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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung.
[Spaltenumbruch] arbeiten gab/ als nur von einen raths-herren 2.
kostbahre grosse gläser unter handen und fast
fertig hatte und daruber noch das hitzige fieber
kriegte und wol in die 6. oder 8. wochen ohne
arbeit und in grosser arbeit und in grosser noth-
durfft und seine frau dazu auch im kind-bette
war/ wurden ihm von denen/ die seine brüder
im evangelio waren/ 8. oder 10. fl. gethan/ und
das begehrte er nicht als nur gelehnt/ und so
bald er könte/ wolte ers wiedergeben. Dar-
nach als er wieder gesund worden und bey de-
nen/ die es ihm von andern leuten zusammen
gebracht und gegeben/ arbeitete/ weiß er auff
seinen tod nicht anders/ als daß ers sich hat ab-
kürtzen lassen wollen/ welches niemand wider-
legen mag/ und was die alte person oder alte
frau im hause darzu gethan (weiß nicht obs ü-
ber 2. fl. gewest) hat er auch abziehen lassen/
wiewol (sagten sie) sie es nicht wieder haben
wolten. Und das waren leute/ mit denen er
keinen umgang hatte/ und nicht gerne wolte/
daß mans wüste und seiner darinn möchte ge-
dacht werden. Dis ist also geschehen/ und den-
noch hat er hernach vernommen/ daß sie es ihm
verächtlich nachgeredet/ als die davon sich rüh-
men wollen; Aber GOtt versetzte es ihnen so/
daß sie bekennen musten/ wie sie darinn miß-
handelt. Denn ein solch wesen ist vor Gott
greulicher/ als wenn sie biß auff diesen tag in
hurerey und büberey gelebt hätten/ wenn sie den
frommen gottsfürchtigen und redlichen her-
tzen (den GOtt so lieb hat) zum nachtheil und
schande etwas nachreden; Sie möchten (das
sag ich in der warheit Gottes) lieber einen stein
an den halß hencken und ersäufft liegen im
meer/ das es am tieffsten ist.

Auch ists unwiedersprechlich vor Gott/ daß
ihm auch einsmals/ als er wieder in die stadt
Delfft gekommen/ aufferlegt oder abgefordert
worden/ wie viel schoß er vor seine einkunfft ge-
ben solte. Und als das vor die brüder kam/ ist
einere der wol der vornehmste und von grösten
ansehen war/ zur selben zeit zu den brüdern ge-
gangen/ und von einem jeglichen eine allmose
oder gabe geheischet vor einen ihrer brüder/ der
es sehr nöthig bedürffte/ und sihe/ er kriegte viel
zu der zeit ein: Denn ein jeder merckte es fast
wol/ daß es vor den mann David solte/ des we-
gen gaben sie sehr reichlich/ weil sie ihn lieb hat-
ten oder günstig waren um seines freyen ge-
müths willen in dem HErren und viel junge
liebe kinderlein hatte. Einige fragten: Jsts
vor unsern bruder/ Dav. Joris? So sagten sie/
das dürfft ihr eben nicht wissen/ gebt ihr nur
was euch Gott ins hertze gibt/ es ist alles eins/
wer es kriegt. Dis gieng ihm nun auch nahe/
daß ersolches armuth halben muste thun und
sich auch daher um seiner handthierung willen
unter die bundgenossen begeben hatte/ welches
er auch alles hat überhören müssen. Diesen nun
vorzukommen und mit warheit zu bezeugen
vor GOtt und dem HErrn Christo und an
seinem tage gegen jederman zu erscheinen/ der
ihm solches nachredet oder aufflegt/ ist mir im
sinn kommen auch mit zu papier zu bringen/
der lügen zu steuren/ sich/ wer da wil/ dafür zu
hüten/ welche zwar lange über den mann ge-
währet/ aber wenig gegen dem HErren zu rech-
nen ist/ nemlich er muß jederman (er wil oder
[Spaltenumbruch] wil nicht) schuldig blieben seyn/ da er doch nie-
mand was schuldig blieben ist/ weil er viel zu
ein auffrichtig schamhafftig und redlich hertze
dazu/ hatte das ist eins/ und über diß seinen Gott
fürchtete/ und nach dem evangelio/ das solches
lehret/ als jemand (trotz allen die auff erden
sind) von hertzengrunde und gantzer seelen liebe-
te/ Gott bleibt sein zeuge/ daß man ihm im ge-
gentheil hier und da viele schuldig blieben/ er
aber bey alle seinen wissen niemanden etwas/
so er ihnen doch nicht verwiesen.

Nun dis ist gewiß also geschehen/ daß auch
niemand (er sey in seiner natürlichen art so ver-
kehrt als er immer wolle) dran zweiffeln kan.
Er ist von GOtt überall geliebt und ihm sein
wort vornemlich auffs allerlauterste und wahr-
hafftigste anvertrauet worden/ weil er kein
falsch verkehrt hartes hertze hatte/ noch was
faisches thäte oder thun mochte/ sondern war
ein mann auserkohren (ich muß es Gott zum
preiß sagen) nach dem hertzen Gottes/ wie Da-
vid der König/ und hieß auch so; Alle auffrich-
tigkeit/ warheit und treue suchte er/ liebte friede
und barmhertzigkeit/ was gut oder das beste
war/ darnach gelüstete ihm/ den allerheiligsten
glauben erwehlete und liebte er und folgte dem-
selben nach/ in der hoffnung stärckte er sich und
in der gedult war sein trost/ sonsten hätte er so
lange nicht stand halten können wider seine be-
streiter und verfolger/ denn er von allen men-
schen oder fleisch gehasset/ sein name verworf-
fen und der allerverachteste/ der nur auff erden
seyn mag/ worden ist/ man darff seiner nicht
einmal wol gedencken oder ihn nennen/ so gäntz-
lich ist er bey der welt ausgethan/ weil er ihr in
allen entgegen und kein anseher der personen
war/ sondern es allein mit der warheit hielte/
da doch keiner der Erden nützlicher oder keiner
so nöthig die erde wieder zu rechte zu bringen
als er war/ weil ihm alle heimlichkeiten oder ge-
heimnisse Gottes geoffenbahret/ die neue ge-
burt Gottes und den Vatter und Sohn zu er-
kenen gegeben waren/ und daß in ihm oder in
seinem worte (wie frembd oder fern es auch
scheinet und unmüglich vor den augen ist) sich
alle verneuren oder verändern und sagen lassen
solten/ und allerdings auff die bahn müsten/ die
er vor uns erst gleichsam blinder weise eingegan-
gen ist. Man erwarte es zu seiner zeit und be-
sehe es/ wem es jetzt unglaublich ist.

Dis ist seiner mutter (recht zuvor/ ehe ihn
dieser Geist der warheit erleuchtet) durch ein
nacht-gesichte gezeiget worden/ nemlich/ wie
sie ihn auff einen pferde sitzen sahe mit einen ban-
de vor den augen/ einen huth auf dem haupte und
einen rock angethan an seinem leibe/ geschucht
und gesport/ was er in der hand gehabt/ ist
ihm vergessen (er meynete es sey ein feuerwerck-
gen oder ein boge gewest) und an seiner seiten
ein schwerd/ und lieff einer neben seinem rosse
her/ er aber ritte sehr schnell. Alle völcker waren
über ihn bemühet oder unruhig. Diese beyläuf-
fer wolten das pferd immer nach ihrer hand ei-
nen andern weg/ als der D. J. anschlug und
wolte/ einleiten/ und das war jedermans weg/
sehr wol bekannt/ und jedermann rieff: Diß
ist der weg/ den reite. Aber Dav. stieß/ und
schlug/ und wolte gleich aus/ denn das war kein

weg
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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung.
[Spaltenumbruch] arbeiten gab/ als nur von einen raths-herren 2.
koſtbahre groſſe glaͤſer unter handen und faſt
fertig hatte und daruber noch das hitzige fieber
kriegte und wol in die 6. oder 8. wochen ohne
arbeit und in groſſer arbeit und in groſſer noth-
durfft und ſeine frau dazu auch im kind-bette
war/ wurden ihm von denen/ die ſeine bruͤder
im evangelio waren/ 8. oder 10. fl. gethan/ und
das begehrte er nicht als nur gelehnt/ und ſo
bald er koͤnte/ wolte ers wiedergeben. Dar-
nach als er wieder geſund worden und bey de-
nen/ die es ihm von andern leuten zuſammen
gebracht und gegeben/ arbeitete/ weiß er auff
ſeinen tod nicht anders/ als daß ers ſich hat ab-
kuͤrtzen laſſen wollen/ welches niemand wider-
legen mag/ und was die alte perſon oder alte
frau im hauſe darzu gethan (weiß nicht obs uͤ-
ber 2. fl. geweſt) hat er auch abziehen laſſen/
wiewol (ſagten ſie) ſie es nicht wieder haben
wolten. Und das waren leute/ mit denen er
keinen umgang hatte/ und nicht gerne wolte/
daß mans wuͤſte und ſeiner darinn moͤchte ge-
dacht werden. Dis iſt alſo geſchehen/ und den-
noch hat er hernach vernommen/ daß ſie es ihm
veraͤchtlich nachgeredet/ als die davon ſich ruͤh-
men wollen; Aber GOtt verſetzte es ihnen ſo/
daß ſie bekennen muſten/ wie ſie darinn miß-
handelt. Denn ein ſolch weſen iſt vor Gott
greulicher/ als wenn ſie biß auff dieſen tag in
hurerey und buͤberey gelebt haͤtten/ wenn ſie den
frommen gottsfuͤrchtigen und redlichen her-
tzen (den GOtt ſo lieb hat) zum nachtheil und
ſchande etwas nachreden; Sie moͤchten (das
ſag ich in der warheit Gottes) lieber einen ſtein
an den halß hencken und erſaͤufft liegen im
meer/ das es am tieffſten iſt.

Auch iſts unwiederſprechlich vor Gott/ daß
ihm auch einsmals/ als er wieder in die ſtadt
Delfft gekommen/ aufferlegt oder abgefordert
worden/ wie viel ſchoß er vor ſeine einkunfft ge-
ben ſolte. Und als das vor die bruͤder kam/ iſt
einere der wol der vornehmſte und von groͤſten
anſehen war/ zur ſelben zeit zu den bruͤdern ge-
gangen/ und von einem jeglichen eine allmoſe
oder gabe geheiſchet vor einen ihrer bruͤder/ der
es ſehr noͤthig beduͤrffte/ und ſihe/ er kriegte viel
zu der zeit ein: Denn ein jeder merckte es faſt
wol/ daß es vor den mann David ſolte/ des we-
gen gaben ſie ſehr reichlich/ weil ſie ihn lieb hat-
ten oder guͤnſtig waren um ſeines freyen ge-
muͤths willen in dem HErren und viel junge
liebe kinderlein hatte. Einige fragten: Jſts
vor unſern bruder/ Dav. Joris? So ſagten ſie/
das duͤrfft ihr eben nicht wiſſen/ gebt ihr nur
was euch Gott ins hertze gibt/ es iſt alles eins/
wer es kriegt. Dis gieng ihm nun auch nahe/
daß erſolches armuth halben muſte thun und
ſich auch daher um ſeiner handthierung willen
unter die bundgenoſſen begeben hatte/ welches
er auch alles hat uͤberhoͤren muͤſſen. Dieſen nun
vorzukommen und mit warheit zu bezeugen
vor GOtt und dem HErrn Chriſto und an
ſeinem tage gegen jederman zu erſcheinen/ der
ihm ſolches nachredet oder aufflegt/ iſt mir im
ſinn kommen auch mit zu papier zu bringen/
der luͤgen zu ſteuren/ ſich/ wer da wil/ dafuͤr zu
huͤten/ welche zwar lange uͤber den mann ge-
waͤhret/ aber wenig gegen dem HErren zu rech-
nen iſt/ nemlich er muß jederman (er wil oder
[Spaltenumbruch] wil nicht) ſchuldig blieben ſeyn/ da er doch nie-
mand was ſchuldig blieben iſt/ weil er viel zu
ein auffrichtig ſchamhafftig und redlich hertze
dazu/ hatte das iſt eins/ uñ uͤber diß ſeinen Gott
fuͤrchtete/ und nach dem evangelio/ das ſolches
lehret/ als jemand (trotz allen die auff erden
ſind) von hertzengrunde und gantzer ſeelen liebe-
te/ Gott bleibt ſein zeuge/ daß man ihm im ge-
gentheil hier und da viele ſchuldig blieben/ er
aber bey alle ſeinen wiſſen niemanden etwas/
ſo er ihnen doch nicht verwieſen.

Nun dis iſt gewiß alſo geſchehen/ daß auch
niemand (er ſey in ſeiner natuͤrlichen art ſo ver-
kehrt als er immer wolle) dran zweiffeln kan.
Er iſt von GOtt uͤberall geliebt und ihm ſein
wort vornemlich auffs allerlauterſte und wahr-
hafftigſte anvertrauet worden/ weil er kein
falſch verkehrt hartes hertze hatte/ noch was
faiſches thaͤte oder thun mochte/ ſondern war
ein mann auserkohren (ich muß es Gott zum
preiß ſagen) nach dem hertzen Gottes/ wie Da-
vid der Koͤnig/ und hieß auch ſo; Alle auffrich-
tigkeit/ warheit und treue ſuchte er/ liebte friede
und barmhertzigkeit/ was gut oder das beſte
war/ darnach geluͤſtete ihm/ den allerheiligſten
glauben erwehlete und liebte er und folgte dem-
ſelben nach/ in der hoffnung ſtaͤrckte er ſich und
in der gedult war ſein troſt/ ſonſten haͤtte er ſo
lange nicht ſtand halten koͤnnen wider ſeine be-
ſtreiter und verfolger/ denn er von allen men-
ſchen oder fleiſch gehaſſet/ ſein name verworf-
fen und der allerverachteſte/ der nur auff erden
ſeyn mag/ worden iſt/ man darff ſeiner nicht
einmal wol gedencken oder ihn nennen/ ſo gaͤntz-
lich iſt er bey der welt ausgethan/ weil er ihr in
allen entgegen und kein anſeher der perſonen
war/ ſondern es allein mit der warheit hielte/
da doch keiner der Erden nuͤtzlicher oder keiner
ſo noͤthig die erde wieder zu rechte zu bringen
als er war/ weil ihm alle heimlichkeiten oder ge-
heimniſſe Gottes geoffenbahret/ die neue ge-
burt Gottes und den Vatter und Sohn zu er-
kenen gegeben waren/ und daß in ihm oder in
ſeinem worte (wie frembd oder fern es auch
ſcheinet und unmuͤglich vor den augen iſt) ſich
alle verneuren oder veraͤndern und ſagen laſſen
ſolten/ und allerdings auff die bahn muͤſten/ die
er vor uns erſt gleichſam blinder weiſe eingegan-
gen iſt. Man erwarte es zu ſeiner zeit und be-
ſehe es/ wem es jetzt unglaublich iſt.

Dis iſt ſeiner mutter (recht zuvor/ ehe ihn
dieſer Geiſt der warheit erleuchtet) durch ein
nacht-geſichte gezeiget worden/ nemlich/ wie
ſie ihn auff einen pferde ſitzen ſahe mit einen ban-
de vor den augen/ einẽ huth auf dem haupte uñ
einen rock angethan an ſeinem leibe/ geſchucht
und geſport/ was er in der hand gehabt/ iſt
ihm vergeſſen (er meynete es ſey ein feuerwerck-
gen oder ein boge geweſt) und an ſeiner ſeiten
ein ſchwerd/ und lieff einer neben ſeinem roſſe
her/ er aber ritte ſehr ſchnell. Alle voͤlcker waren
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fer wolten das pferd immer nach ihrer hand ei-
nen andern weg/ als der D. J. anſchlug und
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ſehr wol bekannt/ und jedermann rieff: Diß
iſt der weg/ den reite. Aber Dav. ſtieß/ und
ſchlug/ und wolte gleich aus/ denn das war kein

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[413/0709] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung. arbeiten gab/ als nur von einen raths-herren 2. koſtbahre groſſe glaͤſer unter handen und faſt fertig hatte und daruber noch das hitzige fieber kriegte und wol in die 6. oder 8. wochen ohne arbeit und in groſſer arbeit und in groſſer noth- durfft und ſeine frau dazu auch im kind-bette war/ wurden ihm von denen/ die ſeine bruͤder im evangelio waren/ 8. oder 10. fl. gethan/ und das begehrte er nicht als nur gelehnt/ und ſo bald er koͤnte/ wolte ers wiedergeben. Dar- nach als er wieder geſund worden und bey de- nen/ die es ihm von andern leuten zuſammen gebracht und gegeben/ arbeitete/ weiß er auff ſeinen tod nicht anders/ als daß ers ſich hat ab- kuͤrtzen laſſen wollen/ welches niemand wider- legen mag/ und was die alte perſon oder alte frau im hauſe darzu gethan (weiß nicht obs uͤ- ber 2. fl. geweſt) hat er auch abziehen laſſen/ wiewol (ſagten ſie) ſie es nicht wieder haben wolten. Und das waren leute/ mit denen er keinen umgang hatte/ und nicht gerne wolte/ daß mans wuͤſte und ſeiner darinn moͤchte ge- dacht werden. Dis iſt alſo geſchehen/ und den- noch hat er hernach vernommen/ daß ſie es ihm veraͤchtlich nachgeredet/ als die davon ſich ruͤh- men wollen; Aber GOtt verſetzte es ihnen ſo/ daß ſie bekennen muſten/ wie ſie darinn miß- handelt. Denn ein ſolch weſen iſt vor Gott greulicher/ als wenn ſie biß auff dieſen tag in hurerey und buͤberey gelebt haͤtten/ wenn ſie den frommen gottsfuͤrchtigen und redlichen her- tzen (den GOtt ſo lieb hat) zum nachtheil und ſchande etwas nachreden; Sie moͤchten (das ſag ich in der warheit Gottes) lieber einen ſtein an den halß hencken und erſaͤufft liegen im meer/ das es am tieffſten iſt. Auch iſts unwiederſprechlich vor Gott/ daß ihm auch einsmals/ als er wieder in die ſtadt Delfft gekommen/ aufferlegt oder abgefordert worden/ wie viel ſchoß er vor ſeine einkunfft ge- ben ſolte. Und als das vor die bruͤder kam/ iſt einere der wol der vornehmſte und von groͤſten anſehen war/ zur ſelben zeit zu den bruͤdern ge- gangen/ und von einem jeglichen eine allmoſe oder gabe geheiſchet vor einen ihrer bruͤder/ der es ſehr noͤthig beduͤrffte/ und ſihe/ er kriegte viel zu der zeit ein: Denn ein jeder merckte es faſt wol/ daß es vor den mann David ſolte/ des we- gen gaben ſie ſehr reichlich/ weil ſie ihn lieb hat- ten oder guͤnſtig waren um ſeines freyen ge- muͤths willen in dem HErren und viel junge liebe kinderlein hatte. Einige fragten: Jſts vor unſern bruder/ Dav. Joris? So ſagten ſie/ das duͤrfft ihr eben nicht wiſſen/ gebt ihr nur was euch Gott ins hertze gibt/ es iſt alles eins/ wer es kriegt. Dis gieng ihm nun auch nahe/ daß erſolches armuth halben muſte thun und ſich auch daher um ſeiner handthierung willen unter die bundgenoſſen begeben hatte/ welches er auch alles hat uͤberhoͤren muͤſſen. Dieſen nun vorzukommen und mit warheit zu bezeugen vor GOtt und dem HErrn Chriſto und an ſeinem tage gegen jederman zu erſcheinen/ der ihm ſolches nachredet oder aufflegt/ iſt mir im ſinn kommen auch mit zu papier zu bringen/ der luͤgen zu ſteuren/ ſich/ wer da wil/ dafuͤr zu huͤten/ welche zwar lange uͤber den mann ge- waͤhret/ aber wenig gegen dem HErren zu rech- nen iſt/ nemlich er muß jederman (er wil oder wil nicht) ſchuldig blieben ſeyn/ da er doch nie- mand was ſchuldig blieben iſt/ weil er viel zu ein auffrichtig ſchamhafftig und redlich hertze dazu/ hatte das iſt eins/ uñ uͤber diß ſeinen Gott fuͤrchtete/ und nach dem evangelio/ das ſolches lehret/ als jemand (trotz allen die auff erden ſind) von hertzengrunde und gantzer ſeelen liebe- te/ Gott bleibt ſein zeuge/ daß man ihm im ge- gentheil hier und da viele ſchuldig blieben/ er aber bey alle ſeinen wiſſen niemanden etwas/ ſo er ihnen doch nicht verwieſen. Nun dis iſt gewiß alſo geſchehen/ daß auch niemand (er ſey in ſeiner natuͤrlichen art ſo ver- kehrt als er immer wolle) dran zweiffeln kan. Er iſt von GOtt uͤberall geliebt und ihm ſein wort vornemlich auffs allerlauterſte und wahr- hafftigſte anvertrauet worden/ weil er kein falſch verkehrt hartes hertze hatte/ noch was faiſches thaͤte oder thun mochte/ ſondern war ein mann auserkohren (ich muß es Gott zum preiß ſagen) nach dem hertzen Gottes/ wie Da- vid der Koͤnig/ und hieß auch ſo; Alle auffrich- tigkeit/ warheit und treue ſuchte er/ liebte friede und barmhertzigkeit/ was gut oder das beſte war/ darnach geluͤſtete ihm/ den allerheiligſten glauben erwehlete und liebte er und folgte dem- ſelben nach/ in der hoffnung ſtaͤrckte er ſich und in der gedult war ſein troſt/ ſonſten haͤtte er ſo lange nicht ſtand halten koͤnnen wider ſeine be- ſtreiter und verfolger/ denn er von allen men- ſchen oder fleiſch gehaſſet/ ſein name verworf- fen und der allerverachteſte/ der nur auff erden ſeyn mag/ worden iſt/ man darff ſeiner nicht einmal wol gedencken oder ihn nennen/ ſo gaͤntz- lich iſt er bey der welt ausgethan/ weil er ihr in allen entgegen und kein anſeher der perſonen war/ ſondern es allein mit der warheit hielte/ da doch keiner der Erden nuͤtzlicher oder keiner ſo noͤthig die erde wieder zu rechte zu bringen als er war/ weil ihm alle heimlichkeiten oder ge- heimniſſe Gottes geoffenbahret/ die neue ge- burt Gottes und den Vatter und Sohn zu er- kenen gegeben waren/ und daß in ihm oder in ſeinem worte (wie frembd oder fern es auch ſcheinet und unmuͤglich vor den augen iſt) ſich alle verneuren oder veraͤndern und ſagen laſſen ſolten/ und allerdings auff die bahn muͤſten/ die er vor uns erſt gleichſam blinder weiſe eingegan- gen iſt. Man erwarte es zu ſeiner zeit und be- ſehe es/ wem es jetzt unglaublich iſt. Dis iſt ſeiner mutter (recht zuvor/ ehe ihn dieſer Geiſt der warheit erleuchtet) durch ein nacht-geſichte gezeiget worden/ nemlich/ wie ſie ihn auff einen pferde ſitzen ſahe mit einen ban- de vor den augen/ einẽ huth auf dem haupte uñ einen rock angethan an ſeinem leibe/ geſchucht und geſport/ was er in der hand gehabt/ iſt ihm vergeſſen (er meynete es ſey ein feuerwerck- gen oder ein boge geweſt) und an ſeiner ſeiten ein ſchwerd/ und lieff einer neben ſeinem roſſe her/ er aber ritte ſehr ſchnell. Alle voͤlcker waren uͤber ihn bemuͤhet oder unruhig. Dieſe beylaͤuf- fer wolten das pferd immer nach ihrer hand ei- nen andern weg/ als der D. J. anſchlug und wolte/ einleiten/ und das war jedermans weg/ ſehr wol bekannt/ und jedermann rieff: Diß iſt der weg/ den reite. Aber Dav. ſtieß/ und ſchlug/ und wolte gleich aus/ denn das war kein weg F f f 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/709>, abgerufen am 22.12.2024.