Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 89. Augsburg, 29. März 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 89.
29 März 1840

Großbritannien.

Die kleinern Wochenblätter enthalten, wie gewöhnlich, mancherlei Notizen über den Hof und die fashionable Welt. Am 19 März verlieh die Universität Oxford, unter den üblichen, früher mehrfach beschriebenen Feierlichkeiten, dem Prinzen Albert das Diplom als Doctor juris civilis, welches Sr. k. Hoh. bekanntlich auch die Hochschule Bonn zugefertigt hat. Trotz des frühern Widerspruchs einiger Journale berichtet auch die Times: "Eine Oper, deren Libretto theilweise, die Musik aber ganz von Prinz Albert herrührt, soll im Coventgarden-Theater in die Scene gesetzt werden, und Hr. Mathews hat deßhalb vor einigen Tagen dem Grafen v. Uxbridge aufgewartet." Der Erbprinz Ernst von Sachsen-Coburg macht jetzt eine Besuchstour auf den Landsitzen des dem Hofe befreundeten Adels, zum Theil um das Vergnügen der Jagd zu genießen. Am 18 März war er in Brockett-Hall (Northampton) bei dem Grafen v. Chesterfield, und begab sich von da nach Deene-Park, dem Landsitze des Grafen v. Cardagan. - Ein Blatt will wissen, Prinz Georg von Cambridge (der bekanntlich lange unter den Freiern Victoria's genannt wurde) lehne die Einladungen an den Hof so oft ab, als es nur schicklicherweise geschehen könne. Die torystische Age zeigt in geheimnißvollen Worten an, die plötzliche Erscheinung einer fremden Dame in London habe in hohen Kreisen eine große Sensation erregt. Zugleich macht die Torypresse ihrer Galle gegen den Herzog von Sussex Luft. "Die Minister," schreibt der Standard, "haben, wie man uns versichert, sich endlich ein plausibles Mittel ausgedacht, den Herzog von Sussex für seine neuerlichen uneigennützigen Demonstrationen zu ihren Gunsten bei Tabernen-Diners und ähnlichen Gelegenheiten zu belohnen, und so für den Fehlschlag jenes schnöden Versuchs des Hrn. Gillon im Parlament zu entschädigen, in Folge dessen Se. k. Hoh. sich in die Nothwendigkeit versetzt sah, seine Ausgaben in grünem Thee zu beschränken und sofort die Präsidentschaft der königl. Societät der Wissenschaften abzudanken. Das neue Project, scheint es, ist folgendes: die Minister haben Ihrer Maj. empfohlen, zur öffentlichen Anerkennung der privatim geschlossenen Ehe des Herzogs mit der Lady Cecilia Underwood ihre Einwilligung zu geben, um auf diesen Grund hin vom Parlament eine "Dotation" von circa 6000 Pf. St. für ihn verlangen zu können. Das Plänchen ist klug ersonnen, aber wird es gelingen?" Die Age meint, die öffentliche Anerkennung dieser geheimen Ehe, wenn sie anders je geschlossen worden, würde eine zweite Verletzung der königlichen Heirathsacte und eine Kränkung für die Kinder des edlen Herzogs aus seiner ersten Ehe mit der Lady Augusta Murray, den Obrist Sir Augustus d'Este und dessen Schwester, seyn.

Als in der Unterhaussitzung am 20 März Lord J. Russell die dritte Lesung seiner Bill zum Schutze der Drucker parlamentarischer Documente beantragte, übergab der Radicale Hr. T. Duncombe eine Petition von Joseph Stockdale aus dem Gefängnisse Newgate, worin er um Gehör an der Schranke des Hauses bat. Lord J. Russell widersetzte sich der Annahme dieser Petition, weil sie eine neue Beleidigung des Parlaments enthalte. Dem Minister schloß sich Sir Robert Peel an, welcher - nach dem Ausdruck des vornehmsten Toryjournals, der Times, " mit mehr Gewandtheit als Männlichkeit" - bemerkte, er finde es in der Ordnung, eine in beleidigendem Tone geschriebene Petition zu verwerfen, nicht sowohl im Interesse der Würde des Parlaments, als um den Mißbrauch des Petitionsrechts zu einer Angriffsmaschine zu verhindern. Hr. Hume - den die Times dießmal nicht, wie sonst wohl, den Gänserich von Middlesex oder Kilkenny, sondern den "geraden, einfachen Joseph Hume" nennt - trat auf Duncombe's Seite; denn, behauptete er, Stockdale verlange nur etwas Gesetzliches, und die Ausdrücke seiner Petition seyen bei der erklärlicherweise gereizten Stimmung des Bittstellers nicht auf der Goldwage der Höflichkeit abzuwägen; die ganze ministerielle Bill aber gehe mit ihrer rückgreifenden Tendenz zu weit. Da Hr. Duncombe die Petition zurückzunehmen verweigerte, kam es zur Abstimmung, und die Annahme derselben wurde mit 196 gegen 25 Stimmen verneint. Sir R. Inglis, der neulich die einschlägigen Petitionen der Journale Times und M. Post überreicht hatte, schlug die Einrückung einer Clausel vor, welche den Eigenthümern aller beim Stempelamt registrirten Zeitungen hinsichtlich des Abdrucks parlamentarischer Actenstücke gesetzlichen


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 89.
29 März 1840

Großbritannien.

Die kleinern Wochenblätter enthalten, wie gewöhnlich, mancherlei Notizen über den Hof und die fashionable Welt. Am 19 März verlieh die Universität Oxford, unter den üblichen, früher mehrfach beschriebenen Feierlichkeiten, dem Prinzen Albert das Diplom als Doctor juris civilis, welches Sr. k. Hoh. bekanntlich auch die Hochschule Bonn zugefertigt hat. Trotz des frühern Widerspruchs einiger Journale berichtet auch die Times: „Eine Oper, deren Libretto theilweise, die Musik aber ganz von Prinz Albert herrührt, soll im Coventgarden-Theater in die Scene gesetzt werden, und Hr. Mathews hat deßhalb vor einigen Tagen dem Grafen v. Uxbridge aufgewartet.“ Der Erbprinz Ernst von Sachsen-Coburg macht jetzt eine Besuchstour auf den Landsitzen des dem Hofe befreundeten Adels, zum Theil um das Vergnügen der Jagd zu genießen. Am 18 März war er in Brockett-Hall (Northampton) bei dem Grafen v. Chesterfield, und begab sich von da nach Deene-Park, dem Landsitze des Grafen v. Cardagan. – Ein Blatt will wissen, Prinz Georg von Cambridge (der bekanntlich lange unter den Freiern Victoria's genannt wurde) lehne die Einladungen an den Hof so oft ab, als es nur schicklicherweise geschehen könne. Die torystische Age zeigt in geheimnißvollen Worten an, die plötzliche Erscheinung einer fremden Dame in London habe in hohen Kreisen eine große Sensation erregt. Zugleich macht die Torypresse ihrer Galle gegen den Herzog von Sussex Luft. „Die Minister,“ schreibt der Standard, „haben, wie man uns versichert, sich endlich ein plausibles Mittel ausgedacht, den Herzog von Sussex für seine neuerlichen uneigennützigen Demonstrationen zu ihren Gunsten bei Tabernen-Diners und ähnlichen Gelegenheiten zu belohnen, und so für den Fehlschlag jenes schnöden Versuchs des Hrn. Gillon im Parlament zu entschädigen, in Folge dessen Se. k. Hoh. sich in die Nothwendigkeit versetzt sah, seine Ausgaben in grünem Thee zu beschränken und sofort die Präsidentschaft der königl. Societät der Wissenschaften abzudanken. Das neue Project, scheint es, ist folgendes: die Minister haben Ihrer Maj. empfohlen, zur öffentlichen Anerkennung der privatim geschlossenen Ehe des Herzogs mit der Lady Cecilia Underwood ihre Einwilligung zu geben, um auf diesen Grund hin vom Parlament eine „Dotation“ von circa 6000 Pf. St. für ihn verlangen zu können. Das Plänchen ist klug ersonnen, aber wird es gelingen?“ Die Age meint, die öffentliche Anerkennung dieser geheimen Ehe, wenn sie anders je geschlossen worden, würde eine zweite Verletzung der königlichen Heirathsacte und eine Kränkung für die Kinder des edlen Herzogs aus seiner ersten Ehe mit der Lady Augusta Murray, den Obrist Sir Augustus d'Este und dessen Schwester, seyn.

Als in der Unterhaussitzung am 20 März Lord J. Russell die dritte Lesung seiner Bill zum Schutze der Drucker parlamentarischer Documente beantragte, übergab der Radicale Hr. T. Duncombe eine Petition von Joseph Stockdale aus dem Gefängnisse Newgate, worin er um Gehör an der Schranke des Hauses bat. Lord J. Russell widersetzte sich der Annahme dieser Petition, weil sie eine neue Beleidigung des Parlaments enthalte. Dem Minister schloß sich Sir Robert Peel an, welcher – nach dem Ausdruck des vornehmsten Toryjournals, der Times, „ mit mehr Gewandtheit als Männlichkeit“ – bemerkte, er finde es in der Ordnung, eine in beleidigendem Tone geschriebene Petition zu verwerfen, nicht sowohl im Interesse der Würde des Parlaments, als um den Mißbrauch des Petitionsrechts zu einer Angriffsmaschine zu verhindern. Hr. Hume – den die Times dießmal nicht, wie sonst wohl, den Gänserich von Middlesex oder Kilkenny, sondern den „geraden, einfachen Joseph Hume“ nennt – trat auf Duncombe's Seite; denn, behauptete er, Stockdale verlange nur etwas Gesetzliches, und die Ausdrücke seiner Petition seyen bei der erklärlicherweise gereizten Stimmung des Bittstellers nicht auf der Goldwage der Höflichkeit abzuwägen; die ganze ministerielle Bill aber gehe mit ihrer rückgreifenden Tendenz zu weit. Da Hr. Duncombe die Petition zurückzunehmen verweigerte, kam es zur Abstimmung, und die Annahme derselben wurde mit 196 gegen 25 Stimmen verneint. Sir R. Inglis, der neulich die einschlägigen Petitionen der Journale Times und M. Post überreicht hatte, schlug die Einrückung einer Clausel vor, welche den Eigenthümern aller beim Stempelamt registrirten Zeitungen hinsichtlich des Abdrucks parlamentarischer Actenstücke gesetzlichen

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0705"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 89.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>29 März 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <p>Die kleinern Wochenblätter enthalten, wie gewöhnlich, mancherlei Notizen über den Hof und die fashionable Welt. Am 19 März verlieh die Universität Oxford, unter den üblichen, früher mehrfach beschriebenen Feierlichkeiten, dem Prinzen Albert das Diplom als Doctor juris civilis, welches Sr. k. Hoh. bekanntlich auch die Hochschule Bonn zugefertigt hat. Trotz des frühern Widerspruchs einiger Journale berichtet auch die <hi rendition="#g">Times</hi>: &#x201E;Eine Oper, deren Libretto theilweise, die Musik aber ganz von Prinz Albert herrührt, soll im Coventgarden-Theater in die Scene gesetzt werden, und Hr. Mathews hat deßhalb vor einigen Tagen dem Grafen v. Uxbridge aufgewartet.&#x201C; Der Erbprinz Ernst von Sachsen-Coburg macht jetzt eine Besuchstour auf den Landsitzen des dem Hofe befreundeten Adels, zum Theil um das Vergnügen der Jagd zu genießen. Am 18 März war er in Brockett-Hall (Northampton) bei dem Grafen v. Chesterfield, und begab sich von da nach Deene-Park, dem Landsitze des Grafen v. Cardagan. &#x2013; Ein Blatt will wissen, Prinz Georg von Cambridge (der bekanntlich lange unter den Freiern Victoria's genannt wurde) lehne die Einladungen an den Hof so oft ab, als es nur schicklicherweise geschehen könne. Die torystische <hi rendition="#g">Age</hi> zeigt in geheimnißvollen Worten an, die plötzliche Erscheinung einer fremden Dame in London habe in hohen Kreisen eine große Sensation erregt. Zugleich macht die Torypresse ihrer Galle gegen den Herzog von Sussex Luft. &#x201E;Die Minister,&#x201C; schreibt der <hi rendition="#g">Standard</hi>, &#x201E;haben, wie man uns versichert, sich endlich ein plausibles Mittel ausgedacht, den Herzog von Sussex für seine neuerlichen uneigennützigen Demonstrationen zu ihren Gunsten bei Tabernen-Diners und ähnlichen Gelegenheiten zu belohnen, und so für den Fehlschlag jenes schnöden Versuchs des Hrn. Gillon im Parlament zu entschädigen, in Folge dessen Se. k. Hoh. sich in die Nothwendigkeit versetzt sah, seine Ausgaben in grünem Thee zu beschränken und sofort die Präsidentschaft der königl. Societät der Wissenschaften abzudanken. Das neue Project, scheint es, ist folgendes: die Minister haben Ihrer Maj. empfohlen, zur <hi rendition="#g">öffentlichen Anerkennung</hi> der privatim geschlossenen Ehe des Herzogs mit der Lady Cecilia Underwood ihre Einwilligung zu geben, um auf diesen Grund hin vom Parlament eine &#x201E;Dotation&#x201C; von circa 6000 Pf. St. für ihn verlangen zu können. Das Plänchen ist klug ersonnen, aber wird es gelingen?&#x201C; Die <hi rendition="#g">Age</hi> meint, die öffentliche Anerkennung dieser geheimen Ehe, wenn sie anders je geschlossen worden, würde eine zweite Verletzung der königlichen Heirathsacte und eine Kränkung für die Kinder des edlen Herzogs aus seiner ersten Ehe mit der Lady Augusta Murray, den Obrist Sir Augustus d'Este und dessen Schwester, seyn.</p><lb/>
        <p>Als in der <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> am 20 März Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> die dritte Lesung seiner Bill zum Schutze der Drucker parlamentarischer Documente beantragte, übergab der Radicale Hr. T. <hi rendition="#g">Duncombe</hi> eine Petition von Joseph Stockdale aus dem Gefängnisse Newgate, worin er um Gehör an der Schranke des Hauses bat. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> widersetzte sich der Annahme dieser Petition, weil sie eine neue Beleidigung des Parlaments enthalte. Dem Minister schloß sich Sir Robert <hi rendition="#g">Peel</hi> an, welcher &#x2013; nach dem Ausdruck des vornehmsten Toryjournals, der <hi rendition="#g">Times</hi>, &#x201E; mit mehr Gewandtheit als Männlichkeit&#x201C; &#x2013; bemerkte, er finde es in der Ordnung, eine in beleidigendem Tone geschriebene Petition zu verwerfen, nicht sowohl im Interesse der Würde des Parlaments, als um den Mißbrauch des Petitionsrechts zu einer Angriffsmaschine zu verhindern. Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> &#x2013; den die Times dießmal nicht, wie sonst wohl, den Gänserich von Middlesex oder Kilkenny, sondern den &#x201E;geraden, einfachen Joseph Hume&#x201C; nennt &#x2013; trat auf Duncombe's Seite; denn, behauptete er, Stockdale verlange nur etwas Gesetzliches, und die Ausdrücke seiner Petition seyen bei der erklärlicherweise gereizten Stimmung des Bittstellers nicht auf der Goldwage der Höflichkeit abzuwägen; die ganze ministerielle Bill aber gehe mit ihrer rückgreifenden Tendenz zu weit. Da Hr. <hi rendition="#g">Duncombe</hi> die Petition zurückzunehmen verweigerte, kam es zur Abstimmung, und die Annahme derselben wurde mit 196 gegen 25 Stimmen <hi rendition="#g">verneint</hi>. Sir R. <hi rendition="#g">Inglis</hi>, der neulich die einschlägigen Petitionen der Journale Times und M. Post überreicht hatte, schlug die Einrückung einer Clausel vor, welche den Eigenthümern aller beim Stempelamt registrirten Zeitungen hinsichtlich des Abdrucks parlamentarischer Actenstücke gesetzlichen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0705/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 89. 29 März 1840 Großbritannien. Die kleinern Wochenblätter enthalten, wie gewöhnlich, mancherlei Notizen über den Hof und die fashionable Welt. Am 19 März verlieh die Universität Oxford, unter den üblichen, früher mehrfach beschriebenen Feierlichkeiten, dem Prinzen Albert das Diplom als Doctor juris civilis, welches Sr. k. Hoh. bekanntlich auch die Hochschule Bonn zugefertigt hat. Trotz des frühern Widerspruchs einiger Journale berichtet auch die Times: „Eine Oper, deren Libretto theilweise, die Musik aber ganz von Prinz Albert herrührt, soll im Coventgarden-Theater in die Scene gesetzt werden, und Hr. Mathews hat deßhalb vor einigen Tagen dem Grafen v. Uxbridge aufgewartet.“ Der Erbprinz Ernst von Sachsen-Coburg macht jetzt eine Besuchstour auf den Landsitzen des dem Hofe befreundeten Adels, zum Theil um das Vergnügen der Jagd zu genießen. Am 18 März war er in Brockett-Hall (Northampton) bei dem Grafen v. Chesterfield, und begab sich von da nach Deene-Park, dem Landsitze des Grafen v. Cardagan. – Ein Blatt will wissen, Prinz Georg von Cambridge (der bekanntlich lange unter den Freiern Victoria's genannt wurde) lehne die Einladungen an den Hof so oft ab, als es nur schicklicherweise geschehen könne. Die torystische Age zeigt in geheimnißvollen Worten an, die plötzliche Erscheinung einer fremden Dame in London habe in hohen Kreisen eine große Sensation erregt. Zugleich macht die Torypresse ihrer Galle gegen den Herzog von Sussex Luft. „Die Minister,“ schreibt der Standard, „haben, wie man uns versichert, sich endlich ein plausibles Mittel ausgedacht, den Herzog von Sussex für seine neuerlichen uneigennützigen Demonstrationen zu ihren Gunsten bei Tabernen-Diners und ähnlichen Gelegenheiten zu belohnen, und so für den Fehlschlag jenes schnöden Versuchs des Hrn. Gillon im Parlament zu entschädigen, in Folge dessen Se. k. Hoh. sich in die Nothwendigkeit versetzt sah, seine Ausgaben in grünem Thee zu beschränken und sofort die Präsidentschaft der königl. Societät der Wissenschaften abzudanken. Das neue Project, scheint es, ist folgendes: die Minister haben Ihrer Maj. empfohlen, zur öffentlichen Anerkennung der privatim geschlossenen Ehe des Herzogs mit der Lady Cecilia Underwood ihre Einwilligung zu geben, um auf diesen Grund hin vom Parlament eine „Dotation“ von circa 6000 Pf. St. für ihn verlangen zu können. Das Plänchen ist klug ersonnen, aber wird es gelingen?“ Die Age meint, die öffentliche Anerkennung dieser geheimen Ehe, wenn sie anders je geschlossen worden, würde eine zweite Verletzung der königlichen Heirathsacte und eine Kränkung für die Kinder des edlen Herzogs aus seiner ersten Ehe mit der Lady Augusta Murray, den Obrist Sir Augustus d'Este und dessen Schwester, seyn. Als in der Unterhaussitzung am 20 März Lord J. Russell die dritte Lesung seiner Bill zum Schutze der Drucker parlamentarischer Documente beantragte, übergab der Radicale Hr. T. Duncombe eine Petition von Joseph Stockdale aus dem Gefängnisse Newgate, worin er um Gehör an der Schranke des Hauses bat. Lord J. Russell widersetzte sich der Annahme dieser Petition, weil sie eine neue Beleidigung des Parlaments enthalte. Dem Minister schloß sich Sir Robert Peel an, welcher – nach dem Ausdruck des vornehmsten Toryjournals, der Times, „ mit mehr Gewandtheit als Männlichkeit“ – bemerkte, er finde es in der Ordnung, eine in beleidigendem Tone geschriebene Petition zu verwerfen, nicht sowohl im Interesse der Würde des Parlaments, als um den Mißbrauch des Petitionsrechts zu einer Angriffsmaschine zu verhindern. Hr. Hume – den die Times dießmal nicht, wie sonst wohl, den Gänserich von Middlesex oder Kilkenny, sondern den „geraden, einfachen Joseph Hume“ nennt – trat auf Duncombe's Seite; denn, behauptete er, Stockdale verlange nur etwas Gesetzliches, und die Ausdrücke seiner Petition seyen bei der erklärlicherweise gereizten Stimmung des Bittstellers nicht auf der Goldwage der Höflichkeit abzuwägen; die ganze ministerielle Bill aber gehe mit ihrer rückgreifenden Tendenz zu weit. Da Hr. Duncombe die Petition zurückzunehmen verweigerte, kam es zur Abstimmung, und die Annahme derselben wurde mit 196 gegen 25 Stimmen verneint. Sir R. Inglis, der neulich die einschlägigen Petitionen der Journale Times und M. Post überreicht hatte, schlug die Einrückung einer Clausel vor, welche den Eigenthümern aller beim Stempelamt registrirten Zeitungen hinsichtlich des Abdrucks parlamentarischer Actenstücke gesetzlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_089_18400329
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_089_18400329/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 89. Augsburg, 29. März 1840, S. 0705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_089_18400329/1>, abgerufen am 19.04.2024.