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Allgemeine Zeitung. Nr. 97. Augsburg, 6. April 1840.

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als die Erinnerung an die Jahre 1814 und 1815 und die Ueberzeugung, daß man die deutschen Heere stärker und gerüsteter finden würde, als sie fünfzehn Jahre früher Frankreich mit seinem Gold beladen verließen, oder was hat vor kurzem die belgische Frage zur Entscheidung gebracht? Etwa die Tribune von Paris, um welche dort das Publicum, wie Hr. Marmier weiß, sich empört? Diese blies zum Kriege, und ihre Trompeten hallten in Brüssel wieder. Was also war es denn, das die aufbrausenden Gemüther der Belgier von den aus Paris geschleuderten "Ideen" abwendete, und trotz der Aufmunterungen von der Seine her bestimmte, sich dem Protokoll von London zu unterwerfen, um gegen das Interesse von Frankreich Deutschland durch Zurückgabe von Luxemburg eine Gränze zu überlassen, die zu seiner Sicherheit ihm unentbehrlich war? Während man in Paris und Brüssel sich in den Debatten abmühte, hatte Preußen in seinen Rheinprovinzen drei Armeecorps zusammengezogen, auf den Kriegsfuß gesetzt, und war gerüstet, den Tractat durch die Gewalt der Waffen zu vollziehen. Die Belgier wußten das, unterwarfen sich, und die Franzosen ließen es geschehen. Vor solchen Thatsachen sollte man an der Seine den Ton etwas ermäßigen, und wenigstens aus dem Erfolg ahnen lernen, daß man bei den Nachbarn in Bezug auf öffentliche Dinge noch etwas Anderes gethan hat, als Flugschriften und schwerfällige Tractate über die Kriege von 1814 und 15 schreiben, daß man in dieser wichtigsten Richtung der öffentlichen Thätigkeit nichts versäumt, daß man gehandelt, die Zukunft vorbereitet hat und bereit ist, ihr gemäß zu thun, was von der Sicherheit und der Würde des Ganzen begehrt wird.

(Beschluß folgt.)

Das Briefpostwesen, zunächst in Frankreich.

Man hatte vor einem Jahre gehofft, daß die Administration der Posten dem Beispiel von England folgen würde, um so mehr als sich einer der Directoren in einer öffentlichen Schrift lebhaft dafür ausgesprochen hatte. Aber seitdem ist Alles wieder eingeschlafen, und der alte fiscale Geist regiert mehr und mehr, obgleich die Post durch eine kürzlich gemachte Erfahrung hätte lernen können, daß er nicht immer zu seinem Zweck führt. Die Bedingungen, welche die französische Post der englischen für den Transit ihres indischen Felleisens gemacht hatte, waren so hart, daß diese sich entschlossen hat, den Weg über Frankreich ganz zu verlassen. Der Kriegsminister hatte schon vor einiger Zeit befohlen, daß die militärischen Depeschen von und nach Indien über Malta und Falmouth gehen müßten; eben jetzt baut die Post große Dampfboote, welche von Southampton nach Alexandria gehen, und nur in Gibraltar und Malta einige Stunden anlegen werden. Man baut dazu in Southampton Docks, und da die Eisenbahn von London dahin im Junius im Gang seyn wird, so können die Briefe wenige Stunden nach ihrer Abgabe in London auf dem hohen Meere seyn. Man hofft, wo nicht an Zeit zu gewinnen, doch keine in Vergleichung mit dem Weg über Marseille zu verlieren, und die 60 - 65,000 Pf. St., welche man bisher den französischen Posten für den Transit bezahlt hatte, werden für die Zunahme der Kosten reichlich entschädigen, indem die bisherigen kleinen Dampfboote von Falmouth nach Cadiz und Gibraltar eingehen werden. Das Wenigste, was man hier von der Herabsetzung des Porto's in England gehofft hatte, war, daß die Briefe von hier nach England verhältnißmäßig herabgesetzt werden, aber die englische Post verlangt, und nicht unbilligerweise, daß Frankreich seinerseits den Theil des Tarifs, den es dabei erhebt, herabsetze. Die englische Post hat erklärt, daß sie bis auf zwei Sous für jeden Brief herabzusetzen bereit sey, kurz so weit als die französische es ihrerseits thun wolle; allein diese hat sich geweigert, so daß jeder Brief hin wie her 2 Fr. kostet, und da die Taxis'schen Posten sich begnügt haben, sich dem französischen Tarif anzuschließen, so leidet Süddeutschland in seinen Verbindungen mit England gerade eben so darunter, wie Frankreich. Nichts kann eine bessere Idee davon geben, wie wenig man hier noch diese große Frage kennt, und wie weit der Geist der Routine der Bureaux noch jede Hoffnung auf Verbesserung erstickt, als die Debatte in der Pairskammer, in welcher der Finanzminister auf eine Bitte des Handels in Brest, die Posten herabzusetzen, antwortete, daß der Versuch der Pennypost in England mißlungen sey, daß das Deficit vom letzten Jahr in der englischen Post 25,000,000 Fr. betragen habe, und im laufenden Jahre wohl 40 Millionen erreichen werde, weil sich das Publicum im letzten Jahre mit Poststempeln versehen habe, also gegenwärtig weniger davon kaufe. Er hat also nicht gewußt, daß die Pennypost erst den 10 Jan. d. J. eingeführt wurde, also im letzten kein Deficit geben konnte, daß sie in zwei Monaten die Zahl der Briefe mehr als verdoppelt hat, und daß auf den heutigen Tag die Stempel der Post noch nicht fertig sind, und im Gegentheil die Nothwendigkeit, sich damit zu versehen, die Revenuen der englischen Post im laufenden Jahre sehr erhöhen muß! Die Wahrheit wird sich freilich am Ende auch sogar unter den Commis der Finanzadministration Bahn machen, aber es ist auf keine Weise rühmlich für die Finanzverwaltungen von Europa, daß nach fünfundzwanzigjährigem Frieden sich nur Ein Staat gefunden hat, der es wagt, eine Herabsetzung der uncivilisirtesten aller Steuern, der auf Communicationen auf Geschäfts- und Gedankenverkehr, zu unternehmen. Es gibt keinen Fabricanten und keinen Krämer mehr, welcher die Macht der Wohlfeilheit nicht kennte; nur Finanzminister scheinen nie von etwas dieser Art gehört zu haben. Es ist Grund zu hoffen, daß das Beispiel von England beweise, daß man auch pecuniär nicht dabei verliere, und die Zeit wird kommen, wo man das jetzige Postwesen etwa in der Art ansehen wird, wie das Abschreiben der Bücher vor der Erfindung der Buchdruckerei, nur mit dem Unterschied, daß bei den Posten keine neue Erfindung oder Einrichtung nöthig ist, sondern nur der Muth, das Bestehende mit dem Risico eines momentanen Verlustes allgemein anwendbar zu machen. Ich finde in Niebuhrs Briefen an Savigny eine Stelle, die ich mich nicht enthalten kann, abzuschreiben: "Unsre Regierungen müssen uns eine große Meinung von der Wichtigkeit unsrer Gedanken und Aeußerungen zutrauen, indem sie auf die einzelnen Briefe einen Preis setzen, wie ihn manche kleine Schrift nicht hat. Ich bin nichts weniger als knickerig, aber ich schriebe drei- oder viermal mehr Briefe, wenn das hohe Porto nicht wäre." Die hiesige Post rühmt sich, daß ihr Felleisen für die Straße von Marseille täglich 3000 Briefe enthalte, allein diese vertheilen sich auf 272 Poststationen und begreifen die ganze Correspondenz mit Algier und der Levante, und ein einziges Datum dieser Art wäre hinreichend, die gegenwärtige Brieftaxe zu verurtheilen. Ein anderer großer Mißbrauch ist die Art, wie die Postverträge mit fremden Staaten abgeschlossen werden, deren Resultat immer ist, daß die Briefe mehr kosten, als das inländische Porto der beiden Distancen kosten würde, z. B. ein Brief nach Calais kostet 12 Sous, wenn er aber nach London bestimmt ist, nimmt die französische Post 20 Sous; so ist's mit Briefen nach Deutschland und Italien. Die Ständeversammlungen sollten überall verlangen, daß die Postverträge gedruckt werden, damit die Oeffentlichkeit

als die Erinnerung an die Jahre 1814 und 1815 und die Ueberzeugung, daß man die deutschen Heere stärker und gerüsteter finden würde, als sie fünfzehn Jahre früher Frankreich mit seinem Gold beladen verließen, oder was hat vor kurzem die belgische Frage zur Entscheidung gebracht? Etwa die Tribune von Paris, um welche dort das Publicum, wie Hr. Marmier weiß, sich empört? Diese blies zum Kriege, und ihre Trompeten hallten in Brüssel wieder. Was also war es denn, das die aufbrausenden Gemüther der Belgier von den aus Paris geschleuderten „Ideen“ abwendete, und trotz der Aufmunterungen von der Seine her bestimmte, sich dem Protokoll von London zu unterwerfen, um gegen das Interesse von Frankreich Deutschland durch Zurückgabe von Luxemburg eine Gränze zu überlassen, die zu seiner Sicherheit ihm unentbehrlich war? Während man in Paris und Brüssel sich in den Debatten abmühte, hatte Preußen in seinen Rheinprovinzen drei Armeecorps zusammengezogen, auf den Kriegsfuß gesetzt, und war gerüstet, den Tractat durch die Gewalt der Waffen zu vollziehen. Die Belgier wußten das, unterwarfen sich, und die Franzosen ließen es geschehen. Vor solchen Thatsachen sollte man an der Seine den Ton etwas ermäßigen, und wenigstens aus dem Erfolg ahnen lernen, daß man bei den Nachbarn in Bezug auf öffentliche Dinge noch etwas Anderes gethan hat, als Flugschriften und schwerfällige Tractate über die Kriege von 1814 und 15 schreiben, daß man in dieser wichtigsten Richtung der öffentlichen Thätigkeit nichts versäumt, daß man gehandelt, die Zukunft vorbereitet hat und bereit ist, ihr gemäß zu thun, was von der Sicherheit und der Würde des Ganzen begehrt wird.

(Beschluß folgt.)

Das Briefpostwesen, zunächst in Frankreich.

Man hatte vor einem Jahre gehofft, daß die Administration der Posten dem Beispiel von England folgen würde, um so mehr als sich einer der Directoren in einer öffentlichen Schrift lebhaft dafür ausgesprochen hatte. Aber seitdem ist Alles wieder eingeschlafen, und der alte fiscale Geist regiert mehr und mehr, obgleich die Post durch eine kürzlich gemachte Erfahrung hätte lernen können, daß er nicht immer zu seinem Zweck führt. Die Bedingungen, welche die französische Post der englischen für den Transit ihres indischen Felleisens gemacht hatte, waren so hart, daß diese sich entschlossen hat, den Weg über Frankreich ganz zu verlassen. Der Kriegsminister hatte schon vor einiger Zeit befohlen, daß die militärischen Depeschen von und nach Indien über Malta und Falmouth gehen müßten; eben jetzt baut die Post große Dampfboote, welche von Southampton nach Alexandria gehen, und nur in Gibraltar und Malta einige Stunden anlegen werden. Man baut dazu in Southampton Docks, und da die Eisenbahn von London dahin im Junius im Gang seyn wird, so können die Briefe wenige Stunden nach ihrer Abgabe in London auf dem hohen Meere seyn. Man hofft, wo nicht an Zeit zu gewinnen, doch keine in Vergleichung mit dem Weg über Marseille zu verlieren, und die 60 - 65,000 Pf. St., welche man bisher den französischen Posten für den Transit bezahlt hatte, werden für die Zunahme der Kosten reichlich entschädigen, indem die bisherigen kleinen Dampfboote von Falmouth nach Cadiz und Gibraltar eingehen werden. Das Wenigste, was man hier von der Herabsetzung des Porto's in England gehofft hatte, war, daß die Briefe von hier nach England verhältnißmäßig herabgesetzt werden, aber die englische Post verlangt, und nicht unbilligerweise, daß Frankreich seinerseits den Theil des Tarifs, den es dabei erhebt, herabsetze. Die englische Post hat erklärt, daß sie bis auf zwei Sous für jeden Brief herabzusetzen bereit sey, kurz so weit als die französische es ihrerseits thun wolle; allein diese hat sich geweigert, so daß jeder Brief hin wie her 2 Fr. kostet, und da die Taxis'schen Posten sich begnügt haben, sich dem französischen Tarif anzuschließen, so leidet Süddeutschland in seinen Verbindungen mit England gerade eben so darunter, wie Frankreich. Nichts kann eine bessere Idee davon geben, wie wenig man hier noch diese große Frage kennt, und wie weit der Geist der Routine der Bureaux noch jede Hoffnung auf Verbesserung erstickt, als die Debatte in der Pairskammer, in welcher der Finanzminister auf eine Bitte des Handels in Brest, die Posten herabzusetzen, antwortete, daß der Versuch der Pennypost in England mißlungen sey, daß das Deficit vom letzten Jahr in der englischen Post 25,000,000 Fr. betragen habe, und im laufenden Jahre wohl 40 Millionen erreichen werde, weil sich das Publicum im letzten Jahre mit Poststempeln versehen habe, also gegenwärtig weniger davon kaufe. Er hat also nicht gewußt, daß die Pennypost erst den 10 Jan. d. J. eingeführt wurde, also im letzten kein Deficit geben konnte, daß sie in zwei Monaten die Zahl der Briefe mehr als verdoppelt hat, und daß auf den heutigen Tag die Stempel der Post noch nicht fertig sind, und im Gegentheil die Nothwendigkeit, sich damit zu versehen, die Revenuen der englischen Post im laufenden Jahre sehr erhöhen muß! Die Wahrheit wird sich freilich am Ende auch sogar unter den Commis der Finanzadministration Bahn machen, aber es ist auf keine Weise rühmlich für die Finanzverwaltungen von Europa, daß nach fünfundzwanzigjährigem Frieden sich nur Ein Staat gefunden hat, der es wagt, eine Herabsetzung der uncivilisirtesten aller Steuern, der auf Communicationen auf Geschäfts- und Gedankenverkehr, zu unternehmen. Es gibt keinen Fabricanten und keinen Krämer mehr, welcher die Macht der Wohlfeilheit nicht kennte; nur Finanzminister scheinen nie von etwas dieser Art gehört zu haben. Es ist Grund zu hoffen, daß das Beispiel von England beweise, daß man auch pecuniär nicht dabei verliere, und die Zeit wird kommen, wo man das jetzige Postwesen etwa in der Art ansehen wird, wie das Abschreiben der Bücher vor der Erfindung der Buchdruckerei, nur mit dem Unterschied, daß bei den Posten keine neue Erfindung oder Einrichtung nöthig ist, sondern nur der Muth, das Bestehende mit dem Risico eines momentanen Verlustes allgemein anwendbar zu machen. Ich finde in Niebuhrs Briefen an Savigny eine Stelle, die ich mich nicht enthalten kann, abzuschreiben: „Unsre Regierungen müssen uns eine große Meinung von der Wichtigkeit unsrer Gedanken und Aeußerungen zutrauen, indem sie auf die einzelnen Briefe einen Preis setzen, wie ihn manche kleine Schrift nicht hat. Ich bin nichts weniger als knickerig, aber ich schriebe drei- oder viermal mehr Briefe, wenn das hohe Porto nicht wäre.“ Die hiesige Post rühmt sich, daß ihr Felleisen für die Straße von Marseille täglich 3000 Briefe enthalte, allein diese vertheilen sich auf 272 Poststationen und begreifen die ganze Correspondenz mit Algier und der Levante, und ein einziges Datum dieser Art wäre hinreichend, die gegenwärtige Brieftaxe zu verurtheilen. Ein anderer großer Mißbrauch ist die Art, wie die Postverträge mit fremden Staaten abgeschlossen werden, deren Resultat immer ist, daß die Briefe mehr kosten, als das inländische Porto der beiden Distancen kosten würde, z. B. ein Brief nach Calais kostet 12 Sous, wenn er aber nach London bestimmt ist, nimmt die französische Post 20 Sous; so ist's mit Briefen nach Deutschland und Italien. Die Ständeversammlungen sollten überall verlangen, daß die Postverträge gedruckt werden, damit die Oeffentlichkeit

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Man baut dazu in Southampton Docks, und da die Eisenbahn von London dahin im Junius im Gang seyn wird, so können die Briefe wenige Stunden nach ihrer Abgabe in London auf dem hohen Meere seyn. Man hofft, wo nicht an Zeit zu gewinnen, doch keine in Vergleichung mit dem Weg über Marseille zu verlieren, und die 60 - 65,000 Pf. St., welche man bisher den französischen Posten für den Transit bezahlt hatte, werden für die Zunahme der Kosten reichlich entschädigen, indem die bisherigen kleinen Dampfboote von Falmouth nach Cadiz und Gibraltar eingehen werden. Das Wenigste, was man hier von der Herabsetzung des Porto's in England gehofft hatte, war, daß die Briefe von hier nach England verhältnißmäßig herabgesetzt werden, aber die englische Post verlangt, und nicht unbilligerweise, daß Frankreich seinerseits den Theil des Tarifs, den es dabei erhebt, herabsetze. Die englische Post hat erklärt, daß sie bis auf zwei Sous für jeden Brief herabzusetzen bereit sey, kurz so weit als die französische es ihrerseits thun wolle; allein diese hat sich geweigert, so daß jeder Brief hin wie her 2 Fr. kostet, und da die Taxis'schen Posten sich begnügt haben, sich dem französischen Tarif anzuschließen, so leidet Süddeutschland in seinen Verbindungen mit England gerade eben so darunter, wie Frankreich. Nichts kann eine bessere Idee davon geben, wie wenig man hier noch diese große Frage kennt, und wie weit der Geist der Routine der Bureaux noch jede Hoffnung auf Verbesserung erstickt, als die Debatte in der Pairskammer, in welcher der Finanzminister auf eine Bitte des Handels in Brest, die Posten herabzusetzen, antwortete, daß der Versuch der Pennypost in England mißlungen sey, daß das Deficit vom letzten Jahr in der englischen Post 25,000,000 Fr. betragen habe, und im laufenden Jahre wohl 40 Millionen erreichen werde, weil sich das Publicum im letzten Jahre mit Poststempeln versehen habe, also gegenwärtig weniger davon kaufe. Er hat also nicht gewußt, daß die Pennypost erst den 10 Jan. d. J. eingeführt wurde, also im letzten kein Deficit geben konnte, daß sie in zwei Monaten die Zahl der Briefe mehr als verdoppelt hat, und daß auf den heutigen Tag die Stempel der Post noch nicht fertig sind, und im Gegentheil die Nothwendigkeit, sich damit zu versehen, die Revenuen der englischen Post im laufenden Jahre sehr erhöhen muß! Die Wahrheit wird sich freilich am Ende auch sogar unter den Commis der Finanzadministration Bahn machen, aber es ist auf keine Weise rühmlich für die Finanzverwaltungen von Europa, daß nach fünfundzwanzigjährigem Frieden sich nur Ein Staat gefunden hat, der es wagt, eine Herabsetzung der uncivilisirtesten aller Steuern, der auf Communicationen auf Geschäfts- und Gedankenverkehr, zu unternehmen. Es gibt keinen Fabricanten und keinen Krämer mehr, welcher die Macht der Wohlfeilheit nicht kennte; nur Finanzminister scheinen nie von etwas dieser Art gehört zu haben. Es ist Grund zu hoffen, daß das Beispiel von England beweise, daß man auch pecuniär nicht dabei verliere, und die Zeit wird kommen, wo man das jetzige Postwesen etwa in der Art ansehen wird, wie das Abschreiben der Bücher vor der Erfindung der Buchdruckerei, nur mit dem Unterschied, daß bei den Posten keine neue Erfindung oder Einrichtung nöthig ist, sondern nur der Muth, das Bestehende mit dem Risico eines momentanen Verlustes allgemein anwendbar zu machen. Ich finde in Niebuhrs Briefen an Savigny eine Stelle, die ich mich nicht enthalten kann, abzuschreiben: &#x201E;Unsre Regierungen müssen uns eine große Meinung von der Wichtigkeit unsrer Gedanken und Aeußerungen zutrauen, indem sie auf die einzelnen Briefe einen Preis setzen, wie ihn manche kleine Schrift nicht hat. Ich bin nichts weniger als knickerig, aber ich schriebe drei- oder viermal mehr Briefe, wenn das hohe Porto nicht wäre.&#x201C; Die hiesige Post rühmt sich, daß ihr Felleisen für die Straße von Marseille täglich 3000 Briefe enthalte, allein diese vertheilen sich auf 272 Poststationen und begreifen die ganze Correspondenz mit Algier und der Levante, und ein einziges Datum dieser Art wäre hinreichend, die gegenwärtige Brieftaxe zu verurtheilen. Ein anderer großer Mißbrauch ist die Art, wie die Postverträge mit fremden Staaten abgeschlossen werden, deren Resultat immer ist, daß die Briefe mehr kosten, als das inländische Porto der beiden Distancen kosten würde, z. B. ein Brief nach Calais kostet 12 Sous, wenn er aber nach London bestimmt ist, nimmt die französische Post 20 Sous; so ist's mit Briefen nach Deutschland und Italien. Die Ständeversammlungen sollten überall verlangen, daß die Postverträge gedruckt werden, damit die Oeffentlichkeit<lb/></p>
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[0771/0011] als die Erinnerung an die Jahre 1814 und 1815 und die Ueberzeugung, daß man die deutschen Heere stärker und gerüsteter finden würde, als sie fünfzehn Jahre früher Frankreich mit seinem Gold beladen verließen, oder was hat vor kurzem die belgische Frage zur Entscheidung gebracht? Etwa die Tribune von Paris, um welche dort das Publicum, wie Hr. Marmier weiß, sich empört? Diese blies zum Kriege, und ihre Trompeten hallten in Brüssel wieder. Was also war es denn, das die aufbrausenden Gemüther der Belgier von den aus Paris geschleuderten „Ideen“ abwendete, und trotz der Aufmunterungen von der Seine her bestimmte, sich dem Protokoll von London zu unterwerfen, um gegen das Interesse von Frankreich Deutschland durch Zurückgabe von Luxemburg eine Gränze zu überlassen, die zu seiner Sicherheit ihm unentbehrlich war? Während man in Paris und Brüssel sich in den Debatten abmühte, hatte Preußen in seinen Rheinprovinzen drei Armeecorps zusammengezogen, auf den Kriegsfuß gesetzt, und war gerüstet, den Tractat durch die Gewalt der Waffen zu vollziehen. Die Belgier wußten das, unterwarfen sich, und die Franzosen ließen es geschehen. Vor solchen Thatsachen sollte man an der Seine den Ton etwas ermäßigen, und wenigstens aus dem Erfolg ahnen lernen, daß man bei den Nachbarn in Bezug auf öffentliche Dinge noch etwas Anderes gethan hat, als Flugschriften und schwerfällige Tractate über die Kriege von 1814 und 15 schreiben, daß man in dieser wichtigsten Richtung der öffentlichen Thätigkeit nichts versäumt, daß man gehandelt, die Zukunft vorbereitet hat und bereit ist, ihr gemäß zu thun, was von der Sicherheit und der Würde des Ganzen begehrt wird. (Beschluß folgt.) Das Briefpostwesen, zunächst in Frankreich. _ Paris, 30 März. Man hatte vor einem Jahre gehofft, daß die Administration der Posten dem Beispiel von England folgen würde, um so mehr als sich einer der Directoren in einer öffentlichen Schrift lebhaft dafür ausgesprochen hatte. Aber seitdem ist Alles wieder eingeschlafen, und der alte fiscale Geist regiert mehr und mehr, obgleich die Post durch eine kürzlich gemachte Erfahrung hätte lernen können, daß er nicht immer zu seinem Zweck führt. Die Bedingungen, welche die französische Post der englischen für den Transit ihres indischen Felleisens gemacht hatte, waren so hart, daß diese sich entschlossen hat, den Weg über Frankreich ganz zu verlassen. Der Kriegsminister hatte schon vor einiger Zeit befohlen, daß die militärischen Depeschen von und nach Indien über Malta und Falmouth gehen müßten; eben jetzt baut die Post große Dampfboote, welche von Southampton nach Alexandria gehen, und nur in Gibraltar und Malta einige Stunden anlegen werden. Man baut dazu in Southampton Docks, und da die Eisenbahn von London dahin im Junius im Gang seyn wird, so können die Briefe wenige Stunden nach ihrer Abgabe in London auf dem hohen Meere seyn. Man hofft, wo nicht an Zeit zu gewinnen, doch keine in Vergleichung mit dem Weg über Marseille zu verlieren, und die 60 - 65,000 Pf. St., welche man bisher den französischen Posten für den Transit bezahlt hatte, werden für die Zunahme der Kosten reichlich entschädigen, indem die bisherigen kleinen Dampfboote von Falmouth nach Cadiz und Gibraltar eingehen werden. Das Wenigste, was man hier von der Herabsetzung des Porto's in England gehofft hatte, war, daß die Briefe von hier nach England verhältnißmäßig herabgesetzt werden, aber die englische Post verlangt, und nicht unbilligerweise, daß Frankreich seinerseits den Theil des Tarifs, den es dabei erhebt, herabsetze. Die englische Post hat erklärt, daß sie bis auf zwei Sous für jeden Brief herabzusetzen bereit sey, kurz so weit als die französische es ihrerseits thun wolle; allein diese hat sich geweigert, so daß jeder Brief hin wie her 2 Fr. kostet, und da die Taxis'schen Posten sich begnügt haben, sich dem französischen Tarif anzuschließen, so leidet Süddeutschland in seinen Verbindungen mit England gerade eben so darunter, wie Frankreich. Nichts kann eine bessere Idee davon geben, wie wenig man hier noch diese große Frage kennt, und wie weit der Geist der Routine der Bureaux noch jede Hoffnung auf Verbesserung erstickt, als die Debatte in der Pairskammer, in welcher der Finanzminister auf eine Bitte des Handels in Brest, die Posten herabzusetzen, antwortete, daß der Versuch der Pennypost in England mißlungen sey, daß das Deficit vom letzten Jahr in der englischen Post 25,000,000 Fr. betragen habe, und im laufenden Jahre wohl 40 Millionen erreichen werde, weil sich das Publicum im letzten Jahre mit Poststempeln versehen habe, also gegenwärtig weniger davon kaufe. Er hat also nicht gewußt, daß die Pennypost erst den 10 Jan. d. J. eingeführt wurde, also im letzten kein Deficit geben konnte, daß sie in zwei Monaten die Zahl der Briefe mehr als verdoppelt hat, und daß auf den heutigen Tag die Stempel der Post noch nicht fertig sind, und im Gegentheil die Nothwendigkeit, sich damit zu versehen, die Revenuen der englischen Post im laufenden Jahre sehr erhöhen muß! Die Wahrheit wird sich freilich am Ende auch sogar unter den Commis der Finanzadministration Bahn machen, aber es ist auf keine Weise rühmlich für die Finanzverwaltungen von Europa, daß nach fünfundzwanzigjährigem Frieden sich nur Ein Staat gefunden hat, der es wagt, eine Herabsetzung der uncivilisirtesten aller Steuern, der auf Communicationen auf Geschäfts- und Gedankenverkehr, zu unternehmen. Es gibt keinen Fabricanten und keinen Krämer mehr, welcher die Macht der Wohlfeilheit nicht kennte; nur Finanzminister scheinen nie von etwas dieser Art gehört zu haben. Es ist Grund zu hoffen, daß das Beispiel von England beweise, daß man auch pecuniär nicht dabei verliere, und die Zeit wird kommen, wo man das jetzige Postwesen etwa in der Art ansehen wird, wie das Abschreiben der Bücher vor der Erfindung der Buchdruckerei, nur mit dem Unterschied, daß bei den Posten keine neue Erfindung oder Einrichtung nöthig ist, sondern nur der Muth, das Bestehende mit dem Risico eines momentanen Verlustes allgemein anwendbar zu machen. Ich finde in Niebuhrs Briefen an Savigny eine Stelle, die ich mich nicht enthalten kann, abzuschreiben: „Unsre Regierungen müssen uns eine große Meinung von der Wichtigkeit unsrer Gedanken und Aeußerungen zutrauen, indem sie auf die einzelnen Briefe einen Preis setzen, wie ihn manche kleine Schrift nicht hat. Ich bin nichts weniger als knickerig, aber ich schriebe drei- oder viermal mehr Briefe, wenn das hohe Porto nicht wäre.“ Die hiesige Post rühmt sich, daß ihr Felleisen für die Straße von Marseille täglich 3000 Briefe enthalte, allein diese vertheilen sich auf 272 Poststationen und begreifen die ganze Correspondenz mit Algier und der Levante, und ein einziges Datum dieser Art wäre hinreichend, die gegenwärtige Brieftaxe zu verurtheilen. Ein anderer großer Mißbrauch ist die Art, wie die Postverträge mit fremden Staaten abgeschlossen werden, deren Resultat immer ist, daß die Briefe mehr kosten, als das inländische Porto der beiden Distancen kosten würde, z. B. ein Brief nach Calais kostet 12 Sous, wenn er aber nach London bestimmt ist, nimmt die französische Post 20 Sous; so ist's mit Briefen nach Deutschland und Italien. Die Ständeversammlungen sollten überall verlangen, daß die Postverträge gedruckt werden, damit die Oeffentlichkeit

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 97. Augsburg, 6. April 1840, S. 0771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_097_18400406/11>, abgerufen am 21.11.2024.