Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung.
[Spaltenumbruch] konts nicht ausführen/ sondern muste es stehen
lassen und mässiglich essen wie ein anderer
mensch/ also/ daß er wieder gantz lebendig war:
Seinem gemüthe nach aber stund er gantz ge-
lassen/ wie und was GOtt wolte/ zu essen oder
zu fasten/ zu schlaffen oder zu wachen/ und mer-
ckete nur immer auffs inwendige/ und unter-
ließ daß essen öffters/ so daß er mit der zeit so we-
nig aß/ daß sein magen und därmer gantz ver-
wehnet und ihm der hunger gantz vergangen
war/ und darnach mit macht/ mehr als er ver-
langte/ essen muste wider seinen danck; Und
was er in solchen absterben thäte/ dazu ward
er heimlich gezwungen/ dasselbe vor Gott ohne
jemands auffsehen oder wissen zu thun/ daß
ihm auch eine gute probe und gefühl sein selbst
war. Was er alles tag und nacht zur abster-
bung thäte/ ist nicht wol nacheinander zu be-
schreiben/ als zum exempel die casteyung seines
alten leb ens und wesens/ sein bitten/ flehen und
seufftzen über sein voriges leben und zeit seiner
jugend/ welches ihm gantz in untersuchung
vorgestellet war/ must es auch nach alle seinen
wissen und erkennen von anfang bekennen/
und was nur geschehen war/ das must alles
hervor; Da entstund nun ein verachtung
sein selbst und war ihm alles eins/ und kehrte
sich an nichts/ was der welt seyn mochte/ son-
dern eine gäntzliche abscheidungen in den sinnen
von allen dingen und seines eigenen willens/
das war allein seine zuflucht.

Er fragte nach nichts/ er mochte essen/ trin-
cken/ sitzen/ gehen/ stehen/ liegen/ schlaffen oder
auffstehen/ allzeit war ihm des HErren wort
seinen weg und angeben zu befördern vor au-
gen. Er lag wol eine gantze Nacht über ohne
schlaff und gemeiniglich biß um 1. uhr imme
in göttlichen gedancken und bekümmernüssen
auch dann und wann mit freuden und süssen
geschmack/ wiewol es auch mit bitterkeit ver-
menget war. Erstlich geschah es mit mühe/
den HErrn in sein gedächtnüß zu bringen/ denn
es gieng nicht ein augenblick vorbey (daß ich
also reden muß) es kamen menschliche/ weltliche
oder fleischliche/ ja unnütze garstige heßliche ge-
dancken vor seine augen/ welche er alle von sich
schmeissen und aus den sinn lassen/ verwehren/
wegern und nicht wollen muste/ denn er wuste/
daß er die eitelen übungen fahren lassen und
den gantzen tag wieder diese anfechtungen strei-
ten/ und sich selber überwinden/ oder über sich
selbstkommen muste/ daß ohne mühe und an-
stoß der sinnen nicht zugehen konte. Doch
war es ihm zu der zeit keine kleine bekümmer-
nüs/ erst in sich selbst empfindlich und gefüh-
lich zukommen/ ehe er konte ausgehen/ ja ich
wil euch das sagen/ wenn ihn Gott nicht selbst
bey der hand erhalten und fortgeführet so hätte/
er in den anfechtungen (als sie erst anfiengen)
nicht bestehen mögen. Aber der HErr thät
ihm durch seinen Geist erst alle die wege kund/
durch die er gehen und ausdulden müste/ und
nahm seiner allzeit wahr. Und wiewol er durch
göttliche andacht und seines Geistes innerliche
arbeit (welche er mannigfaltig an den mancher-
ley und verschiedenen hertzen ein sahe) einen ver-
druß auff seine äusserliche arbeit bekam/ und
einsmals gewünschet hatte/ sich derselben gar
zu entschlagen/ siehe/ so arbeitete er gleichwol
[Spaltenumbruch] fort und fort zu dieser zeit. Aber endlich rieth
es ihm der H. Geist nach und nach wol und
gab ihm ein/ er solte hinführo nicht mehr der
menschen/ sondern Gottes und seines Christi
diener werden; Aber das durffte er nicht vor-
nehmenzu entschlagen/ ob es schon noch hart
stund/ es allein auff dem glauben zu thun/ und
hatte auch viel kostbahre wercke durch seine frau
angenommen von denen/ die eine sonderliche
lust und gefallen an seinem handwerck hatten/
ja es brachten ihm auch viele von aussen/ die ihn
um des evangelii und kunst willen lieb hatten/
viel zu thun an die hand.

Hier stack er zwischen zwey wänden und son-
derlich kam ihm ohn unterlaß die geschicklich-
keit der kunst immer mehr vor augen/ als sie je-
mal in ihrer schönheit gethan hatte/ ob er schon
seine augen davon kehrete und allenthalben zu
GOtt bat. Als er aber einst sich wolte nieder-
setzen zu arbeiten/ bestund ihm sein hertz im lei-
be wie ein feuer sich zu entzünden/ daß er (er
mochte wollen oder nicht) muste auffstehen und
still halten/ darüber er sich selbst sehr verwun-
derte. Denn er dachte bey sich selbst/ siehe/
arbeite ich nicht/ o GOtt/ wo wil ich
mich und mein hauß ernehren.
Aber es
kam ihm wieder ein: Laß Gott |sorgen. Hier-
auff wolt ers doch nicht so flugs wagen/ denn er
furchte sich/ es möchte ein betrug darhinter seyn
und die leute würdens auch nicht wol auffneh-
men/ daß er sein wort nicht gehalten hätte. Dis
währete nun etliche tage/ nemlich daß die feu-
rige hitze von innen allezeit in ihm begonte;
Endlich wird er in sich gewahr/ daß ihm der
unglaube/ die ehre und sorge der nahrung dru-
cken und abhalten keinen wahren heiligen dienst
des Geistes (darein oder dazu ihn Gott berieff)
anzunehmen/ sondern abzuschlagen. Aber als-
dann ließ er sich auffrichtig (wie er wol ehe ge-
dacht hatte) befinden und ward ermahnet/ er
solte lauterlich auff Gott vertrauen/ und nichts
auffs künfftige oder auff jemand sehen/ der ihn
versorgen solte/ weil ihm zur selben zeit niemand
etwas gegeben oder zugesagt hätte/ er kannte
auch niemanden. Die jenigen/ so es wol wür-
den gethan haben/ die waren weg und entwe-
der umbracht oder verjagt/ wiewol (das muß
ich ihm nachsagen) er desselben jahrs viel geld
mochte bekommen haben von denen die getöd-
tet wurden/ die es ihm des tages zuvor/ ehe sie
gefangen wurden/ verehreten.

Aber er verlangte keinen pfennig nicht/ hatte
es auch noch nicht nöthig/ auff die art nahm
ers auch nicht/ o sein hertz war viel zu redlich und
auffrichtig/ und dennoch ward ihm nachgesagt
und belogen/ daß er wol 600. gülden davon
bracht/ seiner frau 300. zu hauß gelassen und
er 300. mitgenommen hätte/ welches ihm aber
nichts hinderte. Nicht einen pfennig hatte er
von jemanden/ sondern verkauffte in der stille
etliche güter/ nemlich seine und seines weibes
kleider oder was sie etwan von kleinodien hat-
ten/ damit sie nach Straßburg gezogen und
verzehret/ was sie hatten/ beynahe auff 18. fl.
das andere verdiente er mit seiner eigenen hand/
daß sie sich also ernehreten; Es ist vor GOtt
nicht anders/ sondern also ergangen. Als ein-
mal/ da er in dem Haag nach seinem gefäng-
nis war/ und zur selben zeit eben nicht viel zu

arbei-

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung.
[Spaltenumbruch] konts nicht ausfuͤhren/ ſondern muſte es ſtehen
laſſen und maͤſſiglich eſſen wie ein anderer
menſch/ alſo/ daß er wieder gantz lebendig war:
Seinem gemuͤthe nach aber ſtund er gantz ge-
laſſen/ wie und was GOtt wolte/ zu eſſen oder
zu faſten/ zu ſchlaffen oder zu wachen/ und mer-
ckete nur immer auffs inwendige/ und unter-
ließ daß eſſen oͤffters/ ſo daß er mit der zeit ſo we-
nig aß/ daß ſein magen und daͤrmer gantz ver-
wehnet und ihm der hunger gantz vergangen
war/ und darnach mit macht/ mehr als er ver-
langte/ eſſen muſte wider ſeinen danck; Und
was er in ſolchen abſterben thaͤte/ dazu ward
er heimlich gezwungen/ daſſelbe vor Gott ohne
jemands auffſehen oder wiſſen zu thun/ daß
ihm auch eine gute probe und gefuͤhl ſein ſelbſt
war. Was er alles tag und nacht zur abſter-
bung thaͤte/ iſt nicht wol nacheinander zu be-
ſchreiben/ als zum exempel die caſteyung ſeines
alten leb ens und weſens/ ſein bitten/ flehen und
ſeufftzen uͤber ſein voriges leben und zeit ſeiner
jugend/ welches ihm gantz in unterſuchung
vorgeſtellet war/ muſt es auch nach alle ſeinen
wiſſen und erkennen von anfang bekennen/
und was nur geſchehen war/ das muſt alles
hervor; Da entſtund nun ein verachtung
ſein ſelbſt und war ihm alles eins/ und kehrte
ſich an nichts/ was der welt ſeyn mochte/ ſon-
dern eine gaͤntzliche abſcheidungen in den ſiñen
von allen dingen und ſeines eigenen willens/
das war allein ſeine zuflucht.

Er fragte nach nichts/ er mochte eſſen/ trin-
cken/ ſitzen/ gehen/ ſtehen/ liegen/ ſchlaffen oder
auffſtehen/ allzeit war ihm des HErren wort
ſeinen weg und angeben zu befoͤrdern vor au-
gen. Er lag wol eine gantze Nacht uͤber ohne
ſchlaff und gemeiniglich biß um 1. uhr imme
in goͤttlichen gedancken und bekuͤmmernuͤſſen
auch dann und wann mit freuden und ſuͤſſen
geſchmack/ wiewol es auch mit bitterkeit ver-
menget war. Erſtlich geſchah es mit muͤhe/
den HErrn in ſein gedaͤchtnuͤß zu bringen/ deñ
es gieng nicht ein augenblick vorbey (daß ich
alſo reden muß) es kamen menſchliche/ weltliche
oder fleiſchliche/ ja unnuͤtze garſtige heßliche ge-
dancken vor ſeine augen/ welche er alle von ſich
ſchmeiſſen und aus den ſinn laſſen/ verwehren/
wegern und nicht wollen muſte/ denn er wuſte/
daß er die eitelen uͤbungen fahren laſſen und
den gantzen tag wieder dieſe anfechtungen ſtrei-
ten/ und ſich ſelber uͤberwinden/ oder uͤber ſich
ſelbſtkommen muſte/ daß ohne muͤhe und an-
ſtoß der ſinnen nicht zugehen konte. Doch
war es ihm zu der zeit keine kleine bekuͤmmer-
nuͤs/ erſt in ſich ſelbſt empfindlich und gefuͤh-
lich zukommen/ ehe er konte ausgehen/ ja ich
wil euch das ſagen/ wenn ihn Gott nicht ſelbſt
bey der hand erhalten uñ fortgefuͤhret ſo haͤtte/
er in den anfechtungen (als ſie erſt anfiengen)
nicht beſtehen moͤgen. Aber der HErr thaͤt
ihm durch ſeinen Geiſt erſt alle die wege kund/
durch die er gehen und ausdulden muͤſte/ und
nahm ſeiner allzeit wahr. Und wiewol er durch
goͤttliche andacht und ſeines Geiſtes innerliche
arbeit (welche er mannigfaltig an den mancher-
ley und verſchiedenen hertzen ein ſahe) einen ver-
druß auff ſeine aͤuſſerliche arbeit bekam/ und
einsmals gewuͤnſchet hatte/ ſich derſelben gar
zu entſchlagen/ ſiehe/ ſo arbeitete er gleichwol
[Spaltenumbruch] fort und fort zu dieſer zeit. Aber endlich rieth
es ihm der H. Geiſt nach und nach wol und
gab ihm ein/ er ſolte hinfuͤhro nicht mehr der
menſchen/ ſondern Gottes und ſeines Chriſti
diener werden; Aber das durffte er nicht vor-
nehmenzu entſchlagen/ ob es ſchon noch hart
ſtund/ es allein auff dem glauben zu thun/ und
hatte auch viel koſtbahre wercke durch ſeine frau
angenommen von denen/ die eine ſonderliche
luſt und gefallen an ſeinem handwerck hatten/
ja es brachten ihm auch viele von auſſen/ die ihn
um des evangelii und kunſt willen lieb hatten/
viel zu thun an die hand.

Hier ſtack er zwiſchen zwey waͤnden und ſon-
derlich kam ihm ohn unterlaß die geſchicklich-
keit der kunſt immer mehr vor augen/ als ſie je-
mal in ihrer ſchoͤnheit gethan hatte/ ob er ſchon
ſeine augen davon kehrete und allenthalben zu
GOtt bat. Als er aber einſt ſich wolte nieder-
ſetzen zu arbeiten/ beſtund ihm ſein hertz im lei-
be wie ein feuer ſich zu entzuͤnden/ daß er (er
mochte wollen oder nicht) muſte auffſtehen und
ſtill halten/ daruͤber er ſich ſelbſt ſehr verwun-
derte. Denn er dachte bey ſich ſelbſt/ ſiehe/
arbeite ich nicht/ o GOtt/ wo wil ich
mich und mein hauß ernehren.
Aber es
kam ihm wieder ein: Laß Gott |ſorgen. Hier-
auff wolt ers doch nicht ſo flugs wagen/ deñ er
furchte ſich/ es moͤchte ein betrug darhinter ſeyn
und die leute wuͤrdens auch nicht wol auffneh-
men/ daß er ſein wort nicht gehalten haͤtte. Dis
waͤhrete nun etliche tage/ nemlich daß die feu-
rige hitze von innen allezeit in ihm begonte;
Endlich wird er in ſich gewahr/ daß ihm der
unglaube/ die ehre und ſorge der nahrung dru-
cken uñ abhalten keinen wahren heiligen dienſt
des Geiſtes (darein oder dazu ihn Gott berieff)
anzunehmen/ ſondern abzuſchlagen. Aber als-
dann ließ er ſich auffrichtig (wie er wol ehe ge-
dacht hatte) befinden und ward ermahnet/ er
ſolte lauterlich auff Gott vertrauen/ und nichts
auffs kuͤnfftige oder auff jemand ſehen/ der ihn
verſorgen ſolte/ weil ihm zur ſelben zeit niemand
etwas gegeben oder zugeſagt haͤtte/ er kannte
auch niemanden. Die jenigen/ ſo es wol wuͤr-
den gethan haben/ die waren weg und entwe-
der umbracht oder verjagt/ wiewol (das muß
ich ihm nachſagen) er deſſelben jahrs viel geld
mochte bekommen haben von denen die getoͤd-
tet wurden/ die es ihm des tages zuvor/ ehe ſie
gefangen wurden/ verehreten.

Aber er verlangte keinen pfennig nicht/ hatte
es auch noch nicht noͤthig/ auff die art nahm
ers auch nicht/ o ſein hertz war viel zu redlich und
auffrichtig/ und dennoch ward ihm nachgeſagt
und belogen/ daß er wol 600. guͤlden davon
bracht/ ſeiner frau 300. zu hauß gelaſſen und
er 300. mitgenommen haͤtte/ welches ihm aber
nichts hinderte. Nicht einen pfennig hatte er
von jemanden/ ſondern verkauffte in der ſtille
etliche guͤter/ nemlich ſeine und ſeines weibes
kleider oder was ſie etwan von kleinodien hat-
ten/ damit ſie nach Straßburg gezogen und
verzehret/ was ſie hatten/ beynahe auff 18. fl.
das andere verdiente er mit ſeiner eigenen hand/
daß ſie ſich alſo ernehreten; Es iſt vor GOtt
nicht anders/ ſondern alſo ergangen. Als ein-
mal/ da er in dem Haag nach ſeinem gefaͤng-
nis war/ und zur ſelben zeit eben nicht viel zu

arbei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0708" n="412"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris</hi> Lebens-Be&#x017F;chreibung.</fw><lb/><cb/>
konts nicht ausfu&#x0364;hren/ &#x017F;ondern mu&#x017F;te es &#x017F;tehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iglich e&#x017F;&#x017F;en wie ein anderer<lb/>
men&#x017F;ch/ al&#x017F;o/ daß er wieder gantz lebendig war:<lb/>
Seinem gemu&#x0364;the nach aber &#x017F;tund er gantz ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ wie und was GOtt wolte/ zu e&#x017F;&#x017F;en oder<lb/>
zu fa&#x017F;ten/ zu &#x017F;chlaffen oder zu wachen/ und mer-<lb/>
ckete nur immer auffs inwendige/ und unter-<lb/>
ließ daß e&#x017F;&#x017F;en o&#x0364;ffters/ &#x017F;o daß er mit der zeit &#x017F;o we-<lb/>
nig aß/ daß &#x017F;ein magen und da&#x0364;rmer gantz ver-<lb/>
wehnet und ihm der hunger gantz vergangen<lb/>
war/ und darnach mit macht/ mehr als er ver-<lb/>
langte/ e&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te wider &#x017F;einen danck; Und<lb/>
was er in &#x017F;olchen ab&#x017F;terben tha&#x0364;te/ dazu ward<lb/>
er heimlich gezwungen/ da&#x017F;&#x017F;elbe vor Gott ohne<lb/>
jemands auff&#x017F;ehen oder wi&#x017F;&#x017F;en zu thun/ daß<lb/>
ihm auch eine gute probe und gefu&#x0364;hl &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
war. Was er alles tag und nacht zur ab&#x017F;ter-<lb/>
bung tha&#x0364;te/ i&#x017F;t nicht wol nacheinander zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben/ als zum exempel die ca&#x017F;teyung &#x017F;eines<lb/>
alten leb ens und we&#x017F;ens/ &#x017F;ein bitten/ flehen und<lb/>
&#x017F;eufftzen u&#x0364;ber &#x017F;ein voriges leben und zeit &#x017F;einer<lb/>
jugend/ welches ihm gantz in unter&#x017F;uchung<lb/>
vorge&#x017F;tellet war/ mu&#x017F;t es auch nach alle &#x017F;einen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en und erkennen von anfang bekennen/<lb/>
und was nur ge&#x017F;chehen war/ das mu&#x017F;t alles<lb/>
hervor; Da ent&#x017F;tund nun ein verachtung<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t und war ihm alles eins/ und kehrte<lb/>
&#x017F;ich an nichts/ was der welt &#x017F;eyn mochte/ &#x017F;on-<lb/>
dern eine ga&#x0364;ntzliche ab&#x017F;cheidungen in den &#x017F;in&#x0303;en<lb/>
von allen dingen und &#x017F;eines eigenen willens/<lb/>
das war allein &#x017F;eine zuflucht.</p><lb/>
              <p>Er fragte nach nichts/ er mochte e&#x017F;&#x017F;en/ trin-<lb/>
cken/ &#x017F;itzen/ gehen/ &#x017F;tehen/ liegen/ &#x017F;chlaffen oder<lb/>
auff&#x017F;tehen/ allzeit war ihm des HErren wort<lb/>
&#x017F;einen weg und angeben zu befo&#x0364;rdern vor au-<lb/>
gen. Er lag wol eine gantze Nacht u&#x0364;ber ohne<lb/>
&#x017F;chlaff und gemeiniglich biß um 1. uhr imme<lb/>
in go&#x0364;ttlichen gedancken und beku&#x0364;mmernu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch dann und wann mit freuden und &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ge&#x017F;chmack/ wiewol es auch mit bitterkeit ver-<lb/>
menget war. Er&#x017F;tlich ge&#x017F;chah es mit mu&#x0364;he/<lb/>
den HErrn in &#x017F;ein geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß zu bringen/ den&#x0303;<lb/>
es gieng nicht ein augenblick vorbey (daß ich<lb/>
al&#x017F;o reden muß) es kamen men&#x017F;chliche/ weltliche<lb/>
oder flei&#x017F;chliche/ ja unnu&#x0364;tze gar&#x017F;tige heßliche ge-<lb/>
dancken vor &#x017F;eine augen/ welche er alle von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;en und aus den &#x017F;inn la&#x017F;&#x017F;en/ verwehren/<lb/>
wegern und nicht wollen mu&#x017F;te/ denn er wu&#x017F;te/<lb/>
daß er die eitelen u&#x0364;bungen fahren la&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
den gantzen tag wieder die&#x017F;e anfechtungen &#x017F;trei-<lb/>
ten/ und &#x017F;ich &#x017F;elber u&#x0364;berwinden/ oder u&#x0364;ber &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;tkommen mu&#x017F;te/ daß ohne mu&#x0364;he und an-<lb/>
&#x017F;toß der &#x017F;innen nicht zugehen konte. Doch<lb/>
war es ihm zu der zeit keine kleine beku&#x0364;mmer-<lb/>
nu&#x0364;s/ er&#x017F;t in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t empfindlich und gefu&#x0364;h-<lb/>
lich zukommen/ ehe er konte ausgehen/ ja ich<lb/>
wil euch das &#x017F;agen/ wenn ihn Gott nicht &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
bey der hand erhalten un&#x0303; fortgefu&#x0364;hret &#x017F;o ha&#x0364;tte/<lb/>
er in den anfechtungen (als &#x017F;ie er&#x017F;t anfiengen)<lb/>
nicht be&#x017F;tehen mo&#x0364;gen. Aber der HErr tha&#x0364;t<lb/>
ihm durch &#x017F;einen Gei&#x017F;t er&#x017F;t alle die wege kund/<lb/>
durch die er gehen und ausdulden mu&#x0364;&#x017F;te/ und<lb/>
nahm &#x017F;einer allzeit wahr. Und wiewol er durch<lb/>
go&#x0364;ttliche andacht und &#x017F;eines Gei&#x017F;tes innerliche<lb/>
arbeit (welche er mannigfaltig an den mancher-<lb/>
ley und ver&#x017F;chiedenen hertzen ein &#x017F;ahe) einen ver-<lb/>
druß auff &#x017F;eine a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche arbeit bekam/ und<lb/>
einsmals gewu&#x0364;n&#x017F;chet hatte/ &#x017F;ich der&#x017F;elben gar<lb/>
zu ent&#x017F;chlagen/ &#x017F;iehe/ &#x017F;o arbeitete er gleichwol<lb/><cb/>
fort und fort zu die&#x017F;er zeit. Aber endlich rieth<lb/>
es ihm der H. Gei&#x017F;t nach und nach wol und<lb/>
gab ihm ein/ er &#x017F;olte hinfu&#x0364;hro nicht mehr der<lb/>
men&#x017F;chen/ &#x017F;ondern Gottes und &#x017F;eines Chri&#x017F;ti<lb/>
diener werden; Aber das durffte er nicht vor-<lb/>
nehmenzu ent&#x017F;chlagen/ ob es &#x017F;chon noch hart<lb/>
&#x017F;tund/ es allein auff dem glauben zu thun/ und<lb/>
hatte auch viel ko&#x017F;tbahre wercke durch &#x017F;eine frau<lb/>
angenommen von denen/ die eine &#x017F;onderliche<lb/>
lu&#x017F;t und gefallen an &#x017F;einem handwerck hatten/<lb/>
ja es brachten ihm auch viele von au&#x017F;&#x017F;en/ die ihn<lb/>
um des evangelii und kun&#x017F;t willen lieb hatten/<lb/>
viel zu thun an die hand.</p><lb/>
              <p>Hier &#x017F;tack er zwi&#x017F;chen zwey wa&#x0364;nden und &#x017F;on-<lb/>
derlich kam ihm ohn unterlaß die ge&#x017F;chicklich-<lb/>
keit der kun&#x017F;t immer mehr vor augen/ als &#x017F;ie je-<lb/>
mal in ihrer &#x017F;cho&#x0364;nheit gethan hatte/ ob er &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;eine augen davon kehrete und allenthalben zu<lb/>
GOtt bat. Als er aber ein&#x017F;t &#x017F;ich wolte nieder-<lb/>
&#x017F;etzen zu arbeiten/ be&#x017F;tund ihm &#x017F;ein hertz im lei-<lb/>
be wie ein feuer &#x017F;ich zu entzu&#x0364;nden/ daß er (er<lb/>
mochte wollen oder nicht) mu&#x017F;te auff&#x017F;tehen und<lb/>
&#x017F;till halten/ daru&#x0364;ber er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr verwun-<lb/>
derte. Denn er dachte bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">&#x017F;iehe/<lb/>
arbeite ich nicht/ o GOtt/ wo wil ich<lb/>
mich und mein hauß ernehren.</hi> Aber es<lb/>
kam ihm wieder ein: <hi rendition="#fr">Laß Gott |&#x017F;orgen.</hi> Hier-<lb/>
auff wolt ers doch nicht &#x017F;o flugs wagen/ den&#x0303; er<lb/>
furchte &#x017F;ich/ es mo&#x0364;chte ein betrug darhinter &#x017F;eyn<lb/>
und die leute wu&#x0364;rdens auch nicht wol auffneh-<lb/>
men/ daß er &#x017F;ein wort nicht gehalten ha&#x0364;tte. Dis<lb/>
wa&#x0364;hrete nun etliche tage/ nemlich daß die feu-<lb/>
rige hitze von innen allezeit in ihm begonte;<lb/>
Endlich wird er in &#x017F;ich gewahr/ daß ihm der<lb/>
unglaube/ die ehre und &#x017F;orge der nahrung dru-<lb/>
cken un&#x0303; abhalten keinen wahren heiligen dien&#x017F;t<lb/>
des Gei&#x017F;tes (darein oder dazu ihn Gott berieff)<lb/>
anzunehmen/ &#x017F;ondern abzu&#x017F;chlagen. Aber als-<lb/>
dann ließ er &#x017F;ich auffrichtig (wie er wol ehe ge-<lb/>
dacht hatte) befinden und ward ermahnet/ er<lb/>
&#x017F;olte lauterlich auff Gott vertrauen/ und nichts<lb/>
auffs ku&#x0364;nfftige oder auff jemand &#x017F;ehen/ der ihn<lb/>
ver&#x017F;orgen &#x017F;olte/ weil ihm zur &#x017F;elben zeit niemand<lb/>
etwas gegeben oder zuge&#x017F;agt ha&#x0364;tte/ er kannte<lb/>
auch niemanden. Die jenigen/ &#x017F;o es wol wu&#x0364;r-<lb/>
den gethan haben/ die waren weg und entwe-<lb/>
der umbracht oder verjagt/ wiewol (das muß<lb/>
ich ihm nach&#x017F;agen) er de&#x017F;&#x017F;elben jahrs viel geld<lb/>
mochte bekommen haben von denen die geto&#x0364;d-<lb/>
tet wurden/ die es ihm des tages zuvor/ ehe &#x017F;ie<lb/>
gefangen wurden/ verehreten.</p><lb/>
              <p>Aber er verlangte keinen pfennig nicht/ hatte<lb/>
es auch noch nicht no&#x0364;thig/ auff die art nahm<lb/>
ers auch nicht/ o &#x017F;ein hertz war viel zu redlich und<lb/>
auffrichtig/ und dennoch ward ihm nachge&#x017F;agt<lb/>
und belogen/ daß er wol 600. gu&#x0364;lden davon<lb/>
bracht/ &#x017F;einer frau 300. zu hauß gela&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
er 300. mitgenommen ha&#x0364;tte/ welches ihm aber<lb/>
nichts hinderte. Nicht einen pfennig hatte er<lb/>
von jemanden/ &#x017F;ondern verkauffte in der &#x017F;tille<lb/>
etliche gu&#x0364;ter/ nemlich &#x017F;eine und &#x017F;eines weibes<lb/>
kleider oder was &#x017F;ie etwan von kleinodien hat-<lb/>
ten/ damit &#x017F;ie nach Straßburg gezogen und<lb/>
verzehret/ was &#x017F;ie hatten/ beynahe auff 18. fl.<lb/>
das andere verdiente er mit &#x017F;einer eigenen hand/<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich al&#x017F;o ernehreten; Es i&#x017F;t vor GOtt<lb/>
nicht anders/ &#x017F;ondern al&#x017F;o ergangen. Als ein-<lb/>
mal/ da er in dem Haag nach &#x017F;einem gefa&#x0364;ng-<lb/>
nis war/ und zur &#x017F;elben zeit eben nicht viel zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">arbei-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0708] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung. konts nicht ausfuͤhren/ ſondern muſte es ſtehen laſſen und maͤſſiglich eſſen wie ein anderer menſch/ alſo/ daß er wieder gantz lebendig war: Seinem gemuͤthe nach aber ſtund er gantz ge- laſſen/ wie und was GOtt wolte/ zu eſſen oder zu faſten/ zu ſchlaffen oder zu wachen/ und mer- ckete nur immer auffs inwendige/ und unter- ließ daß eſſen oͤffters/ ſo daß er mit der zeit ſo we- nig aß/ daß ſein magen und daͤrmer gantz ver- wehnet und ihm der hunger gantz vergangen war/ und darnach mit macht/ mehr als er ver- langte/ eſſen muſte wider ſeinen danck; Und was er in ſolchen abſterben thaͤte/ dazu ward er heimlich gezwungen/ daſſelbe vor Gott ohne jemands auffſehen oder wiſſen zu thun/ daß ihm auch eine gute probe und gefuͤhl ſein ſelbſt war. Was er alles tag und nacht zur abſter- bung thaͤte/ iſt nicht wol nacheinander zu be- ſchreiben/ als zum exempel die caſteyung ſeines alten leb ens und weſens/ ſein bitten/ flehen und ſeufftzen uͤber ſein voriges leben und zeit ſeiner jugend/ welches ihm gantz in unterſuchung vorgeſtellet war/ muſt es auch nach alle ſeinen wiſſen und erkennen von anfang bekennen/ und was nur geſchehen war/ das muſt alles hervor; Da entſtund nun ein verachtung ſein ſelbſt und war ihm alles eins/ und kehrte ſich an nichts/ was der welt ſeyn mochte/ ſon- dern eine gaͤntzliche abſcheidungen in den ſiñen von allen dingen und ſeines eigenen willens/ das war allein ſeine zuflucht. Er fragte nach nichts/ er mochte eſſen/ trin- cken/ ſitzen/ gehen/ ſtehen/ liegen/ ſchlaffen oder auffſtehen/ allzeit war ihm des HErren wort ſeinen weg und angeben zu befoͤrdern vor au- gen. Er lag wol eine gantze Nacht uͤber ohne ſchlaff und gemeiniglich biß um 1. uhr imme in goͤttlichen gedancken und bekuͤmmernuͤſſen auch dann und wann mit freuden und ſuͤſſen geſchmack/ wiewol es auch mit bitterkeit ver- menget war. Erſtlich geſchah es mit muͤhe/ den HErrn in ſein gedaͤchtnuͤß zu bringen/ deñ es gieng nicht ein augenblick vorbey (daß ich alſo reden muß) es kamen menſchliche/ weltliche oder fleiſchliche/ ja unnuͤtze garſtige heßliche ge- dancken vor ſeine augen/ welche er alle von ſich ſchmeiſſen und aus den ſinn laſſen/ verwehren/ wegern und nicht wollen muſte/ denn er wuſte/ daß er die eitelen uͤbungen fahren laſſen und den gantzen tag wieder dieſe anfechtungen ſtrei- ten/ und ſich ſelber uͤberwinden/ oder uͤber ſich ſelbſtkommen muſte/ daß ohne muͤhe und an- ſtoß der ſinnen nicht zugehen konte. Doch war es ihm zu der zeit keine kleine bekuͤmmer- nuͤs/ erſt in ſich ſelbſt empfindlich und gefuͤh- lich zukommen/ ehe er konte ausgehen/ ja ich wil euch das ſagen/ wenn ihn Gott nicht ſelbſt bey der hand erhalten uñ fortgefuͤhret ſo haͤtte/ er in den anfechtungen (als ſie erſt anfiengen) nicht beſtehen moͤgen. Aber der HErr thaͤt ihm durch ſeinen Geiſt erſt alle die wege kund/ durch die er gehen und ausdulden muͤſte/ und nahm ſeiner allzeit wahr. Und wiewol er durch goͤttliche andacht und ſeines Geiſtes innerliche arbeit (welche er mannigfaltig an den mancher- ley und verſchiedenen hertzen ein ſahe) einen ver- druß auff ſeine aͤuſſerliche arbeit bekam/ und einsmals gewuͤnſchet hatte/ ſich derſelben gar zu entſchlagen/ ſiehe/ ſo arbeitete er gleichwol fort und fort zu dieſer zeit. Aber endlich rieth es ihm der H. Geiſt nach und nach wol und gab ihm ein/ er ſolte hinfuͤhro nicht mehr der menſchen/ ſondern Gottes und ſeines Chriſti diener werden; Aber das durffte er nicht vor- nehmenzu entſchlagen/ ob es ſchon noch hart ſtund/ es allein auff dem glauben zu thun/ und hatte auch viel koſtbahre wercke durch ſeine frau angenommen von denen/ die eine ſonderliche luſt und gefallen an ſeinem handwerck hatten/ ja es brachten ihm auch viele von auſſen/ die ihn um des evangelii und kunſt willen lieb hatten/ viel zu thun an die hand. Hier ſtack er zwiſchen zwey waͤnden und ſon- derlich kam ihm ohn unterlaß die geſchicklich- keit der kunſt immer mehr vor augen/ als ſie je- mal in ihrer ſchoͤnheit gethan hatte/ ob er ſchon ſeine augen davon kehrete und allenthalben zu GOtt bat. Als er aber einſt ſich wolte nieder- ſetzen zu arbeiten/ beſtund ihm ſein hertz im lei- be wie ein feuer ſich zu entzuͤnden/ daß er (er mochte wollen oder nicht) muſte auffſtehen und ſtill halten/ daruͤber er ſich ſelbſt ſehr verwun- derte. Denn er dachte bey ſich ſelbſt/ ſiehe/ arbeite ich nicht/ o GOtt/ wo wil ich mich und mein hauß ernehren. Aber es kam ihm wieder ein: Laß Gott |ſorgen. Hier- auff wolt ers doch nicht ſo flugs wagen/ deñ er furchte ſich/ es moͤchte ein betrug darhinter ſeyn und die leute wuͤrdens auch nicht wol auffneh- men/ daß er ſein wort nicht gehalten haͤtte. Dis waͤhrete nun etliche tage/ nemlich daß die feu- rige hitze von innen allezeit in ihm begonte; Endlich wird er in ſich gewahr/ daß ihm der unglaube/ die ehre und ſorge der nahrung dru- cken uñ abhalten keinen wahren heiligen dienſt des Geiſtes (darein oder dazu ihn Gott berieff) anzunehmen/ ſondern abzuſchlagen. Aber als- dann ließ er ſich auffrichtig (wie er wol ehe ge- dacht hatte) befinden und ward ermahnet/ er ſolte lauterlich auff Gott vertrauen/ und nichts auffs kuͤnfftige oder auff jemand ſehen/ der ihn verſorgen ſolte/ weil ihm zur ſelben zeit niemand etwas gegeben oder zugeſagt haͤtte/ er kannte auch niemanden. Die jenigen/ ſo es wol wuͤr- den gethan haben/ die waren weg und entwe- der umbracht oder verjagt/ wiewol (das muß ich ihm nachſagen) er deſſelben jahrs viel geld mochte bekommen haben von denen die getoͤd- tet wurden/ die es ihm des tages zuvor/ ehe ſie gefangen wurden/ verehreten. Aber er verlangte keinen pfennig nicht/ hatte es auch noch nicht noͤthig/ auff die art nahm ers auch nicht/ o ſein hertz war viel zu redlich und auffrichtig/ und dennoch ward ihm nachgeſagt und belogen/ daß er wol 600. guͤlden davon bracht/ ſeiner frau 300. zu hauß gelaſſen und er 300. mitgenommen haͤtte/ welches ihm aber nichts hinderte. Nicht einen pfennig hatte er von jemanden/ ſondern verkauffte in der ſtille etliche guͤter/ nemlich ſeine und ſeines weibes kleider oder was ſie etwan von kleinodien hat- ten/ damit ſie nach Straßburg gezogen und verzehret/ was ſie hatten/ beynahe auff 18. fl. das andere verdiente er mit ſeiner eigenen hand/ daß ſie ſich alſo ernehreten; Es iſt vor GOtt nicht anders/ ſondern alſo ergangen. Als ein- mal/ da er in dem Haag nach ſeinem gefaͤng- nis war/ und zur ſelben zeit eben nicht viel zu arbei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/708
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/708>, abgerufen am 22.12.2024.