Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite


Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch buchstäblich richtig, und wenn der Hamburger Correspondent, wie jenes Localblatt, Raum für dergleichen Faseleien hat, so sollte er sich wenigstens unterhaltendere auswählen.


Preußen.

Das große alljährliche Krönungs- und Ordensfest ist heute wieder unter Theilnahme zahlreicher Eingeladenen gefeiert worden. Es befinden sich auch diesesmal wieder viele wissenschaftliche Illustrationen unter den mit Orden beschenkten, namentlich die Herren von Savigny, Karl Ritter, Ranke, Preuß, v. Raumer (der geheime Regierungsrath), Tölken, Thilo (in Halle), Göschel (Bischof in Bonn), Agasiz und Andere. Der Minister des Innern, Hr. v. Rochow, und der Finanzminister Graf v. Alvensleben, haben den rothen Adlerorden erster Classe erhalten. Ferner sind mit höheren Orden bedacht worden unsere Gesandten am Hofe von München, Graf v. Dönhoff, am Hofe von Stuttgart, Hr. v. Rochow, in Konstantinopel, Graf v. Königsmark und in Rom der Geschäftsträger Hr. v. Buch; von ausgezeichneten Katholiken werden genannt: der Staats-Secretär Duesberg, der Weihbischof von Breslau, Lattusek, der Kanzler des Kölner Domcapitels, v. Groote, der Graf Sauerma (in Schlesien), der Graf v. Hatzfeld (in Düsseldorf), der Landrath Freiherr v. Wolff-Metternich (in Paderborn) und viele Andere. Von auswärtigen bekannteren Namen haben wir ferner in der Liste den regierenden Fürsten von Salm-Salm, den k. österr. Kämmerer, Freiherrn v. Vrints in Brüssel, den k. bayer. Kammerherrn Freiherrn v. Cotta in Stuttgart und den k. würtembergischen Oberstallmeister, Freihr. v. Maucler, bemerkt. - Auch hier ist, wie man vernimmt, eine öffentliche Feier des Buchdrucker-Jubiläums nicht gestattet worden. Es hatte sich bereits ein Comite gebildet, an dessen Spitze der Professor Gubitz (als Besitzer einer Buchdruckerei) stand, und welches die Absicht hatte, den Johannistag durch einen kirchlichen Gottesdienst, durch einen solennen Umzug, durch einen großen Rede-Actus und endlich durch passende Aufführungen in allen Theatern zum Besten verarmter Buchdrucker zu feiern; es wird jedoch bei Privatvereinigungen so wie bei einigen Festmahlen in großen Localitäten sein Bewenden haben müssen.

Schweden.

(Aftonblad.) Es ist stark davon die Rede, daß Se. Exc. der Justizminister gleich im Beginn des Reichstags sich von seiner Stelle zurückziehen soll, wegen der Entscheidung über die Grundsatzfragen in Betreff der Reform des Staatsraths. Man bringt dieß in Zusammenhang mit der Nachricht, daß ein Courier nach Christianstad abgehen soll an den Präsidenten Frhrn. Ehrenberg, um gleich bei der Eröffnung des Reichstags die Antwort von ihm zu haben, ob er an die Stelle des Grafen Rosenblad ins Justizministerium treten will.

Rußland und Polen.

Man erinnert sich noch wohl, daß die in Polen stationirten Regimenter, mit Ausnahme der Festungsbesatzungen, zu dem großen Lust- und Uebungslager bei Borodino im vorigen Spätsommer beigezogen wurden. Von diesen Truppen nun ist etwas mehr als die Hälfte nicht wieder nach dem Königreich Polen zurückgekehrt, sondern man wies denselben Kantonirungen in Volhynien und Podolien an. Hier stehen diese Truppen noch jetzt, ohne jedoch aufgehört zu haben, zu der unter den directen Befehlen des Generalgouverneurs und Feldmarschalls, Fürsten von Warschau, gehörenden Heeresabtheilung zu stehen. Irren wir nicht, so beläuft sich, in Folge dieser Dislocationen, die im eigentlichen Polen noch jetzt vertheilte Truppenzahl, einschließlich der Festungsbesatzungen, auf etwa 30,000 Mann; mit den in vorgedachten Provinzen dislocirten Regimentern aber mag dieselbe wohl 45,000 Mann betragen, eine Stärke, welche die Armee in Polen schon seit mehreren Jahren niemals überstieg. Die Motive dieser Dislocationen sind allein ökonomischer Natur, da im Königreiche die Truppenverpflegung der Regierung höher zu stehen kommt, als in jenen Provinzen. (Frankf. J.)


Oesterreich.

Nachrichten aus Gradiska zufolge ist die Frau Herzogin von Berry mit ihrem Gemahl und ihrer Familie am 3 Jan. daselbst angelangt. - Man trägt sich mit dem Gerüchte, daß der k. k. Botschaftsrath am russischen Hofe, Maximilian v. Kaisersfeld, zum österr. kais. Gesandten bei den freien und Hansestädten bestimmt sey. Uebrigens bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. - Hier ist der k. k. Kämmerer, Referendär und Kanzleidirector der ungarischen Hofkanzlei, Emerich Gombos v. Gombosfalva, gestorben. - Was die Leipziger Allg. Zeitung neulich vom Ankaufe von 8000 Remonten und vom Aufbruche von Truppen gegen die nordwestliche Gränze als Sage berichtete, ist in Betreff der Remonten vermuthlich veranlaßt worden durch die um diese Zeit übliche Ausschreibung der Remontenankäufe, von denen ein sehr geringer Theil noch aus Rußland bezogen wird, und zwar lediglich um die Uhlanen- und Husarenregimenter damit zu versehen. Dabei ist aber unzweifelhaft ein zu großer Ansatz gemacht, der, wollte man ihn für das currente Armeebedürfniß richtig stellen, kaum auf 4000 anzunehmen wäre. Von Truppenbewegungen, welche deutsche Blätter seit einiger Zeit in Wiederholungen und veränderten Angaben zur Sprache bringen, ist durchaus nicht die Rede, und was darüber verlauten mag, ohne Grund. Wir lasen auch unlängst in Hamburger Blättern, daß die Regierung in Tirol die Conscription einzuführen gedenke, welche Maaßregel eine große Aufregung und Unzufriedenheit bei der Bevölkerung hervorgebracht habe. Diese Nachricht ist ganz falsch: wie aus verläßlicher Quelle vernommen wird, ist die Einführung der Conscription in Tirol gar nie in Antrag gewesen. Im Gegentheil ist man darauf bedacht, das der uralten Sitte dieser Gebirgsländer so entsprechende und in kriegerischer Beziehung sehr zusagende Schützenwesen, durch Vermehrung der Ständer und andere zweckmäßige Einrichtungen, zu einem höhern Grad der Ausbildung zu bringen.

Berichtigung.

In der gestrigen Beilage Nr. 181, Sp. 1, Z. 28 v. u. lese man: "Baring u. Comp." - In der Beil. Nr. 22, S. 171, 1ste Spalte letzte Zeile in dem Pariser Brief lies statt glaublicher: glücklicher Umstand.



Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch buchstäblich richtig, und wenn der Hamburger Correspondent, wie jenes Localblatt, Raum für dergleichen Faseleien hat, so sollte er sich wenigstens unterhaltendere auswählen.


Preußen.

Das große alljährliche Krönungs- und Ordensfest ist heute wieder unter Theilnahme zahlreicher Eingeladenen gefeiert worden. Es befinden sich auch diesesmal wieder viele wissenschaftliche Illustrationen unter den mit Orden beschenkten, namentlich die Herren von Savigny, Karl Ritter, Ranke, Preuß, v. Raumer (der geheime Regierungsrath), Tölken, Thilo (in Halle), Göschel (Bischof in Bonn), Agasiz und Andere. Der Minister des Innern, Hr. v. Rochow, und der Finanzminister Graf v. Alvensleben, haben den rothen Adlerorden erster Classe erhalten. Ferner sind mit höheren Orden bedacht worden unsere Gesandten am Hofe von München, Graf v. Dönhoff, am Hofe von Stuttgart, Hr. v. Rochow, in Konstantinopel, Graf v. Königsmark und in Rom der Geschäftsträger Hr. v. Buch; von ausgezeichneten Katholiken werden genannt: der Staats-Secretär Duesberg, der Weihbischof von Breslau, Lattusek, der Kanzler des Kölner Domcapitels, v. Groote, der Graf Sauerma (in Schlesien), der Graf v. Hatzfeld (in Düsseldorf), der Landrath Freiherr v. Wolff-Metternich (in Paderborn) und viele Andere. Von auswärtigen bekannteren Namen haben wir ferner in der Liste den regierenden Fürsten von Salm-Salm, den k. österr. Kämmerer, Freiherrn v. Vrints in Brüssel, den k. bayer. Kammerherrn Freiherrn v. Cotta in Stuttgart und den k. würtembergischen Oberstallmeister, Freihr. v. Maucler, bemerkt. – Auch hier ist, wie man vernimmt, eine öffentliche Feier des Buchdrucker-Jubiläums nicht gestattet worden. Es hatte sich bereits ein Comité gebildet, an dessen Spitze der Professor Gubitz (als Besitzer einer Buchdruckerei) stand, und welches die Absicht hatte, den Johannistag durch einen kirchlichen Gottesdienst, durch einen solennen Umzug, durch einen großen Rede-Actus und endlich durch passende Aufführungen in allen Theatern zum Besten verarmter Buchdrucker zu feiern; es wird jedoch bei Privatvereinigungen so wie bei einigen Festmahlen in großen Localitäten sein Bewenden haben müssen.

Schweden.

(Aftonblad.) Es ist stark davon die Rede, daß Se. Exc. der Justizminister gleich im Beginn des Reichstags sich von seiner Stelle zurückziehen soll, wegen der Entscheidung über die Grundsatzfragen in Betreff der Reform des Staatsraths. Man bringt dieß in Zusammenhang mit der Nachricht, daß ein Courier nach Christianstad abgehen soll an den Präsidenten Frhrn. Ehrenberg, um gleich bei der Eröffnung des Reichstags die Antwort von ihm zu haben, ob er an die Stelle des Grafen Rosenblad ins Justizministerium treten will.

Rußland und Polen.

Man erinnert sich noch wohl, daß die in Polen stationirten Regimenter, mit Ausnahme der Festungsbesatzungen, zu dem großen Lust- und Uebungslager bei Borodino im vorigen Spätsommer beigezogen wurden. Von diesen Truppen nun ist etwas mehr als die Hälfte nicht wieder nach dem Königreich Polen zurückgekehrt, sondern man wies denselben Kantonirungen in Volhynien und Podolien an. Hier stehen diese Truppen noch jetzt, ohne jedoch aufgehört zu haben, zu der unter den directen Befehlen des Generalgouverneurs und Feldmarschalls, Fürsten von Warschau, gehörenden Heeresabtheilung zu stehen. Irren wir nicht, so beläuft sich, in Folge dieser Dislocationen, die im eigentlichen Polen noch jetzt vertheilte Truppenzahl, einschließlich der Festungsbesatzungen, auf etwa 30,000 Mann; mit den in vorgedachten Provinzen dislocirten Regimentern aber mag dieselbe wohl 45,000 Mann betragen, eine Stärke, welche die Armee in Polen schon seit mehreren Jahren niemals überstieg. Die Motive dieser Dislocationen sind allein ökonomischer Natur, da im Königreiche die Truppenverpflegung der Regierung höher zu stehen kommt, als in jenen Provinzen. (Frankf. J.)


Oesterreich.

Nachrichten aus Gradiska zufolge ist die Frau Herzogin von Berry mit ihrem Gemahl und ihrer Familie am 3 Jan. daselbst angelangt. – Man trägt sich mit dem Gerüchte, daß der k. k. Botschaftsrath am russischen Hofe, Maximilian v. Kaisersfeld, zum österr. kais. Gesandten bei den freien und Hansestädten bestimmt sey. Uebrigens bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. – Hier ist der k. k. Kämmerer, Referendär und Kanzleidirector der ungarischen Hofkanzlei, Emerich Gombos v. Gombosfalva, gestorben. – Was die Leipziger Allg. Zeitung neulich vom Ankaufe von 8000 Remonten und vom Aufbruche von Truppen gegen die nordwestliche Gränze als Sage berichtete, ist in Betreff der Remonten vermuthlich veranlaßt worden durch die um diese Zeit übliche Ausschreibung der Remontenankäufe, von denen ein sehr geringer Theil noch aus Rußland bezogen wird, und zwar lediglich um die Uhlanen- und Husarenregimenter damit zu versehen. Dabei ist aber unzweifelhaft ein zu großer Ansatz gemacht, der, wollte man ihn für das currente Armeebedürfniß richtig stellen, kaum auf 4000 anzunehmen wäre. Von Truppenbewegungen, welche deutsche Blätter seit einiger Zeit in Wiederholungen und veränderten Angaben zur Sprache bringen, ist durchaus nicht die Rede, und was darüber verlauten mag, ohne Grund. Wir lasen auch unlängst in Hamburger Blättern, daß die Regierung in Tirol die Conscription einzuführen gedenke, welche Maaßregel eine große Aufregung und Unzufriedenheit bei der Bevölkerung hervorgebracht habe. Diese Nachricht ist ganz falsch: wie aus verläßlicher Quelle vernommen wird, ist die Einführung der Conscription in Tirol gar nie in Antrag gewesen. Im Gegentheil ist man darauf bedacht, das der uralten Sitte dieser Gebirgsländer so entsprechende und in kriegerischer Beziehung sehr zusagende Schützenwesen, durch Vermehrung der Ständer und andere zweckmäßige Einrichtungen, zu einem höhern Grad der Ausbildung zu bringen.

Berichtigung.

In der gestrigen Beilage Nr. 181, Sp. 1, Z. 28 v. u. lese man: „Baring u. Comp.“ – In der Beil. Nr. 22, S. 171, 1ste Spalte letzte Zeile in dem Pariser Brief lies statt glaublicher: glücklicher Umstand.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="0192"/><lb/>
Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch buchstäblich richtig, und wenn der Hamburger Correspondent, wie jenes Localblatt, Raum für dergleichen Faseleien hat, so sollte er sich wenigstens unterhaltendere auswählen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Preußen.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>&#x25B3;</byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19 Jan.</dateline>
          <p> Das große alljährliche Krönungs- und Ordensfest ist heute wieder unter Theilnahme zahlreicher Eingeladenen gefeiert worden. Es befinden sich auch diesesmal wieder viele wissenschaftliche Illustrationen unter den mit Orden beschenkten, namentlich die Herren von Savigny, Karl Ritter, Ranke, Preuß, v. Raumer (der geheime Regierungsrath), Tölken, Thilo (in Halle), Göschel (Bischof in Bonn), Agasiz und Andere. Der Minister des Innern, Hr. v. Rochow, und der Finanzminister Graf v. Alvensleben, haben den rothen Adlerorden erster Classe erhalten. Ferner sind mit höheren Orden bedacht worden unsere Gesandten am Hofe von München, Graf v. Dönhoff, am Hofe von Stuttgart, Hr. v. Rochow, in Konstantinopel, Graf v. Königsmark und in Rom der Geschäftsträger Hr. v. Buch; von ausgezeichneten Katholiken werden genannt: der Staats-Secretär Duesberg, der Weihbischof von Breslau, Lattusek, der Kanzler des Kölner Domcapitels, v. Groote, der Graf Sauerma (in Schlesien), der Graf v. Hatzfeld (in Düsseldorf), der Landrath Freiherr v. Wolff-Metternich (in Paderborn) und viele Andere. Von auswärtigen bekannteren Namen haben wir ferner in der Liste den regierenden Fürsten von Salm-Salm, den k. österr. Kämmerer, Freiherrn v. Vrints in Brüssel, den k. bayer. Kammerherrn Freiherrn v. Cotta in Stuttgart und den k. würtembergischen Oberstallmeister, Freihr. v. Maucler, bemerkt. &#x2013; Auch hier ist, wie man vernimmt, eine <hi rendition="#g">öffentliche</hi> Feier des Buchdrucker-Jubiläums nicht gestattet worden. Es hatte sich bereits ein Comité gebildet, an dessen Spitze der Professor Gubitz (als Besitzer einer Buchdruckerei) stand, und welches die Absicht hatte, den Johannistag durch einen kirchlichen Gottesdienst, durch einen solennen Umzug, durch einen großen Rede-Actus und endlich durch passende Aufführungen in allen Theatern zum Besten verarmter Buchdrucker zu feiern; es wird jedoch bei Privatvereinigungen so wie bei einigen Festmahlen in großen Localitäten sein Bewenden haben müssen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Aftonblad</hi>.) Es ist stark davon die Rede, daß Se. Exc. der Justizminister gleich im Beginn des Reichstags sich von seiner Stelle zurückziehen soll, wegen der Entscheidung über die Grundsatzfragen in Betreff der Reform des Staatsraths. Man bringt dieß in Zusammenhang mit der Nachricht, daß ein Courier nach Christianstad abgehen soll an den Präsidenten Frhrn. Ehrenberg, um gleich bei der Eröffnung des Reichstags die Antwort von ihm zu haben, ob er an die Stelle des Grafen Rosenblad ins Justizministerium treten will.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Rußland und Polen.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">Von der schlesisch-polnischen Gränze,</hi> 12 Jan.</dateline>
          <p> Man erinnert sich noch wohl, daß die in Polen stationirten Regimenter, mit Ausnahme der Festungsbesatzungen, zu dem großen Lust- und Uebungslager bei Borodino im vorigen Spätsommer beigezogen wurden. Von diesen Truppen nun ist etwas mehr als die Hälfte nicht wieder nach dem Königreich Polen zurückgekehrt, sondern man wies denselben Kantonirungen in Volhynien und Podolien an. Hier stehen diese Truppen noch jetzt, ohne jedoch aufgehört zu haben, zu der unter den directen Befehlen des Generalgouverneurs und Feldmarschalls, Fürsten von Warschau, gehörenden Heeresabtheilung zu stehen. Irren wir nicht, so beläuft sich, in Folge dieser Dislocationen, die im eigentlichen Polen noch jetzt vertheilte Truppenzahl, einschließlich der Festungsbesatzungen, auf etwa 30,000 Mann; mit den in vorgedachten Provinzen dislocirten Regimentern aber mag dieselbe wohl 45,000 Mann betragen, eine Stärke, welche die Armee in Polen schon seit mehreren Jahren niemals überstieg. Die Motive dieser Dislocationen sind allein ökonomischer Natur, da im Königreiche die Truppenverpflegung der Regierung höher zu stehen kommt, als in jenen Provinzen. (<hi rendition="#g">Frankf</hi>. J.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>&#x271D;*</byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 18 Jan.</dateline>
          <p> Nachrichten aus Gradiska zufolge ist die Frau Herzogin von Berry mit ihrem Gemahl und ihrer Familie am 3 Jan. daselbst angelangt. &#x2013; Man trägt sich mit dem Gerüchte, daß der k. k. Botschaftsrath am russischen Hofe, Maximilian v. Kaisersfeld, zum österr. kais. Gesandten bei den freien und Hansestädten bestimmt sey. Uebrigens bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. &#x2013; Hier ist der k. k. Kämmerer, Referendär und Kanzleidirector der ungarischen Hofkanzlei, Emerich Gombos v. Gombosfalva, gestorben. &#x2013; Was die Leipziger Allg. Zeitung neulich vom Ankaufe von 8000 Remonten und vom Aufbruche von Truppen gegen die nordwestliche Gränze als Sage berichtete, ist in Betreff der Remonten vermuthlich veranlaßt worden durch die um diese Zeit übliche Ausschreibung der Remontenankäufe, von denen ein sehr geringer Theil noch aus Rußland bezogen wird, und zwar lediglich um die Uhlanen- und Husarenregimenter damit zu versehen. Dabei ist aber unzweifelhaft ein zu großer Ansatz gemacht, der, wollte man ihn für das currente Armeebedürfniß richtig stellen, kaum auf 4000 anzunehmen wäre. Von Truppenbewegungen, welche deutsche Blätter seit einiger Zeit in Wiederholungen und veränderten Angaben zur Sprache bringen, ist durchaus nicht die Rede, und was darüber verlauten mag, ohne Grund. Wir lasen auch unlängst in Hamburger Blättern, daß die Regierung in Tirol die Conscription einzuführen gedenke, welche Maaßregel eine große Aufregung und Unzufriedenheit bei der Bevölkerung hervorgebracht habe. Diese Nachricht ist ganz falsch: wie aus verläßlicher Quelle vernommen wird, ist die Einführung der Conscription in Tirol gar nie in Antrag gewesen. Im Gegentheil ist man darauf bedacht, das der uralten Sitte dieser Gebirgsländer so entsprechende und in kriegerischer Beziehung sehr zusagende Schützenwesen, durch Vermehrung der Ständer und andere zweckmäßige Einrichtungen, zu einem höhern Grad der Ausbildung zu bringen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Berichtigung.</hi> </p><lb/>
          <p>In der gestrigen Beilage Nr. 181, Sp. 1, Z. 28 v. u. lese man: &#x201E;Baring u. <hi rendition="#g">Comp</hi>.&#x201C; &#x2013; In der Beil. Nr. 22, S. 171, 1ste Spalte letzte Zeile in dem Pariser Brief lies statt glaublicher: <hi rendition="#g">glücklicher</hi> Umstand.</p><lb/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0192/0008] Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch buchstäblich richtig, und wenn der Hamburger Correspondent, wie jenes Localblatt, Raum für dergleichen Faseleien hat, so sollte er sich wenigstens unterhaltendere auswählen. Preußen. △Berlin, 19 Jan. Das große alljährliche Krönungs- und Ordensfest ist heute wieder unter Theilnahme zahlreicher Eingeladenen gefeiert worden. Es befinden sich auch diesesmal wieder viele wissenschaftliche Illustrationen unter den mit Orden beschenkten, namentlich die Herren von Savigny, Karl Ritter, Ranke, Preuß, v. Raumer (der geheime Regierungsrath), Tölken, Thilo (in Halle), Göschel (Bischof in Bonn), Agasiz und Andere. Der Minister des Innern, Hr. v. Rochow, und der Finanzminister Graf v. Alvensleben, haben den rothen Adlerorden erster Classe erhalten. Ferner sind mit höheren Orden bedacht worden unsere Gesandten am Hofe von München, Graf v. Dönhoff, am Hofe von Stuttgart, Hr. v. Rochow, in Konstantinopel, Graf v. Königsmark und in Rom der Geschäftsträger Hr. v. Buch; von ausgezeichneten Katholiken werden genannt: der Staats-Secretär Duesberg, der Weihbischof von Breslau, Lattusek, der Kanzler des Kölner Domcapitels, v. Groote, der Graf Sauerma (in Schlesien), der Graf v. Hatzfeld (in Düsseldorf), der Landrath Freiherr v. Wolff-Metternich (in Paderborn) und viele Andere. Von auswärtigen bekannteren Namen haben wir ferner in der Liste den regierenden Fürsten von Salm-Salm, den k. österr. Kämmerer, Freiherrn v. Vrints in Brüssel, den k. bayer. Kammerherrn Freiherrn v. Cotta in Stuttgart und den k. würtembergischen Oberstallmeister, Freihr. v. Maucler, bemerkt. – Auch hier ist, wie man vernimmt, eine öffentliche Feier des Buchdrucker-Jubiläums nicht gestattet worden. Es hatte sich bereits ein Comité gebildet, an dessen Spitze der Professor Gubitz (als Besitzer einer Buchdruckerei) stand, und welches die Absicht hatte, den Johannistag durch einen kirchlichen Gottesdienst, durch einen solennen Umzug, durch einen großen Rede-Actus und endlich durch passende Aufführungen in allen Theatern zum Besten verarmter Buchdrucker zu feiern; es wird jedoch bei Privatvereinigungen so wie bei einigen Festmahlen in großen Localitäten sein Bewenden haben müssen. Schweden. (Aftonblad.) Es ist stark davon die Rede, daß Se. Exc. der Justizminister gleich im Beginn des Reichstags sich von seiner Stelle zurückziehen soll, wegen der Entscheidung über die Grundsatzfragen in Betreff der Reform des Staatsraths. Man bringt dieß in Zusammenhang mit der Nachricht, daß ein Courier nach Christianstad abgehen soll an den Präsidenten Frhrn. Ehrenberg, um gleich bei der Eröffnung des Reichstags die Antwort von ihm zu haben, ob er an die Stelle des Grafen Rosenblad ins Justizministerium treten will. Rußland und Polen. Von der schlesisch-polnischen Gränze, 12 Jan. Man erinnert sich noch wohl, daß die in Polen stationirten Regimenter, mit Ausnahme der Festungsbesatzungen, zu dem großen Lust- und Uebungslager bei Borodino im vorigen Spätsommer beigezogen wurden. Von diesen Truppen nun ist etwas mehr als die Hälfte nicht wieder nach dem Königreich Polen zurückgekehrt, sondern man wies denselben Kantonirungen in Volhynien und Podolien an. Hier stehen diese Truppen noch jetzt, ohne jedoch aufgehört zu haben, zu der unter den directen Befehlen des Generalgouverneurs und Feldmarschalls, Fürsten von Warschau, gehörenden Heeresabtheilung zu stehen. Irren wir nicht, so beläuft sich, in Folge dieser Dislocationen, die im eigentlichen Polen noch jetzt vertheilte Truppenzahl, einschließlich der Festungsbesatzungen, auf etwa 30,000 Mann; mit den in vorgedachten Provinzen dislocirten Regimentern aber mag dieselbe wohl 45,000 Mann betragen, eine Stärke, welche die Armee in Polen schon seit mehreren Jahren niemals überstieg. Die Motive dieser Dislocationen sind allein ökonomischer Natur, da im Königreiche die Truppenverpflegung der Regierung höher zu stehen kommt, als in jenen Provinzen. (Frankf. J.) Oesterreich. ✝*Wien, 18 Jan. Nachrichten aus Gradiska zufolge ist die Frau Herzogin von Berry mit ihrem Gemahl und ihrer Familie am 3 Jan. daselbst angelangt. – Man trägt sich mit dem Gerüchte, daß der k. k. Botschaftsrath am russischen Hofe, Maximilian v. Kaisersfeld, zum österr. kais. Gesandten bei den freien und Hansestädten bestimmt sey. Uebrigens bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. – Hier ist der k. k. Kämmerer, Referendär und Kanzleidirector der ungarischen Hofkanzlei, Emerich Gombos v. Gombosfalva, gestorben. – Was die Leipziger Allg. Zeitung neulich vom Ankaufe von 8000 Remonten und vom Aufbruche von Truppen gegen die nordwestliche Gränze als Sage berichtete, ist in Betreff der Remonten vermuthlich veranlaßt worden durch die um diese Zeit übliche Ausschreibung der Remontenankäufe, von denen ein sehr geringer Theil noch aus Rußland bezogen wird, und zwar lediglich um die Uhlanen- und Husarenregimenter damit zu versehen. Dabei ist aber unzweifelhaft ein zu großer Ansatz gemacht, der, wollte man ihn für das currente Armeebedürfniß richtig stellen, kaum auf 4000 anzunehmen wäre. Von Truppenbewegungen, welche deutsche Blätter seit einiger Zeit in Wiederholungen und veränderten Angaben zur Sprache bringen, ist durchaus nicht die Rede, und was darüber verlauten mag, ohne Grund. Wir lasen auch unlängst in Hamburger Blättern, daß die Regierung in Tirol die Conscription einzuführen gedenke, welche Maaßregel eine große Aufregung und Unzufriedenheit bei der Bevölkerung hervorgebracht habe. Diese Nachricht ist ganz falsch: wie aus verläßlicher Quelle vernommen wird, ist die Einführung der Conscription in Tirol gar nie in Antrag gewesen. Im Gegentheil ist man darauf bedacht, das der uralten Sitte dieser Gebirgsländer so entsprechende und in kriegerischer Beziehung sehr zusagende Schützenwesen, durch Vermehrung der Ständer und andere zweckmäßige Einrichtungen, zu einem höhern Grad der Ausbildung zu bringen. Berichtigung. In der gestrigen Beilage Nr. 181, Sp. 1, Z. 28 v. u. lese man: „Baring u. Comp.“ – In der Beil. Nr. 22, S. 171, 1ste Spalte letzte Zeile in dem Pariser Brief lies statt glaublicher: glücklicher Umstand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_024_18400124
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_024_18400124/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840, S. 0192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_024_18400124/8>, abgerufen am 28.04.2024.