie fuͤr ein iedes Gebet einen gu-
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men ſie nicht/ ſie koͤnnen es auch nicht
dafuͤr thun/ denn ſie buͤſſen ein.

11. Ferner pag. 62. Denen Leuten/ die
nicht ſich zum Sacrament der fleiſch-
lich geſinnten Luther aner und zur beich-
te das jahr viermal einfinden/ und brin-
gen das kuͤchen- oder bauch-geld/ oder
zoll nicht mit/ fuͤr die vernunfft-
abſolu-
tion
oder Ablaß/ denen verkuͤmmern die
Bauchdiener ihren verdienten lohn/ wel-
ches
M. Schubart den Saltzborn-knech-
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leute
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[109/0121] Kozak, Regero, und andern Adeptis. alle Univerſit aͤts-gelehrte/ Vernunffts- apoſtel in eigenliebe/ ehr/ und nutzen das Evangelium nur halb und verkehrt/ auch dazu ein mehrers weder das CHri- ſtus/ Paulus, Petrus noch kein einiger wah- rer Juͤnger und Apoſtel/ von GOtt ge- lehrt/ gethan hat/ darum ſind ſie ver- flucht. Die heutigen bauch- und eigen- nutzes-diener lehren nur/ wie ſie ihren bauch moͤgen dick erhalten/ und bey ih- rer weltlichen ehr und anſehen in heuch- leriſcher freundſchafft bleiben/ fliehen das creutz CHriſti/ Matth. VII. 13. 14. Und p. 67. Dieſen engen weg will faſt nie- mand gehen/ heutiges tages bey allen fleiſchlichen ſectiriſchenhauffen/ und zu- mal bey den Lutheriſchen am meiſten/ welche keine Chriſten mit wort und that leiden koͤnnen/ ſondern verfolgen und morden ſie/ aus urſachen/ daß ſie den bauch und Bel-gott nicht beyfallen wol- len. Solche bauch- und Bel-dieneꝛ wollen nicht mit CHriſto leiden/ noch ſeinem buͤde aͤhnlich/ verſchmaͤhet und verfolgt werden. Alſo koͤnnen ſie auch nicht wiſ- ſen/ was CHriſtus und ſeine lehre war- hafftig iſt/ ſie haben ſeine offenbarung in ſich nicht vernommen/ und fliehen ſol- che auch aͤrger als der ſatan. Jahr MDC. biß MDCC. 9. Jnſonderheit hat er uͤber die Simonie und geldbegierde ſehr geklagt/ weil ſelbige ihm und andern bey den gewoͤhnlichen kirchen-handlun- gen am meiſten in die augen gefallen. Drum ſchreibeter p. 16. wie er in gedachtem colloquio zu den Predigern geredet habe: Nun ſolt ihr mir ſagen und beweiſen/ wo die Pſaf- fen-beichte und der H. Beichtpfennig/ wie ihn Lutherus nennet/ in der Heil. Schrifft gelehret und geboten werde oder ſey? Dazu wo es ſtehet/ daß man kein ge- bet vor die gemeine ſoll umſonſt thun/ auch nicht um 6. pfenninge/ ſondern fuͤr einen guten groſchen/ weꝛes haben wolte/ desgleichen ein gewiſſes ſtuͤck geld anzah- len fuͤr braut und braͤutigam von der cantzel zu leſen und zu copuliren/ fuͤr kin- der tauffen/ fuͤr begraͤbniß/ warum auff dem todesbette der letzte zehr pfennig mit gegeben werde/ denen die geld haben/ den andern aber nicht/ die kein geld haben? daꝛzu treibt man eine gꝛoſſe ſchinderey uñ abgoͤtterey mit den glocken/ die todten zu begraben/ und es iſt alles bey den falſchen Chriſten nur dahin angeſehen/ ſonderlich bey den falſchen Apoſteln oder dienern GOttes/ wie ſie ſich nennen/ daß ſie den menſchen ins gemein den beutel auslee- ren/ ſie ſchonen auch derer nicht/ die vor denthuͤren ihr brod ſuchen muͤſſen: Sie ſauffen auch der armen leuten ſchweiß und blut in ſich/ wie waſſer/ mit dem/ daß die armen leute/ denen ein kind unzeitig geboren wird/ ſolches mit glocken und ce- remonien muͤſſen nach Heidniſcher manir zur erden beſtellen laſſen/ welches viel geld koſtet/ und wenn mancher armer menſch keinen dreyer paar geld hat/ ſo muß er borgen/ verſetzen oder verkauffen/ und den falſchen Apoſteln ein gewiß ſtuͤck geld geben/ ꝛc. Und p. 21. wer bey euch das gantze glocken-ſpiel hat nach ſeinem tod/ und euch alle mit ſamt den Heidni- ſchen ſchul-meiſtern und ſchuͤlern hat/ welches weſen viel geld koſtet/ der iſt ſe- lig geprieſen/ zumal wenn er eine leich- oder luͤgen-predigt thun laͤſſet/ wie ſelbt- ger ſey ein trefflicher kaͤmpffer geweſen/ etwan in dem welt- und teuffeliſchen kꝛieg/ ſo wird ihm der text S. Panli zugeleget: Jch habe einen guten kampff gekaͤmpfft. Jahr MDC. biß MDCC. 10. Von der beicht und vom beicht-gelde hat er eben daſſelbſt p. 10. im Colloquio geſagt: Sie nehmen geld vor die vermeinte ſun- den-vergebung an GOttes ſtatt/ welches der Pabſt geſetzet und geboten/ und mit nichten das Evangelium. — Wo ſie nicht wuͤrden den neuen ablaßkr am ab- ſchaffen/ welches der breite weg und pfor- te zur ewigen verdammniß waͤre/ ſo wuͤr- de kein menſch mehr dadurch zu CHri- ſto und ewigen ſeligkeit gebracht/ ſondern von CHRISTO und der ewi- gen ſeligkeit/ wie auch von dem glauben/ liebe uñ furcht Gottes und liebe des naͤch- ſten je laͤnger jemehr abgefuͤhret werden. Denn ſie die blinden menſchen wuͤrden da- durch ſo ſicher gemacht/ daß ſie mein- ten/ ſo ſie das jahr 4. mal zur ablaß-kram- buden/ und zu dem aus menſchlicher Weisheit gekuͤnſtelten Morgen- oder Mittags-Mahl gingen/ ſo waͤre es al- le gnug/ &c. Hievon aber hat er ferner eine weitlaͤufftige Apologie dazumal uͤbergeben/ die er auch an dem kurtzen Bericht p. 57. u. f. angehaͤnget/ unter dem titul: Apologia Chri- ſtiana aus Lutheri Schrifften/ von der Pfaffen-beicht/ abſolution und Beicht- pfennig zuſammen getragen/ darinnen zu ſehen und zu leſen ſeyn wird/ wie das falſche Lutherthum bey dem wahren Chriſtenthum ſtehe/ bey denen zu Halle/ und ſonderlich auch zu Dreßden. Jn der Vorrede an den Leſer p. 60 ſchreibet er: Erſt- lich muͤſſen die Leute die ſtuͤhle kauffen/ dar auf ſie ſitzen in ihren Goͤtzen-haͤuſern. 2. Wenn die ſterben denen die ſtuͤhle ſind/ ſo muͤſſen ihre Erben ſolche von neuem kauffen. 3. Muͤſſen ſie den Bauch-pfaf- fen opffern in den Bauch und Beicht- ſtuͤhlen. 4. Wollen die Zuhoͤrer ein Ge- bet vor und nach der Predigt uͤber die krancken und geſunden thun laſſen/ wel- ches die gantze Gemeine thun muß/ ſo muͤſſen ſie fuͤr ein iedes Gebet einen gu- ten Groſchen ſchicken/ ſechs pfennig neh- men ſie nicht/ ſie koͤnnen es auch nicht dafuͤr thun/ denn ſie buͤſſen ein. Beicht- und beicht- geld. Simonie und kraͤ- merey. 11. Ferner pag. 62. Denen Leuten/ die nicht ſich zum Sacrament der fleiſch- lich geſinnten Luther aner und zur beich- te das jahr viermal einfinden/ und brin- gen das kuͤchen- oder bauch-geld/ oder zoll nicht mit/ fuͤr die vernunfft-abſolu- tion oder Ablaß/ denen verkuͤmmern die Bauchdiener ihren verdienten lohn/ wel- ches M. Schubart den Saltzborn-knech- ten gethan hat bey ihrer Obrigkeit den Saltz-Graͤfen. Wollen gemelte Arbeits- leute O 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/121>, abgerufen am 22.12.2024.