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Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840.

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Gesinnungen dieses Prälaten seine Gegenwart in Berlin als die mögliche Ursache irgend einer entscheidenden Wendung der katholisch-kirchlichen Frage ansieht. Indessen ist bis jetzt nichts Positives bekannt geworden. (Frankf. O. P. A. Z.)

Oesterreich.

Mit Bedauern habe ich Ihnen zu berichten, daß die Erzherzogin Anna Maria Pia, Tochter des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, geboren den 27 Oct. 1835, seit einigen Tagen von einer Krankheit befallen worden ist, die bis heute einen so bedenklichen Charakter angenommen hat, daß man wegen Erhaltung dieses Lieblings der durchl. Eltern in größter, und leider! durch das heutige ärztliche Bulletin nur zu sehr bestätigter Besorgniß lebt. - Auch der k. k. wirkliche Geheimerath, Kämmerer und Erbhauptmann des königl. Preßburger Schlosses, Graf Ferdinand Palffy von Erdöd, liegt gefährlich krank darnieder. - Wie schon in Ihrem Blatte erwähnt wurde, wird Se. k. H. der Erzherzog Friedrich demnächst einen Besuch in Konstantinopel machen. Zu diesem Zwecke sind bereits eine Menge werthvoller Gegenstände, großentheils mit dem Anfangsbuchstaben des Erzherzogs versehen, zu Geschenken bestimmt, in diesen Tagen von hier nach der Levante abgeschickt worden. - Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen in Begleitung seiner Tochter, der dem Herzog von Nemours verlobten Prinzessin Victoria, die Reise nach London an. Auf der Rückkehr wird dem Vernehmen nach die Prinzessin in Gotha zurückbleiben und dort ihre Vermählung mit dem Herzog von Nemours im künftigen Frühjahr vollzogen werden. - Die kürzlich in einigen deutschen Blättern enthaltene Nachricht von einer Reise der in Salzburg verweilenden spanischen Prinzen ist durchaus falsch. Beide Prinzen befinden sich noch zu Salzburg, und sehnen sich nach nichts, als ihren Vater (Don Carlos) recht bald in ihrer Mitte zu sehen. Nur eine Kammerfrau der Gemahlin des Don Carlos, die von dieser verlangt wurde, hat Pässe nach Bourges gefordert und erhalten.

*

Die momentane Besserung im Krankheitszustande der Erzherzogin Maria Anna Carolina Pia, Tochter JJ. kk. HH. des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, hat nicht Bestand gehabt. Die Zustände haben sich besonders diese Nacht verschlimmert, und man scheint auf das Aergste gefaßt zu seyn. Der Verlust der einzigen Tochter würde den erlauchten Eltern derselben höchst schmerzlich fallen, da ihr Besitz ein das Lebensglück derselben in hohem Grade beseligender ist. Die Theilnahme des Publicums an diesem betrübenden Fall gibt sich allgemein kund. - Diesen Morgen starb Se. Excellenz der k. k. Kämmerer und Geheimerath, Erbobergespann des Preßburger Comitats und Erbhauptmann des Preßburger Schlosses, Ferdinand, Graf Palffy von Erdöd. - Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 1 d. M. 2601 und am 2 2626 Individuen. Die herrschenden Krankheitsformen sind katarrhalische Affectionen, Nervenfieber und Entzündungen.

Griechenland.

Am 10 d. hat ein jonisches Dampfboot, von Patras kommend, dem Lord Obercommissär die Nachricht von einer in Griechenland entdeckten Verschwörung mit dem ausdrücklichen Bemerken überbracht, daß auch mehrere Jonier dabei betheiligt erscheinen. Die hiesige Polizei entwickelte hierauf alsbald die größte Thätigkeit; bei den zwei hier sich aufhaltenden Brüdern Kapodistrias, bei Andr. Mustoxidis und Joh. Petrizzopulo wurden Haussuchungen gehalten, und die Papiere der Genannten in Beschlag genommen. Zu gleicher Zeit wurde ein Dampfboot mit polizeilichen Instructionen auch nach andern Inseln abgeschickt, man glaubt, es gelte namentlich dem Ex-Senator Plessa auf Zante und dem griechischen Priester Tipaldo auf Cephalonien. Der Senat hat dießfalls eine Proclamation erlassen. Aus dem Eifer, womit in dieser Sache zu Werke gegangen wurde, muß man schließen, daß England besonderes Interesse habe, die Quellen und Fäden der Verschwörung genau kennen zu lernen. Der großbritannische Gesandte in Athen, Sir E. Lyons, der die russische Partei daselbst beschuldigt, bei der Verschwörung die Hand im Spiele gehabt zu haben, würde gewiß viel darum geben, weitere und bestimmte Belege für diese Beschuldigung zu erhalten. Der russische Gesandte, Hr. Katakazi, hat sich aufs entschiedenste dagegen verwahrt, und beschuldigt seinerseits die englische Partei der Verleumdung und Ehrenbeleidigung. Es wäre überhaupt zu wünschen, daß die fremden Missionen in Griechenland zum Theil gewechselt würden, und ruhigere und gemäßigtere Repräsentanten an die Stelle der bisherigen träten. Es ist dabei nicht in Abrede zu stellen, daß bei dem Personal der russischen Gesandtschaft ein fanatischer Kopf sich befindet, der Hrn. Katakazi compromittirt; allein anderntheils kann wohl eben so wenig geläugnet werden, daß Hr. Lyons ein polternder, unfriedlicher Charakter ist, und ob sein hartnäckiges, zum Theil rücksichtsloses, von dem französischen Geschäftsträger unterstütztes Streben, dem Lande eine Constitution zu verschaffen, Griechenland von Nutzen oder kaum von weniger Nachtheil ist, als die Umtriebe der "Orthodoxen", darf wohl bezweifelt werden.

Aegypten.

Es sieht hier von Tag zu Tag kriegerischer aus; der Pascha ist mehr als je entschlossen sich zu vertheidigen, der Angriff möge herkommen von welcher Seite er wolle. Dem Kiamil Pascha sagte er bei seiner Abschiedsaudienz, er gebe der Pforte den Rath, die Gränzen so bald als möglich abzustecken, denn er sey des langen Wartens überdrüssig. - Vor einigen Tagen versammelte er die Oberofficiere und Commandanten der Schiffe, und sagte ihnen unter Anderm Folgendes: "Wir sind alle Muselmänner und müssen daher unter allen Umständen zusammen halten. Eine christliche Macht (England) gedenkt uns mit Krieg zu überziehen, wir brauchen aber diese Macht nicht zu fürchten, da sie uns nur zur See gefährlich werden kann. Sollte von dieser oder einer andern Macht eine Landung versucht werden, dann hoffe ich zu Gott, daß sich alle Muselmänner zum gemeinsamen kräftigen Widerstand gegen die Christen vereinen werden." Ein allgemeines donnerndes Ja war die Antwort. Diese Anrede hat, wie man sich vorstellen kann, eine große Sensation unter den hiesigen Europäern gemacht, und schon sprengte man aus, der englische Consul habe das englische Wappen von seinem Hause abgenommen. Wenn auch die Dinge noch nicht bis auf diesen Punkt gekommen sind, so wird es doch sehr wahrscheinlich, daß wir in etwa zwei Monaten den wichtigsten Ereignissen entgegen gehen werden. Die Truppenübungen werden auf das eifrigste betrieben, die arabischen und türkischen Soldaten exerciren jetzt zusammen, und es wird in Kürze dahin kommen, daß sie gänzlich mit einander vermischt werden. - Aus Syrien ist ein Theil der bei Nisib gefangenen Türken angekommen; sie sind nach Kairo geschickt worden. Man erwartet einige ägyptische Regimenter, um längs der ägyptischen Küste vertheilt zu werden; die Küstenstädte Syriens, wo eine Landung auszuführen wäre, erhalten eine Menge Kanonen, namentlich hören die Arbeiten in St. Jean d'Acre nicht auf. - Der vermeintliche Sieg im Yemen hat sich nicht bestätigt.

Gesinnungen dieses Prälaten seine Gegenwart in Berlin als die mögliche Ursache irgend einer entscheidenden Wendung der katholisch-kirchlichen Frage ansieht. Indessen ist bis jetzt nichts Positives bekannt geworden. (Frankf. O. P. A. Z.)

Oesterreich.

Mit Bedauern habe ich Ihnen zu berichten, daß die Erzherzogin Anna Maria Pia, Tochter des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, geboren den 27 Oct. 1835, seit einigen Tagen von einer Krankheit befallen worden ist, die bis heute einen so bedenklichen Charakter angenommen hat, daß man wegen Erhaltung dieses Lieblings der durchl. Eltern in größter, und leider! durch das heutige ärztliche Bulletin nur zu sehr bestätigter Besorgniß lebt. – Auch der k. k. wirkliche Geheimerath, Kämmerer und Erbhauptmann des königl. Preßburger Schlosses, Graf Ferdinand Pálffy von Erdöd, liegt gefährlich krank darnieder. – Wie schon in Ihrem Blatte erwähnt wurde, wird Se. k. H. der Erzherzog Friedrich demnächst einen Besuch in Konstantinopel machen. Zu diesem Zwecke sind bereits eine Menge werthvoller Gegenstände, großentheils mit dem Anfangsbuchstaben des Erzherzogs versehen, zu Geschenken bestimmt, in diesen Tagen von hier nach der Levante abgeschickt worden. – Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen in Begleitung seiner Tochter, der dem Herzog von Nemours verlobten Prinzessin Victoria, die Reise nach London an. Auf der Rückkehr wird dem Vernehmen nach die Prinzessin in Gotha zurückbleiben und dort ihre Vermählung mit dem Herzog von Nemours im künftigen Frühjahr vollzogen werden. – Die kürzlich in einigen deutschen Blättern enthaltene Nachricht von einer Reise der in Salzburg verweilenden spanischen Prinzen ist durchaus falsch. Beide Prinzen befinden sich noch zu Salzburg, und sehnen sich nach nichts, als ihren Vater (Don Carlos) recht bald in ihrer Mitte zu sehen. Nur eine Kammerfrau der Gemahlin des Don Carlos, die von dieser verlangt wurde, hat Pässe nach Bourges gefordert und erhalten.

*

Die momentane Besserung im Krankheitszustande der Erzherzogin Maria Anna Carolina Pia, Tochter JJ. kk. HH. des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, hat nicht Bestand gehabt. Die Zustände haben sich besonders diese Nacht verschlimmert, und man scheint auf das Aergste gefaßt zu seyn. Der Verlust der einzigen Tochter würde den erlauchten Eltern derselben höchst schmerzlich fallen, da ihr Besitz ein das Lebensglück derselben in hohem Grade beseligender ist. Die Theilnahme des Publicums an diesem betrübenden Fall gibt sich allgemein kund. – Diesen Morgen starb Se. Excellenz der k. k. Kämmerer und Geheimerath, Erbobergespann des Preßburger Comitats und Erbhauptmann des Preßburger Schlosses, Ferdinand, Graf Pálffy von Erdöd. – Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 1 d. M. 2601 und am 2 2626 Individuen. Die herrschenden Krankheitsformen sind katarrhalische Affectionen, Nervenfieber und Entzündungen.

Griechenland.

Am 10 d. hat ein jonisches Dampfboot, von Patras kommend, dem Lord Obercommissär die Nachricht von einer in Griechenland entdeckten Verschwörung mit dem ausdrücklichen Bemerken überbracht, daß auch mehrere Jonier dabei betheiligt erscheinen. Die hiesige Polizei entwickelte hierauf alsbald die größte Thätigkeit; bei den zwei hier sich aufhaltenden Brüdern Kapodistrias, bei Andr. Mustoxidis und Joh. Petrizzopulo wurden Haussuchungen gehalten, und die Papiere der Genannten in Beschlag genommen. Zu gleicher Zeit wurde ein Dampfboot mit polizeilichen Instructionen auch nach andern Inseln abgeschickt, man glaubt, es gelte namentlich dem Ex-Senator Plessa auf Zante und dem griechischen Priester Tipaldo auf Cephalonien. Der Senat hat dießfalls eine Proclamation erlassen. Aus dem Eifer, womit in dieser Sache zu Werke gegangen wurde, muß man schließen, daß England besonderes Interesse habe, die Quellen und Fäden der Verschwörung genau kennen zu lernen. Der großbritannische Gesandte in Athen, Sir E. Lyons, der die russische Partei daselbst beschuldigt, bei der Verschwörung die Hand im Spiele gehabt zu haben, würde gewiß viel darum geben, weitere und bestimmte Belege für diese Beschuldigung zu erhalten. Der russische Gesandte, Hr. Katakazi, hat sich aufs entschiedenste dagegen verwahrt, und beschuldigt seinerseits die englische Partei der Verleumdung und Ehrenbeleidigung. Es wäre überhaupt zu wünschen, daß die fremden Missionen in Griechenland zum Theil gewechselt würden, und ruhigere und gemäßigtere Repräsentanten an die Stelle der bisherigen träten. Es ist dabei nicht in Abrede zu stellen, daß bei dem Personal der russischen Gesandtschaft ein fanatischer Kopf sich befindet, der Hrn. Katakazi compromittirt; allein anderntheils kann wohl eben so wenig geläugnet werden, daß Hr. Lyons ein polternder, unfriedlicher Charakter ist, und ob sein hartnäckiges, zum Theil rücksichtsloses, von dem französischen Geschäftsträger unterstütztes Streben, dem Lande eine Constitution zu verschaffen, Griechenland von Nutzen oder kaum von weniger Nachtheil ist, als die Umtriebe der „Orthodoxen“, darf wohl bezweifelt werden.

Aegypten.

Es sieht hier von Tag zu Tag kriegerischer aus; der Pascha ist mehr als je entschlossen sich zu vertheidigen, der Angriff möge herkommen von welcher Seite er wolle. Dem Kiamil Pascha sagte er bei seiner Abschiedsaudienz, er gebe der Pforte den Rath, die Gränzen so bald als möglich abzustecken, denn er sey des langen Wartens überdrüssig. – Vor einigen Tagen versammelte er die Oberofficiere und Commandanten der Schiffe, und sagte ihnen unter Anderm Folgendes: „Wir sind alle Muselmänner und müssen daher unter allen Umständen zusammen halten. Eine christliche Macht (England) gedenkt uns mit Krieg zu überziehen, wir brauchen aber diese Macht nicht zu fürchten, da sie uns nur zur See gefährlich werden kann. Sollte von dieser oder einer andern Macht eine Landung versucht werden, dann hoffe ich zu Gott, daß sich alle Muselmänner zum gemeinsamen kräftigen Widerstand gegen die Christen vereinen werden.“ Ein allgemeines donnerndes Ja war die Antwort. Diese Anrede hat, wie man sich vorstellen kann, eine große Sensation unter den hiesigen Europäern gemacht, und schon sprengte man aus, der englische Consul habe das englische Wappen von seinem Hause abgenommen. Wenn auch die Dinge noch nicht bis auf diesen Punkt gekommen sind, so wird es doch sehr wahrscheinlich, daß wir in etwa zwei Monaten den wichtigsten Ereignissen entgegen gehen werden. Die Truppenübungen werden auf das eifrigste betrieben, die arabischen und türkischen Soldaten exerciren jetzt zusammen, und es wird in Kürze dahin kommen, daß sie gänzlich mit einander vermischt werden. – Aus Syrien ist ein Theil der bei Nisib gefangenen Türken angekommen; sie sind nach Kairo geschickt worden. Man erwartet einige ägyptische Regimenter, um längs der ägyptischen Küste vertheilt zu werden; die Küstenstädte Syriens, wo eine Landung auszuführen wäre, erhalten eine Menge Kanonen, namentlich hören die Arbeiten in St. Jean d'Acre nicht auf. – Der vermeintliche Sieg im Yemen hat sich nicht bestätigt.

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[0319/0007] Gesinnungen dieses Prälaten seine Gegenwart in Berlin als die mögliche Ursache irgend einer entscheidenden Wendung der katholisch-kirchlichen Frage ansieht. Indessen ist bis jetzt nichts Positives bekannt geworden. (Frankf. O. P. A. Z.) Oesterreich. _ Wien, 3 Febr. Mit Bedauern habe ich Ihnen zu berichten, daß die Erzherzogin Anna Maria Pia, Tochter des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, geboren den 27 Oct. 1835, seit einigen Tagen von einer Krankheit befallen worden ist, die bis heute einen so bedenklichen Charakter angenommen hat, daß man wegen Erhaltung dieses Lieblings der durchl. Eltern in größter, und leider! durch das heutige ärztliche Bulletin nur zu sehr bestätigter Besorgniß lebt. – Auch der k. k. wirkliche Geheimerath, Kämmerer und Erbhauptmann des königl. Preßburger Schlosses, Graf Ferdinand Pálffy von Erdöd, liegt gefährlich krank darnieder. – Wie schon in Ihrem Blatte erwähnt wurde, wird Se. k. H. der Erzherzog Friedrich demnächst einen Besuch in Konstantinopel machen. Zu diesem Zwecke sind bereits eine Menge werthvoller Gegenstände, großentheils mit dem Anfangsbuchstaben des Erzherzogs versehen, zu Geschenken bestimmt, in diesen Tagen von hier nach der Levante abgeschickt worden. – Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen in Begleitung seiner Tochter, der dem Herzog von Nemours verlobten Prinzessin Victoria, die Reise nach London an. Auf der Rückkehr wird dem Vernehmen nach die Prinzessin in Gotha zurückbleiben und dort ihre Vermählung mit dem Herzog von Nemours im künftigen Frühjahr vollzogen werden. – Die kürzlich in einigen deutschen Blättern enthaltene Nachricht von einer Reise der in Salzburg verweilenden spanischen Prinzen ist durchaus falsch. Beide Prinzen befinden sich noch zu Salzburg, und sehnen sich nach nichts, als ihren Vater (Don Carlos) recht bald in ihrer Mitte zu sehen. Nur eine Kammerfrau der Gemahlin des Don Carlos, die von dieser verlangt wurde, hat Pässe nach Bourges gefordert und erhalten. * Wien, 4 Febr. Die momentane Besserung im Krankheitszustande der Erzherzogin Maria Anna Carolina Pia, Tochter JJ. kk. HH. des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie, hat nicht Bestand gehabt. Die Zustände haben sich besonders diese Nacht verschlimmert, und man scheint auf das Aergste gefaßt zu seyn. Der Verlust der einzigen Tochter würde den erlauchten Eltern derselben höchst schmerzlich fallen, da ihr Besitz ein das Lebensglück derselben in hohem Grade beseligender ist. Die Theilnahme des Publicums an diesem betrübenden Fall gibt sich allgemein kund. – Diesen Morgen starb Se. Excellenz der k. k. Kämmerer und Geheimerath, Erbobergespann des Preßburger Comitats und Erbhauptmann des Preßburger Schlosses, Ferdinand, Graf Pálffy von Erdöd. – Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 1 d. M. 2601 und am 2 2626 Individuen. Die herrschenden Krankheitsformen sind katarrhalische Affectionen, Nervenfieber und Entzündungen. Griechenland. _ Corfu, 14 Jan. Am 10 d. hat ein jonisches Dampfboot, von Patras kommend, dem Lord Obercommissär die Nachricht von einer in Griechenland entdeckten Verschwörung mit dem ausdrücklichen Bemerken überbracht, daß auch mehrere Jonier dabei betheiligt erscheinen. Die hiesige Polizei entwickelte hierauf alsbald die größte Thätigkeit; bei den zwei hier sich aufhaltenden Brüdern Kapodistrias, bei Andr. Mustoxidis und Joh. Petrizzopulo wurden Haussuchungen gehalten, und die Papiere der Genannten in Beschlag genommen. Zu gleicher Zeit wurde ein Dampfboot mit polizeilichen Instructionen auch nach andern Inseln abgeschickt, man glaubt, es gelte namentlich dem Ex-Senator Plessa auf Zante und dem griechischen Priester Tipaldo auf Cephalonien. Der Senat hat dießfalls eine Proclamation erlassen. Aus dem Eifer, womit in dieser Sache zu Werke gegangen wurde, muß man schließen, daß England besonderes Interesse habe, die Quellen und Fäden der Verschwörung genau kennen zu lernen. Der großbritannische Gesandte in Athen, Sir E. Lyons, der die russische Partei daselbst beschuldigt, bei der Verschwörung die Hand im Spiele gehabt zu haben, würde gewiß viel darum geben, weitere und bestimmte Belege für diese Beschuldigung zu erhalten. Der russische Gesandte, Hr. Katakazi, hat sich aufs entschiedenste dagegen verwahrt, und beschuldigt seinerseits die englische Partei der Verleumdung und Ehrenbeleidigung. Es wäre überhaupt zu wünschen, daß die fremden Missionen in Griechenland zum Theil gewechselt würden, und ruhigere und gemäßigtere Repräsentanten an die Stelle der bisherigen träten. Es ist dabei nicht in Abrede zu stellen, daß bei dem Personal der russischen Gesandtschaft ein fanatischer Kopf sich befindet, der Hrn. Katakazi compromittirt; allein anderntheils kann wohl eben so wenig geläugnet werden, daß Hr. Lyons ein polternder, unfriedlicher Charakter ist, und ob sein hartnäckiges, zum Theil rücksichtsloses, von dem französischen Geschäftsträger unterstütztes Streben, dem Lande eine Constitution zu verschaffen, Griechenland von Nutzen oder kaum von weniger Nachtheil ist, als die Umtriebe der „Orthodoxen“, darf wohl bezweifelt werden. Aegypten. _ Alexandria, 16 Jan. Es sieht hier von Tag zu Tag kriegerischer aus; der Pascha ist mehr als je entschlossen sich zu vertheidigen, der Angriff möge herkommen von welcher Seite er wolle. Dem Kiamil Pascha sagte er bei seiner Abschiedsaudienz, er gebe der Pforte den Rath, die Gränzen so bald als möglich abzustecken, denn er sey des langen Wartens überdrüssig. – Vor einigen Tagen versammelte er die Oberofficiere und Commandanten der Schiffe, und sagte ihnen unter Anderm Folgendes: „Wir sind alle Muselmänner und müssen daher unter allen Umständen zusammen halten. Eine christliche Macht (England) gedenkt uns mit Krieg zu überziehen, wir brauchen aber diese Macht nicht zu fürchten, da sie uns nur zur See gefährlich werden kann. Sollte von dieser oder einer andern Macht eine Landung versucht werden, dann hoffe ich zu Gott, daß sich alle Muselmänner zum gemeinsamen kräftigen Widerstand gegen die Christen vereinen werden.“ Ein allgemeines donnerndes Ja war die Antwort. Diese Anrede hat, wie man sich vorstellen kann, eine große Sensation unter den hiesigen Europäern gemacht, und schon sprengte man aus, der englische Consul habe das englische Wappen von seinem Hause abgenommen. Wenn auch die Dinge noch nicht bis auf diesen Punkt gekommen sind, so wird es doch sehr wahrscheinlich, daß wir in etwa zwei Monaten den wichtigsten Ereignissen entgegen gehen werden. Die Truppenübungen werden auf das eifrigste betrieben, die arabischen und türkischen Soldaten exerciren jetzt zusammen, und es wird in Kürze dahin kommen, daß sie gänzlich mit einander vermischt werden. – Aus Syrien ist ein Theil der bei Nisib gefangenen Türken angekommen; sie sind nach Kairo geschickt worden. Man erwartet einige ägyptische Regimenter, um längs der ägyptischen Küste vertheilt zu werden; die Küstenstädte Syriens, wo eine Landung auszuführen wäre, erhalten eine Menge Kanonen, namentlich hören die Arbeiten in St. Jean d'Acre nicht auf. – Der vermeintliche Sieg im Yemen hat sich nicht bestätigt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840, S. 0319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_040_18400209/7>, abgerufen am 28.04.2024.