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Allgemeine Zeitung. Nr. 10. Augsburg, 10. Januar 1840.

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Frhr. v. Wöber, ein wegen seiner Biederkeit und Herzensgüte allgemein hochgeschätzter Mann. Graf Wurmbrand, Obersthofmeister Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, ist schwer erkrankt, doch heute in einiger Besserung. - Mit Bestimmtheit weiß man hier bloß, daß der Herzog von Bordeaux sich nach Neapel begeben werde, die Rückkehr desselben nach Görz will sich dagegen noch keineswegs bestätigen; übrigens will, wie man hört, König Ludwig Philipp wegen des Herzogs Empfang beim Papste es nicht so genau genommen wissen, wie es von Seite seines Gesandten geschehen. - Der Bundestagsgesandte, Graf Münch-Bellinghausen, wird, dem Vernehmen nach, erst nach Ostern Wien verlassen, und auch Graf Fiquelmont noch einige Zeit hier verweilen. Die Angabe ausländischer Blätter, nach welcher der österreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, auf seinen Posten am englischen Hofe nicht wieder zurückkehren werde, scheint keinen zureichenden Grund zu haben. Die Abreise des französischen Botschafters dürfte vielleicht unterbleiben. Die Reihen der Carnevalsfeste eröffnet der russische Botschafter am 13 d. mit einem Balle, den die Mitglieder des kaiserlichen Hauses mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Der Gäste sind an 400 geladen. - Fürst Pückler-Muskau hat am 25 v. M. Pesth verlassen, und sich nach Preßburg begeben. - Zum Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule haben Se. Maj. den Custos der Naturaliencabinette, Dr. Endlicher, ernannt, und dem k. Bergverwalter, Joseph Rußegger, den Titel eines kais. Bergraths verliehen. Sr. Maj. erster Leibarzt, Dr. Raimann, hat das Kleinkreuz des Leopoldordens erhalten. - Eine wesentliche Erleichterung für die untern Volksclassen hat die hohe Hofkanzellei bei dem Versatzamte (öffentliche Leihbank) sowohl durch Herabsetzung der Zinsen von 8 auf 6 Procent für verpfändete Pretiosen und Effecten als auch durch bedeutende Veränderungen in der Einrichtung und Manipulation dieser Anstalt eintreten lassen. - Liszt gibt in Pesth Concerte.

Aegypten.

Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Semaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: "Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht."



Frhr. v. Wöber, ein wegen seiner Biederkeit und Herzensgüte allgemein hochgeschätzter Mann. Graf Wurmbrand, Obersthofmeister Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, ist schwer erkrankt, doch heute in einiger Besserung. – Mit Bestimmtheit weiß man hier bloß, daß der Herzog von Bordeaux sich nach Neapel begeben werde, die Rückkehr desselben nach Görz will sich dagegen noch keineswegs bestätigen; übrigens will, wie man hört, König Ludwig Philipp wegen des Herzogs Empfang beim Papste es nicht so genau genommen wissen, wie es von Seite seines Gesandten geschehen. – Der Bundestagsgesandte, Graf Münch-Bellinghausen, wird, dem Vernehmen nach, erst nach Ostern Wien verlassen, und auch Graf Fiquelmont noch einige Zeit hier verweilen. Die Angabe ausländischer Blätter, nach welcher der österreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, auf seinen Posten am englischen Hofe nicht wieder zurückkehren werde, scheint keinen zureichenden Grund zu haben. Die Abreise des französischen Botschafters dürfte vielleicht unterbleiben. Die Reihen der Carnevalsfeste eröffnet der russische Botschafter am 13 d. mit einem Balle, den die Mitglieder des kaiserlichen Hauses mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Der Gäste sind an 400 geladen. – Fürst Pückler-Muskau hat am 25 v. M. Pesth verlassen, und sich nach Preßburg begeben. – Zum Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule haben Se. Maj. den Custos der Naturaliencabinette, Dr. Endlicher, ernannt, und dem k. Bergverwalter, Joseph Rußegger, den Titel eines kais. Bergraths verliehen. Sr. Maj. erster Leibarzt, Dr. Raimann, hat das Kleinkreuz des Leopoldordens erhalten. – Eine wesentliche Erleichterung für die untern Volksclassen hat die hohe Hofkanzellei bei dem Versatzamte (öffentliche Leihbank) sowohl durch Herabsetzung der Zinsen von 8 auf 6 Procent für verpfändete Pretiosen und Effecten als auch durch bedeutende Veränderungen in der Einrichtung und Manipulation dieser Anstalt eintreten lassen. – Liszt gibt in Pesth Concerte.

Aegypten.

Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Sémaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: „Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht.“


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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 10. Augsburg, 10. Januar 1840, S. 0080. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_010_18400110/8>, abgerufen am 29.04.2024.