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Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840.

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und unwandelbares Freundschaftsbündniß mit Charles James Fox zu danken, diesem warmen Freund aller Menschen, was auch ihr Rang oder Stand, ihre Hautfarbe oder ihre Religion seyn mochte. Diesen Mann so innig geliebt zu haben, ist mir ein freudiges und tröstliches Bewußtseyn, denn ich fühle, um einen so guten Menschen lieben zu können, muß man selbst einigen Keim des Guten in sich tragen. (Beifall.) Doch noch viele Jahre nachher blieb die französische Revolution ein solcher Popanz in England, daß schüchterne Gemüther schon vor dem Namen der Freiheit erschraken und vor ihm flüchteten, die Einen in irgend ein Aemtchen, die Andern in einen Baronetstitel. (Gelächter.)" Hr. Byng berührte dann die großen Aenderungen, die nicht ohne Causalzusammenhang mit der französischen Revolution in England eingetreten. "Die Parlamentsreform hat die Constitution unseres Landes geändert, aber noch viel ist zu thun übrig. Wir müssen die Reformbill verbessern, namentlich was die Registration der Wähler betrifft. Für Volkserziehung muß weit mehr geschehen, als bisher, und zwar ohne Rücksicht auf confessionellen Unterschied. In Folge gesteigerter Volksbildung kann und muß dann auch das Wahlrecht ausgedehnt werden. Die Katholikenemancipation ist durchgesetzt, aber ich werde diese Maaßregel nimmermehr als vollständig betrachten, bis erst Irland volle Gerechtigkeit erlangt hat. Wie leicht es ist, das gutherzige irische Volk zu beruhigen, das beweisen die paar Jahre, in denen man angefangen hat, es gerecht und freundlich zu behandeln. Und daß Irland ruhig ist, das haben wir Hrn. Daniel O'Connell zu danken, der leider hier nicht anwesend seyn konnte. (Beifall, mit einigem Zischen untermischt.) Es thut mir leid, wenn einige Anwesende anderer Meinung sind, aber ich spreche meine Ueberzeugung aus. O'Connell hat die gefährlichen Gewerbsvereine in Dublin beseitigt, er hat, ohne Hülfe des Militärs, den Chartismus in Irland darnieder gehalten, Frieden und Ruhe in seiner Heimath hergestellt. Dieß Exempel hat dieser große Mann uns gegeben, und möge England sich daran spiegeln." Hr. Byng schloß mit der Gesundheit der ganzen Gesellschaft. Der Herzog v. Bedford erwähnte, wie er schon als Schulknabe in der Westminsterschule von den Namen der Volksfreunde Byng und Burdett begeistert worden sey, die damals der übermächtigen Regierung Pitts mit felsenfester Treue Widerstand geleistet. (Der Name Burdett, der im Verlauf des Abends mehrmals genannt ward, veranlaßte jedesmal entsetzliche "groans.") Nachdem Lord J. Russell den Gefeierten becomplimentirt, brachte Hr. Shiel dem "Nestor der Reform" in sehr beredten Worten seinen Glückwunsch dar. Er pries ihn glücklich, der Zeitgenosse und Mitstrebende jener großen und tugendhaften Staatsmänner, Fox, Grattan, Whitbread, Romilly, gewesen zu seyn. "Diese Edeln, sprach er, die dem Ziele der Freiheit entgegenstrebten in der Wüste, erreichten zwar nicht selbst das Land der Verheißung, aber, wie Mose vom Berg Nebo, sahen sie das heißersehnte von fern, und einen Genossen haben sie im Leben zurückgelassen, der Zeuge sey des Gedeihens ihrer Saat. Die Freunde der Jugend überleben und die Gefährten der männlichen Jahre, in der Westminsterabtei wandeln unter den Gräbern, in denen der Staub jener Herrlichen ruht, das weckt in der Brust des Zurückgebliebenen Gefühle der Wehmuth, aber, ehrwürdiger Greis! es war der Mühe werth, so lange zu leben. Es war der Mühe werth, den Sieg der Freiheit, den Triumph des heiligen Rechts, den Tag der Verwirklichung der Grundsätze zu erleben, für die Ihre großen Freunde gestrebt und gekämpft haben bis an ihren Tod." Ueber die Katholikenemancipation bemerkte Hr. Shiel: "Es gibt Leute, die durch das Ergebniß dieser großen Maaßregel in ihrer Erwartung getäuscht worden sind; sie hatten gemeint, ihre politische Obergewalt würde, wenn auch unter einigen Modificationen, fortbestehen, und wir (die katholischen Irländer) würden gemein und niedrig genug denken, uns derselben zu unterwerfen, uns mit dem Schatten und Namen der Emancipation zu begnügen. Sie haben sich getäuscht. Aber ich will Ihnen sagen, wer sich nicht getäuscht hat. Diejenigen haben sich nicht getäuscht, die da erwarteten, ein vermehrtes Maaß der Gerechtigkeit für mein Heimathland werde den Charakter des irischen Volks heben und eine große moralische und politische Wiedergeburt desselben vorbereiten. (Zuruf.) Noch vor zehn Jahren schwankte und flatterte Irlands Ruhe und Sicherheit im Wind; jetzt, seit der Annahme jener großen Maaßregel, ist sie fest und dauerhaft begründet. Loyalität wohnt in den irischen Herzen, und England soll an ihr in jeder Noth und Gefahr einen Thurm der Stärke finden. Diese große Aenderung, aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit, Gesetzlichkeit und Ruhe, danken wir der jetzigen Regierung und unserer Fürstin, welche, so jung sie ist, das Scepter mit einer festen und duldungsvollen Hand gefaßt hat, welche weise und tugendhaft ist, um zu wissen und zu fühlen, daß Gleichheit in Recht und Gesetz für alle ihre Unterthanen ihres Thrones sicherste Stütze ist. Möge der Allmächtige sie segnen mit jedem königlichen Glück! Möge er ihr jeden häuslichen Segen einer Frau und Gattin zulegen! Und möge uns ein drittes Gebet erhört werden, daß, bevor noch ein Jahr ihrer wohlthätigen und glorreichen Regierung verfließt, wir sie strahlen sehen von mütterlichem Entzücken!" (Jubelnder Zuruf.) Ein Toast auf "Mistreß Byng und die Damen von Middlesex" beschloß das Fest.

Frankreich.

Der erste Versuch Balzac's in der dramatischen Litteratur ist unter der Last eines skandalösen Erfolges begraben! Vorgestern, Samstag, hatte das Theater der Porte St. Martin die Blüthe der litterarischen und Künstlerwelt zur ersten Vorstellung von Vautrin, Drama in fünf Acten von Hrn. v. Balzac, eingeladen; die Einladung war um so verführerischer als in diesem Stücke der groteske Schauspieler Frederic Lemaitre, der incarnirte Robert Macaire, seine Wiedererscheinung auf der Pariser Bühne feiern sollte, und man dem Publicum Wunderdinge davon verheißen hatte. Zudem hatten sich alle Trompeten der Camaraderie vereinigt, um das Machwerk Balzac's als ein überschwängliches Meisterstück zu verkünden. Uns ist namentlich die vorläufige Apologie aufgefallen, die vor 3 oder 4 Tagen in dem Journal "la Presse" stand, und die aus der keuschen Feder der Frau Emil Girardin geflossen ist; freilich "Gleich und Gleich u. s. w.!" Meisterstück? ja! Meisterstück des Skandals und des groteskesten Stelzenganges im Gebiete des Bombastes und der Verzerrung. Vautrin gehört seiner Tendenz nach zu der Classe der Lucrece Borgia, des "le Roi s'amuse," des Robert Macaire und der Gesellen gleichen Schnittes: Spott über die Formen der Gesellschaft und der hergebrachten Begriffe von Tugend und Ehre, ein Weg voll Koth und Unflath und auf demselben Arbeiter der Galeere entsprungen, die beide nach einem tugendreichen und ehrenvollen Ziele streben, und Galgendiebe, die im Momente der Auflösung im bengalischen Feuer einer bewunderungswürdigen Aufopferung und Selbstverläugnung glänzen. Anfänglich wußte das Publicum nicht, welches beengende Gefühl ihm auf der Brust laste: die gränzenlose Falschheit der Schilderung und der Personen, die wilde Sprache dieser Leute und die nichtsgleichende Welt, in der sie sich bewegten, erschienen ihm wie in einer betrunkenen Blendlaterne. Endlich aber faßte es den rechten Entschluß: Fratze

und unwandelbares Freundschaftsbündniß mit Charles James Fox zu danken, diesem warmen Freund aller Menschen, was auch ihr Rang oder Stand, ihre Hautfarbe oder ihre Religion seyn mochte. Diesen Mann so innig geliebt zu haben, ist mir ein freudiges und tröstliches Bewußtseyn, denn ich fühle, um einen so guten Menschen lieben zu können, muß man selbst einigen Keim des Guten in sich tragen. (Beifall.) Doch noch viele Jahre nachher blieb die französische Revolution ein solcher Popanz in England, daß schüchterne Gemüther schon vor dem Namen der Freiheit erschraken und vor ihm flüchteten, die Einen in irgend ein Aemtchen, die Andern in einen Baronetstitel. (Gelächter.)“ Hr. Byng berührte dann die großen Aenderungen, die nicht ohne Causalzusammenhang mit der französischen Revolution in England eingetreten. „Die Parlamentsreform hat die Constitution unseres Landes geändert, aber noch viel ist zu thun übrig. Wir müssen die Reformbill verbessern, namentlich was die Registration der Wähler betrifft. Für Volkserziehung muß weit mehr geschehen, als bisher, und zwar ohne Rücksicht auf confessionellen Unterschied. In Folge gesteigerter Volksbildung kann und muß dann auch das Wahlrecht ausgedehnt werden. Die Katholikenemancipation ist durchgesetzt, aber ich werde diese Maaßregel nimmermehr als vollständig betrachten, bis erst Irland volle Gerechtigkeit erlangt hat. Wie leicht es ist, das gutherzige irische Volk zu beruhigen, das beweisen die paar Jahre, in denen man angefangen hat, es gerecht und freundlich zu behandeln. Und daß Irland ruhig ist, das haben wir Hrn. Daniel O'Connell zu danken, der leider hier nicht anwesend seyn konnte. (Beifall, mit einigem Zischen untermischt.) Es thut mir leid, wenn einige Anwesende anderer Meinung sind, aber ich spreche meine Ueberzeugung aus. O'Connell hat die gefährlichen Gewerbsvereine in Dublin beseitigt, er hat, ohne Hülfe des Militärs, den Chartismus in Irland darnieder gehalten, Frieden und Ruhe in seiner Heimath hergestellt. Dieß Exempel hat dieser große Mann uns gegeben, und möge England sich daran spiegeln.“ Hr. Byng schloß mit der Gesundheit der ganzen Gesellschaft. Der Herzog v. Bedford erwähnte, wie er schon als Schulknabe in der Westminsterschule von den Namen der Volksfreunde Byng und Burdett begeistert worden sey, die damals der übermächtigen Regierung Pitts mit felsenfester Treue Widerstand geleistet. (Der Name Burdett, der im Verlauf des Abends mehrmals genannt ward, veranlaßte jedesmal entsetzliche „groans.“) Nachdem Lord J. Russell den Gefeierten becomplimentirt, brachte Hr. Shiel dem „Nestor der Reform“ in sehr beredten Worten seinen Glückwunsch dar. Er pries ihn glücklich, der Zeitgenosse und Mitstrebende jener großen und tugendhaften Staatsmänner, Fox, Grattan, Whitbread, Romilly, gewesen zu seyn. „Diese Edeln, sprach er, die dem Ziele der Freiheit entgegenstrebten in der Wüste, erreichten zwar nicht selbst das Land der Verheißung, aber, wie Mose vom Berg Nebo, sahen sie das heißersehnte von fern, und einen Genossen haben sie im Leben zurückgelassen, der Zeuge sey des Gedeihens ihrer Saat. Die Freunde der Jugend überleben und die Gefährten der männlichen Jahre, in der Westminsterabtei wandeln unter den Gräbern, in denen der Staub jener Herrlichen ruht, das weckt in der Brust des Zurückgebliebenen Gefühle der Wehmuth, aber, ehrwürdiger Greis! es war der Mühe werth, so lange zu leben. Es war der Mühe werth, den Sieg der Freiheit, den Triumph des heiligen Rechts, den Tag der Verwirklichung der Grundsätze zu erleben, für die Ihre großen Freunde gestrebt und gekämpft haben bis an ihren Tod.“ Ueber die Katholikenemancipation bemerkte Hr. Shiel: „Es gibt Leute, die durch das Ergebniß dieser großen Maaßregel in ihrer Erwartung getäuscht worden sind; sie hatten gemeint, ihre politische Obergewalt würde, wenn auch unter einigen Modificationen, fortbestehen, und wir (die katholischen Irländer) würden gemein und niedrig genug denken, uns derselben zu unterwerfen, uns mit dem Schatten und Namen der Emancipation zu begnügen. Sie haben sich getäuscht. Aber ich will Ihnen sagen, wer sich nicht getäuscht hat. Diejenigen haben sich nicht getäuscht, die da erwarteten, ein vermehrtes Maaß der Gerechtigkeit für mein Heimathland werde den Charakter des irischen Volks heben und eine große moralische und politische Wiedergeburt desselben vorbereiten. (Zuruf.) Noch vor zehn Jahren schwankte und flatterte Irlands Ruhe und Sicherheit im Wind; jetzt, seit der Annahme jener großen Maaßregel, ist sie fest und dauerhaft begründet. Loyalität wohnt in den irischen Herzen, und England soll an ihr in jeder Noth und Gefahr einen Thurm der Stärke finden. Diese große Aenderung, aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit, Gesetzlichkeit und Ruhe, danken wir der jetzigen Regierung und unserer Fürstin, welche, so jung sie ist, das Scepter mit einer festen und duldungsvollen Hand gefaßt hat, welche weise und tugendhaft ist, um zu wissen und zu fühlen, daß Gleichheit in Recht und Gesetz für alle ihre Unterthanen ihres Thrones sicherste Stütze ist. Möge der Allmächtige sie segnen mit jedem königlichen Glück! Möge er ihr jeden häuslichen Segen einer Frau und Gattin zulegen! Und möge uns ein drittes Gebet erhört werden, daß, bevor noch ein Jahr ihrer wohlthätigen und glorreichen Regierung verfließt, wir sie strahlen sehen von mütterlichem Entzücken!“ (Jubelnder Zuruf.) Ein Toast auf „Mistreß Byng und die Damen von Middlesex“ beschloß das Fest.

Frankreich.

Der erste Versuch Balzac's in der dramatischen Litteratur ist unter der Last eines skandalösen Erfolges begraben! Vorgestern, Samstag, hatte das Theater der Porte St. Martin die Blüthe der litterarischen und Künstlerwelt zur ersten Vorstellung von Vautrin, Drama in fünf Acten von Hrn. v. Balzac, eingeladen; die Einladung war um so verführerischer als in diesem Stücke der groteske Schauspieler Frédéric Lemaitre, der incarnirte Robert Macaire, seine Wiedererscheinung auf der Pariser Bühne feiern sollte, und man dem Publicum Wunderdinge davon verheißen hatte. Zudem hatten sich alle Trompeten der Camaraderie vereinigt, um das Machwerk Balzac's als ein überschwängliches Meisterstück zu verkünden. Uns ist namentlich die vorläufige Apologie aufgefallen, die vor 3 oder 4 Tagen in dem Journal „la Presse“ stand, und die aus der keuschen Feder der Frau Emil Girardin geflossen ist; freilich „Gleich und Gleich u. s. w.!“ Meisterstück? ja! Meisterstück des Skandals und des groteskesten Stelzenganges im Gebiete des Bombastes und der Verzerrung. Vautrin gehört seiner Tendenz nach zu der Classe der Lucrece Borgia, des „le Roi s'amuse,“ des Robert Macaire und der Gesellen gleichen Schnittes: Spott über die Formen der Gesellschaft und der hergebrachten Begriffe von Tugend und Ehre, ein Weg voll Koth und Unflath und auf demselben Arbeiter der Galeere entsprungen, die beide nach einem tugendreichen und ehrenvollen Ziele streben, und Galgendiebe, die im Momente der Auflösung im bengalischen Feuer einer bewunderungswürdigen Aufopferung und Selbstverläugnung glänzen. Anfänglich wußte das Publicum nicht, welches beengende Gefühl ihm auf der Brust laste: die gränzenlose Falschheit der Schilderung und der Personen, die wilde Sprache dieser Leute und die nichtsgleichende Welt, in der sie sich bewegten, erschienen ihm wie in einer betrunkenen Blendlaterne. Endlich aber faßte es den rechten Entschluß: Fratze

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und unwandelbares Freundschaftsbündniß mit Charles James Fox zu danken, diesem warmen Freund aller Menschen, was auch ihr Rang oder Stand, ihre Hautfarbe oder ihre Religion seyn mochte. Diesen Mann so innig geliebt zu haben, ist mir ein freudiges und tröstliches Bewußtseyn, denn ich fühle, um einen so guten Menschen lieben zu können, muß man selbst einigen Keim des Guten in sich tragen. (Beifall.) Doch noch viele Jahre nachher blieb die französische Revolution ein solcher Popanz in England, daß schüchterne Gemüther schon vor dem Namen der Freiheit erschraken und vor ihm flüchteten, die Einen in irgend ein Aemtchen, die Andern in einen Baronetstitel. (Gelächter.)&#x201C; Hr. Byng berührte dann die großen Aenderungen, die nicht ohne Causalzusammenhang mit der französischen Revolution in England eingetreten. &#x201E;Die Parlamentsreform hat die Constitution unseres Landes geändert, aber noch viel ist zu thun übrig. Wir müssen die Reformbill verbessern, namentlich was die Registration der Wähler betrifft. Für Volkserziehung muß weit mehr geschehen, als bisher, und zwar ohne Rücksicht auf confessionellen Unterschied. In Folge gesteigerter Volksbildung kann und muß dann auch das Wahlrecht ausgedehnt werden. Die Katholikenemancipation ist durchgesetzt, aber ich werde diese Maaßregel nimmermehr als vollständig betrachten, bis erst Irland volle Gerechtigkeit erlangt hat. Wie leicht es ist, das gutherzige irische Volk zu beruhigen, das beweisen die paar Jahre, in denen man angefangen hat, es gerecht und freundlich zu behandeln. Und daß Irland ruhig ist, das haben wir Hrn. Daniel O'Connell zu danken, der leider hier nicht anwesend seyn konnte. (Beifall, mit einigem Zischen untermischt.) Es thut mir leid, wenn einige Anwesende anderer Meinung sind, aber ich spreche meine Ueberzeugung aus. O'Connell hat die gefährlichen Gewerbsvereine in Dublin beseitigt, er hat, ohne Hülfe des Militärs, den Chartismus in Irland darnieder gehalten, Frieden und Ruhe in seiner Heimath hergestellt. Dieß Exempel hat dieser große Mann uns gegeben, und möge England sich daran spiegeln.&#x201C; Hr. Byng schloß mit der Gesundheit der ganzen Gesellschaft. Der Herzog v. <hi rendition="#g">Bedford</hi> erwähnte, wie er schon als Schulknabe in der Westminsterschule von den Namen der Volksfreunde Byng und Burdett begeistert worden sey, die damals der übermächtigen Regierung Pitts mit felsenfester Treue Widerstand geleistet. (Der Name Burdett, der im Verlauf des Abends mehrmals genannt ward, veranlaßte jedesmal entsetzliche &#x201E;groans.&#x201C;) Nachdem Lord J. Russell den Gefeierten becomplimentirt, brachte Hr. Shiel dem &#x201E;Nestor der Reform&#x201C; in sehr beredten Worten seinen Glückwunsch dar. Er pries ihn glücklich, der Zeitgenosse und Mitstrebende jener großen und tugendhaften Staatsmänner, Fox, Grattan, Whitbread, Romilly, gewesen zu seyn. &#x201E;Diese Edeln, sprach er, die dem Ziele der Freiheit entgegenstrebten in der Wüste, erreichten zwar nicht selbst das Land der Verheißung, aber, wie Mose vom Berg Nebo, sahen sie das heißersehnte von fern, und einen Genossen haben sie im Leben zurückgelassen, der Zeuge sey des Gedeihens ihrer Saat. Die Freunde der Jugend überleben und die Gefährten der männlichen Jahre, in der Westminsterabtei wandeln unter den Gräbern, in denen der Staub jener Herrlichen ruht, das weckt in der Brust des Zurückgebliebenen Gefühle der Wehmuth, aber, ehrwürdiger Greis! es war der Mühe werth, so lange zu leben. Es war der Mühe werth, den Sieg der Freiheit, den Triumph des heiligen Rechts, den Tag der Verwirklichung der Grundsätze zu erleben, für die Ihre großen Freunde gestrebt und gekämpft haben bis an ihren Tod.&#x201C; Ueber die Katholikenemancipation bemerkte Hr. Shiel: &#x201E;Es gibt Leute, die durch das Ergebniß dieser großen Maaßregel in ihrer Erwartung getäuscht worden sind; sie hatten gemeint, ihre politische Obergewalt würde, wenn auch unter einigen Modificationen, fortbestehen, und wir (die katholischen Irländer) würden gemein und niedrig genug denken, uns derselben zu unterwerfen, uns mit dem Schatten und Namen der Emancipation zu begnügen. Sie haben sich getäuscht. Aber ich will Ihnen sagen, wer sich nicht getäuscht hat. Diejenigen haben sich nicht getäuscht, die da erwarteten, ein vermehrtes Maaß der Gerechtigkeit für mein Heimathland werde den Charakter des irischen Volks heben und eine große moralische und politische Wiedergeburt desselben vorbereiten. (Zuruf.) Noch vor zehn Jahren schwankte und flatterte Irlands Ruhe und Sicherheit im Wind; jetzt, seit der Annahme jener großen Maaßregel, ist sie fest und dauerhaft begründet. Loyalität wohnt in den irischen Herzen, und England soll an ihr in jeder Noth und Gefahr einen Thurm der Stärke finden. Diese große Aenderung, aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit, Gesetzlichkeit und Ruhe, danken wir der jetzigen Regierung und unserer Fürstin, welche, so jung sie ist, das Scepter mit einer festen und duldungsvollen Hand gefaßt hat, welche weise und tugendhaft ist, um zu wissen und zu fühlen, daß Gleichheit in Recht und Gesetz für alle ihre Unterthanen ihres Thrones sicherste Stütze ist. Möge der Allmächtige sie segnen mit jedem königlichen Glück! Möge er ihr jeden häuslichen Segen einer Frau und Gattin zulegen! 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[0660/0012] und unwandelbares Freundschaftsbündniß mit Charles James Fox zu danken, diesem warmen Freund aller Menschen, was auch ihr Rang oder Stand, ihre Hautfarbe oder ihre Religion seyn mochte. Diesen Mann so innig geliebt zu haben, ist mir ein freudiges und tröstliches Bewußtseyn, denn ich fühle, um einen so guten Menschen lieben zu können, muß man selbst einigen Keim des Guten in sich tragen. (Beifall.) Doch noch viele Jahre nachher blieb die französische Revolution ein solcher Popanz in England, daß schüchterne Gemüther schon vor dem Namen der Freiheit erschraken und vor ihm flüchteten, die Einen in irgend ein Aemtchen, die Andern in einen Baronetstitel. (Gelächter.)“ Hr. Byng berührte dann die großen Aenderungen, die nicht ohne Causalzusammenhang mit der französischen Revolution in England eingetreten. „Die Parlamentsreform hat die Constitution unseres Landes geändert, aber noch viel ist zu thun übrig. Wir müssen die Reformbill verbessern, namentlich was die Registration der Wähler betrifft. Für Volkserziehung muß weit mehr geschehen, als bisher, und zwar ohne Rücksicht auf confessionellen Unterschied. In Folge gesteigerter Volksbildung kann und muß dann auch das Wahlrecht ausgedehnt werden. Die Katholikenemancipation ist durchgesetzt, aber ich werde diese Maaßregel nimmermehr als vollständig betrachten, bis erst Irland volle Gerechtigkeit erlangt hat. Wie leicht es ist, das gutherzige irische Volk zu beruhigen, das beweisen die paar Jahre, in denen man angefangen hat, es gerecht und freundlich zu behandeln. Und daß Irland ruhig ist, das haben wir Hrn. Daniel O'Connell zu danken, der leider hier nicht anwesend seyn konnte. (Beifall, mit einigem Zischen untermischt.) Es thut mir leid, wenn einige Anwesende anderer Meinung sind, aber ich spreche meine Ueberzeugung aus. O'Connell hat die gefährlichen Gewerbsvereine in Dublin beseitigt, er hat, ohne Hülfe des Militärs, den Chartismus in Irland darnieder gehalten, Frieden und Ruhe in seiner Heimath hergestellt. Dieß Exempel hat dieser große Mann uns gegeben, und möge England sich daran spiegeln.“ Hr. Byng schloß mit der Gesundheit der ganzen Gesellschaft. Der Herzog v. Bedford erwähnte, wie er schon als Schulknabe in der Westminsterschule von den Namen der Volksfreunde Byng und Burdett begeistert worden sey, die damals der übermächtigen Regierung Pitts mit felsenfester Treue Widerstand geleistet. (Der Name Burdett, der im Verlauf des Abends mehrmals genannt ward, veranlaßte jedesmal entsetzliche „groans.“) Nachdem Lord J. Russell den Gefeierten becomplimentirt, brachte Hr. Shiel dem „Nestor der Reform“ in sehr beredten Worten seinen Glückwunsch dar. Er pries ihn glücklich, der Zeitgenosse und Mitstrebende jener großen und tugendhaften Staatsmänner, Fox, Grattan, Whitbread, Romilly, gewesen zu seyn. „Diese Edeln, sprach er, die dem Ziele der Freiheit entgegenstrebten in der Wüste, erreichten zwar nicht selbst das Land der Verheißung, aber, wie Mose vom Berg Nebo, sahen sie das heißersehnte von fern, und einen Genossen haben sie im Leben zurückgelassen, der Zeuge sey des Gedeihens ihrer Saat. Die Freunde der Jugend überleben und die Gefährten der männlichen Jahre, in der Westminsterabtei wandeln unter den Gräbern, in denen der Staub jener Herrlichen ruht, das weckt in der Brust des Zurückgebliebenen Gefühle der Wehmuth, aber, ehrwürdiger Greis! es war der Mühe werth, so lange zu leben. Es war der Mühe werth, den Sieg der Freiheit, den Triumph des heiligen Rechts, den Tag der Verwirklichung der Grundsätze zu erleben, für die Ihre großen Freunde gestrebt und gekämpft haben bis an ihren Tod.“ Ueber die Katholikenemancipation bemerkte Hr. Shiel: „Es gibt Leute, die durch das Ergebniß dieser großen Maaßregel in ihrer Erwartung getäuscht worden sind; sie hatten gemeint, ihre politische Obergewalt würde, wenn auch unter einigen Modificationen, fortbestehen, und wir (die katholischen Irländer) würden gemein und niedrig genug denken, uns derselben zu unterwerfen, uns mit dem Schatten und Namen der Emancipation zu begnügen. Sie haben sich getäuscht. Aber ich will Ihnen sagen, wer sich nicht getäuscht hat. Diejenigen haben sich nicht getäuscht, die da erwarteten, ein vermehrtes Maaß der Gerechtigkeit für mein Heimathland werde den Charakter des irischen Volks heben und eine große moralische und politische Wiedergeburt desselben vorbereiten. (Zuruf.) Noch vor zehn Jahren schwankte und flatterte Irlands Ruhe und Sicherheit im Wind; jetzt, seit der Annahme jener großen Maaßregel, ist sie fest und dauerhaft begründet. Loyalität wohnt in den irischen Herzen, und England soll an ihr in jeder Noth und Gefahr einen Thurm der Stärke finden. Diese große Aenderung, aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit, Gesetzlichkeit und Ruhe, danken wir der jetzigen Regierung und unserer Fürstin, welche, so jung sie ist, das Scepter mit einer festen und duldungsvollen Hand gefaßt hat, welche weise und tugendhaft ist, um zu wissen und zu fühlen, daß Gleichheit in Recht und Gesetz für alle ihre Unterthanen ihres Thrones sicherste Stütze ist. Möge der Allmächtige sie segnen mit jedem königlichen Glück! Möge er ihr jeden häuslichen Segen einer Frau und Gattin zulegen! Und möge uns ein drittes Gebet erhört werden, daß, bevor noch ein Jahr ihrer wohlthätigen und glorreichen Regierung verfließt, wir sie strahlen sehen von mütterlichem Entzücken!“ (Jubelnder Zuruf.) Ein Toast auf „Mistreß Byng und die Damen von Middlesex“ beschloß das Fest. Frankreich. _ Paris, 16 März. Der erste Versuch Balzac's in der dramatischen Litteratur ist unter der Last eines skandalösen Erfolges begraben! Vorgestern, Samstag, hatte das Theater der Porte St. Martin die Blüthe der litterarischen und Künstlerwelt zur ersten Vorstellung von Vautrin, Drama in fünf Acten von Hrn. v. Balzac, eingeladen; die Einladung war um so verführerischer als in diesem Stücke der groteske Schauspieler Frédéric Lemaitre, der incarnirte Robert Macaire, seine Wiedererscheinung auf der Pariser Bühne feiern sollte, und man dem Publicum Wunderdinge davon verheißen hatte. Zudem hatten sich alle Trompeten der Camaraderie vereinigt, um das Machwerk Balzac's als ein überschwängliches Meisterstück zu verkünden. Uns ist namentlich die vorläufige Apologie aufgefallen, die vor 3 oder 4 Tagen in dem Journal „la Presse“ stand, und die aus der keuschen Feder der Frau Emil Girardin geflossen ist; freilich „Gleich und Gleich u. s. w.!“ Meisterstück? ja! Meisterstück des Skandals und des groteskesten Stelzenganges im Gebiete des Bombastes und der Verzerrung. Vautrin gehört seiner Tendenz nach zu der Classe der Lucrece Borgia, des „le Roi s'amuse,“ des Robert Macaire und der Gesellen gleichen Schnittes: Spott über die Formen der Gesellschaft und der hergebrachten Begriffe von Tugend und Ehre, ein Weg voll Koth und Unflath und auf demselben Arbeiter der Galeere entsprungen, die beide nach einem tugendreichen und ehrenvollen Ziele streben, und Galgendiebe, die im Momente der Auflösung im bengalischen Feuer einer bewunderungswürdigen Aufopferung und Selbstverläugnung glänzen. Anfänglich wußte das Publicum nicht, welches beengende Gefühl ihm auf der Brust laste: die gränzenlose Falschheit der Schilderung und der Personen, die wilde Sprache dieser Leute und die nichtsgleichende Welt, in der sie sich bewegten, erschienen ihm wie in einer betrunkenen Blendlaterne. Endlich aber faßte es den rechten Entschluß: Fratze

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840, S. 0660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_083_18400323/12>, abgerufen am 21.11.2024.