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Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840.

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Fettsäuren herrührt. - Boutin berichtet, daß er durch Behandlung des Aloeharzes mittelst Salpetersäure einen sehr schöne und solide Teinten liefernden Färbestoff erhalten habe. - Dupasquier in Lyon übergab eine Arbeit übergab eine Arbeit über das Trinkwasser, worin er in der Mehrzahl von der gewöhnlichen Annahme abweicht. Mit Unrecht, behauptet er, halte man das reinste Wasser für das gesündeste, insbesondere sey die Beimischung von kohlensaurem Kalk eher vortheilhaft, und die Beständigkeit der Temperatur bei weitem wichtiger; ebenso beeinträchtige der kohlensaure Kalk bei der größten Menge nie die Seifenbildung, so wenig als er dem Seidefärben schädlich sey; denn gerade das mit kohlensaurem Kalk geschwängerte Quellwasser am rechten Ufer der Saone zögen die Seidenfärber in Lyon bei weitem dem der Rhone vor, welches nur die Hälfte an kohlensaurem Kalk, dafür aber desto mehr andere schädliche Salze enthält. - Man sollte kaum glauben, daß der Chemie eine ganz genaue Untersuchung über den Zuckergehalt des Zuckerrohrs noch fehlte, und doch scheinen die bis jetzt bekannten noch Vieles zu wünschen übrig zu lassen. Nach denselben schien der Unterschied zwischen dem Gehalt der Runkelrübe an Zuckerstoff ziemlich unbedeutend, und nur die Leichtigkeit des Zuckerauszugs schien dem Zuckerrohr den Vorrang zu sichern. Ein junger Chemiker, Peligot, fand, daß das Zuckerrohr auf Martinique in der That bei weitem mehr Zucker enthält, als man bis jetzt annahm, nämlich 18 Procent, wovon man übrigens wegen fehlerhafter Behandlungsweise gewöhnlich bloß 6 - 8 erzielte, und daß in dem ausgepreßten Safte nicht weniger als 90 Procent Zucker vorhanden sind. Thenard und Pelouze bestätigten seine Angaben und das Ministerium läßt nunmehr eine genaue Untersuchung darüber anstellen. - Bontems verbreitete sich über die Fabrication des Flint- und Crownglases - Barbotin über Dampfschiffe, und Pambour gab Ergänzungen zu seinen Untersuchungen über Dampfmaschinen. - Lassaigne übergab eine Abhandlung über die Wirkung, welche die Metallsalze auf das Eiweiß und die organischen Gewebe äußern. Das Eiweiß verbindet sich mit einer großen Menge dieser Salze, ohne sie zu zersetzen, ja bildet mit ihnen in Wasser unlösliche Salze; daher sey es wahrscheinlich, daß die Metallsalze, wenn sie in den Organismus aufgenommen werden, sich mit den Geweben und dem in den thierischen Flüssigkeiten befindlichen Eiweiß verbinden, so in die Circulation übergehen und ihre Heilwirkung äußern. - Paravay machte aufmerksam auf das Salz, welches aus der jodhaltigen Mineralquelle von Tomabella, in der Provinz Chimbo, krystallisirt und in ganz Peru als Kropfmittel gebraucht wird, indem man bloß die Speisen damit salzt. - Lugol, Arzt am Hospital St. Louis, dem wir eben die erfolgreichste Anwendung der Jodine gegen die Skropheln verdanken, wofür er die vollkommenste Anerkennung von Seite der Akademie erhielt, gab das Resultat seiner Erfahrungen über die Ursachen der genannten Krankheit. - Guerin gab zwei Mittheilungen. Die eine über den Einfluß des Luftdrucks auf seröse Aushauchung im menschlichen Körper, die andere über die angeborne Verrenkung des Hüftbeins. Bekanntlich war diese Krankheitsform bis in die neuere Zeit unbekannt, und bis in die neueste Zeit unheilbar, und erst Pravaz ist es vor kurzem gelungen, diese Entstellung durch zweckmäßige Streckung zu entfernen. Guerin ist dieser Formfehler, gleich dem Klumpfuß, schiefen Hals und Rückgratskrümmungen, Folge von Zurückziehung der Becken und Hüftmuskeln, welche nach den betheiligten Gruppen die verschiedenen Arten dieser Verrenkungen constituiren. Zum Behuf der Heilung macht er auch hier die Durchschneidung der betreffenden Muskeln unter der Haut, hat dreimal diese Operation mit Erfolg ausgeführt und in einem Falle dreizehn Muskeln und Sehnen getrennt. - Mandl, ein Deutscher, rühmlichst bekannt durch seine mikroskopischen Untersuchungen über Form und Dimensionen der Blutkügelchen, meldete der Akademie, daß er durch Hülfe des Mikroskops sich deutlich von dem Wachsthum der Haare am peripherischen Ende überzeugt habe. - Endlich verlangte der Kriegsminister Aufschlüsse von der Akademie über Ursachen und Verringerung der Rotzkrankheit. In keiner Armee nämlich fallen dieser Krankheit so viele Opfer an Pferden und häufig auch an Menschen, auf welche dieses Gift übertragen wird.

Griechenland.

Der wöchentl. Anzeiger für die kathol. Geistlichkeit gibt folgende Nachrichten über die entdeckte Verschwörung: Schon seit längerer Zeit wurden mehrere abergläubische und polemische Schriften unter dem Volke verbreitet von den Aerzten Klados und Stephanitzis, dem Staatsrathe Aenian etc., unter diesen auch die Weissagungen des Agathangelos in mehr als 6000 Abdrücken. Nach diesen ist das Jahr 1840das erwartete Jahr des Heils, in welchem unter einem blonden Herrscher aus Norden die Hellenen wieder in Konstantinopel einziehen und von der Sophienkirche Besitz ergreifen werden etc. Der erste Fürst jedoch werde das Loos Moseh in Ansehung des gelobten Landes haben etc.! Der Tod des Sultans entzündete noch mehr den fanatischen Eifer, welcher durch verschiedene Wunder auf Naxos, Santorin, Missolunghi etc. genährt wurde. Allmählich verbreitete sich das Gerücht, im Jahre 1840werde Kapodistrias vom Tode erstehen, und wer sollte es glauben? - von Vielen ward es buchstäblich geglaubt. Andere aber bildeten eine geheime Gesellschaft, deren Zweck die Uebergabe der Regierung an die Kapodistrianische Partei und die Vereinigung Thessaliens, Epirus und Macedoniens mit dem Königreiche Griechenland war. Diese Verschwörung führte den Namen: Gesellschaft der Freunde der Rechtgläubigkeit in Gesammt-Griechenland ([fremdsprachliches Material - fehlt]). Die Statuten waren der Hetärie des Aufstandes 1821 nachgebildet. Ein Triumvirat, aus einem Geistlichen, einem Militär und einem Civilisten bestehend, führt den Vorsitz. So erhellt wenigstens aus einem aufgefundenen Schreiben an den Patriarchen von Konstantinopel: "Den Civilisten haben wir, der Militär ist im Lande und den Geistlichen möge der Patriarch selbst senden." Diese Präsidentschaft ist nur dem künftigen rechtgläubigen Könige von Gesammt-Griechenland Rechenschaft schuldig ([fremdsprachliches Material - fehlt]). Daß diese Verschwörung auch zugleich den Zweck hatte, jeden Unterricht in Hellas zu ersticken, erhellt aus dem Paragraph der Statuten, der bestimmt, wer nicht Mitglied des Vereins seyn könne: 1) jeder Heterodoxe, 2) jeder Gelehrte und 3) Phanarioten. Am 2 Jan. (22 Dec.) wurden Graf Georg A. Kapodistrias und Nikitas Stomatopoulos, zugenannt Türkenfresser, verhaftet und bei ersterem höchst wichtige Papiere in Beschlag genommen. Die beiden in: Hafen liegenden Dampfschiffe "Otto" und "Maximilian" gingen sogleich ab, um mehrere Verschworene hierher zu bringen. Bis jetzt befindet sich Kolanthrouzzos von Spezzia (der künftige Admiral) und ein Diakon Velencas (als Spion früher berüchtigt) dahier in Haft. Nach einem gewissen Photopoulos, einem höchst gemeinen Betrüger, wird gefahndet; auch von Patras und Missolunghi werden Verhaftete dahier erwartet. Die Untersuchung leitet der Justizminister Paikos mit den Staatsprocuratoren Tynaldos und Johannidis. Der größere, wie der ganze gebildete Theil der Bevölkerung war diesen Umtrieben durchaus

Fettsäuren herrührt. – Boutin berichtet, daß er durch Behandlung des Aloëharzes mittelst Salpetersäure einen sehr schöne und solide Teinten liefernden Färbestoff erhalten habe. – Dupasquier in Lyon übergab eine Arbeit übergab eine Arbeit über das Trinkwasser, worin er in der Mehrzahl von der gewöhnlichen Annahme abweicht. Mit Unrecht, behauptet er, halte man das reinste Wasser für das gesündeste, insbesondere sey die Beimischung von kohlensaurem Kalk eher vortheilhaft, und die Beständigkeit der Temperatur bei weitem wichtiger; ebenso beeinträchtige der kohlensaure Kalk bei der größten Menge nie die Seifenbildung, so wenig als er dem Seidefärben schädlich sey; denn gerade das mit kohlensaurem Kalk geschwängerte Quellwasser am rechten Ufer der Saone zögen die Seidenfärber in Lyon bei weitem dem der Rhone vor, welches nur die Hälfte an kohlensaurem Kalk, dafür aber desto mehr andere schädliche Salze enthält. – Man sollte kaum glauben, daß der Chemie eine ganz genaue Untersuchung über den Zuckergehalt des Zuckerrohrs noch fehlte, und doch scheinen die bis jetzt bekannten noch Vieles zu wünschen übrig zu lassen. Nach denselben schien der Unterschied zwischen dem Gehalt der Runkelrübe an Zuckerstoff ziemlich unbedeutend, und nur die Leichtigkeit des Zuckerauszugs schien dem Zuckerrohr den Vorrang zu sichern. Ein junger Chemiker, Péligot, fand, daß das Zuckerrohr auf Martinique in der That bei weitem mehr Zucker enthält, als man bis jetzt annahm, nämlich 18 Procent, wovon man übrigens wegen fehlerhafter Behandlungsweise gewöhnlich bloß 6 - 8 erzielte, und daß in dem ausgepreßten Safte nicht weniger als 90 Procent Zucker vorhanden sind. Thénard und Pelouze bestätigten seine Angaben und das Ministerium läßt nunmehr eine genaue Untersuchung darüber anstellen. – Bontems verbreitete sich über die Fabrication des Flint- und Crownglases – Barbotin über Dampfschiffe, und Pambour gab Ergänzungen zu seinen Untersuchungen über Dampfmaschinen. – Lassaigne übergab eine Abhandlung über die Wirkung, welche die Metallsalze auf das Eiweiß und die organischen Gewebe äußern. Das Eiweiß verbindet sich mit einer großen Menge dieser Salze, ohne sie zu zersetzen, ja bildet mit ihnen in Wasser unlösliche Salze; daher sey es wahrscheinlich, daß die Metallsalze, wenn sie in den Organismus aufgenommen werden, sich mit den Geweben und dem in den thierischen Flüssigkeiten befindlichen Eiweiß verbinden, so in die Circulation übergehen und ihre Heilwirkung äußern. – Paravay machte aufmerksam auf das Salz, welches aus der jodhaltigen Mineralquelle von Tomabella, in der Provinz Chimbo, krystallisirt und in ganz Peru als Kropfmittel gebraucht wird, indem man bloß die Speisen damit salzt. – Lugol, Arzt am Hospital St. Louis, dem wir eben die erfolgreichste Anwendung der Jodine gegen die Skropheln verdanken, wofür er die vollkommenste Anerkennung von Seite der Akademie erhielt, gab das Resultat seiner Erfahrungen über die Ursachen der genannten Krankheit. – Guérin gab zwei Mittheilungen. Die eine über den Einfluß des Luftdrucks auf seröse Aushauchung im menschlichen Körper, die andere über die angeborne Verrenkung des Hüftbeins. Bekanntlich war diese Krankheitsform bis in die neuere Zeit unbekannt, und bis in die neueste Zeit unheilbar, und erst Pravaz ist es vor kurzem gelungen, diese Entstellung durch zweckmäßige Streckung zu entfernen. Guérin ist dieser Formfehler, gleich dem Klumpfuß, schiefen Hals und Rückgratskrümmungen, Folge von Zurückziehung der Becken und Hüftmuskeln, welche nach den betheiligten Gruppen die verschiedenen Arten dieser Verrenkungen constituiren. Zum Behuf der Heilung macht er auch hier die Durchschneidung der betreffenden Muskeln unter der Haut, hat dreimal diese Operation mit Erfolg ausgeführt und in einem Falle dreizehn Muskeln und Sehnen getrennt. – Mandl, ein Deutscher, rühmlichst bekannt durch seine mikroskopischen Untersuchungen über Form und Dimensionen der Blutkügelchen, meldete der Akademie, daß er durch Hülfe des Mikroskops sich deutlich von dem Wachsthum der Haare am peripherischen Ende überzeugt habe. – Endlich verlangte der Kriegsminister Aufschlüsse von der Akademie über Ursachen und Verringerung der Rotzkrankheit. In keiner Armee nämlich fallen dieser Krankheit so viele Opfer an Pferden und häufig auch an Menschen, auf welche dieses Gift übertragen wird.

Griechenland.

Der wöchentl. Anzeiger für die kathol. Geistlichkeit gibt folgende Nachrichten über die entdeckte Verschwörung: Schon seit längerer Zeit wurden mehrere abergläubische und polemische Schriften unter dem Volke verbreitet von den Aerzten Klados und Stephanitzis, dem Staatsrathe Aenian etc., unter diesen auch die Weissagungen des Agathangelos in mehr als 6000 Abdrücken. Nach diesen ist das Jahr 1840das erwartete Jahr des Heils, in welchem unter einem blonden Herrscher aus Norden die Hellenen wieder in Konstantinopel einziehen und von der Sophienkirche Besitz ergreifen werden etc. Der erste Fürst jedoch werde das Loos Moseh in Ansehung des gelobten Landes haben etc.! Der Tod des Sultans entzündete noch mehr den fanatischen Eifer, welcher durch verschiedene Wunder auf Naxos, Santorin, Missolunghi etc. genährt wurde. Allmählich verbreitete sich das Gerücht, im Jahre 1840werde Kapodistrias vom Tode erstehen, und wer sollte es glauben? – von Vielen ward es buchstäblich geglaubt. Andere aber bildeten eine geheime Gesellschaft, deren Zweck die Uebergabe der Regierung an die Kapodistrianische Partei und die Vereinigung Thessaliens, Epirus und Macedoniens mit dem Königreiche Griechenland war. Diese Verschwörung führte den Namen: Gesellschaft der Freunde der Rechtgläubigkeit in Gesammt-Griechenland ([fremdsprachliches Material – fehlt]). Die Statuten waren der Hetärie des Aufstandes 1821 nachgebildet. Ein Triumvirat, aus einem Geistlichen, einem Militär und einem Civilisten bestehend, führt den Vorsitz. So erhellt wenigstens aus einem aufgefundenen Schreiben an den Patriarchen von Konstantinopel: „Den Civilisten haben wir, der Militär ist im Lande und den Geistlichen möge der Patriarch selbst senden.“ Diese Präsidentschaft ist nur dem künftigen rechtgläubigen Könige von Gesammt-Griechenland Rechenschaft schuldig ([fremdsprachliches Material – fehlt]). Daß diese Verschwörung auch zugleich den Zweck hatte, jeden Unterricht in Hellas zu ersticken, erhellt aus dem Paragraph der Statuten, der bestimmt, wer nicht Mitglied des Vereins seyn könne: 1) jeder Heterodoxe, 2) jeder Gelehrte und 3) Phanarioten. Am 2 Jan. (22 Dec.) wurden Graf Georg A. Kapodistrias und Nikitas Stomatopoulos, zugenannt Türkenfresser, verhaftet und bei ersterem höchst wichtige Papiere in Beschlag genommen. Die beiden in: Hafen liegenden Dampfschiffe „Otto“ und „Maximilian“ gingen sogleich ab, um mehrere Verschworene hierher zu bringen. Bis jetzt befindet sich Kolanthrouzzos von Spezzia (der künftige Admiral) und ein Diakon Velencas (als Spion früher berüchtigt) dahier in Haft. Nach einem gewissen Photopoulos, einem höchst gemeinen Betrüger, wird gefahndet; auch von Patras und Missolunghi werden Verhaftete dahier erwartet. Die Untersuchung leitet der Justizminister Paikos mit den Staatsprocuratoren Tynaldos und Johannidis. Der größere, wie der ganze gebildete Theil der Bevölkerung war diesen Umtrieben durchaus

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Fettsäuren herrührt. &#x2013; Boutin berichtet, daß er durch Behandlung des Aloëharzes mittelst Salpetersäure einen sehr schöne und solide Teinten liefernden Färbestoff erhalten habe. &#x2013; Dupasquier in Lyon übergab eine Arbeit übergab eine Arbeit über das Trinkwasser, worin er in der Mehrzahl von der gewöhnlichen Annahme abweicht. Mit Unrecht, behauptet er, halte man das reinste Wasser für das gesündeste, insbesondere sey die Beimischung von kohlensaurem Kalk eher vortheilhaft, und die Beständigkeit der Temperatur bei weitem wichtiger; ebenso beeinträchtige der kohlensaure Kalk bei der größten Menge nie die Seifenbildung, so wenig als er dem Seidefärben schädlich sey; denn gerade das mit kohlensaurem Kalk geschwängerte Quellwasser am rechten Ufer der Saone zögen die Seidenfärber in Lyon bei weitem dem der Rhone vor, welches nur die Hälfte an kohlensaurem Kalk, dafür aber desto mehr andere schädliche Salze enthält. &#x2013; Man sollte kaum glauben, daß der Chemie eine ganz genaue Untersuchung über den Zuckergehalt des Zuckerrohrs noch fehlte, und doch scheinen die bis jetzt bekannten noch Vieles zu wünschen übrig zu lassen. Nach denselben schien der Unterschied zwischen dem Gehalt der Runkelrübe an Zuckerstoff ziemlich unbedeutend, und nur die Leichtigkeit des Zuckerauszugs schien dem Zuckerrohr den Vorrang zu sichern. Ein junger Chemiker, Péligot, fand, daß das Zuckerrohr auf Martinique in der That bei weitem mehr Zucker enthält, als man bis jetzt annahm, nämlich 18 Procent, wovon man übrigens wegen fehlerhafter Behandlungsweise gewöhnlich bloß 6 - 8 erzielte, und daß in dem ausgepreßten Safte nicht weniger als 90 Procent Zucker vorhanden sind. Thénard und Pelouze bestätigten seine Angaben und das Ministerium läßt nunmehr eine genaue Untersuchung darüber anstellen. &#x2013; Bontems verbreitete sich über die Fabrication des Flint- und Crownglases &#x2013; Barbotin über Dampfschiffe, und Pambour gab Ergänzungen zu seinen Untersuchungen über Dampfmaschinen. &#x2013; Lassaigne übergab eine Abhandlung über die Wirkung, welche die Metallsalze auf das Eiweiß und die organischen Gewebe äußern. Das Eiweiß verbindet sich mit einer großen Menge dieser Salze, ohne sie zu zersetzen, ja bildet mit ihnen in Wasser unlösliche Salze; daher sey es wahrscheinlich, daß die Metallsalze, wenn sie in den Organismus aufgenommen werden, sich mit den Geweben und dem in den thierischen Flüssigkeiten befindlichen Eiweiß verbinden, so in die Circulation übergehen und ihre Heilwirkung äußern. &#x2013; Paravay machte aufmerksam auf das Salz, welches aus der jodhaltigen Mineralquelle von Tomabella, in der Provinz Chimbo, krystallisirt und in ganz Peru als Kropfmittel gebraucht wird, indem man bloß die Speisen damit salzt. &#x2013; Lugol, Arzt am Hospital St. Louis, dem wir eben die erfolgreichste Anwendung der Jodine gegen die Skropheln verdanken, wofür er die vollkommenste Anerkennung von Seite der Akademie erhielt, gab das Resultat seiner Erfahrungen über die Ursachen der genannten Krankheit. &#x2013; Guérin gab zwei Mittheilungen. Die eine über den Einfluß des Luftdrucks auf seröse Aushauchung im menschlichen Körper, die andere über die angeborne Verrenkung des Hüftbeins. Bekanntlich war diese Krankheitsform bis in die neuere Zeit unbekannt, und bis in die neueste Zeit unheilbar, und erst Pravaz ist es vor kurzem gelungen, diese Entstellung durch zweckmäßige Streckung zu entfernen. Guérin ist dieser Formfehler, gleich dem Klumpfuß, schiefen Hals und Rückgratskrümmungen, Folge von Zurückziehung der Becken und Hüftmuskeln, welche nach den betheiligten Gruppen die verschiedenen Arten dieser Verrenkungen constituiren. Zum Behuf der Heilung macht er auch hier die Durchschneidung der betreffenden Muskeln unter der Haut, hat dreimal diese Operation mit Erfolg ausgeführt und in einem Falle dreizehn Muskeln und Sehnen getrennt. &#x2013; Mandl, ein Deutscher, rühmlichst bekannt durch seine mikroskopischen Untersuchungen über Form und Dimensionen der Blutkügelchen, meldete der Akademie, daß er durch Hülfe des Mikroskops sich deutlich von dem Wachsthum der Haare am peripherischen Ende überzeugt habe. &#x2013; Endlich verlangte der Kriegsminister Aufschlüsse von der Akademie über Ursachen und Verringerung der Rotzkrankheit. In keiner Armee nämlich fallen dieser Krankheit so viele Opfer an Pferden und häufig auch an Menschen, auf welche dieses Gift übertragen wird.</p>
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[0331/0011] Fettsäuren herrührt. – Boutin berichtet, daß er durch Behandlung des Aloëharzes mittelst Salpetersäure einen sehr schöne und solide Teinten liefernden Färbestoff erhalten habe. – Dupasquier in Lyon übergab eine Arbeit übergab eine Arbeit über das Trinkwasser, worin er in der Mehrzahl von der gewöhnlichen Annahme abweicht. Mit Unrecht, behauptet er, halte man das reinste Wasser für das gesündeste, insbesondere sey die Beimischung von kohlensaurem Kalk eher vortheilhaft, und die Beständigkeit der Temperatur bei weitem wichtiger; ebenso beeinträchtige der kohlensaure Kalk bei der größten Menge nie die Seifenbildung, so wenig als er dem Seidefärben schädlich sey; denn gerade das mit kohlensaurem Kalk geschwängerte Quellwasser am rechten Ufer der Saone zögen die Seidenfärber in Lyon bei weitem dem der Rhone vor, welches nur die Hälfte an kohlensaurem Kalk, dafür aber desto mehr andere schädliche Salze enthält. – Man sollte kaum glauben, daß der Chemie eine ganz genaue Untersuchung über den Zuckergehalt des Zuckerrohrs noch fehlte, und doch scheinen die bis jetzt bekannten noch Vieles zu wünschen übrig zu lassen. Nach denselben schien der Unterschied zwischen dem Gehalt der Runkelrübe an Zuckerstoff ziemlich unbedeutend, und nur die Leichtigkeit des Zuckerauszugs schien dem Zuckerrohr den Vorrang zu sichern. Ein junger Chemiker, Péligot, fand, daß das Zuckerrohr auf Martinique in der That bei weitem mehr Zucker enthält, als man bis jetzt annahm, nämlich 18 Procent, wovon man übrigens wegen fehlerhafter Behandlungsweise gewöhnlich bloß 6 - 8 erzielte, und daß in dem ausgepreßten Safte nicht weniger als 90 Procent Zucker vorhanden sind. Thénard und Pelouze bestätigten seine Angaben und das Ministerium läßt nunmehr eine genaue Untersuchung darüber anstellen. – Bontems verbreitete sich über die Fabrication des Flint- und Crownglases – Barbotin über Dampfschiffe, und Pambour gab Ergänzungen zu seinen Untersuchungen über Dampfmaschinen. – Lassaigne übergab eine Abhandlung über die Wirkung, welche die Metallsalze auf das Eiweiß und die organischen Gewebe äußern. Das Eiweiß verbindet sich mit einer großen Menge dieser Salze, ohne sie zu zersetzen, ja bildet mit ihnen in Wasser unlösliche Salze; daher sey es wahrscheinlich, daß die Metallsalze, wenn sie in den Organismus aufgenommen werden, sich mit den Geweben und dem in den thierischen Flüssigkeiten befindlichen Eiweiß verbinden, so in die Circulation übergehen und ihre Heilwirkung äußern. – Paravay machte aufmerksam auf das Salz, welches aus der jodhaltigen Mineralquelle von Tomabella, in der Provinz Chimbo, krystallisirt und in ganz Peru als Kropfmittel gebraucht wird, indem man bloß die Speisen damit salzt. – Lugol, Arzt am Hospital St. Louis, dem wir eben die erfolgreichste Anwendung der Jodine gegen die Skropheln verdanken, wofür er die vollkommenste Anerkennung von Seite der Akademie erhielt, gab das Resultat seiner Erfahrungen über die Ursachen der genannten Krankheit. – Guérin gab zwei Mittheilungen. Die eine über den Einfluß des Luftdrucks auf seröse Aushauchung im menschlichen Körper, die andere über die angeborne Verrenkung des Hüftbeins. Bekanntlich war diese Krankheitsform bis in die neuere Zeit unbekannt, und bis in die neueste Zeit unheilbar, und erst Pravaz ist es vor kurzem gelungen, diese Entstellung durch zweckmäßige Streckung zu entfernen. Guérin ist dieser Formfehler, gleich dem Klumpfuß, schiefen Hals und Rückgratskrümmungen, Folge von Zurückziehung der Becken und Hüftmuskeln, welche nach den betheiligten Gruppen die verschiedenen Arten dieser Verrenkungen constituiren. Zum Behuf der Heilung macht er auch hier die Durchschneidung der betreffenden Muskeln unter der Haut, hat dreimal diese Operation mit Erfolg ausgeführt und in einem Falle dreizehn Muskeln und Sehnen getrennt. – Mandl, ein Deutscher, rühmlichst bekannt durch seine mikroskopischen Untersuchungen über Form und Dimensionen der Blutkügelchen, meldete der Akademie, daß er durch Hülfe des Mikroskops sich deutlich von dem Wachsthum der Haare am peripherischen Ende überzeugt habe. – Endlich verlangte der Kriegsminister Aufschlüsse von der Akademie über Ursachen und Verringerung der Rotzkrankheit. In keiner Armee nämlich fallen dieser Krankheit so viele Opfer an Pferden und häufig auch an Menschen, auf welche dieses Gift übertragen wird. Griechenland. _ Athen, 12 Jan. Der wöchentl. Anzeiger für die kathol. Geistlichkeit gibt folgende Nachrichten über die entdeckte Verschwörung: Schon seit längerer Zeit wurden mehrere abergläubische und polemische Schriften unter dem Volke verbreitet von den Aerzten Klados und Stephanitzis, dem Staatsrathe Aenian etc., unter diesen auch die Weissagungen des Agathangelos in mehr als 6000 Abdrücken. Nach diesen ist das Jahr 1840das erwartete Jahr des Heils, in welchem unter einem blonden Herrscher aus Norden die Hellenen wieder in Konstantinopel einziehen und von der Sophienkirche Besitz ergreifen werden etc. Der erste Fürst jedoch werde das Loos Moseh in Ansehung des gelobten Landes haben etc.! Der Tod des Sultans entzündete noch mehr den fanatischen Eifer, welcher durch verschiedene Wunder auf Naxos, Santorin, Missolunghi etc. genährt wurde. Allmählich verbreitete sich das Gerücht, im Jahre 1840werde Kapodistrias vom Tode erstehen, und wer sollte es glauben? – von Vielen ward es buchstäblich geglaubt. Andere aber bildeten eine geheime Gesellschaft, deren Zweck die Uebergabe der Regierung an die Kapodistrianische Partei und die Vereinigung Thessaliens, Epirus und Macedoniens mit dem Königreiche Griechenland war. Diese Verschwörung führte den Namen: Gesellschaft der Freunde der Rechtgläubigkeit in Gesammt-Griechenland (_ ). Die Statuten waren der Hetärie des Aufstandes 1821 nachgebildet. Ein Triumvirat, aus einem Geistlichen, einem Militär und einem Civilisten bestehend, führt den Vorsitz. So erhellt wenigstens aus einem aufgefundenen Schreiben an den Patriarchen von Konstantinopel: „Den Civilisten haben wir, der Militär ist im Lande und den Geistlichen möge der Patriarch selbst senden.“ Diese Präsidentschaft ist nur dem künftigen rechtgläubigen Könige von Gesammt-Griechenland Rechenschaft schuldig (_ ). Daß diese Verschwörung auch zugleich den Zweck hatte, jeden Unterricht in Hellas zu ersticken, erhellt aus dem Paragraph der Statuten, der bestimmt, wer nicht Mitglied des Vereins seyn könne: 1) jeder Heterodoxe, 2) jeder Gelehrte und 3) Phanarioten. Am 2 Jan. (22 Dec.) wurden Graf Georg A. Kapodistrias und Nikitas Stomatopoulos, zugenannt Türkenfresser, verhaftet und bei ersterem höchst wichtige Papiere in Beschlag genommen. Die beiden in: Hafen liegenden Dampfschiffe „Otto“ und „Maximilian“ gingen sogleich ab, um mehrere Verschworene hierher zu bringen. Bis jetzt befindet sich Kolanthrouzzos von Spezzia (der künftige Admiral) und ein Diakon Velencas (als Spion früher berüchtigt) dahier in Haft. Nach einem gewissen Photopoulos, einem höchst gemeinen Betrüger, wird gefahndet; auch von Patras und Missolunghi werden Verhaftete dahier erwartet. Die Untersuchung leitet der Justizminister Paikos mit den Staatsprocuratoren Tynaldos und Johannidis. Der größere, wie der ganze gebildete Theil der Bevölkerung war diesen Umtrieben durchaus

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840, S. 0331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_042_18400211/11>, abgerufen am 21.11.2024.