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Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840.

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man sie nur langsam im Munde zergehen läßt, während man seinen Gedanken Audienz gibt.

Wir fanden den Nil schon bedeutend angeschwollen, und jede Minute hörte man den losen, durch seine treibenden Wellen unterminirten Sand in kleinen Massen von den schroffen Ufern nachstürzen, wovon das Wasser oft so hoch aufspritzte, daß wir im Anfang einem großen Fisch, oder einem Krokodil, die Ursache davon beimaßen, bis wir den wahren Grund ausfindig gemacht hatten.

(Beschluß folgt.)

Eisenbahn- und Dampfwagenverbesserungen.

Unsere Blätter enthalten die Anzeige einer wesentlichen Verbesserung, welche Hr. Geheimerath v. Wibeking an den Eisenbahnen beabsichtigt. So viel ich höre, ist der Grundgedanke, die Bahn zwar fortdauernd über Pfähle zu legen, diese aber allein die gerade horizontale Linie halten zu lassen, ohne daß man sich um Auffüllung des Erdreichs unter ihnen bekümmerte. Sie würden dann bei sich senkendem Erdreich nur in dem Maaße der Senkung zu verlängern, und die Eisenschienen, welche von einem bis zum andern Pfahle reichten, würden stark genug zu machen seyn, um die darüber rollenden Wagen und Lasten allein und ohne weitere Unterlage tragen zu können. Auch müßten einige Vorkehrungen getroffen werden, um den Gang der Räder über diese zum Theil durch die freie Luft, über Niederungen, nach Umständen über Flüsse und Sümpfe schneidenden Bahnen mehr zu stützen und gegen Ausweichen sicherer zu stellen, als es bis jetzt geschehen ist. Wie ich höre, hat der erfahrene und kenntnißreiche Erfinder das hiezu Nöthige Alles berechnet und für das Einzelne Fürsorge getroffen. Es leuchtet ein, welche Vortheile ein nach diesen Ansichten ausgeführtes Werk haben würde, und es ist zu erwarten wie zu wünschen, daß Hr. Geheimerath v. Wibeking Gelegenheit erhalte, seine Erfindung durch Anlegung einer größeren Bahnstrecke nach ihren Principien zu bewähren. Auch hat er eben jetzt den vierten Band seiner analytischen Beschreibung berühmter Bauwerke vollendet, der den Wasserstaat von Holland, so wie die vorzüglichsten Straßen, Canäle, Docks und Häfen von England enthält, welche sachgemäß erläutert und durch viele Kupfer erklärt werden.

Der Moniteur belge enthält folgenden Artikel über eine Verbesserung beim Bau der Dampfwagen: "Bis jetzt sind die Dampfwagen, diese Meisterwerke der Mechanik, keineswegs ohne Tadel in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit gewesen; denn selbst einer der bessern unter ihnen konnte kaum sieben bis acht Tage gehen, ohne einer Ausbesserung unterworfen zu werden. Diese geringe Festigkeit und vom Zufall abhängige Dauer nöthigt nicht allein die Eisenbahngesellschaften eine große Anzahl von Dampfwagen für einen anhaltenden Dienst zu halten, sondern setzt auch die Reisenden dem Unglück von Explosionen aus. Und dennoch war es sehr leicht, dem Dampfwagen eine größere Dauerhaftigkeit und größere Sicherheit zu geben, wie man aus der Einfachheit der Erfindung des Hr. Ch. Stehelin, Maschinenbauers in Bitschweiler (Oberrhein), urtheilen kann - eine Erfindung, welche alle diese Unannehmlichkeiten beseitigt, und welche die größte und schätzbarste Verbesserung ist, die an den Dampfwagen seit langer Zeit angebracht wurde. Was man bis jetzt an den Dampfwagen und selbst an andern Dampfapparaten nicht verhindern konnte, war der Dampfverlust; diese Verluste, man weiß es, entstehen durch den Spielraum und die Verrückung der Röhren, in der Unmöglichkeit, worin man sich befand, sie auf eine dauerhafte Weise an den Wänden zu befestigen.

"Nun ist es Hrn. Ch. Stehelin gelungen, durch ein sehr einfaches, aber sehr genaues, ja vollkommenes Verfahren die Röhren an den Kesselwänden zu befestigen, in der Art, daß sie weder ein Losewerden noch irgend eine Veränderung befürchten lassen. Das Verfahren besteht in Folgendem: bis jetzt bediente man sich kurzer Büchsen (eiserne, etwas konische Ringe), um die Röhren an den Wänden zu befestigen; aber diese Büchsen hielten die Röhren nur durch einen sehr veränderlichen Druck fest; man fand große Schwierigkeit, sie an den Wänden zu befestigen; man konnte sie nicht dauerhaft verbinden, und bei Reparaturen erschütterte und verschlechterte man sämmtliche Verbindungen der übrigen Röhren.

"Hr. Ch. Stehelin hat gedacht, daß, wenn er durch irgend ein Mittel die Röhre auf die Büchse und in die Wand fest eindrücken könnte, allen diesen Nachtheilen vorgebeugt würde. Man hatte ohne Zweifel dieß schon vor ihm gedacht, aber man konnte nicht dazu gelangen, es zu bewerkstelligen. Glücklicher oder sinnreicher, als seine Genossen, brachte es Hr. Stehelin dahin, indem er die Büchse vervollkommnete. Die Büchse des Hrn. Stehelin ist nicht allein an dem äußern Theile mit einem Rande versehen, wie die gewöhnliche, sondern sie hat noch eine Verstärkung ungefähr gegen den Theil, welcher sich außerhalb der innern Wand befinden soll. Dieß ist nicht Alles; damit diese Verstärkung zweckmäßig wirken kann, ist seine Büchse durchschnitten und mit Einschnitten versehen, mittelst einer konischen Schließe preßt sie die Röhre so viel man will und ohne Erschütterung gegen die Wand, und befestigt sie darin so fest, als man es wünschen kann. Damit aber diese große Festigkeit keinen Unfall im Fall rascher und beträchtlicher Veränderungen der Temperatur herbeiführe, hat Hr. Stehelin die Röhren ein wenig gebogen, und man wird leicht einsehen, daß unter dieser Form die Röhren alle Bedingungen der Dauerhaftigkeit darbieten. - Man wird begreifen, daß durch diese einfache und sinnreiche Construction die Wände nun fest gehalten, die Röhren nicht mehr locker, die Verrückungen und die Dampfverluste von dieser Seite fast unmöglich werden. Die Schwierigkeiten im Fall einer Ausbesserung werden unbedeutend seyn; der Dienst auf der Eisenbahn wird nicht mehr unterbrochen werden; die Sicherheit wird größer seyn, und endlich können die Eisenbahngesellschaften die Zahl der Dampfwagen beträchtlich vermindern.

"Die Administration hat in der letzten Zeit, aus Vorsicht ohne Zweifel, Proben von den Dampfwagen auf Eisenbahnen gefordert, und hat keine bessere Probirart gefunden, als den Druck, mit welchem die Maschine gewöhnlich arbeitet, auf das Doppelte zu erhöhen.

"Alle diejenigen, welche diese Proben genau beobachtet haben und das Maschinenwesen kennen, wissen, daß diese Prüfungsart für die Dampfmaschinen verderblich war, daß sie die flachen Enden der beiden Kesselenden von einander entfernte und häufige Verrückungen herbeiführte.

"Mit den Büchsen des Hrn. Stehelin werden diese Versuche ebenso entscheidend und nicht zu fürchten seyn; denn die Röhren und Kesselwände, unter sich fest verbunden, können leicht ihrem höchsten Drucke widerstehen. - Für diejenigen, welche, ohne es zu wissen, immer behaupten, daß die Mechanik in Frankreich nicht vorgerückt sey, sondern daß man daselbst nur von den Engländern nachahme, wird die sinnreiche und kostbare Erfindung des Hrn. Stehelin eine schwer zu bezeichnende Thatsache seyn, denn man wird eben so wenig die Richtigkeit

man sie nur langsam im Munde zergehen läßt, während man seinen Gedanken Audienz gibt.

Wir fanden den Nil schon bedeutend angeschwollen, und jede Minute hörte man den losen, durch seine treibenden Wellen unterminirten Sand in kleinen Massen von den schroffen Ufern nachstürzen, wovon das Wasser oft so hoch aufspritzte, daß wir im Anfang einem großen Fisch, oder einem Krokodil, die Ursache davon beimaßen, bis wir den wahren Grund ausfindig gemacht hatten.

(Beschluß folgt.)

Eisenbahn- und Dampfwagenverbesserungen.

Unsere Blätter enthalten die Anzeige einer wesentlichen Verbesserung, welche Hr. Geheimerath v. Wibeking an den Eisenbahnen beabsichtigt. So viel ich höre, ist der Grundgedanke, die Bahn zwar fortdauernd über Pfähle zu legen, diese aber allein die gerade horizontale Linie halten zu lassen, ohne daß man sich um Auffüllung des Erdreichs unter ihnen bekümmerte. Sie würden dann bei sich senkendem Erdreich nur in dem Maaße der Senkung zu verlängern, und die Eisenschienen, welche von einem bis zum andern Pfahle reichten, würden stark genug zu machen seyn, um die darüber rollenden Wagen und Lasten allein und ohne weitere Unterlage tragen zu können. Auch müßten einige Vorkehrungen getroffen werden, um den Gang der Räder über diese zum Theil durch die freie Luft, über Niederungen, nach Umständen über Flüsse und Sümpfe schneidenden Bahnen mehr zu stützen und gegen Ausweichen sicherer zu stellen, als es bis jetzt geschehen ist. Wie ich höre, hat der erfahrene und kenntnißreiche Erfinder das hiezu Nöthige Alles berechnet und für das Einzelne Fürsorge getroffen. Es leuchtet ein, welche Vortheile ein nach diesen Ansichten ausgeführtes Werk haben würde, und es ist zu erwarten wie zu wünschen, daß Hr. Geheimerath v. Wibeking Gelegenheit erhalte, seine Erfindung durch Anlegung einer größeren Bahnstrecke nach ihren Principien zu bewähren. Auch hat er eben jetzt den vierten Band seiner analytischen Beschreibung berühmter Bauwerke vollendet, der den Wasserstaat von Holland, so wie die vorzüglichsten Straßen, Canäle, Docks und Häfen von England enthält, welche sachgemäß erläutert und durch viele Kupfer erklärt werden.

Der Moniteur belge enthält folgenden Artikel über eine Verbesserung beim Bau der Dampfwagen: „Bis jetzt sind die Dampfwagen, diese Meisterwerke der Mechanik, keineswegs ohne Tadel in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit gewesen; denn selbst einer der bessern unter ihnen konnte kaum sieben bis acht Tage gehen, ohne einer Ausbesserung unterworfen zu werden. Diese geringe Festigkeit und vom Zufall abhängige Dauer nöthigt nicht allein die Eisenbahngesellschaften eine große Anzahl von Dampfwagen für einen anhaltenden Dienst zu halten, sondern setzt auch die Reisenden dem Unglück von Explosionen aus. Und dennoch war es sehr leicht, dem Dampfwagen eine größere Dauerhaftigkeit und größere Sicherheit zu geben, wie man aus der Einfachheit der Erfindung des Hr. Ch. Stehelin, Maschinenbauers in Bitschweiler (Oberrhein), urtheilen kann – eine Erfindung, welche alle diese Unannehmlichkeiten beseitigt, und welche die größte und schätzbarste Verbesserung ist, die an den Dampfwagen seit langer Zeit angebracht wurde. Was man bis jetzt an den Dampfwagen und selbst an andern Dampfapparaten nicht verhindern konnte, war der Dampfverlust; diese Verluste, man weiß es, entstehen durch den Spielraum und die Verrückung der Röhren, in der Unmöglichkeit, worin man sich befand, sie auf eine dauerhafte Weise an den Wänden zu befestigen.

„Nun ist es Hrn. Ch. Stehelin gelungen, durch ein sehr einfaches, aber sehr genaues, ja vollkommenes Verfahren die Röhren an den Kesselwänden zu befestigen, in der Art, daß sie weder ein Losewerden noch irgend eine Veränderung befürchten lassen. Das Verfahren besteht in Folgendem: bis jetzt bediente man sich kurzer Büchsen (eiserne, etwas konische Ringe), um die Röhren an den Wänden zu befestigen; aber diese Büchsen hielten die Röhren nur durch einen sehr veränderlichen Druck fest; man fand große Schwierigkeit, sie an den Wänden zu befestigen; man konnte sie nicht dauerhaft verbinden, und bei Reparaturen erschütterte und verschlechterte man sämmtliche Verbindungen der übrigen Röhren.

„Hr. Ch. Stehelin hat gedacht, daß, wenn er durch irgend ein Mittel die Röhre auf die Büchse und in die Wand fest eindrücken könnte, allen diesen Nachtheilen vorgebeugt würde. Man hatte ohne Zweifel dieß schon vor ihm gedacht, aber man konnte nicht dazu gelangen, es zu bewerkstelligen. Glücklicher oder sinnreicher, als seine Genossen, brachte es Hr. Stehelin dahin, indem er die Büchse vervollkommnete. Die Büchse des Hrn. Stehelin ist nicht allein an dem äußern Theile mit einem Rande versehen, wie die gewöhnliche, sondern sie hat noch eine Verstärkung ungefähr gegen den Theil, welcher sich außerhalb der innern Wand befinden soll. Dieß ist nicht Alles; damit diese Verstärkung zweckmäßig wirken kann, ist seine Büchse durchschnitten und mit Einschnitten versehen, mittelst einer konischen Schließe preßt sie die Röhre so viel man will und ohne Erschütterung gegen die Wand, und befestigt sie darin so fest, als man es wünschen kann. Damit aber diese große Festigkeit keinen Unfall im Fall rascher und beträchtlicher Veränderungen der Temperatur herbeiführe, hat Hr. Stehelin die Röhren ein wenig gebogen, und man wird leicht einsehen, daß unter dieser Form die Röhren alle Bedingungen der Dauerhaftigkeit darbieten. – Man wird begreifen, daß durch diese einfache und sinnreiche Construction die Wände nun fest gehalten, die Röhren nicht mehr locker, die Verrückungen und die Dampfverluste von dieser Seite fast unmöglich werden. Die Schwierigkeiten im Fall einer Ausbesserung werden unbedeutend seyn; der Dienst auf der Eisenbahn wird nicht mehr unterbrochen werden; die Sicherheit wird größer seyn, und endlich können die Eisenbahngesellschaften die Zahl der Dampfwagen beträchtlich vermindern.

„Die Administration hat in der letzten Zeit, aus Vorsicht ohne Zweifel, Proben von den Dampfwagen auf Eisenbahnen gefordert, und hat keine bessere Probirart gefunden, als den Druck, mit welchem die Maschine gewöhnlich arbeitet, auf das Doppelte zu erhöhen.

„Alle diejenigen, welche diese Proben genau beobachtet haben und das Maschinenwesen kennen, wissen, daß diese Prüfungsart für die Dampfmaschinen verderblich war, daß sie die flachen Enden der beiden Kesselenden von einander entfernte und häufige Verrückungen herbeiführte.

„Mit den Büchsen des Hrn. Stehelin werden diese Versuche ebenso entscheidend und nicht zu fürchten seyn; denn die Röhren und Kesselwände, unter sich fest verbunden, können leicht ihrem höchsten Drucke widerstehen. – Für diejenigen, welche, ohne es zu wissen, immer behaupten, daß die Mechanik in Frankreich nicht vorgerückt sey, sondern daß man daselbst nur von den Engländern nachahme, wird die sinnreiche und kostbare Erfindung des Hrn. Stehelin eine schwer zu bezeichnende Thatsache seyn, denn man wird eben so wenig die Richtigkeit

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[0315/0011] man sie nur langsam im Munde zergehen läßt, während man seinen Gedanken Audienz gibt. Wir fanden den Nil schon bedeutend angeschwollen, und jede Minute hörte man den losen, durch seine treibenden Wellen unterminirten Sand in kleinen Massen von den schroffen Ufern nachstürzen, wovon das Wasser oft so hoch aufspritzte, daß wir im Anfang einem großen Fisch, oder einem Krokodil, die Ursache davon beimaßen, bis wir den wahren Grund ausfindig gemacht hatten. (Beschluß folgt.) Eisenbahn- und Dampfwagenverbesserungen. _ *München, 4 Febr. Unsere Blätter enthalten die Anzeige einer wesentlichen Verbesserung, welche Hr. Geheimerath v. Wibeking an den Eisenbahnen beabsichtigt. So viel ich höre, ist der Grundgedanke, die Bahn zwar fortdauernd über Pfähle zu legen, diese aber allein die gerade horizontale Linie halten zu lassen, ohne daß man sich um Auffüllung des Erdreichs unter ihnen bekümmerte. Sie würden dann bei sich senkendem Erdreich nur in dem Maaße der Senkung zu verlängern, und die Eisenschienen, welche von einem bis zum andern Pfahle reichten, würden stark genug zu machen seyn, um die darüber rollenden Wagen und Lasten allein und ohne weitere Unterlage tragen zu können. Auch müßten einige Vorkehrungen getroffen werden, um den Gang der Räder über diese zum Theil durch die freie Luft, über Niederungen, nach Umständen über Flüsse und Sümpfe schneidenden Bahnen mehr zu stützen und gegen Ausweichen sicherer zu stellen, als es bis jetzt geschehen ist. Wie ich höre, hat der erfahrene und kenntnißreiche Erfinder das hiezu Nöthige Alles berechnet und für das Einzelne Fürsorge getroffen. Es leuchtet ein, welche Vortheile ein nach diesen Ansichten ausgeführtes Werk haben würde, und es ist zu erwarten wie zu wünschen, daß Hr. Geheimerath v. Wibeking Gelegenheit erhalte, seine Erfindung durch Anlegung einer größeren Bahnstrecke nach ihren Principien zu bewähren. Auch hat er eben jetzt den vierten Band seiner analytischen Beschreibung berühmter Bauwerke vollendet, der den Wasserstaat von Holland, so wie die vorzüglichsten Straßen, Canäle, Docks und Häfen von England enthält, welche sachgemäß erläutert und durch viele Kupfer erklärt werden. Der Moniteur belge enthält folgenden Artikel über eine Verbesserung beim Bau der Dampfwagen: „Bis jetzt sind die Dampfwagen, diese Meisterwerke der Mechanik, keineswegs ohne Tadel in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit gewesen; denn selbst einer der bessern unter ihnen konnte kaum sieben bis acht Tage gehen, ohne einer Ausbesserung unterworfen zu werden. Diese geringe Festigkeit und vom Zufall abhängige Dauer nöthigt nicht allein die Eisenbahngesellschaften eine große Anzahl von Dampfwagen für einen anhaltenden Dienst zu halten, sondern setzt auch die Reisenden dem Unglück von Explosionen aus. Und dennoch war es sehr leicht, dem Dampfwagen eine größere Dauerhaftigkeit und größere Sicherheit zu geben, wie man aus der Einfachheit der Erfindung des Hr. Ch. Stehelin, Maschinenbauers in Bitschweiler (Oberrhein), urtheilen kann – eine Erfindung, welche alle diese Unannehmlichkeiten beseitigt, und welche die größte und schätzbarste Verbesserung ist, die an den Dampfwagen seit langer Zeit angebracht wurde. Was man bis jetzt an den Dampfwagen und selbst an andern Dampfapparaten nicht verhindern konnte, war der Dampfverlust; diese Verluste, man weiß es, entstehen durch den Spielraum und die Verrückung der Röhren, in der Unmöglichkeit, worin man sich befand, sie auf eine dauerhafte Weise an den Wänden zu befestigen. „Nun ist es Hrn. Ch. Stehelin gelungen, durch ein sehr einfaches, aber sehr genaues, ja vollkommenes Verfahren die Röhren an den Kesselwänden zu befestigen, in der Art, daß sie weder ein Losewerden noch irgend eine Veränderung befürchten lassen. Das Verfahren besteht in Folgendem: bis jetzt bediente man sich kurzer Büchsen (eiserne, etwas konische Ringe), um die Röhren an den Wänden zu befestigen; aber diese Büchsen hielten die Röhren nur durch einen sehr veränderlichen Druck fest; man fand große Schwierigkeit, sie an den Wänden zu befestigen; man konnte sie nicht dauerhaft verbinden, und bei Reparaturen erschütterte und verschlechterte man sämmtliche Verbindungen der übrigen Röhren. „Hr. Ch. Stehelin hat gedacht, daß, wenn er durch irgend ein Mittel die Röhre auf die Büchse und in die Wand fest eindrücken könnte, allen diesen Nachtheilen vorgebeugt würde. Man hatte ohne Zweifel dieß schon vor ihm gedacht, aber man konnte nicht dazu gelangen, es zu bewerkstelligen. Glücklicher oder sinnreicher, als seine Genossen, brachte es Hr. Stehelin dahin, indem er die Büchse vervollkommnete. Die Büchse des Hrn. Stehelin ist nicht allein an dem äußern Theile mit einem Rande versehen, wie die gewöhnliche, sondern sie hat noch eine Verstärkung ungefähr gegen den Theil, welcher sich außerhalb der innern Wand befinden soll. Dieß ist nicht Alles; damit diese Verstärkung zweckmäßig wirken kann, ist seine Büchse durchschnitten und mit Einschnitten versehen, mittelst einer konischen Schließe preßt sie die Röhre so viel man will und ohne Erschütterung gegen die Wand, und befestigt sie darin so fest, als man es wünschen kann. Damit aber diese große Festigkeit keinen Unfall im Fall rascher und beträchtlicher Veränderungen der Temperatur herbeiführe, hat Hr. Stehelin die Röhren ein wenig gebogen, und man wird leicht einsehen, daß unter dieser Form die Röhren alle Bedingungen der Dauerhaftigkeit darbieten. – Man wird begreifen, daß durch diese einfache und sinnreiche Construction die Wände nun fest gehalten, die Röhren nicht mehr locker, die Verrückungen und die Dampfverluste von dieser Seite fast unmöglich werden. Die Schwierigkeiten im Fall einer Ausbesserung werden unbedeutend seyn; der Dienst auf der Eisenbahn wird nicht mehr unterbrochen werden; die Sicherheit wird größer seyn, und endlich können die Eisenbahngesellschaften die Zahl der Dampfwagen beträchtlich vermindern. „Die Administration hat in der letzten Zeit, aus Vorsicht ohne Zweifel, Proben von den Dampfwagen auf Eisenbahnen gefordert, und hat keine bessere Probirart gefunden, als den Druck, mit welchem die Maschine gewöhnlich arbeitet, auf das Doppelte zu erhöhen. „Alle diejenigen, welche diese Proben genau beobachtet haben und das Maschinenwesen kennen, wissen, daß diese Prüfungsart für die Dampfmaschinen verderblich war, daß sie die flachen Enden der beiden Kesselenden von einander entfernte und häufige Verrückungen herbeiführte. „Mit den Büchsen des Hrn. Stehelin werden diese Versuche ebenso entscheidend und nicht zu fürchten seyn; denn die Röhren und Kesselwände, unter sich fest verbunden, können leicht ihrem höchsten Drucke widerstehen. – Für diejenigen, welche, ohne es zu wissen, immer behaupten, daß die Mechanik in Frankreich nicht vorgerückt sey, sondern daß man daselbst nur von den Engländern nachahme, wird die sinnreiche und kostbare Erfindung des Hrn. Stehelin eine schwer zu bezeichnende Thatsache seyn, denn man wird eben so wenig die Richtigkeit

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840, S. 0315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_040_18400209/11>, abgerufen am 28.04.2024.