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Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840.

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großes Diner von 130 Gedecken bevor, bei welchem Graf v. Errol, als Oberhofmeister Ihrer Maj. den Vorsitz führen, und an welchem der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg, die Herzogin von Kent u. s. w. Theil nehmen werden. Die ganze Stadt wird prachtvoll beleuchtet, und in allen Theatern freier Eintritt für das Publicum seyn. Parlament, Bank, Börse u. s. w. hatten heute Feiertag.

Die Blätter knüpfen an die königliche Vermählung eine Anzahl Notizen, die zum Theil wohl sehr der Bestätigung bedürfen. So heißt es, der König der Belgier werde seinem hohen Neffen, dem Prinzen Albert, die freie Benutzung des Schlosses Claremont zum gelegentlichen Landaufenthalt als Hochzeitsgeschenk darbieten. Der M. Herald nimmt dieß als sicher an, will jedoch wissen, fürs erste werde die Herzogin von Kent, bald nach der Hochzeit ihrer königlichen Tochter, sich nach Claremont zurückziehen, später aber auf längere Zeit sich nach dem Continent begeben. - Die M. Post hat vernommen, im Drurylane-Theater werde eine Oper vorbereitet, wozu die Musik aus Compositionen des Prinzen Albert ausgewählt sey; während zugleich ein anderes Blatt irgend einer deutschen Zeitung die Notiz entnimmt, Se. k. Hoh. sey "einer der ausgezeichnetsten deutschen Dichter." - Für jede ihrer schönen Brautjungfrauen hat Victoria als Geschenk eine Ziernadel bestimmt, in Gestalt eines kleinen Vogels, dessen Körper ganz aus Türkissen, die Augen aus Rubinen, der Schnabel aus einem Diamant, die Krallen aus reinem Gold, das Uebrige aus sehr werthvollen großen Perlen besteht. Die jüngste der Brautführerinnen war die zwölfjährige Tochter der Herzogin v. Sutherland.

So eben veröffentlichten amtlichen Tabellen zufolge betrug die Vermehrung der brittischen Heere im vorigen Jahr 11,294 Mann, von denen 3548 auf England und die Colonien, 7746 auf Ostindien treffen.

(Globe.) Hr. Arthur Ashton, der an den Madrider Hof ernannte brittische Botschafter, ist über Paris nach seiner Bestimmung abgereist.

Die Times spricht sich über Guizots Ernennung zum französischen Gesandten in London im Einklang mit folgender Aeußerung ihres Pariser Correspondenten aus: "Paris, 3 Febr. Guizots Ernennung wird in Frankreich allgemein (?) gutgeheißen. Er ist der Chef der hiesigen conservativen Partei. Das Vertrauen des Königs in ihn und die Erinnerung an die Art, wie er das Ministerium des öffentlichen Unterrichts verwaltete, haben ihm die fremden Höfe günstig gestimmt. Bei diesen allgemeinen Rechtstiteln auf Hochachtung wird seine Ernennung der brittischen Regierung kaum anders als angenehm seyn. Hier in Paris glaubt man aber, daß außer diesen allgemeinen Gründen bei Hrn. Guizot noch einige besondere Rücksichten in Anschlag kommen, die ihm in England einen besonders freundlichen Willkomm versprechen. Guizot war von je ein Bewunderer Englands und seiner Institutionen. Er ist der Verfasser einer sehr schätzenswerthen Geschichte der englischen Revolution, er hat eine Uebersetzung Shakspeare's und mehrere andere Werke über englische Litteratur herausgegeben, und es ist wohlbekannt, daß er unablässig bemüht war, in Frankreich brittische Institutionen, brittische Grundsätze und Gesinnung heimisch zu machen. Dazu ist er ein strenger Protestant, von ernstem, jedoch nicht kaltem Wesen, von unbescholtenem, vorwurfsfreiem Ruf als Staatsmann und eben so achtungswerth durch seine Privattugenden. So ließ sich, was Talente, Kenntnisse, öffentlichen und Privatcharakter betrifft, keine bessere Wahl für den wichtigen Posten t effen, auf den Hr. Guizot jetzt berufen ist."

Es scheint, als ob die ministerielle Presse allmählich wieder einen milderen, versöhnlicheren Ton gegen Frankreich anstimmen wolle. Schon die Art und Weise, wie das M. Chronicle die Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafter in England, so sehr sie seine frühere Politik tadelte, doch als eine muthmaßliche Friedensmission begrüßte, und die Wärme, womit sie mit Hinsicht auf die Rede des Hrn. Thiers wieder für die englisch-französische Allianz sprach, indem sich zugleich eine neue, dieser Allianz günstigere Phase in der orientalischen Politik der französischen Regierung erwarten ließ, deuteten darauf hin, daß wohl eine Annäherung zwischen beiden Cabinetten in dieser Hinsicht im Werke sey; und ein neuer Artikel desselben Blattes, in welchem es nicht sowohl angreifend gegen Frankreich, als apologetisch in Bezug auf Englands Politik im Orient auftritt, gibt noch mehr Grund zu der Vermuthung, daß es dem englischen Cabinette selbst jetzt wieder mehr als seit einiger Zeit darum zu thun sey, die Eintracht mit Frankreich herzustellen. "Unsere französischen Collegen," sagt das Chronicle, "fahren fort, die Politik der brittischen Regierung in der orientalischen Frage zu tadeln. Zwei Fragen aber gibt es, die man wohl erwägen sollte, ehe man Englands Politik verurtheilt. Erstens: war ein anderes Verfahren möglich? Und dann: war es staatsklug, wenn es auch möglich gewesen wäre? Zweifelte ein einziger der europäischen Repräsentanten in Konstantinopel daran, daß der verstorbene Sultan, im Falle einer Niederlage, Rußland aufgefordert haben würde, die Stipulationen des Vertrags von Hunkiar Skelessi zu erfüllen? England wenigstens konnte nicht daran zweifeln. Die Frage für einen brittischen Minister war daher: wie werde ich eine ausschließlich russische Protection der Türkei verhindern? Dazu gab es nur zwei Wege: entweder mußte man sich Rußland widersetzen, oder sich mit ihm verbinden. Es hätten unstreitig Umstände eintreten können, die das erstere nicht nur gerechtfertigt, sondern selbst nothwendig gemacht haben würden. Der Sultan hätte können bewogen werden, sich Rußland allein anzuvertrauen; Rußland hätte unsere Mitwirkung ablehnen oder sich nur unter Bedingungen dazu bereit erklären können, die für die Integrität der Türkei und somit für dasjenige Gleichgewicht der Macht im Orient, das auf jener Integrität beruht, gefährlich gewesen wären. In beiden Fällen könnte ein brittischer Minister vertrauensvoll das Unterhaus auffordern, ihn in einem Conflict zu unterstützen, den die Uebergriffsplane einer anderen Macht unvermeidlich gemacht hätten. Aber Rußland zeigte keine solchen Absichten. Es gibt seine Ansprüche auf ausschließliche Beschützung der Türkei auf und erbietet sich, mit den anderen Mächten unter Bedingungen zusammenzuwirken, die nicht das Ansehen an sich tragen, als ob sie irgend einer derselben ein ungebührliches Uebergewicht bei der Erledigung der Frage geben dürften. Konnte England dieses Anerbieten ablehnen? O gewiß, sagen fast alle französischen Blätter und einige französische Staatsmänner von nicht unbedeutendem Rufe. Frankreich weigert sich, an der vorgeschlagenen Ausgleichung Theil zu nehmen, und wenn England sich nicht Frankreich anschließt, so ist die Allianz zwischen beiden Ländern aufgelöst! Zwei Argumente sind es, auf welche die Vertheidiger von Marschall Soult's Politik hauptsächlich fußen, wenn sie den Entschluß des brittischen Cabinets zu erschüttern hoffen. Ihr steht im Begriff, die Allianz aufzuopfern, sagt man, eine russische Flotte in den Bosporus und eine russische Armee nach Kleinasien zu bringen! Was das erstere anbetrifft, so bedarf es hoffentlich nicht erst unserer Betheuerungen zu Gunsten der englisch-französischen Allianz. So weit es in unserem Bereich lag, haben wir stets unser Möglichstes gethan, dieselbe zu unterstützen. Wir wissen

großes Diner von 130 Gedecken bevor, bei welchem Graf v. Errol, als Oberhofmeister Ihrer Maj. den Vorsitz führen, und an welchem der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg, die Herzogin von Kent u. s. w. Theil nehmen werden. Die ganze Stadt wird prachtvoll beleuchtet, und in allen Theatern freier Eintritt für das Publicum seyn. Parlament, Bank, Börse u. s. w. hatten heute Feiertag.

Die Blätter knüpfen an die königliche Vermählung eine Anzahl Notizen, die zum Theil wohl sehr der Bestätigung bedürfen. So heißt es, der König der Belgier werde seinem hohen Neffen, dem Prinzen Albert, die freie Benutzung des Schlosses Claremont zum gelegentlichen Landaufenthalt als Hochzeitsgeschenk darbieten. Der M. Herald nimmt dieß als sicher an, will jedoch wissen, fürs erste werde die Herzogin von Kent, bald nach der Hochzeit ihrer königlichen Tochter, sich nach Claremont zurückziehen, später aber auf längere Zeit sich nach dem Continent begeben. – Die M. Post hat vernommen, im Drurylane-Theater werde eine Oper vorbereitet, wozu die Musik aus Compositionen des Prinzen Albert ausgewählt sey; während zugleich ein anderes Blatt irgend einer deutschen Zeitung die Notiz entnimmt, Se. k. Hoh. sey „einer der ausgezeichnetsten deutschen Dichter.“ – Für jede ihrer schönen Brautjungfrauen hat Victoria als Geschenk eine Ziernadel bestimmt, in Gestalt eines kleinen Vogels, dessen Körper ganz aus Türkissen, die Augen aus Rubinen, der Schnabel aus einem Diamant, die Krallen aus reinem Gold, das Uebrige aus sehr werthvollen großen Perlen besteht. Die jüngste der Brautführerinnen war die zwölfjährige Tochter der Herzogin v. Sutherland.

So eben veröffentlichten amtlichen Tabellen zufolge betrug die Vermehrung der brittischen Heere im vorigen Jahr 11,294 Mann, von denen 3548 auf England und die Colonien, 7746 auf Ostindien treffen.

(Globe.) Hr. Arthur Ashton, der an den Madrider Hof ernannte brittische Botschafter, ist über Paris nach seiner Bestimmung abgereist.

Die Times spricht sich über Guizots Ernennung zum französischen Gesandten in London im Einklang mit folgender Aeußerung ihres Pariser Correspondenten aus: „Paris, 3 Febr. Guizots Ernennung wird in Frankreich allgemein (?) gutgeheißen. Er ist der Chef der hiesigen conservativen Partei. Das Vertrauen des Königs in ihn und die Erinnerung an die Art, wie er das Ministerium des öffentlichen Unterrichts verwaltete, haben ihm die fremden Höfe günstig gestimmt. Bei diesen allgemeinen Rechtstiteln auf Hochachtung wird seine Ernennung der brittischen Regierung kaum anders als angenehm seyn. Hier in Paris glaubt man aber, daß außer diesen allgemeinen Gründen bei Hrn. Guizot noch einige besondere Rücksichten in Anschlag kommen, die ihm in England einen besonders freundlichen Willkomm versprechen. Guizot war von je ein Bewunderer Englands und seiner Institutionen. Er ist der Verfasser einer sehr schätzenswerthen Geschichte der englischen Revolution, er hat eine Uebersetzung Shakspeare's und mehrere andere Werke über englische Litteratur herausgegeben, und es ist wohlbekannt, daß er unablässig bemüht war, in Frankreich brittische Institutionen, brittische Grundsätze und Gesinnung heimisch zu machen. Dazu ist er ein strenger Protestant, von ernstem, jedoch nicht kaltem Wesen, von unbescholtenem, vorwurfsfreiem Ruf als Staatsmann und eben so achtungswerth durch seine Privattugenden. So ließ sich, was Talente, Kenntnisse, öffentlichen und Privatcharakter betrifft, keine bessere Wahl für den wichtigen Posten t effen, auf den Hr. Guizot jetzt berufen ist.“

Es scheint, als ob die ministerielle Presse allmählich wieder einen milderen, versöhnlicheren Ton gegen Frankreich anstimmen wolle. Schon die Art und Weise, wie das M. Chronicle die Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafter in England, so sehr sie seine frühere Politik tadelte, doch als eine muthmaßliche Friedensmission begrüßte, und die Wärme, womit sie mit Hinsicht auf die Rede des Hrn. Thiers wieder für die englisch-französische Allianz sprach, indem sich zugleich eine neue, dieser Allianz günstigere Phase in der orientalischen Politik der französischen Regierung erwarten ließ, deuteten darauf hin, daß wohl eine Annäherung zwischen beiden Cabinetten in dieser Hinsicht im Werke sey; und ein neuer Artikel desselben Blattes, in welchem es nicht sowohl angreifend gegen Frankreich, als apologetisch in Bezug auf Englands Politik im Orient auftritt, gibt noch mehr Grund zu der Vermuthung, daß es dem englischen Cabinette selbst jetzt wieder mehr als seit einiger Zeit darum zu thun sey, die Eintracht mit Frankreich herzustellen. „Unsere französischen Collegen,“ sagt das Chronicle, „fahren fort, die Politik der brittischen Regierung in der orientalischen Frage zu tadeln. Zwei Fragen aber gibt es, die man wohl erwägen sollte, ehe man Englands Politik verurtheilt. Erstens: war ein anderes Verfahren möglich? Und dann: war es staatsklug, wenn es auch möglich gewesen wäre? Zweifelte ein einziger der europäischen Repräsentanten in Konstantinopel daran, daß der verstorbene Sultan, im Falle einer Niederlage, Rußland aufgefordert haben würde, die Stipulationen des Vertrags von Hunkiar Skelessi zu erfüllen? England wenigstens konnte nicht daran zweifeln. Die Frage für einen brittischen Minister war daher: wie werde ich eine ausschließlich russische Protection der Türkei verhindern? Dazu gab es nur zwei Wege: entweder mußte man sich Rußland widersetzen, oder sich mit ihm verbinden. Es hätten unstreitig Umstände eintreten können, die das erstere nicht nur gerechtfertigt, sondern selbst nothwendig gemacht haben würden. Der Sultan hätte können bewogen werden, sich Rußland allein anzuvertrauen; Rußland hätte unsere Mitwirkung ablehnen oder sich nur unter Bedingungen dazu bereit erklären können, die für die Integrität der Türkei und somit für dasjenige Gleichgewicht der Macht im Orient, das auf jener Integrität beruht, gefährlich gewesen wären. In beiden Fällen könnte ein brittischer Minister vertrauensvoll das Unterhaus auffordern, ihn in einem Conflict zu unterstützen, den die Uebergriffsplane einer anderen Macht unvermeidlich gemacht hätten. Aber Rußland zeigte keine solchen Absichten. Es gibt seine Ansprüche auf ausschließliche Beschützung der Türkei auf und erbietet sich, mit den anderen Mächten unter Bedingungen zusammenzuwirken, die nicht das Ansehen an sich tragen, als ob sie irgend einer derselben ein ungebührliches Uebergewicht bei der Erledigung der Frage geben dürften. Konnte England dieses Anerbieten ablehnen? O gewiß, sagen fast alle französischen Blätter und einige französische Staatsmänner von nicht unbedeutendem Rufe. Frankreich weigert sich, an der vorgeschlagenen Ausgleichung Theil zu nehmen, und wenn England sich nicht Frankreich anschließt, so ist die Allianz zwischen beiden Ländern aufgelöst! Zwei Argumente sind es, auf welche die Vertheidiger von Marschall Soult's Politik hauptsächlich fußen, wenn sie den Entschluß des brittischen Cabinets zu erschüttern hoffen. Ihr steht im Begriff, die Allianz aufzuopfern, sagt man, eine russische Flotte in den Bosporus und eine russische Armee nach Kleinasien zu bringen! Was das erstere anbetrifft, so bedarf es hoffentlich nicht erst unserer Betheuerungen zu Gunsten der englisch-französischen Allianz. So weit es in unserem Bereich lag, haben wir stets unser Möglichstes gethan, dieselbe zu unterstützen. Wir wissen

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großes Diner von 130 Gedecken bevor, bei welchem Graf v. Errol, als Oberhofmeister Ihrer Maj. den Vorsitz führen, und an welchem der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg, die Herzogin von Kent u. s. w. Theil nehmen werden. Die ganze Stadt wird prachtvoll beleuchtet, und in allen Theatern freier Eintritt für das Publicum seyn. Parlament, Bank, Börse u. s. w. hatten heute Feiertag.</p><lb/>
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Post hat vernommen, im Drurylane-Theater werde eine Oper vorbereitet, wozu die Musik aus Compositionen des Prinzen Albert ausgewählt sey; während zugleich ein anderes Blatt irgend einer deutschen Zeitung die Notiz entnimmt, Se. k. Hoh. sey „einer der ausgezeichnetsten deutschen Dichter.“ – Für jede ihrer schönen Brautjungfrauen hat Victoria als Geschenk eine Ziernadel bestimmt, in Gestalt eines kleinen Vogels, dessen Körper ganz aus Türkissen, die Augen aus Rubinen, der Schnabel aus einem Diamant, die Krallen aus reinem Gold, das Uebrige aus sehr werthvollen großen Perlen besteht. Die jüngste der Brautführerinnen war die zwölfjährige Tochter der Herzogin v. Sutherland. So eben veröffentlichten amtlichen Tabellen zufolge betrug die Vermehrung der brittischen Heere im vorigen Jahr 11,294 Mann, von denen 3548 auf England und die Colonien, 7746 auf Ostindien treffen. (Globe.) Hr. Arthur Ashton, der an den Madrider Hof ernannte brittische Botschafter, ist über Paris nach seiner Bestimmung abgereist. Die Times spricht sich über Guizots Ernennung zum französischen Gesandten in London im Einklang mit folgender Aeußerung ihres Pariser Correspondenten aus: „Paris, 3 Febr. Guizots Ernennung wird in Frankreich allgemein (?) gutgeheißen. Er ist der Chef der hiesigen conservativen Partei. Das Vertrauen des Königs in ihn und die Erinnerung an die Art, wie er das Ministerium des öffentlichen Unterrichts verwaltete, haben ihm die fremden Höfe günstig gestimmt. Bei diesen allgemeinen Rechtstiteln auf Hochachtung wird seine Ernennung der brittischen Regierung kaum anders als angenehm seyn. Hier in Paris glaubt man aber, daß außer diesen allgemeinen Gründen bei Hrn. Guizot noch einige besondere Rücksichten in Anschlag kommen, die ihm in England einen besonders freundlichen Willkomm versprechen. Guizot war von je ein Bewunderer Englands und seiner Institutionen. Er ist der Verfasser einer sehr schätzenswerthen Geschichte der englischen Revolution, er hat eine Uebersetzung Shakspeare's und mehrere andere Werke über englische Litteratur herausgegeben, und es ist wohlbekannt, daß er unablässig bemüht war, in Frankreich brittische Institutionen, brittische Grundsätze und Gesinnung heimisch zu machen. Dazu ist er ein strenger Protestant, von ernstem, jedoch nicht kaltem Wesen, von unbescholtenem, vorwurfsfreiem Ruf als Staatsmann und eben so achtungswerth durch seine Privattugenden. So ließ sich, was Talente, Kenntnisse, öffentlichen und Privatcharakter betrifft, keine bessere Wahl für den wichtigen Posten t effen, auf den Hr. Guizot jetzt berufen ist.“ Es scheint, als ob die ministerielle Presse allmählich wieder einen milderen, versöhnlicheren Ton gegen Frankreich anstimmen wolle. Schon die Art und Weise, wie das M. Chronicle die Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafter in England, so sehr sie seine frühere Politik tadelte, doch als eine muthmaßliche Friedensmission begrüßte, und die Wärme, womit sie mit Hinsicht auf die Rede des Hrn. Thiers wieder für die englisch-französische Allianz sprach, indem sich zugleich eine neue, dieser Allianz günstigere Phase in der orientalischen Politik der französischen Regierung erwarten ließ, deuteten darauf hin, daß wohl eine Annäherung zwischen beiden Cabinetten in dieser Hinsicht im Werke sey; und ein neuer Artikel desselben Blattes, in welchem es nicht sowohl angreifend gegen Frankreich, als apologetisch in Bezug auf Englands Politik im Orient auftritt, gibt noch mehr Grund zu der Vermuthung, daß es dem englischen Cabinette selbst jetzt wieder mehr als seit einiger Zeit darum zu thun sey, die Eintracht mit Frankreich herzustellen. „Unsere französischen Collegen,“ sagt das Chronicle, „fahren fort, die Politik der brittischen Regierung in der orientalischen Frage zu tadeln. Zwei Fragen aber gibt es, die man wohl erwägen sollte, ehe man Englands Politik verurtheilt. Erstens: war ein anderes Verfahren möglich? Und dann: war es staatsklug, wenn es auch möglich gewesen wäre? Zweifelte ein einziger der europäischen Repräsentanten in Konstantinopel daran, daß der verstorbene Sultan, im Falle einer Niederlage, Rußland aufgefordert haben würde, die Stipulationen des Vertrags von Hunkiar Skelessi zu erfüllen? England wenigstens konnte nicht daran zweifeln. Die Frage für einen brittischen Minister war daher: wie werde ich eine ausschließlich russische Protection der Türkei verhindern? Dazu gab es nur zwei Wege: entweder mußte man sich Rußland widersetzen, oder sich mit ihm verbinden. Es hätten unstreitig Umstände eintreten können, die das erstere nicht nur gerechtfertigt, sondern selbst nothwendig gemacht haben würden. Der Sultan hätte können bewogen werden, sich Rußland allein anzuvertrauen; Rußland hätte unsere Mitwirkung ablehnen oder sich nur unter Bedingungen dazu bereit erklären können, die für die Integrität der Türkei und somit für dasjenige Gleichgewicht der Macht im Orient, das auf jener Integrität beruht, gefährlich gewesen wären. In beiden Fällen könnte ein brittischer Minister vertrauensvoll das Unterhaus auffordern, ihn in einem Conflict zu unterstützen, den die Uebergriffsplane einer anderen Macht unvermeidlich gemacht hätten. Aber Rußland zeigte keine solchen Absichten. Es gibt seine Ansprüche auf ausschließliche Beschützung der Türkei auf und erbietet sich, mit den anderen Mächten unter Bedingungen zusammenzuwirken, die nicht das Ansehen an sich tragen, als ob sie irgend einer derselben ein ungebührliches Uebergewicht bei der Erledigung der Frage geben dürften. Konnte England dieses Anerbieten ablehnen? O gewiß, sagen fast alle französischen Blätter und einige französische Staatsmänner von nicht unbedeutendem Rufe. Frankreich weigert sich, an der vorgeschlagenen Ausgleichung Theil zu nehmen, und wenn England sich nicht Frankreich anschließt, so ist die Allianz zwischen beiden Ländern aufgelöst! Zwei Argumente sind es, auf welche die Vertheidiger von Marschall Soult's Politik hauptsächlich fußen, wenn sie den Entschluß des brittischen Cabinets zu erschüttern hoffen. Ihr steht im Begriff, die Allianz aufzuopfern, sagt man, eine russische Flotte in den Bosporus und eine russische Armee nach Kleinasien zu bringen! Was das erstere anbetrifft, so bedarf es hoffentlich nicht erst unserer Betheuerungen zu Gunsten der englisch-französischen Allianz. So weit es in unserem Bereich lag, haben wir stets unser Möglichstes gethan, dieselbe zu unterstützen. Wir wissen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840, S. 0379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_048_18400217/3>, abgerufen am 21.11.2024.