Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Nach der Interpretation ist der juste Ludwig XVI, und die Pest, welche die Richter zur Flucht zwingt, der Schrecken von 1793.

De soldat simple parviendra en empire,
De robe courte parviendra a la longue,
Vaillant aux armes en eglise au plus pyre,
Vexer les prestres comme l'eau fait l'esponge.

Das ist Napoleon.

De la cite marine et tributaire (Toulon nach der Auslegung)
La teste raze (Napoleon) prendra la satrapie (das Kaiserthum)
Chasser sordide, qui puis sera contraire,
Par quatorze ans tiendra la tyrannie.

Est-ce clair? setzt hier der Commentar hinzu; die vierzehn Jahre scheinen ihm besonders anzustehen.

L'aigle pousse au tour de pavillons,
Par autres oyseaux d'entour sera chasse:
Quant bruit des cymbres, tube et sounaillons
Rendront le sens de la dame insensee.

Die dame insensee ist dann Frankreich.

Un serpent tout proche du lit royal,
Sera par dame nuict, chiens n'aboyeront,
Lors naistra en France un prince tout royal,
Du ciel venu tous les princes verront.

Wer kann noch zweifeln, daß dieß Henry, le Dieu-donne ist? Die Schlange und die Hunde werden nicht näher bezeichnet, aber ich müßte mich sehr irren, wenn die Legitimisten nicht auch dafür eine Erklärung hätten, die ihnen nur die Vorsicht nicht erlaubt zu veröffentlichen. Endlich kommen dann noch der Sturz Karls X (auf den ein Vers, der von einem Philipp handelt, angewendet wird), die Eroberung Algiers, die Constitution und der Luxor in eben so klaren Prophezeiungen vor. Das für die Vergangenheit. Die Zukunft, oder besser, das Jahr 1840, denn dieses Jahr ist nun einmal ausersehen, die Prophezeiungen des Nostradamus zu completiren, ist dann in sechzehn Strophen sehr klar angekündigt, der Commentator findet aber für klug, uns den Text ohne Bemerkungen zu geben; er mochte diese für überflüssig halten; jedenfalls ist es sehr klug, solche Prophezeiungen erst nachdem sie eingetroffen zu commentiren. Hier ein paar Auszüge:

Les deux neveux, en divers lieux nourris,
Navale pugne (combat), terre peres tombez,
Viendront si haut eslevez enguerris,
Venger l'injure, ennemis succombez.
L'arbre qu'estait par long temps mort seche,
Dans une nuit viendra a reverdir:
Cron Roi malade, Prince pied estache
Criant d'ennemis fera voile bondir.
Par mort la France prendra voyage a faire,
Closse par mer, marcher monts Pyrenees,
Espagne en trouble, marcher gent militaire:
De plus grand Dames en France emmenees.

Die arme Königin von Spanien! denn das bezieht sich unzweifelhaft auf sie. Aber das ist noch nichts:

Par avarice, par force et violence
Viendra vexer les siens chefs d'Orleans,
Pres sainct Memire assault et resistance,
Mort dans sa tante diront quils dort leans.
Le neuf empire en desolation
Sera change du pole aquilonaire (du Nord),
De la Sicile viendra l'emotion
Troubler l'emprise (l'entreprise) a Philip tributaire.
Le prochain fils de l'ainier parviendra.
Tout esleve jusqu'au regne des forts,
Son aspre gloire un chacun la craindra,
Mais ses enfants du regne jetes hors.

Es wundert mich nur die Bescheidenheit des Hrn. Telmunder, denn er hätte nur noch hinzusetzen dürfen: "Est-ce clair?" O! die Franzosen sind ein wunderbares Volk. Es ist mehr als Zufall, wenn die neuere französische Litteratur sich ganz besonders in Contrasten gefällt, denn die Franzosen sind der lebendigste Contrast, den es nur geben kann. Heute tapfer ohne Gleichen, morgen vor einem panischen Schrecken fliehend; heute ungläubig, morgen abergläubig; heute wilde Revolutionärs, morgen wahre Moutons; heute Schreckensmänner, morgen furchtsame Epiciers; heute ergebene Diener der Tyrannei eines Napoleon, morgen stolze Brutusse. Und wer hätte noch gestern ahnen können und geglaubt, daß heute ganz Paris von den Prophezeiungen des Nostradamus sprechen werde, daß die Regierung sich durch dieselben in Angst gesetzt fühle, und daß das Volk durch dieselben aufgeregt werden könne! Die Ursache der Aufregung liegt freilich tiefer; jene Prophezeiungen sind nur der Hauch, der das Meer bewegt, und die Möglichkeit, das Meer durch einen einzigen Windhauch zu bewegen, liegt eben in dem Wesen des Meeres selbst. Die Legitimisten sind übrigens sehr unkluge Propheten und Prophetenausleger, wenn sie nicht für das kommende Jahr ernste Unternehmungen vorhaben; denn ihr Prophetenbüchlein mit der Jahreszahl 1840 sagt ihr letztes Wort, und wenn dieses Jahr ohne die verkündeten Ereignisse abliefe, so würde es um das Ansehen des Nostradamus wenigstens auf zehn und zwanzig Jahre geschehen seyn. Sie verschießen ihr bestes Pulver; sehen wir, ob es bloß Schreckschüsse sind, oder ob die Kugeln gerichtet sind und treffen werden! (Nordd. Bl.)


Ostindien.

Die Nachricht, daß Sir John Keane seine Entlassung genommen habe, ist trotz seiner Lorbeern von Ghisni mit großem Vergnügen aufgenommen worden. Es scheint, die vielen Briefe von Officieren der Armee in Kabul, welche in allen indischen Zeitungen erschienen, haben ihn dazu bewogen, nachdem er umsonst Versuche gemacht hatte, die Schreiber derselben zu erfahren. Es sind aber viele angekommen, welche sich in Ausdrücken über ihn äußerten, die kein Journal zu drucken wagte. Er hat sich bei den Truppen der Compagnie sehr unpopulär gemacht, indem er ihnen auf alle Art die königlichen Regimenter vorzog, welche Theil an dem Feldzug nahmen, besonders bei Ernennungen für den Stab und in der Bezeichnung der Brigadegenerale, welche ein Commando im Feld erhielten. Seine Correspondenz und seine Conversation mit General Nott darüber, welche bekannt gemacht wurden, hat den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es ist eine alte Klage der Officiere der Armee der Compagnie, daß ihnen die königlichen Officiere vorgesetzt werden, und da man fast nie einen General en Chef aus ihnen nimmt, so haben sie keine Aussicht, daß ihnen darin Recht widerfahre, und es ist ein großer Fehler der Direction in London, daß sie nicht darauf besteht, daß ihre Generale in gleichem Verhältniß mit den königlichen angewendet werden. Dieser alte Streit wird täglich bitterer, um so mehr, als die ungleiche Art des Avancements in den beiden Armeen die Officiere der Compagnie immer in Nachtheil stellt, da in der Armee der Compagnie kein Stellenkauf stattfindet, und die Officiere daher im Durchschnitt immer später die höheren Grade erreichen, als in der königlichen Armee.

Die indische Armee wird um 12 Regimenter verstärkt, wodurch auf Einmal alle Ersparnisse von Lord W. Bentinck, welche vor sieben Jahren beinahe einen Aufstand erregt hätten, wieder vernichtet werden. Aber die Politik von Lord Auckland, die politische Gränze von Indien so weit auszudehnen, läßt der Compagnie keine Wahl; denn die Garnisonen im Innern können


Nach der Interpretation ist der juste Ludwig XVI, und die Pest, welche die Richter zur Flucht zwingt, der Schrecken von 1793.

De soldat simple parviendra en empire,
De robe courte parviendra à la longue,
Vaillant aux armes en église au plus pyre,
Vexer les prestres comme l'eau fait l'esponge.

Das ist Napoleon.

De la cité marine et tributaire (Toulon nach der Auslegung)
La teste raze (Napoleon) prendra la satrapie (das Kaiserthum)
Chasser sordide, qui puis sera contraire,
Par quatorze ans tiendra la tyrannie.

Est-ce clair? setzt hier der Commentar hinzu; die vierzehn Jahre scheinen ihm besonders anzustehen.

L'aigle poussé au tour de pavillons,
Par autres oyseaux d'entour sera chassé:
Quant bruit des cymbres, tube et sounaillons
Rendront le sens de la dame insensée.

Die dame insensée ist dann Frankreich.

Un serpent tout proche du lit royal,
Sera par dame nuict, chiens n'aboyeront,
Lors naistra en France un prince tout royal,
Du ciel venu tous les princes verront.

Wer kann noch zweifeln, daß dieß Henry, le Dieu-donné ist? Die Schlange und die Hunde werden nicht näher bezeichnet, aber ich müßte mich sehr irren, wenn die Legitimisten nicht auch dafür eine Erklärung hätten, die ihnen nur die Vorsicht nicht erlaubt zu veröffentlichen. Endlich kommen dann noch der Sturz Karls X (auf den ein Vers, der von einem Philipp handelt, angewendet wird), die Eroberung Algiers, die Constitution und der Luxor in eben so klaren Prophezeiungen vor. Das für die Vergangenheit. Die Zukunft, oder besser, das Jahr 1840, denn dieses Jahr ist nun einmal ausersehen, die Prophezeiungen des Nostradamus zu completiren, ist dann in sechzehn Strophen sehr klar angekündigt, der Commentator findet aber für klug, uns den Text ohne Bemerkungen zu geben; er mochte diese für überflüssig halten; jedenfalls ist es sehr klug, solche Prophezeiungen erst nachdem sie eingetroffen zu commentiren. Hier ein paar Auszüge:

Les deux neveux, en divers lieux nourris,
Navale pugne (combat), terre pères tombez,
Viendront si haut eslevez enguerris,
Venger l'injure, ennemis succombez.
L'arbre qu'estait par long temps mort seché,
Dans une nuit viendra à reverdir:
Cron Roi malade, Prince pied estaché
Criant d'ennemis fera voile bondir.
Par mort la France prendra voyage à faire,
Closse par mer, marcher monts Pyrénées,
Espagne en trouble, marcher gent militaire:
De plus grand Dames en France emmenées.

Die arme Königin von Spanien! denn das bezieht sich unzweifelhaft auf sie. Aber das ist noch nichts:

Par avarice, par force et violence
Viendra vexer les siens chefs d'Orleans,
Près sainct Memire assault et résistance,
Mort dans sa tante diront quils dort leans.
Le neuf empire en désolation
Sera changé du pole aquilonaire (du Nord),
De la Sicile viendra l'emotion
Troubler l'emprise (l'entreprise) à Philip tributaire.
Le prochain fils de l'ainier parviendra.
Tout eslevé jusqu'au regne des forts,
Son aspre gloire un chacun la craindra,
Mais ses enfants du regne jetés hors.

Es wundert mich nur die Bescheidenheit des Hrn. Telmunder, denn er hätte nur noch hinzusetzen dürfen: „Est-ce clair?“ O! die Franzosen sind ein wunderbares Volk. Es ist mehr als Zufall, wenn die neuere französische Litteratur sich ganz besonders in Contrasten gefällt, denn die Franzosen sind der lebendigste Contrast, den es nur geben kann. Heute tapfer ohne Gleichen, morgen vor einem panischen Schrecken fliehend; heute ungläubig, morgen abergläubig; heute wilde Revolutionärs, morgen wahre Moutons; heute Schreckensmänner, morgen furchtsame Epiciers; heute ergebene Diener der Tyrannei eines Napoleon, morgen stolze Brutusse. Und wer hätte noch gestern ahnen können und geglaubt, daß heute ganz Paris von den Prophezeiungen des Nostradamus sprechen werde, daß die Regierung sich durch dieselben in Angst gesetzt fühle, und daß das Volk durch dieselben aufgeregt werden könne! Die Ursache der Aufregung liegt freilich tiefer; jene Prophezeiungen sind nur der Hauch, der das Meer bewegt, und die Möglichkeit, das Meer durch einen einzigen Windhauch zu bewegen, liegt eben in dem Wesen des Meeres selbst. Die Legitimisten sind übrigens sehr unkluge Propheten und Prophetenausleger, wenn sie nicht für das kommende Jahr ernste Unternehmungen vorhaben; denn ihr Prophetenbüchlein mit der Jahreszahl 1840 sagt ihr letztes Wort, und wenn dieses Jahr ohne die verkündeten Ereignisse abliefe, so würde es um das Ansehen des Nostradamus wenigstens auf zehn und zwanzig Jahre geschehen seyn. Sie verschießen ihr bestes Pulver; sehen wir, ob es bloß Schreckschüsse sind, oder ob die Kugeln gerichtet sind und treffen werden! (Nordd. Bl.)


Ostindien.

Die Nachricht, daß Sir John Keane seine Entlassung genommen habe, ist trotz seiner Lorbeern von Ghisni mit großem Vergnügen aufgenommen worden. Es scheint, die vielen Briefe von Officieren der Armee in Kabul, welche in allen indischen Zeitungen erschienen, haben ihn dazu bewogen, nachdem er umsonst Versuche gemacht hatte, die Schreiber derselben zu erfahren. Es sind aber viele angekommen, welche sich in Ausdrücken über ihn äußerten, die kein Journal zu drucken wagte. Er hat sich bei den Truppen der Compagnie sehr unpopulär gemacht, indem er ihnen auf alle Art die königlichen Regimenter vorzog, welche Theil an dem Feldzug nahmen, besonders bei Ernennungen für den Stab und in der Bezeichnung der Brigadegenerale, welche ein Commando im Feld erhielten. Seine Correspondenz und seine Conversation mit General Nott darüber, welche bekannt gemacht wurden, hat den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es ist eine alte Klage der Officiere der Armee der Compagnie, daß ihnen die königlichen Officiere vorgesetzt werden, und da man fast nie einen General en Chef aus ihnen nimmt, so haben sie keine Aussicht, daß ihnen darin Recht widerfahre, und es ist ein großer Fehler der Direction in London, daß sie nicht darauf besteht, daß ihre Generale in gleichem Verhältniß mit den königlichen angewendet werden. Dieser alte Streit wird täglich bitterer, um so mehr, als die ungleiche Art des Avancements in den beiden Armeen die Officiere der Compagnie immer in Nachtheil stellt, da in der Armee der Compagnie kein Stellenkauf stattfindet, und die Officiere daher im Durchschnitt immer später die höheren Grade erreichen, als in der königlichen Armee.

Die indische Armee wird um 12 Regimenter verstärkt, wodurch auf Einmal alle Ersparnisse von Lord W. Bentinck, welche vor sieben Jahren beinahe einen Aufstand erregt hätten, wieder vernichtet werden. Aber die Politik von Lord Auckland, die politische Gränze von Indien so weit auszudehnen, läßt der Compagnie keine Wahl; denn die Garnisonen im Innern können

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <div type="jSupplement" n="1">
            <floatingText>
              <body>
                <div n="2">
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <pb facs="#f0012" n="0012"/><lb/>
                    <p>Nach der Interpretation ist der juste Ludwig XVI, und die Pest, welche die Richter zur Flucht zwingt, der Schrecken von 1793.</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>De soldat simple parviendra en empire,</l><lb/>
                      <l>De robe courte parviendra à la longue,</l><lb/>
                      <l>Vaillant aux armes en église au plus pyre,</l><lb/>
                      <l>Vexer les prestres comme l'eau fait l'esponge.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Das ist Napoleon.</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>De la cité marine et tributaire (Toulon nach der Auslegung)</l><lb/>
                      <l>La teste raze (Napoleon) prendra la satrapie (das Kaiserthum)</l><lb/>
                      <l>Chasser sordide, qui puis sera contraire,</l><lb/>
                      <l>Par quatorze ans tiendra la tyrannie.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Est-ce clair? setzt hier der Commentar hinzu; die vierzehn Jahre scheinen ihm besonders anzustehen.</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>L'aigle poussé au tour de pavillons,</l><lb/>
                      <l>Par autres oyseaux d'entour sera chassé:</l><lb/>
                      <l>Quant bruit des cymbres, tube et sounaillons</l><lb/>
                      <l>Rendront le sens de la dame insensée.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Die dame insensée ist dann Frankreich.</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>Un serpent tout proche du lit royal,</l><lb/>
                      <l>Sera par dame nuict, chiens n'aboyeront,</l><lb/>
                      <l>Lors naistra en France un prince tout royal,</l><lb/>
                      <l>Du ciel venu tous les princes verront.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Wer kann noch zweifeln, daß dieß Henry, le Dieu-donné ist? Die Schlange und die Hunde werden nicht näher bezeichnet, aber ich müßte mich sehr irren, wenn die Legitimisten nicht auch dafür eine Erklärung hätten, die ihnen nur die Vorsicht nicht erlaubt zu veröffentlichen. Endlich kommen dann noch der Sturz Karls X (auf den ein Vers, der von einem Philipp handelt, angewendet wird), die Eroberung Algiers, die Constitution und der Luxor in eben so klaren Prophezeiungen vor. Das für die Vergangenheit. Die Zukunft, oder besser, das Jahr 1840, denn dieses Jahr ist nun einmal ausersehen, die Prophezeiungen des Nostradamus zu completiren, ist dann in sechzehn Strophen sehr klar angekündigt, der Commentator findet aber für klug, uns den Text ohne Bemerkungen zu geben; er mochte diese für überflüssig halten; jedenfalls ist es sehr klug, solche Prophezeiungen erst nachdem sie eingetroffen zu commentiren. Hier ein paar Auszüge:</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>Les deux neveux, en divers lieux nourris,</l><lb/>
                      <l>Navale pugne (combat), terre pères tombez,</l><lb/>
                      <l>Viendront si haut eslevez enguerris,</l><lb/>
                      <l>Venger l'injure, ennemis succombez.</l><lb/>
                      <l>L'arbre qu'estait par long temps mort seché,</l><lb/>
                      <l>Dans une nuit viendra à reverdir:</l><lb/>
                      <l>Cron Roi malade, Prince pied estaché</l><lb/>
                      <l>Criant d'ennemis fera voile bondir.</l><lb/>
                      <l>Par mort la France prendra voyage à faire,</l><lb/>
                      <l>Closse par mer, marcher monts Pyrénées,</l><lb/>
                      <l>Espagne en trouble, marcher gent militaire:</l><lb/>
                      <l>De plus grand Dames en France emmenées.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Die arme Königin von Spanien! denn das bezieht sich unzweifelhaft auf sie. Aber das ist noch nichts:</p><lb/>
                    <lg type="poem">
                      <l>Par avarice, par force et violence</l><lb/>
                      <l>Viendra vexer les siens chefs d'Orleans,</l><lb/>
                      <l>Près sainct Memire assault et résistance,</l><lb/>
                      <l>Mort dans sa tante diront quils dort leans.</l><lb/>
                      <l>Le neuf empire en désolation</l><lb/>
                      <l>Sera changé du pole aquilonaire (du Nord),</l><lb/>
                      <l>De la Sicile viendra l'emotion</l><lb/>
                      <l>Troubler l'emprise (l'entreprise) à Philip tributaire.</l><lb/>
                      <l>Le prochain fils de l'ainier parviendra.</l><lb/>
                      <l>Tout eslevé jusqu'au regne des forts,</l><lb/>
                      <l>Son aspre gloire un chacun la craindra,</l><lb/>
                      <l>Mais ses enfants du regne jetés hors.</l>
                    </lg><lb/>
                    <p>Es wundert mich nur die Bescheidenheit des Hrn. Telmunder, denn er hätte nur noch hinzusetzen dürfen: &#x201E;Est-ce clair?&#x201C; O! die Franzosen sind ein wunderbares Volk. Es ist mehr als Zufall, wenn die neuere französische Litteratur sich ganz besonders in Contrasten gefällt, denn die Franzosen sind der lebendigste Contrast, den es nur geben kann. Heute tapfer ohne Gleichen, morgen vor einem panischen Schrecken fliehend; heute ungläubig, morgen abergläubig; heute wilde Revolutionärs, morgen wahre Moutons; heute Schreckensmänner, morgen furchtsame Epiciers; heute ergebene Diener der Tyrannei eines Napoleon, morgen stolze Brutusse. Und wer hätte noch gestern ahnen können und geglaubt, daß heute ganz Paris von den Prophezeiungen des Nostradamus sprechen werde, daß die Regierung sich durch dieselben in Angst gesetzt fühle, und daß das Volk durch dieselben aufgeregt werden könne! Die Ursache der Aufregung liegt freilich tiefer; jene Prophezeiungen sind nur der Hauch, der das Meer bewegt, und die Möglichkeit, das Meer durch einen einzigen Windhauch zu bewegen, liegt eben in dem Wesen des Meeres selbst. Die Legitimisten sind übrigens sehr unkluge Propheten und Prophetenausleger, wenn sie nicht für das kommende Jahr ernste Unternehmungen vorhaben; denn ihr Prophetenbüchlein mit der Jahreszahl 1840 sagt ihr letztes Wort, und wenn dieses Jahr ohne die verkündeten Ereignisse abliefe, so würde es um das Ansehen des Nostradamus wenigstens auf zehn und zwanzig Jahre geschehen seyn. Sie verschießen ihr bestes Pulver; sehen wir, ob es bloß Schreckschüsse sind, oder ob die Kugeln gerichtet sind und treffen werden! (<hi rendition="#g">Nordd</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p><lb/>
                  </div>
                </div>
                <div n="2">
                  <head> <hi rendition="#b">Ostindien.</hi> </head><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <byline>*</byline>
                    <dateline><hi rendition="#b">Bombay,</hi> 28 Oct.</dateline>
                    <p> Die Nachricht, daß Sir John Keane seine Entlassung genommen habe, ist trotz seiner Lorbeern von Ghisni mit großem Vergnügen aufgenommen worden. Es scheint, die vielen Briefe von Officieren der Armee in Kabul, welche in allen indischen Zeitungen erschienen, haben ihn dazu bewogen, nachdem er umsonst Versuche gemacht hatte, die Schreiber derselben zu erfahren. Es sind aber viele angekommen, welche sich in Ausdrücken über ihn äußerten, die kein Journal zu drucken wagte. Er hat sich bei den Truppen der Compagnie sehr unpopulär gemacht, indem er ihnen auf alle Art die königlichen Regimenter vorzog, welche Theil an dem Feldzug nahmen, besonders bei Ernennungen für den Stab und in der Bezeichnung der Brigadegenerale, welche ein Commando im Feld erhielten. Seine Correspondenz und seine Conversation mit General Nott darüber, welche bekannt gemacht wurden, hat den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es ist eine alte Klage der Officiere der Armee der Compagnie, daß ihnen die königlichen Officiere vorgesetzt werden, und da man fast nie einen General en Chef aus ihnen nimmt, so haben sie keine Aussicht, daß ihnen darin Recht widerfahre, und es ist ein großer Fehler der Direction in London, daß sie nicht darauf besteht, daß ihre Generale in gleichem Verhältniß mit den königlichen angewendet werden. Dieser alte Streit wird täglich bitterer, um so mehr, als die ungleiche Art des Avancements in den beiden Armeen die Officiere der Compagnie immer in Nachtheil stellt, da in der Armee der Compagnie kein Stellenkauf stattfindet, und die Officiere daher im Durchschnitt immer später die höheren Grade erreichen, als in der königlichen Armee.</p><lb/>
                    <p>Die indische Armee wird um 12 Regimenter verstärkt, wodurch auf Einmal alle Ersparnisse von Lord W. Bentinck, welche vor sieben Jahren beinahe einen Aufstand erregt hätten, wieder vernichtet werden. Aber die Politik von Lord Auckland, die politische Gränze von Indien so weit auszudehnen, läßt der Compagnie keine Wahl; denn die Garnisonen im Innern können<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0012/0012] Nach der Interpretation ist der juste Ludwig XVI, und die Pest, welche die Richter zur Flucht zwingt, der Schrecken von 1793. De soldat simple parviendra en empire, De robe courte parviendra à la longue, Vaillant aux armes en église au plus pyre, Vexer les prestres comme l'eau fait l'esponge. Das ist Napoleon. De la cité marine et tributaire (Toulon nach der Auslegung) La teste raze (Napoleon) prendra la satrapie (das Kaiserthum) Chasser sordide, qui puis sera contraire, Par quatorze ans tiendra la tyrannie. Est-ce clair? setzt hier der Commentar hinzu; die vierzehn Jahre scheinen ihm besonders anzustehen. L'aigle poussé au tour de pavillons, Par autres oyseaux d'entour sera chassé: Quant bruit des cymbres, tube et sounaillons Rendront le sens de la dame insensée. Die dame insensée ist dann Frankreich. Un serpent tout proche du lit royal, Sera par dame nuict, chiens n'aboyeront, Lors naistra en France un prince tout royal, Du ciel venu tous les princes verront. Wer kann noch zweifeln, daß dieß Henry, le Dieu-donné ist? Die Schlange und die Hunde werden nicht näher bezeichnet, aber ich müßte mich sehr irren, wenn die Legitimisten nicht auch dafür eine Erklärung hätten, die ihnen nur die Vorsicht nicht erlaubt zu veröffentlichen. Endlich kommen dann noch der Sturz Karls X (auf den ein Vers, der von einem Philipp handelt, angewendet wird), die Eroberung Algiers, die Constitution und der Luxor in eben so klaren Prophezeiungen vor. Das für die Vergangenheit. Die Zukunft, oder besser, das Jahr 1840, denn dieses Jahr ist nun einmal ausersehen, die Prophezeiungen des Nostradamus zu completiren, ist dann in sechzehn Strophen sehr klar angekündigt, der Commentator findet aber für klug, uns den Text ohne Bemerkungen zu geben; er mochte diese für überflüssig halten; jedenfalls ist es sehr klug, solche Prophezeiungen erst nachdem sie eingetroffen zu commentiren. Hier ein paar Auszüge: Les deux neveux, en divers lieux nourris, Navale pugne (combat), terre pères tombez, Viendront si haut eslevez enguerris, Venger l'injure, ennemis succombez. L'arbre qu'estait par long temps mort seché, Dans une nuit viendra à reverdir: Cron Roi malade, Prince pied estaché Criant d'ennemis fera voile bondir. Par mort la France prendra voyage à faire, Closse par mer, marcher monts Pyrénées, Espagne en trouble, marcher gent militaire: De plus grand Dames en France emmenées. Die arme Königin von Spanien! denn das bezieht sich unzweifelhaft auf sie. Aber das ist noch nichts: Par avarice, par force et violence Viendra vexer les siens chefs d'Orleans, Près sainct Memire assault et résistance, Mort dans sa tante diront quils dort leans. Le neuf empire en désolation Sera changé du pole aquilonaire (du Nord), De la Sicile viendra l'emotion Troubler l'emprise (l'entreprise) à Philip tributaire. Le prochain fils de l'ainier parviendra. Tout eslevé jusqu'au regne des forts, Son aspre gloire un chacun la craindra, Mais ses enfants du regne jetés hors. Es wundert mich nur die Bescheidenheit des Hrn. Telmunder, denn er hätte nur noch hinzusetzen dürfen: „Est-ce clair?“ O! die Franzosen sind ein wunderbares Volk. Es ist mehr als Zufall, wenn die neuere französische Litteratur sich ganz besonders in Contrasten gefällt, denn die Franzosen sind der lebendigste Contrast, den es nur geben kann. Heute tapfer ohne Gleichen, morgen vor einem panischen Schrecken fliehend; heute ungläubig, morgen abergläubig; heute wilde Revolutionärs, morgen wahre Moutons; heute Schreckensmänner, morgen furchtsame Epiciers; heute ergebene Diener der Tyrannei eines Napoleon, morgen stolze Brutusse. Und wer hätte noch gestern ahnen können und geglaubt, daß heute ganz Paris von den Prophezeiungen des Nostradamus sprechen werde, daß die Regierung sich durch dieselben in Angst gesetzt fühle, und daß das Volk durch dieselben aufgeregt werden könne! Die Ursache der Aufregung liegt freilich tiefer; jene Prophezeiungen sind nur der Hauch, der das Meer bewegt, und die Möglichkeit, das Meer durch einen einzigen Windhauch zu bewegen, liegt eben in dem Wesen des Meeres selbst. Die Legitimisten sind übrigens sehr unkluge Propheten und Prophetenausleger, wenn sie nicht für das kommende Jahr ernste Unternehmungen vorhaben; denn ihr Prophetenbüchlein mit der Jahreszahl 1840 sagt ihr letztes Wort, und wenn dieses Jahr ohne die verkündeten Ereignisse abliefe, so würde es um das Ansehen des Nostradamus wenigstens auf zehn und zwanzig Jahre geschehen seyn. Sie verschießen ihr bestes Pulver; sehen wir, ob es bloß Schreckschüsse sind, oder ob die Kugeln gerichtet sind und treffen werden! (Nordd. Bl.) Ostindien. * Bombay, 28 Oct. Die Nachricht, daß Sir John Keane seine Entlassung genommen habe, ist trotz seiner Lorbeern von Ghisni mit großem Vergnügen aufgenommen worden. Es scheint, die vielen Briefe von Officieren der Armee in Kabul, welche in allen indischen Zeitungen erschienen, haben ihn dazu bewogen, nachdem er umsonst Versuche gemacht hatte, die Schreiber derselben zu erfahren. Es sind aber viele angekommen, welche sich in Ausdrücken über ihn äußerten, die kein Journal zu drucken wagte. Er hat sich bei den Truppen der Compagnie sehr unpopulär gemacht, indem er ihnen auf alle Art die königlichen Regimenter vorzog, welche Theil an dem Feldzug nahmen, besonders bei Ernennungen für den Stab und in der Bezeichnung der Brigadegenerale, welche ein Commando im Feld erhielten. Seine Correspondenz und seine Conversation mit General Nott darüber, welche bekannt gemacht wurden, hat den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es ist eine alte Klage der Officiere der Armee der Compagnie, daß ihnen die königlichen Officiere vorgesetzt werden, und da man fast nie einen General en Chef aus ihnen nimmt, so haben sie keine Aussicht, daß ihnen darin Recht widerfahre, und es ist ein großer Fehler der Direction in London, daß sie nicht darauf besteht, daß ihre Generale in gleichem Verhältniß mit den königlichen angewendet werden. Dieser alte Streit wird täglich bitterer, um so mehr, als die ungleiche Art des Avancements in den beiden Armeen die Officiere der Compagnie immer in Nachtheil stellt, da in der Armee der Compagnie kein Stellenkauf stattfindet, und die Officiere daher im Durchschnitt immer später die höheren Grade erreichen, als in der königlichen Armee. Die indische Armee wird um 12 Regimenter verstärkt, wodurch auf Einmal alle Ersparnisse von Lord W. Bentinck, welche vor sieben Jahren beinahe einen Aufstand erregt hätten, wieder vernichtet werden. Aber die Politik von Lord Auckland, die politische Gränze von Indien so weit auszudehnen, läßt der Compagnie keine Wahl; denn die Garnisonen im Innern können

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_002_18400102
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_002_18400102/12
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 2. Augsburg, 2. Januar 1840, S. 0012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_002_18400102/12>, abgerufen am 21.11.2024.