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Allgemeine Zeitung. Nr. 118. Augsburg, 27. April 1840.

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Augenzeugen, fast immer die Weißen die Aggressoren, die Indianer aber nur die Rächer der an ihnen oder ihren Brüdern verübten Missethat. Die Indianer kennen in ihrem Naturzustande, wie vorauszusehen, kein anderes Gesetz, als die lex talionis aller barbarischen Völker. Wird z. B. einer ihrer Angehörigen umgebracht, so legen seine Anverwandten sogleich Trauer an, und es ist dann die Pflicht des nächsten unter ihnen, seinen Tod zu rächen, das heißt, die Anverwandten des Mörders ebenfalls trauern zu machen. Das Hinwegschaffen des Mörders erscheint unter solchen Umständen ebenso natürlich als gerecht; weil aber dieser gewöhnlich entflieht oder sich nicht so leicht ertappen läßt, so fällt die Strafe nicht selten auf einen seiner (unschuldigen) Angehörigen, oder, im Fall auch diese entflohen, auf den ersten besten seines Stammes. Dieses Verfahren, auf die Weißen angewendet, führt natürlich oft zu den entsetzlichsten Thaten; aber weiß man denn auch, welche Beleidigungen und Mordthaten solchen Blutscenen von amerikanischer Seite vorausgegangen sind? Und ist die Regierung der Vereinigten Staaten wohl im Stande, die armen Rothhäute gegen die Usurpationen und Verunglimpfungen der amerikanischen Bevölkerung zu schützen, wenn man im ganzen Westen der Union keine Geschwornen antrifft, welche einen solchen Missethäter schuldig finden? Ganz auf dieselbe Weise erklärt sich auch die Niedermetzelung der von den Indianern gemachten Gefangenen. Man erklärt unverhohlen, daß man gegen sie einen förmlichen Vertilgungskrieg führt, erwartet aber dennoch von ihnen (den Wilden), daß sie schonend gegen ihren Erzfeind verfahren, und ihn, den Stärkeren, nach Kriegsgebrauch (nach europäischem nämlich), nur mit den Waffen in der Hand in die andere Welt schicken sollen. Verlangen denn die überwundenen Indianer, daß man ihrer schone und sie zu Kriegsgefangenen mache? Ziehen nicht selbst Weiber und Kinder vor, mit den Männern auf Einem Schlachtfelde zu sterben, als ihr Leben fern von ihren heimathlichen Wäldern unter fremden Menschen zu beschließen? Und wo hätten wohl die armen halbverhungerten Indianer die Mittel, drei- bis vierhundert Gefangene zu bewahren, und wie könnten sie solche mit ihren geringen Streitkräften, bei der großen Uebermacht der Amerikaner, bewachen? Sind nicht ihre Weiber die einzigen Schildwachen? Und haben wohl die Weißen dieselbe heilige Scheu vor dem weiblichen Geschlecht, wie die Indianer? Kann man etwa den amerikanischen Soldaten nachsagen, daß sie, wie die Indianer, zwar die Weiber tödten, nie aber dieselben entehren oder verunglimpfen? (Welches Indianermädchen wäre wohl in einem amerikanischen Lager eben so sicher gegen jede Art von Zudringlichkeit oder Mißhandlung, als eine weiße Amerikanerin in Mitte eines ganzen Indianerstammes?) Und wären endlich die Indianer nicht wahnsinnig, wenn sie einem Feinde Pardon geben wollten, der mit dem klar ausgesprochenen Vorsatz, sie zu vertilgen, den darauf folgenden Tag sie wieder von neuem zu bekriegen anfangen würde?

Blicken wir nun vollends auf den Zustand der Seminolen in Florida, so ergibt sich, daß denselben gar kein anderer Ausweg übrig bleibt, als sich bis aufs äußerste den Anmaßungen der amerikanischen Regierung zu widersetzen, und dabei gerade so zu verfahren, wie sie bereits gethan haben. Uebrigens darf man nicht vergessen, daß dieser Stamm zur Zeit des Kriegsausbruchs wirklich bedeutende Fortschritte in der Civilisation gemacht hatte, daß er mit den Weißen in langjähriger Gemeinschaft lebte, beinahe durchgehends englisch sprach, und was mehr als Alles, daß er mit amerikanischem Blute vielfach vermischt eine Menge Mestizen unter seinen Kriegern zählte. Auch waren sie bereits an den Ackerbau und den Pflug gewöhnt, der bei allen Völkern für das sicherste Zeichen ihrer fortschreitenden Cultur gilt. Aber eben dieser Ackerbau gereichte ihnen zum Verderben. Sie bewohnten die schönsten, gesundesten und fruchtbarsten Stellen in Florida - ein Umstand, der ihnen in der öffentlichen Meinung der eingewanderten Amerikaner bald gefährlicher ward, als alle Raub- und Mordzüge, deren sie sich nach amerikanischen Berichten schuldig machten. Unstreitig werden die Bluthunde, mit welchen man sie jetzt zu Tode hetzt, in wenigen Jahren mit ihnen fertig werden; aber die Strafe, welche überall auf Erden dem Verbrechen folgt, wird gewiß auch hier nicht lange ausbleiben, und es rächt vielleicht noch die aus Afrika herbeigeschleppte Menschheit den an den Eingebornen begangenen frevelhaften Mord.

Fr. v. Raumer über das Schwefelmonopol in Sicilien.

In Raumers eben erschienenem "Italien" findet sich Folgendes über das Schwefelmonopol: "Malta, 20 August 1839. Ihr erinnert Euch gewiß aus früherer Zeit, daß man der lieben Schuljugend zuweilen lateinische Aufsätze einhändigte, in denen mit Vorsatz alle nur mögliche Fehler gegen Grammatik und Syntax gemacht waren, damit man dieselben herauscorrigire und einsehen lerne, wie man nicht latein schreiben müsse. Dasselbe Verfahren scheint man in Neapel bei Anordnung des sicilischen Schwefelhandels eingeschlagen zu haben; es läßt sich an den neueren Gesetzen und Verträgen vollständig nachweisen, wie man zufolge ächter Wissenschaft und Erfahrung, Dinge dieser Art nicht leiten und behandeln soll. Insbesondere ist der Vertrag zwischen der Regierung und der Gesellschaft Taix und Aycard ein monstrum horrendum, ingens, cui lumen ademptum, wie es in der neueren Finanzgeschichte Europa's schwerlich zum zweitenmal vorkommt. Beschuldigungen solcher Art sind hart; es wird aber nicht schwer werden, dieselben zu beweisen. Als vor einigen Jahren der Preis des Schwefels, des wichtigsten Ausfuhrartikels von Sicilien, aus mancherlei natürlichen Gründen sank, klagten (wie gewöhnlich) alle Verkäufer, und manche drangen darauf: die Regierung solle etwas thun, damit Preis und Gewinn sich erhöhe. Diesen Irrthum, als könne irgend eine Regierung die Einkaufs- und Verkaufspreise der Waaren nach Belieben regeln, benutzten Eigennützige, und ein Hr. Taix übergab einen großen Plan, wie jenen Verkäufern zu helfen sey. Er lief im Wesentlichen auf das hinaus, was wir sogleich werden kennen lernen. Ungeschreckt dadurch, daß sicilische Beauftragte diesen Plan aus sehr guten Gründen verwarfen, trat Hr. Aycard mit einem zweiten und endlich mit einem dritten hervor, worin es hieß: es sey thöricht, den Eigenthümern der Schwefelminen zu verstatten, dieselben durch übermäßigen Anbau zu erschöpfen; der Staat müsse ordnend dazwischen treten, den Eigennutz bändigen und den leeren Traum von freiem Handel verscheuchen; er müsse das Monopol des Schwefelhandels, welches die Natur der Insel gegeben, wider das Ausland sichern und festhalten. Es sey ein Glück, wenn Sicilien wenig Schwefel erzeuge, und für dieß Wenige viel Geld erhalte. Eine geschlossene Handelsgesellschaft könne allein zu so herrlichem Ziele führen, und die HH. Taix, Aycard und Comp. wollten aus bloßer Großmuth ein so gefährliches Geschäft übernehmen, und obenein Straßen bauen, Almosen geben, Eigenthümer entschädigen und ein mineralogisches Cabinet in Palermo gründen! Redensarten und Lockvögel solcher Art gewannen manchen Unverständigen, Mittel anderer Art wurden an andern Stellen angewandt, eine Prüfung in vollem Staatsrathe aber vermieden, und die Führung

Augenzeugen, fast immer die Weißen die Aggressoren, die Indianer aber nur die Rächer der an ihnen oder ihren Brüdern verübten Missethat. Die Indianer kennen in ihrem Naturzustande, wie vorauszusehen, kein anderes Gesetz, als die lex talionis aller barbarischen Völker. Wird z. B. einer ihrer Angehörigen umgebracht, so legen seine Anverwandten sogleich Trauer an, und es ist dann die Pflicht des nächsten unter ihnen, seinen Tod zu rächen, das heißt, die Anverwandten des Mörders ebenfalls trauern zu machen. Das Hinwegschaffen des Mörders erscheint unter solchen Umständen ebenso natürlich als gerecht; weil aber dieser gewöhnlich entflieht oder sich nicht so leicht ertappen läßt, so fällt die Strafe nicht selten auf einen seiner (unschuldigen) Angehörigen, oder, im Fall auch diese entflohen, auf den ersten besten seines Stammes. Dieses Verfahren, auf die Weißen angewendet, führt natürlich oft zu den entsetzlichsten Thaten; aber weiß man denn auch, welche Beleidigungen und Mordthaten solchen Blutscenen von amerikanischer Seite vorausgegangen sind? Und ist die Regierung der Vereinigten Staaten wohl im Stande, die armen Rothhäute gegen die Usurpationen und Verunglimpfungen der amerikanischen Bevölkerung zu schützen, wenn man im ganzen Westen der Union keine Geschwornen antrifft, welche einen solchen Missethäter schuldig finden? Ganz auf dieselbe Weise erklärt sich auch die Niedermetzelung der von den Indianern gemachten Gefangenen. Man erklärt unverhohlen, daß man gegen sie einen förmlichen Vertilgungskrieg führt, erwartet aber dennoch von ihnen (den Wilden), daß sie schonend gegen ihren Erzfeind verfahren, und ihn, den Stärkeren, nach Kriegsgebrauch (nach europäischem nämlich), nur mit den Waffen in der Hand in die andere Welt schicken sollen. Verlangen denn die überwundenen Indianer, daß man ihrer schone und sie zu Kriegsgefangenen mache? Ziehen nicht selbst Weiber und Kinder vor, mit den Männern auf Einem Schlachtfelde zu sterben, als ihr Leben fern von ihren heimathlichen Wäldern unter fremden Menschen zu beschließen? Und wo hätten wohl die armen halbverhungerten Indianer die Mittel, drei- bis vierhundert Gefangene zu bewahren, und wie könnten sie solche mit ihren geringen Streitkräften, bei der großen Uebermacht der Amerikaner, bewachen? Sind nicht ihre Weiber die einzigen Schildwachen? Und haben wohl die Weißen dieselbe heilige Scheu vor dem weiblichen Geschlecht, wie die Indianer? Kann man etwa den amerikanischen Soldaten nachsagen, daß sie, wie die Indianer, zwar die Weiber tödten, nie aber dieselben entehren oder verunglimpfen? (Welches Indianermädchen wäre wohl in einem amerikanischen Lager eben so sicher gegen jede Art von Zudringlichkeit oder Mißhandlung, als eine weiße Amerikanerin in Mitte eines ganzen Indianerstammes?) Und wären endlich die Indianer nicht wahnsinnig, wenn sie einem Feinde Pardon geben wollten, der mit dem klar ausgesprochenen Vorsatz, sie zu vertilgen, den darauf folgenden Tag sie wieder von neuem zu bekriegen anfangen würde?

Blicken wir nun vollends auf den Zustand der Seminolen in Florida, so ergibt sich, daß denselben gar kein anderer Ausweg übrig bleibt, als sich bis aufs äußerste den Anmaßungen der amerikanischen Regierung zu widersetzen, und dabei gerade so zu verfahren, wie sie bereits gethan haben. Uebrigens darf man nicht vergessen, daß dieser Stamm zur Zeit des Kriegsausbruchs wirklich bedeutende Fortschritte in der Civilisation gemacht hatte, daß er mit den Weißen in langjähriger Gemeinschaft lebte, beinahe durchgehends englisch sprach, und was mehr als Alles, daß er mit amerikanischem Blute vielfach vermischt eine Menge Mestizen unter seinen Kriegern zählte. Auch waren sie bereits an den Ackerbau und den Pflug gewöhnt, der bei allen Völkern für das sicherste Zeichen ihrer fortschreitenden Cultur gilt. Aber eben dieser Ackerbau gereichte ihnen zum Verderben. Sie bewohnten die schönsten, gesundesten und fruchtbarsten Stellen in Florida – ein Umstand, der ihnen in der öffentlichen Meinung der eingewanderten Amerikaner bald gefährlicher ward, als alle Raub- und Mordzüge, deren sie sich nach amerikanischen Berichten schuldig machten. Unstreitig werden die Bluthunde, mit welchen man sie jetzt zu Tode hetzt, in wenigen Jahren mit ihnen fertig werden; aber die Strafe, welche überall auf Erden dem Verbrechen folgt, wird gewiß auch hier nicht lange ausbleiben, und es rächt vielleicht noch die aus Afrika herbeigeschleppte Menschheit den an den Eingebornen begangenen frevelhaften Mord.

Fr. v. Raumer über das Schwefelmonopol in Sicilien.

In Raumers eben erschienenem „Italien“ findet sich Folgendes über das Schwefelmonopol: „Malta, 20 August 1839. Ihr erinnert Euch gewiß aus früherer Zeit, daß man der lieben Schuljugend zuweilen lateinische Aufsätze einhändigte, in denen mit Vorsatz alle nur mögliche Fehler gegen Grammatik und Syntax gemacht waren, damit man dieselben herauscorrigire und einsehen lerne, wie man nicht latein schreiben müsse. Dasselbe Verfahren scheint man in Neapel bei Anordnung des sicilischen Schwefelhandels eingeschlagen zu haben; es läßt sich an den neueren Gesetzen und Verträgen vollständig nachweisen, wie man zufolge ächter Wissenschaft und Erfahrung, Dinge dieser Art nicht leiten und behandeln soll. Insbesondere ist der Vertrag zwischen der Regierung und der Gesellschaft Taix und Aycard ein monstrum horrendum, ingens, cui lumen ademptum, wie es in der neueren Finanzgeschichte Europa's schwerlich zum zweitenmal vorkommt. Beschuldigungen solcher Art sind hart; es wird aber nicht schwer werden, dieselben zu beweisen. Als vor einigen Jahren der Preis des Schwefels, des wichtigsten Ausfuhrartikels von Sicilien, aus mancherlei natürlichen Gründen sank, klagten (wie gewöhnlich) alle Verkäufer, und manche drangen darauf: die Regierung solle etwas thun, damit Preis und Gewinn sich erhöhe. Diesen Irrthum, als könne irgend eine Regierung die Einkaufs- und Verkaufspreise der Waaren nach Belieben regeln, benutzten Eigennützige, und ein Hr. Taix übergab einen großen Plan, wie jenen Verkäufern zu helfen sey. Er lief im Wesentlichen auf das hinaus, was wir sogleich werden kennen lernen. Ungeschreckt dadurch, daß sicilische Beauftragte diesen Plan aus sehr guten Gründen verwarfen, trat Hr. Aycard mit einem zweiten und endlich mit einem dritten hervor, worin es hieß: es sey thöricht, den Eigenthümern der Schwefelminen zu verstatten, dieselben durch übermäßigen Anbau zu erschöpfen; der Staat müsse ordnend dazwischen treten, den Eigennutz bändigen und den leeren Traum von freiem Handel verscheuchen; er müsse das Monopol des Schwefelhandels, welches die Natur der Insel gegeben, wider das Ausland sichern und festhalten. Es sey ein Glück, wenn Sicilien wenig Schwefel erzeuge, und für dieß Wenige viel Geld erhalte. Eine geschlossene Handelsgesellschaft könne allein zu so herrlichem Ziele führen, und die HH. Taix, Aycard und Comp. wollten aus bloßer Großmuth ein so gefährliches Geschäft übernehmen, und obenein Straßen bauen, Almosen geben, Eigenthümer entschädigen und ein mineralogisches Cabinet in Palermo gründen! Redensarten und Lockvögel solcher Art gewannen manchen Unverständigen, Mittel anderer Art wurden an andern Stellen angewandt, eine Prüfung in vollem Staatsrathe aber vermieden, und die Führung

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[0938/0010] Augenzeugen, fast immer die Weißen die Aggressoren, die Indianer aber nur die Rächer der an ihnen oder ihren Brüdern verübten Missethat. Die Indianer kennen in ihrem Naturzustande, wie vorauszusehen, kein anderes Gesetz, als die lex talionis aller barbarischen Völker. Wird z. B. einer ihrer Angehörigen umgebracht, so legen seine Anverwandten sogleich Trauer an, und es ist dann die Pflicht des nächsten unter ihnen, seinen Tod zu rächen, das heißt, die Anverwandten des Mörders ebenfalls trauern zu machen. Das Hinwegschaffen des Mörders erscheint unter solchen Umständen ebenso natürlich als gerecht; weil aber dieser gewöhnlich entflieht oder sich nicht so leicht ertappen läßt, so fällt die Strafe nicht selten auf einen seiner (unschuldigen) Angehörigen, oder, im Fall auch diese entflohen, auf den ersten besten seines Stammes. Dieses Verfahren, auf die Weißen angewendet, führt natürlich oft zu den entsetzlichsten Thaten; aber weiß man denn auch, welche Beleidigungen und Mordthaten solchen Blutscenen von amerikanischer Seite vorausgegangen sind? Und ist die Regierung der Vereinigten Staaten wohl im Stande, die armen Rothhäute gegen die Usurpationen und Verunglimpfungen der amerikanischen Bevölkerung zu schützen, wenn man im ganzen Westen der Union keine Geschwornen antrifft, welche einen solchen Missethäter schuldig finden? Ganz auf dieselbe Weise erklärt sich auch die Niedermetzelung der von den Indianern gemachten Gefangenen. Man erklärt unverhohlen, daß man gegen sie einen förmlichen Vertilgungskrieg führt, erwartet aber dennoch von ihnen (den Wilden), daß sie schonend gegen ihren Erzfeind verfahren, und ihn, den Stärkeren, nach Kriegsgebrauch (nach europäischem nämlich), nur mit den Waffen in der Hand in die andere Welt schicken sollen. Verlangen denn die überwundenen Indianer, daß man ihrer schone und sie zu Kriegsgefangenen mache? Ziehen nicht selbst Weiber und Kinder vor, mit den Männern auf Einem Schlachtfelde zu sterben, als ihr Leben fern von ihren heimathlichen Wäldern unter fremden Menschen zu beschließen? Und wo hätten wohl die armen halbverhungerten Indianer die Mittel, drei- bis vierhundert Gefangene zu bewahren, und wie könnten sie solche mit ihren geringen Streitkräften, bei der großen Uebermacht der Amerikaner, bewachen? Sind nicht ihre Weiber die einzigen Schildwachen? Und haben wohl die Weißen dieselbe heilige Scheu vor dem weiblichen Geschlecht, wie die Indianer? Kann man etwa den amerikanischen Soldaten nachsagen, daß sie, wie die Indianer, zwar die Weiber tödten, nie aber dieselben entehren oder verunglimpfen? (Welches Indianermädchen wäre wohl in einem amerikanischen Lager eben so sicher gegen jede Art von Zudringlichkeit oder Mißhandlung, als eine weiße Amerikanerin in Mitte eines ganzen Indianerstammes?) Und wären endlich die Indianer nicht wahnsinnig, wenn sie einem Feinde Pardon geben wollten, der mit dem klar ausgesprochenen Vorsatz, sie zu vertilgen, den darauf folgenden Tag sie wieder von neuem zu bekriegen anfangen würde? Blicken wir nun vollends auf den Zustand der Seminolen in Florida, so ergibt sich, daß denselben gar kein anderer Ausweg übrig bleibt, als sich bis aufs äußerste den Anmaßungen der amerikanischen Regierung zu widersetzen, und dabei gerade so zu verfahren, wie sie bereits gethan haben. Uebrigens darf man nicht vergessen, daß dieser Stamm zur Zeit des Kriegsausbruchs wirklich bedeutende Fortschritte in der Civilisation gemacht hatte, daß er mit den Weißen in langjähriger Gemeinschaft lebte, beinahe durchgehends englisch sprach, und was mehr als Alles, daß er mit amerikanischem Blute vielfach vermischt eine Menge Mestizen unter seinen Kriegern zählte. Auch waren sie bereits an den Ackerbau und den Pflug gewöhnt, der bei allen Völkern für das sicherste Zeichen ihrer fortschreitenden Cultur gilt. Aber eben dieser Ackerbau gereichte ihnen zum Verderben. Sie bewohnten die schönsten, gesundesten und fruchtbarsten Stellen in Florida – ein Umstand, der ihnen in der öffentlichen Meinung der eingewanderten Amerikaner bald gefährlicher ward, als alle Raub- und Mordzüge, deren sie sich nach amerikanischen Berichten schuldig machten. Unstreitig werden die Bluthunde, mit welchen man sie jetzt zu Tode hetzt, in wenigen Jahren mit ihnen fertig werden; aber die Strafe, welche überall auf Erden dem Verbrechen folgt, wird gewiß auch hier nicht lange ausbleiben, und es rächt vielleicht noch die aus Afrika herbeigeschleppte Menschheit den an den Eingebornen begangenen frevelhaften Mord. Fr. v. Raumer über das Schwefelmonopol in Sicilien. In Raumers eben erschienenem „Italien“ findet sich Folgendes über das Schwefelmonopol: „Malta, 20 August 1839. Ihr erinnert Euch gewiß aus früherer Zeit, daß man der lieben Schuljugend zuweilen lateinische Aufsätze einhändigte, in denen mit Vorsatz alle nur mögliche Fehler gegen Grammatik und Syntax gemacht waren, damit man dieselben herauscorrigire und einsehen lerne, wie man nicht latein schreiben müsse. Dasselbe Verfahren scheint man in Neapel bei Anordnung des sicilischen Schwefelhandels eingeschlagen zu haben; es läßt sich an den neueren Gesetzen und Verträgen vollständig nachweisen, wie man zufolge ächter Wissenschaft und Erfahrung, Dinge dieser Art nicht leiten und behandeln soll. Insbesondere ist der Vertrag zwischen der Regierung und der Gesellschaft Taix und Aycard ein monstrum horrendum, ingens, cui lumen ademptum, wie es in der neueren Finanzgeschichte Europa's schwerlich zum zweitenmal vorkommt. Beschuldigungen solcher Art sind hart; es wird aber nicht schwer werden, dieselben zu beweisen. Als vor einigen Jahren der Preis des Schwefels, des wichtigsten Ausfuhrartikels von Sicilien, aus mancherlei natürlichen Gründen sank, klagten (wie gewöhnlich) alle Verkäufer, und manche drangen darauf: die Regierung solle etwas thun, damit Preis und Gewinn sich erhöhe. Diesen Irrthum, als könne irgend eine Regierung die Einkaufs- und Verkaufspreise der Waaren nach Belieben regeln, benutzten Eigennützige, und ein Hr. Taix übergab einen großen Plan, wie jenen Verkäufern zu helfen sey. Er lief im Wesentlichen auf das hinaus, was wir sogleich werden kennen lernen. Ungeschreckt dadurch, daß sicilische Beauftragte diesen Plan aus sehr guten Gründen verwarfen, trat Hr. Aycard mit einem zweiten und endlich mit einem dritten hervor, worin es hieß: es sey thöricht, den Eigenthümern der Schwefelminen zu verstatten, dieselben durch übermäßigen Anbau zu erschöpfen; der Staat müsse ordnend dazwischen treten, den Eigennutz bändigen und den leeren Traum von freiem Handel verscheuchen; er müsse das Monopol des Schwefelhandels, welches die Natur der Insel gegeben, wider das Ausland sichern und festhalten. Es sey ein Glück, wenn Sicilien wenig Schwefel erzeuge, und für dieß Wenige viel Geld erhalte. Eine geschlossene Handelsgesellschaft könne allein zu so herrlichem Ziele führen, und die HH. Taix, Aycard und Comp. wollten aus bloßer Großmuth ein so gefährliches Geschäft übernehmen, und obenein Straßen bauen, Almosen geben, Eigenthümer entschädigen und ein mineralogisches Cabinet in Palermo gründen! Redensarten und Lockvögel solcher Art gewannen manchen Unverständigen, Mittel anderer Art wurden an andern Stellen angewandt, eine Prüfung in vollem Staatsrathe aber vermieden, und die Führung

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 118. Augsburg, 27. April 1840, S. 0938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_118_18400427/10>, abgerufen am 09.11.2024.