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Allgemeine Zeitung. Nr. 139. Augsburg, 18. Mai 1840.

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Verhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften im Monat April.

Acht Tage haben der Akademie drei ihrer thätigsten Mitglieder geraubt: Poisson, bekannt durch seine Leistungen für Chemie und Physik; Robiquet, den Chemiker, Professor an der pharmaceutischen Schule, und Turpin, den Botaniker.

Unter den interessantern Mittheilungen, welche der Akademie gemacht wurden, ist vorzüglich die von Arago über ein Verfahren eines gewissen Dr. Boucherie in Bordeaux zu nennen, welches das Holz gegen die Einwirkung der Fäulniß und des Feuers zu schützen im Auge hat, so wie man auch durch dasselbe eine Färbung und größere Biegsamkeit erzielen kann. Der Erfinder läßt, ehe man den Baum fällt, bis in dessen Mitte ein Loch von neun Linien im Durchmesser bohren und noch einige oberflächliche Sägeschnitte anbringen. Diese Einschnitte werden nahe am Boden gemacht und darüber ein wasserdichter, mit der Verbindung der brenzlichen Holzsäure mit Eisen angefüllter Sack angebracht, aus welchem der Baum die Flüssigkeit aufsaugt und bis in die entferntesten Aeste treibt. Auf ähnliche Weise geht man zu Werke, wenn man das Holz mit einer Chlorkalklösung injiciren, dasselbe biegsamer oder schön marmorirt erhalten will. Professor Audouin bemerkte, daß diese Entdeckung in dem Augenblick um so wichtiger sey, wo in Rochefort, La Rochelle und selbst im naturhistorischen Museum zu Paris die Insecten die größten Verheerungen anrichteten.

Ch. Dupin übergab der Akademie sein Werk über die Verwendung der Kinder in Manufacturen etc. In seinen statistischen Zusammenstellungen zeigt er unter Anderm, daß von 10,000 militärpflichtigen jungen Leuten aus zehn vorzüglich ackerbautreibenden Departementen bloß 4029 untauglich sind, während in andern zehn, vorzüglich mit Fabriken und Manufacturen ausgestatteten Departements von 10,000 9,930 (?) zurückgewiesen werden müssen.

Jules Seguin ist zu einer sehr wohlfeilen Methode gelangt, aus thierischen Stoffen ein Leuchtgas zu produciren, über welches Dumas und Darcet einen sehr günstigen Bericht erstattet haben. Dasselbe ist vollkommen hell und ohne Geruch, und wird aus Stoffen bereitet, die theilweise nicht allein unnütz, sondern auch nachtheilig für die ganze Umgebung sind. Ein altes Pferd gibt ihm nämlich außer Beinschwarz, Ammoniak u. s. w. noch 25,000 Litres Gas und Licht für 411 Stunden.

Professor Delarive aus Genf überschickte das Resultat seiner langjährigen Versuche, metallische Gegenstände mittelst des galvanischen Stroms zu vergolden, ein Verfahren, das schon wegen Umgehung des so giftigen Quecksilbers um so mehr Eingang finden dürfte, als es auch sehr ökonomisch ist. Der zu vergoldende Gegenstand wird in eine verdünnte Auflösung von Chlorgold gebracht und das Gold durch die Verbindung des Gegenstandes mit einer Zinkplatte an demselben niedergeschlagen. Meist reicht eine Minute zur Vergoldung hin, widrigenfalls ein abermaliges Eintauchen den Proceß vollendet.

Saint Julien legte der Akademie eine Probe von chinesischem Wachs vor, das durch den Stich kleiner Insecten erzeugt wird, welche mit den Bienen keine Aehnlichkeit haben, und auf zwei Bäumen leben, von denen der eine auch in schlechterm Boden gedeiht, der andere viel Feuchtigkeit verlangt. Die Insecten, La-i-tschong genannt, finden sich auf den Bäumen nicht selbst, sondern müssen darauf versetzt werden, verlassen sie aber auch dann nicht wieder. Beide Bäume dürften sich auch in Frankreich acclimatisiren lassen.

Ungarn.

Unter den verschiedenen Aufsätzen, die bestimmt waren, unsere Artikel über Ungarn zu widerlegen, sind die des Hrn. v. Pulszky bisher die einzigen, die eine nähere Betrachtung verdienen. Sie sind vortrefflich geschrieben, geistreich, gewandt und, wären sie eben so sehr auf guten Gründen ruhend, wie sie von gutem Tone sind, so ließen sie nichts zu wünschen übrig, und wir müßten uns auf Discretion ergeben. In dieser Lage befinden wir uns indeß, Gott sey Dank! keineswegs, und die Finten unseres Gegners, ein so geschickter Fechter er ist, treffen keine Blößen; wir sind vollkommen gedeckt. Ja, noch mehr - wenn wir die Beweisführungen des Hrn. v. Pulszky von dem entkleiden, was nicht steht, und von dem, was in seinen Behauptungen uns selbst angehört, so findet er sich vielleicht im Wesentlichen der Frage vielmehr neben uns gestellt, als uns gegenüber, einen so kriegerischen Anlauf er auch nimmt. In beiden Beziehungen wollen wir uns erklären.

Zuerst wirft uns Hr. v. Pulszky vor, unsere Aufsätze wären im Verlauf immer gereizter geworden, und hätten damit aufgehört, ein anfangs edel dargestelltes Volk zuletzt als ein zur tiefsten Barbarei und Verworfenheit versunkenes zu beschreiben. Diese Behauptung glaubt Hr. v. Pulszky selbst nicht. Er hat zu viel Verstand, um nicht zu wissen, daß der entschiedenste Tadel, auf Auswüchse veralteter Institutionen mit allem Recht geworfen, sich nie auf die Nation als Ganzes beziehen konnte und sollte. Um uns zu beruhigen, wenn wir fürchten, indem wir vielfache Mängel berühren, "werde die Nationaleitelkeit uns wie ein Orkan anschnauben", verweist uns Hr. v. Pulszky auf die Schriften des Grafen Stephan Szecheny, der dieselben Uebel wie wir, nur früher, schärfer und geistreicher besprochen, und zugleich die Mittel zu ihrer Heilung angegeben, und der dabei doch ein höchst populärer Führer im Lande geworden sey. Wir verstehen zwar hinlänglich altes Ungarisch, um zu wissen, daß "Bocskor" auf deutsch einen "Bundschuh" (der ungarische Bundschuh steht noch im ersten Stadium der Erfindung) bedeuten soll, und überdieß haben wir diese adelige Fußbekleidung wenn auch nicht außer, doch in Ungarn hinlänglich mit Augen gesehen; aber wir verstehen allerdings die ungarische Schriftsprache, die zum Theil zu neuen Datums ist, als daß wir sie zu erlernen Gelegenheit gehabt hätten, nicht so, um die Werke des populären Grafen in der Ursprache zu lesen; in der deutschen Uebersetzung kennen wir sie indeß sehr wohl. Steht in diesen Werken wirklich, was wir auch behaupten, so wundern wir uns nur, daß wir nicht eben so populär oder doch nahebei geworden! Vor dem "Aufschnauben des Volksorkans" aber sind wir durch das angeführte Beispiel keineswegs sicher gestellt, und dasselbe kann uns nicht ermuthigen. Erstens, hat er uns bereits angeschnaubt, und zweitens, hat er die Werke des verehrten Grafen ihrer Zeit nicht minder angeschnaubt! Ja, wir glauben uns zu erinnern, daß, als diese Werke des edlen Publicisten erschienen, in ein paar Comitaten einige bessere Patrioten als er (denn Niemand ist in seinem Fach immer der erste) ein Auto da fe mit denselben vornahmen, und sich hierzu jenen Ort aussuchten, von dem der selige, einst auch sehr populäre Müllner in der "Schuld" sagt: "Thoren nennen ihn Schaffot!" Hierdurch kann und soll weder der Werth oder Unwerth

Verhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften im Monat April.

Acht Tage haben der Akademie drei ihrer thätigsten Mitglieder geraubt: Poisson, bekannt durch seine Leistungen für Chemie und Physik; Robiquet, den Chemiker, Professor an der pharmaceutischen Schule, und Turpin, den Botaniker.

Unter den interessantern Mittheilungen, welche der Akademie gemacht wurden, ist vorzüglich die von Arago über ein Verfahren eines gewissen Dr. Boucherie in Bordeaux zu nennen, welches das Holz gegen die Einwirkung der Fäulniß und des Feuers zu schützen im Auge hat, so wie man auch durch dasselbe eine Färbung und größere Biegsamkeit erzielen kann. Der Erfinder läßt, ehe man den Baum fällt, bis in dessen Mitte ein Loch von neun Linien im Durchmesser bohren und noch einige oberflächliche Sägeschnitte anbringen. Diese Einschnitte werden nahe am Boden gemacht und darüber ein wasserdichter, mit der Verbindung der brenzlichen Holzsäure mit Eisen angefüllter Sack angebracht, aus welchem der Baum die Flüssigkeit aufsaugt und bis in die entferntesten Aeste treibt. Auf ähnliche Weise geht man zu Werke, wenn man das Holz mit einer Chlorkalklösung injiciren, dasselbe biegsamer oder schön marmorirt erhalten will. Professor Audouin bemerkte, daß diese Entdeckung in dem Augenblick um so wichtiger sey, wo in Rochefort, La Rochelle und selbst im naturhistorischen Museum zu Paris die Insecten die größten Verheerungen anrichteten.

Ch. Dupin übergab der Akademie sein Werk über die Verwendung der Kinder in Manufacturen etc. In seinen statistischen Zusammenstellungen zeigt er unter Anderm, daß von 10,000 militärpflichtigen jungen Leuten aus zehn vorzüglich ackerbautreibenden Departementen bloß 4029 untauglich sind, während in andern zehn, vorzüglich mit Fabriken und Manufacturen ausgestatteten Departements von 10,000 9,930 (?) zurückgewiesen werden müssen.

Jules Séguin ist zu einer sehr wohlfeilen Methode gelangt, aus thierischen Stoffen ein Leuchtgas zu produciren, über welches Dumas und Darcet einen sehr günstigen Bericht erstattet haben. Dasselbe ist vollkommen hell und ohne Geruch, und wird aus Stoffen bereitet, die theilweise nicht allein unnütz, sondern auch nachtheilig für die ganze Umgebung sind. Ein altes Pferd gibt ihm nämlich außer Beinschwarz, Ammoniak u. s. w. noch 25,000 Litres Gas und Licht für 411 Stunden.

Professor Delarive aus Genf überschickte das Resultat seiner langjährigen Versuche, metallische Gegenstände mittelst des galvanischen Stroms zu vergolden, ein Verfahren, das schon wegen Umgehung des so giftigen Quecksilbers um so mehr Eingang finden dürfte, als es auch sehr ökonomisch ist. Der zu vergoldende Gegenstand wird in eine verdünnte Auflösung von Chlorgold gebracht und das Gold durch die Verbindung des Gegenstandes mit einer Zinkplatte an demselben niedergeschlagen. Meist reicht eine Minute zur Vergoldung hin, widrigenfalls ein abermaliges Eintauchen den Proceß vollendet.

Saint Julien legte der Akademie eine Probe von chinesischem Wachs vor, das durch den Stich kleiner Insecten erzeugt wird, welche mit den Bienen keine Aehnlichkeit haben, und auf zwei Bäumen leben, von denen der eine auch in schlechterm Boden gedeiht, der andere viel Feuchtigkeit verlangt. Die Insecten, La-i-tschong genannt, finden sich auf den Bäumen nicht selbst, sondern müssen darauf versetzt werden, verlassen sie aber auch dann nicht wieder. Beide Bäume dürften sich auch in Frankreich acclimatisiren lassen.

Ungarn.

Unter den verschiedenen Aufsätzen, die bestimmt waren, unsere Artikel über Ungarn zu widerlegen, sind die des Hrn. v. Pulszky bisher die einzigen, die eine nähere Betrachtung verdienen. Sie sind vortrefflich geschrieben, geistreich, gewandt und, wären sie eben so sehr auf guten Gründen ruhend, wie sie von gutem Tone sind, so ließen sie nichts zu wünschen übrig, und wir müßten uns auf Discretion ergeben. In dieser Lage befinden wir uns indeß, Gott sey Dank! keineswegs, und die Finten unseres Gegners, ein so geschickter Fechter er ist, treffen keine Blößen; wir sind vollkommen gedeckt. Ja, noch mehr – wenn wir die Beweisführungen des Hrn. v. Pulszky von dem entkleiden, was nicht steht, und von dem, was in seinen Behauptungen uns selbst angehört, so findet er sich vielleicht im Wesentlichen der Frage vielmehr neben uns gestellt, als uns gegenüber, einen so kriegerischen Anlauf er auch nimmt. In beiden Beziehungen wollen wir uns erklären.

Zuerst wirft uns Hr. v. Pulszky vor, unsere Aufsätze wären im Verlauf immer gereizter geworden, und hätten damit aufgehört, ein anfangs edel dargestelltes Volk zuletzt als ein zur tiefsten Barbarei und Verworfenheit versunkenes zu beschreiben. Diese Behauptung glaubt Hr. v. Pulszky selbst nicht. Er hat zu viel Verstand, um nicht zu wissen, daß der entschiedenste Tadel, auf Auswüchse veralteter Institutionen mit allem Recht geworfen, sich nie auf die Nation als Ganzes beziehen konnte und sollte. Um uns zu beruhigen, wenn wir fürchten, indem wir vielfache Mängel berühren, „werde die Nationaleitelkeit uns wie ein Orkan anschnauben“, verweist uns Hr. v. Pulszky auf die Schriften des Grafen Stephan Szechény, der dieselben Uebel wie wir, nur früher, schärfer und geistreicher besprochen, und zugleich die Mittel zu ihrer Heilung angegeben, und der dabei doch ein höchst populärer Führer im Lande geworden sey. Wir verstehen zwar hinlänglich altes Ungarisch, um zu wissen, daß „Bocskor“ auf deutsch einen „Bundschuh“ (der ungarische Bundschuh steht noch im ersten Stadium der Erfindung) bedeuten soll, und überdieß haben wir diese adelige Fußbekleidung wenn auch nicht außer, doch in Ungarn hinlänglich mit Augen gesehen; aber wir verstehen allerdings die ungarische Schriftsprache, die zum Theil zu neuen Datums ist, als daß wir sie zu erlernen Gelegenheit gehabt hätten, nicht so, um die Werke des populären Grafen in der Ursprache zu lesen; in der deutschen Uebersetzung kennen wir sie indeß sehr wohl. Steht in diesen Werken wirklich, was wir auch behaupten, so wundern wir uns nur, daß wir nicht eben so populär oder doch nahebei geworden! Vor dem „Aufschnauben des Volksorkans“ aber sind wir durch das angeführte Beispiel keineswegs sicher gestellt, und dasselbe kann uns nicht ermuthigen. Erstens, hat er uns bereits angeschnaubt, und zweitens, hat er die Werke des verehrten Grafen ihrer Zeit nicht minder angeschnaubt! Ja, wir glauben uns zu erinnern, daß, als diese Werke des edlen Publicisten erschienen, in ein paar Comitaten einige bessere Patrioten als er (denn Niemand ist in seinem Fach immer der erste) ein Auto da fe mit denselben vornahmen, und sich hierzu jenen Ort aussuchten, von dem der selige, einst auch sehr populäre Müllner in der „Schuld“ sagt: „Thoren nennen ihn Schaffot!“ Hierdurch kann und soll weder der Werth oder Unwerth

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[1105/0009] Verhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften im Monat April. Acht Tage haben der Akademie drei ihrer thätigsten Mitglieder geraubt: Poisson, bekannt durch seine Leistungen für Chemie und Physik; Robiquet, den Chemiker, Professor an der pharmaceutischen Schule, und Turpin, den Botaniker. Unter den interessantern Mittheilungen, welche der Akademie gemacht wurden, ist vorzüglich die von Arago über ein Verfahren eines gewissen Dr. Boucherie in Bordeaux zu nennen, welches das Holz gegen die Einwirkung der Fäulniß und des Feuers zu schützen im Auge hat, so wie man auch durch dasselbe eine Färbung und größere Biegsamkeit erzielen kann. Der Erfinder läßt, ehe man den Baum fällt, bis in dessen Mitte ein Loch von neun Linien im Durchmesser bohren und noch einige oberflächliche Sägeschnitte anbringen. Diese Einschnitte werden nahe am Boden gemacht und darüber ein wasserdichter, mit der Verbindung der brenzlichen Holzsäure mit Eisen angefüllter Sack angebracht, aus welchem der Baum die Flüssigkeit aufsaugt und bis in die entferntesten Aeste treibt. Auf ähnliche Weise geht man zu Werke, wenn man das Holz mit einer Chlorkalklösung injiciren, dasselbe biegsamer oder schön marmorirt erhalten will. Professor Audouin bemerkte, daß diese Entdeckung in dem Augenblick um so wichtiger sey, wo in Rochefort, La Rochelle und selbst im naturhistorischen Museum zu Paris die Insecten die größten Verheerungen anrichteten. Ch. Dupin übergab der Akademie sein Werk über die Verwendung der Kinder in Manufacturen etc. In seinen statistischen Zusammenstellungen zeigt er unter Anderm, daß von 10,000 militärpflichtigen jungen Leuten aus zehn vorzüglich ackerbautreibenden Departementen bloß 4029 untauglich sind, während in andern zehn, vorzüglich mit Fabriken und Manufacturen ausgestatteten Departements von 10,000 9,930 (?) zurückgewiesen werden müssen. Jules Séguin ist zu einer sehr wohlfeilen Methode gelangt, aus thierischen Stoffen ein Leuchtgas zu produciren, über welches Dumas und Darcet einen sehr günstigen Bericht erstattet haben. Dasselbe ist vollkommen hell und ohne Geruch, und wird aus Stoffen bereitet, die theilweise nicht allein unnütz, sondern auch nachtheilig für die ganze Umgebung sind. Ein altes Pferd gibt ihm nämlich außer Beinschwarz, Ammoniak u. s. w. noch 25,000 Litres Gas und Licht für 411 Stunden. Professor Delarive aus Genf überschickte das Resultat seiner langjährigen Versuche, metallische Gegenstände mittelst des galvanischen Stroms zu vergolden, ein Verfahren, das schon wegen Umgehung des so giftigen Quecksilbers um so mehr Eingang finden dürfte, als es auch sehr ökonomisch ist. Der zu vergoldende Gegenstand wird in eine verdünnte Auflösung von Chlorgold gebracht und das Gold durch die Verbindung des Gegenstandes mit einer Zinkplatte an demselben niedergeschlagen. Meist reicht eine Minute zur Vergoldung hin, widrigenfalls ein abermaliges Eintauchen den Proceß vollendet. Saint Julien legte der Akademie eine Probe von chinesischem Wachs vor, das durch den Stich kleiner Insecten erzeugt wird, welche mit den Bienen keine Aehnlichkeit haben, und auf zwei Bäumen leben, von denen der eine auch in schlechterm Boden gedeiht, der andere viel Feuchtigkeit verlangt. Die Insecten, La-i-tschong genannt, finden sich auf den Bäumen nicht selbst, sondern müssen darauf versetzt werden, verlassen sie aber auch dann nicht wieder. Beide Bäume dürften sich auch in Frankreich acclimatisiren lassen. Ungarn. Unter den verschiedenen Aufsätzen, die bestimmt waren, unsere Artikel über Ungarn zu widerlegen, sind die des Hrn. v. Pulszky bisher die einzigen, die eine nähere Betrachtung verdienen. Sie sind vortrefflich geschrieben, geistreich, gewandt und, wären sie eben so sehr auf guten Gründen ruhend, wie sie von gutem Tone sind, so ließen sie nichts zu wünschen übrig, und wir müßten uns auf Discretion ergeben. In dieser Lage befinden wir uns indeß, Gott sey Dank! keineswegs, und die Finten unseres Gegners, ein so geschickter Fechter er ist, treffen keine Blößen; wir sind vollkommen gedeckt. Ja, noch mehr – wenn wir die Beweisführungen des Hrn. v. Pulszky von dem entkleiden, was nicht steht, und von dem, was in seinen Behauptungen uns selbst angehört, so findet er sich vielleicht im Wesentlichen der Frage vielmehr neben uns gestellt, als uns gegenüber, einen so kriegerischen Anlauf er auch nimmt. In beiden Beziehungen wollen wir uns erklären. Zuerst wirft uns Hr. v. Pulszky vor, unsere Aufsätze wären im Verlauf immer gereizter geworden, und hätten damit aufgehört, ein anfangs edel dargestelltes Volk zuletzt als ein zur tiefsten Barbarei und Verworfenheit versunkenes zu beschreiben. Diese Behauptung glaubt Hr. v. Pulszky selbst nicht. Er hat zu viel Verstand, um nicht zu wissen, daß der entschiedenste Tadel, auf Auswüchse veralteter Institutionen mit allem Recht geworfen, sich nie auf die Nation als Ganzes beziehen konnte und sollte. Um uns zu beruhigen, wenn wir fürchten, indem wir vielfache Mängel berühren, „werde die Nationaleitelkeit uns wie ein Orkan anschnauben“, verweist uns Hr. v. Pulszky auf die Schriften des Grafen Stephan Szechény, der dieselben Uebel wie wir, nur früher, schärfer und geistreicher besprochen, und zugleich die Mittel zu ihrer Heilung angegeben, und der dabei doch ein höchst populärer Führer im Lande geworden sey. Wir verstehen zwar hinlänglich altes Ungarisch, um zu wissen, daß „Bocskor“ auf deutsch einen „Bundschuh“ (der ungarische Bundschuh steht noch im ersten Stadium der Erfindung) bedeuten soll, und überdieß haben wir diese adelige Fußbekleidung wenn auch nicht außer, doch in Ungarn hinlänglich mit Augen gesehen; aber wir verstehen allerdings die ungarische Schriftsprache, die zum Theil zu neuen Datums ist, als daß wir sie zu erlernen Gelegenheit gehabt hätten, nicht so, um die Werke des populären Grafen in der Ursprache zu lesen; in der deutschen Uebersetzung kennen wir sie indeß sehr wohl. Steht in diesen Werken wirklich, was wir auch behaupten, so wundern wir uns nur, daß wir nicht eben so populär oder doch nahebei geworden! Vor dem „Aufschnauben des Volksorkans“ aber sind wir durch das angeführte Beispiel keineswegs sicher gestellt, und dasselbe kann uns nicht ermuthigen. Erstens, hat er uns bereits angeschnaubt, und zweitens, hat er die Werke des verehrten Grafen ihrer Zeit nicht minder angeschnaubt! Ja, wir glauben uns zu erinnern, daß, als diese Werke des edlen Publicisten erschienen, in ein paar Comitaten einige bessere Patrioten als er (denn Niemand ist in seinem Fach immer der erste) ein Auto da fe mit denselben vornahmen, und sich hierzu jenen Ort aussuchten, von dem der selige, einst auch sehr populäre Müllner in der „Schuld“ sagt: „Thoren nennen ihn Schaffot!“ Hierdurch kann und soll weder der Werth oder Unwerth

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 139. Augsburg, 18. Mai 1840, S. 1105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_139_18400518/9>, abgerufen am 23.11.2024.