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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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einigten Staaten Nordamerikas, daß nicht mehr als etwa 0,4 g Wasserdampf pro Kubikmeter in der Marsluft an der Oberfläche des Planeten vorkommen kann. Wäre die Luft gesättigt, entspräche dies einer Temperatur von -28° C; in einem ausgeprägten Wüstenklima, wie es auf dem Mars nach allem Anschein herrscht, ist die entsprechende Temperatur -17° C. (Dabei wird eine relative Feuchtigkeit von 31 Proz. angenommen; dieser Wert gilt für die Wüste Utahs im Sommer.) Dies entspricht demnach der mittleren Temperatur des Hochsommertages; im vollen Sonnenschein kann wohl die Temperatur, wie in den irdischen Wüsten, 20° höher ausfallen, d. h. die Gefriertemperatur des Wassers überschreiten, und in noch höherem Grad gilt dies für die Bodentemperatur. Diese Bestimmung nach Campbells Daten stimmt auffallend gut mit der von Christiansen ausgeführten Berechnung, wobei die Stärke der Sonnenstrahlung zu Grunde gelegt wird und eine mittlere Temperatur der Marsoberfläche von -37° C. herauskommt.

Das Wasser, welches nicht zur Verwitterung (Hydratbildung) verbraucht worden ist, hat sich demnach längst in fossiles Eis (Grundeis) verwandelt, welches ebenso wie die entsprechenden Ablagerungen auf den neusibirischen Inseln von dünnen lockeren Erdschichten überdeckt ist oder, mit Sand gemischt wie in dem nordsibirischen Erdboden, eine Art Gestein bildet, worin das Bindemittel aus Eis besteht. Das einzige Wasser, das noch auf der Oberfläche des Mars zum Vorschein kommt, ist dasjenige, was aus vulkanischen Spalten nachgeliefert wird, nach kurzem Umlauf in den Oberflächenbildungen sich aber bald dem gefrorenen Grundwasser zugesellt.

einigten Staaten Nordamerikas, daß nicht mehr als etwa 0,4 g Wasserdampf pro Kubikmeter in der Marsluft an der Oberfläche des Planeten vorkommen kann. Wäre die Luft gesättigt, entspräche dies einer Temperatur von -28° C; in einem ausgeprägten Wüstenklima, wie es auf dem Mars nach allem Anschein herrscht, ist die entsprechende Temperatur -17° C. (Dabei wird eine relative Feuchtigkeit von 31 Proz. angenommen; dieser Wert gilt für die Wüste Utahs im Sommer.) Dies entspricht demnach der mittleren Temperatur des Hochsommertages; im vollen Sonnenschein kann wohl die Temperatur, wie in den irdischen Wüsten, 20° höher ausfallen, d. h. die Gefriertemperatur des Wassers überschreiten, und in noch höherem Grad gilt dies für die Bodentemperatur. Diese Bestimmung nach Campbells Daten stimmt auffallend gut mit der von Christiansen ausgeführten Berechnung, wobei die Stärke der Sonnenstrahlung zu Grunde gelegt wird und eine mittlere Temperatur der Marsoberfläche von -37° C. herauskommt.

Das Wasser, welches nicht zur Verwitterung (Hydratbildung) verbraucht worden ist, hat sich demnach längst in fossiles Eis (Grundeis) verwandelt, welches ebenso wie die entsprechenden Ablagerungen auf den neusibirischen Inseln von dünnen lockeren Erdschichten überdeckt ist oder, mit Sand gemischt wie in dem nordsibirischen Erdboden, eine Art Gestein bildet, worin das Bindemittel aus Eis besteht. Das einzige Wasser, das noch auf der Oberfläche des Mars zum Vorschein kommt, ist dasjenige, was aus vulkanischen Spalten nachgeliefert wird, nach kurzem Umlauf in den Oberflächenbildungen sich aber bald dem gefrorenen Grundwasser zugesellt.

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einigten Staaten Nordamerikas, daß nicht mehr als etwa 0,4 g Wasserdampf pro Kubikmeter in der Marsluft an der Oberfläche des Planeten vorkommen kann. Wäre die Luft gesättigt, entspräche dies einer Temperatur von -28° C; in einem ausgeprägten Wüstenklima, wie es auf dem Mars nach allem Anschein herrscht, ist die entsprechende Temperatur -17° C. (Dabei wird eine relative Feuchtigkeit von 31 Proz. angenommen; dieser Wert gilt für die Wüste Utahs im Sommer.) Dies entspricht demnach der mittleren Temperatur des Hochsommertages; im vollen Sonnenschein kann wohl die Temperatur, wie in den irdischen Wüsten, 20° höher ausfallen, d. h. die Gefriertemperatur des Wassers überschreiten, und in noch höherem Grad gilt dies für die Bodentemperatur. Diese Bestimmung nach <hi rendition="#g">Campbells</hi> Daten stimmt auffallend gut mit der von <hi rendition="#g">Christiansen</hi> ausgeführten Berechnung, wobei die Stärke der Sonnenstrahlung zu Grunde gelegt wird und eine mittlere Temperatur der Marsoberfläche von -37° C. herauskommt.</p>
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[0039] einigten Staaten Nordamerikas, daß nicht mehr als etwa 0,4 g Wasserdampf pro Kubikmeter in der Marsluft an der Oberfläche des Planeten vorkommen kann. Wäre die Luft gesättigt, entspräche dies einer Temperatur von -28° C; in einem ausgeprägten Wüstenklima, wie es auf dem Mars nach allem Anschein herrscht, ist die entsprechende Temperatur -17° C. (Dabei wird eine relative Feuchtigkeit von 31 Proz. angenommen; dieser Wert gilt für die Wüste Utahs im Sommer.) Dies entspricht demnach der mittleren Temperatur des Hochsommertages; im vollen Sonnenschein kann wohl die Temperatur, wie in den irdischen Wüsten, 20° höher ausfallen, d. h. die Gefriertemperatur des Wassers überschreiten, und in noch höherem Grad gilt dies für die Bodentemperatur. Diese Bestimmung nach Campbells Daten stimmt auffallend gut mit der von Christiansen ausgeführten Berechnung, wobei die Stärke der Sonnenstrahlung zu Grunde gelegt wird und eine mittlere Temperatur der Marsoberfläche von -37° C. herauskommt. Das Wasser, welches nicht zur Verwitterung (Hydratbildung) verbraucht worden ist, hat sich demnach längst in fossiles Eis (Grundeis) verwandelt, welches ebenso wie die entsprechenden Ablagerungen auf den neusibirischen Inseln von dünnen lockeren Erdschichten überdeckt ist oder, mit Sand gemischt wie in dem nordsibirischen Erdboden, eine Art Gestein bildet, worin das Bindemittel aus Eis besteht. Das einzige Wasser, das noch auf der Oberfläche des Mars zum Vorschein kommt, ist dasjenige, was aus vulkanischen Spalten nachgeliefert wird, nach kurzem Umlauf in den Oberflächenbildungen sich aber bald dem gefrorenen Grundwasser zugesellt.

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/39>, abgerufen am 20.04.2024.