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Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840.

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Beweglichkeit getrieben, müssen schon von Natur einen Trieb besitzen, aus ihren Gränzen auszufallen und andere Völker mit Waffenmacht zu überziehen... Hätte man Frankreich auch alles das genommen, was die öffentliche Meinung, das einstimmige Verlangen der Verständigen im Volke, im weiten Sinne von ihm geheischt: Franche-Comte mit vier Departements, die zwei des Elsaß, die vier von Lothringen, die zwei von Burgund, endlich das Norddepartement, dann würden etwa 4 1/2 Millionen Einwohner von der Masse des Ganzen abgerissen, und es blieben 23 1/2 Millionen, mit welchen Frankreich für das getheilte Deutschland noch immer eine furchtbare Macht seyn würde." (Wie Gentz auf diese Mahnungen des Schutzwächters am Rhein sich ausgelassen, findet sich in der neusten Sammlung seiner Schriften.)

Der Moniteur enthält nun umständliche Details über die Emeute in Foix, die aber im Wesen mit den bereits erhaltenen Mittheilungen übereinstimmen. Zum Schlusse sagt er: "Der Präfect und alle Beamten, die zur Herstellung der Ordnung bei diesem traurigen Vorfall beigetragen haben, verdienen die größten Lobsprüche. Der commandirende Major der Truppen im Ariege, der Bataillonschef des 13ten Linienregiments haben ihre Mission würdig verstanden. Die Gendarmerie und die Linie haben sich inmitten der harten Prüfungen, denen ihr Muth und ihre Geduld ausgesetzt waren, trefflich betragen. Mehr oder minder schwer verwundet wurden: der Präfect (dem durch einen Steinwurf die Oberlippe gespalten ward), der Maire von Foix, der Polizeicommissär, der Major des 13ten Linienregiments, ein Bataillonschef des 13ten Regiments, ein Unterlieutenant des 16ten leichten, 12 Unterofficiere, Corporale oder Soldaten der Linie, der Capitän der Gendarmerie, der Lieutenant, ein Wachtmeister, zwei Brigadiers, sechs Gendarmen, im ganzen 29 Personen. Von Seite der Angreifenden gab es 9 Todte und 18 Verwundete."

(Gazette.) Ein Schreiben aus Algier meldet, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der unter den Spahis von Oran als Officier diente, in dem Treffen von Mostaganem umgekommen sey.

Marschall Valee ist am 5 nach Algier zurückgekehrt. Das Publicum war über diese schnelle Rückkunft erstaunt. Man glaubte, der Gouverneur würde den am 31 Dec. über die Araber errungenen Sieg zu benützen suchen und z. B. bis nach Scherschel vordringen, wo wir eine Beleidigung zu rächen haben. Das Publicum täuschte sich, die Sachen stehen wieder wie vorher, ohne daß der an der Chiffa errungene Vortheil die Wirkung gehabt hätte, die man vernünftigerweise davon erwarten durfte. Da wir wieder ruhig im Lager liegen, so fahren die Räuber wieder mit ihren Einfällen in der Ebene und an der Gränze des Sahel fort. Sie nahmen am 6 eine dem Ben Marabet, einem reichen Mauren von Algier, gehörige Heerde, eine Stunde von der Stadt entfernt, mit sich fort. Vorgestern feuerten sie Flintenschüsse ab auf der Straße von Duera nach Deli Ibrahim, und man mußte Jäger nach dem letztern Dorfe schicken, um es zu schützen. Das Außerordentlichste ist die ausnehmende Zuversicht der arabischen Räuber. Sie campiren in der Ebene zwischen unsern Lagern und werden durch Kamelzüge mit Lebensmitteln von dem Gebirg aus versehen; der Marschall weiß dieß Alles und läßt es geschehen! Die schöne Ebene von Staueli ward bisher von den Verheerungen, welche die Metidscha erlitten, verschont. Die Behörde that nichts zu ihrem Schutze; erst seit einigen Tagen hat man sich entschlossen, nach dem Pachtgut Kasnadschi einige der Culuglis von Uad Zeitun, die zu Kodscha Biri liegen, dahin abzuschicken; andere sollen hnen folgen. Sie sind die besten Soldaten, die man den Arabern entgegenstellen kann und werden von letztern sehr gefürchtet. Die Auswanderung, welche die Metidscha entvölkert hat, erstreckt sich bis zu der Ebene Staueli. Die Beni Mussa haben sich fast alle entfernt; wenigstens die Hälfte der Zuauas und der Cheraga sind ihrem Beispiele gefolgt, und die übrigen scheinen ebenfalls geneigt uns zu verlassen. Der Marschall ließ ihnen sagen, sie könnten gehen, wenn es ihnen Vergnügen mache, sie müßten aber auf ihr Eigenthum verzichten, das sogleich mit Beschlag belegt werden würde. Die Folge der Unthätigkeit, worin wir in unsern Linien bleiben, und der Freiheit, die wir dem Feinde lassen, zwischen unsern Posten umherzustreifen, ist, daß jede Zusendung aus dem Innern aufgefangen wird und nichts auf den Markt kommt. Die Armee hat noch Fleisch auf 20 Tage, dann muß man aber Ochsen aus Europa beziehen. Auf solche Art lassen wir uns mit 25,000 Mann mißhandeln! Es war noch nicht genug mit den Angriffen Abd-El-Kaders, wir müssen uns auch noch die des Hrn. Blanqui gefallen lassen. Dieser Akademiker, der nur eine sehr kurze Erscheinung auf unserm Gestade war, und die Sache mit einem Leichtsinn untersucht hat, die an einem mit so ernsten Aufträgen versehenen Mann unbegreiflich ist, hat im Angesicht des Publicums ein Land und Menschen angeschwärzt, die er gar nicht Zeit hatte kennen zu lernen. Männer, die schon mehrere Jahre hier sind, nehmen Anstand, über die Frage abzusprechen, denn sie kennen die Größe und die Zahl der Schwierigkeiten; unsere Pariser Touristen nehmen es aber nicht so genau. Wie Cäsar kommen, sehen und siegen sie. Dieser Sieg aber, den sie nur erhalten, weil ihre Zuhörer in der Sache noch unwissender als die Sprecher sind, kann nicht lange dauern. Ohne Zweifel werden sich einige gewichtige Stimmen gegen den Bericht des Hrn. Blanqui erheben, und die Irrthümer und Thorheiten, von denen er wimmelt, herausstellen.

Der Marabut Tidschini, Herrscher von Ain-Maadi, hat durch einen Abgesandten an den Marschall Valee ein Schreiben geschickt, worin er ihm seine Allianz gegen Abd-El-Kader anbietet. Er erklärt sich bereit, sowohl dem Emir den Rückzug nach der Wüste abzuschneiden, als auch ein Truppencontingent zu stellen, um dasselbe mit der französischen Armee zu vereinigen. Der Marschall Valee scheint ziemlich geneigt, beide Anerbietungen anzunehmen. - Abd-El-Kader befindet sich in Mascara, wo er, wie es heißt, eine Armee organisirt, um die Franzosen in der Provinz Oran zu bekriegen. - Algier war nie belebter, als jetzt. Kaffeehäuser, Restaurants, öffentliche Plätze und Theater sind voll Menschen.


Italien.

Der Pro-Tesoriere, Cardinal Tosti, fährt fort, ohne sich durch das Geschrei der Menge irre leiten zu lassen, auf der begonnenen Bahn die Einkünfte des Staats, so viel sich thun läßt, zu mehren. Der Papst selbst und alle Cardinäle sind ihm hierin entgegen gekommen, indem sie zum Wohl des Ganzen ihren bisherigen Privilegien der Zollfreiheit entsagt haben. Nach solch hohem Beispiel kann es nun kein Individuum, keine Corporation dem Cardinal mehr verargen, wenn er, wie bereits geschehen, sämmtliche Zollvorrechte als aufgehoben erklärt. Außer einigen verschärften Verordnungen gegen den Schmuggelhandel ist auch ein Decret erschienen, welches für verschiedene Artikel den Eingangszoll herabsetzt, dagegen Gegenstände des Luxus einer Erhöhung unterwirft. Ferner sind fünf Directoren ernannt, die hier und in den Provinzen die Aufsicht des Zolls zu überwachen haben. Diesen wie allen Unterbeamten ist ein Antheil von der zukünftigen Mehreinnahme (die gewöhnliche Einnahme nach der Durchschnittssumme


Beweglichkeit getrieben, müssen schon von Natur einen Trieb besitzen, aus ihren Gränzen auszufallen und andere Völker mit Waffenmacht zu überziehen... Hätte man Frankreich auch alles das genommen, was die öffentliche Meinung, das einstimmige Verlangen der Verständigen im Volke, im weiten Sinne von ihm geheischt: Franche-Comté mit vier Departements, die zwei des Elsaß, die vier von Lothringen, die zwei von Burgund, endlich das Norddepartement, dann würden etwa 4 1/2 Millionen Einwohner von der Masse des Ganzen abgerissen, und es blieben 23 1/2 Millionen, mit welchen Frankreich für das getheilte Deutschland noch immer eine furchtbare Macht seyn würde.“ (Wie Gentz auf diese Mahnungen des Schutzwächters am Rhein sich ausgelassen, findet sich in der neusten Sammlung seiner Schriften.)

Der Moniteur enthält nun umständliche Details über die Emeute in Foix, die aber im Wesen mit den bereits erhaltenen Mittheilungen übereinstimmen. Zum Schlusse sagt er: „Der Präfect und alle Beamten, die zur Herstellung der Ordnung bei diesem traurigen Vorfall beigetragen haben, verdienen die größten Lobsprüche. Der commandirende Major der Truppen im Ariège, der Bataillonschef des 13ten Linienregiments haben ihre Mission würdig verstanden. Die Gendarmerie und die Linie haben sich inmitten der harten Prüfungen, denen ihr Muth und ihre Geduld ausgesetzt waren, trefflich betragen. Mehr oder minder schwer verwundet wurden: der Präfect (dem durch einen Steinwurf die Oberlippe gespalten ward), der Maire von Foix, der Polizeicommissär, der Major des 13ten Linienregiments, ein Bataillonschef des 13ten Regiments, ein Unterlieutenant des 16ten leichten, 12 Unterofficiere, Corporale oder Soldaten der Linie, der Capitän der Gendarmerie, der Lieutenant, ein Wachtmeister, zwei Brigadiers, sechs Gendarmen, im ganzen 29 Personen. Von Seite der Angreifenden gab es 9 Todte und 18 Verwundete.“

(Gazette.) Ein Schreiben aus Algier meldet, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der unter den Spahis von Oran als Officier diente, in dem Treffen von Mostaganem umgekommen sey.

Marschall Valée ist am 5 nach Algier zurückgekehrt. Das Publicum war über diese schnelle Rückkunft erstaunt. Man glaubte, der Gouverneur würde den am 31 Dec. über die Araber errungenen Sieg zu benützen suchen und z. B. bis nach Scherschel vordringen, wo wir eine Beleidigung zu rächen haben. Das Publicum täuschte sich, die Sachen stehen wieder wie vorher, ohne daß der an der Chiffa errungene Vortheil die Wirkung gehabt hätte, die man vernünftigerweise davon erwarten durfte. Da wir wieder ruhig im Lager liegen, so fahren die Räuber wieder mit ihren Einfällen in der Ebene und an der Gränze des Sahel fort. Sie nahmen am 6 eine dem Ben Marabet, einem reichen Mauren von Algier, gehörige Heerde, eine Stunde von der Stadt entfernt, mit sich fort. Vorgestern feuerten sie Flintenschüsse ab auf der Straße von Duera nach Deli Ibrahim, und man mußte Jäger nach dem letztern Dorfe schicken, um es zu schützen. Das Außerordentlichste ist die ausnehmende Zuversicht der arabischen Räuber. Sie campiren in der Ebene zwischen unsern Lagern und werden durch Kamelzüge mit Lebensmitteln von dem Gebirg aus versehen; der Marschall weiß dieß Alles und läßt es geschehen! Die schöne Ebene von Staueli ward bisher von den Verheerungen, welche die Metidscha erlitten, verschont. Die Behörde that nichts zu ihrem Schutze; erst seit einigen Tagen hat man sich entschlossen, nach dem Pachtgut Kasnadschi einige der Culuglis von Uad Zeitun, die zu Kodscha Biri liegen, dahin abzuschicken; andere sollen hnen folgen. Sie sind die besten Soldaten, die man den Arabern entgegenstellen kann und werden von letztern sehr gefürchtet. Die Auswanderung, welche die Metidscha entvölkert hat, erstreckt sich bis zu der Ebene Staueli. Die Beni Mussa haben sich fast alle entfernt; wenigstens die Hälfte der Zuauas und der Cheraga sind ihrem Beispiele gefolgt, und die übrigen scheinen ebenfalls geneigt uns zu verlassen. Der Marschall ließ ihnen sagen, sie könnten gehen, wenn es ihnen Vergnügen mache, sie müßten aber auf ihr Eigenthum verzichten, das sogleich mit Beschlag belegt werden würde. Die Folge der Unthätigkeit, worin wir in unsern Linien bleiben, und der Freiheit, die wir dem Feinde lassen, zwischen unsern Posten umherzustreifen, ist, daß jede Zusendung aus dem Innern aufgefangen wird und nichts auf den Markt kommt. Die Armee hat noch Fleisch auf 20 Tage, dann muß man aber Ochsen aus Europa beziehen. Auf solche Art lassen wir uns mit 25,000 Mann mißhandeln! Es war noch nicht genug mit den Angriffen Abd-El-Kaders, wir müssen uns auch noch die des Hrn. Blanqui gefallen lassen. Dieser Akademiker, der nur eine sehr kurze Erscheinung auf unserm Gestade war, und die Sache mit einem Leichtsinn untersucht hat, die an einem mit so ernsten Aufträgen versehenen Mann unbegreiflich ist, hat im Angesicht des Publicums ein Land und Menschen angeschwärzt, die er gar nicht Zeit hatte kennen zu lernen. Männer, die schon mehrere Jahre hier sind, nehmen Anstand, über die Frage abzusprechen, denn sie kennen die Größe und die Zahl der Schwierigkeiten; unsere Pariser Touristen nehmen es aber nicht so genau. Wie Cäsar kommen, sehen und siegen sie. Dieser Sieg aber, den sie nur erhalten, weil ihre Zuhörer in der Sache noch unwissender als die Sprecher sind, kann nicht lange dauern. Ohne Zweifel werden sich einige gewichtige Stimmen gegen den Bericht des Hrn. Blanqui erheben, und die Irrthümer und Thorheiten, von denen er wimmelt, herausstellen.

Der Marabut Tidschini, Herrscher von Ain-Maadi, hat durch einen Abgesandten an den Marschall Valée ein Schreiben geschickt, worin er ihm seine Allianz gegen Abd-El-Kader anbietet. Er erklärt sich bereit, sowohl dem Emir den Rückzug nach der Wüste abzuschneiden, als auch ein Truppencontingent zu stellen, um dasselbe mit der französischen Armee zu vereinigen. Der Marschall Valée scheint ziemlich geneigt, beide Anerbietungen anzunehmen. – Abd-El-Kader befindet sich in Mascara, wo er, wie es heißt, eine Armee organisirt, um die Franzosen in der Provinz Oran zu bekriegen. – Algier war nie belebter, als jetzt. Kaffeehäuser, Restaurants, öffentliche Plätze und Theater sind voll Menschen.


Italien.

Der Pro-Tesoriere, Cardinal Tosti, fährt fort, ohne sich durch das Geschrei der Menge irre leiten zu lassen, auf der begonnenen Bahn die Einkünfte des Staats, so viel sich thun läßt, zu mehren. Der Papst selbst und alle Cardinäle sind ihm hierin entgegen gekommen, indem sie zum Wohl des Ganzen ihren bisherigen Privilegien der Zollfreiheit entsagt haben. Nach solch hohem Beispiel kann es nun kein Individuum, keine Corporation dem Cardinal mehr verargen, wenn er, wie bereits geschehen, sämmtliche Zollvorrechte als aufgehoben erklärt. Außer einigen verschärften Verordnungen gegen den Schmuggelhandel ist auch ein Decret erschienen, welches für verschiedene Artikel den Eingangszoll herabsetzt, dagegen Gegenstände des Luxus einer Erhöhung unterwirft. Ferner sind fünf Directoren ernannt, die hier und in den Provinzen die Aufsicht des Zolls zu überwachen haben. Diesen wie allen Unterbeamten ist ein Antheil von der zukünftigen Mehreinnahme (die gewöhnliche Einnahme nach der Durchschnittssumme

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[0190/0006] Beweglichkeit getrieben, müssen schon von Natur einen Trieb besitzen, aus ihren Gränzen auszufallen und andere Völker mit Waffenmacht zu überziehen... Hätte man Frankreich auch alles das genommen, was die öffentliche Meinung, das einstimmige Verlangen der Verständigen im Volke, im weiten Sinne von ihm geheischt: Franche-Comté mit vier Departements, die zwei des Elsaß, die vier von Lothringen, die zwei von Burgund, endlich das Norddepartement, dann würden etwa 4 1/2 Millionen Einwohner von der Masse des Ganzen abgerissen, und es blieben 23 1/2 Millionen, mit welchen Frankreich für das getheilte Deutschland noch immer eine furchtbare Macht seyn würde.“ (Wie Gentz auf diese Mahnungen des Schutzwächters am Rhein sich ausgelassen, findet sich in der neusten Sammlung seiner Schriften.) Der Moniteur enthält nun umständliche Details über die Emeute in Foix, die aber im Wesen mit den bereits erhaltenen Mittheilungen übereinstimmen. Zum Schlusse sagt er: „Der Präfect und alle Beamten, die zur Herstellung der Ordnung bei diesem traurigen Vorfall beigetragen haben, verdienen die größten Lobsprüche. Der commandirende Major der Truppen im Ariège, der Bataillonschef des 13ten Linienregiments haben ihre Mission würdig verstanden. Die Gendarmerie und die Linie haben sich inmitten der harten Prüfungen, denen ihr Muth und ihre Geduld ausgesetzt waren, trefflich betragen. Mehr oder minder schwer verwundet wurden: der Präfect (dem durch einen Steinwurf die Oberlippe gespalten ward), der Maire von Foix, der Polizeicommissär, der Major des 13ten Linienregiments, ein Bataillonschef des 13ten Regiments, ein Unterlieutenant des 16ten leichten, 12 Unterofficiere, Corporale oder Soldaten der Linie, der Capitän der Gendarmerie, der Lieutenant, ein Wachtmeister, zwei Brigadiers, sechs Gendarmen, im ganzen 29 Personen. Von Seite der Angreifenden gab es 9 Todte und 18 Verwundete.“ (Gazette.) 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Vorgestern feuerten sie Flintenschüsse ab auf der Straße von Duera nach Deli Ibrahim, und man mußte Jäger nach dem letztern Dorfe schicken, um es zu schützen. Das Außerordentlichste ist die ausnehmende Zuversicht der arabischen Räuber. Sie campiren in der Ebene zwischen unsern Lagern und werden durch Kamelzüge mit Lebensmitteln von dem Gebirg aus versehen; der Marschall weiß dieß Alles und läßt es geschehen! Die schöne Ebene von Staueli ward bisher von den Verheerungen, welche die Metidscha erlitten, verschont. Die Behörde that nichts zu ihrem Schutze; erst seit einigen Tagen hat man sich entschlossen, nach dem Pachtgut Kasnadschi einige der Culuglis von Uad Zeitun, die zu Kodscha Biri liegen, dahin abzuschicken; andere sollen hnen folgen. Sie sind die besten Soldaten, die man den Arabern entgegenstellen kann und werden von letztern sehr gefürchtet. Die Auswanderung, welche die Metidscha entvölkert hat, erstreckt sich bis zu der Ebene Staueli. Die Beni Mussa haben sich fast alle entfernt; wenigstens die Hälfte der Zuauas und der Cheraga sind ihrem Beispiele gefolgt, und die übrigen scheinen ebenfalls geneigt uns zu verlassen. Der Marschall ließ ihnen sagen, sie könnten gehen, wenn es ihnen Vergnügen mache, sie müßten aber auf ihr Eigenthum verzichten, das sogleich mit Beschlag belegt werden würde. Die Folge der Unthätigkeit, worin wir in unsern Linien bleiben, und der Freiheit, die wir dem Feinde lassen, zwischen unsern Posten umherzustreifen, ist, daß jede Zusendung aus dem Innern aufgefangen wird und nichts auf den Markt kommt. Die Armee hat noch Fleisch auf 20 Tage, dann muß man aber Ochsen aus Europa beziehen. Auf solche Art lassen wir uns mit 25,000 Mann mißhandeln! Es war noch nicht genug mit den Angriffen Abd-El-Kaders, wir müssen uns auch noch die des Hrn. Blanqui gefallen lassen. Dieser Akademiker, der nur eine sehr kurze Erscheinung auf unserm Gestade war, und die Sache mit einem Leichtsinn untersucht hat, die an einem mit so ernsten Aufträgen versehenen Mann unbegreiflich ist, hat im Angesicht des Publicums ein Land und Menschen angeschwärzt, die er gar nicht Zeit hatte kennen zu lernen. Männer, die schon mehrere Jahre hier sind, nehmen Anstand, über die Frage abzusprechen, denn sie kennen die Größe und die Zahl der Schwierigkeiten; unsere Pariser Touristen nehmen es aber nicht so genau. Wie Cäsar kommen, sehen und siegen sie. Dieser Sieg aber, den sie nur erhalten, weil ihre Zuhörer in der Sache noch unwissender als die Sprecher sind, kann nicht lange dauern. Ohne Zweifel werden sich einige gewichtige Stimmen gegen den Bericht des Hrn. Blanqui erheben, und die Irrthümer und Thorheiten, von denen er wimmelt, herausstellen. * Algier, 11 Jan. Der Marabut Tidschini, Herrscher von Ain-Maadi, hat durch einen Abgesandten an den Marschall Valée ein Schreiben geschickt, worin er ihm seine Allianz gegen Abd-El-Kader anbietet. Er erklärt sich bereit, sowohl dem Emir den Rückzug nach der Wüste abzuschneiden, als auch ein Truppencontingent zu stellen, um dasselbe mit der französischen Armee zu vereinigen. Der Marschall Valée scheint ziemlich geneigt, beide Anerbietungen anzunehmen. – Abd-El-Kader befindet sich in Mascara, wo er, wie es heißt, eine Armee organisirt, um die Franzosen in der Provinz Oran zu bekriegen. – Algier war nie belebter, als jetzt. Kaffeehäuser, Restaurants, öffentliche Plätze und Theater sind voll Menschen. Italien. *Rom, 14 Jan. Der Pro-Tesoriere, Cardinal Tosti, fährt fort, ohne sich durch das Geschrei der Menge irre leiten zu lassen, auf der begonnenen Bahn die Einkünfte des Staats, so viel sich thun läßt, zu mehren. Der Papst selbst und alle Cardinäle sind ihm hierin entgegen gekommen, indem sie zum Wohl des Ganzen ihren bisherigen Privilegien der Zollfreiheit entsagt haben. Nach solch hohem Beispiel kann es nun kein Individuum, keine Corporation dem Cardinal mehr verargen, wenn er, wie bereits geschehen, sämmtliche Zollvorrechte als aufgehoben erklärt. Außer einigen verschärften Verordnungen gegen den Schmuggelhandel ist auch ein Decret erschienen, welches für verschiedene Artikel den Eingangszoll herabsetzt, dagegen Gegenstände des Luxus einer Erhöhung unterwirft. Ferner sind fünf Directoren ernannt, die hier und in den Provinzen die Aufsicht des Zolls zu überwachen haben. Diesen wie allen Unterbeamten ist ein Antheil von der zukünftigen Mehreinnahme (die gewöhnliche Einnahme nach der Durchschnittssumme

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840, S. 0190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_024_18400124/6>, abgerufen am 28.04.2024.