Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 28. Augsburg, 28. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

dessen Empfang versicherte der Pascha seine Umgebungen, daß dessen Verfügungen schon längst durch ihn eingeführt wären, daß jeder Herr seines Eigenthums sey, und daß Alle vor dem Gesetze gleich wären! Niemand aber besitzt Eigenthum, und der Türke erdrückt den Araber. - Graf Medem soll gestern dem Pascha erklärt haben, daß Rußland die von England gemachten Vorschläge hinsichtlich Aegyptens angenommen habe, das heißt, ihm Aegypten und das Littoral von Syrien bis nach Acre zuzugestehen, ersteres erblich in seiner Familie. - Beim Schluß dieses Briefs kommt mir noch die Antwort Boghos Bey's auf das Schreiben der Generalconsuln zu; sie enthält eine Note des Pascha's an Boghos Bey, worin er ihn beauftragt, den Consuln wissen zu lassen, "daß er fürs erste alle Quarantäneanstalten in Aegypten aufhebe, da die Generalconsuln, zu seinem großen Erstaunen, es verschmähen, den von ihm vorgeschlagenen guten Anordnungen ihre Zustimmung zu geben." So sind wir jetzt ohne alle Quarantäne! Gott allein ist es jetzt überlassen, uns vor der Pest zu schützen.

Ostindien.

(Neval and Military Gazette.) Nachrichten aus Herat zufolge ist die Mission unter Major Todd dort angelangt; diese einst prächtige Stadt war in Folge der Verheerung der Umgegend durch die Perser halb verlassen. Major Todd ist jetzt englischer Gesandter am Hofe von Herat an der Stelle Capitän Pottingers, der voll Unwillen über die unwürdige Behandlung, die er erfahren, sich zurückzieht. - Es sind Briefe von dem nach Bamian gesandten Truppencorps bis zum 10 Oct. eingetroffen, woraus hervorgeht, daß dasselbe gegenwärtig wegen zu weit vorgerückter Jahreszeit nicht weiter gehen soll. Die Abtheilung soll demnach in Bamian überwintern, und sobald der Schnee weg seyn wird, Dost Mohammed verfolgen, der sich in jenem Lande zum Kriege rüstet. - Nach Briefen aus Birma ist der König sehr beunruhigt durch das umlaufende Gerücht, daß die Engländer die Sache des von ihm entthronten Königs, seines Bruders, zu der ihrigen machen, und denselben wieder auf den Thron setzen würden. Auch will man wissen, es seyen mehrere französische Spione im Land, um mit dem König in geheime Unterhandlungen zu treten, wie Capitän Witkewitsch in Afghanistan.

dessen Empfang versicherte der Pascha seine Umgebungen, daß dessen Verfügungen schon längst durch ihn eingeführt wären, daß jeder Herr seines Eigenthums sey, und daß Alle vor dem Gesetze gleich wären! Niemand aber besitzt Eigenthum, und der Türke erdrückt den Araber. – Graf Medem soll gestern dem Pascha erklärt haben, daß Rußland die von England gemachten Vorschläge hinsichtlich Aegyptens angenommen habe, das heißt, ihm Aegypten und das Littoral von Syrien bis nach Acre zuzugestehen, ersteres erblich in seiner Familie. – Beim Schluß dieses Briefs kommt mir noch die Antwort Boghos Bey's auf das Schreiben der Generalconsuln zu; sie enthält eine Note des Pascha's an Boghos Bey, worin er ihn beauftragt, den Consuln wissen zu lassen, „daß er fürs erste alle Quarantäneanstalten in Aegypten aufhebe, da die Generalconsuln, zu seinem großen Erstaunen, es verschmähen, den von ihm vorgeschlagenen guten Anordnungen ihre Zustimmung zu geben.“ So sind wir jetzt ohne alle Quarantäne! Gott allein ist es jetzt überlassen, uns vor der Pest zu schützen.

Ostindien.

(Neval and Military Gazette.) Nachrichten aus Herat zufolge ist die Mission unter Major Todd dort angelangt; diese einst prächtige Stadt war in Folge der Verheerung der Umgegend durch die Perser halb verlassen. Major Todd ist jetzt englischer Gesandter am Hofe von Herat an der Stelle Capitän Pottingers, der voll Unwillen über die unwürdige Behandlung, die er erfahren, sich zurückzieht. – Es sind Briefe von dem nach Bamian gesandten Truppencorps bis zum 10 Oct. eingetroffen, woraus hervorgeht, daß dasselbe gegenwärtig wegen zu weit vorgerückter Jahreszeit nicht weiter gehen soll. Die Abtheilung soll demnach in Bamian überwintern, und sobald der Schnee weg seyn wird, Dost Mohammed verfolgen, der sich in jenem Lande zum Kriege rüstet. – Nach Briefen aus Birma ist der König sehr beunruhigt durch das umlaufende Gerücht, daß die Engländer die Sache des von ihm entthronten Königs, seines Bruders, zu der ihrigen machen, und denselben wieder auf den Thron setzen würden. Auch will man wissen, es seyen mehrere französische Spione im Land, um mit dem König in geheime Unterhandlungen zu treten, wie Capitän Witkewitsch in Afghanistan.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="0224"/>
dessen Empfang <hi rendition="#g">versicherte</hi> der Pascha seine Umgebungen, daß dessen Verfügungen schon längst durch ihn eingeführt wären, daß jeder Herr seines Eigenthums sey, und daß Alle vor dem Gesetze gleich wären! Niemand aber besitzt Eigenthum, und der Türke erdrückt den Araber. &#x2013; Graf Medem soll gestern dem Pascha erklärt haben, daß Rußland die von England gemachten Vorschläge hinsichtlich Aegyptens angenommen habe, das heißt, ihm Aegypten und das Littoral von Syrien bis nach Acre zuzugestehen, ersteres erblich in seiner Familie. &#x2013; Beim Schluß dieses Briefs kommt mir noch die Antwort Boghos Bey's auf das Schreiben der Generalconsuln zu; sie enthält eine Note des Pascha's an Boghos Bey, worin er ihn beauftragt, den Consuln wissen zu lassen, &#x201E;daß er fürs erste <hi rendition="#g">alle Quarantäneanstalten in Aegypten aufhebe</hi>, da die Generalconsuln, zu seinem großen Erstaunen, es verschmähen, den von ihm vorgeschlagenen guten Anordnungen ihre Zustimmung zu geben.&#x201C; So sind wir jetzt ohne alle Quarantäne! Gott allein ist es jetzt überlassen, uns vor der Pest zu schützen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Ostindien.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Neval and Military Gazette</hi>.) Nachrichten aus Herat zufolge ist die Mission unter Major Todd dort angelangt; diese einst prächtige Stadt war in Folge der Verheerung der Umgegend durch die Perser halb verlassen. Major Todd ist jetzt englischer Gesandter am Hofe von Herat an der Stelle Capitän Pottingers, der voll Unwillen über die unwürdige Behandlung, die er erfahren, sich zurückzieht. &#x2013; Es sind Briefe von dem nach Bamian gesandten Truppencorps bis zum 10 Oct. eingetroffen, woraus hervorgeht, daß dasselbe gegenwärtig wegen zu weit vorgerückter Jahreszeit nicht weiter gehen soll. Die Abtheilung soll demnach in Bamian überwintern, und sobald der Schnee weg seyn wird, Dost Mohammed verfolgen, der sich in jenem Lande zum Kriege rüstet. &#x2013; Nach Briefen aus Birma ist der König sehr beunruhigt durch das umlaufende Gerücht, daß die Engländer die Sache des von ihm entthronten Königs, seines Bruders, zu der ihrigen machen, und denselben wieder auf den Thron setzen würden. Auch will man wissen, es seyen mehrere französische Spione im Land, um mit dem König in geheime Unterhandlungen zu treten, wie Capitän Witkewitsch in Afghanistan.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0224/0008] dessen Empfang versicherte der Pascha seine Umgebungen, daß dessen Verfügungen schon längst durch ihn eingeführt wären, daß jeder Herr seines Eigenthums sey, und daß Alle vor dem Gesetze gleich wären! Niemand aber besitzt Eigenthum, und der Türke erdrückt den Araber. – Graf Medem soll gestern dem Pascha erklärt haben, daß Rußland die von England gemachten Vorschläge hinsichtlich Aegyptens angenommen habe, das heißt, ihm Aegypten und das Littoral von Syrien bis nach Acre zuzugestehen, ersteres erblich in seiner Familie. – Beim Schluß dieses Briefs kommt mir noch die Antwort Boghos Bey's auf das Schreiben der Generalconsuln zu; sie enthält eine Note des Pascha's an Boghos Bey, worin er ihn beauftragt, den Consuln wissen zu lassen, „daß er fürs erste alle Quarantäneanstalten in Aegypten aufhebe, da die Generalconsuln, zu seinem großen Erstaunen, es verschmähen, den von ihm vorgeschlagenen guten Anordnungen ihre Zustimmung zu geben.“ So sind wir jetzt ohne alle Quarantäne! Gott allein ist es jetzt überlassen, uns vor der Pest zu schützen. Ostindien. (Neval and Military Gazette.) Nachrichten aus Herat zufolge ist die Mission unter Major Todd dort angelangt; diese einst prächtige Stadt war in Folge der Verheerung der Umgegend durch die Perser halb verlassen. Major Todd ist jetzt englischer Gesandter am Hofe von Herat an der Stelle Capitän Pottingers, der voll Unwillen über die unwürdige Behandlung, die er erfahren, sich zurückzieht. – Es sind Briefe von dem nach Bamian gesandten Truppencorps bis zum 10 Oct. eingetroffen, woraus hervorgeht, daß dasselbe gegenwärtig wegen zu weit vorgerückter Jahreszeit nicht weiter gehen soll. Die Abtheilung soll demnach in Bamian überwintern, und sobald der Schnee weg seyn wird, Dost Mohammed verfolgen, der sich in jenem Lande zum Kriege rüstet. – Nach Briefen aus Birma ist der König sehr beunruhigt durch das umlaufende Gerücht, daß die Engländer die Sache des von ihm entthronten Königs, seines Bruders, zu der ihrigen machen, und denselben wieder auf den Thron setzen würden. Auch will man wissen, es seyen mehrere französische Spione im Land, um mit dem König in geheime Unterhandlungen zu treten, wie Capitän Witkewitsch in Afghanistan.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 28. Augsburg, 28. Januar 1840, S. 0224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_028_18400128/8>, abgerufen am 09.11.2024.