Allgemeine Zeitung. Nr. 12. Augsburg, 12. Januar 1840.Spanien. Cabrera war, wenn man dem Eco de Aragon trauen darf, dem Tode nahe. Seine Krankheit soll sich so verschlimmert haben, daß man ihm viermal zur Ader lassen mußte und die letzte Oelung gab. Der Tod Cabrera's, meint jenes Journal, würde den Bürgerkrieg in Spanien bald ersticken, denn dieser Häuptling ist die Seele der Carlistischen Partei. Seine Armee dürfte nach seinem Tode schnell auseinander laufen. Großbritannien. Wie der Taunton Courier berichtet, wurden am Weihnachtsabend gegen 6 Uhr die Anwohner der Küste von Lyme Regis (in der schönen Seeprovinz Dorsetshire, dem "Garten von England") bis Seaton durch ein Erdbeben in Schrecken versetzt. Man fand andern Tags, daß auf dem eine englische Meile von der See entlegenen Küstenstrich, genannt Dowlands, ein großes Stück Land sammt den darauf befindlichen Obstgärten, Häusern und Hütten versunken war, so daß von letztern nur noch die Dächer und Schlöte aus der Erde sahen. Diese Zerstörungen sind auf einer Strecke von vier englischen Meilen, der See parallel laufend, durch große Klüftungen bezeichnet. Die Erdstöße dauerten vom 24 Nachts bis zum 27 Dec. in verschiedenen Intervallen fort, und noch mehrere, zum Theil sehr feste Gebäude wurden eingestürzt. Man berechnet den Schaden an Eigenthum auf 6000 Pf. St. Zum Glück ging kein Menschenleben dabei verloren, da am Christabend, wo der Hauptstoß erfolgte, die meisten Bewohner der Cottages (wörtlich: Hütten, in der Regel aber kleine niedliche Landhäuser von absichtlicher Einfachheit der äußern Erscheinung) dieselben verlassen hatten, um den Abend in den benachbarten landeinwärts gelegenen Orten zu feiern. Doch die 28 Bewohner von vier Hütten, Eigenthum eines Hrn. Chappel, wurden nur mit großer Anstrengung sammt dem größten Theil ihrer Habe gerettet. Die neue Straße von Charmouth nach Lyme ist gänzlich zerstört. Ein eigenes Phänomen, welches das Erdbeben begleitete, war die plötzliche Bildung eines großen 50 Fuß hohen Felsen im Meer, Culverhole gegenüber, ungefähr eine englische Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo die größten Zerstörungen angerichtet sind, während man gleichzeitig an der Klippenreihe der Küste nicht die mindeste Aenderung bemerkt. Die Einwohner der Gegend sind in großer Angst. Naturforscher, namentlich Hr. Buckingham, der vor einigen Jahren in Lyme Vorlesungen hielt, haben schon vor längerer Zeit auf einen langsam wirkenden Naturproceß hingedeutet, der die brittische Küste längs dem Canal, besonders den südwestlichsten Theil gegen Cornwall hinab, mehr und mehr solchen Erscheinungen unterwerfe. London, 1 Jan. Mein letzter Brief fing mit Kirchensachen an, und mein Papier war zu Ende, ehe ich zu einem andern Gegenstande kommen konnte. Dennoch ist derselbe nicht erschöpft, und wenn Ihre Leser denselben müde sind, so müssen sie die Zeit anklagen, welche den Politiker nöthigt, mit den Händen im Schooße die Begebenheiten abzuwarten, während die Klerisei allein thätig ist, und Begebenheiten hervorruft - ob immer zum Heil der Religion, lasse ich dahin gestellt seyn. Mitunter scheint es auch den Weltklugen unter unsern Tories und deren Organen bedünken zu wollen, als möchten wir des Guten zu viel haben. In diesem Sinne ließ die Times vor ein paar Tagen einen fulminanten Brief gegen den rastlosen Bischof von Exeter erscheinen, worin der Mann, welcher sich selbst für den Schutzpatron des Protestantismus im weiten Gebiete Englands ausgibt, als ein Tyrann gegen seine Untergebenen, als ein anmaßlicher Rebell gegen seinen Vorgesetzten, den Erzbischof von Canterbury, dargestellt wird. Besonders wird ihm die Erneuerung des für Protestanten so verletzenden Ausdrucks, die Kirche sey im Besitz der Schlüssel, sehr übel genommen, so wie sein Versprechen, daß an demselben Tage, wo der Erzbischof seinen im vorigen Jahre vom Unterhause verworfenen Gesetzesvorschlag für die Erhaltung besserer Zucht unter der Geistlichkeit erneuern würde, er dem Parlament einen Gegenvorschlag vorlegen wolle. Was aber den Tories weit banger machen muß, als alle diese Sprünge eines zelotischen Bischofs, ist die Rückwirkung, welche ihr Wüthen gegen die Katholiken in Irland hervorgerufen hat. O'Connell Spanien. Cabrera war, wenn man dem Eco de Aragon trauen darf, dem Tode nahe. Seine Krankheit soll sich so verschlimmert haben, daß man ihm viermal zur Ader lassen mußte und die letzte Oelung gab. Der Tod Cabrera's, meint jenes Journal, würde den Bürgerkrieg in Spanien bald ersticken, denn dieser Häuptling ist die Seele der Carlistischen Partei. Seine Armee dürfte nach seinem Tode schnell auseinander laufen. Großbritannien. Wie der Taunton Courier berichtet, wurden am Weihnachtsabend gegen 6 Uhr die Anwohner der Küste von Lyme Regis (in der schönen Seeprovinz Dorsetshire, dem „Garten von England“) bis Seaton durch ein Erdbeben in Schrecken versetzt. Man fand andern Tags, daß auf dem eine englische Meile von der See entlegenen Küstenstrich, genannt Dowlands, ein großes Stück Land sammt den darauf befindlichen Obstgärten, Häusern und Hütten versunken war, so daß von letztern nur noch die Dächer und Schlöte aus der Erde sahen. Diese Zerstörungen sind auf einer Strecke von vier englischen Meilen, der See parallel laufend, durch große Klüftungen bezeichnet. Die Erdstöße dauerten vom 24 Nachts bis zum 27 Dec. in verschiedenen Intervallen fort, und noch mehrere, zum Theil sehr feste Gebäude wurden eingestürzt. Man berechnet den Schaden an Eigenthum auf 6000 Pf. St. Zum Glück ging kein Menschenleben dabei verloren, da am Christabend, wo der Hauptstoß erfolgte, die meisten Bewohner der Cottages (wörtlich: Hütten, in der Regel aber kleine niedliche Landhäuser von absichtlicher Einfachheit der äußern Erscheinung) dieselben verlassen hatten, um den Abend in den benachbarten landeinwärts gelegenen Orten zu feiern. Doch die 28 Bewohner von vier Hütten, Eigenthum eines Hrn. Chappel, wurden nur mit großer Anstrengung sammt dem größten Theil ihrer Habe gerettet. Die neue Straße von Charmouth nach Lyme ist gänzlich zerstört. Ein eigenes Phänomen, welches das Erdbeben begleitete, war die plötzliche Bildung eines großen 50 Fuß hohen Felsen im Meer, Culverhole gegenüber, ungefähr eine englische Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo die größten Zerstörungen angerichtet sind, während man gleichzeitig an der Klippenreihe der Küste nicht die mindeste Aenderung bemerkt. Die Einwohner der Gegend sind in großer Angst. Naturforscher, namentlich Hr. Buckingham, der vor einigen Jahren in Lyme Vorlesungen hielt, haben schon vor längerer Zeit auf einen langsam wirkenden Naturproceß hingedeutet, der die brittische Küste längs dem Canal, besonders den südwestlichsten Theil gegen Cornwall hinab, mehr und mehr solchen Erscheinungen unterwerfe. London, 1 Jan. Mein letzter Brief fing mit Kirchensachen an, und mein Papier war zu Ende, ehe ich zu einem andern Gegenstande kommen konnte. Dennoch ist derselbe nicht erschöpft, und wenn Ihre Leser denselben müde sind, so müssen sie die Zeit anklagen, welche den Politiker nöthigt, mit den Händen im Schooße die Begebenheiten abzuwarten, während die Klerisei allein thätig ist, und Begebenheiten hervorruft – ob immer zum Heil der Religion, lasse ich dahin gestellt seyn. Mitunter scheint es auch den Weltklugen unter unsern Tories und deren Organen bedünken zu wollen, als möchten wir des Guten zu viel haben. In diesem Sinne ließ die Times vor ein paar Tagen einen fulminanten Brief gegen den rastlosen Bischof von Exeter erscheinen, worin der Mann, welcher sich selbst für den Schutzpatron des Protestantismus im weiten Gebiete Englands ausgibt, als ein Tyrann gegen seine Untergebenen, als ein anmaßlicher Rebell gegen seinen Vorgesetzten, den Erzbischof von Canterbury, dargestellt wird. Besonders wird ihm die Erneuerung des für Protestanten so verletzenden Ausdrucks, die Kirche sey im Besitz der Schlüssel, sehr übel genommen, so wie sein Versprechen, daß an demselben Tage, wo der Erzbischof seinen im vorigen Jahre vom Unterhause verworfenen Gesetzesvorschlag für die Erhaltung besserer Zucht unter der Geistlichkeit erneuern würde, er dem Parlament einen Gegenvorschlag vorlegen wolle. Was aber den Tories weit banger machen muß, als alle diese Sprünge eines zelotischen Bischofs, ist die Rückwirkung, welche ihr Wüthen gegen die Katholiken in Irland hervorgerufen hat. 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Man fand andern Tags, daß auf dem eine englische Meile von der See entlegenen Küstenstrich, genannt Dowlands, ein großes Stück Land sammt den darauf befindlichen Obstgärten, Häusern und Hütten versunken war, so daß von letztern nur noch die Dächer und Schlöte aus der Erde sahen. Diese Zerstörungen sind auf einer Strecke von vier englischen Meilen, der See parallel laufend, durch große Klüftungen bezeichnet. Die Erdstöße dauerten vom 24 Nachts bis zum 27 Dec. in verschiedenen Intervallen fort, und noch mehrere, zum Theil sehr feste Gebäude wurden eingestürzt. Man berechnet den Schaden an Eigenthum auf 6000 Pf. St. Zum Glück ging kein Menschenleben dabei verloren, da am Christabend, wo der Hauptstoß erfolgte, die meisten Bewohner der Cottages (wörtlich: Hütten, in der Regel aber kleine niedliche Landhäuser von absichtlicher Einfachheit der äußern Erscheinung) dieselben verlassen hatten, um den Abend in den benachbarten landeinwärts gelegenen Orten zu feiern. Doch die 28 Bewohner von vier Hütten, Eigenthum eines Hrn. Chappel, wurden nur mit großer Anstrengung sammt dem größten Theil ihrer Habe gerettet. Die neue Straße von Charmouth nach Lyme ist gänzlich zerstört. Ein eigenes Phänomen, welches das Erdbeben begleitete, war die plötzliche Bildung eines großen 50 Fuß hohen Felsen im Meer, Culverhole gegenüber, ungefähr eine englische Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo die größten Zerstörungen angerichtet sind, während man gleichzeitig an der Klippenreihe der Küste nicht die mindeste Aenderung bemerkt. Die Einwohner der Gegend sind in großer Angst. Naturforscher, namentlich Hr. Buckingham, der vor einigen Jahren in Lyme Vorlesungen hielt, haben schon vor längerer Zeit auf einen langsam wirkenden Naturproceß hingedeutet, der die brittische Küste längs dem Canal, besonders den südwestlichsten Theil gegen Cornwall hinab, mehr und mehr solchen Erscheinungen unterwerfe.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 1 Jan.</dateline> <p> Mein letzter Brief fing mit Kirchensachen an, und mein Papier war zu Ende, ehe ich zu einem andern Gegenstande kommen konnte. Dennoch ist derselbe nicht erschöpft, und wenn Ihre Leser denselben müde sind, so müssen sie die Zeit anklagen, welche den Politiker nöthigt, mit den Händen im Schooße die Begebenheiten abzuwarten, während die Klerisei allein thätig ist, und Begebenheiten hervorruft – ob immer zum Heil der Religion, lasse ich dahin gestellt seyn. Mitunter scheint es auch den Weltklugen unter unsern Tories und deren Organen bedünken zu wollen, als möchten wir des Guten zu viel haben. In diesem Sinne ließ die Times vor ein paar Tagen einen fulminanten Brief gegen den rastlosen Bischof von Exeter erscheinen, worin der Mann, welcher sich selbst für den Schutzpatron des Protestantismus im weiten Gebiete Englands ausgibt, als ein Tyrann gegen seine Untergebenen, als ein anmaßlicher Rebell gegen seinen Vorgesetzten, den Erzbischof von Canterbury, dargestellt wird. Besonders wird ihm die Erneuerung des für Protestanten so verletzenden Ausdrucks, die Kirche sey im Besitz der <hi rendition="#g">Schlüssel</hi>, sehr übel genommen, so wie sein Versprechen, daß an <hi rendition="#g">demselben Tage</hi>, wo der Erzbischof seinen im vorigen Jahre vom Unterhause verworfenen Gesetzesvorschlag für die Erhaltung besserer Zucht unter der Geistlichkeit erneuern würde, er dem Parlament einen Gegenvorschlag vorlegen wolle. 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Cabrera war, wenn man dem Eco de Aragon trauen darf, dem Tode nahe. Seine Krankheit soll sich so verschlimmert haben, daß man ihm viermal zur Ader lassen mußte und die letzte Oelung gab. Der Tod Cabrera's, meint jenes Journal, würde den Bürgerkrieg in Spanien bald ersticken, denn dieser Häuptling ist die Seele der Carlistischen Partei. Seine Armee dürfte nach seinem Tode schnell auseinander laufen.
Großbritannien.
Wie der Taunton Courier berichtet, wurden am Weihnachtsabend gegen 6 Uhr die Anwohner der Küste von Lyme Regis (in der schönen Seeprovinz Dorsetshire, dem „Garten von England“) bis Seaton durch ein Erdbeben in Schrecken versetzt. Man fand andern Tags, daß auf dem eine englische Meile von der See entlegenen Küstenstrich, genannt Dowlands, ein großes Stück Land sammt den darauf befindlichen Obstgärten, Häusern und Hütten versunken war, so daß von letztern nur noch die Dächer und Schlöte aus der Erde sahen. Diese Zerstörungen sind auf einer Strecke von vier englischen Meilen, der See parallel laufend, durch große Klüftungen bezeichnet. Die Erdstöße dauerten vom 24 Nachts bis zum 27 Dec. in verschiedenen Intervallen fort, und noch mehrere, zum Theil sehr feste Gebäude wurden eingestürzt. Man berechnet den Schaden an Eigenthum auf 6000 Pf. St. Zum Glück ging kein Menschenleben dabei verloren, da am Christabend, wo der Hauptstoß erfolgte, die meisten Bewohner der Cottages (wörtlich: Hütten, in der Regel aber kleine niedliche Landhäuser von absichtlicher Einfachheit der äußern Erscheinung) dieselben verlassen hatten, um den Abend in den benachbarten landeinwärts gelegenen Orten zu feiern. Doch die 28 Bewohner von vier Hütten, Eigenthum eines Hrn. Chappel, wurden nur mit großer Anstrengung sammt dem größten Theil ihrer Habe gerettet. Die neue Straße von Charmouth nach Lyme ist gänzlich zerstört. Ein eigenes Phänomen, welches das Erdbeben begleitete, war die plötzliche Bildung eines großen 50 Fuß hohen Felsen im Meer, Culverhole gegenüber, ungefähr eine englische Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo die größten Zerstörungen angerichtet sind, während man gleichzeitig an der Klippenreihe der Küste nicht die mindeste Aenderung bemerkt. Die Einwohner der Gegend sind in großer Angst. Naturforscher, namentlich Hr. Buckingham, der vor einigen Jahren in Lyme Vorlesungen hielt, haben schon vor längerer Zeit auf einen langsam wirkenden Naturproceß hingedeutet, der die brittische Küste längs dem Canal, besonders den südwestlichsten Theil gegen Cornwall hinab, mehr und mehr solchen Erscheinungen unterwerfe.
* London, 1 Jan. Mein letzter Brief fing mit Kirchensachen an, und mein Papier war zu Ende, ehe ich zu einem andern Gegenstande kommen konnte. Dennoch ist derselbe nicht erschöpft, und wenn Ihre Leser denselben müde sind, so müssen sie die Zeit anklagen, welche den Politiker nöthigt, mit den Händen im Schooße die Begebenheiten abzuwarten, während die Klerisei allein thätig ist, und Begebenheiten hervorruft – ob immer zum Heil der Religion, lasse ich dahin gestellt seyn. Mitunter scheint es auch den Weltklugen unter unsern Tories und deren Organen bedünken zu wollen, als möchten wir des Guten zu viel haben. In diesem Sinne ließ die Times vor ein paar Tagen einen fulminanten Brief gegen den rastlosen Bischof von Exeter erscheinen, worin der Mann, welcher sich selbst für den Schutzpatron des Protestantismus im weiten Gebiete Englands ausgibt, als ein Tyrann gegen seine Untergebenen, als ein anmaßlicher Rebell gegen seinen Vorgesetzten, den Erzbischof von Canterbury, dargestellt wird. Besonders wird ihm die Erneuerung des für Protestanten so verletzenden Ausdrucks, die Kirche sey im Besitz der Schlüssel, sehr übel genommen, so wie sein Versprechen, daß an demselben Tage, wo der Erzbischof seinen im vorigen Jahre vom Unterhause verworfenen Gesetzesvorschlag für die Erhaltung besserer Zucht unter der Geistlichkeit erneuern würde, er dem Parlament einen Gegenvorschlag vorlegen wolle. Was aber den Tories weit banger machen muß, als alle diese Sprünge eines zelotischen Bischofs, ist die Rückwirkung, welche ihr Wüthen gegen die Katholiken in Irland hervorgerufen hat. O'Connell
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