Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Und läster-
liche re-
den.
sehr viel bedenckliche klagen wider ihn ein/ als p.
"A. 3. daß er die Epistel Jacobi öffentlich
"unter die Apocrypha gezehlet/ p. A. 4. daß
"er öffentlich gepredigt/ welche die nach-
"folge CHristi trieben/ giengen mit dem
"teuffel um.
Item, daß er über die worte
"Matth. XIX. 12. von den verschnittenen
"so schandbar geprediget/ daß viele gewünschet/
"sie hätten ihn nicht gehöret/ und ein grosses ge-
"spötte unter den leuten daraus entstanden. p.
"C. 1. daß über seinen lästerungen wider Arnd-
"ten unterschiedliche papistisch worden. p. C. 3.
"Er habe von Arndts büchern gesagt/ der teuf-
fel würde dem Arndt den lohn geben.

Item: Er begehrte dahin nach diesem le-
ben nicht zu kommen/ da der Arndt im

Schmäh-
sucht.
Sterben hingefahren. Jhn Rathmannen
hätteer eine cloacam des bösen geistes genen-
net/ den Rath zu Dantzig aber Scharffsche-
rer
titulirt/ weil sie M. Walthers schrifft wider
Ehrgeitz.Arndten nicht drucken lassen wollen. Wie er
auch über seine Obrigkeit den rang praetendirt/
und sich vermessen: Er wolte ihm seine stel-
le nicht nehmen lassen/ sondern dabey
leib und leben zusetzen.
Er hätte sich auch
wegen eines burgers dem teuffel mit leib und
seel verflucht/ er wolte nicht zu Dantzig blei-
Grau-
samkeit.
ben/ wenn ihn der Rath nicht straffe/ weil die
bürger die Calvinisten defendirt gehabt. Einen
andern/ der in der Lutherischen religion scrupel
gehabt und in seinem hause unterricht begehret/
hätte er einen Holuncken geheissen/ ihm schlä-
ge angeboten/
und zum hause hinaus ge-
stossen/ welches der mann vor dem Rath gekla-
get/ und Catholisch worden. p. C. 1.

Verbitte-
rung wi-
der Rath-
mannen.

25. Eben dieser Corvinus hat anno 1622.
an D. Meisnern in einem brieff folgendes ge-
schrieben/ wie es hier aus seiner eigenen hand
ausgezeichnet worden: Es hat der böse
feind diesen Menschen
(Rathmannen)
einmal gesattelt/ er wird ihn auch wol
reiten/ wie er denn schonthut nach allem
seinem willen. -- Jch wolte wol wün-
schen/ daß ihr
(die Theologi zu Witten-
berg) in etlichen fragen ihm schärffer
auff die haut gegangen wäret. Was er
schreibet/ das meinet er auch/ ob er wol
nicht vor irrig darinn will angesehen
seyn. Jhr habt dieses ohne zweiffel
aus guter absicht gethan/ daß ihr ihn in
etlichen so gar gelinde
tractiret. Hättet
ihr seine predigten gehöret/ womit er
diese kirche 3. jahrlang geplaget/ ihr
würdet ihn ohne zweiffel anders em-
pfangen haben. Das
Ministerium zu
D. Böh-
mens ver-
halten.
Ulm hat ihn pro dignitate tractirt. D. Johann
Böhme/ der auch/ wie wir bald hören werden/
Rathmanno widersprochen/ hat sein gemüth
und absehen auch in brieffen an tag gegeben/
als da er anno 24. schreibet: Jch höre
daß
M. Rathmann mir antworten werde.
Jch will mich aber mit dem stoltzen und
zänckischen mann nicht mehr einlassen/
sondern einen und den andern
Studiosum
substituir
en/ die den menschen nach ver-
dienst
tractiren sollen/ denn also muß man
den hoffärtigen geist immer mehr
exagi-
tir
en und irritiren. Es sind aber bey diesen
widersachern Rathmanni auch sehr viele calu-
mni
en und falsche anklagen zu finden gewesen/
[Spaltenumbruch] dergleichen auch Hartknoch p. 802. u. f. häuf-Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Schriff-
ten wider
Rathman-
nen.

fig angemercket hat. Die schrifften/ so wider
ihn herausgekommen/ sind folgende. Wie sie
bereits zum theil schon gedacht worden. Nach
D. Corvino hat D. Conrad Dieterich zu Ulm
wider Rathmannen eine disputation von der
schwermerey publicirt/ darauff jener das oben-
gedachte bedencken geschrieben. Die Respon-
sa
derer meisten Facultäten sind anno 1627. zu
Jena mit einander ans licht kommen/ Johannes
Jacobus Cramerus
hat ein Classicum Poeniten-
tiae
oder Librum Apologeticum wider ihn edirt;
Georgius Rostius eine Formulam Pacificatori-
am
oder friedens-mittel und kurtze erörte-
rung der streitigen religions-puncte/

Rostock 1627. in 4to; Die Chursächsischen
Theologi wiederholte lehre von der Heil.
Schrifft wider die Rathmannische
schwermerey.
Leiptzig 1629.

26. Dieser streit hat sich aber bald mit Rath-
manns tod geendiget/ nach welchem auff des
Raths anstalt gewisse artickel von dieser mate-
ri
e auffgesetzet/ und Rathmanns lehre verworf-
fen worden/ wie beym Hartknoch l. c. p. 213. u. f.
zu sehen. Welcher denn auch von einigen an-
dern gedencket/ die Rathmannen beygefallen/
sonderlich des in der historie beschriebenen M.
Martini Statii,
dessen streit Calovius beygeleget
habe. Jm andern buch am 8. capittel p. 578.Weidä
händel/

erzehlet er von Michael Weyda einem Orga-
nist
en zu Königsberg/ welcher erstlich von eini-
gen verdächtig gemachet worden/ weil er an statt
des andern musicirens gerne Teutsche lieder ein-
führen wollen. Hernach noch mehr/ als er in
Dantzig anno 1628. seinen Discursum Musi-und buch/
cum herausgegeben/ darinn er von der Gött-
lichen unsichtbaren und der irrdischen
sichtbaren
harmonie gehandelt. Die ursa-
chen dieses seines schreibens hat er also angezei-
get: Weil keine liebe/ und treue zu fin-und klo-
gen.

den/ und die harmonie der Christenheit in
lauter uneinigkeit/ zanck/ mord und der-
gleichen verwandelt worden/ die kirche
durch viel
secten verwüstet. Die Predi-
diger daselbst/ sonderlich D. Mislenta, wolten ihn
als einen Weigelianer und Rathmannisten so
fort abgesetzet haben/ und gaben ihm folgende
puncte schuld: Er hätte geschrieben: 1. DaßDer Pre-
diger be-
schuldi-
gungen
wider ihn.

die Heyden die Dreyfaltigkeit voll-
kömmlich erkannt/ er habe auch diese
mit
Geometrischen figuren abgebildet. 2.
Ein mensch könne in diesem leben voll-
kommen seyn/ und nicht mehr sündigen.
3. CHristus/ die himmlische weißheit/
und der geist sey eins/ und der mensch
könne die tieffe der Gottheit ergründen.
4. Die
disputanten wären vom teuffel.
5. Man solle sich nicht von menschen-
namen nennen; als von
Luthero Luthera-
n
er.

27. Ob nun wol Weyda sich verantwortet/Verban-
nung und
ausstos-
sung.

und über verdrehung seiner worte geklagt/ ist er
doch von den Predigern als ein satans-kind
und verdammter
in bann gethan/ und dem
teuffelübergeben worden/ auch zuletzt auff deren
anhalten abgesetzet/ worauff er bey den Refor-
mirt
en im schlosse 20. jahr lang ein Organist
gewesen/ und noch anno 1651. einen wahr-Seine
verant-
wortung.

hafftigen bericht und verantwortung
auff die ehrenrührige/ unchristliche/ un-

versöhn-

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Und laͤſter-
liche re-
den.
ſehr viel bedenckliche klagen wider ihn ein/ als p.
„A. 3. daß er die Epiſtel Jacobi oͤffentlich
„unter die Apocrypha gezehlet/ p. A. 4. daß
„er oͤffentlich gepredigt/ welche die nach-
„folge CHriſti trieben/ giengen mit dem
„teuffel um.
Item, daß er uͤber die worte
Matth. XIX. 12. von den verſchnittenen
„ſo ſchandbar geprediget/ daß viele gewuͤnſchet/
„ſie haͤtten ihn nicht gehoͤret/ und ein groſſes ge-
„ſpoͤtte unter den leuten daraus entſtanden. p.
„C. 1. daß uͤber ſeinen laͤſterungen wider Arnd-
„ten unterſchiedliche papiſtiſch worden. p. C. 3.
„Er habe von Arndts buͤchern geſagt/ der teuf-
fel wuͤrde dem Arndt den lohn geben.

Item: Er begehrte dahin nach dieſem le-
ben nicht zu kommen/ da der Arndt im

Schmaͤh-
ſucht.
Sterben hingefahren. Jhn Rathmannen
haͤtteer eine cloacam des boͤſen geiſtes genen-
net/ den Rath zu Dantzig aber Scharffſche-
rer
titulirt/ weil ſie M. Walthers ſchrifft wider
Ehrgeitz.Arndten nicht drucken laſſen wollen. Wie er
auch uͤber ſeine Obrigkeit den rang prætendirt/
und ſich vermeſſen: Er wolte ihm ſeine ſtel-
le nicht nehmen laſſen/ ſondern dabey
leib und leben zuſetzen.
Er haͤtte ſich auch
wegen eines burgers dem teuffel mit leib und
ſeel verflucht/ er wolte nicht zu Dantzig blei-
Grau-
ſamkeit.
ben/ wenn ihn der Rath nicht ſtraffe/ weil die
buͤrger die Calviniſten defendirt gehabt. Einen
andern/ der in der Lutheriſchen religion ſcrupel
gehabt und in ſeinem hauſe unterricht begehret/
haͤtte eꝛ einen Holuncken geheiſſen/ ihm ſchlaͤ-
ge angeboten/
und zum hauſe hinaus ge-
ſtoſſen/ welches der mann vor dem Rath gekla-
get/ und Catholiſch worden. p. C. 1.

Verbitte-
rung wi-
der Rath-
mannen.

25. Eben dieſer Corvinus hat anno 1622.
an D. Meiſnern in einem brieff folgendes ge-
ſchrieben/ wie es hier aus ſeiner eigenen hand
ausgezeichnet worden: Es hat der boͤſe
feind dieſen Menſchen
(Rathmannen)
einmal geſattelt/ er wird ihn auch wol
reiten/ wie eꝛ denn ſchonthut nach allem
ſeinem willen. — Jch wolte wol wuͤn-
ſchen/ daß ihr
(die Theologi zu Witten-
berg) in etlichen fragen ihm ſchaͤrffer
auff die haut gegangen waͤret. Was er
ſchreibet/ das meinet er auch/ ob er wol
nicht vor irrig darinn will angeſehen
ſeyn. Jhr habt dieſes ohne zweiffel
aus guter abſicht gethan/ daß ihr ihn in
etlichen ſo gar gelinde
tractiret. Haͤttet
ihr ſeine predigten gehoͤret/ womit er
dieſe kirche 3. jahrlang geplaget/ ihr
wuͤrdet ihn ohne zweiffel anders em-
pfangen haben. Das
Miniſterium zu
D. Boͤh-
mens ver-
halten.
Ulm hat ihn pro dignitate tractirt. D. Johañ
Boͤhme/ der auch/ wie wir bald hoͤren werden/
Rathmanno widerſprochen/ hat ſein gemuͤth
und abſehen auch in brieffen an tag gegeben/
als da er anno 24. ſchreibet: Jch hoͤre
daß
M. Rathmañ mir antworten werde.
Jch will mich aber mit dem ſtoltzen und
zaͤnckiſchen mann nicht mehr einlaſſen/
ſondern einen und den andern
Studioſum
ſubſtituir
en/ die den menſchen nach ver-
dienſt
tractiren ſollen/ denn alſo muß man
den hoffaͤrtigen geiſt immer mehr
exagi-
tir
en und irritiren. Es ſind aber bey dieſen
widerſachern Rathmanni auch ſehr viele calu-
mni
en und falſche anklagen zu finden geweſen/
[Spaltenumbruch] dergleichen auch Hartknoch p. 802. u. f. haͤuf-Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Schriff-
ten wider
Rathman-
nen.

fig angemercket hat. Die ſchrifften/ ſo wider
ihn herausgekommen/ ſind folgende. Wie ſie
bereits zum theil ſchon gedacht worden. Nach
D. Corvino hat D. Conrad Dieterich zu Ulm
wider Rathmannen eine diſputation von der
ſchwermerey publiciꝛt/ darauff jener das oben-
gedachte bedencken geſchrieben. Die Reſpon-
ſa
derer meiſten Facultaͤten ſind anno 1627. zu
Jena mit einander ans licht kommen/ Johannes
Jacobus Cramerus
hat ein Claſſicum Pœniten-
tiæ
oder Librum Apologeticum wider ihn edirt;
Georgius Roſtius eine Formulam Pacificatori-
am
oder friedens-mittel und kurtze eroͤrte-
rung der ſtreitigen religions-puncte/

Roſtock 1627. in 4to; Die Churſaͤchſiſchen
Theologi wiederholte lehre von der Heil.
Schrifft wider die Rathmanniſche
ſchwermerey.
Leiptzig 1629.

26. Dieſer ſtreit hat ſich aber bald mit Rath-
manns tod geendiget/ nach welchem auff des
Raths anſtalt gewiſſe artickel von dieſer mate-
ri
e auffgeſetzet/ und Rathmanns lehre verworf-
fen worden/ wie beym Hartknoch l. c. p. 213. u. f.
zu ſehen. Welcher denn auch von einigen an-
dern gedencket/ die Rathmannen beygefallen/
ſonderlich des in der hiſtorie beſchriebenen M.
Martini Statii,
deſſen ſtreit Calovius beygeleget
habe. Jm andern buch am 8. capittel p. 578.Weidaͤ
haͤndel/

erzehlet er von Michael Weyda einem Orga-
niſt
en zu Koͤnigsberg/ welcher erſtlich von eini-
gen verdaͤchtig gemachet worden/ weil er an ſtatt
des andern muſicirens gerne Teutſche lieder ein-
fuͤhren wollen. Hernach noch mehr/ als er in
Dantzig anno 1628. ſeinen Diſcurſum Muſi-und buch/
cum herausgegeben/ darinn er von der Goͤtt-
lichen unſichtbaren und der irrdiſchen
ſichtbaren
harmonie gehandelt. Die urſa-
chen dieſes ſeines ſchreibens hat er alſo angezei-
get: Weil keine liebe/ und treue zu fin-und klo-
gen.

den/ und die harmonie der Chriſtenheit in
lauter uneinigkeit/ zanck/ mord und der-
gleichen verwandelt worden/ die kirche
durch viel
ſecten verwuͤſtet. Die Predi-
digeꝛ daſelbſt/ ſondeꝛlich D. Miſlenta, wolten ihn
als einen Weigelianer und Rathmanniſten ſo
fort abgeſetzet haben/ und gaben ihm folgende
puncte ſchuld: Er haͤtte geſchrieben: 1. DaßDer Pre-
diger be-
ſchuldi-
gungen
wider ihn.

die Heyden die Dreyfaltigkeit voll-
koͤmmlich erkannt/ er habe auch dieſe
mit
Geometriſchen figuren abgebildet. 2.
Ein menſch koͤnne in dieſem leben voll-
kommen ſeyn/ und nicht mehr ſuͤndigen.
3. CHriſtus/ die himmliſche weißheit/
und der geiſt ſey eins/ und der menſch
koͤnne die tieffe der Gottheit ergruͤnden.
4. Die
diſputanten waͤren vom teuffel.
5. Man ſolle ſich nicht von menſchen-
namen nennen; als von
Luthero Luthera-
n
er.

27. Ob nun wol Weyda ſich verantwortet/Verban-
nung und
ausſtoſ-
ſung.

und uͤber verdrehung ſeiner worte geklagt/ iſt er
doch von den Predigern als ein ſatans-kind
und verdammter
in bann gethan/ und dem
teuffeluͤbergeben worden/ auch zuletzt auff deren
anhalten abgeſetzet/ worauff er bey den Refor-
mirt
en im ſchloſſe 20. jahr lang ein Organiſt
geweſen/ und noch anno 1651. einen wahr-Seine
verant-
wortung.

hafftigen bericht und verantwortung
auff die ehrenruͤhrige/ unchriſtliche/ un-

verſoͤhn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="119"/><fw place="top" type="header">Hermann Neuwald und Henrich <hi rendition="#aq">Nicolai.</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi><lb/>
Und la&#x0364;&#x017F;ter-<lb/>
liche re-<lb/>
den.</note>&#x017F;ehr viel bedenckliche klagen wider ihn ein/ als <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
&#x201E;A. 3. daß er <hi rendition="#fr">die Epi&#x017F;tel Jacobi</hi> o&#x0364;ffentlich<lb/>
&#x201E;unter die <hi rendition="#aq">Apocrypha</hi> gezehlet/ <hi rendition="#aq">p.</hi> A. 4. daß<lb/>
&#x201E;er o&#x0364;ffentlich gepredigt/ <hi rendition="#fr">welche die nach-<lb/>
&#x201E;folge CHri&#x017F;ti trieben/ giengen mit dem<lb/>
&#x201E;teuffel um.</hi> <hi rendition="#aq">Item,</hi> daß er u&#x0364;ber die worte<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Matth. XIX.</hi> 12. von den ver&#x017F;chnittenen<lb/>
&#x201E;&#x017F;o &#x017F;chandbar geprediget/ daß viele gewu&#x0364;n&#x017F;chet/<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie ha&#x0364;tten ihn nicht geho&#x0364;ret/ und ein gro&#x017F;&#x017F;es ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;po&#x0364;tte unter den leuten daraus ent&#x017F;tanden. <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
&#x201E;C. 1. daß u&#x0364;ber &#x017F;einen la&#x0364;&#x017F;terungen wider Arnd-<lb/>
&#x201E;ten unter&#x017F;chiedliche papi&#x017F;ti&#x017F;ch worden. <hi rendition="#aq">p.</hi> C. 3.<lb/>
&#x201E;Er habe von Arndts bu&#x0364;chern ge&#x017F;agt/ <hi rendition="#fr">der teuf-<lb/>
fel wu&#x0364;rde dem Arndt den lohn geben.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Item:</hi> <hi rendition="#fr">Er begehrte dahin nach die&#x017F;em le-<lb/>
ben nicht zu kommen/ da der Arndt im</hi><lb/><note place="left">Schma&#x0364;h-<lb/>
&#x017F;ucht.</note><hi rendition="#fr">Sterben hingefahren.</hi> Jhn Rathmannen<lb/>
ha&#x0364;tteer eine <hi rendition="#aq">cloacam</hi> <hi rendition="#fr">des bo&#x0364;&#x017F;en gei&#x017F;tes</hi> genen-<lb/>
net/ den Rath zu Dantzig aber <hi rendition="#fr">Scharff&#x017F;che-<lb/>
rer</hi> <hi rendition="#aq">tituli</hi>rt/ weil &#x017F;ie <hi rendition="#aq">M.</hi> Walthers &#x017F;chrifft wider<lb/><note place="left">Ehrgeitz.</note>Arndten nicht drucken la&#x017F;&#x017F;en wollen. Wie er<lb/>
auch u&#x0364;ber &#x017F;eine Obrigkeit den rang <hi rendition="#aq">prætendi</hi>rt/<lb/>
und &#x017F;ich verme&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Er wolte ihm &#x017F;eine &#x017F;tel-<lb/>
le nicht nehmen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern dabey<lb/>
leib und leben zu&#x017F;etzen.</hi> Er ha&#x0364;tte &#x017F;ich auch<lb/>
wegen eines burgers dem teuffel mit leib und<lb/>
&#x017F;eel verflucht/ er wolte nicht zu Dantzig blei-<lb/><note place="left">Grau-<lb/>
&#x017F;amkeit.</note>ben/ wenn ihn der Rath nicht &#x017F;traffe/ weil die<lb/>
bu&#x0364;rger die Calvini&#x017F;ten <hi rendition="#aq">defendi</hi>rt gehabt. Einen<lb/>
andern/ der in der Lutheri&#x017F;chen religion <hi rendition="#aq">&#x017F;crup</hi>el<lb/>
gehabt und in &#x017F;einem hau&#x017F;e unterricht begehret/<lb/>
ha&#x0364;tte e&#xA75B; einen <hi rendition="#fr">Holuncken</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en/ ihm <hi rendition="#fr">&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge angeboten/</hi> und zum hau&#x017F;e hinaus ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ welches der mann vor dem Rath gekla-<lb/>
get/ und Catholi&#x017F;ch worden. <hi rendition="#aq">p.</hi> C. 1.</p><lb/>
          <note place="left">Verbitte-<lb/>
rung wi-<lb/>
der Rath-<lb/>
mannen.</note>
          <p>25. Eben die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Corvinus</hi> hat <hi rendition="#aq">anno</hi> 1622.<lb/>
an <hi rendition="#aq">D.</hi> Mei&#x017F;nern in einem brieff folgendes ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ wie es hier aus &#x017F;einer eigenen hand<lb/>
ausgezeichnet worden: <hi rendition="#fr">Es hat der bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
feind die&#x017F;en Men&#x017F;chen</hi> (Rathmannen)<lb/><hi rendition="#fr">einmal ge&#x017F;attelt/ er wird ihn auch wol<lb/>
reiten/ wie e&#xA75B; denn &#x017F;chonthut nach allem<lb/>
&#x017F;einem willen. &#x2014; Jch wolte wol wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen/ daß ihr</hi> (die <hi rendition="#aq">Theologi</hi> zu Witten-<lb/>
berg) <hi rendition="#fr">in etlichen fragen ihm &#x017F;cha&#x0364;rffer<lb/>
auff die haut gegangen wa&#x0364;ret. Was er<lb/>
&#x017F;chreibet/ das meinet er auch/ ob er wol<lb/>
nicht vor irrig darinn will ange&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;eyn. Jhr habt die&#x017F;es ohne zweiffel<lb/>
aus guter ab&#x017F;icht gethan/ daß ihr ihn in<lb/>
etlichen &#x017F;o gar gelinde</hi> <hi rendition="#aq">tracti</hi><hi rendition="#fr">ret. Ha&#x0364;ttet<lb/>
ihr &#x017F;eine predigten geho&#x0364;ret/ womit er<lb/>
die&#x017F;e kirche 3. jahrlang geplaget/ ihr<lb/>
wu&#x0364;rdet ihn ohne zweiffel anders em-<lb/>
pfangen haben. Das</hi> <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terium</hi> <hi rendition="#fr">zu</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">D.</hi> Bo&#x0364;h-<lb/>
mens ver-<lb/>
halten.</note><hi rendition="#fr">Ulm hat ihn</hi> <hi rendition="#aq">pro dignitate tracti</hi><hi rendition="#fr">rt.</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> Johan&#x0303;<lb/>
Bo&#x0364;hme/ der auch/ wie wir bald ho&#x0364;ren werden/<lb/><hi rendition="#aq">Rathmanno</hi> wider&#x017F;prochen/ hat &#x017F;ein gemu&#x0364;th<lb/>
und ab&#x017F;ehen auch in brieffen an tag gegeben/<lb/>
als da er <hi rendition="#aq">anno</hi> 24. &#x017F;chreibet: <hi rendition="#fr">Jch ho&#x0364;re<lb/>
daß</hi> <hi rendition="#aq">M.</hi> <hi rendition="#fr">Rathman&#x0303; mir antworten werde.<lb/>
Jch will mich aber mit dem &#x017F;toltzen und<lb/>
za&#x0364;ncki&#x017F;chen mann nicht mehr einla&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ondern einen und den andern</hi> <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;um<lb/>
&#x017F;ub&#x017F;tituir</hi><hi rendition="#fr">en/ die den men&#x017F;chen nach ver-<lb/>
dien&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">tractir</hi><hi rendition="#fr">en &#x017F;ollen/ denn al&#x017F;o muß man<lb/>
den hoffa&#x0364;rtigen gei&#x017F;t immer mehr</hi> <hi rendition="#aq">exagi-<lb/>
tir</hi><hi rendition="#fr">en und</hi> <hi rendition="#aq">irritir</hi><hi rendition="#fr">en.</hi> Es &#x017F;ind aber bey die&#x017F;en<lb/>
wider&#x017F;achern <hi rendition="#aq">Rathmanni</hi> auch &#x017F;ehr viele <hi rendition="#aq">calu-<lb/>
mni</hi>en und fal&#x017F;che anklagen zu finden gewe&#x017F;en/<lb/><cb/>
dergleichen auch <hi rendition="#aq">Hartknoch p.</hi> 802. u. f. ha&#x0364;uf-<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi><lb/>
Schriff-<lb/>
ten wider<lb/>
Rathman-<lb/>
nen.</note><lb/>
fig angemercket hat. Die &#x017F;chrifften/ &#x017F;o wider<lb/>
ihn herausgekommen/ &#x017F;ind folgende. Wie &#x017F;ie<lb/>
bereits zum theil &#x017F;chon gedacht worden. Nach<lb/><hi rendition="#aq">D. Corvino</hi> hat <hi rendition="#aq">D.</hi> Conrad Dieterich zu Ulm<lb/>
wider Rathmannen eine <hi rendition="#aq">di&#x017F;putation</hi> von der<lb/>
&#x017F;chwermerey <hi rendition="#aq">publici</hi>&#xA75B;t/ darauff jener das oben-<lb/>
gedachte bedencken ge&#x017F;chrieben. Die <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pon-<lb/>
&#x017F;a</hi> derer mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Facult</hi>a&#x0364;ten &#x017F;ind <hi rendition="#aq">anno</hi> 1627. zu<lb/>
Jena mit einander ans licht kommen/ <hi rendition="#aq">Johannes<lb/>
Jacobus Cramerus</hi> hat ein <hi rendition="#aq">Cla&#x017F;&#x017F;icum P&#x0153;niten-<lb/>
tiæ</hi> oder <hi rendition="#aq">Librum Apologeticum</hi> wider ihn <hi rendition="#aq">edi</hi>rt;<lb/><hi rendition="#aq">Georgius Ro&#x017F;tius</hi> eine <hi rendition="#aq">Formulam Pacificatori-<lb/>
am</hi> oder friedens-mittel und <hi rendition="#fr">kurtze ero&#x0364;rte-<lb/>
rung der &#x017F;treitigen religions-puncte/</hi><lb/>
Ro&#x017F;tock 1627. in <hi rendition="#aq">4to;</hi> Die Chur&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Theologi</hi> <hi rendition="#fr">wiederholte lehre von der Heil.<lb/>
Schrifft wider die Rathmanni&#x017F;che<lb/>
&#x017F;chwermerey.</hi> Leiptzig 1629.</p><lb/>
          <p>26. Die&#x017F;er &#x017F;treit hat &#x017F;ich aber bald mit Rath-<lb/>
manns tod geendiget/ nach welchem auff des<lb/>
Raths an&#x017F;talt gewi&#x017F;&#x017F;e artickel von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">mate-<lb/>
ri</hi>e auffge&#x017F;etzet/ und Rathmanns lehre verworf-<lb/>
fen worden/ wie beym <hi rendition="#aq">Hartknoch l. c. p.</hi> 213. u. f.<lb/>
zu &#x017F;ehen. Welcher denn auch von einigen an-<lb/>
dern gedencket/ die Rathmannen beygefallen/<lb/>
&#x017F;onderlich des in der hi&#x017F;torie be&#x017F;chriebenen <hi rendition="#aq">M.<lb/>
Martini Statii,</hi> de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;treit <hi rendition="#aq">Calovius</hi> beygeleget<lb/>
habe. Jm andern buch am 8. capittel <hi rendition="#aq">p.</hi> 578.<note place="right">Weida&#x0364;<lb/>
ha&#x0364;ndel/</note><lb/>
erzehlet er von <hi rendition="#aq">Michael</hi> Weyda einem <hi rendition="#aq">Orga-<lb/>
ni&#x017F;t</hi>en zu Ko&#x0364;nigsberg/ welcher er&#x017F;tlich von eini-<lb/>
gen verda&#x0364;chtig gemachet worden/ weil er an &#x017F;tatt<lb/>
des andern mu&#x017F;icirens gerne Teut&#x017F;che lieder ein-<lb/>
fu&#x0364;hren wollen. Hernach noch mehr/ als er in<lb/>
Dantzig <hi rendition="#aq">anno</hi> 1628. &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cur&#x017F;um Mu&#x017F;i-</hi><note place="right">und buch/</note><lb/><hi rendition="#aq">cum</hi> herausgegeben/ darinn er <hi rendition="#fr">von der Go&#x0364;tt-<lb/>
lichen un&#x017F;ichtbaren und der irrdi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ichtbaren</hi> <hi rendition="#aq">harmoni</hi>e gehandelt. Die ur&#x017F;a-<lb/>
chen die&#x017F;es &#x017F;eines &#x017F;chreibens hat er al&#x017F;o angezei-<lb/>
get: <hi rendition="#fr">Weil keine liebe/ und treue zu fin-</hi><note place="right">und klo-<lb/>
gen.</note><lb/><hi rendition="#fr">den/ und die</hi> <hi rendition="#aq">harmoni</hi><hi rendition="#fr">e der Chri&#x017F;tenheit in<lb/>
lauter uneinigkeit/ zanck/ mord und der-<lb/>
gleichen verwandelt worden/ die kirche<lb/>
durch viel</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;ect</hi><hi rendition="#fr">en verwu&#x0364;&#x017F;tet.</hi> Die Predi-<lb/>
dige&#xA75B; da&#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;onde&#xA75B;lich <hi rendition="#aq">D. Mi&#x017F;lenta,</hi> wolten ihn<lb/>
als einen <hi rendition="#aq">Weigelian</hi>er und Rathmanni&#x017F;ten &#x017F;o<lb/>
fort abge&#x017F;etzet haben/ und gaben ihm folgende<lb/><hi rendition="#aq">punc</hi>te &#x017F;chuld: Er ha&#x0364;tte ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#fr">1. Daß</hi><note place="right">Der Pre-<lb/>
diger be-<lb/>
&#x017F;chuldi-<lb/>
gungen<lb/>
wider ihn.</note><lb/><hi rendition="#fr">die Heyden die Dreyfaltigkeit voll-<lb/>
ko&#x0364;mmlich erkannt/ er habe auch die&#x017F;e<lb/>
mit</hi> <hi rendition="#aq">Geometri</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">figur</hi><hi rendition="#fr">en abgebildet. 2.<lb/>
Ein men&#x017F;ch ko&#x0364;nne in die&#x017F;em leben voll-<lb/>
kommen &#x017F;eyn/ und nicht mehr &#x017F;u&#x0364;ndigen.<lb/>
3. CHri&#x017F;tus/ die himmli&#x017F;che weißheit/<lb/>
und der gei&#x017F;t &#x017F;ey eins/ und der men&#x017F;ch<lb/>
ko&#x0364;nne die tieffe der Gottheit ergru&#x0364;nden.<lb/>
4. Die</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;putant</hi><hi rendition="#fr">en wa&#x0364;ren vom teuffel.<lb/>
5. Man &#x017F;olle &#x017F;ich nicht von men&#x017F;chen-<lb/>
namen nennen; als von</hi> <hi rendition="#aq">Luthero Luthera-<lb/>
n</hi><hi rendition="#fr">er.</hi></p><lb/>
          <p>27. Ob nun wol Weyda &#x017F;ich verantwortet/<note place="right">Verban-<lb/>
nung und<lb/>
aus&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung.</note><lb/>
und u&#x0364;ber verdrehung &#x017F;einer worte geklagt/ i&#x017F;t er<lb/>
doch von den Predigern als ein <hi rendition="#fr">&#x017F;atans-kind<lb/>
und verdammter</hi> in bann gethan/ und dem<lb/>
teuffelu&#x0364;bergeben worden/ auch zuletzt auff deren<lb/>
anhalten abge&#x017F;etzet/ worauff er bey den <hi rendition="#aq">Refor-<lb/>
mirt</hi>en im &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e 20. jahr lang ein Organi&#x017F;t<lb/>
gewe&#x017F;en/ und noch <hi rendition="#aq">anno</hi> 1651. einen <hi rendition="#fr">wahr-</hi><note place="right">Seine<lb/>
verant-<lb/>
wortung.</note><lb/><hi rendition="#fr">hafftigen bericht und verantwortung<lb/>
auff die ehrenru&#x0364;hrige/ unchri&#x017F;tliche/ un-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ver&#x017F;o&#x0364;hn-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0131] Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. ſehr viel bedenckliche klagen wider ihn ein/ als p. „A. 3. daß er die Epiſtel Jacobi oͤffentlich „unter die Apocrypha gezehlet/ p. A. 4. daß „er oͤffentlich gepredigt/ welche die nach- „folge CHriſti trieben/ giengen mit dem „teuffel um. Item, daß er uͤber die worte „Matth. XIX. 12. von den verſchnittenen „ſo ſchandbar geprediget/ daß viele gewuͤnſchet/ „ſie haͤtten ihn nicht gehoͤret/ und ein groſſes ge- „ſpoͤtte unter den leuten daraus entſtanden. p. „C. 1. daß uͤber ſeinen laͤſterungen wider Arnd- „ten unterſchiedliche papiſtiſch worden. p. C. 3. „Er habe von Arndts buͤchern geſagt/ der teuf- fel wuͤrde dem Arndt den lohn geben. Item: Er begehrte dahin nach dieſem le- ben nicht zu kommen/ da der Arndt im Sterben hingefahren. Jhn Rathmannen haͤtteer eine cloacam des boͤſen geiſtes genen- net/ den Rath zu Dantzig aber Scharffſche- rer titulirt/ weil ſie M. Walthers ſchrifft wider Arndten nicht drucken laſſen wollen. Wie er auch uͤber ſeine Obrigkeit den rang prætendirt/ und ſich vermeſſen: Er wolte ihm ſeine ſtel- le nicht nehmen laſſen/ ſondern dabey leib und leben zuſetzen. Er haͤtte ſich auch wegen eines burgers dem teuffel mit leib und ſeel verflucht/ er wolte nicht zu Dantzig blei- ben/ wenn ihn der Rath nicht ſtraffe/ weil die buͤrger die Calviniſten defendirt gehabt. Einen andern/ der in der Lutheriſchen religion ſcrupel gehabt und in ſeinem hauſe unterricht begehret/ haͤtte eꝛ einen Holuncken geheiſſen/ ihm ſchlaͤ- ge angeboten/ und zum hauſe hinaus ge- ſtoſſen/ welches der mann vor dem Rath gekla- get/ und Catholiſch worden. p. C. 1. Jahr MDC. biß MDCC. Und laͤſter- liche re- den. Schmaͤh- ſucht. Ehrgeitz. Grau- ſamkeit. 25. Eben dieſer Corvinus hat anno 1622. an D. Meiſnern in einem brieff folgendes ge- ſchrieben/ wie es hier aus ſeiner eigenen hand ausgezeichnet worden: Es hat der boͤſe feind dieſen Menſchen (Rathmannen) einmal geſattelt/ er wird ihn auch wol reiten/ wie eꝛ denn ſchonthut nach allem ſeinem willen. — Jch wolte wol wuͤn- ſchen/ daß ihr (die Theologi zu Witten- berg) in etlichen fragen ihm ſchaͤrffer auff die haut gegangen waͤret. Was er ſchreibet/ das meinet er auch/ ob er wol nicht vor irrig darinn will angeſehen ſeyn. Jhr habt dieſes ohne zweiffel aus guter abſicht gethan/ daß ihr ihn in etlichen ſo gar gelinde tractiret. Haͤttet ihr ſeine predigten gehoͤret/ womit er dieſe kirche 3. jahrlang geplaget/ ihr wuͤrdet ihn ohne zweiffel anders em- pfangen haben. Das Miniſterium zu Ulm hat ihn pro dignitate tractirt. D. Johañ Boͤhme/ der auch/ wie wir bald hoͤren werden/ Rathmanno widerſprochen/ hat ſein gemuͤth und abſehen auch in brieffen an tag gegeben/ als da er anno 24. ſchreibet: Jch hoͤre daß M. Rathmañ mir antworten werde. Jch will mich aber mit dem ſtoltzen und zaͤnckiſchen mann nicht mehr einlaſſen/ ſondern einen und den andern Studioſum ſubſtituiren/ die den menſchen nach ver- dienſt tractiren ſollen/ denn alſo muß man den hoffaͤrtigen geiſt immer mehr exagi- tiren und irritiren. Es ſind aber bey dieſen widerſachern Rathmanni auch ſehr viele calu- mnien und falſche anklagen zu finden geweſen/ dergleichen auch Hartknoch p. 802. u. f. haͤuf- fig angemercket hat. Die ſchrifften/ ſo wider ihn herausgekommen/ ſind folgende. Wie ſie bereits zum theil ſchon gedacht worden. Nach D. Corvino hat D. Conrad Dieterich zu Ulm wider Rathmannen eine diſputation von der ſchwermerey publiciꝛt/ darauff jener das oben- gedachte bedencken geſchrieben. Die Reſpon- ſa derer meiſten Facultaͤten ſind anno 1627. zu Jena mit einander ans licht kommen/ Johannes Jacobus Cramerus hat ein Claſſicum Pœniten- tiæ oder Librum Apologeticum wider ihn edirt; Georgius Roſtius eine Formulam Pacificatori- am oder friedens-mittel und kurtze eroͤrte- rung der ſtreitigen religions-puncte/ Roſtock 1627. in 4to; Die Churſaͤchſiſchen Theologi wiederholte lehre von der Heil. Schrifft wider die Rathmanniſche ſchwermerey. Leiptzig 1629. D. Boͤh- mens ver- halten. Jahr MDC. biß MDCC. Schriff- ten wider Rathman- nen. 26. Dieſer ſtreit hat ſich aber bald mit Rath- manns tod geendiget/ nach welchem auff des Raths anſtalt gewiſſe artickel von dieſer mate- rie auffgeſetzet/ und Rathmanns lehre verworf- fen worden/ wie beym Hartknoch l. c. p. 213. u. f. zu ſehen. Welcher denn auch von einigen an- dern gedencket/ die Rathmannen beygefallen/ ſonderlich des in der hiſtorie beſchriebenen M. Martini Statii, deſſen ſtreit Calovius beygeleget habe. Jm andern buch am 8. capittel p. 578. erzehlet er von Michael Weyda einem Orga- niſten zu Koͤnigsberg/ welcher erſtlich von eini- gen verdaͤchtig gemachet worden/ weil er an ſtatt des andern muſicirens gerne Teutſche lieder ein- fuͤhren wollen. Hernach noch mehr/ als er in Dantzig anno 1628. ſeinen Diſcurſum Muſi- cum herausgegeben/ darinn er von der Goͤtt- lichen unſichtbaren und der irrdiſchen ſichtbaren harmonie gehandelt. Die urſa- chen dieſes ſeines ſchreibens hat er alſo angezei- get: Weil keine liebe/ und treue zu fin- den/ und die harmonie der Chriſtenheit in lauter uneinigkeit/ zanck/ mord und der- gleichen verwandelt worden/ die kirche durch viel ſecten verwuͤſtet. Die Predi- digeꝛ daſelbſt/ ſondeꝛlich D. Miſlenta, wolten ihn als einen Weigelianer und Rathmanniſten ſo fort abgeſetzet haben/ und gaben ihm folgende puncte ſchuld: Er haͤtte geſchrieben: 1. Daß die Heyden die Dreyfaltigkeit voll- koͤmmlich erkannt/ er habe auch dieſe mit Geometriſchen figuren abgebildet. 2. Ein menſch koͤnne in dieſem leben voll- kommen ſeyn/ und nicht mehr ſuͤndigen. 3. CHriſtus/ die himmliſche weißheit/ und der geiſt ſey eins/ und der menſch koͤnne die tieffe der Gottheit ergruͤnden. 4. Die diſputanten waͤren vom teuffel. 5. Man ſolle ſich nicht von menſchen- namen nennen; als von Luthero Luthera- ner. Weidaͤ haͤndel/ und buch/ und klo- gen. Der Pre- diger be- ſchuldi- gungen wider ihn. 27. Ob nun wol Weyda ſich verantwortet/ und uͤber verdrehung ſeiner worte geklagt/ iſt er doch von den Predigern als ein ſatans-kind und verdammter in bann gethan/ und dem teuffeluͤbergeben worden/ auch zuletzt auff deren anhalten abgeſetzet/ worauff er bey den Refor- mirten im ſchloſſe 20. jahr lang ein Organiſt geweſen/ und noch anno 1651. einen wahr- hafftigen bericht und verantwortung auff die ehrenruͤhrige/ unchriſtliche/ un- verſoͤhn- Verban- nung und ausſtoſ- ſung. Seine verant- wortung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/131
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/131>, abgerufen am 22.12.2024.