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Allgemeine Zeitung. Nr. 89. Augsburg, 29. März 1840.

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Innern und der Polizei zu erwiedern geruht, daß es fortan dem Hrn. Bischofe Laurent nicht verwehrt seyn soll, seinen Geburtsort zu besuchen und durch die preußischen Staaten zu reisen. Schon aus diesem Act königlicher Gerechtigkeit geht gewiß zur Genüge hervor, auf welche Art die Ausweisung des Hrn. Bischofs von hier bewerkstelligt worden seyn muß. (Fränk. Cour.)

Der Bischof Laurent hat sich in einer directen Beschwerde wegen seiner Ausweisung aus Aachen an den König gewendet, zugleich hat seine hier lebende Stiefmutter ein Gesuch wegen Zurücknahme des etwanigen gegen ihren Sohn erlassenen Befehls sich an das Ministerium gewendet. Die Mutter hat hierauf vorgestern als Antwort ein Schreiben von dem Hrn. Minister des Innern und der Polizei erhalten, worin es heißt: daß das ursprüngliche Verbot nur so zu verstehen, daß dem Hrn. Bischof jeder längere Aufenthalt in einer preußischen Stadt untersagt sey, es stehe ihm jedoch frei, die preußischen Staaten zu bereisen und sich überall so viel als nöthig aufzuhalten. Man versichert daher, daß der Bischof schon im Laufe der nächsten Tage hier eintreffen werde. Er hat sich zuletzt in Brüssel aufgehalten, wo ihm wahrscheinlich auch eine Antwort vom Cabinet selbst auf sein eigenes Schreiben zugekommen seyn wird. Die Theilnahme an diesem Beschluß des Gouvernements ist hier allgemein, und man trägt sich mit den sonderbarsten Auslegungen, die wohl eben so viele Verdrehungen jenes Ministerialschreibens sind, das natürlich nicht Vielen zu Gesicht kommen kann. Jeder Unbefangene wird aber in der Sache selbst einen neuen Beweis sehen, daß dem Hrn. Bischof persönlich nichts zur Last gelegt werden konnte, und daß, wenn man auch wegen seines Aufenthalts in Aachen - gewiß aber auch das mit Unrecht - Besorgnisse gehegt hat, diese doch nicht durch seine Schuld veranlaßt worden sind. Dadurch widerlegen sich die vielerlei Angriffe von selbst. - Vor einigen Tagen ist unser Consistorialrath, Hr. Claessen, zu der von seinem verstorbenen Bruder früher bekleideten Stelle eines Propstes am hiesigen Capitel ernannt worden. Diese Wahl entspricht vollkommen allen Wünschen unserer Stadt, doch ist es noch zweifelhaft, ob derselbe unter den jetzigen Verhältnissen die ihm verliehene Würde annehmen werde.

Beide Berliner Zeitungen (die Voß'sche und die Spener'sche) enthalten heute einen gleichlautenden, aus Leipzig datirten Artikel, in welchem die Polemik, die einerseits die "Leipziger Allg. Zeitung" und andrerseits einige bayerische Blätter (die "Würzburger Zeitung", der "Fränkische Courier" und die "Münchener politische Zeitung") gegen zwei verschiedene deutsche Regierungen geführt, parallelisirt wird, und zwar mit Bezug auf das, was darüber kürzlich in der bayerischen Kammer der Abgeordneten geäußert worden. - Der Director unsrer Kunstakademie, der "alte Schadow", wie er gewöhnlich genannt wird, beabsichtigt zur Feier des Friedrichsjubelfestes, im Vereine mit mehreren hiesigen Künstlern und Gelehrten, ein Jubiläumswerk herauszugeben, welches lauter Originalbildnisse aus der Zeit und nach dem Leben Friedrichs II, durch den Grabstichel treu wiedergegeben, enthalten soll. Eben so sollen gleichzeitige Gedichte von Meisterhand, namentlich des Sängers der Grenadierlieder (Gleims), Ramlers, Lessings u. A. den biographisch-historischen Theil liefern, so daß die Bilder von Pesne, die geschichtlichen Scenen von Chodowiecki und die Darstellungen ähnlicher artistisch berühmten Zeitgenossen in gleichzeitigen Schriftstellern ihren Commentar zu finden hätten. - Major Gumtow, der Geschichtschreiber der Jäger und Schützen der preußischen Armee, hat auf dem Jagdschlosse Grunewald die in den Monat August 1740 fallende Stiftungsurkunde für das Feldjägercorps aufgefunden, so daß zu den Jubelfesten, die Staat und Heer in diesem Jahre zu feiern haben, noch ein neues hinzukommt. - Kürzlich ist zu Stargard, in Pommern, der zuerst in Paris mit gutem Erfolg gemachte Versuch, Menschen, die durch Kohlendampf erstickt (asphyrirt) waren, durch fortgesetztes zwölfstündiges Reiben ins Leben zurückzurufen, wiederholt und gleichfalls mit glücklichem Erfolg gekrönt worden. Zwei Familienväter aus einer Nachbarstadt, die in einem Gasthofe bei zu früh verschlossener Ofenröhre zu Bett gegangen waren, und am nächsten Morgen anscheinend leblos gefunden wurden, sind auf diese Weise durch die Anstrengungen einiger menschenfreundlichen Aerzte ihren Familien zurückgegeben worden. - Wie man vernimmt, hat der bisher auf der Festung von Magdeburg befindliche Caplan Michelis die Erlaubniß erhalten, seinen Aufenthalt in der Stadt Erfurt zu nehmen. - Nicht ohne einige Verwunderung hat man hier durch die Wiener Zeitung erfahren, daß unsre Akademie der Künste dem bekannten Prestigiateur Karl Döbler ihr Diplom übersandt habe. Unstreitig ist es jedoch nicht das Diplom eines Mitgliedes der Akademie - wie es nach der Anzeige der Wiener Zeitung den Anschein hat - sondern das eines sogenannten "akademischen Künstlers", das die Akademie zuweilen an solche Meister verleiht, die sich in der Kunstindustrie auszeichnen. - Den "Börsennachrichten der Ostsee" zufolge steht nächstens den Juden in Breslau eine ganz neue Art von Emancipation bevor, nämlich die - an die Börse zugelassen zu werden. Es ist zwar unglaublich, aber doch wahr, daß in einer der ersten preußischen Handelsstädte eine große Zahl von Bankiers, Kaufleuten und Fabricanten, ihrer Religion halber, an den Vortheilen einer gemeinsamen Handelsbörse nicht Theil nehmen darf. Die Regierung ist dabei ganz unbetheiligt; lediglich einige Commercienräthe in Breslau sollen jene seltsame Art mercantilischer Toleranz aufrecht erhalten haben. Hier in Berlin gehört der von der sehr ansehnlichen Handelscorporation gewählte Präses der Kaufmannsältesten dem mosaischen Glaubensbekenntniß an.

Schweden.

Die Sachen nähern sich hier mit langsamen aber sichern Schritten ihrer Entwickelung, und der neue Ausspruch des Staatsausschusses muß sie herbeiführen. Es handelte sich um die Frage, ob die gewöhnlichen Einnahmen des Staats fort erhoben werden könnten, ohne gemeinsamen Beschluß des Königs und der Stände. Der Entscheid lautete, da die Stände allein das Besteuerungsrecht hätten, so hätten sie auch allein das Recht, über alle Einkünfte des Staats, ordentliche wie außerordentliche, zu bestimmen. Von dem Adel waren es namentlich die Freiherrn v. Sprengtporten, Graf Anckarswärd und C. R. Tersmeden, welche für diesen Entscheid stimmten. Man fühlte, daß nach einem solchen Entscheid der Kampf nicht mehr lange verschoben bleiben könne, und gleich am folgenden Tage wurde im Ritterhaus von Hrn. v. Heyne der Antrag gestellt, der Staatsausschuß solle angegangen werden, seine Vorträge am Ende dieses Monats oder bis zum 6 oder 7 April zu machen. "Er glaube, bemerkte der Redner, der Wunsch sey allgemein, daß dieser Reichstag in der vom Grundgesetz bestimmten Zeit geschlossen werden könne, und er halte dieß für um so nothwendiger, als die Nation unter den wichtigen Vorschlägen zu Veränderungen im Grundgesetz, die man noch auf diesem Reichstag vorgelegt und berathen zu sehen erwarte, auch den über ein häufigeres Zusammentreten der Stände zu finden hoffe, und somit der Beweis nöthig sey, daß die Reichstage kürzer seyn könnten." Man sieht, daß dieß im Wesentlichen auf Hans Janssons Vorschlag über Verkürzung der Reichstage hinausläuft. Die Sache

Innern und der Polizei zu erwiedern geruht, daß es fortan dem Hrn. Bischofe Laurent nicht verwehrt seyn soll, seinen Geburtsort zu besuchen und durch die preußischen Staaten zu reisen. Schon aus diesem Act königlicher Gerechtigkeit geht gewiß zur Genüge hervor, auf welche Art die Ausweisung des Hrn. Bischofs von hier bewerkstelligt worden seyn muß. (Fränk. Cour.)

Der Bischof Laurent hat sich in einer directen Beschwerde wegen seiner Ausweisung aus Aachen an den König gewendet, zugleich hat seine hier lebende Stiefmutter ein Gesuch wegen Zurücknahme des etwanigen gegen ihren Sohn erlassenen Befehls sich an das Ministerium gewendet. Die Mutter hat hierauf vorgestern als Antwort ein Schreiben von dem Hrn. Minister des Innern und der Polizei erhalten, worin es heißt: daß das ursprüngliche Verbot nur so zu verstehen, daß dem Hrn. Bischof jeder längere Aufenthalt in einer preußischen Stadt untersagt sey, es stehe ihm jedoch frei, die preußischen Staaten zu bereisen und sich überall so viel als nöthig aufzuhalten. Man versichert daher, daß der Bischof schon im Laufe der nächsten Tage hier eintreffen werde. Er hat sich zuletzt in Brüssel aufgehalten, wo ihm wahrscheinlich auch eine Antwort vom Cabinet selbst auf sein eigenes Schreiben zugekommen seyn wird. Die Theilnahme an diesem Beschluß des Gouvernements ist hier allgemein, und man trägt sich mit den sonderbarsten Auslegungen, die wohl eben so viele Verdrehungen jenes Ministerialschreibens sind, das natürlich nicht Vielen zu Gesicht kommen kann. Jeder Unbefangene wird aber in der Sache selbst einen neuen Beweis sehen, daß dem Hrn. Bischof persönlich nichts zur Last gelegt werden konnte, und daß, wenn man auch wegen seines Aufenthalts in Aachen – gewiß aber auch das mit Unrecht – Besorgnisse gehegt hat, diese doch nicht durch seine Schuld veranlaßt worden sind. Dadurch widerlegen sich die vielerlei Angriffe von selbst. – Vor einigen Tagen ist unser Consistorialrath, Hr. Claessen, zu der von seinem verstorbenen Bruder früher bekleideten Stelle eines Propstes am hiesigen Capitel ernannt worden. Diese Wahl entspricht vollkommen allen Wünschen unserer Stadt, doch ist es noch zweifelhaft, ob derselbe unter den jetzigen Verhältnissen die ihm verliehene Würde annehmen werde.

Beide Berliner Zeitungen (die Voß'sche und die Spener'sche) enthalten heute einen gleichlautenden, aus Leipzig datirten Artikel, in welchem die Polemik, die einerseits die „Leipziger Allg. Zeitung“ und andrerseits einige bayerische Blätter (die „Würzburger Zeitung“, der „Fränkische Courier“ und die „Münchener politische Zeitung“) gegen zwei verschiedene deutsche Regierungen geführt, parallelisirt wird, und zwar mit Bezug auf das, was darüber kürzlich in der bayerischen Kammer der Abgeordneten geäußert worden. – Der Director unsrer Kunstakademie, der „alte Schadow“, wie er gewöhnlich genannt wird, beabsichtigt zur Feier des Friedrichsjubelfestes, im Vereine mit mehreren hiesigen Künstlern und Gelehrten, ein Jubiläumswerk herauszugeben, welches lauter Originalbildnisse aus der Zeit und nach dem Leben Friedrichs II, durch den Grabstichel treu wiedergegeben, enthalten soll. Eben so sollen gleichzeitige Gedichte von Meisterhand, namentlich des Sängers der Grenadierlieder (Gleims), Ramlers, Lessings u. A. den biographisch-historischen Theil liefern, so daß die Bilder von Pesne, die geschichtlichen Scenen von Chodowiecki und die Darstellungen ähnlicher artistisch berühmten Zeitgenossen in gleichzeitigen Schriftstellern ihren Commentar zu finden hätten. – Major Gumtow, der Geschichtschreiber der Jäger und Schützen der preußischen Armee, hat auf dem Jagdschlosse Grunewald die in den Monat August 1740 fallende Stiftungsurkunde für das Feldjägercorps aufgefunden, so daß zu den Jubelfesten, die Staat und Heer in diesem Jahre zu feiern haben, noch ein neues hinzukommt. – Kürzlich ist zu Stargard, in Pommern, der zuerst in Paris mit gutem Erfolg gemachte Versuch, Menschen, die durch Kohlendampf erstickt (asphyrirt) waren, durch fortgesetztes zwölfstündiges Reiben ins Leben zurückzurufen, wiederholt und gleichfalls mit glücklichem Erfolg gekrönt worden. Zwei Familienväter aus einer Nachbarstadt, die in einem Gasthofe bei zu früh verschlossener Ofenröhre zu Bett gegangen waren, und am nächsten Morgen anscheinend leblos gefunden wurden, sind auf diese Weise durch die Anstrengungen einiger menschenfreundlichen Aerzte ihren Familien zurückgegeben worden. – Wie man vernimmt, hat der bisher auf der Festung von Magdeburg befindliche Caplan Michelis die Erlaubniß erhalten, seinen Aufenthalt in der Stadt Erfurt zu nehmen. – Nicht ohne einige Verwunderung hat man hier durch die Wiener Zeitung erfahren, daß unsre Akademie der Künste dem bekannten Prestigiateur Karl Döbler ihr Diplom übersandt habe. Unstreitig ist es jedoch nicht das Diplom eines Mitgliedes der Akademie – wie es nach der Anzeige der Wiener Zeitung den Anschein hat – sondern das eines sogenannten „akademischen Künstlers“, das die Akademie zuweilen an solche Meister verleiht, die sich in der Kunstindustrie auszeichnen. – Den „Börsennachrichten der Ostsee“ zufolge steht nächstens den Juden in Breslau eine ganz neue Art von Emancipation bevor, nämlich die – an die Börse zugelassen zu werden. Es ist zwar unglaublich, aber doch wahr, daß in einer der ersten preußischen Handelsstädte eine große Zahl von Bankiers, Kaufleuten und Fabricanten, ihrer Religion halber, an den Vortheilen einer gemeinsamen Handelsbörse nicht Theil nehmen darf. Die Regierung ist dabei ganz unbetheiligt; lediglich einige Commercienräthe in Breslau sollen jene seltsame Art mercantilischer Toleranz aufrecht erhalten haben. Hier in Berlin gehört der von der sehr ansehnlichen Handelscorporation gewählte Präses der Kaufmannsältesten dem mosaischen Glaubensbekenntniß an.

Schweden.

Die Sachen nähern sich hier mit langsamen aber sichern Schritten ihrer Entwickelung, und der neue Ausspruch des Staatsausschusses muß sie herbeiführen. Es handelte sich um die Frage, ob die gewöhnlichen Einnahmen des Staats fort erhoben werden könnten, ohne gemeinsamen Beschluß des Königs und der Stände. Der Entscheid lautete, da die Stände allein das Besteuerungsrecht hätten, so hätten sie auch allein das Recht, über alle Einkünfte des Staats, ordentliche wie außerordentliche, zu bestimmen. Von dem Adel waren es namentlich die Freiherrn v. Sprengtporten, Graf Anckarswärd und C. R. Tersmeden, welche für diesen Entscheid stimmten. Man fühlte, daß nach einem solchen Entscheid der Kampf nicht mehr lange verschoben bleiben könne, und gleich am folgenden Tage wurde im Ritterhaus von Hrn. v. Heyne der Antrag gestellt, der Staatsausschuß solle angegangen werden, seine Vorträge am Ende dieses Monats oder bis zum 6 oder 7 April zu machen. „Er glaube, bemerkte der Redner, der Wunsch sey allgemein, daß dieser Reichstag in der vom Grundgesetz bestimmten Zeit geschlossen werden könne, und er halte dieß für um so nothwendiger, als die Nation unter den wichtigen Vorschlägen zu Veränderungen im Grundgesetz, die man noch auf diesem Reichstag vorgelegt und berathen zu sehen erwarte, auch den über ein häufigeres Zusammentreten der Stände zu finden hoffe, und somit der Beweis nöthig sey, daß die Reichstage kürzer seyn könnten.“ Man sieht, daß dieß im Wesentlichen auf Hans Janssons Vorschlag über Verkürzung der Reichstage hinausläuft. Die Sache

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[0711/0007] Innern und der Polizei zu erwiedern geruht, daß es fortan dem Hrn. Bischofe Laurent nicht verwehrt seyn soll, seinen Geburtsort zu besuchen und durch die preußischen Staaten zu reisen. Schon aus diesem Act königlicher Gerechtigkeit geht gewiß zur Genüge hervor, auf welche Art die Ausweisung des Hrn. Bischofs von hier bewerkstelligt worden seyn muß. (Fränk. Cour.) _ Aachen, 23 März. Der Bischof Laurent hat sich in einer directen Beschwerde wegen seiner Ausweisung aus Aachen an den König gewendet, zugleich hat seine hier lebende Stiefmutter ein Gesuch wegen Zurücknahme des etwanigen gegen ihren Sohn erlassenen Befehls sich an das Ministerium gewendet. Die Mutter hat hierauf vorgestern als Antwort ein Schreiben von dem Hrn. Minister des Innern und der Polizei erhalten, worin es heißt: daß das ursprüngliche Verbot nur so zu verstehen, daß dem Hrn. Bischof jeder längere Aufenthalt in einer preußischen Stadt untersagt sey, es stehe ihm jedoch frei, die preußischen Staaten zu bereisen und sich überall so viel als nöthig aufzuhalten. Man versichert daher, daß der Bischof schon im Laufe der nächsten Tage hier eintreffen werde. Er hat sich zuletzt in Brüssel aufgehalten, wo ihm wahrscheinlich auch eine Antwort vom Cabinet selbst auf sein eigenes Schreiben zugekommen seyn wird. Die Theilnahme an diesem Beschluß des Gouvernements ist hier allgemein, und man trägt sich mit den sonderbarsten Auslegungen, die wohl eben so viele Verdrehungen jenes Ministerialschreibens sind, das natürlich nicht Vielen zu Gesicht kommen kann. Jeder Unbefangene wird aber in der Sache selbst einen neuen Beweis sehen, daß dem Hrn. Bischof persönlich nichts zur Last gelegt werden konnte, und daß, wenn man auch wegen seines Aufenthalts in Aachen – gewiß aber auch das mit Unrecht – Besorgnisse gehegt hat, diese doch nicht durch seine Schuld veranlaßt worden sind. Dadurch widerlegen sich die vielerlei Angriffe von selbst. – Vor einigen Tagen ist unser Consistorialrath, Hr. Claessen, zu der von seinem verstorbenen Bruder früher bekleideten Stelle eines Propstes am hiesigen Capitel ernannt worden. Diese Wahl entspricht vollkommen allen Wünschen unserer Stadt, doch ist es noch zweifelhaft, ob derselbe unter den jetzigen Verhältnissen die ihm verliehene Würde annehmen werde. _ Berlin, 23 März. Beide Berliner Zeitungen (die Voß'sche und die Spener'sche) enthalten heute einen gleichlautenden, aus Leipzig datirten Artikel, in welchem die Polemik, die einerseits die „Leipziger Allg. Zeitung“ und andrerseits einige bayerische Blätter (die „Würzburger Zeitung“, der „Fränkische Courier“ und die „Münchener politische Zeitung“) gegen zwei verschiedene deutsche Regierungen geführt, parallelisirt wird, und zwar mit Bezug auf das, was darüber kürzlich in der bayerischen Kammer der Abgeordneten geäußert worden. – Der Director unsrer Kunstakademie, der „alte Schadow“, wie er gewöhnlich genannt wird, beabsichtigt zur Feier des Friedrichsjubelfestes, im Vereine mit mehreren hiesigen Künstlern und Gelehrten, ein Jubiläumswerk herauszugeben, welches lauter Originalbildnisse aus der Zeit und nach dem Leben Friedrichs II, durch den Grabstichel treu wiedergegeben, enthalten soll. Eben so sollen gleichzeitige Gedichte von Meisterhand, namentlich des Sängers der Grenadierlieder (Gleims), Ramlers, Lessings u. A. den biographisch-historischen Theil liefern, so daß die Bilder von Pesne, die geschichtlichen Scenen von Chodowiecki und die Darstellungen ähnlicher artistisch berühmten Zeitgenossen in gleichzeitigen Schriftstellern ihren Commentar zu finden hätten. – Major Gumtow, der Geschichtschreiber der Jäger und Schützen der preußischen Armee, hat auf dem Jagdschlosse Grunewald die in den Monat August 1740 fallende Stiftungsurkunde für das Feldjägercorps aufgefunden, so daß zu den Jubelfesten, die Staat und Heer in diesem Jahre zu feiern haben, noch ein neues hinzukommt. – Kürzlich ist zu Stargard, in Pommern, der zuerst in Paris mit gutem Erfolg gemachte Versuch, Menschen, die durch Kohlendampf erstickt (asphyrirt) waren, durch fortgesetztes zwölfstündiges Reiben ins Leben zurückzurufen, wiederholt und gleichfalls mit glücklichem Erfolg gekrönt worden. Zwei Familienväter aus einer Nachbarstadt, die in einem Gasthofe bei zu früh verschlossener Ofenröhre zu Bett gegangen waren, und am nächsten Morgen anscheinend leblos gefunden wurden, sind auf diese Weise durch die Anstrengungen einiger menschenfreundlichen Aerzte ihren Familien zurückgegeben worden. – Wie man vernimmt, hat der bisher auf der Festung von Magdeburg befindliche Caplan Michelis die Erlaubniß erhalten, seinen Aufenthalt in der Stadt Erfurt zu nehmen. – Nicht ohne einige Verwunderung hat man hier durch die Wiener Zeitung erfahren, daß unsre Akademie der Künste dem bekannten Prestigiateur Karl Döbler ihr Diplom übersandt habe. Unstreitig ist es jedoch nicht das Diplom eines Mitgliedes der Akademie – wie es nach der Anzeige der Wiener Zeitung den Anschein hat – sondern das eines sogenannten „akademischen Künstlers“, das die Akademie zuweilen an solche Meister verleiht, die sich in der Kunstindustrie auszeichnen. – Den „Börsennachrichten der Ostsee“ zufolge steht nächstens den Juden in Breslau eine ganz neue Art von Emancipation bevor, nämlich die – an die Börse zugelassen zu werden. Es ist zwar unglaublich, aber doch wahr, daß in einer der ersten preußischen Handelsstädte eine große Zahl von Bankiers, Kaufleuten und Fabricanten, ihrer Religion halber, an den Vortheilen einer gemeinsamen Handelsbörse nicht Theil nehmen darf. Die Regierung ist dabei ganz unbetheiligt; lediglich einige Commercienräthe in Breslau sollen jene seltsame Art mercantilischer Toleranz aufrecht erhalten haben. Hier in Berlin gehört der von der sehr ansehnlichen Handelscorporation gewählte Präses der Kaufmannsältesten dem mosaischen Glaubensbekenntniß an. Schweden. _ Stockholm, 17 März. Die Sachen nähern sich hier mit langsamen aber sichern Schritten ihrer Entwickelung, und der neue Ausspruch des Staatsausschusses muß sie herbeiführen. Es handelte sich um die Frage, ob die gewöhnlichen Einnahmen des Staats fort erhoben werden könnten, ohne gemeinsamen Beschluß des Königs und der Stände. Der Entscheid lautete, da die Stände allein das Besteuerungsrecht hätten, so hätten sie auch allein das Recht, über alle Einkünfte des Staats, ordentliche wie außerordentliche, zu bestimmen. Von dem Adel waren es namentlich die Freiherrn v. Sprengtporten, Graf Anckarswärd und C. R. Tersmeden, welche für diesen Entscheid stimmten. Man fühlte, daß nach einem solchen Entscheid der Kampf nicht mehr lange verschoben bleiben könne, und gleich am folgenden Tage wurde im Ritterhaus von Hrn. v. Heyne der Antrag gestellt, der Staatsausschuß solle angegangen werden, seine Vorträge am Ende dieses Monats oder bis zum 6 oder 7 April zu machen. „Er glaube, bemerkte der Redner, der Wunsch sey allgemein, daß dieser Reichstag in der vom Grundgesetz bestimmten Zeit geschlossen werden könne, und er halte dieß für um so nothwendiger, als die Nation unter den wichtigen Vorschlägen zu Veränderungen im Grundgesetz, die man noch auf diesem Reichstag vorgelegt und berathen zu sehen erwarte, auch den über ein häufigeres Zusammentreten der Stände zu finden hoffe, und somit der Beweis nöthig sey, daß die Reichstage kürzer seyn könnten.“ Man sieht, daß dieß im Wesentlichen auf Hans Janssons Vorschlag über Verkürzung der Reichstage hinausläuft. Die Sache

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 89. Augsburg, 29. März 1840, S. 0711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_089_18400329/7>, abgerufen am 23.11.2024.