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Allgemeine Zeitung. Nr. 76. Augsburg, 16. März 1840.

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eben so wie das Berliner Stadtbuch, das sich ganz unerwartet in der Bibliothek der Stadt Bremen gefunden, in Privatarchiven oder in auswärtigen Bibliotheken verstreut sind, so ist für die Nachweisung derselben eine Prämie von 500 Thalern ausgesetzt worden. - Die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland in Berlin wird, wie es jetzt heißt, erst am 2 April stattfinden, da der Prinz einige Tage in Warschau zu verweilen gedenkt. - In dem Befinden des Kriegsministers ist in den letzten Tagen keine Veränderung eingetreten, und der Kranke noch immer nicht auf dem Wege der Genesung. - Die "Münchener politische Zeitung" vom 6 März sagt in ihrer Uebersicht des Inhalts unter Preußen: "Berlin. Unsicherheit der Straßen", und hebt die letztgedachten Worte auch in der Zeitung selbst mit gesperrter Schrift hervor. Die Straßen sind jedoch in Berlin eben so wenig unsicher als in München. Uns ist wenigstens kein einziger Fall bekannt, der eine so allgemeine Bezeichnung, wie die in der Inhalts-Uebersicht der gedachten Zeitung auch nur im Entferntesten rechtfertigen könnte. - Eine declamatorisch-musikalische Abend-Unterhaltung zum Besten der Armen, die gestern Abend von Madame Crelinger im Verein mit der Sängerin Demoiselle Sophie Löwe veranstaltet wurde, hat die bedeutende Einnahme von 1500 Thalern gewährt, wozu jedoch der König allein 50 Stück Friedrichsd'or beisteuerte.

Schweden.

Der Constitutionsausschuß ist, alles Fleißes ungeachtet, bis jetzt nur mit der Prüfung des vierten Theils der Protokolle des Staatsraths fertig geworden. Wahrscheinlich werden also noch drei Monate vergehen, bevor die übrigen drei Viertheile durchgelesen und geprüft worden, und ehe dieß geschehen, kann der Ausschuß keinen Urtheilsspruch über die Verwaltung der sechs letzten Jahre fällen. Unterdessen hat der Ausschuß acht von seinen Mitgliedern ernannt, um einen Vorschlag zur Veränderung der Nationalrepräsentation auszuarbeiten: nämlich den Grafen Spens, Frhrn. Hamilton, die Pfarrer Hallström und Oedman, den Großhändler Morsing, den Eisenwerksbesitzer Wärn, die Bauern Hans Jansson und Kihlblom. Man hatte erst, statt der beiden erwähnten Pfarrer, den Bischof Nibelius und den Professor Geijer mit diesem Geschäft beauftragen wollen; beide weigerten sich aber ausdrücklich, daran Theil zu nehmen. Die radicale Partei im Constitutionsausschuß hat ihre Unzufriedenheit über die durch die Majorität zu Stand gebrachte Wahl des Professors Bergfalk zum Secretär des Ausschusses zu erkennen gegeben. Hr. Bergfalk, der Anfangs der vorigen Woche hier ankam, und seine Functionen als Secretär übernahm, soll vom ersten Augenblick an dem Wortführer des Ausschusses, Grafen Anckarswärd, erklärt haben, er sey keineswegs gesonnen, den Meinungen des Grafen und seiner Anhänger beizupflichten. Die gemäßigte Partei im Ausschuß wird also durch seinen Beistand verstärkt werden.

Rußland.

Ich kann nun, gestützt auf verläßliche Berichte, die Versicherung geben, daß die Vermählung des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Sophie Marie, Tochter des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, erst im Jahre 1841 und zwar zu St. Petersburg vollzogen werden wird. Indessen wird der Großfürst, wie bekannt, in diesem Frühjahr einen Besuch in Darmstadt abstatten, und zu diesem Ende St. Petersburg gleich nach den griechischen Ostern verlassen. Der Aufschub der Vermählung scheint bloß das noch so jugendliche Alter der fürstlichen Braut zum Grunde zu haben. - Ueber das Reiseproject I. Maj. der Kaiserin nach Deutschland oder dem südlichen Rußland ist eine definitive Bestimmung noch nicht getroffen; dagegen wird Ihre kais. Hoh. die Frau Großfürstin Helene, Gemahlin des Großfürsten Michael, nach Eintritt der gelindern Witterung eine Reise nach Deutschland zum Besuch ihrer durchl. Schwester, der verwittweten Frau Herzogin von Nassau, unternehmen. - Der k. österreichische Botschaftsrath und dermalige Geschäftsträger am Hofe von St. Petersburg, Hr. v. Kaisersfeld, hat vor kurzem von Wien seine Ernennung zum kais. österreichischen Minister-Residenten bei den beiden großherzoglichen Höfen von Mecklenburg und bei den freien Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck erhalten, wird aber jedenfalls bis zur Rückkehr des k. k. Botschafters Grafen v. Ficquelmont auf seinem dermaligen Posten verbleiben. Aus mehrern und vorzugsweise aus den gesegnetern Provinzen des Reichs, den sogenannten Kornkammern, werden seit einigen Tagen Besorgnisse für die dießjährige Ernte laut. Der Stand der Felder soll nur zu geringen Hoffnungen berechtigen. Bekanntlich ist das Ergebniß der Ernte in Rußland von wesentlichem Einfluß auf die Staatseinkünfte.

Oesterreich.

Das Gerücht, Se. Maj. der König von Neapel und seine durlauchtigste Gemahlin seyen demnächst hier auf Besuch zu erwarten, wiederholt sich mit vieler Bestimmtheit. - Die neuesten Berichte aus Preßburg sagen, daß die zur Berathung der Entwürfe einer Concursordnung und eines Wechselrechts für Ungarn niedergesetzte ständische Commission ihre Aufgabe beendigt habe, und diese Gegenstände sonach ehestens in der Ständetafel zur Discussion gelangen werden; ob sie aber noch im Laufe der noch kurzen Dauer des gegenwärtigen Landtages werden zu Ende gebracht werden können, wird bezweifelt. - Die letzten Berichte aus Konstantinopel erwähnen nichts von dem aus Alexandria gemeldeten angeblichen Vorhaben Mehemed Ali's, die türkische Flotte zurückgeben zu wollen; vielmehr wird in denselben die Versicherung wiederholt, der Vicekönig sey fest entschlossen, die großherrliche Flotte als Vormauer für Alexandria zu gebrauchen, da nach seiner Ansicht eine Blokade dieser Stadt und der Küste unmöglich sey, ohne daß diese Flotte zuvor vernichtet würde. Im Allgemeinen äußern sich diese Briefe gleich den frühern ganz trostlos über den Verzug eines Arrangements zwischen Konstantinopel und Alexandria. Leider lauten die neuesten Berichte aus London keineswegs erfreulicher; man scheint von einer Verständigung noch weit entfernt zu seyn.

eben so wie das Berliner Stadtbuch, das sich ganz unerwartet in der Bibliothek der Stadt Bremen gefunden, in Privatarchiven oder in auswärtigen Bibliotheken verstreut sind, so ist für die Nachweisung derselben eine Prämie von 500 Thalern ausgesetzt worden. – Die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland in Berlin wird, wie es jetzt heißt, erst am 2 April stattfinden, da der Prinz einige Tage in Warschau zu verweilen gedenkt. – In dem Befinden des Kriegsministers ist in den letzten Tagen keine Veränderung eingetreten, und der Kranke noch immer nicht auf dem Wege der Genesung. – Die „Münchener politische Zeitung“ vom 6 März sagt in ihrer Uebersicht des Inhalts unter Preußen: „Berlin. Unsicherheit der Straßen“, und hebt die letztgedachten Worte auch in der Zeitung selbst mit gesperrter Schrift hervor. Die Straßen sind jedoch in Berlin eben so wenig unsicher als in München. Uns ist wenigstens kein einziger Fall bekannt, der eine so allgemeine Bezeichnung, wie die in der Inhalts-Uebersicht der gedachten Zeitung auch nur im Entferntesten rechtfertigen könnte. – Eine declamatorisch-musikalische Abend-Unterhaltung zum Besten der Armen, die gestern Abend von Madame Crelinger im Verein mit der Sängerin Demoiselle Sophie Löwe veranstaltet wurde, hat die bedeutende Einnahme von 1500 Thalern gewährt, wozu jedoch der König allein 50 Stück Friedrichsd'or beisteuerte.

Schweden.

Der Constitutionsausschuß ist, alles Fleißes ungeachtet, bis jetzt nur mit der Prüfung des vierten Theils der Protokolle des Staatsraths fertig geworden. Wahrscheinlich werden also noch drei Monate vergehen, bevor die übrigen drei Viertheile durchgelesen und geprüft worden, und ehe dieß geschehen, kann der Ausschuß keinen Urtheilsspruch über die Verwaltung der sechs letzten Jahre fällen. Unterdessen hat der Ausschuß acht von seinen Mitgliedern ernannt, um einen Vorschlag zur Veränderung der Nationalrepräsentation auszuarbeiten: nämlich den Grafen Spens, Frhrn. Hamilton, die Pfarrer Hallström und Oedman, den Großhändler Morsing, den Eisenwerksbesitzer Wärn, die Bauern Hans Jansson und Kihlblom. Man hatte erst, statt der beiden erwähnten Pfarrer, den Bischof Nibelius und den Professor Geijer mit diesem Geschäft beauftragen wollen; beide weigerten sich aber ausdrücklich, daran Theil zu nehmen. Die radicale Partei im Constitutionsausschuß hat ihre Unzufriedenheit über die durch die Majorität zu Stand gebrachte Wahl des Professors Bergfalk zum Secretär des Ausschusses zu erkennen gegeben. Hr. Bergfalk, der Anfangs der vorigen Woche hier ankam, und seine Functionen als Secretär übernahm, soll vom ersten Augenblick an dem Wortführer des Ausschusses, Grafen Anckarswärd, erklärt haben, er sey keineswegs gesonnen, den Meinungen des Grafen und seiner Anhänger beizupflichten. Die gemäßigte Partei im Ausschuß wird also durch seinen Beistand verstärkt werden.

Rußland.

Ich kann nun, gestützt auf verläßliche Berichte, die Versicherung geben, daß die Vermählung des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Sophie Marie, Tochter des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, erst im Jahre 1841 und zwar zu St. Petersburg vollzogen werden wird. Indessen wird der Großfürst, wie bekannt, in diesem Frühjahr einen Besuch in Darmstadt abstatten, und zu diesem Ende St. Petersburg gleich nach den griechischen Ostern verlassen. Der Aufschub der Vermählung scheint bloß das noch so jugendliche Alter der fürstlichen Braut zum Grunde zu haben. – Ueber das Reiseproject I. Maj. der Kaiserin nach Deutschland oder dem südlichen Rußland ist eine definitive Bestimmung noch nicht getroffen; dagegen wird Ihre kais. Hoh. die Frau Großfürstin Helene, Gemahlin des Großfürsten Michael, nach Eintritt der gelindern Witterung eine Reise nach Deutschland zum Besuch ihrer durchl. Schwester, der verwittweten Frau Herzogin von Nassau, unternehmen. – Der k. österreichische Botschaftsrath und dermalige Geschäftsträger am Hofe von St. Petersburg, Hr. v. Kaisersfeld, hat vor kurzem von Wien seine Ernennung zum kais. österreichischen Minister-Residenten bei den beiden großherzoglichen Höfen von Mecklenburg und bei den freien Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck erhalten, wird aber jedenfalls bis zur Rückkehr des k. k. Botschafters Grafen v. Ficquelmont auf seinem dermaligen Posten verbleiben. Aus mehrern und vorzugsweise aus den gesegnetern Provinzen des Reichs, den sogenannten Kornkammern, werden seit einigen Tagen Besorgnisse für die dießjährige Ernte laut. Der Stand der Felder soll nur zu geringen Hoffnungen berechtigen. Bekanntlich ist das Ergebniß der Ernte in Rußland von wesentlichem Einfluß auf die Staatseinkünfte.

Oesterreich.

Das Gerücht, Se. Maj. der König von Neapel und seine durlauchtigste Gemahlin seyen demnächst hier auf Besuch zu erwarten, wiederholt sich mit vieler Bestimmtheit. – Die neuesten Berichte aus Preßburg sagen, daß die zur Berathung der Entwürfe einer Concursordnung und eines Wechselrechts für Ungarn niedergesetzte ständische Commission ihre Aufgabe beendigt habe, und diese Gegenstände sonach ehestens in der Ständetafel zur Discussion gelangen werden; ob sie aber noch im Laufe der noch kurzen Dauer des gegenwärtigen Landtages werden zu Ende gebracht werden können, wird bezweifelt. – Die letzten Berichte aus Konstantinopel erwähnen nichts von dem aus Alexandria gemeldeten angeblichen Vorhaben Mehemed Ali's, die türkische Flotte zurückgeben zu wollen; vielmehr wird in denselben die Versicherung wiederholt, der Vicekönig sey fest entschlossen, die großherrliche Flotte als Vormauer für Alexandria zu gebrauchen, da nach seiner Ansicht eine Blokade dieser Stadt und der Küste unmöglich sey, ohne daß diese Flotte zuvor vernichtet würde. Im Allgemeinen äußern sich diese Briefe gleich den frühern ganz trostlos über den Verzug eines Arrangements zwischen Konstantinopel und Alexandria. Leider lauten die neuesten Berichte aus London keineswegs erfreulicher; man scheint von einer Verständigung noch weit entfernt zu seyn.

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[0608/0008] eben so wie das Berliner Stadtbuch, das sich ganz unerwartet in der Bibliothek der Stadt Bremen gefunden, in Privatarchiven oder in auswärtigen Bibliotheken verstreut sind, so ist für die Nachweisung derselben eine Prämie von 500 Thalern ausgesetzt worden. – Die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland in Berlin wird, wie es jetzt heißt, erst am 2 April stattfinden, da der Prinz einige Tage in Warschau zu verweilen gedenkt. – In dem Befinden des Kriegsministers ist in den letzten Tagen keine Veränderung eingetreten, und der Kranke noch immer nicht auf dem Wege der Genesung. – Die „Münchener politische Zeitung“ vom 6 März sagt in ihrer Uebersicht des Inhalts unter Preußen: „Berlin. Unsicherheit der Straßen“, und hebt die letztgedachten Worte auch in der Zeitung selbst mit gesperrter Schrift hervor. Die Straßen sind jedoch in Berlin eben so wenig unsicher als in München. Uns ist wenigstens kein einziger Fall bekannt, der eine so allgemeine Bezeichnung, wie die in der Inhalts-Uebersicht der gedachten Zeitung auch nur im Entferntesten rechtfertigen könnte. – Eine declamatorisch-musikalische Abend-Unterhaltung zum Besten der Armen, die gestern Abend von Madame Crelinger im Verein mit der Sängerin Demoiselle Sophie Löwe veranstaltet wurde, hat die bedeutende Einnahme von 1500 Thalern gewährt, wozu jedoch der König allein 50 Stück Friedrichsd'or beisteuerte. Schweden. _ Stockholm, 3 März. Der Constitutionsausschuß ist, alles Fleißes ungeachtet, bis jetzt nur mit der Prüfung des vierten Theils der Protokolle des Staatsraths fertig geworden. Wahrscheinlich werden also noch drei Monate vergehen, bevor die übrigen drei Viertheile durchgelesen und geprüft worden, und ehe dieß geschehen, kann der Ausschuß keinen Urtheilsspruch über die Verwaltung der sechs letzten Jahre fällen. Unterdessen hat der Ausschuß acht von seinen Mitgliedern ernannt, um einen Vorschlag zur Veränderung der Nationalrepräsentation auszuarbeiten: nämlich den Grafen Spens, Frhrn. Hamilton, die Pfarrer Hallström und Oedman, den Großhändler Morsing, den Eisenwerksbesitzer Wärn, die Bauern Hans Jansson und Kihlblom. Man hatte erst, statt der beiden erwähnten Pfarrer, den Bischof Nibelius und den Professor Geijer mit diesem Geschäft beauftragen wollen; beide weigerten sich aber ausdrücklich, daran Theil zu nehmen. Die radicale Partei im Constitutionsausschuß hat ihre Unzufriedenheit über die durch die Majorität zu Stand gebrachte Wahl des Professors Bergfalk zum Secretär des Ausschusses zu erkennen gegeben. Hr. Bergfalk, der Anfangs der vorigen Woche hier ankam, und seine Functionen als Secretär übernahm, soll vom ersten Augenblick an dem Wortführer des Ausschusses, Grafen Anckarswärd, erklärt haben, er sey keineswegs gesonnen, den Meinungen des Grafen und seiner Anhänger beizupflichten. Die gemäßigte Partei im Ausschuß wird also durch seinen Beistand verstärkt werden. Rußland. _ Von der russischen Gränze, 6 März. Ich kann nun, gestützt auf verläßliche Berichte, die Versicherung geben, daß die Vermählung des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Sophie Marie, Tochter des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, erst im Jahre 1841 und zwar zu St. Petersburg vollzogen werden wird. Indessen wird der Großfürst, wie bekannt, in diesem Frühjahr einen Besuch in Darmstadt abstatten, und zu diesem Ende St. Petersburg gleich nach den griechischen Ostern verlassen. Der Aufschub der Vermählung scheint bloß das noch so jugendliche Alter der fürstlichen Braut zum Grunde zu haben. – Ueber das Reiseproject I. Maj. der Kaiserin nach Deutschland oder dem südlichen Rußland ist eine definitive Bestimmung noch nicht getroffen; dagegen wird Ihre kais. Hoh. die Frau Großfürstin Helene, Gemahlin des Großfürsten Michael, nach Eintritt der gelindern Witterung eine Reise nach Deutschland zum Besuch ihrer durchl. Schwester, der verwittweten Frau Herzogin von Nassau, unternehmen. – Der k. österreichische Botschaftsrath und dermalige Geschäftsträger am Hofe von St. Petersburg, Hr. v. Kaisersfeld, hat vor kurzem von Wien seine Ernennung zum kais. österreichischen Minister-Residenten bei den beiden großherzoglichen Höfen von Mecklenburg und bei den freien Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck erhalten, wird aber jedenfalls bis zur Rückkehr des k. k. Botschafters Grafen v. Ficquelmont auf seinem dermaligen Posten verbleiben. Aus mehrern und vorzugsweise aus den gesegnetern Provinzen des Reichs, den sogenannten Kornkammern, werden seit einigen Tagen Besorgnisse für die dießjährige Ernte laut. Der Stand der Felder soll nur zu geringen Hoffnungen berechtigen. Bekanntlich ist das Ergebniß der Ernte in Rußland von wesentlichem Einfluß auf die Staatseinkünfte. Oesterreich. _ Wien, 10 März. Das Gerücht, Se. Maj. der König von Neapel und seine durlauchtigste Gemahlin seyen demnächst hier auf Besuch zu erwarten, wiederholt sich mit vieler Bestimmtheit. – Die neuesten Berichte aus Preßburg sagen, daß die zur Berathung der Entwürfe einer Concursordnung und eines Wechselrechts für Ungarn niedergesetzte ständische Commission ihre Aufgabe beendigt habe, und diese Gegenstände sonach ehestens in der Ständetafel zur Discussion gelangen werden; ob sie aber noch im Laufe der noch kurzen Dauer des gegenwärtigen Landtages werden zu Ende gebracht werden können, wird bezweifelt. – Die letzten Berichte aus Konstantinopel erwähnen nichts von dem aus Alexandria gemeldeten angeblichen Vorhaben Mehemed Ali's, die türkische Flotte zurückgeben zu wollen; vielmehr wird in denselben die Versicherung wiederholt, der Vicekönig sey fest entschlossen, die großherrliche Flotte als Vormauer für Alexandria zu gebrauchen, da nach seiner Ansicht eine Blokade dieser Stadt und der Küste unmöglich sey, ohne daß diese Flotte zuvor vernichtet würde. Im Allgemeinen äußern sich diese Briefe gleich den frühern ganz trostlos über den Verzug eines Arrangements zwischen Konstantinopel und Alexandria. Leider lauten die neuesten Berichte aus London keineswegs erfreulicher; man scheint von einer Verständigung noch weit entfernt zu seyn.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 76. Augsburg, 16. März 1840, S. 0608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_076_18400316/8>, abgerufen am 04.05.2024.