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Allgemeine Zeitung. Nr. 118. Augsburg, 27. April 1840.

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der Sache meist Einem Minister anvertraut. Gleichzeitig gingen aus Sicilien laute Klagen ein über die in neueren Zeiten sehr erhöhte Mahlsteuer, und gewisse Leute drangen auf Verminderung derselben; nicht aus Gefühl der Gerechtigkeit, oder weil man die Einnahme entbehren konnte, sondern weil man alsdann dem salto mortale zur Gründung einer Schwefelgesellschaft nicht mehr entgehen könne. So erschien denn am 27 Jun. 1838 eine königliche, vom Minister S. Angelo gezeichnete Verfügung, in deren Einleitung es heißt: zum Besten unsrer geliebten Unterthanen, um in Sicilien Schulden zu bezahlen, Lasten zu erleichtern, großen Reichthum zu verbreiten, und überall öffentliche Werke hervorzurufen, deren die Insel so sehr bedarf, wird (ohne den Planen von Privilegien und Vorrechten Gehör zu geben) mit Taix, Aycard und Comp. auf zehn Jahre ein Vertrag geschlossen, im Wesentlichen folgendes Inhalts: 1) da die große Production des Schwefels alles Unglück in Sicilien erzeugt, soll dieselbe von jährlich 900,000 Centnern *) auf 600,000 hinabgebracht, also um ein Drittheil vermindert werden. 2) Der Durchschnittsertrag von 1834/38 bestimmt das Maaß der zwei Drittheile, über welche hinaus man künftig keinen Schwefel zu Tage fördern darf. 3) Der Preis, zu welchem die Gesellschaft einkauft, und zu welchem sie verkauft, wird amtlich bestimmt. 4) Sie bezahlt dem König jährlich 400,000 neapolitanische Ducaten. 5) Die Eigenthümer haben volle und unbeschränkte Freiheit, ihren Schwefel zu verkaufen an wen sie wollen, und zu verschicken wohin sie wollen, sofern sie nicht geneigt sind, ihn der Gesellschaft zu überlassen. So der Freiheit günstig, lautet diese Vorschrift in der Verfügung vom 27 Jun. 1838; in dem von S. Angelo am 8 Aug. mit Taix abgeschlossenen Vertrage ist jedoch nach dem Worte überlassen eine einzige kleine Zeile hinzugefügt worden: "vorausgesetzt daß die Eigenthümer 20 Carlinen für den Centner an die Gesellschaft zahlen." So das esentliche eines Vertrags, der (ich wiederhole es) schwerlich seines Gleichen in der Finanzgeschichte hat. Obwohl er keiner Erläuterung bedarf, mag ich ein paar Bemerkungen nicht unterdrücken. 1) Allerdings kann die Menge des Erzeugnisses über den Bedarf und die Nachfrage hinaussteigen. Dann sinken die Preise, und dieß vorübergehende oder dauernde Zeichen dient jedem verstandigen Producenten und Fabricanten dazu, seinen Betrieb hier oder da, mehr oder weniger, oder (in der Aussicht auf einen günstigen Wechsel der Dinge) auch gar nicht einzuschränken. Bei der tausendfachen Verschiedenheit sachlicher und persönlicher Verhältnisse kann nur der Einzelne hierüber angemessene Beschlüsse fassen; es ist eine handgreifliche Thorheit, sie für Unzahlige gleichmäßig vorschreiben zu wollen. Jede Festsetzung der Art beruht immer auf bloßer Willkür, zeigt immer ein Zuviel oder Zuwenig. 2) Es ist einer der größten Irrthümer, den Reichthum eines Volkes dadurch erhöhen zu wollen, daß man durch Gesetze die Verminderung der Erzeugnisse und der Thatigkeit allgemein anbefiehlt. Das alte fabelhafte Geschichtchen: die Holländer hätten die Gewürze ins Meer geworfen, um die Preise zu erhöhen, wiederholt sich in unsern angeblich aufgeklärten Tagen völlig erwiesen und in größerem Style. olgerecht wird man auch zum Wohle Siciliens die Erzeugung des Oels, Weins, Weizens u. s. w. beschranken; Alles um Reichthümer zu erwerben, Schulden zu bezahlen u. s. w. Welcher weise Zauberer, welches Orakel nur den Normalsatz von zwei Dritteln und einem Drittel inspirirt und offenbart haben mag? Wenn ein englischer Minister ähnliche Maaßregeln in Hinsicht auf den Betrieb der Kohlenminen in Antrag brachte, man würde es ganz angemessen finden, daß er nach Bediam geschickt würde. 3) Aus einem Irrthume folgt der andere. Der Durchschnittsertrag dreier Jahre bestimmt den künftigen Umfang des Gewerbes, ohne Rücksicht auf gute oder schlechte Zeiten, beschränkte oder steigende Capitalien, ohne Erlaubniß zu Fortschritten. So wie man die zwei Drittel auf Pfund und Loth zu Tage gefördert hat, steht das Gewerbe still; ja ein Drittel aller Arbeiter wird zur Mehrung des Reichthums plötzlich brodlos, und muß sich aus Hunger fast auf Rauben und Stehlen legen. So ist eine unerschöpfliche Pflanzschule von Unglücklichen und Verbrechern gegründet, und der unglückliche Gewinn geht großentheils schon dadurch verloren, daß man Regimenter Soldaten zur Aufrechthaltung der Ordnung nach Sicilien senden mußte. Je mehr man bei diesen Dingen ins Einzelne geht, desto einleuchtender tritt die Thorheit hervor. So hat ein amerikanisches Haus sehr große Summen zur Anlegung von Schwefelminen verausgabt, in den Jahren 1834/37 aber noch gar keinen Ertrag bezogen. Dabei bleibt es, zufolge des weisen Gesetzes, nun auch in der Zukunft. Von Willkür, Verheimlichung, Betrug, Unmöglichkeit der Aufsicht, und doppeltem Leiden der kleinen Eigenthümer werden nur zu viele Beispiele angeführt. 4) Wie tyrannisch und verkehrt es ist, Einkaufs- und Verkaufspreise auf Jahre hinaus festsetzen zu wollen, weiß jeder, der auch nur das A-B-C der Nationalwirthschaft kennt; und die Gesellschaft, welche so gut für sich zu rechnen glaubte, wird sich zuletzt dennoch verrechnet haben. Wenn sie aber 5) auch gar keinen Gewinn machte, wären die 400,000 Ducaten, die man (zur Vermehrung ihres Reichthums) den Eigenthümern der Schwefelgruben abnimmt, doch eine über alle Maßen drückende, ungerechte Steuer. Kaum aber kann man sagen, ob es nicht am bittersten und widerwärtigsten ist, daß derjenige, welcher obige Gesetze entwarf, mit unglaublicher Dreistigkeit vom Hasse gegen Vorrechte und Privilegien spricht, und die völlige Freiheit des Handels lobpreist, während er in den 20 Carlinen für den Centner Schwefel der Gesellschaft ein Monopol ertheilt, und jedem Eigenthümer den freien Verkauf völlig unmöglich macht. Zu gleicher Zeit weiß die Gesellschaft den Einkauf zu den bestimmten Preisen zu umgehen; überall sucht man außerhalb Siciliens Schwefel aufzufinden, und eine in Manchester gemachte Entdeckung dient schon für viele Zwecke als Ersatz. So wird binnen kurzer Zeit der Haupthandel Siciliens zerstört seyn. .. Aber die Sicilianer sind ebenfalls nicht ohne Schuld. Denn wenn man es vielen auch nicht zu hoch anrechnen will, daß sie die achten Grundsätze der Staatswirthschaft nicht kannten, hätte doch die rasch eintretende Erfahrung und das Nothgeschrei des Landes sie aufklären sollen. Statt dessen überreichten nicht wenige, selbst aus den ersten Familien, dem Könige bei seiner Anwesenheit in Sicilien eine Danksagung für Gründung der Schwefelgesellschaft. .."

Skizzen aus Tirol.

III. Innsbruck. Mopperspiel. Bauerntheater.

(Beschluß.)

Da wir in der niedern Etage der Gesellschaft angekommen sind, so mögen ein paar Worte über eine Belustigung in derselben gesagt werden. Es handelt sich hier vom "Mopperlspiel," welche Benennung - unläugbar aus dem Kothlackischen übersetzt - einfach ein Puppenspiel bedeutet. Das Mopperlspiel ist mit dem nordischen und orientalischen-Charakter zugleich gestempelt. Es ist nordisch, insofern es sich an Winter- Sonn- und Faschingstagen in einem möglichst fensterlosen, schmutzigen Gemach, vor einem Publicum von Hausknechten und Mägden, Handwerksburschen und Kinderwärterinnen producirt, wobei der Genuß des Biers und Rauchtabaks keineswegs gehindert

*) Eigentlich Cantaren a 160 Pfd.

der Sache meist Einem Minister anvertraut. Gleichzeitig gingen aus Sicilien laute Klagen ein über die in neueren Zeiten sehr erhöhte Mahlsteuer, und gewisse Leute drangen auf Verminderung derselben; nicht aus Gefühl der Gerechtigkeit, oder weil man die Einnahme entbehren konnte, sondern weil man alsdann dem salto mortale zur Gründung einer Schwefelgesellschaft nicht mehr entgehen könne. So erschien denn am 27 Jun. 1838 eine königliche, vom Minister S. Angelo gezeichnete Verfügung, in deren Einleitung es heißt: zum Besten unsrer geliebten Unterthanen, um in Sicilien Schulden zu bezahlen, Lasten zu erleichtern, großen Reichthum zu verbreiten, und überall öffentliche Werke hervorzurufen, deren die Insel so sehr bedarf, wird (ohne den Planen von Privilegien und Vorrechten Gehör zu geben) mit Taix, Aycard und Comp. auf zehn Jahre ein Vertrag geschlossen, im Wesentlichen folgendes Inhalts: 1) da die große Production des Schwefels alles Unglück in Sicilien erzeugt, soll dieselbe von jährlich 900,000 Centnern *) auf 600,000 hinabgebracht, also um ein Drittheil vermindert werden. 2) Der Durchschnittsertrag von 1834/38 bestimmt das Maaß der zwei Drittheile, über welche hinaus man künftig keinen Schwefel zu Tage fördern darf. 3) Der Preis, zu welchem die Gesellschaft einkauft, und zu welchem sie verkauft, wird amtlich bestimmt. 4) Sie bezahlt dem König jährlich 400,000 neapolitanische Ducaten. 5) Die Eigenthümer haben volle und unbeschränkte Freiheit, ihren Schwefel zu verkaufen an wen sie wollen, und zu verschicken wohin sie wollen, sofern sie nicht geneigt sind, ihn der Gesellschaft zu überlassen. So der Freiheit günstig, lautet diese Vorschrift in der Verfügung vom 27 Jun. 1838; in dem von S. Angelo am 8 Aug. mit Taix abgeschlossenen Vertrage ist jedoch nach dem Worte überlassen eine einzige kleine Zeile hinzugefügt worden: „vorausgesetzt daß die Eigenthümer 20 Carlinen für den Centner an die Gesellschaft zahlen.“ So das esentliche eines Vertrags, der (ich wiederhole es) schwerlich seines Gleichen in der Finanzgeschichte hat. Obwohl er keiner Erläuterung bedarf, mag ich ein paar Bemerkungen nicht unterdrücken. 1) Allerdings kann die Menge des Erzeugnisses über den Bedarf und die Nachfrage hinaussteigen. Dann sinken die Preise, und dieß vorübergehende oder dauernde Zeichen dient jedem verstandigen Producenten und Fabricanten dazu, seinen Betrieb hier oder da, mehr oder weniger, oder (in der Aussicht auf einen günstigen Wechsel der Dinge) auch gar nicht einzuschränken. Bei der tausendfachen Verschiedenheit sachlicher und persönlicher Verhältnisse kann nur der Einzelne hierüber angemessene Beschlüsse fassen; es ist eine handgreifliche Thorheit, sie für Unzahlige gleichmäßig vorschreiben zu wollen. Jede Festsetzung der Art beruht immer auf bloßer Willkür, zeigt immer ein Zuviel oder Zuwenig. 2) Es ist einer der größten Irrthümer, den Reichthum eines Volkes dadurch erhöhen zu wollen, daß man durch Gesetze die Verminderung der Erzeugnisse und der Thatigkeit allgemein anbefiehlt. Das alte fabelhafte Geschichtchen: die Holländer hätten die Gewürze ins Meer geworfen, um die Preise zu erhöhen, wiederholt sich in unsern angeblich aufgeklärten Tagen völlig erwiesen und in größerem Style. olgerecht wird man auch zum Wohle Siciliens die Erzeugung des Oels, Weins, Weizens u. s. w. beschranken; Alles um Reichthümer zu erwerben, Schulden zu bezahlen u. s. w. Welcher weise Zauberer, welches Orakel nur den Normalsatz von zwei Dritteln und einem Drittel inspirirt und offenbart haben mag? Wenn ein englischer Minister ähnliche Maaßregeln in Hinsicht auf den Betrieb der Kohlenminen in Antrag brachte, man würde es ganz angemessen finden, daß er nach Bediam geschickt würde. 3) Aus einem Irrthume folgt der andere. Der Durchschnittsertrag dreier Jahre bestimmt den künftigen Umfang des Gewerbes, ohne Rücksicht auf gute oder schlechte Zeiten, beschränkte oder steigende Capitalien, ohne Erlaubniß zu Fortschritten. So wie man die zwei Drittel auf Pfund und Loth zu Tage gefördert hat, steht das Gewerbe still; ja ein Drittel aller Arbeiter wird zur Mehrung des Reichthums plötzlich brodlos, und muß sich aus Hunger fast auf Rauben und Stehlen legen. So ist eine unerschöpfliche Pflanzschule von Unglücklichen und Verbrechern gegründet, und der unglückliche Gewinn geht großentheils schon dadurch verloren, daß man Regimenter Soldaten zur Aufrechthaltung der Ordnung nach Sicilien senden mußte. Je mehr man bei diesen Dingen ins Einzelne geht, desto einleuchtender tritt die Thorheit hervor. So hat ein amerikanisches Haus sehr große Summen zur Anlegung von Schwefelminen verausgabt, in den Jahren 1834/37 aber noch gar keinen Ertrag bezogen. Dabei bleibt es, zufolge des weisen Gesetzes, nun auch in der Zukunft. Von Willkür, Verheimlichung, Betrug, Unmöglichkeit der Aufsicht, und doppeltem Leiden der kleinen Eigenthümer werden nur zu viele Beispiele angeführt. 4) Wie tyrannisch und verkehrt es ist, Einkaufs- und Verkaufspreise auf Jahre hinaus festsetzen zu wollen, weiß jeder, der auch nur das A-B-C der Nationalwirthschaft kennt; und die Gesellschaft, welche so gut für sich zu rechnen glaubte, wird sich zuletzt dennoch verrechnet haben. Wenn sie aber 5) auch gar keinen Gewinn machte, wären die 400,000 Ducaten, die man (zur Vermehrung ihres Reichthums) den Eigenthümern der Schwefelgruben abnimmt, doch eine über alle Maßen drückende, ungerechte Steuer. Kaum aber kann man sagen, ob es nicht am bittersten und widerwärtigsten ist, daß derjenige, welcher obige Gesetze entwarf, mit unglaublicher Dreistigkeit vom Hasse gegen Vorrechte und Privilegien spricht, und die völlige Freiheit des Handels lobpreist, während er in den 20 Carlinen für den Centner Schwefel der Gesellschaft ein Monopol ertheilt, und jedem Eigenthümer den freien Verkauf völlig unmöglich macht. Zu gleicher Zeit weiß die Gesellschaft den Einkauf zu den bestimmten Preisen zu umgehen; überall sucht man außerhalb Siciliens Schwefel aufzufinden, und eine in Manchester gemachte Entdeckung dient schon für viele Zwecke als Ersatz. So wird binnen kurzer Zeit der Haupthandel Siciliens zerstört seyn. .. Aber die Sicilianer sind ebenfalls nicht ohne Schuld. Denn wenn man es vielen auch nicht zu hoch anrechnen will, daß sie die achten Grundsätze der Staatswirthschaft nicht kannten, hätte doch die rasch eintretende Erfahrung und das Nothgeschrei des Landes sie aufklären sollen. Statt dessen überreichten nicht wenige, selbst aus den ersten Familien, dem Könige bei seiner Anwesenheit in Sicilien eine Danksagung für Gründung der Schwefelgesellschaft. ..“

Skizzen aus Tirol.

III. Innsbruck. Mopperspiel. Bauerntheater.

(Beschluß.)

Da wir in der niedern Etage der Gesellschaft angekommen sind, so mögen ein paar Worte über eine Belustigung in derselben gesagt werden. Es handelt sich hier vom „Mopperlspiel,“ welche Benennung – unläugbar aus dem Kothlackischen übersetzt – einfach ein Puppenspiel bedeutet. Das Mopperlspiel ist mit dem nordischen und orientalischen-Charakter zugleich gestempelt. Es ist nordisch, insofern es sich an Winter- Sonn- und Faschingstagen in einem möglichst fensterlosen, schmutzigen Gemach, vor einem Publicum von Hausknechten und Mägden, Handwerksburschen und Kinderwärterinnen producirt, wobei der Genuß des Biers und Rauchtabaks keineswegs gehindert

*) Eigentlich Cantaren à 160 Pfd.
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Angelo gezeichnete Verfügung, in deren Einleitung es heißt: zum Besten unsrer geliebten Unterthanen, um in Sicilien Schulden zu bezahlen, Lasten zu erleichtern, großen Reichthum zu verbreiten, und überall öffentliche Werke hervorzurufen, deren die Insel so sehr bedarf, wird (ohne den Planen von Privilegien und Vorrechten Gehör zu geben) mit Taix, Aycard und Comp. auf zehn Jahre ein Vertrag geschlossen, im Wesentlichen folgendes Inhalts: 1) da die große Production des Schwefels alles Unglück in Sicilien erzeugt, soll dieselbe von jährlich 900,000 Centnern <note place="foot" n="*)"><p>Eigentlich Cantaren à 160 Pfd.</p></note> auf 600,000 hinabgebracht, also um ein Drittheil vermindert werden. 2) Der Durchschnittsertrag von 1834/38 bestimmt das Maaß der zwei Drittheile, über welche hinaus man künftig keinen Schwefel zu Tage fördern darf. 3) Der Preis, zu welchem die Gesellschaft einkauft, und zu welchem sie verkauft, wird amtlich bestimmt. 4) Sie bezahlt dem König jährlich 400,000 neapolitanische Ducaten. 5) Die Eigenthümer haben volle und unbeschränkte Freiheit, ihren Schwefel zu verkaufen an wen sie wollen, und zu verschicken wohin sie wollen, sofern sie nicht geneigt sind, ihn der Gesellschaft zu überlassen. So der Freiheit günstig, lautet diese Vorschrift in der Verfügung vom 27 Jun. 1838; in dem von S. Angelo am 8 Aug. mit Taix abgeschlossenen Vertrage ist jedoch nach dem Worte überlassen eine einzige kleine Zeile hinzugefügt worden: &#x201E;vorausgesetzt daß die Eigenthümer 20 Carlinen für den Centner an die Gesellschaft zahlen.&#x201C; So das esentliche eines Vertrags, der (ich wiederhole es) schwerlich seines Gleichen in der Finanzgeschichte hat. Obwohl er keiner Erläuterung bedarf, mag ich ein paar Bemerkungen nicht unterdrücken. 1) Allerdings kann die Menge des Erzeugnisses über den Bedarf und die Nachfrage hinaussteigen. Dann sinken die Preise, und dieß vorübergehende oder dauernde Zeichen dient jedem verstandigen Producenten und Fabricanten dazu, seinen Betrieb hier oder da, mehr oder weniger, oder (in der Aussicht auf einen günstigen Wechsel der Dinge) auch gar nicht einzuschränken. Bei der tausendfachen Verschiedenheit sachlicher und persönlicher Verhältnisse kann nur der Einzelne hierüber angemessene Beschlüsse fassen; es ist eine handgreifliche Thorheit, sie für Unzahlige gleichmäßig vorschreiben zu wollen. Jede Festsetzung der Art beruht immer auf bloßer Willkür, zeigt immer ein Zuviel oder Zuwenig. 2) Es ist einer der größten Irrthümer, den Reichthum eines Volkes dadurch erhöhen zu wollen, daß man durch Gesetze die Verminderung der Erzeugnisse und der Thatigkeit allgemein anbefiehlt. Das alte fabelhafte Geschichtchen: die Holländer hätten die Gewürze ins Meer geworfen, um die Preise zu erhöhen, wiederholt sich in unsern angeblich aufgeklärten Tagen völlig erwiesen und in größerem Style. olgerecht wird man auch zum Wohle Siciliens die Erzeugung des Oels, Weins, Weizens u. s. w. beschranken; Alles um Reichthümer zu erwerben, Schulden zu bezahlen u. s. w. Welcher weise Zauberer, welches Orakel nur den Normalsatz von zwei Dritteln und einem Drittel inspirirt und offenbart haben mag? Wenn ein englischer Minister ähnliche Maaßregeln in Hinsicht auf den Betrieb der Kohlenminen in Antrag brachte, man würde es ganz angemessen finden, daß er nach Bediam geschickt würde. 3) Aus einem Irrthume folgt der andere. Der Durchschnittsertrag dreier Jahre bestimmt den künftigen Umfang des Gewerbes, ohne Rücksicht auf gute oder schlechte Zeiten, beschränkte oder steigende Capitalien, ohne Erlaubniß zu Fortschritten. So wie man die zwei Drittel auf Pfund und Loth zu Tage gefördert hat, steht das Gewerbe still; ja ein Drittel aller Arbeiter wird zur Mehrung des Reichthums plötzlich brodlos, und muß sich aus Hunger fast auf Rauben und Stehlen legen. So ist eine unerschöpfliche Pflanzschule von Unglücklichen und Verbrechern gegründet, und der unglückliche Gewinn geht großentheils schon dadurch verloren, daß man Regimenter Soldaten zur Aufrechthaltung der Ordnung nach Sicilien senden mußte. Je mehr man bei diesen Dingen ins Einzelne geht, desto einleuchtender tritt die Thorheit hervor. So hat ein amerikanisches Haus sehr große Summen zur Anlegung von Schwefelminen verausgabt, in den Jahren 1834/37 aber noch gar keinen Ertrag bezogen. Dabei bleibt es, zufolge des weisen Gesetzes, nun auch in der Zukunft. Von Willkür, Verheimlichung, Betrug, Unmöglichkeit der Aufsicht, und doppeltem Leiden der kleinen Eigenthümer werden nur zu viele Beispiele angeführt. 4) Wie tyrannisch und verkehrt es ist, Einkaufs- und Verkaufspreise auf Jahre hinaus festsetzen zu wollen, weiß jeder, der auch nur das A-B-C der Nationalwirthschaft kennt; und die Gesellschaft, welche so gut für sich zu rechnen glaubte, wird sich zuletzt dennoch verrechnet haben. Wenn sie aber 5) auch gar keinen Gewinn machte, wären die 400,000 Ducaten, die man (zur Vermehrung ihres Reichthums) den Eigenthümern der Schwefelgruben abnimmt, doch eine über alle Maßen drückende, ungerechte Steuer. Kaum aber kann man sagen, ob es nicht am bittersten und widerwärtigsten ist, daß derjenige, welcher obige Gesetze entwarf, mit unglaublicher Dreistigkeit vom Hasse gegen Vorrechte und Privilegien spricht, und die völlige Freiheit des Handels lobpreist, während er in den 20 Carlinen für den Centner Schwefel der Gesellschaft ein Monopol ertheilt, und jedem Eigenthümer den freien Verkauf völlig unmöglich macht. Zu gleicher Zeit weiß die Gesellschaft den Einkauf zu den bestimmten Preisen zu umgehen; überall sucht man außerhalb Siciliens Schwefel aufzufinden, und eine in Manchester gemachte Entdeckung dient schon für viele Zwecke als Ersatz. So wird binnen kurzer Zeit der Haupthandel Siciliens zerstört seyn. .. Aber die Sicilianer sind ebenfalls nicht ohne Schuld. Denn wenn man es vielen auch nicht zu hoch anrechnen will, daß sie die achten Grundsätze der Staatswirthschaft nicht kannten, hätte doch die rasch eintretende Erfahrung und das Nothgeschrei des Landes sie aufklären sollen. Statt dessen überreichten nicht wenige, selbst aus den ersten Familien, dem Könige bei seiner Anwesenheit in Sicilien eine Danksagung für Gründung der Schwefelgesellschaft. ..&#x201C;</p>
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[0939/0011] der Sache meist Einem Minister anvertraut. Gleichzeitig gingen aus Sicilien laute Klagen ein über die in neueren Zeiten sehr erhöhte Mahlsteuer, und gewisse Leute drangen auf Verminderung derselben; nicht aus Gefühl der Gerechtigkeit, oder weil man die Einnahme entbehren konnte, sondern weil man alsdann dem salto mortale zur Gründung einer Schwefelgesellschaft nicht mehr entgehen könne. So erschien denn am 27 Jun. 1838 eine königliche, vom Minister S. Angelo gezeichnete Verfügung, in deren Einleitung es heißt: zum Besten unsrer geliebten Unterthanen, um in Sicilien Schulden zu bezahlen, Lasten zu erleichtern, großen Reichthum zu verbreiten, und überall öffentliche Werke hervorzurufen, deren die Insel so sehr bedarf, wird (ohne den Planen von Privilegien und Vorrechten Gehör zu geben) mit Taix, Aycard und Comp. auf zehn Jahre ein Vertrag geschlossen, im Wesentlichen folgendes Inhalts: 1) da die große Production des Schwefels alles Unglück in Sicilien erzeugt, soll dieselbe von jährlich 900,000 Centnern *) auf 600,000 hinabgebracht, also um ein Drittheil vermindert werden. 2) Der Durchschnittsertrag von 1834/38 bestimmt das Maaß der zwei Drittheile, über welche hinaus man künftig keinen Schwefel zu Tage fördern darf. 3) Der Preis, zu welchem die Gesellschaft einkauft, und zu welchem sie verkauft, wird amtlich bestimmt. 4) Sie bezahlt dem König jährlich 400,000 neapolitanische Ducaten. 5) Die Eigenthümer haben volle und unbeschränkte Freiheit, ihren Schwefel zu verkaufen an wen sie wollen, und zu verschicken wohin sie wollen, sofern sie nicht geneigt sind, ihn der Gesellschaft zu überlassen. So der Freiheit günstig, lautet diese Vorschrift in der Verfügung vom 27 Jun. 1838; in dem von S. Angelo am 8 Aug. mit Taix abgeschlossenen Vertrage ist jedoch nach dem Worte überlassen eine einzige kleine Zeile hinzugefügt worden: „vorausgesetzt daß die Eigenthümer 20 Carlinen für den Centner an die Gesellschaft zahlen.“ So das esentliche eines Vertrags, der (ich wiederhole es) schwerlich seines Gleichen in der Finanzgeschichte hat. Obwohl er keiner Erläuterung bedarf, mag ich ein paar Bemerkungen nicht unterdrücken. 1) Allerdings kann die Menge des Erzeugnisses über den Bedarf und die Nachfrage hinaussteigen. Dann sinken die Preise, und dieß vorübergehende oder dauernde Zeichen dient jedem verstandigen Producenten und Fabricanten dazu, seinen Betrieb hier oder da, mehr oder weniger, oder (in der Aussicht auf einen günstigen Wechsel der Dinge) auch gar nicht einzuschränken. Bei der tausendfachen Verschiedenheit sachlicher und persönlicher Verhältnisse kann nur der Einzelne hierüber angemessene Beschlüsse fassen; es ist eine handgreifliche Thorheit, sie für Unzahlige gleichmäßig vorschreiben zu wollen. Jede Festsetzung der Art beruht immer auf bloßer Willkür, zeigt immer ein Zuviel oder Zuwenig. 2) Es ist einer der größten Irrthümer, den Reichthum eines Volkes dadurch erhöhen zu wollen, daß man durch Gesetze die Verminderung der Erzeugnisse und der Thatigkeit allgemein anbefiehlt. Das alte fabelhafte Geschichtchen: die Holländer hätten die Gewürze ins Meer geworfen, um die Preise zu erhöhen, wiederholt sich in unsern angeblich aufgeklärten Tagen völlig erwiesen und in größerem Style. olgerecht wird man auch zum Wohle Siciliens die Erzeugung des Oels, Weins, Weizens u. s. w. beschranken; Alles um Reichthümer zu erwerben, Schulden zu bezahlen u. s. w. Welcher weise Zauberer, welches Orakel nur den Normalsatz von zwei Dritteln und einem Drittel inspirirt und offenbart haben mag? Wenn ein englischer Minister ähnliche Maaßregeln in Hinsicht auf den Betrieb der Kohlenminen in Antrag brachte, man würde es ganz angemessen finden, daß er nach Bediam geschickt würde. 3) Aus einem Irrthume folgt der andere. Der Durchschnittsertrag dreier Jahre bestimmt den künftigen Umfang des Gewerbes, ohne Rücksicht auf gute oder schlechte Zeiten, beschränkte oder steigende Capitalien, ohne Erlaubniß zu Fortschritten. So wie man die zwei Drittel auf Pfund und Loth zu Tage gefördert hat, steht das Gewerbe still; ja ein Drittel aller Arbeiter wird zur Mehrung des Reichthums plötzlich brodlos, und muß sich aus Hunger fast auf Rauben und Stehlen legen. So ist eine unerschöpfliche Pflanzschule von Unglücklichen und Verbrechern gegründet, und der unglückliche Gewinn geht großentheils schon dadurch verloren, daß man Regimenter Soldaten zur Aufrechthaltung der Ordnung nach Sicilien senden mußte. Je mehr man bei diesen Dingen ins Einzelne geht, desto einleuchtender tritt die Thorheit hervor. So hat ein amerikanisches Haus sehr große Summen zur Anlegung von Schwefelminen verausgabt, in den Jahren 1834/37 aber noch gar keinen Ertrag bezogen. Dabei bleibt es, zufolge des weisen Gesetzes, nun auch in der Zukunft. Von Willkür, Verheimlichung, Betrug, Unmöglichkeit der Aufsicht, und doppeltem Leiden der kleinen Eigenthümer werden nur zu viele Beispiele angeführt. 4) Wie tyrannisch und verkehrt es ist, Einkaufs- und Verkaufspreise auf Jahre hinaus festsetzen zu wollen, weiß jeder, der auch nur das A-B-C der Nationalwirthschaft kennt; und die Gesellschaft, welche so gut für sich zu rechnen glaubte, wird sich zuletzt dennoch verrechnet haben. Wenn sie aber 5) auch gar keinen Gewinn machte, wären die 400,000 Ducaten, die man (zur Vermehrung ihres Reichthums) den Eigenthümern der Schwefelgruben abnimmt, doch eine über alle Maßen drückende, ungerechte Steuer. Kaum aber kann man sagen, ob es nicht am bittersten und widerwärtigsten ist, daß derjenige, welcher obige Gesetze entwarf, mit unglaublicher Dreistigkeit vom Hasse gegen Vorrechte und Privilegien spricht, und die völlige Freiheit des Handels lobpreist, während er in den 20 Carlinen für den Centner Schwefel der Gesellschaft ein Monopol ertheilt, und jedem Eigenthümer den freien Verkauf völlig unmöglich macht. Zu gleicher Zeit weiß die Gesellschaft den Einkauf zu den bestimmten Preisen zu umgehen; überall sucht man außerhalb Siciliens Schwefel aufzufinden, und eine in Manchester gemachte Entdeckung dient schon für viele Zwecke als Ersatz. So wird binnen kurzer Zeit der Haupthandel Siciliens zerstört seyn. .. Aber die Sicilianer sind ebenfalls nicht ohne Schuld. Denn wenn man es vielen auch nicht zu hoch anrechnen will, daß sie die achten Grundsätze der Staatswirthschaft nicht kannten, hätte doch die rasch eintretende Erfahrung und das Nothgeschrei des Landes sie aufklären sollen. Statt dessen überreichten nicht wenige, selbst aus den ersten Familien, dem Könige bei seiner Anwesenheit in Sicilien eine Danksagung für Gründung der Schwefelgesellschaft. ..“ Skizzen aus Tirol. III. Innsbruck. Mopperspiel. Bauerntheater. (Beschluß.) Da wir in der niedern Etage der Gesellschaft angekommen sind, so mögen ein paar Worte über eine Belustigung in derselben gesagt werden. Es handelt sich hier vom „Mopperlspiel,“ welche Benennung – unläugbar aus dem Kothlackischen übersetzt – einfach ein Puppenspiel bedeutet. Das Mopperlspiel ist mit dem nordischen und orientalischen-Charakter zugleich gestempelt. Es ist nordisch, insofern es sich an Winter- Sonn- und Faschingstagen in einem möglichst fensterlosen, schmutzigen Gemach, vor einem Publicum von Hausknechten und Mägden, Handwerksburschen und Kinderwärterinnen producirt, wobei der Genuß des Biers und Rauchtabaks keineswegs gehindert *) Eigentlich Cantaren à 160 Pfd.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 118. Augsburg, 27. April 1840, S. 0939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_118_18400427/11>, abgerufen am 21.11.2024.