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Allgemeine Zeitung. Nr. 98. Augsburg, 7. April 1840.

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aufgefordert, die Angelegenheiten Aegyptens ohne die Intervention der Christen zu schlichten und auf eine freundschaftliche Art in Ordnung zu bringen. "Ich habe, sagt der Vicekönig, Dir bereits einmal geschrieben, aber keine Erwiederung erhalten. Ich stand sogar nicht an, Dich durch meine Tochter wiederholt um eine Antwort ersuchen zu lassen; das Billet, das du mir darauf durch ihre Vermittlung ubersandtest, konnte mich nicht befriedigen, mußte mich vielmehr durch seinen Inhalt tief verletzen. Lange dachte ich darüber nach, was hier zu thun, was zu beschließen sey, bis ich endlich mit mir einig wurde, den letzten Schritt mit diesem Schreiben an Dich zu versuchen." Hier folgen Elogen für den Großwessier in orientalischem Geschmacke, sodann geht der Vicekönig auf sich selbst über, und fährt ungefahr so fort: "Ich habe nur für die Erhaltung des Reichs, für die Beförderung unserer heiligen Religion gearbeitet, die Verherrlichung meines Herrn und unsers Propheten war von jeher das einzige Ziel meiner Bestrebungen; die Machte, an die ihr euch anschließt, wollen uns beide schwächen, um das Reich unter sich zu theilen. Hütet euch, die Macht Aegyptens zu mißkennen oder zu verachten; sie ist so beschaffen, daß der Sultan wohl auf sie Bedacht nehmen sollte. Ihr verlangt die Flotte zurück, ein Begehren, das ich nicht erfüllen kann, und dessen Erfüllung überflüssig wäre, da sie ja nur zum Dienste des Sultans da ist. Leistet eher meinem gerechten Begehren Genüge; dieses geht ohnehin nur auf die Sicherung des künftigen Schicksals meiner Familie, auf die Erhaltung des mir in der Geschichte erworbenen Namens." Hier folgen wieder Betheuerungen der Treue gegen den Padischah und neue schwülstige Lobeserhebungen des Großmeisters. Bis zu diesem Augenblick ist das Schreiben Mehemed Ali's noch unbeantwortet geblieben. Es wird jedoch eine Erwiederung vorbereitet, deren Redaction man dem englischen Botschafter zuschreiben will. Sie soll darauf berechnet seyn, die Entscheidung, ob directe Unterhandlungen mit dem Vicekönig gepflogen werden sollen, hinzuhalten und den Vicekönig zu beruhigen. - Kiamil Pascha, der noch immer den Titel eines türkischen Botschafters am preußischen Hofe führt, soll nächstens eine andere Bestimmung erhalten. - Der ehemalige Botschafter am Wiener Hofe, gegenwärtig Musteschar im auswärtigen Departement, Rifaat Bev, hat eine sehr kostbare, mit dem Porträt des Kaisers Ferdinand verzierte Tabatiere durch den Internuncius erhalten.

Persien.

Die letzten Nachrichten von der französischen Gesandtschaft in Persien gehen bis zum 6 Febr., an welchem Tage Graf Sercev und seine Begleiter nach Teheran abreisten. Ihre Aufnahme in Persien war sehr glänzend. Hazas-Ali, eines der Mitglieder der Gesandtschaft Hussein-Chans in Paris, bewillkommte die Reisenden an der Gränze. In Tauris wurde Graf Sercev in einem prachtvollen Palast einquartirt; jeder seiner Begleiter erhielt ein ganzes Haus zur Bewohnung und eine Ehrenwache. Der Emir Hizam, Kriegsminister, gab den französischen Gästen vor ihrer Abreise ein glänzendes Diner, wozu die Consuln von England und Rußland mit eingeladen waren, und wobei die auserlesensten Weine aufgetischt wurden. "Die Perser - heißt es am Schluß des Schreibens im Journal des Debats - die Perser scheinen sich durch die Ankunft der französischen Gesandtschaft sehr geschmeichelt zu fühlen; sie hassen die Engländer und fürchten die Russen. Ein englischer Officier ist in Erzerum angekommen, und brachte Hrn. Sheil den Befehl, nach Teheran abzureisen, und dort für Beleidigungen, welche England zugefügt worden, Genugthuung zu fordern. Wenn nicht vollständige Genugthuung erfolgt, wird England mit energischer Feindseligkeit gegen Persien auftreten."

Der Correspondent des M. Chronicle in Konstantinopel meldet nach Berichten aus Tauris vom 4 Jan.: "Der Schah von Persien brach am 22 Dec. von Teheran auf, und stand am 27 noch zu Schah-Abdul-Azim, unsern von Teheran, im Lager. Er hat 12,000 bis 15,000 Mann und 40 Kanonen bei sich. Der erklärte Zweck dieser Expedition ist die Wiederherstellung der Ruhe in Ispahan, wo neuerlich Tumulte vorgefallen, deßgleichen ein Besuch in Fars."

aufgefordert, die Angelegenheiten Aegyptens ohne die Intervention der Christen zu schlichten und auf eine freundschaftliche Art in Ordnung zu bringen. „Ich habe, sagt der Vicekönig, Dir bereits einmal geschrieben, aber keine Erwiederung erhalten. Ich stand sogar nicht an, Dich durch meine Tochter wiederholt um eine Antwort ersuchen zu lassen; das Billet, das du mir darauf durch ihre Vermittlung ubersandtest, konnte mich nicht befriedigen, mußte mich vielmehr durch seinen Inhalt tief verletzen. Lange dachte ich darüber nach, was hier zu thun, was zu beschließen sey, bis ich endlich mit mir einig wurde, den letzten Schritt mit diesem Schreiben an Dich zu versuchen.“ Hier folgen Elogen für den Großwessier in orientalischem Geschmacke, sodann geht der Vicekönig auf sich selbst über, und fährt ungefahr so fort: „Ich habe nur für die Erhaltung des Reichs, für die Beförderung unserer heiligen Religion gearbeitet, die Verherrlichung meines Herrn und unsers Propheten war von jeher das einzige Ziel meiner Bestrebungen; die Machte, an die ihr euch anschließt, wollen uns beide schwächen, um das Reich unter sich zu theilen. Hütet euch, die Macht Aegyptens zu mißkennen oder zu verachten; sie ist so beschaffen, daß der Sultan wohl auf sie Bedacht nehmen sollte. Ihr verlangt die Flotte zurück, ein Begehren, das ich nicht erfüllen kann, und dessen Erfüllung überflüssig wäre, da sie ja nur zum Dienste des Sultans da ist. Leistet eher meinem gerechten Begehren Genüge; dieses geht ohnehin nur auf die Sicherung des künftigen Schicksals meiner Familie, auf die Erhaltung des mir in der Geschichte erworbenen Namens.“ Hier folgen wieder Betheuerungen der Treue gegen den Padischah und neue schwülstige Lobeserhebungen des Großmeisters. Bis zu diesem Augenblick ist das Schreiben Mehemed Ali's noch unbeantwortet geblieben. Es wird jedoch eine Erwiederung vorbereitet, deren Redaction man dem englischen Botschafter zuschreiben will. Sie soll darauf berechnet seyn, die Entscheidung, ob directe Unterhandlungen mit dem Vicekönig gepflogen werden sollen, hinzuhalten und den Vicekönig zu beruhigen. – Kiamil Pascha, der noch immer den Titel eines türkischen Botschafters am preußischen Hofe führt, soll nächstens eine andere Bestimmung erhalten. – Der ehemalige Botschafter am Wiener Hofe, gegenwärtig Musteschar im auswärtigen Departement, Rifaat Bev, hat eine sehr kostbare, mit dem Porträt des Kaisers Ferdinand verzierte Tabatiere durch den Internuncius erhalten.

Persien.

Die letzten Nachrichten von der französischen Gesandtschaft in Persien gehen bis zum 6 Febr., an welchem Tage Graf Sercev und seine Begleiter nach Teheran abreisten. Ihre Aufnahme in Persien war sehr glänzend. Hazas-Ali, eines der Mitglieder der Gesandtschaft Hussein-Chans in Paris, bewillkommte die Reisenden an der Gränze. In Tauris wurde Graf Sercev in einem prachtvollen Palast einquartirt; jeder seiner Begleiter erhielt ein ganzes Haus zur Bewohnung und eine Ehrenwache. Der Emir Hizam, Kriegsminister, gab den französischen Gästen vor ihrer Abreise ein glänzendes Diner, wozu die Consuln von England und Rußland mit eingeladen waren, und wobei die auserlesensten Weine aufgetischt wurden. „Die Perser – heißt es am Schluß des Schreibens im Journal des Débats – die Perser scheinen sich durch die Ankunft der französischen Gesandtschaft sehr geschmeichelt zu fühlen; sie hassen die Engländer und fürchten die Russen. Ein englischer Officier ist in Erzerum angekommen, und brachte Hrn. Sheil den Befehl, nach Teheran abzureisen, und dort für Beleidigungen, welche England zugefügt worden, Genugthuung zu fordern. Wenn nicht vollständige Genugthuung erfolgt, wird England mit energischer Feindseligkeit gegen Persien auftreten.“

Der Correspondent des M. Chronicle in Konstantinopel meldet nach Berichten aus Tauris vom 4 Jan.: „Der Schah von Persien brach am 22 Dec. von Teheran auf, und stand am 27 noch zu Schah-Abdul-Azim, unsern von Teheran, im Lager. Er hat 12,000 bis 15,000 Mann und 40 Kanonen bei sich. Der erklärte Zweck dieser Expedition ist die Wiederherstellung der Ruhe in Ispahan, wo neuerlich Tumulte vorgefallen, deßgleichen ein Besuch in Fars.“

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[0784/0008] aufgefordert, die Angelegenheiten Aegyptens ohne die Intervention der Christen zu schlichten und auf eine freundschaftliche Art in Ordnung zu bringen. „Ich habe, sagt der Vicekönig, Dir bereits einmal geschrieben, aber keine Erwiederung erhalten. Ich stand sogar nicht an, Dich durch meine Tochter wiederholt um eine Antwort ersuchen zu lassen; das Billet, das du mir darauf durch ihre Vermittlung ubersandtest, konnte mich nicht befriedigen, mußte mich vielmehr durch seinen Inhalt tief verletzen. Lange dachte ich darüber nach, was hier zu thun, was zu beschließen sey, bis ich endlich mit mir einig wurde, den letzten Schritt mit diesem Schreiben an Dich zu versuchen.“ Hier folgen Elogen für den Großwessier in orientalischem Geschmacke, sodann geht der Vicekönig auf sich selbst über, und fährt ungefahr so fort: „Ich habe nur für die Erhaltung des Reichs, für die Beförderung unserer heiligen Religion gearbeitet, die Verherrlichung meines Herrn und unsers Propheten war von jeher das einzige Ziel meiner Bestrebungen; die Machte, an die ihr euch anschließt, wollen uns beide schwächen, um das Reich unter sich zu theilen. Hütet euch, die Macht Aegyptens zu mißkennen oder zu verachten; sie ist so beschaffen, daß der Sultan wohl auf sie Bedacht nehmen sollte. Ihr verlangt die Flotte zurück, ein Begehren, das ich nicht erfüllen kann, und dessen Erfüllung überflüssig wäre, da sie ja nur zum Dienste des Sultans da ist. Leistet eher meinem gerechten Begehren Genüge; dieses geht ohnehin nur auf die Sicherung des künftigen Schicksals meiner Familie, auf die Erhaltung des mir in der Geschichte erworbenen Namens.“ Hier folgen wieder Betheuerungen der Treue gegen den Padischah und neue schwülstige Lobeserhebungen des Großmeisters. Bis zu diesem Augenblick ist das Schreiben Mehemed Ali's noch unbeantwortet geblieben. Es wird jedoch eine Erwiederung vorbereitet, deren Redaction man dem englischen Botschafter zuschreiben will. Sie soll darauf berechnet seyn, die Entscheidung, ob directe Unterhandlungen mit dem Vicekönig gepflogen werden sollen, hinzuhalten und den Vicekönig zu beruhigen. – Kiamil Pascha, der noch immer den Titel eines türkischen Botschafters am preußischen Hofe führt, soll nächstens eine andere Bestimmung erhalten. – Der ehemalige Botschafter am Wiener Hofe, gegenwärtig Musteschar im auswärtigen Departement, Rifaat Bev, hat eine sehr kostbare, mit dem Porträt des Kaisers Ferdinand verzierte Tabatiere durch den Internuncius erhalten. Persien. Die letzten Nachrichten von der französischen Gesandtschaft in Persien gehen bis zum 6 Febr., an welchem Tage Graf Sercev und seine Begleiter nach Teheran abreisten. Ihre Aufnahme in Persien war sehr glänzend. Hazas-Ali, eines der Mitglieder der Gesandtschaft Hussein-Chans in Paris, bewillkommte die Reisenden an der Gränze. In Tauris wurde Graf Sercev in einem prachtvollen Palast einquartirt; jeder seiner Begleiter erhielt ein ganzes Haus zur Bewohnung und eine Ehrenwache. Der Emir Hizam, Kriegsminister, gab den französischen Gästen vor ihrer Abreise ein glänzendes Diner, wozu die Consuln von England und Rußland mit eingeladen waren, und wobei die auserlesensten Weine aufgetischt wurden. „Die Perser – heißt es am Schluß des Schreibens im Journal des Débats – die Perser scheinen sich durch die Ankunft der französischen Gesandtschaft sehr geschmeichelt zu fühlen; sie hassen die Engländer und fürchten die Russen. Ein englischer Officier ist in Erzerum angekommen, und brachte Hrn. Sheil den Befehl, nach Teheran abzureisen, und dort für Beleidigungen, welche England zugefügt worden, Genugthuung zu fordern. Wenn nicht vollständige Genugthuung erfolgt, wird England mit energischer Feindseligkeit gegen Persien auftreten.“ Der Correspondent des M. Chronicle in Konstantinopel meldet nach Berichten aus Tauris vom 4 Jan.: „Der Schah von Persien brach am 22 Dec. von Teheran auf, und stand am 27 noch zu Schah-Abdul-Azim, unsern von Teheran, im Lager. Er hat 12,000 bis 15,000 Mann und 40 Kanonen bei sich. Der erklärte Zweck dieser Expedition ist die Wiederherstellung der Ruhe in Ispahan, wo neuerlich Tumulte vorgefallen, deßgleichen ein Besuch in Fars.“

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 98. Augsburg, 7. April 1840, S. 0784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_098_18400407/8>, abgerufen am 09.11.2024.