Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840.Gerichts, welches dem Justizminister nachfolgen wird, wie auch für die Expeditionschefs (Unterstaatssecretäre) von sechs der neuen Departemente, so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten. Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen, welche diese Erinnerung veranlaßt haben. Der König ist davon überzeugt, daß die Reichsstände erkennen werden, wie die veränderte Stellung der Personen, welche die erwähnten Aemter bekleiden werden, es nothwendig macht, ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen, daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen, da sie genöthigt sind, ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen." - Morgen wird der außerordentliche Ausschuß, Opinionsnämnd genannt, aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend, zusammentreten, welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen. Rußland. Berlin, 28 März. Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt, theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt, und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht. Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn. Die Ueberreste desselben werden, soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat, in Orenburg zurückerwartet, und erst im September soll, wie es heißt, eine neue Expedition ausgerüstet werden. Oesterreich. Wien, 29 März. Aus Klagenfurt wird gemeldet, daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk, Georg Mayr, am 22 d. gestorben ist. Aus Ungarn ging die Nachricht ein, daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer, General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Spienyi v. Mihaldy, am 20 d. M. zu Miskolcz, und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber, Andreas Frhr. v. Mariassy, zu Kaschau, gestorben sind. Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt. Das gestern allerorts verbreitete Gerücht, der Tonkünstler Liszt sey, in Dresden vom Schlage gerührt, glötzlich gestorben, fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben, da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen. Der russische Hofrath und Consul, Hr. Tscheffkin, dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt, befindet sich seit drei Tagen in Wien. - Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt, daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien, mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien, für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll. - Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee. Serbien. Von der türkischen Gränze, 21 März. Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen. Sein erstes Auftreten zeigt nämlich, trotz des jugendlichen Alters, so viel Kenntniß der Verhältnisse, so viel Tact in Benützung derselben, besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit, daß Jedermann überrascht ist. Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe, Wucsitsch und Petroniewitsch, werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen; ja man versichert sogar, daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution, als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend, ausgesprochen habe. Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben, und die Besorgniß, daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde, zeigt sich sonach ganz ungegründet. Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin, er will selbstständig regieren. So darf es wohl nicht befremden, daß er seinen Oheim, den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem, der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll, bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte, aufs herzlichste umarmte und küßte, während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden. In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge, und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken. - Einen kleinen Beweis, wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung, das heißt der Majorität derselben war, mag der Umstand geben, daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender, der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch, die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten, seine Brüder u. s. w. enthielt, dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist. Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort: "Fürst Michael habe keine Familie." Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte, geht noch aus andern Umständen hervor; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit, sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden, Serbien zu verlassen. - Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung, zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen. So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar, mit dem Bemerken, daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey, während Andere behaupten, daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe. Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen. Gerichts, welches dem Justizminister nachfolgen wird, wie auch für die Expeditionschefs (Unterstaatssecretäre) von sechs der neuen Departemente, so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten. Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen, welche diese Erinnerung veranlaßt haben. Der König ist davon überzeugt, daß die Reichsstände erkennen werden, wie die veränderte Stellung der Personen, welche die erwähnten Aemter bekleiden werden, es nothwendig macht, ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen, daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen, da sie genöthigt sind, ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen.“ – Morgen wird der außerordentliche Ausschuß, Opinionsnämnd genannt, aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend, zusammentreten, welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen. Rußland. Berlin, 28 März. Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt, theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt, und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht. Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn. Die Ueberreste desselben werden, soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat, in Orenburg zurückerwartet, und erst im September soll, wie es heißt, eine neue Expedition ausgerüstet werden. Oesterreich. Wien, 29 März. Aus Klagenfurt wird gemeldet, daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk, Georg Mayr, am 22 d. gestorben ist. Aus Ungarn ging die Nachricht ein, daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer, General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Spienyi v. Miháldy, am 20 d. M. zu Miskólcz, und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber, Andreas Frhr. v. Mariassy, zu Kaschau, gestorben sind. Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt. Das gestern allerorts verbreitete Gerücht, der Tonkünstler Liszt sey, in Dresden vom Schlage gerührt, glötzlich gestorben, fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben, da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen. Der russische Hofrath und Consul, Hr. Tscheffkin, dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt, befindet sich seit drei Tagen in Wien. – Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt, daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien, mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien, für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll. – Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee. Serbien. Von der türkischen Gränze, 21 März. Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen. Sein erstes Auftreten zeigt nämlich, trotz des jugendlichen Alters, so viel Kenntniß der Verhältnisse, so viel Tact in Benützung derselben, besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit, daß Jedermann überrascht ist. Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe, Wucsitsch und Petroniewitsch, werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen; ja man versichert sogar, daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution, als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend, ausgesprochen habe. Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben, und die Besorgniß, daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde, zeigt sich sonach ganz ungegründet. Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin, er will selbstständig regieren. So darf es wohl nicht befremden, daß er seinen Oheim, den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem, der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll, bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte, aufs herzlichste umarmte und küßte, während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden. In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge, und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken. – Einen kleinen Beweis, wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung, das heißt der Majorität derselben war, mag der Umstand geben, daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender, der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch, die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten, seine Brüder u. s. w. enthielt, dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist. Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort: „Fürst Michael habe keine Familie.“ Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte, geht noch aus andern Umständen hervor; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit, sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden, Serbien zu verlassen. – Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung, zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen. So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar, mit dem Bemerken, daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey, während Andere behaupten, daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe. Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0752"/> Gerichts, welches dem Justizminister nachfolgen wird, wie auch für die Expeditionschefs (Unterstaatssecretäre) von sechs der neuen Departemente, so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten. Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen, welche diese Erinnerung veranlaßt haben. Der König ist davon überzeugt, daß die Reichsstände erkennen werden, wie die veränderte Stellung der Personen, welche die erwähnten Aemter bekleiden werden, es nothwendig macht, ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen, daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen, da sie genöthigt sind, ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen.“ – Morgen wird der außerordentliche Ausschuß, <hi rendition="#g">Opinionsnämnd</hi> genannt, aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend, zusammentreten, welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen.</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 28 März.</dateline> <p> Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt, theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt, und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht. Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn. Die Ueberreste desselben werden, soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat, in Orenburg zurückerwartet, und erst im September soll, wie es heißt, eine neue Expedition ausgerüstet werden.</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 29 März.</dateline> <p> Aus Klagenfurt wird gemeldet, daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk, Georg Mayr, am 22 d. gestorben ist. Aus Ungarn ging die Nachricht ein, daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer, General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Spienyi v. Miháldy, am 20 d. M. zu Miskólcz, und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber, Andreas Frhr. v. Mariassy, zu Kaschau, gestorben sind. Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt. Das gestern allerorts verbreitete Gerücht, der Tonkünstler Liszt sey, in Dresden vom Schlage gerührt, glötzlich gestorben, fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben, da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen. Der russische Hofrath und Consul, Hr. Tscheffkin, dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt, befindet sich seit drei Tagen in Wien. – Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt, daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien, mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien, für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll. – Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee.</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Serbien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Von der türkischen Gränze,</hi> 21 März.</dateline> <p> Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen. Sein erstes Auftreten zeigt nämlich, trotz des jugendlichen Alters, so viel Kenntniß der Verhältnisse, so viel Tact in Benützung derselben, besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit, daß Jedermann überrascht ist. Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe, Wucsitsch und Petroniewitsch, werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen; ja man versichert sogar, daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution, als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend, ausgesprochen habe. Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben, und die Besorgniß, daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde, zeigt sich sonach ganz ungegründet. Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin, er will selbstständig regieren. So darf es wohl nicht befremden, daß er seinen Oheim, den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem, der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll, bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte, aufs herzlichste umarmte und küßte, während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden. In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge, und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken. – Einen kleinen Beweis, wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung, das heißt der Majorität derselben war, mag der Umstand geben, daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender, der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch, die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten, seine Brüder u. s. w. enthielt, dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist. Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort: „Fürst Michael habe keine Familie.“ Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte, geht noch aus andern Umständen hervor; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit, sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden, Serbien zu verlassen. – Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung, zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen. So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar, mit dem Bemerken, daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey, während Andere behaupten, daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe. Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0752/0008]
Gerichts, welches dem Justizminister nachfolgen wird, wie auch für die Expeditionschefs (Unterstaatssecretäre) von sechs der neuen Departemente, so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten. Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen, welche diese Erinnerung veranlaßt haben. Der König ist davon überzeugt, daß die Reichsstände erkennen werden, wie die veränderte Stellung der Personen, welche die erwähnten Aemter bekleiden werden, es nothwendig macht, ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen, daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen, da sie genöthigt sind, ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen.“ – Morgen wird der außerordentliche Ausschuß, Opinionsnämnd genannt, aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend, zusammentreten, welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen.
Rußland.
_ Berlin, 28 März. Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt, theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt, und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht. Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn. Die Ueberreste desselben werden, soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat, in Orenburg zurückerwartet, und erst im September soll, wie es heißt, eine neue Expedition ausgerüstet werden.
Oesterreich.
_ Wien, 29 März. Aus Klagenfurt wird gemeldet, daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk, Georg Mayr, am 22 d. gestorben ist. Aus Ungarn ging die Nachricht ein, daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer, General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Spienyi v. Miháldy, am 20 d. M. zu Miskólcz, und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber, Andreas Frhr. v. Mariassy, zu Kaschau, gestorben sind. Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt. Das gestern allerorts verbreitete Gerücht, der Tonkünstler Liszt sey, in Dresden vom Schlage gerührt, glötzlich gestorben, fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben, da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen. Der russische Hofrath und Consul, Hr. Tscheffkin, dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt, befindet sich seit drei Tagen in Wien. – Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt, daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien, mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien, für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll. – Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee.
Serbien.
_ Von der türkischen Gränze, 21 März. Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen. Sein erstes Auftreten zeigt nämlich, trotz des jugendlichen Alters, so viel Kenntniß der Verhältnisse, so viel Tact in Benützung derselben, besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit, daß Jedermann überrascht ist. Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe, Wucsitsch und Petroniewitsch, werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen; ja man versichert sogar, daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution, als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend, ausgesprochen habe. Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben, und die Besorgniß, daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde, zeigt sich sonach ganz ungegründet. Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin, er will selbstständig regieren. So darf es wohl nicht befremden, daß er seinen Oheim, den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem, der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll, bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte, aufs herzlichste umarmte und küßte, während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden. In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge, und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken. – Einen kleinen Beweis, wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung, das heißt der Majorität derselben war, mag der Umstand geben, daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender, der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch, die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten, seine Brüder u. s. w. enthielt, dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist. Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort: „Fürst Michael habe keine Familie.“ Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte, geht noch aus andern Umständen hervor; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit, sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden, Serbien zu verlassen. – Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung, zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen. So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar, mit dem Bemerken, daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey, während Andere behaupten, daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe. Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen.
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