Allgemeine Zeitung. Nr. 125. Augsburg, 4. Mai 1840.um einige neue vermehrt seyn; so namentlich um drei neue Deputirte aus den Grafschaften Hoya und Diepholz, nämlich dem bereits 1839 gewählten, aber am Eintritt noch verhindert gewesenen Deputirten Stubbe, Mitglied der Majorität vom 5 Jun. 1838; Regierungsrath Wehner, dem in den letzten Tagen dem Vernehmen nach gewählten geheimen Kanzleirath Wedemeyer und dem Camerarius Albers aus Lüneburg. Die HH. Wagner für Göttingen, Stüve für Fürstenau und Breusing für Schüttorf (als Substitut des vom Cabinet nicht zugelassenen Dr. Detmold) haben die Wahl abgelehnt. In Uelzen sollte dieser Tage eine neue Wahl stattfinden, über deren Resultat jedoch noch nichts bekannt ist. (Kass. Allg. Z.) Preußen. Berlin, 28 April. Professor Schönlein hat einen Tag nach seiner Ankunft den kranken Minister v. Altenstein besucht, und dort mit mehrern seiner Collegen eine Consultation gehalten. Man scheint jedoch leider wenig Aussicht zur Wiederherstellung des Patienten zu haben. Schönlein wurde in Berlin sehr ehrenvoll empfangen; die hiesigen Zeitungen brachten Gedichte zu seiner Bewillkommnung; jüngere Aerzte haben sich ihm zahlreich als Famuli angeboten, und auch die ältern ließen es an Beweisen der Artigkeit nicht fehlen, um die vorgefaßte Meinung von einem Mangel an Collegialität, bei ihn hier erwarte, gänzlich zu verwischen. Daß jedoch diese Meinung von einem Mangel an Collegialität unter den hiesigen Aerzten und zwar trotz der hier bestehenden, solchem Mangel angeblich entgegen arbeitenden medicinischen Gesellschaft nicht ganz unbegründet sey, geht aus einer eben in den hiesigen Blättern sich durchfechtenden Polemik über den Werth oder Unwerth der Tenotomie (Muskeldurchschneidung) zur Heilung des Schielens zur Genüge hervor. Prof. Dieffenbach, der glückliche Tenotom, der eine kühne Idee Stromeyers noch kühner ins Leben zu setzen wußte, hat schon einer sehr großen Anzahl von Schielenden zu einem geraden und schönen Gesichte verholfen, und wenn auch hin und wieder einmal eine Operation nicht gelingt - wie dieß namentlich bei einer einem gräflichen Hause angehörenden deutschen Dichterin der Fall seyn soll - so scheint dieß doch keineswegs zu den Angriffen zu berechtigen, welche die Methode in unsern Zeitungen gefunden, wo sie übrigens auf nicht minder unangemessene und unwissenschaftliche Weise auch vertheidigt worden ist. - Prof. Gubitz erklärt nunmehr in hiesigen Blättern, daß das Buchdrucker-Jubiläum hier bestimmt am 24 Jun., und zwar eben so wie anderwärts mit einer würdigen Oeffentlichkeit verbunden, werde gefeiert werden. - Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß die russische Regierung Befehl ertheilt habe, die transkaukasische Armee bedeutend zu verstärken. Es scheinen mit dem Eintritte der bessern Jahrszeit neue Invasionen der Bergvölker befürchtet zu werden, und mehr als 20,000 Mann sollen bereits nach jenen Gegenden des schwarzen Meeres aufgebrochen sey. Schweden. Stockholm, 12 April. Die hiesigen Zeitungen führen ein neues Beispiel an von den Erpressungen, welche das dänische Sundzollamt in Helsingör seit einer geraumen Zeit gegen die Seefahrer ausübt, und gegen welche schon von mehrern Seiten ernsthafte Remonstrationen erhoben worden. Eine schwedische Brigg, Oberon, von Rio-Janeiro kommend, hatte am 16 v. M. den Sund passirt mit einer Ladung von 3764 Ballen Kaffee, deren Werth nach der Factur sich auf 140,414 Rthlr. schwed. Banco belief. Nach dem bestehenden Tractat sollte davon für das Recht in die Ostsee einzulaufen ein Proc. oder 1404 Rthlr. an Zoll gezahlt werden. Das dänische Zollamt hat dagegen, aller Proteste des Schiffers ungeachtet, eine Summe berechnet und erpreßt, welche nach Curs an 8406 Rthlr. schwedisch Bco. beträgt. Es wäre demnach nur diese eine Ladung, welche ungefähr einen Fünftheil des jährlichen Bedarfs Schwedens an Kaffee enthielt, ungehöriger Weise mit 7000 Rthlrn. zu hoch taxirt worden. Oesterreich. Wien, 28 April. Am 3 oder 4 Mai werden Se. Maj. der Kaiser Wien verlassen, und sich nach Preßburg begeben, um den ungarischen Reichstag zu schließen. - Der schwedische Gesandte am kaiserlichen Hofe, Graf v. Löwenhjelm, hat von seinem Hofe einen sechsmonatlichen Urlaub erhalten, den der Graf anzutreten gedenkt, sobald der interimistische schwedische Geschäftsträger hier eingetroffen seyn wird. - Vorgestern ist dem Grafen Ficquelmont, der auf der Reise auf seinen Botschafterposten in St. Petersburg begriffen ist, eiligst ein Courier nachgesendet worden, um ihm, wie man glaubt, neue Mittheilungen über den Stand der neapolitanischen und orientalischen Angelegenheiten zu überbringen. um einige neue vermehrt seyn; so namentlich um drei neue Deputirte aus den Grafschaften Hoya und Diepholz, nämlich dem bereits 1839 gewählten, aber am Eintritt noch verhindert gewesenen Deputirten Stubbe, Mitglied der Majorität vom 5 Jun. 1838; Regierungsrath Wehner, dem in den letzten Tagen dem Vernehmen nach gewählten geheimen Kanzleirath Wedemeyer und dem Camerarius Albers aus Lüneburg. Die HH. Wagner für Göttingen, Stüve für Fürstenau und Breusing für Schüttorf (als Substitut des vom Cabinet nicht zugelassenen Dr. Detmold) haben die Wahl abgelehnt. In Uelzen sollte dieser Tage eine neue Wahl stattfinden, über deren Resultat jedoch noch nichts bekannt ist. (Kass. Allg. Z.) Preußen. Berlin, 28 April. Professor Schönlein hat einen Tag nach seiner Ankunft den kranken Minister v. Altenstein besucht, und dort mit mehrern seiner Collegen eine Consultation gehalten. Man scheint jedoch leider wenig Aussicht zur Wiederherstellung des Patienten zu haben. Schönlein wurde in Berlin sehr ehrenvoll empfangen; die hiesigen Zeitungen brachten Gedichte zu seiner Bewillkommnung; jüngere Aerzte haben sich ihm zahlreich als Famuli angeboten, und auch die ältern ließen es an Beweisen der Artigkeit nicht fehlen, um die vorgefaßte Meinung von einem Mangel an Collegialität, bei ihn hier erwarte, gänzlich zu verwischen. Daß jedoch diese Meinung von einem Mangel an Collegialität unter den hiesigen Aerzten und zwar trotz der hier bestehenden, solchem Mangel angeblich entgegen arbeitenden medicinischen Gesellschaft nicht ganz unbegründet sey, geht aus einer eben in den hiesigen Blättern sich durchfechtenden Polemik über den Werth oder Unwerth der Tenotomie (Muskeldurchschneidung) zur Heilung des Schielens zur Genüge hervor. Prof. Dieffenbach, der glückliche Tenotom, der eine kühne Idee Stromeyers noch kühner ins Leben zu setzen wußte, hat schon einer sehr großen Anzahl von Schielenden zu einem geraden und schönen Gesichte verholfen, und wenn auch hin und wieder einmal eine Operation nicht gelingt – wie dieß namentlich bei einer einem gräflichen Hause angehörenden deutschen Dichterin der Fall seyn soll – so scheint dieß doch keineswegs zu den Angriffen zu berechtigen, welche die Methode in unsern Zeitungen gefunden, wo sie übrigens auf nicht minder unangemessene und unwissenschaftliche Weise auch vertheidigt worden ist. – Prof. Gubitz erklärt nunmehr in hiesigen Blättern, daß das Buchdrucker-Jubiläum hier bestimmt am 24 Jun., und zwar eben so wie anderwärts mit einer würdigen Oeffentlichkeit verbunden, werde gefeiert werden. – Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß die russische Regierung Befehl ertheilt habe, die transkaukasische Armee bedeutend zu verstärken. Es scheinen mit dem Eintritte der bessern Jahrszeit neue Invasionen der Bergvölker befürchtet zu werden, und mehr als 20,000 Mann sollen bereits nach jenen Gegenden des schwarzen Meeres aufgebrochen sey. Schweden. Stockholm, 12 April. Die hiesigen Zeitungen führen ein neues Beispiel an von den Erpressungen, welche das dänische Sundzollamt in Helsingör seit einer geraumen Zeit gegen die Seefahrer ausübt, und gegen welche schon von mehrern Seiten ernsthafte Remonstrationen erhoben worden. Eine schwedische Brigg, Oberon, von Rio-Janeiro kommend, hatte am 16 v. M. den Sund passirt mit einer Ladung von 3764 Ballen Kaffee, deren Werth nach der Factur sich auf 140,414 Rthlr. schwed. Banco belief. Nach dem bestehenden Tractat sollte davon für das Recht in die Ostsee einzulaufen ein Proc. oder 1404 Rthlr. an Zoll gezahlt werden. Das dänische Zollamt hat dagegen, aller Proteste des Schiffers ungeachtet, eine Summe berechnet und erpreßt, welche nach Curs an 8406 Rthlr. schwedisch Bco. beträgt. Es wäre demnach nur diese eine Ladung, welche ungefähr einen Fünftheil des jährlichen Bedarfs Schwedens an Kaffee enthielt, ungehöriger Weise mit 7000 Rthlrn. zu hoch taxirt worden. Oesterreich. Wien, 28 April. Am 3 oder 4 Mai werden Se. Maj. der Kaiser Wien verlassen, und sich nach Preßburg begeben, um den ungarischen Reichstag zu schließen. – Der schwedische Gesandte am kaiserlichen Hofe, Graf v. Löwenhjelm, hat von seinem Hofe einen sechsmonatlichen Urlaub erhalten, den der Graf anzutreten gedenkt, sobald der interimistische schwedische Geschäftsträger hier eingetroffen seyn wird. – Vorgestern ist dem Grafen Ficquelmont, der auf der Reise auf seinen Botschafterposten in St. Petersburg begriffen ist, eiligst ein Courier nachgesendet worden, um ihm, wie man glaubt, neue Mittheilungen über den Stand der neapolitanischen und orientalischen Angelegenheiten zu überbringen. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="1000"/> um einige neue vermehrt seyn; so namentlich um drei neue Deputirte aus den Grafschaften Hoya und Diepholz, nämlich dem bereits 1839 gewählten, aber am Eintritt noch verhindert gewesenen Deputirten Stubbe, Mitglied der Majorität vom 5 Jun. 1838; Regierungsrath Wehner, dem in den letzten Tagen dem Vernehmen nach gewählten geheimen Kanzleirath Wedemeyer und dem Camerarius Albers aus Lüneburg. Die HH. Wagner für Göttingen, Stüve für Fürstenau und Breusing für Schüttorf (als Substitut des vom Cabinet nicht zugelassenen Dr. Detmold) haben die Wahl abgelehnt. In Uelzen sollte dieser Tage eine neue Wahl stattfinden, über deren Resultat jedoch noch nichts bekannt ist. (<hi rendition="#g">Kass</hi>. <hi rendition="#g">Allg</hi>. Z.)</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Preußen.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 28 April.</dateline> <p> Professor Schönlein hat einen Tag nach seiner Ankunft den kranken Minister v. Altenstein besucht, und dort mit mehrern seiner Collegen eine Consultation gehalten. Man scheint jedoch leider wenig Aussicht zur Wiederherstellung des Patienten zu haben. 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Prof. Dieffenbach, der glückliche Tenotom, der eine kühne Idee Stromeyers noch kühner ins Leben zu setzen wußte, hat schon einer sehr großen Anzahl von Schielenden zu einem geraden und schönen Gesichte verholfen, und wenn auch hin und wieder einmal eine Operation nicht gelingt – wie dieß namentlich bei einer einem gräflichen Hause angehörenden deutschen Dichterin der Fall seyn soll – so scheint dieß doch keineswegs zu den Angriffen zu berechtigen, welche die Methode in unsern Zeitungen gefunden, wo sie übrigens auf nicht minder unangemessene und unwissenschaftliche Weise auch vertheidigt worden ist. – Prof. Gubitz erklärt nunmehr in hiesigen Blättern, daß das Buchdrucker-Jubiläum hier bestimmt am 24 Jun., und zwar eben so wie anderwärts mit einer würdigen Oeffentlichkeit verbunden, werde gefeiert werden. – Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß die russische Regierung Befehl ertheilt habe, die transkaukasische Armee bedeutend zu verstärken. 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Preußen.
_ Berlin, 28 April. Professor Schönlein hat einen Tag nach seiner Ankunft den kranken Minister v. Altenstein besucht, und dort mit mehrern seiner Collegen eine Consultation gehalten. Man scheint jedoch leider wenig Aussicht zur Wiederherstellung des Patienten zu haben. Schönlein wurde in Berlin sehr ehrenvoll empfangen; die hiesigen Zeitungen brachten Gedichte zu seiner Bewillkommnung; jüngere Aerzte haben sich ihm zahlreich als Famuli angeboten, und auch die ältern ließen es an Beweisen der Artigkeit nicht fehlen, um die vorgefaßte Meinung von einem Mangel an Collegialität, bei ihn hier erwarte, gänzlich zu verwischen. Daß jedoch diese Meinung von einem Mangel an Collegialität unter den hiesigen Aerzten und zwar trotz der hier bestehenden, solchem Mangel angeblich entgegen arbeitenden medicinischen Gesellschaft nicht ganz unbegründet sey, geht aus einer eben in den hiesigen Blättern sich durchfechtenden Polemik über den Werth oder Unwerth der Tenotomie (Muskeldurchschneidung) zur Heilung des Schielens zur Genüge hervor. Prof. Dieffenbach, der glückliche Tenotom, der eine kühne Idee Stromeyers noch kühner ins Leben zu setzen wußte, hat schon einer sehr großen Anzahl von Schielenden zu einem geraden und schönen Gesichte verholfen, und wenn auch hin und wieder einmal eine Operation nicht gelingt – wie dieß namentlich bei einer einem gräflichen Hause angehörenden deutschen Dichterin der Fall seyn soll – so scheint dieß doch keineswegs zu den Angriffen zu berechtigen, welche die Methode in unsern Zeitungen gefunden, wo sie übrigens auf nicht minder unangemessene und unwissenschaftliche Weise auch vertheidigt worden ist. – Prof. Gubitz erklärt nunmehr in hiesigen Blättern, daß das Buchdrucker-Jubiläum hier bestimmt am 24 Jun., und zwar eben so wie anderwärts mit einer würdigen Oeffentlichkeit verbunden, werde gefeiert werden. – Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß die russische Regierung Befehl ertheilt habe, die transkaukasische Armee bedeutend zu verstärken. Es scheinen mit dem Eintritte der bessern Jahrszeit neue Invasionen der Bergvölker befürchtet zu werden, und mehr als 20,000 Mann sollen bereits nach jenen Gegenden des schwarzen Meeres aufgebrochen sey.
Schweden.
_ Stockholm, 12 April. Die hiesigen Zeitungen führen ein neues Beispiel an von den Erpressungen, welche das dänische Sundzollamt in Helsingör seit einer geraumen Zeit gegen die Seefahrer ausübt, und gegen welche schon von mehrern Seiten ernsthafte Remonstrationen erhoben worden. Eine schwedische Brigg, Oberon, von Rio-Janeiro kommend, hatte am 16 v. M. den Sund passirt mit einer Ladung von 3764 Ballen Kaffee, deren Werth nach der Factur sich auf 140,414 Rthlr. schwed. Banco belief. Nach dem bestehenden Tractat sollte davon für das Recht in die Ostsee einzulaufen ein Proc. oder 1404 Rthlr. an Zoll gezahlt werden. Das dänische Zollamt hat dagegen, aller Proteste des Schiffers ungeachtet, eine Summe berechnet und erpreßt, welche nach Curs an 8406 Rthlr. schwedisch Bco. beträgt. Es wäre demnach nur diese eine Ladung, welche ungefähr einen Fünftheil des jährlichen Bedarfs Schwedens an Kaffee enthielt, ungehöriger Weise mit 7000 Rthlrn. zu hoch taxirt worden.
Oesterreich.
_ Wien, 28 April. Am 3 oder 4 Mai werden Se. Maj. der Kaiser Wien verlassen, und sich nach Preßburg begeben, um den ungarischen Reichstag zu schließen. – Der schwedische Gesandte am kaiserlichen Hofe, Graf v. Löwenhjelm, hat von seinem Hofe einen sechsmonatlichen Urlaub erhalten, den der Graf anzutreten gedenkt, sobald der interimistische schwedische Geschäftsträger hier eingetroffen seyn wird. – Vorgestern ist dem Grafen Ficquelmont, der auf der Reise auf seinen Botschafterposten in St. Petersburg begriffen ist, eiligst ein Courier nachgesendet worden, um ihm, wie man glaubt, neue Mittheilungen über den Stand der neapolitanischen und orientalischen Angelegenheiten zu überbringen.
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