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Allgemeine Zeitung. Nr. 102. Augsburg, 11. April 1840.

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die innere Verwaltung des Landes Protest einzulegen. Allein die schon seit längerer Zeit im Schooße der Regentschaft und des Senats genährte Uneinigkeit und andrerseits die energischen Demonstrationen des türkischen Pascha's von Belgrad, des großherrlichen Commissärs und des russischen Consuls, haben diesem Protest den nöthigen Nachdruck entzogen, und so die großherrliche Anordnung vorerst in Kraft erhalten. Indessen ist an eine Dauer derselben bei der Abneigung des Fürsten selbst um so weniger zu denken, als der Fürst die ungetheilte Liebe des Volkes besitzt, und auf seine volle Unterstützung rechnen kann. Die nächste Nationalversammlung wird ohne Zweifel aufs kräftigste die Abschaffung dieser Räthe fordern; wird man sie dann wohl mit Gewalt aufrecht erhalten wollen? Ich glaube kaum, sondern bin der Ansicht, daß die Pforte es gerathen finden wird, selbst eine Aenderung zu treffen, und dadurch einem Eclat vorzubeugen, wodurch das kaum Errungene wieder auf das Spiel gesetzt würde. Damit ist dann aber freilich dem Uebelstand fernerer, vielleicht eben so unangenehmer Eingriffe in die innere Verwaltung für die Zukunft nicht abgeholfen.

Jonische Inseln.

Das ionische Parlament hat seine siebente Session eröffnet. Der Lord-Obercommissär hielt eine lange Rede, in welcher er die Motive auseinandersetzte, die ihn bewogen hätten, das letzte Parlament erst zu prorogiren, dann aufzulösen; er sagte, die oberste Behörde habe sein Benehmen gebilligt, welches durchaus verfassungsmäßig gewesen. Er sprach hierauf von der Annahme des Justizcodex und vom Gebrauch der griechischen Sprache in allen Acten. Endlich berührte er die jüngste Verschwörung in Griechenland. "Die Versammlung, sagte er, erwartet wohl natürlich, daß ich ihr einige Auskunft über die Verschwörung gebe, welche mit Hülfe der Vorsehung in einem benachbarten Königreich, in Griechenland, entdeckt worden ist. Ich müßte aber befürchten, die griechische Regierung in Verlegenheit zu bringen, wenn ich gewisse Thatsachen enthüllen, in Erläuterungen über eine Angelegenheit eingehen würde, welche auf Befehl Sr. Maj. des Königs Otto den Gerichten übergeben ist. Ich bemerke bloß, daß die Verschwörung nicht auf Griechenland allein beschränkt gewesen, sondern daß ihr Plan war, Unruhen in den Nachbarstaaten zu erregen. Mit Bedauern muß ich auch noch beifügen, daß ionische Unterthanen in diese Verschwörung mit verwickelt sind. Ich kann die Versammlung jedoch versichern, daß ich im Einverständniß mit dem Senat alle Maaßregeln der Vorsicht ergriffen habe, welche die beunruhigende Lage der Dinge erforderte."

Syrien und Aegypten.

Die Correspondenz des Semaphore aus Alexandria vom 22 März gibt ausführliche Details über die Ermordung des Paters Thomas, Prior des katholischen Klosters in Damaskus, und seines Dieners. Der Verdacht war, wie bereits erwähnt worden, auf die Juden gefallen, da man den Geistlichen an demselben Abend, wo er verschwunden, im jüdischen Quartier bemerkt hatte. Die angesehensten Juden wurden auf Befehl des Gouverneurs verhaftet, und durch Martern endlich zu einem Geständniß gezwungen. Pater Thomas war in das Haus des reichen Daust Arari gelockt worden. Neun Juden knebelten ihn dort, und schnitten ihm die Kehle ab, worauf sie das Blut sorgfältig in ein Gefäß laufen ließen, und den in kleine Stücke zerschnittenen Leichnam in eine tiefe Gosse warfen. Man behauptet, das Blut habe den fanatischen Juden zu einem mystisch-religiösen Gebrauch gedient, und sey unter ihr ungesäuertes Brod gemischt worden. In dem Keller eines andern reichen Juden, Namens Thora, fand man die Leiche des Dieners jenes alten Priesters gleichfalls in Stücke zerschnitten. Von neun Angeklagten haben sieben ihr Verbrechen bekannt. Um ihr Leben zu retten, verlangten sie, Moslims zu werden. - Von dem bekannten abyssinischen Reisenden Ed. Combes sind Nachrichten aus Koffeir vom 12 Febr. eingetroffen. Er stand im Begriff, nach Dschidda unter Segel zu gehen. Allenthalben war er und seine drei Begleiter in Folge der Befehle Mehemed Ali's glänzend aufgenommen worden. - Am 13 Dec. wurde in Dschidda der erste französische Consul installirt. - Hr. Adolph Barrot ist, auf seiner Rückreise nach Manilla begriffen, am 2 März in Aden eingetroffen.

die innere Verwaltung des Landes Protest einzulegen. Allein die schon seit längerer Zeit im Schooße der Regentschaft und des Senats genährte Uneinigkeit und andrerseits die energischen Demonstrationen des türkischen Pascha's von Belgrad, des großherrlichen Commissärs und des russischen Consuls, haben diesem Protest den nöthigen Nachdruck entzogen, und so die großherrliche Anordnung vorerst in Kraft erhalten. Indessen ist an eine Dauer derselben bei der Abneigung des Fürsten selbst um so weniger zu denken, als der Fürst die ungetheilte Liebe des Volkes besitzt, und auf seine volle Unterstützung rechnen kann. Die nächste Nationalversammlung wird ohne Zweifel aufs kräftigste die Abschaffung dieser Räthe fordern; wird man sie dann wohl mit Gewalt aufrecht erhalten wollen? Ich glaube kaum, sondern bin der Ansicht, daß die Pforte es gerathen finden wird, selbst eine Aenderung zu treffen, und dadurch einem Eclat vorzubeugen, wodurch das kaum Errungene wieder auf das Spiel gesetzt würde. Damit ist dann aber freilich dem Uebelstand fernerer, vielleicht eben so unangenehmer Eingriffe in die innere Verwaltung für die Zukunft nicht abgeholfen.

Jonische Inseln.

Das ionische Parlament hat seine siebente Session eröffnet. Der Lord-Obercommissär hielt eine lange Rede, in welcher er die Motive auseinandersetzte, die ihn bewogen hätten, das letzte Parlament erst zu prorogiren, dann aufzulösen; er sagte, die oberste Behörde habe sein Benehmen gebilligt, welches durchaus verfassungsmäßig gewesen. Er sprach hierauf von der Annahme des Justizcodex und vom Gebrauch der griechischen Sprache in allen Acten. Endlich berührte er die jüngste Verschwörung in Griechenland. „Die Versammlung, sagte er, erwartet wohl natürlich, daß ich ihr einige Auskunft über die Verschwörung gebe, welche mit Hülfe der Vorsehung in einem benachbarten Königreich, in Griechenland, entdeckt worden ist. Ich müßte aber befürchten, die griechische Regierung in Verlegenheit zu bringen, wenn ich gewisse Thatsachen enthüllen, in Erläuterungen über eine Angelegenheit eingehen würde, welche auf Befehl Sr. Maj. des Königs Otto den Gerichten übergeben ist. Ich bemerke bloß, daß die Verschwörung nicht auf Griechenland allein beschränkt gewesen, sondern daß ihr Plan war, Unruhen in den Nachbarstaaten zu erregen. Mit Bedauern muß ich auch noch beifügen, daß ionische Unterthanen in diese Verschwörung mit verwickelt sind. Ich kann die Versammlung jedoch versichern, daß ich im Einverständniß mit dem Senat alle Maaßregeln der Vorsicht ergriffen habe, welche die beunruhigende Lage der Dinge erforderte.“

Syrien und Aegypten.

Die Correspondenz des Sémaphore aus Alexandria vom 22 März gibt ausführliche Details über die Ermordung des Paters Thomas, Prior des katholischen Klosters in Damaskus, und seines Dieners. Der Verdacht war, wie bereits erwähnt worden, auf die Juden gefallen, da man den Geistlichen an demselben Abend, wo er verschwunden, im jüdischen Quartier bemerkt hatte. Die angesehensten Juden wurden auf Befehl des Gouverneurs verhaftet, und durch Martern endlich zu einem Geständniß gezwungen. Pater Thomas war in das Haus des reichen Daust Arari gelockt worden. Neun Juden knebelten ihn dort, und schnitten ihm die Kehle ab, worauf sie das Blut sorgfältig in ein Gefäß laufen ließen, und den in kleine Stücke zerschnittenen Leichnam in eine tiefe Gosse warfen. Man behauptet, das Blut habe den fanatischen Juden zu einem mystisch-religiösen Gebrauch gedient, und sey unter ihr ungesäuertes Brod gemischt worden. In dem Keller eines andern reichen Juden, Namens Thora, fand man die Leiche des Dieners jenes alten Priesters gleichfalls in Stücke zerschnitten. Von neun Angeklagten haben sieben ihr Verbrechen bekannt. Um ihr Leben zu retten, verlangten sie, Moslims zu werden. – Von dem bekannten abyssinischen Reisenden Ed. Combes sind Nachrichten aus Koffeir vom 12 Febr. eingetroffen. Er stand im Begriff, nach Dschidda unter Segel zu gehen. Allenthalben war er und seine drei Begleiter in Folge der Befehle Mehemed Ali's glänzend aufgenommen worden. – Am 13 Dec. wurde in Dschidda der erste französische Consul installirt. – Hr. Adolph Barrot ist, auf seiner Rückreise nach Manilla begriffen, am 2 März in Aden eingetroffen.

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[0816/0008] die innere Verwaltung des Landes Protest einzulegen. Allein die schon seit längerer Zeit im Schooße der Regentschaft und des Senats genährte Uneinigkeit und andrerseits die energischen Demonstrationen des türkischen Pascha's von Belgrad, des großherrlichen Commissärs und des russischen Consuls, haben diesem Protest den nöthigen Nachdruck entzogen, und so die großherrliche Anordnung vorerst in Kraft erhalten. Indessen ist an eine Dauer derselben bei der Abneigung des Fürsten selbst um so weniger zu denken, als der Fürst die ungetheilte Liebe des Volkes besitzt, und auf seine volle Unterstützung rechnen kann. Die nächste Nationalversammlung wird ohne Zweifel aufs kräftigste die Abschaffung dieser Räthe fordern; wird man sie dann wohl mit Gewalt aufrecht erhalten wollen? Ich glaube kaum, sondern bin der Ansicht, daß die Pforte es gerathen finden wird, selbst eine Aenderung zu treffen, und dadurch einem Eclat vorzubeugen, wodurch das kaum Errungene wieder auf das Spiel gesetzt würde. Damit ist dann aber freilich dem Uebelstand fernerer, vielleicht eben so unangenehmer Eingriffe in die innere Verwaltung für die Zukunft nicht abgeholfen. Jonische Inseln. Das ionische Parlament hat seine siebente Session eröffnet. Der Lord-Obercommissär hielt eine lange Rede, in welcher er die Motive auseinandersetzte, die ihn bewogen hätten, das letzte Parlament erst zu prorogiren, dann aufzulösen; er sagte, die oberste Behörde habe sein Benehmen gebilligt, welches durchaus verfassungsmäßig gewesen. Er sprach hierauf von der Annahme des Justizcodex und vom Gebrauch der griechischen Sprache in allen Acten. Endlich berührte er die jüngste Verschwörung in Griechenland. „Die Versammlung, sagte er, erwartet wohl natürlich, daß ich ihr einige Auskunft über die Verschwörung gebe, welche mit Hülfe der Vorsehung in einem benachbarten Königreich, in Griechenland, entdeckt worden ist. Ich müßte aber befürchten, die griechische Regierung in Verlegenheit zu bringen, wenn ich gewisse Thatsachen enthüllen, in Erläuterungen über eine Angelegenheit eingehen würde, welche auf Befehl Sr. Maj. des Königs Otto den Gerichten übergeben ist. Ich bemerke bloß, daß die Verschwörung nicht auf Griechenland allein beschränkt gewesen, sondern daß ihr Plan war, Unruhen in den Nachbarstaaten zu erregen. Mit Bedauern muß ich auch noch beifügen, daß ionische Unterthanen in diese Verschwörung mit verwickelt sind. Ich kann die Versammlung jedoch versichern, daß ich im Einverständniß mit dem Senat alle Maaßregeln der Vorsicht ergriffen habe, welche die beunruhigende Lage der Dinge erforderte.“ Syrien und Aegypten. Die Correspondenz des Sémaphore aus Alexandria vom 22 März gibt ausführliche Details über die Ermordung des Paters Thomas, Prior des katholischen Klosters in Damaskus, und seines Dieners. Der Verdacht war, wie bereits erwähnt worden, auf die Juden gefallen, da man den Geistlichen an demselben Abend, wo er verschwunden, im jüdischen Quartier bemerkt hatte. Die angesehensten Juden wurden auf Befehl des Gouverneurs verhaftet, und durch Martern endlich zu einem Geständniß gezwungen. Pater Thomas war in das Haus des reichen Daust Arari gelockt worden. Neun Juden knebelten ihn dort, und schnitten ihm die Kehle ab, worauf sie das Blut sorgfältig in ein Gefäß laufen ließen, und den in kleine Stücke zerschnittenen Leichnam in eine tiefe Gosse warfen. Man behauptet, das Blut habe den fanatischen Juden zu einem mystisch-religiösen Gebrauch gedient, und sey unter ihr ungesäuertes Brod gemischt worden. In dem Keller eines andern reichen Juden, Namens Thora, fand man die Leiche des Dieners jenes alten Priesters gleichfalls in Stücke zerschnitten. Von neun Angeklagten haben sieben ihr Verbrechen bekannt. Um ihr Leben zu retten, verlangten sie, Moslims zu werden. – Von dem bekannten abyssinischen Reisenden Ed. Combes sind Nachrichten aus Koffeir vom 12 Febr. eingetroffen. Er stand im Begriff, nach Dschidda unter Segel zu gehen. Allenthalben war er und seine drei Begleiter in Folge der Befehle Mehemed Ali's glänzend aufgenommen worden. – Am 13 Dec. wurde in Dschidda der erste französische Consul installirt. – Hr. Adolph Barrot ist, auf seiner Rückreise nach Manilla begriffen, am 2 März in Aden eingetroffen.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 102. Augsburg, 11. April 1840, S. 0816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_102_18400411/8>, abgerufen am 21.11.2024.