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Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840.

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verloren dabei eine Barkasse und einige Mann. - 20 Sept. Gestern landeten die Franzosen zur Vertheidigung der Stadt Montevideo ein Corps von 800 Marinesoldaten. Der Feind steht noch 120 englische Meilen von unsrer Stadt."

Mexico.

(New-Yorker Blätter.) Die Ruhe Mexico's soll, scheint es, nur von kurzer Dauer seyn. Die letzten Nachrichten aus Texas sowohl als aus Mexico lassen einen nahen Zusammenstoß befürchten, der leicht mit dem Umsturze der Republik in ihrer jetzigen Gestalt endigen könnte. Mit Spannung sieht man dem Ausgang der Expedition entgegen, die von den mexicanischen Föderalisten gegen die Stadt Matamoras vorbereitet wird. Eine große Anzahl Texaner hat sich mit den Föderalisten vereinigt, welche auf die Tapferkeit dieser Bundesgenossen große Hoffnung bauen. Die Mexicaner haben hohe Begriffe von der Furchtbarkeit texanischer Soldaten, wozu ihnen ihre in den Gefechten von Alamo und San Jacinto gesammelten Erfahrungen allerdings einigen Grund gegeben. Indeß hat die texanische Regierung weise daran gethan, daß sie es verweigert, die Einmischung ihrer Bürger in Mexico's innere Streitigkeiten zu sanctioniren. Texas könnte durch eine Coalition mit den Föderalisten nichts gewinnen; die beiden Racen können sich nicht amalgamiren, und ein Versuch dazu würde nur Eifersüchteleien und Streitigkeiten erzeugen. Ueberdieß möchte eine offene Erklärung für die föderative Sache zu einer zweiten mächtigeren Intervention von außen, von Seite Englands und Frankreichs, führen. Mittlerweile wird die Neutralität der texanischen Regierung die texanischen Bürger von der Theilnahme am Kampf nicht abhalten.

Großbritannien.

Die Londoner Blätter vom 26 und 27 Dec. sind uns heute zusammen zugekommen. Sie enthalten ungewöhnlich wenig Bemerkenswerthes, was im Ganzen auch von der durch die British Queen überbrachten New-Yorker Post d. d. 2 Dec. gilt.

Man hat Nachrichten aus Jamaica bis zum 21 Nov. "Die Geschäfte der Legislatur dieser Insel," sagt die St. Jago Gazette, "werden eben so fleißig, als in einträchtigem und versöhnlichem Geiste gefördert." Der neue Gouverneur, Sir C. Metcalfe, scheint bei allen Volksclassen immer beliebter zu werden. Im Sinne whiggischer Toleranz hat er den Katholiken von Spanish Town eine Beisteuer von 50 Pf. zur Errichtung einer Capelle ihres Ritus übermacht. Die Bermuda-Inseln wurden am 11 Nov. von einem furchtbaren Orkan heimgesucht, der an Häusern, Pflanzungen und Schiffen großen Schaden anrichtete. Fische des Meeres fand man mehrere hundert Ellen ins Land geschleudert, und die Quellen im Innern durch Seewasser verdorben. Auf Antigua fühlte man am 21 Nov. einen jedoch nicht heftigen Erdstoß.

In Canada herrschte, nach den neuesten Berichten, fortwährend die ungetrübteste Ruhe.

Der Gouverneur von Neu-Südwales, Sir G. Gibbs, hat unter Capitän P. P. King eine Expedition nach der Shoal-Bay, nördlich von dem Hafen Macquarie, gesendet. Diese Bay liegt unter 29° 25' S. B. und ist die Mündung eines ziemlich bedeutenden Flusses, der durch ein schönes, allem Anschein nach fruchtbares Land strömt, welches, so viel man bis jetzt beobachten konnte, nicht von den periodischen Dürren zu leiden hat, die Neu-Südwales so oft heimsuchen.

Ich bin in den Stand gesetzt, Ihnen die wichtige Mittheilung zu machen, daß zwischen den Höfen von England, Rußland, Oesterreich und Preußen eine Uebereinkunf getroffen worden, welche sich auf alle Haupt- und Nebenpunkte der orientalischen Angelegenheiten in ihrem größten Umfange erstreckt. Es ist die definitive Lösung einer Frage, die nicht den Orient allein, sondern auch Europa in hohem Grade berührt, einer Frage, welche wegen der vielfach sich durchkreuzenden Interessen der Großmächte unüberwindliche Schwierigkeiten darzubieten schien. Nichts ist in London bei dieser Gelegenheit übersehen worden, weder der europäische noch der türkisch-ägyptische Theil derselben. In Hinsicht der Sperre der Dardanellen und der Art und Weise, wie eintretenden Falls vereint der Pforte die etwa nöthige Hülfe in den europäisch-asiatischen Seestrichen zu leisten wäre, hat man die großgesinnte Nachgiebigkeit des russischen Cabinets zu würdigen gewußt, und die in diesem Punkt gemachten Concessionen ohne Abänderung angenommen. Man kann in Wahrheit dießmal Rußland das Zeugniß geben, daß es den eclatantesten Beweis von seiner Friedensliebe und von den hochherzigen Gesinnungen, die es gegen die Pforte beseelen, zu geben gewußt hat. Was die Abgränzung der ägyptischen Besitzungen betrifft, so sollen nach der Eingangs erwähnten Uebereinkunft Adana, die Defileen des Taurus mit dessen südlichen Abhängen, der größte Theil Syriens - nämlich bis zur Linie von Genezareth - die Festung Acre, endlich die heiligen Städte an die Pforte zurückfallen. Endlich ward auch der Punkt in Syrien bestimmt, von wo aus im Falle eines thätlichen Widerstandes von Seite Mehemed Ali's die Bestimmungen jener Uebereinkunft zur Ausführung gebracht werden sollen. Sie ersehen daraus, daß für Alles gesorgt wurde, und daß an dem Beitritt der Pforte zu einem solchen Arrangement kaum gezweifelt werden darf, obwohl sie die Conferenzen von London mit keinem ihrer Effendis beschickte, was wohl bei der merkwürdigen Schnelligkeit, mit der seit der Ankunft des Hrn. v. Brunnow alle diese Beschlüsse gefaßt wurden, auch nicht möglich gewesen wäre. Man kann inzwischen mit Beruhigung erwarten, daß die Unterhandlungen, die in Konstantinopel wegen des Beitritts der hohen Pforte zu diesem Arrangement gepflogen werden sollen, von noch kürzerer Dauer seyn werden, als es die von London gewesen. Wird sich Mehemed Ali diesen Anordnungen gutwillig fügen? Wir müssen gestehen, daß wir starke Zweifel hegen. Obwohl sein Widerstand nur höchst unwirksam seyn möchte, so wird doch durch die Vollstreckung des über die ägyptisch-türkische Angelegenheit gefällten Urtheils die Macht des Pascha's mit so engen Schranken umzogen, daß Mehemed nur durch eine gänzliche Unfähigkeit zu irgend einem Widerstand sich zur Annahme der ihm dictirten Bedingungen bestimmen lassen dürfte. Da nun diese gänzliche Unfähigkeit zum Widerstand nicht ersichtlich ist, so wird der Vicekönig sich nicht ohne Sträuben in sein Schicksal ergeben. Welches Benehmen wird Frankreich befolgen? Frankreich wird nachgeben und geschehen lassen, was es nicht zu ändern vermag. Dieß glaube ich um so mehr, als Lord Palmerston, der in seinem Unmuth den von ihm, aus Deferenz für Frankreich ausgegangenen Antrag, dem Pascha von Aegypten das Paschalik von Acre mit Ausnahme der Festung gleichen Namens zu belassen, zurückgenommen hatte, wieder darauf zurückgekommen ist, und offenbar aus Rücksicht für das Cabinet der Tuilerien dem Pascha diese Concession neuerdings zu machen für gut gefunden hat. Gewiß sind dabei die andern drei Mächte von derselben Idee geleitet worden, wenn sie den Pascha nicht ausschließlich auf Aegypten angewiesen haben.

verloren dabei eine Barkasse und einige Mann. – 20 Sept. Gestern landeten die Franzosen zur Vertheidigung der Stadt Montevideo ein Corps von 800 Marinesoldaten. Der Feind steht noch 120 englische Meilen von unsrer Stadt.“

Mexico.

(New-Yorker Blätter.) Die Ruhe Mexico's soll, scheint es, nur von kurzer Dauer seyn. Die letzten Nachrichten aus Texas sowohl als aus Mexico lassen einen nahen Zusammenstoß befürchten, der leicht mit dem Umsturze der Republik in ihrer jetzigen Gestalt endigen könnte. Mit Spannung sieht man dem Ausgang der Expedition entgegen, die von den mexicanischen Föderalisten gegen die Stadt Matamoras vorbereitet wird. Eine große Anzahl Texaner hat sich mit den Föderalisten vereinigt, welche auf die Tapferkeit dieser Bundesgenossen große Hoffnung bauen. Die Mexicaner haben hohe Begriffe von der Furchtbarkeit texanischer Soldaten, wozu ihnen ihre in den Gefechten von Alamo und San Jacinto gesammelten Erfahrungen allerdings einigen Grund gegeben. Indeß hat die texanische Regierung weise daran gethan, daß sie es verweigert, die Einmischung ihrer Bürger in Mexico's innere Streitigkeiten zu sanctioniren. Texas könnte durch eine Coalition mit den Föderalisten nichts gewinnen; die beiden Racen können sich nicht amalgamiren, und ein Versuch dazu würde nur Eifersüchteleien und Streitigkeiten erzeugen. Ueberdieß möchte eine offene Erklärung für die föderative Sache zu einer zweiten mächtigeren Intervention von außen, von Seite Englands und Frankreichs, führen. Mittlerweile wird die Neutralität der texanischen Regierung die texanischen Bürger von der Theilnahme am Kampf nicht abhalten.

Großbritannien.

Die Londoner Blätter vom 26 und 27 Dec. sind uns heute zusammen zugekommen. Sie enthalten ungewöhnlich wenig Bemerkenswerthes, was im Ganzen auch von der durch die British Queen überbrachten New-Yorker Post d. d. 2 Dec. gilt.

Man hat Nachrichten aus Jamaica bis zum 21 Nov. „Die Geschäfte der Legislatur dieser Insel,“ sagt die St. Jago Gazette, „werden eben so fleißig, als in einträchtigem und versöhnlichem Geiste gefördert.“ Der neue Gouverneur, Sir C. Metcalfe, scheint bei allen Volksclassen immer beliebter zu werden. Im Sinne whiggischer Toleranz hat er den Katholiken von Spanish Town eine Beisteuer von 50 Pf. zur Errichtung einer Capelle ihres Ritus übermacht. Die Bermuda-Inseln wurden am 11 Nov. von einem furchtbaren Orkan heimgesucht, der an Häusern, Pflanzungen und Schiffen großen Schaden anrichtete. Fische des Meeres fand man mehrere hundert Ellen ins Land geschleudert, und die Quellen im Innern durch Seewasser verdorben. Auf Antigua fühlte man am 21 Nov. einen jedoch nicht heftigen Erdstoß.

In Canada herrschte, nach den neuesten Berichten, fortwährend die ungetrübteste Ruhe.

Der Gouverneur von Neu-Südwales, Sir G. Gibbs, hat unter Capitän P. P. King eine Expedition nach der Shoal-Bay, nördlich von dem Hafen Macquarie, gesendet. Diese Bay liegt unter 29° 25' S. B. und ist die Mündung eines ziemlich bedeutenden Flusses, der durch ein schönes, allem Anschein nach fruchtbares Land strömt, welches, so viel man bis jetzt beobachten konnte, nicht von den periodischen Dürren zu leiden hat, die Neu-Südwales so oft heimsuchen.

Ich bin in den Stand gesetzt, Ihnen die wichtige Mittheilung zu machen, daß zwischen den Höfen von England, Rußland, Oesterreich und Preußen eine Uebereinkunf getroffen worden, welche sich auf alle Haupt- und Nebenpunkte der orientalischen Angelegenheiten in ihrem größten Umfange erstreckt. Es ist die definitive Lösung einer Frage, die nicht den Orient allein, sondern auch Europa in hohem Grade berührt, einer Frage, welche wegen der vielfach sich durchkreuzenden Interessen der Großmächte unüberwindliche Schwierigkeiten darzubieten schien. Nichts ist in London bei dieser Gelegenheit übersehen worden, weder der europäische noch der türkisch-ägyptische Theil derselben. In Hinsicht der Sperre der Dardanellen und der Art und Weise, wie eintretenden Falls vereint der Pforte die etwa nöthige Hülfe in den europäisch-asiatischen Seestrichen zu leisten wäre, hat man die großgesinnte Nachgiebigkeit des russischen Cabinets zu würdigen gewußt, und die in diesem Punkt gemachten Concessionen ohne Abänderung angenommen. Man kann in Wahrheit dießmal Rußland das Zeugniß geben, daß es den eclatantesten Beweis von seiner Friedensliebe und von den hochherzigen Gesinnungen, die es gegen die Pforte beseelen, zu geben gewußt hat. Was die Abgränzung der ägyptischen Besitzungen betrifft, so sollen nach der Eingangs erwähnten Uebereinkunft Adana, die Defiléen des Taurus mit dessen südlichen Abhängen, der größte Theil Syriensnämlich bis zur Linie von Genezarethdie Festung Acre, endlich die heiligen Städte an die Pforte zurückfallen. Endlich ward auch der Punkt in Syrien bestimmt, von wo aus im Falle eines thätlichen Widerstandes von Seite Mehemed Ali's die Bestimmungen jener Uebereinkunft zur Ausführung gebracht werden sollen. Sie ersehen daraus, daß für Alles gesorgt wurde, und daß an dem Beitritt der Pforte zu einem solchen Arrangement kaum gezweifelt werden darf, obwohl sie die Conferenzen von London mit keinem ihrer Effendis beschickte, was wohl bei der merkwürdigen Schnelligkeit, mit der seit der Ankunft des Hrn. v. Brunnow alle diese Beschlüsse gefaßt wurden, auch nicht möglich gewesen wäre. Man kann inzwischen mit Beruhigung erwarten, daß die Unterhandlungen, die in Konstantinopel wegen des Beitritts der hohen Pforte zu diesem Arrangement gepflogen werden sollen, von noch kürzerer Dauer seyn werden, als es die von London gewesen. Wird sich Mehemed Ali diesen Anordnungen gutwillig fügen? Wir müssen gestehen, daß wir starke Zweifel hegen. Obwohl sein Widerstand nur höchst unwirksam seyn möchte, so wird doch durch die Vollstreckung des über die ägyptisch-türkische Angelegenheit gefällten Urtheils die Macht des Pascha's mit so engen Schranken umzogen, daß Mehemed nur durch eine gänzliche Unfähigkeit zu irgend einem Widerstand sich zur Annahme der ihm dictirten Bedingungen bestimmen lassen dürfte. Da nun diese gänzliche Unfähigkeit zum Widerstand nicht ersichtlich ist, so wird der Vicekönig sich nicht ohne Sträuben in sein Schicksal ergeben. Welches Benehmen wird Frankreich befolgen? Frankreich wird nachgeben und geschehen lassen, was es nicht zu ändern vermag. Dieß glaube ich um so mehr, als Lord Palmerston, der in seinem Unmuth den von ihm, aus Deferenz für Frankreich ausgegangenen Antrag, dem Pascha von Aegypten das Paschalik von Acre mit Ausnahme der Festung gleichen Namens zu belassen, zurückgenommen hatte, wieder darauf zurückgekommen ist, und offenbar aus Rücksicht für das Cabinet der Tuilerien dem Pascha diese Concession neuerdings zu machen für gut gefunden hat. Gewiß sind dabei die andern drei Mächte von derselben Idee geleitet worden, wenn sie den Pascha nicht ausschließlich auf Aegypten angewiesen haben.

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Indeß hat die texanische Regierung weise daran gethan, daß sie es verweigert, die Einmischung ihrer Bürger in Mexico's innere Streitigkeiten zu sanctioniren. Texas könnte durch eine Coalition mit den Föderalisten nichts gewinnen; die beiden Racen können sich nicht amalgamiren, und ein Versuch dazu würde nur Eifersüchteleien und Streitigkeiten erzeugen. Ueberdieß möchte eine offene Erklärung für die föderative Sache zu einer zweiten mächtigeren Intervention von außen, von Seite Englands und Frankreichs, führen. Mittlerweile wird die Neutralität der texanischen Regierung die texanischen Bürger von der Theilnahme am Kampf nicht abhalten. Großbritannien. Die Londoner Blätter vom 26 und 27 Dec. sind uns heute zusammen zugekommen. Sie enthalten ungewöhnlich wenig Bemerkenswerthes, was im Ganzen auch von der durch die British Queen überbrachten New-Yorker Post d. d. 2 Dec. gilt. Man hat Nachrichten aus Jamaica bis zum 21 Nov. „Die Geschäfte der Legislatur dieser Insel,“ sagt die St. Jago Gazette, „werden eben so fleißig, als in einträchtigem und versöhnlichem Geiste gefördert.“ Der neue Gouverneur, Sir C. Metcalfe, scheint bei allen Volksclassen immer beliebter zu werden. Im Sinne whiggischer Toleranz hat er den Katholiken von Spanish Town eine Beisteuer von 50 Pf. zur Errichtung einer Capelle ihres Ritus übermacht. Die Bermuda-Inseln wurden am 11 Nov. von einem furchtbaren Orkan heimgesucht, der an Häusern, Pflanzungen und Schiffen großen Schaden anrichtete. Fische des Meeres fand man mehrere hundert Ellen ins Land geschleudert, und die Quellen im Innern durch Seewasser verdorben. Auf Antigua fühlte man am 21 Nov. einen jedoch nicht heftigen Erdstoß. In Canada herrschte, nach den neuesten Berichten, fortwährend die ungetrübteste Ruhe. Der Gouverneur von Neu-Südwales, Sir G. Gibbs, hat unter Capitän P. P. King eine Expedition nach der Shoal-Bay, nördlich von dem Hafen Macquarie, gesendet. Diese Bay liegt unter 29° 25' S. B. und ist die Mündung eines ziemlich bedeutenden Flusses, der durch ein schönes, allem Anschein nach fruchtbares Land strömt, welches, so viel man bis jetzt beobachten konnte, nicht von den periodischen Dürren zu leiden hat, die Neu-Südwales so oft heimsuchen. _ London, 24 Dec. Ich bin in den Stand gesetzt, Ihnen die wichtige Mittheilung zu machen, daß zwischen den Höfen von England, Rußland, Oesterreich und Preußen eine Uebereinkunf getroffen worden, welche sich auf alle Haupt- und Nebenpunkte der orientalischen Angelegenheiten in ihrem größten Umfange erstreckt. Es ist die definitive Lösung einer Frage, die nicht den Orient allein, sondern auch Europa in hohem Grade berührt, einer Frage, welche wegen der vielfach sich durchkreuzenden Interessen der Großmächte unüberwindliche Schwierigkeiten darzubieten schien. Nichts ist in London bei dieser Gelegenheit übersehen worden, weder der europäische noch der türkisch-ägyptische Theil derselben. In Hinsicht der Sperre der Dardanellen und der Art und Weise, wie eintretenden Falls vereint der Pforte die etwa nöthige Hülfe in den europäisch-asiatischen Seestrichen zu leisten wäre, hat man die großgesinnte Nachgiebigkeit des russischen Cabinets zu würdigen gewußt, und die in diesem Punkt gemachten Concessionen ohne Abänderung angenommen. Man kann in Wahrheit dießmal Rußland das Zeugniß geben, daß es den eclatantesten Beweis von seiner Friedensliebe und von den hochherzigen Gesinnungen, die es gegen die Pforte beseelen, zu geben gewußt hat. Was die Abgränzung der ägyptischen Besitzungen betrifft, so sollen nach der Eingangs erwähnten Uebereinkunft Adana, die Defiléen des Taurus mit dessen südlichen Abhängen, der größte Theil Syriens – nämlich bis zur Linie von Genezareth – die Festung Acre, endlich die heiligen Städte an die Pforte zurückfallen. Endlich ward auch der Punkt in Syrien bestimmt, von wo aus im Falle eines thätlichen Widerstandes von Seite Mehemed Ali's die Bestimmungen jener Uebereinkunft zur Ausführung gebracht werden sollen. Sie ersehen daraus, daß für Alles gesorgt wurde, und daß an dem Beitritt der Pforte zu einem solchen Arrangement kaum gezweifelt werden darf, obwohl sie die Conferenzen von London mit keinem ihrer Effendis beschickte, was wohl bei der merkwürdigen Schnelligkeit, mit der seit der Ankunft des Hrn. v. Brunnow alle diese Beschlüsse gefaßt wurden, auch nicht möglich gewesen wäre. Man kann inzwischen mit Beruhigung erwarten, daß die Unterhandlungen, die in Konstantinopel wegen des Beitritts der hohen Pforte zu diesem Arrangement gepflogen werden sollen, von noch kürzerer Dauer seyn werden, als es die von London gewesen. Wird sich Mehemed Ali diesen Anordnungen gutwillig fügen? Wir müssen gestehen, daß wir starke Zweifel hegen. Obwohl sein Widerstand nur höchst unwirksam seyn möchte, so wird doch durch die Vollstreckung des über die ägyptisch-türkische Angelegenheit gefällten Urtheils die Macht des Pascha's mit so engen Schranken umzogen, daß Mehemed nur durch eine gänzliche Unfähigkeit zu irgend einem Widerstand sich zur Annahme der ihm dictirten Bedingungen bestimmen lassen dürfte. Da nun diese gänzliche Unfähigkeit zum Widerstand nicht ersichtlich ist, so wird der Vicekönig sich nicht ohne Sträuben in sein Schicksal ergeben. Welches Benehmen wird Frankreich befolgen? Frankreich wird nachgeben und geschehen lassen, was es nicht zu ändern vermag. Dieß glaube ich um so mehr, als Lord Palmerston, der in seinem Unmuth den von ihm, aus Deferenz für Frankreich ausgegangenen Antrag, dem Pascha von Aegypten das Paschalik von Acre mit Ausnahme der Festung gleichen Namens zu belassen, zurückgenommen hatte, wieder darauf zurückgekommen ist, und offenbar aus Rücksicht für das Cabinet der Tuilerien dem Pascha diese Concession neuerdings zu machen für gut gefunden hat. Gewiß sind dabei die andern drei Mächte von derselben Idee geleitet worden, wenn sie den Pascha nicht ausschließlich auf Aegypten angewiesen haben.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840, S. 0018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103/2>, abgerufen am 29.04.2024.