Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840.Orte die Zeit gezeigt werden soll. In diese Kreise werden die beliebigen Ortsnamen und ihre Zeiten correspondirend unter einander eingeschrieben, und der nämliche geradlinige Stundenzeiger zeigt dann für alle diese Städte die Stunden, und der nämliche Minuten- oder Secundenzeiger die Minuten und Secunden. Z. B. wo der Ring für Paris 12 Uhr zeigt, gerade darunter sey ein Ring für Augsburg 12 Uhr 34' 16''; darunter im Ringe für Wien 12 Uhr 56' 10''; für Ofen 1 Uhr 6' 51''; für St. Petersburg 1 Uhr 51' 59''; über dem Ring für Paris zeige der Ring für Madrid 11 Uhr 35' 5''; für Lissabon 11 Uhr 14' 5''; für Philadelphia 6 Uhr 49' 57''. Wird die Angabe der Zeit für sehr viele Orte gewünscht, so sollen die Ringe die Farben, allenfalls nach jenen des Regenbogens, wechseln, um das Auge zu erleichtern. Da Ew. Wohlgeboren die Vereinfachung eines solchen Uhrwerkes als sehr erwünscht dargestellt haben, und diese meine Vereinfachung den höchsten Grad erreicht zu haben scheint, habe ich Ew. Wohlgeboren, der Sie diese Vereinfachung durch Ihren Aufsatz in Nro. 347 der Allgem. Ztg. veranlaßt haben, in Kenntniß zu setzen mir die Ehre geben wollen." Kapfenberg, 10 Jan. 1840 Achtungsvollst ergebenster Johbaum. Eine ähnliche Ansicht einer geographischen Taschenuhr proponirte mir auch der, in der Beil. zur Allgem. Ztg. vom 1 l. M. S. 3 erwähnte Künstler, Hr. Traub, allein in so kleinem Formate ließen sich nur sehr wenige Uhrringe anbringen, und an einen Secundenring war gar nicht zu denken. Bei einer Zimmeruhr hingegen lassen die Zwischenräume einer Minute, besonders bei den äußern Ringen, noch immer 60 Theilstriche zu, und die Zahl der Uhren, welche Hr. Ratzenhofer in Wien angebracht hat, läßt sich auch hier noch immer erreichen; fordert man aber mehrere derselben, so wird man meine Einrichtung unentbehrlich finden; denn nimmt man für die Breite jedes der 72 Ringe nur einen halben Zoll an, so bekommt das Zifferblatt schon über 6 Fuß im Durchmesser. Gleichwohl ist Hrn. Johbaums Uhr unstreitig die einfachste; jeder Künstler kann sie fertigen, und sie empfiehlt sich ihrer einfachen Construction zufolge dann auch durch eine beträchtlichere Wohlfeilheit. Professor Gruithuisen. Frankreich. Verhandlungen der Akademie vom 13 und 27 Januar. Dumas erstattete einen äußerst günstigen Bericht über die neuesten Untersuchungen von Regnault. Derselbe ging hiebei von dem Punkt aus, daß man jeder gegebenen organischen Verbindung ihren Wasserstoffgehalt, vollkommen oder theilweise, entziehen und dafür eine gleiche Menge Chlor zutheilen könne. Durch diese Substitution des Chlors gelangte er zu einer großen Anzahl neuer und merkwürdiger Verbindungen. So nimmt das Oelgas in dem Maaße 2-4-6-8 Atome Chlor auf, als es 2-4-6-8 Atome Wasserstoffgas abgibt - und in eben dem Maaße wird es dichter und kommt bei ungleich höhern Wärmegraden erst zum Sieden. So substituirt er im gewöhnlichen Aether 10 Atomen Hydrogen 10 Atome Chlor, und dieser neue Chloräther stellt eine der interessantesten Verbindungen in der organischen Chemie dar. Eben so ließ er das Chlor auf das Weinöl einwirken und sah nun eine ganze Reihe dieser Aetherarten entstehen, wobei das Chlor gradatim steigt, während der Wasserstoff abnimmt und endlich verschwindet. Die Neuheit, Wichtigkeit und Treue dieser Beobachtungen veranlaßte die Akademie, das gesammte Memoire in ihre Verhandlungen im Druck aufzunehmen. - Deville machte auf einen neuen Körper aufmerksam, welcher unter Einwirkung von Chlor auf Terbenthinöl entsteht. Das gewöhnliche Terbenthinöl macht den polarisirten Lichtstrahl nach links abweichen. Nimmt man dem Oel Hydrogen und gibt ihm dafür eine gewisse Menge Chlor, so macht die Abänderung in den Moleculen den Strahl nach rechts abweichen. Arago gab einen Auszug aus seinem, nächstens in den Verhandlungen der Akademie im Druck erscheinenden Memoire über das Phänomen des Flimmerns der Gestirne. Es ist dieß eine der am schwierigsten zu erklärenden Erscheinungen, und besteht nicht bloß in einer Veränderung der Intensität des Sternenlichts, sondern auch in einem Wechsel der Färbung des Lichts. Die scheinbare Veränderung in der Intensität des Lichts ist Arago ein Phänomen der Interferenz, und erklärt sich dadurch, daß die Lichtstrahlen, obgleich von demselben Punkt ausgehend, nach der verschiedenen Brechung bei feuchtem oder trocknem etc. Zustand der Atmosphäre, sich bei ihrem zufälligen Zusammentreffen bald verstärken, bald aufheben, und somit bald erleuchten, bald dunkel lassen - ein Phänomen, welches Arago auf experimentalem Wege nachgewiesen hat. Ebenso erklärt er die verschiedene Färbung, bald durch Zusammentreffen gewisser Farben, bald durch Absorption der einen und der andern. Zum Beweis seiner Erklärung führt er das Factum an, daß die Gestirne, durch ein ganz kleines Loch am Objectiv des Fernrohrs besehen - so daß das Bild des Gestirns ganz circumscript erscheint - bald an der Mitte dunkel und außen von einem hellen Kreis umgeben, bald in der Mitte hell und außen von einem dunkeln und abermals hellen Kreis umgeben erscheinen. Daß die Planeten dieses Phänomen des Flimmerns zeitweise in höherm oder geringerm Grade darbieten, schreibt er ihrer größern oder geringern Entfernung und ihrer Größe zu; denn auch die Sonne könne man flimmern sehen, sobald man sie an der Oberfläche einer Glaskugel zurückgeworfen und verkleinert betrachtet. - Montagne theilte Untersuchungen über die Structur des Nucleus des genus Sphaerophoron aus der Familie der Algen und des genus Lichina mit. - Laurent übergab eine Abhandlung "über die Entwicklung der Limax agrestis und anderer Gasteropoden, verglichen mit der der Wirbelthiere, Ringelwürmer und Strahlenthiere." - Dujardin meldete über eine Kinnlade eines Hyaenodon, die am Ufer des Tarn bei Rabasteins in einem grünlich-grausandigen Mergel mit Glimmerschüppchen gefunden und im Museum zu Toulouse hinterlegt wurde. Professor Dujardin ist der Meinung, daß der im Gyps vom Montmartre vorkommende fossile Fleischfresser, den Cuvier für ein Coati hielt, ebenfalls ein Hyänodon sey. - Depretz übersandte eine dritte Abhandlung über das Maximum der Dichtigkeit des Wassers, worin die früheren Resultate bestätigt werden. - Chevreul las eine Abhandlung über das Princip der Farbenmischung. Seine Theorie der complementären Farben hat neuerdings eine glückliche Anwendung gerade in einem Industriezweig erhalten, welcher ihm sein Leben verdankt. Die Fabricanten Fresca und Eboli erhielten bei der Bereitung des Stearins immer einen gelblichen Ton, welcher von einer gewissen Menge zurückbleibender Oelsäure herrührt. Zur Entfernung dieses Tons versuchten sie, in Erinnerung an Chevreuls Theorie, den größten Theil von Farbestoffen, deren Mischung das Violetblau geben konnte, welches das Gelb als complementäre Farbe neutralisirt, und erhielten dadurch eine blendende Weiße in ihren Kerzen. Am besten zu diesem Zwecke fanden sie immer die Verbindung von Carmin und Berlinerblau, auch Kobalt- oder Ultramarinblau; der Indigo machte eine Ausnahme, was wohl von einer chemischen Einwirkung auf Orte die Zeit gezeigt werden soll. In diese Kreise werden die beliebigen Ortsnamen und ihre Zeiten correspondirend unter einander eingeschrieben, und der nämliche geradlinige Stundenzeiger zeigt dann für alle diese Städte die Stunden, und der nämliche Minuten- oder Secundenzeiger die Minuten und Secunden. Z. B. wo der Ring für Paris 12 Uhr zeigt, gerade darunter sey ein Ring für Augsburg 12 Uhr 34' 16''; darunter im Ringe für Wien 12 Uhr 56' 10''; für Ofen 1 Uhr 6' 51''; für St. Petersburg 1 Uhr 51' 59''; über dem Ring für Paris zeige der Ring für Madrid 11 Uhr 35' 5''; für Lissabon 11 Uhr 14' 5''; für Philadelphia 6 Uhr 49' 57''. Wird die Angabe der Zeit für sehr viele Orte gewünscht, so sollen die Ringe die Farben, allenfalls nach jenen des Regenbogens, wechseln, um das Auge zu erleichtern. Da Ew. Wohlgeboren die Vereinfachung eines solchen Uhrwerkes als sehr erwünscht dargestellt haben, und diese meine Vereinfachung den höchsten Grad erreicht zu haben scheint, habe ich Ew. Wohlgeboren, der Sie diese Vereinfachung durch Ihren Aufsatz in Nro. 347 der Allgem. Ztg. veranlaßt haben, in Kenntniß zu setzen mir die Ehre geben wollen.“ Kapfenberg, 10 Jan. 1840 Achtungsvollst ergebenster Johbaum. Eine ähnliche Ansicht einer geographischen Taschenuhr proponirte mir auch der, in der Beil. zur Allgem. Ztg. vom 1 l. M. S. 3 erwähnte Künstler, Hr. Traub, allein in so kleinem Formate ließen sich nur sehr wenige Uhrringe anbringen, und an einen Secundenring war gar nicht zu denken. Bei einer Zimmeruhr hingegen lassen die Zwischenräume einer Minute, besonders bei den äußern Ringen, noch immer 60 Theilstriche zu, und die Zahl der Uhren, welche Hr. Ratzenhofer in Wien angebracht hat, läßt sich auch hier noch immer erreichen; fordert man aber mehrere derselben, so wird man meine Einrichtung unentbehrlich finden; denn nimmt man für die Breite jedes der 72 Ringe nur einen halben Zoll an, so bekommt das Zifferblatt schon über 6 Fuß im Durchmesser. Gleichwohl ist Hrn. Johbaums Uhr unstreitig die einfachste; jeder Künstler kann sie fertigen, und sie empfiehlt sich ihrer einfachen Construction zufolge dann auch durch eine beträchtlichere Wohlfeilheit. Professor Gruithuisen. Frankreich. Verhandlungen der Akademie vom 13 und 27 Januar. Dumas erstattete einen äußerst günstigen Bericht über die neuesten Untersuchungen von Regnault. Derselbe ging hiebei von dem Punkt aus, daß man jeder gegebenen organischen Verbindung ihren Wasserstoffgehalt, vollkommen oder theilweise, entziehen und dafür eine gleiche Menge Chlor zutheilen könne. Durch diese Substitution des Chlors gelangte er zu einer großen Anzahl neuer und merkwürdiger Verbindungen. So nimmt das Oelgas in dem Maaße 2-4-6-8 Atome Chlor auf, als es 2-4-6-8 Atome Wasserstoffgas abgibt – und in eben dem Maaße wird es dichter und kommt bei ungleich höhern Wärmegraden erst zum Sieden. So substituirt er im gewöhnlichen Aether 10 Atomen Hydrogen 10 Atome Chlor, und dieser neue Chloräther stellt eine der interessantesten Verbindungen in der organischen Chemie dar. Eben so ließ er das Chlor auf das Weinöl einwirken und sah nun eine ganze Reihe dieser Aetherarten entstehen, wobei das Chlor gradatim steigt, während der Wasserstoff abnimmt und endlich verschwindet. Die Neuheit, Wichtigkeit und Treue dieser Beobachtungen veranlaßte die Akademie, das gesammte Memoire in ihre Verhandlungen im Druck aufzunehmen. – Deville machte auf einen neuen Körper aufmerksam, welcher unter Einwirkung von Chlor auf Terbenthinöl entsteht. Das gewöhnliche Terbenthinöl macht den polarisirten Lichtstrahl nach links abweichen. Nimmt man dem Oel Hydrogen und gibt ihm dafür eine gewisse Menge Chlor, so macht die Abänderung in den Moleculen den Strahl nach rechts abweichen. Arago gab einen Auszug aus seinem, nächstens in den Verhandlungen der Akademie im Druck erscheinenden Memoire über das Phänomen des Flimmerns der Gestirne. Es ist dieß eine der am schwierigsten zu erklärenden Erscheinungen, und besteht nicht bloß in einer Veränderung der Intensität des Sternenlichts, sondern auch in einem Wechsel der Färbung des Lichts. Die scheinbare Veränderung in der Intensität des Lichts ist Arago ein Phänomen der Interferenz, und erklärt sich dadurch, daß die Lichtstrahlen, obgleich von demselben Punkt ausgehend, nach der verschiedenen Brechung bei feuchtem oder trocknem etc. Zustand der Atmosphäre, sich bei ihrem zufälligen Zusammentreffen bald verstärken, bald aufheben, und somit bald erleuchten, bald dunkel lassen – ein Phänomen, welches Arago auf experimentalem Wege nachgewiesen hat. Ebenso erklärt er die verschiedene Färbung, bald durch Zusammentreffen gewisser Farben, bald durch Absorption der einen und der andern. Zum Beweis seiner Erklärung führt er das Factum an, daß die Gestirne, durch ein ganz kleines Loch am Objectiv des Fernrohrs besehen – so daß das Bild des Gestirns ganz circumscript erscheint – bald an der Mitte dunkel und außen von einem hellen Kreis umgeben, bald in der Mitte hell und außen von einem dunkeln und abermals hellen Kreis umgeben erscheinen. Daß die Planeten dieses Phänomen des Flimmerns zeitweise in höherm oder geringerm Grade darbieten, schreibt er ihrer größern oder geringern Entfernung und ihrer Größe zu; denn auch die Sonne könne man flimmern sehen, sobald man sie an der Oberfläche einer Glaskugel zurückgeworfen und verkleinert betrachtet. – Montagne theilte Untersuchungen über die Structur des Nucleus des genus Sphaerophoron aus der Familie der Algen und des genus Lichina mit. – Laurent übergab eine Abhandlung „über die Entwicklung der Limax agrestis und anderer Gasteropoden, verglichen mit der der Wirbelthiere, Ringelwürmer und Strahlenthiere.“ – Dujardin meldete über eine Kinnlade eines Hyaenodon, die am Ufer des Tarn bei Rabasteins in einem grünlich-grausandigen Mergel mit Glimmerschüppchen gefunden und im Museum zu Toulouse hinterlegt wurde. Professor Dujardin ist der Meinung, daß der im Gyps vom Montmartre vorkommende fossile Fleischfresser, den Cuvier für ein Coati hielt, ebenfalls ein Hyänodon sey. – Depretz übersandte eine dritte Abhandlung über das Maximum der Dichtigkeit des Wassers, worin die früheren Resultate bestätigt werden. – Chevreul las eine Abhandlung über das Princip der Farbenmischung. Seine Theorie der complementären Farben hat neuerdings eine glückliche Anwendung gerade in einem Industriezweig erhalten, welcher ihm sein Leben verdankt. Die Fabricanten Fresca und Eboli erhielten bei der Bereitung des Stearins immer einen gelblichen Ton, welcher von einer gewissen Menge zurückbleibender Oelsäure herrührt. Zur Entfernung dieses Tons versuchten sie, in Erinnerung an Chevreuls Theorie, den größten Theil von Farbestoffen, deren Mischung das Violetblau geben konnte, welches das Gelb als complementäre Farbe neutralisirt, und erhielten dadurch eine blendende Weiße in ihren Kerzen. Am besten zu diesem Zwecke fanden sie immer die Verbindung von Carmin und Berlinerblau, auch Kobalt- oder Ultramarinblau; der Indigo machte eine Ausnahme, was wohl von einer chemischen Einwirkung auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="0330"/> Orte die Zeit gezeigt werden soll. In diese Kreise werden die beliebigen Ortsnamen und ihre Zeiten correspondirend unter einander eingeschrieben, und der nämliche geradlinige Stundenzeiger zeigt dann für alle diese Städte die Stunden, und der nämliche Minuten- oder Secundenzeiger die Minuten und Secunden. Z. B. wo der Ring für Paris 12 Uhr zeigt, gerade darunter sey ein Ring für Augsburg 12 Uhr 34' 16''; darunter im Ringe für Wien 12 Uhr 56' 10''; für Ofen 1 Uhr 6' 51''; für St. Petersburg 1 Uhr 51' 59''; über dem Ring für Paris zeige der Ring für Madrid 11 Uhr 35' 5''; für Lissabon 11 Uhr 14' 5''; für Philadelphia 6 Uhr 49' 57''. Wird die Angabe der Zeit für sehr viele Orte gewünscht, so sollen die Ringe die Farben, allenfalls nach jenen des Regenbogens, wechseln, um das Auge zu erleichtern. Da Ew. Wohlgeboren die Vereinfachung eines solchen Uhrwerkes als sehr erwünscht dargestellt haben, und diese meine Vereinfachung den höchsten Grad erreicht zu haben scheint, habe ich Ew. Wohlgeboren, der Sie diese Vereinfachung durch Ihren Aufsatz in Nro. 347 der Allgem. Ztg. veranlaßt haben, in Kenntniß zu setzen mir die Ehre geben wollen.“ Kapfenberg, 10 Jan. 1840 Achtungsvollst ergebenster Johbaum.</p><lb/> <p>Eine ähnliche Ansicht einer geographischen Taschenuhr proponirte mir auch der, in der Beil. zur Allgem. Ztg. vom 1 l. M. S. 3 erwähnte Künstler, Hr. Traub, allein in so kleinem Formate ließen sich nur sehr wenige Uhrringe anbringen, und an einen Secundenring war gar nicht zu denken. Bei einer Zimmeruhr hingegen lassen die Zwischenräume einer Minute, besonders bei den äußern Ringen, noch immer 60 Theilstriche zu, und die Zahl der Uhren, welche Hr. Ratzenhofer in Wien angebracht hat, läßt sich auch hier noch immer erreichen; fordert man aber mehrere derselben, so wird man meine Einrichtung unentbehrlich finden; denn nimmt man für die Breite jedes der 72 Ringe nur einen halben Zoll an, so bekommt das Zifferblatt schon über 6 Fuß im Durchmesser. Gleichwohl ist Hrn. Johbaums Uhr unstreitig die einfachste; jeder Künstler kann sie fertigen, und sie empfiehlt sich ihrer einfachen Construction zufolge dann auch durch eine beträchtlichere Wohlfeilheit.</p><lb/> <closer> <signed>Professor <hi rendition="#g">Gruithuisen</hi>.</signed> </closer><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Verhandlungen der Akademie vom</hi> 13 <hi rendition="#g">und</hi> 27 <hi rendition="#g">Januar</hi>.</p><lb/> <p>Dumas erstattete einen äußerst günstigen Bericht über die neuesten Untersuchungen von Regnault. Derselbe ging hiebei von dem Punkt aus, daß man jeder gegebenen organischen Verbindung ihren Wasserstoffgehalt, vollkommen oder theilweise, entziehen und dafür eine gleiche Menge Chlor zutheilen könne. Durch diese Substitution des Chlors gelangte er zu einer großen Anzahl neuer und merkwürdiger Verbindungen. So nimmt das Oelgas in dem Maaße 2-4-6-8 Atome Chlor auf, als es 2-4-6-8 Atome Wasserstoffgas abgibt – und in eben dem Maaße wird es dichter und kommt bei ungleich höhern Wärmegraden erst zum Sieden. So substituirt er im gewöhnlichen Aether 10 Atomen Hydrogen 10 Atome Chlor, und dieser neue Chloräther stellt eine der interessantesten Verbindungen in der organischen Chemie dar. Eben so ließ er das Chlor auf das Weinöl einwirken und sah nun eine ganze Reihe dieser Aetherarten entstehen, wobei das Chlor gradatim steigt, während der Wasserstoff abnimmt und endlich verschwindet. Die Neuheit, Wichtigkeit und Treue dieser Beobachtungen veranlaßte die Akademie, das gesammte Memoire in ihre Verhandlungen im Druck aufzunehmen. – Deville machte auf einen neuen Körper aufmerksam, welcher unter Einwirkung von Chlor auf Terbenthinöl entsteht. Das gewöhnliche Terbenthinöl macht den polarisirten Lichtstrahl nach links abweichen. Nimmt man dem Oel Hydrogen und gibt ihm dafür eine gewisse Menge Chlor, so macht die Abänderung in den Moleculen den Strahl nach rechts abweichen.</p><lb/> <p>Arago gab einen Auszug aus seinem, nächstens in den Verhandlungen der Akademie im Druck erscheinenden Memoire über das Phänomen des Flimmerns der Gestirne. Es ist dieß eine der am schwierigsten zu erklärenden Erscheinungen, und besteht nicht bloß in einer Veränderung der Intensität des Sternenlichts, sondern auch in einem Wechsel der Färbung des Lichts. Die scheinbare Veränderung in der Intensität des Lichts ist Arago ein Phänomen der Interferenz, und erklärt sich dadurch, daß die Lichtstrahlen, obgleich von demselben Punkt ausgehend, nach der verschiedenen Brechung bei feuchtem oder trocknem etc. Zustand der Atmosphäre, sich bei ihrem zufälligen Zusammentreffen bald verstärken, bald aufheben, und somit bald erleuchten, bald dunkel lassen – ein Phänomen, welches Arago auf experimentalem Wege nachgewiesen hat. Ebenso erklärt er die verschiedene Färbung, bald durch Zusammentreffen gewisser Farben, bald durch Absorption der einen und der andern. Zum Beweis seiner Erklärung führt er das Factum an, daß die Gestirne, durch ein ganz kleines Loch am Objectiv des Fernrohrs besehen – so daß das Bild des Gestirns ganz circumscript erscheint – bald an der Mitte dunkel und außen von einem hellen Kreis umgeben, bald in der Mitte hell und außen von einem dunkeln und abermals hellen Kreis umgeben erscheinen. Daß die Planeten dieses Phänomen des Flimmerns zeitweise in höherm oder geringerm Grade darbieten, schreibt er ihrer größern oder geringern Entfernung und ihrer Größe zu; denn auch die Sonne könne man flimmern sehen, sobald man sie an der Oberfläche einer Glaskugel zurückgeworfen und verkleinert betrachtet. – Montagne theilte Untersuchungen über die Structur des Nucleus des genus Sphaerophoron aus der Familie der Algen und des genus Lichina mit. – Laurent übergab eine Abhandlung „über die Entwicklung der Limax agrestis und anderer Gasteropoden, verglichen mit der der Wirbelthiere, Ringelwürmer und Strahlenthiere.“ – Dujardin meldete über eine Kinnlade eines Hyaenodon, die am Ufer des Tarn bei Rabasteins in einem grünlich-grausandigen Mergel mit Glimmerschüppchen gefunden und im Museum zu Toulouse hinterlegt wurde. Professor Dujardin ist der Meinung, daß der im Gyps vom Montmartre vorkommende fossile Fleischfresser, den Cuvier für ein Coati hielt, ebenfalls ein Hyänodon sey. – Depretz übersandte eine dritte Abhandlung über das Maximum der Dichtigkeit des Wassers, worin die früheren Resultate bestätigt werden. – Chevreul las eine Abhandlung über das Princip der Farbenmischung. Seine Theorie der complementären Farben hat neuerdings eine glückliche Anwendung gerade in einem Industriezweig erhalten, welcher ihm sein Leben verdankt. Die Fabricanten Fresca und Eboli erhielten bei der Bereitung des Stearins immer einen gelblichen Ton, welcher von einer gewissen Menge zurückbleibender Oelsäure herrührt. Zur Entfernung dieses Tons versuchten sie, in Erinnerung an Chevreuls Theorie, den größten Theil von Farbestoffen, deren Mischung das Violetblau geben konnte, welches das Gelb als complementäre Farbe neutralisirt, und erhielten dadurch eine blendende Weiße in ihren Kerzen. Am besten zu diesem Zwecke fanden sie immer die Verbindung von Carmin und Berlinerblau, auch Kobalt- oder Ultramarinblau; der Indigo machte eine Ausnahme, was wohl von einer chemischen Einwirkung auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0330/0010]
Orte die Zeit gezeigt werden soll. In diese Kreise werden die beliebigen Ortsnamen und ihre Zeiten correspondirend unter einander eingeschrieben, und der nämliche geradlinige Stundenzeiger zeigt dann für alle diese Städte die Stunden, und der nämliche Minuten- oder Secundenzeiger die Minuten und Secunden. Z. B. wo der Ring für Paris 12 Uhr zeigt, gerade darunter sey ein Ring für Augsburg 12 Uhr 34' 16''; darunter im Ringe für Wien 12 Uhr 56' 10''; für Ofen 1 Uhr 6' 51''; für St. Petersburg 1 Uhr 51' 59''; über dem Ring für Paris zeige der Ring für Madrid 11 Uhr 35' 5''; für Lissabon 11 Uhr 14' 5''; für Philadelphia 6 Uhr 49' 57''. Wird die Angabe der Zeit für sehr viele Orte gewünscht, so sollen die Ringe die Farben, allenfalls nach jenen des Regenbogens, wechseln, um das Auge zu erleichtern. Da Ew. Wohlgeboren die Vereinfachung eines solchen Uhrwerkes als sehr erwünscht dargestellt haben, und diese meine Vereinfachung den höchsten Grad erreicht zu haben scheint, habe ich Ew. Wohlgeboren, der Sie diese Vereinfachung durch Ihren Aufsatz in Nro. 347 der Allgem. Ztg. veranlaßt haben, in Kenntniß zu setzen mir die Ehre geben wollen.“ Kapfenberg, 10 Jan. 1840 Achtungsvollst ergebenster Johbaum.
Eine ähnliche Ansicht einer geographischen Taschenuhr proponirte mir auch der, in der Beil. zur Allgem. Ztg. vom 1 l. M. S. 3 erwähnte Künstler, Hr. Traub, allein in so kleinem Formate ließen sich nur sehr wenige Uhrringe anbringen, und an einen Secundenring war gar nicht zu denken. Bei einer Zimmeruhr hingegen lassen die Zwischenräume einer Minute, besonders bei den äußern Ringen, noch immer 60 Theilstriche zu, und die Zahl der Uhren, welche Hr. Ratzenhofer in Wien angebracht hat, läßt sich auch hier noch immer erreichen; fordert man aber mehrere derselben, so wird man meine Einrichtung unentbehrlich finden; denn nimmt man für die Breite jedes der 72 Ringe nur einen halben Zoll an, so bekommt das Zifferblatt schon über 6 Fuß im Durchmesser. Gleichwohl ist Hrn. Johbaums Uhr unstreitig die einfachste; jeder Künstler kann sie fertigen, und sie empfiehlt sich ihrer einfachen Construction zufolge dann auch durch eine beträchtlichere Wohlfeilheit.
Professor Gruithuisen.
Frankreich.
Verhandlungen der Akademie vom 13 und 27 Januar.
Dumas erstattete einen äußerst günstigen Bericht über die neuesten Untersuchungen von Regnault. Derselbe ging hiebei von dem Punkt aus, daß man jeder gegebenen organischen Verbindung ihren Wasserstoffgehalt, vollkommen oder theilweise, entziehen und dafür eine gleiche Menge Chlor zutheilen könne. Durch diese Substitution des Chlors gelangte er zu einer großen Anzahl neuer und merkwürdiger Verbindungen. So nimmt das Oelgas in dem Maaße 2-4-6-8 Atome Chlor auf, als es 2-4-6-8 Atome Wasserstoffgas abgibt – und in eben dem Maaße wird es dichter und kommt bei ungleich höhern Wärmegraden erst zum Sieden. So substituirt er im gewöhnlichen Aether 10 Atomen Hydrogen 10 Atome Chlor, und dieser neue Chloräther stellt eine der interessantesten Verbindungen in der organischen Chemie dar. Eben so ließ er das Chlor auf das Weinöl einwirken und sah nun eine ganze Reihe dieser Aetherarten entstehen, wobei das Chlor gradatim steigt, während der Wasserstoff abnimmt und endlich verschwindet. Die Neuheit, Wichtigkeit und Treue dieser Beobachtungen veranlaßte die Akademie, das gesammte Memoire in ihre Verhandlungen im Druck aufzunehmen. – Deville machte auf einen neuen Körper aufmerksam, welcher unter Einwirkung von Chlor auf Terbenthinöl entsteht. Das gewöhnliche Terbenthinöl macht den polarisirten Lichtstrahl nach links abweichen. Nimmt man dem Oel Hydrogen und gibt ihm dafür eine gewisse Menge Chlor, so macht die Abänderung in den Moleculen den Strahl nach rechts abweichen.
Arago gab einen Auszug aus seinem, nächstens in den Verhandlungen der Akademie im Druck erscheinenden Memoire über das Phänomen des Flimmerns der Gestirne. Es ist dieß eine der am schwierigsten zu erklärenden Erscheinungen, und besteht nicht bloß in einer Veränderung der Intensität des Sternenlichts, sondern auch in einem Wechsel der Färbung des Lichts. Die scheinbare Veränderung in der Intensität des Lichts ist Arago ein Phänomen der Interferenz, und erklärt sich dadurch, daß die Lichtstrahlen, obgleich von demselben Punkt ausgehend, nach der verschiedenen Brechung bei feuchtem oder trocknem etc. Zustand der Atmosphäre, sich bei ihrem zufälligen Zusammentreffen bald verstärken, bald aufheben, und somit bald erleuchten, bald dunkel lassen – ein Phänomen, welches Arago auf experimentalem Wege nachgewiesen hat. Ebenso erklärt er die verschiedene Färbung, bald durch Zusammentreffen gewisser Farben, bald durch Absorption der einen und der andern. Zum Beweis seiner Erklärung führt er das Factum an, daß die Gestirne, durch ein ganz kleines Loch am Objectiv des Fernrohrs besehen – so daß das Bild des Gestirns ganz circumscript erscheint – bald an der Mitte dunkel und außen von einem hellen Kreis umgeben, bald in der Mitte hell und außen von einem dunkeln und abermals hellen Kreis umgeben erscheinen. Daß die Planeten dieses Phänomen des Flimmerns zeitweise in höherm oder geringerm Grade darbieten, schreibt er ihrer größern oder geringern Entfernung und ihrer Größe zu; denn auch die Sonne könne man flimmern sehen, sobald man sie an der Oberfläche einer Glaskugel zurückgeworfen und verkleinert betrachtet. – Montagne theilte Untersuchungen über die Structur des Nucleus des genus Sphaerophoron aus der Familie der Algen und des genus Lichina mit. – Laurent übergab eine Abhandlung „über die Entwicklung der Limax agrestis und anderer Gasteropoden, verglichen mit der der Wirbelthiere, Ringelwürmer und Strahlenthiere.“ – Dujardin meldete über eine Kinnlade eines Hyaenodon, die am Ufer des Tarn bei Rabasteins in einem grünlich-grausandigen Mergel mit Glimmerschüppchen gefunden und im Museum zu Toulouse hinterlegt wurde. Professor Dujardin ist der Meinung, daß der im Gyps vom Montmartre vorkommende fossile Fleischfresser, den Cuvier für ein Coati hielt, ebenfalls ein Hyänodon sey. – Depretz übersandte eine dritte Abhandlung über das Maximum der Dichtigkeit des Wassers, worin die früheren Resultate bestätigt werden. – Chevreul las eine Abhandlung über das Princip der Farbenmischung. Seine Theorie der complementären Farben hat neuerdings eine glückliche Anwendung gerade in einem Industriezweig erhalten, welcher ihm sein Leben verdankt. Die Fabricanten Fresca und Eboli erhielten bei der Bereitung des Stearins immer einen gelblichen Ton, welcher von einer gewissen Menge zurückbleibender Oelsäure herrührt. Zur Entfernung dieses Tons versuchten sie, in Erinnerung an Chevreuls Theorie, den größten Theil von Farbestoffen, deren Mischung das Violetblau geben konnte, welches das Gelb als complementäre Farbe neutralisirt, und erhielten dadurch eine blendende Weiße in ihren Kerzen. Am besten zu diesem Zwecke fanden sie immer die Verbindung von Carmin und Berlinerblau, auch Kobalt- oder Ultramarinblau; der Indigo machte eine Ausnahme, was wohl von einer chemischen Einwirkung auf
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