Allgemeine Zeitung. Nr. 10. Augsburg, 10. Januar 1840.
Aegypten. Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Semaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: "Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht."
Aegypten. Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Sémaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: „Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0080"/><lb/> Frhr. v. Wöber, ein wegen seiner Biederkeit und Herzensgüte allgemein hochgeschätzter Mann. Graf Wurmbrand, Obersthofmeister Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, ist schwer erkrankt, doch heute in einiger Besserung. – Mit Bestimmtheit weiß man hier bloß, daß der Herzog von Bordeaux sich nach Neapel begeben werde, die Rückkehr desselben nach Görz will sich dagegen noch keineswegs bestätigen; übrigens will, wie man hört, König Ludwig Philipp wegen des Herzogs Empfang beim Papste es nicht so genau genommen wissen, wie es von Seite seines Gesandten geschehen. – Der Bundestagsgesandte, Graf Münch-Bellinghausen, wird, dem Vernehmen nach, erst nach Ostern Wien verlassen, und auch Graf Fiquelmont noch einige Zeit hier verweilen. Die Angabe ausländischer Blätter, nach welcher der österreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, auf seinen Posten am englischen Hofe nicht wieder zurückkehren werde, scheint keinen zureichenden Grund zu haben. Die Abreise des französischen Botschafters dürfte vielleicht unterbleiben. Die Reihen der Carnevalsfeste eröffnet der russische Botschafter am 13 d. mit einem Balle, den die Mitglieder des kaiserlichen Hauses mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Der Gäste sind an 400 geladen. – Fürst Pückler-Muskau hat am 25 v. M. Pesth verlassen, und sich nach Preßburg begeben. – Zum Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule haben Se. Maj. den Custos der Naturaliencabinette, Dr. Endlicher, ernannt, und dem k. Bergverwalter, Joseph Rußegger, den Titel eines kais. Bergraths verliehen. Sr. Maj. erster Leibarzt, Dr. Raimann, hat das Kleinkreuz des Leopoldordens erhalten. – Eine wesentliche Erleichterung für die untern Volksclassen hat die hohe Hofkanzellei bei dem Versatzamte (öffentliche Leihbank) sowohl durch Herabsetzung der Zinsen von 8 auf 6 Procent für verpfändete Pretiosen und Effecten als auch durch bedeutende Veränderungen in der Einrichtung und Manipulation dieser Anstalt eintreten lassen. – Liszt gibt in Pesth Concerte.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aegypten.</hi> </head><lb/> <p>Ein Schreiben aus <hi rendition="#b">Alexandrien</hi> vom 15 Dec. im Sémaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: „Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht.“</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0080/0008]
Frhr. v. Wöber, ein wegen seiner Biederkeit und Herzensgüte allgemein hochgeschätzter Mann. Graf Wurmbrand, Obersthofmeister Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, ist schwer erkrankt, doch heute in einiger Besserung. – Mit Bestimmtheit weiß man hier bloß, daß der Herzog von Bordeaux sich nach Neapel begeben werde, die Rückkehr desselben nach Görz will sich dagegen noch keineswegs bestätigen; übrigens will, wie man hört, König Ludwig Philipp wegen des Herzogs Empfang beim Papste es nicht so genau genommen wissen, wie es von Seite seines Gesandten geschehen. – Der Bundestagsgesandte, Graf Münch-Bellinghausen, wird, dem Vernehmen nach, erst nach Ostern Wien verlassen, und auch Graf Fiquelmont noch einige Zeit hier verweilen. Die Angabe ausländischer Blätter, nach welcher der österreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, auf seinen Posten am englischen Hofe nicht wieder zurückkehren werde, scheint keinen zureichenden Grund zu haben. Die Abreise des französischen Botschafters dürfte vielleicht unterbleiben. Die Reihen der Carnevalsfeste eröffnet der russische Botschafter am 13 d. mit einem Balle, den die Mitglieder des kaiserlichen Hauses mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Der Gäste sind an 400 geladen. – Fürst Pückler-Muskau hat am 25 v. M. Pesth verlassen, und sich nach Preßburg begeben. – Zum Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule haben Se. Maj. den Custos der Naturaliencabinette, Dr. Endlicher, ernannt, und dem k. Bergverwalter, Joseph Rußegger, den Titel eines kais. Bergraths verliehen. Sr. Maj. erster Leibarzt, Dr. Raimann, hat das Kleinkreuz des Leopoldordens erhalten. – Eine wesentliche Erleichterung für die untern Volksclassen hat die hohe Hofkanzellei bei dem Versatzamte (öffentliche Leihbank) sowohl durch Herabsetzung der Zinsen von 8 auf 6 Procent für verpfändete Pretiosen und Effecten als auch durch bedeutende Veränderungen in der Einrichtung und Manipulation dieser Anstalt eintreten lassen. – Liszt gibt in Pesth Concerte.
Aegypten.
Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Sémaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: „Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |