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Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840.

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Kälte und der Krankheiten, welche die außerordentlich niedrige Temperatur stets in diesen Ländern veranlaßt, und vielleicht auch in Folge eines zu langen Mangels an Lebensmitteln zu erleiden. Die Tscherkessen hören nicht auf unsere Vorposten zu necken, und in den Gefechten, die darauf folgen, sind die Vortheile stets auf ihrer Seite, was eine natürliche Folge der großen Ueberlegenheit ist, die sie im kleinen Kriege haben. Die Bevölkerung Abchasiens, die vortreffliche Lehrer in der europäischen Strategie durch die große Anzahl polnischer Officiere und russischer Ausreißer, die sich in jenem Lande befinden, erhalten haben, bereiten jetzt einen offensiven Krieg gegen die Russen vor, dessen Hauptzweck seyn wird, gegen den Czar die Georgier und die übrigen Völker zu empören, die wider ihren Willen dem moskowitischen Reiche einverleibt worden sind.

Oesterreich.

Unsere Regierung hat mit der herzogl. parmesanischen eine Convention abgeschlossen, laut welcher die in Parma stehenden österreichischen Bataillone, durch welche in Ermangelung eines parmesanischen Kriegsetats im Herzogthum der Militärdienst versehen ward, die herzoglichen Staaten allmählig verlassen werden. An ihrer Stelle wird ein parmesanisches Truppencorps gebildet werden. Mehrere österreichische Officiere und Unterofficiere haben die Ermächtigung erhalten, in den herzoglichen Dienst zu treten, wobei ihnen der Rücktritt in die kaiserliche Armee nach Verlauf einer bestimmten Zahl von Jahren in Aussicht gestellt ist. Bei Gelegenheit des Abschlusses der dießfälligen Convention haben einige Ordensverleihungen stattgefunden, darunter auch an den Hofrath und geheimen Staatsofficier der österreichischen Staatskanzlei, Frhrn. de Pont, welcher mit dem Commandeurkreuze des Constantinischen Georgsordens geziert wurde. - Der als Friedr. Halm gefeierte Dichter der Griseldis, des Adepten etc., Baron Münch, ist zum Regierungsrath befördert worden. Der verdienstvolle Historienmaler und Director der Malerakademie in Prag, Kadlik, ist kürzlich in dieser Stadt mit Tode abgegangen. Kadlik nahm unter den vaterländischen Künstlern eine hervorragende Stelle ein. Seine Compositionen haben nicht den hohen Schwung und den Reichthum der Erfindung für sich, womit sein Landsmann und Kunstgenosse Joseph Führich in so seltenem Maße begabt ist, aber edle Einfachheit, innige Frömmigkeit und ein kindlicher Sinn - die Hauptzüge in dem Charakter des Verstorbenen - verleihen allen seinen Schöpfungen einen unaussprechlichen Reiz. Vor einigen Jahren an die Spitze der Prager Akademie gerufen, füllte Kadlik diesen wichtigen Platz mit Eifer und gesegnetem Erfolg aus. Sein Abgang wird schwer zu ersetzen seyn. - Der plötzliche Temperaturwechsel - das Thermometer zeigte noch vor wenigen Tagen -12°, während man jetzt eben so viel Wärmegrade zählt - hat viele Krankheiten erzeugt und die Zahl der Todesfälle vermehrt. Besonders häufig kam der Schlagfluß vor. Mehrere Personen, darunter, wie bereits gemeldet, Fürst Schönburg, wurden im Laufe der verflossenen Woche auf diese Weise plötzlich dahingerafft. Der Einsegnung des Leichnams des Fürsten wohnte der größte Theil des diplomatischen Corps, Fürst Metternich und viele Herren und Damen des hohen Adels bei. - Neben diesen ernsten Mahnungen der Vergänglichkeit und ungeachtet der ungünstigen Einflüsse der Witterung, nimmt der Carneval einen fröhlichen Fortgang. (Preuß. St. Z.)

Der Gesundheitszustand Wiens hat sich im Allgemeinen noch nicht gebessert. Die herrschenden Typhuskrankheiten und gastrischen Fieber sind vielmehr noch im Steigen, und die meisten Fälle zeigen einen bösartigen Charakter. Der Krankenstand in dem Wiener allgemeinen Krankenhause hat eine so seltene Höhe erreicht, daß man für anderweitige Unterbringung von Kranken Vorsorge treffen mußte. Unter den Opfern der letzten Tage ist der Feldmarschall-Lieutenant, Generaladjutant des Kaisers, Chef der Militärsection im Staatsrathe, Graf v. Clam-Martinitz, welcher, nachdem die vorgestern bemerkte scheinbare Besserung sich nur als vorübergehend erwiesen, zur allgemeinen Betrübniß gestern Abend verschieden ist. Unverkennbar spricht sich unter allen Ständen die Trauer über den großen Verlust aus, den Kaiser und Staat dadurch erlitten. Neben der ungeheuchelten Theilnahme im Publicum circuliren inzwischen schon heute Vermuthungen über die Wiederbesetzung der von dem Verewigten bekleideten Würden und Aemter. Unter denselben glaube ich diejenige, welche die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat, und welcher gemäß die bisher vereinigten Würden eines Sectionschefs im Staatsrath und Generaladjutanten des Kaisers wieder getheilt werden, und erstere dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Baillet de Latour, stellvertretenden General-Geniedirector etc., letztere aber dem Fürsten Karl Schwarzenberg übertragen werden dürfte, hier anführen zu sollen. - Auch die Gemahlin des nordamerikanischen Geschäftsträgers Hrn. Clay ist den herrschenden Krankheiten erlegen.

Persien.

Die letzten Ereignisse in Asien geben dem Courrier francais zu folgenden Betrachtungen Stoff: "Die Armee des Schahs von Persien ist wirklich gegen Herat im Anmarsch und zwar auf die Bitte des Herrschers dieser Stadt selbst. Die Häuptlinge der Völker und Horden Centralasiens fangen an, das ihnen vorbehaltene Loos zu begreifen. Eingeengt zwischen England und Rußland mißtrauen sie beiden gleich sehr. Dost Mohammed, der von Kabul verjagt wurde, hat Aufregung verbreitet. Alle unabhängigen Völker von Afghanistan bis Bukhara und Khiwa verbünden sich mit Persien, welches die Politik und Haltung Nadir Schahs wieder annimmt. Zum Gelingen die-Plans ist aber viel Zeit verloren. Persien hat zu lange den Russen als Werkzeug gedient, um die Energie wieder zu finden, deren es zur Vertheidigung seiner Nationalität nöthig hat. Was die Afghanen anbelangt, so war ihr Widerstand gegen die Engländer nicht von der Art, daß man künftighin viel von ihnen erwarten könnte. In Europa's Interesse liegt es, daß die Civilisation den Weg in jene Gegenden wieder finde, die einst seine Wiege waren. Kann man denn aber die Völker Asiens nicht civilisiren, ohne sie zu unterjochen und durch Eroberung Russen oder Engländer aus ihnen zu machen?"

China.

Mit der Post aus Malta vom 9 Jan. hat man in London viele Briefe aus Ostindien erhalten, die, mit dem letzten Einlauf von gleichem Datum, mit der vorigen Sendung nicht angekommen. Zeitungen von Singapore dd. 10 Oct. berichten nach Briefen von Hong-Hong dd. 9 Sept., daß der kaiserliche Commissär Lin in Canton ein weiteres Edict erlassen, worin er alle Chinesen aufrief, sich zu waffnen und bereit zu halten, um die Engländer am Landen und Einnehmen von Lebensmitteln zu verhindern, würden diese aber doch den Versuch machen, sie entweder zu tödten oder gefangen zu nehmen.


Kälte und der Krankheiten, welche die außerordentlich niedrige Temperatur stets in diesen Ländern veranlaßt, und vielleicht auch in Folge eines zu langen Mangels an Lebensmitteln zu erleiden. Die Tscherkessen hören nicht auf unsere Vorposten zu necken, und in den Gefechten, die darauf folgen, sind die Vortheile stets auf ihrer Seite, was eine natürliche Folge der großen Ueberlegenheit ist, die sie im kleinen Kriege haben. Die Bevölkerung Abchasiens, die vortreffliche Lehrer in der europäischen Strategie durch die große Anzahl polnischer Officiere und russischer Ausreißer, die sich in jenem Lande befinden, erhalten haben, bereiten jetzt einen offensiven Krieg gegen die Russen vor, dessen Hauptzweck seyn wird, gegen den Czar die Georgier und die übrigen Völker zu empören, die wider ihren Willen dem moskowitischen Reiche einverleibt worden sind.

Oesterreich.

Unsere Regierung hat mit der herzogl. parmesanischen eine Convention abgeschlossen, laut welcher die in Parma stehenden österreichischen Bataillone, durch welche in Ermangelung eines parmesanischen Kriegsetats im Herzogthum der Militärdienst versehen ward, die herzoglichen Staaten allmählig verlassen werden. An ihrer Stelle wird ein parmesanisches Truppencorps gebildet werden. Mehrere österreichische Officiere und Unterofficiere haben die Ermächtigung erhalten, in den herzoglichen Dienst zu treten, wobei ihnen der Rücktritt in die kaiserliche Armee nach Verlauf einer bestimmten Zahl von Jahren in Aussicht gestellt ist. Bei Gelegenheit des Abschlusses der dießfälligen Convention haben einige Ordensverleihungen stattgefunden, darunter auch an den Hofrath und geheimen Staatsofficier der österreichischen Staatskanzlei, Frhrn. de Pont, welcher mit dem Commandeurkreuze des Constantinischen Georgsordens geziert wurde. – Der als Friedr. Halm gefeierte Dichter der Griseldis, des Adepten etc., Baron Münch, ist zum Regierungsrath befördert worden. Der verdienstvolle Historienmaler und Director der Malerakademie in Prag, Kadlik, ist kürzlich in dieser Stadt mit Tode abgegangen. Kadlik nahm unter den vaterländischen Künstlern eine hervorragende Stelle ein. Seine Compositionen haben nicht den hohen Schwung und den Reichthum der Erfindung für sich, womit sein Landsmann und Kunstgenosse Joseph Führich in so seltenem Maße begabt ist, aber edle Einfachheit, innige Frömmigkeit und ein kindlicher Sinn – die Hauptzüge in dem Charakter des Verstorbenen – verleihen allen seinen Schöpfungen einen unaussprechlichen Reiz. Vor einigen Jahren an die Spitze der Prager Akademie gerufen, füllte Kadlik diesen wichtigen Platz mit Eifer und gesegnetem Erfolg aus. Sein Abgang wird schwer zu ersetzen seyn. – Der plötzliche Temperaturwechsel – das Thermometer zeigte noch vor wenigen Tagen -12°, während man jetzt eben so viel Wärmegrade zählt – hat viele Krankheiten erzeugt und die Zahl der Todesfälle vermehrt. Besonders häufig kam der Schlagfluß vor. Mehrere Personen, darunter, wie bereits gemeldet, Fürst Schönburg, wurden im Laufe der verflossenen Woche auf diese Weise plötzlich dahingerafft. Der Einsegnung des Leichnams des Fürsten wohnte der größte Theil des diplomatischen Corps, Fürst Metternich und viele Herren und Damen des hohen Adels bei. – Neben diesen ernsten Mahnungen der Vergänglichkeit und ungeachtet der ungünstigen Einflüsse der Witterung, nimmt der Carneval einen fröhlichen Fortgang. (Preuß. St. Z.)

Der Gesundheitszustand Wiens hat sich im Allgemeinen noch nicht gebessert. Die herrschenden Typhuskrankheiten und gastrischen Fieber sind vielmehr noch im Steigen, und die meisten Fälle zeigen einen bösartigen Charakter. Der Krankenstand in dem Wiener allgemeinen Krankenhause hat eine so seltene Höhe erreicht, daß man für anderweitige Unterbringung von Kranken Vorsorge treffen mußte. Unter den Opfern der letzten Tage ist der Feldmarschall-Lieutenant, Generaladjutant des Kaisers, Chef der Militärsection im Staatsrathe, Graf v. Clam-Martinitz, welcher, nachdem die vorgestern bemerkte scheinbare Besserung sich nur als vorübergehend erwiesen, zur allgemeinen Betrübniß gestern Abend verschieden ist. Unverkennbar spricht sich unter allen Ständen die Trauer über den großen Verlust aus, den Kaiser und Staat dadurch erlitten. Neben der ungeheuchelten Theilnahme im Publicum circuliren inzwischen schon heute Vermuthungen über die Wiederbesetzung der von dem Verewigten bekleideten Würden und Aemter. Unter denselben glaube ich diejenige, welche die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat, und welcher gemäß die bisher vereinigten Würden eines Sectionschefs im Staatsrath und Generaladjutanten des Kaisers wieder getheilt werden, und erstere dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Baillet de Latour, stellvertretenden General-Geniedirector etc., letztere aber dem Fürsten Karl Schwarzenberg übertragen werden dürfte, hier anführen zu sollen. – Auch die Gemahlin des nordamerikanischen Geschäftsträgers Hrn. Clay ist den herrschenden Krankheiten erlegen.

Persien.

Die letzten Ereignisse in Asien geben dem Courrier français zu folgenden Betrachtungen Stoff: „Die Armee des Schahs von Persien ist wirklich gegen Herat im Anmarsch und zwar auf die Bitte des Herrschers dieser Stadt selbst. Die Häuptlinge der Völker und Horden Centralasiens fangen an, das ihnen vorbehaltene Loos zu begreifen. Eingeengt zwischen England und Rußland mißtrauen sie beiden gleich sehr. Dost Mohammed, der von Kabul verjagt wurde, hat Aufregung verbreitet. Alle unabhängigen Völker von Afghanistan bis Bukhara und Khiwa verbünden sich mit Persien, welches die Politik und Haltung Nadir Schahs wieder annimmt. Zum Gelingen die-Plans ist aber viel Zeit verloren. Persien hat zu lange den Russen als Werkzeug gedient, um die Energie wieder zu finden, deren es zur Vertheidigung seiner Nationalität nöthig hat. Was die Afghanen anbelangt, so war ihr Widerstand gegen die Engländer nicht von der Art, daß man künftighin viel von ihnen erwarten könnte. In Europa's Interesse liegt es, daß die Civilisation den Weg in jene Gegenden wieder finde, die einst seine Wiege waren. Kann man denn aber die Völker Asiens nicht civilisiren, ohne sie zu unterjochen und durch Eroberung Russen oder Engländer aus ihnen zu machen?“

China.

Mit der Post aus Malta vom 9 Jan. hat man in London viele Briefe aus Ostindien erhalten, die, mit dem letzten Einlauf von gleichem Datum, mit der vorigen Sendung nicht angekommen. Zeitungen von Singapore dd. 10 Oct. berichten nach Briefen von Hong-Hong dd. 9 Sept., daß der kaiserliche Commissär Lin in Canton ein weiteres Edict erlassen, worin er alle Chinesen aufrief, sich zu waffnen und bereit zu halten, um die Engländer am Landen und Einnehmen von Lebensmitteln zu verhindern, würden diese aber doch den Versuch machen, sie entweder zu tödten oder gefangen zu nehmen.

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[0279/0007] Kälte und der Krankheiten, welche die außerordentlich niedrige Temperatur stets in diesen Ländern veranlaßt, und vielleicht auch in Folge eines zu langen Mangels an Lebensmitteln zu erleiden. Die Tscherkessen hören nicht auf unsere Vorposten zu necken, und in den Gefechten, die darauf folgen, sind die Vortheile stets auf ihrer Seite, was eine natürliche Folge der großen Ueberlegenheit ist, die sie im kleinen Kriege haben. Die Bevölkerung Abchasiens, die vortreffliche Lehrer in der europäischen Strategie durch die große Anzahl polnischer Officiere und russischer Ausreißer, die sich in jenem Lande befinden, erhalten haben, bereiten jetzt einen offensiven Krieg gegen die Russen vor, dessen Hauptzweck seyn wird, gegen den Czar die Georgier und die übrigen Völker zu empören, die wider ihren Willen dem moskowitischen Reiche einverleibt worden sind. Oesterreich. Wien, 22 Jan. Unsere Regierung hat mit der herzogl. parmesanischen eine Convention abgeschlossen, laut welcher die in Parma stehenden österreichischen Bataillone, durch welche in Ermangelung eines parmesanischen Kriegsetats im Herzogthum der Militärdienst versehen ward, die herzoglichen Staaten allmählig verlassen werden. An ihrer Stelle wird ein parmesanisches Truppencorps gebildet werden. Mehrere österreichische Officiere und Unterofficiere haben die Ermächtigung erhalten, in den herzoglichen Dienst zu treten, wobei ihnen der Rücktritt in die kaiserliche Armee nach Verlauf einer bestimmten Zahl von Jahren in Aussicht gestellt ist. Bei Gelegenheit des Abschlusses der dießfälligen Convention haben einige Ordensverleihungen stattgefunden, darunter auch an den Hofrath und geheimen Staatsofficier der österreichischen Staatskanzlei, Frhrn. de Pont, welcher mit dem Commandeurkreuze des Constantinischen Georgsordens geziert wurde. – Der als Friedr. Halm gefeierte Dichter der Griseldis, des Adepten etc., Baron Münch, ist zum Regierungsrath befördert worden. Der verdienstvolle Historienmaler und Director der Malerakademie in Prag, Kadlik, ist kürzlich in dieser Stadt mit Tode abgegangen. Kadlik nahm unter den vaterländischen Künstlern eine hervorragende Stelle ein. Seine Compositionen haben nicht den hohen Schwung und den Reichthum der Erfindung für sich, womit sein Landsmann und Kunstgenosse Joseph Führich in so seltenem Maße begabt ist, aber edle Einfachheit, innige Frömmigkeit und ein kindlicher Sinn – die Hauptzüge in dem Charakter des Verstorbenen – verleihen allen seinen Schöpfungen einen unaussprechlichen Reiz. Vor einigen Jahren an die Spitze der Prager Akademie gerufen, füllte Kadlik diesen wichtigen Platz mit Eifer und gesegnetem Erfolg aus. Sein Abgang wird schwer zu ersetzen seyn. – Der plötzliche Temperaturwechsel – das Thermometer zeigte noch vor wenigen Tagen -12°, während man jetzt eben so viel Wärmegrade zählt – hat viele Krankheiten erzeugt und die Zahl der Todesfälle vermehrt. Besonders häufig kam der Schlagfluß vor. Mehrere Personen, darunter, wie bereits gemeldet, Fürst Schönburg, wurden im Laufe der verflossenen Woche auf diese Weise plötzlich dahingerafft. Der Einsegnung des Leichnams des Fürsten wohnte der größte Theil des diplomatischen Corps, Fürst Metternich und viele Herren und Damen des hohen Adels bei. – Neben diesen ernsten Mahnungen der Vergänglichkeit und ungeachtet der ungünstigen Einflüsse der Witterung, nimmt der Carneval einen fröhlichen Fortgang. (Preuß. St. Z.) * Wien, 20 Jan. Der Gesundheitszustand Wiens hat sich im Allgemeinen noch nicht gebessert. Die herrschenden Typhuskrankheiten und gastrischen Fieber sind vielmehr noch im Steigen, und die meisten Fälle zeigen einen bösartigen Charakter. Der Krankenstand in dem Wiener allgemeinen Krankenhause hat eine so seltene Höhe erreicht, daß man für anderweitige Unterbringung von Kranken Vorsorge treffen mußte. Unter den Opfern der letzten Tage ist der Feldmarschall-Lieutenant, Generaladjutant des Kaisers, Chef der Militärsection im Staatsrathe, Graf v. Clam-Martinitz, welcher, nachdem die vorgestern bemerkte scheinbare Besserung sich nur als vorübergehend erwiesen, zur allgemeinen Betrübniß gestern Abend verschieden ist. Unverkennbar spricht sich unter allen Ständen die Trauer über den großen Verlust aus, den Kaiser und Staat dadurch erlitten. Neben der ungeheuchelten Theilnahme im Publicum circuliren inzwischen schon heute Vermuthungen über die Wiederbesetzung der von dem Verewigten bekleideten Würden und Aemter. Unter denselben glaube ich diejenige, welche die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat, und welcher gemäß die bisher vereinigten Würden eines Sectionschefs im Staatsrath und Generaladjutanten des Kaisers wieder getheilt werden, und erstere dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Baillet de Latour, stellvertretenden General-Geniedirector etc., letztere aber dem Fürsten Karl Schwarzenberg übertragen werden dürfte, hier anführen zu sollen. – Auch die Gemahlin des nordamerikanischen Geschäftsträgers Hrn. Clay ist den herrschenden Krankheiten erlegen. Persien. Die letzten Ereignisse in Asien geben dem Courrier français zu folgenden Betrachtungen Stoff: „Die Armee des Schahs von Persien ist wirklich gegen Herat im Anmarsch und zwar auf die Bitte des Herrschers dieser Stadt selbst. Die Häuptlinge der Völker und Horden Centralasiens fangen an, das ihnen vorbehaltene Loos zu begreifen. Eingeengt zwischen England und Rußland mißtrauen sie beiden gleich sehr. Dost Mohammed, der von Kabul verjagt wurde, hat Aufregung verbreitet. Alle unabhängigen Völker von Afghanistan bis Bukhara und Khiwa verbünden sich mit Persien, welches die Politik und Haltung Nadir Schahs wieder annimmt. Zum Gelingen die-Plans ist aber viel Zeit verloren. Persien hat zu lange den Russen als Werkzeug gedient, um die Energie wieder zu finden, deren es zur Vertheidigung seiner Nationalität nöthig hat. Was die Afghanen anbelangt, so war ihr Widerstand gegen die Engländer nicht von der Art, daß man künftighin viel von ihnen erwarten könnte. In Europa's Interesse liegt es, daß die Civilisation den Weg in jene Gegenden wieder finde, die einst seine Wiege waren. Kann man denn aber die Völker Asiens nicht civilisiren, ohne sie zu unterjochen und durch Eroberung Russen oder Engländer aus ihnen zu machen?“ China. Mit der Post aus Malta vom 9 Jan. hat man in London viele Briefe aus Ostindien erhalten, die, mit dem letzten Einlauf von gleichem Datum, mit der vorigen Sendung nicht angekommen. Zeitungen von Singapore dd. 10 Oct. berichten nach Briefen von Hong-Hong dd. 9 Sept., daß der kaiserliche Commissär Lin in Canton ein weiteres Edict erlassen, worin er alle Chinesen aufrief, sich zu waffnen und bereit zu halten, um die Engländer am Landen und Einnehmen von Lebensmitteln zu verhindern, würden diese aber doch den Versuch machen, sie entweder zu tödten oder gefangen zu nehmen.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840, S. 0279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_035_18400204/7>, abgerufen am 01.05.2024.