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Allgemeine Zeitung. Nr. 142. Augsburg, 21. Mai 1840.

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in einen Krieg, dem sie vielleicht nicht gewachsen ist, zu verwickeln; nicht dafür, weil ich mich scheue, Ihrer Maj. und dem Lande die geduldige Hinnahme solcher bisher unerhörter Beleidigungen anzurathen. (Hört!) Auch scheint es mir ungerecht, daß die Regierung, nachdem sie den Opiumhandel längere Zeit nicht nur geduldet, sondern auch zu fördern gesucht hat, jetzt die ganze Sache jenen Kaufleuten auf den Hals schieben, und sie für Unternehmungen, die sie erlaubt hielten, als Opfer eines neuen Systems fallen lassen soll. In der That, der Opiumhandel war der Regierung von Indien, der Regierung Ihrer Maj. und beiden Häusern seit längerer Zeit wohl bekannt (Hört!): und ich selbst habe mit in einem Ausschuß gesessen, in dem die Fortsetzung und mögliche Ausdehnung dieses Handels, nach Abschaffung des Monopols der ostindischen Compagnie, beschlossen wurde. Ich kann aber auch keineswegs glauben, daß die wirkliche oder alleinige Ursache des unerhörten Verfahrens der chinesischen Behörden gegen brittische Unterthanen und Angestellte, das Opium sey. Denn nicht genug, daß man von Seite China's Auslieferung des Opiums verlangt hat, hat man sich auch dabei einer Sprache und eines Verfahrens bedient, wie ich nicht weiß, daß es in irgend einem andern Lande der Welt jemals geschehen ist. Ich habe als ein Engländer 50 Jahre meines Lebens in dem ehrenvollen Dienst dieses Landes zugebracht, und kann nicht ertragen, einen Diener der brittischen Regierung, der wie Capitän Elliot seine Pflicht thut, auf solche Weise behandelt zu sehen. Denn auch darin, daß Capitän Elliot jene sechs Matrosen, welche die chinesische Regierung wegen eines ihnen zugeschriebenen Mords an einem Chinesen ausgeliefert verlangte, nicht auslieferte, handelte er zufolge des auf brittischen Schiffen gebräuchlichen Verfahrens vollkommen pflichtgemäß, nachdem er sich nämlich zuvor durch eigene Untersuchung überzeugt hatte, daß jene Anschuldigung falsch war. (Hört!) Derselbe Fall ist es auch mit dem Nichtausliefern des Hrn. Dent, obgleich dieser, wie man sagt, nach gesetzlicher Aufhebung des Opiumhandels, den Handel noch fortgesetzt hatte. Genug, daß Hr. Dent ein Engländer ist, um jeden andern Engländer nicht nur abzuhalten ihn auszuliefern, sondern auch zu vermögen ihn mit seinem letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Haben die Amerikaner wirklich ihre Matrosen ausgeliefert, so wünscht' ich für sie, daß sie es nicht gethan hätten: besser sie hätten, wie die ostindische Compagnie, den ganzen Handel eher aufgegeben, als das Leben eines einzigen ihrer Unterthanen aufs Spiel gesetzt. - Uebrigens weiß das Haus aus meinen frühern Reden, daß ich die Weise, wie die chinesischen Angelegenheiten von unserer Regierung geführt werden, schon seit längerer Zeit keineswegs billige; meiner Meinung nach, hätte man die Hauptführung derselben in den Händen der ostindischen Compagnie lassen sollen. (Hört!) Im Einzelnen ferner hat unsere Regierung besonders darin geirrt, daß sie bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten noch immer nicht daran gedacht hatte, einen brittischen Gerichtshof in Canton zu errichten; außerdem auch darin, daß sie ihren Agenten in Canton trotz aller seiner und seiner Vorgänger Gesuche, weder durch eine gehörige Seemacht unterstützte, noch auch vermöge eines Geheimenrathsbefehls (order in council) - wozu ihr die Parlamente das Recht ertheilt - zu unabhängigen Maaßregeln ermächtigte." - Der Antrag Graf Stanhope's wurde dann, wie wir bereits angegeben, zurückgewiesen, obgleich der edle Lord behauptete, daß von keinem der beiden Redner irgend einer seiner Gründe wirklich widergelegt worden sey.

Im Hause der Gemeinen, Sitzung vom 14 Mai, richtet Sir Stratford Canning verschiedene Fragen an Lord Palmerston, hinsichtlich der Verhältnisse Englands zu Persien: ob der diplomatische Verkehr mit diesem Lande abgebrochen ist? ob man in Unterhandlungen steht ihn wieder anzuknüpfen? welche Schwierigkeit den Erfolg dieser Unterhandlungen aufhält? und endlich, ob eine solche Schwierigkeit sich erst erhoben hat, seitdem Ihre Maj. uns in ihrer Thronrede versicherte, daß alle unsere Schwierigkeiten mit Persien bald befriedigend ausgeglichen seyn würden? Lord Palmerston antwortete hierauf, daß in den Verhältnissen Englands zu Persien seit den letzten zwölf Monaten durchaus keine Veränderung eingetreten sey. "Im letzten Sommer langte hier ein Abgesandter von Persien an, dem ich unsere Forderungen ausführlich auseinandersetzte, worauf ich von ihm eine Antwort erhielt, die, indem sie alle diese Forderungen vorgeblich anerkannte, doch in der Wirklichkeit keine Aussicht eröffnete sie zu befriedigen. Eine weitere Erklärung, die wir hierauf im verflossenen März nach Teheran gesandt, ist bis jetzt noch ohne Antwort geblieben. Sir S. Canning: Ist Sir John M'Neil noch mit der Vollmacht eines Gesandten bekleidet? Lord Palmerston: Er ist seit vergangenem Jahr auf Urlaub abwesend, und sein Gehülfe (second officer) vertritt jetzt die Stelle eines Geschäftsträgers. Sir S. Canning: Befindet sich unser Handel mit Persien noch unter consularischem Schutze? Lord Palmerston: Der Consul in Tauris ist noch an seiner Stelle.

Frankreich.

(Commerce.) Man spricht bei Hofe ziemlich laut von einer Cerimonie, die in der nächsten Woche in den Tuilerien stattfinden solle. Der König werde nämlich auf dem Throne sitzend, von den Großwürdeträgern des Staats und dem Conseil der Minister umgeben, den General Bertrand empfangen, der in die Hände Ludwig Philipps den Degen Napoleons niederlegen würde.

Die Commission der Deputirtenkammer für Abholung der Asche Napoleons hat den Marschall Clauzel zu ihrem Präsidenten und Hrn. de la Redorte zu ihrem Secretär ernannt. Sie will, bevor sie einen Entschluß faßt in Betreff des Denkmals, das die sterblichen Ueberreste des Kaisers aufnehmen soll, die Minister hören, und die von mehreren Mitgliedern der Kammer als dazu am zweckmäßigsten bezeichneten Orte untersuchen.

Die Commission der Pairskammer für die Rentenconversion hat den Grafen Mollien zu ihrem Präsidenten ernannt.

Die Commission der Pairskammer hat sich einstimmig gegen den Gesetzesentwurf hinsichtlich der Rentenumwandlung und gegen die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel überhaupt erklärt.

Beschluß der Sitzung der Deputirtenkammer vom 14 Mai.

Hr. Thiers suchte hauptsächlich die gegenwärtige Regierung gegen den Vorwurf zu vertheidigen, daß sie in Betreff Algiers fortwährend planlos im Vagen herumtappe und kein festes Ziel vor sich sehe. Der Plan der Regierung sey, das gegenwärtig in Constantine befolgte System auch nach den übrigen Provinzen zu verpflanzen. Hr. Thiers gab die Schwierigkeit zu, denn die Stämme des Westens sind kriegerischer, fanatischer, als die östlichen; es fehlt dort an einem starken Mittelpunkt, dessen Einnahme eben so erfolgreich wäre wie die der Stadt Constantine. Daß sich dasselbe Resultat aber auch im Westen, wiewohl mit unendlich mehr Mühe erreichen ließe, sucht Hr. Thiers durch das Beispiel der Duairs und Zmelas zu beweisen, zweier Stämme, deren Masse den Franzosen treu geblieben, obwohl ihre Lage unglücklich sey, obwohl man sie gegen die fanatischen Verfolgungen der übrigen Araber nicht immer habe schützen können. Das Schanzensystem, der Plan, die

in einen Krieg, dem sie vielleicht nicht gewachsen ist, zu verwickeln; nicht dafür, weil ich mich scheue, Ihrer Maj. und dem Lande die geduldige Hinnahme solcher bisher unerhörter Beleidigungen anzurathen. (Hört!) Auch scheint es mir ungerecht, daß die Regierung, nachdem sie den Opiumhandel längere Zeit nicht nur geduldet, sondern auch zu fördern gesucht hat, jetzt die ganze Sache jenen Kaufleuten auf den Hals schieben, und sie für Unternehmungen, die sie erlaubt hielten, als Opfer eines neuen Systems fallen lassen soll. In der That, der Opiumhandel war der Regierung von Indien, der Regierung Ihrer Maj. und beiden Häusern seit längerer Zeit wohl bekannt (Hört!): und ich selbst habe mit in einem Ausschuß gesessen, in dem die Fortsetzung und mögliche Ausdehnung dieses Handels, nach Abschaffung des Monopols der ostindischen Compagnie, beschlossen wurde. Ich kann aber auch keineswegs glauben, daß die wirkliche oder alleinige Ursache des unerhörten Verfahrens der chinesischen Behörden gegen brittische Unterthanen und Angestellte, das Opium sey. Denn nicht genug, daß man von Seite China's Auslieferung des Opiums verlangt hat, hat man sich auch dabei einer Sprache und eines Verfahrens bedient, wie ich nicht weiß, daß es in irgend einem andern Lande der Welt jemals geschehen ist. Ich habe als ein Engländer 50 Jahre meines Lebens in dem ehrenvollen Dienst dieses Landes zugebracht, und kann nicht ertragen, einen Diener der brittischen Regierung, der wie Capitän Elliot seine Pflicht thut, auf solche Weise behandelt zu sehen. Denn auch darin, daß Capitän Elliot jene sechs Matrosen, welche die chinesische Regierung wegen eines ihnen zugeschriebenen Mords an einem Chinesen ausgeliefert verlangte, nicht auslieferte, handelte er zufolge des auf brittischen Schiffen gebräuchlichen Verfahrens vollkommen pflichtgemäß, nachdem er sich nämlich zuvor durch eigene Untersuchung überzeugt hatte, daß jene Anschuldigung falsch war. (Hört!) Derselbe Fall ist es auch mit dem Nichtausliefern des Hrn. Dent, obgleich dieser, wie man sagt, nach gesetzlicher Aufhebung des Opiumhandels, den Handel noch fortgesetzt hatte. Genug, daß Hr. Dent ein Engländer ist, um jeden andern Engländer nicht nur abzuhalten ihn auszuliefern, sondern auch zu vermögen ihn mit seinem letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Haben die Amerikaner wirklich ihre Matrosen ausgeliefert, so wünscht' ich für sie, daß sie es nicht gethan hätten: besser sie hätten, wie die ostindische Compagnie, den ganzen Handel eher aufgegeben, als das Leben eines einzigen ihrer Unterthanen aufs Spiel gesetzt. – Uebrigens weiß das Haus aus meinen frühern Reden, daß ich die Weise, wie die chinesischen Angelegenheiten von unserer Regierung geführt werden, schon seit längerer Zeit keineswegs billige; meiner Meinung nach, hätte man die Hauptführung derselben in den Händen der ostindischen Compagnie lassen sollen. (Hört!) Im Einzelnen ferner hat unsere Regierung besonders darin geirrt, daß sie bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten noch immer nicht daran gedacht hatte, einen brittischen Gerichtshof in Canton zu errichten; außerdem auch darin, daß sie ihren Agenten in Canton trotz aller seiner und seiner Vorgänger Gesuche, weder durch eine gehörige Seemacht unterstützte, noch auch vermöge eines Geheimenrathsbefehls (order in council) – wozu ihr die Parlamente das Recht ertheilt – zu unabhängigen Maaßregeln ermächtigte.“ – Der Antrag Graf Stanhope's wurde dann, wie wir bereits angegeben, zurückgewiesen, obgleich der edle Lord behauptete, daß von keinem der beiden Redner irgend einer seiner Gründe wirklich widergelegt worden sey.

Im Hause der Gemeinen, Sitzung vom 14 Mai, richtet Sir Stratford Canning verschiedene Fragen an Lord Palmerston, hinsichtlich der Verhältnisse Englands zu Persien: ob der diplomatische Verkehr mit diesem Lande abgebrochen ist? ob man in Unterhandlungen steht ihn wieder anzuknüpfen? welche Schwierigkeit den Erfolg dieser Unterhandlungen aufhält? und endlich, ob eine solche Schwierigkeit sich erst erhoben hat, seitdem Ihre Maj. uns in ihrer Thronrede versicherte, daß alle unsere Schwierigkeiten mit Persien bald befriedigend ausgeglichen seyn würden? Lord Palmerston antwortete hierauf, daß in den Verhältnissen Englands zu Persien seit den letzten zwölf Monaten durchaus keine Veränderung eingetreten sey. „Im letzten Sommer langte hier ein Abgesandter von Persien an, dem ich unsere Forderungen ausführlich auseinandersetzte, worauf ich von ihm eine Antwort erhielt, die, indem sie alle diese Forderungen vorgeblich anerkannte, doch in der Wirklichkeit keine Aussicht eröffnete sie zu befriedigen. Eine weitere Erklärung, die wir hierauf im verflossenen März nach Teheran gesandt, ist bis jetzt noch ohne Antwort geblieben. Sir S. Canning: Ist Sir John M'Neil noch mit der Vollmacht eines Gesandten bekleidet? Lord Palmerston: Er ist seit vergangenem Jahr auf Urlaub abwesend, und sein Gehülfe (second officer) vertritt jetzt die Stelle eines Geschäftsträgers. Sir S. Canning: Befindet sich unser Handel mit Persien noch unter consularischem Schutze? Lord Palmerston: Der Consul in Tauris ist noch an seiner Stelle.

Frankreich.

(Commerce.) Man spricht bei Hofe ziemlich laut von einer Cerimonie, die in der nächsten Woche in den Tuilerien stattfinden solle. Der König werde nämlich auf dem Throne sitzend, von den Großwürdeträgern des Staats und dem Conseil der Minister umgeben, den General Bertrand empfangen, der in die Hände Ludwig Philipps den Degen Napoleons niederlegen würde.

Die Commission der Deputirtenkammer für Abholung der Asche Napoleons hat den Marschall Clauzel zu ihrem Präsidenten und Hrn. de la Redorte zu ihrem Secretär ernannt. Sie will, bevor sie einen Entschluß faßt in Betreff des Denkmals, das die sterblichen Ueberreste des Kaisers aufnehmen soll, die Minister hören, und die von mehreren Mitgliedern der Kammer als dazu am zweckmäßigsten bezeichneten Orte untersuchen.

Die Commission der Pairskammer für die Rentenconversion hat den Grafen Mollien zu ihrem Präsidenten ernannt.

Die Commission der Pairskammer hat sich einstimmig gegen den Gesetzesentwurf hinsichtlich der Rentenumwandlung und gegen die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel überhaupt erklärt.

Beschluß der Sitzung der Deputirtenkammer vom 14 Mai.

Hr. Thiers suchte hauptsächlich die gegenwärtige Regierung gegen den Vorwurf zu vertheidigen, daß sie in Betreff Algiers fortwährend planlos im Vagen herumtappe und kein festes Ziel vor sich sehe. Der Plan der Regierung sey, das gegenwärtig in Constantine befolgte System auch nach den übrigen Provinzen zu verpflanzen. Hr. Thiers gab die Schwierigkeit zu, denn die Stämme des Westens sind kriegerischer, fanatischer, als die östlichen; es fehlt dort an einem starken Mittelpunkt, dessen Einnahme eben so erfolgreich wäre wie die der Stadt Constantine. Daß sich dasselbe Resultat aber auch im Westen, wiewohl mit unendlich mehr Mühe erreichen ließe, sucht Hr. Thiers durch das Beispiel der Duairs und Zmelas zu beweisen, zweier Stämme, deren Masse den Franzosen treu geblieben, obwohl ihre Lage unglücklich sey, obwohl man sie gegen die fanatischen Verfolgungen der übrigen Araber nicht immer habe schützen können. Das Schanzensystem, der Plan, die

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[1131/0003] in einen Krieg, dem sie vielleicht nicht gewachsen ist, zu verwickeln; nicht dafür, weil ich mich scheue, Ihrer Maj. und dem Lande die geduldige Hinnahme solcher bisher unerhörter Beleidigungen anzurathen. (Hört!) Auch scheint es mir ungerecht, daß die Regierung, nachdem sie den Opiumhandel längere Zeit nicht nur geduldet, sondern auch zu fördern gesucht hat, jetzt die ganze Sache jenen Kaufleuten auf den Hals schieben, und sie für Unternehmungen, die sie erlaubt hielten, als Opfer eines neuen Systems fallen lassen soll. In der That, der Opiumhandel war der Regierung von Indien, der Regierung Ihrer Maj. und beiden Häusern seit längerer Zeit wohl bekannt (Hört!): und ich selbst habe mit in einem Ausschuß gesessen, in dem die Fortsetzung und mögliche Ausdehnung dieses Handels, nach Abschaffung des Monopols der ostindischen Compagnie, beschlossen wurde. Ich kann aber auch keineswegs glauben, daß die wirkliche oder alleinige Ursache des unerhörten Verfahrens der chinesischen Behörden gegen brittische Unterthanen und Angestellte, das Opium sey. Denn nicht genug, daß man von Seite China's Auslieferung des Opiums verlangt hat, hat man sich auch dabei einer Sprache und eines Verfahrens bedient, wie ich nicht weiß, daß es in irgend einem andern Lande der Welt jemals geschehen ist. Ich habe als ein Engländer 50 Jahre meines Lebens in dem ehrenvollen Dienst dieses Landes zugebracht, und kann nicht ertragen, einen Diener der brittischen Regierung, der wie Capitän Elliot seine Pflicht thut, auf solche Weise behandelt zu sehen. Denn auch darin, daß Capitän Elliot jene sechs Matrosen, welche die chinesische Regierung wegen eines ihnen zugeschriebenen Mords an einem Chinesen ausgeliefert verlangte, nicht auslieferte, handelte er zufolge des auf brittischen Schiffen gebräuchlichen Verfahrens vollkommen pflichtgemäß, nachdem er sich nämlich zuvor durch eigene Untersuchung überzeugt hatte, daß jene Anschuldigung falsch war. (Hört!) Derselbe Fall ist es auch mit dem Nichtausliefern des Hrn. Dent, obgleich dieser, wie man sagt, nach gesetzlicher Aufhebung des Opiumhandels, den Handel noch fortgesetzt hatte. Genug, daß Hr. Dent ein Engländer ist, um jeden andern Engländer nicht nur abzuhalten ihn auszuliefern, sondern auch zu vermögen ihn mit seinem letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Haben die Amerikaner wirklich ihre Matrosen ausgeliefert, so wünscht' ich für sie, daß sie es nicht gethan hätten: besser sie hätten, wie die ostindische Compagnie, den ganzen Handel eher aufgegeben, als das Leben eines einzigen ihrer Unterthanen aufs Spiel gesetzt. – Uebrigens weiß das Haus aus meinen frühern Reden, daß ich die Weise, wie die chinesischen Angelegenheiten von unserer Regierung geführt werden, schon seit längerer Zeit keineswegs billige; meiner Meinung nach, hätte man die Hauptführung derselben in den Händen der ostindischen Compagnie lassen sollen. (Hört!) Im Einzelnen ferner hat unsere Regierung besonders darin geirrt, daß sie bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten noch immer nicht daran gedacht hatte, einen brittischen Gerichtshof in Canton zu errichten; außerdem auch darin, daß sie ihren Agenten in Canton trotz aller seiner und seiner Vorgänger Gesuche, weder durch eine gehörige Seemacht unterstützte, noch auch vermöge eines Geheimenrathsbefehls (order in council) – wozu ihr die Parlamente das Recht ertheilt – zu unabhängigen Maaßregeln ermächtigte.“ – Der Antrag Graf Stanhope's wurde dann, wie wir bereits angegeben, zurückgewiesen, obgleich der edle Lord behauptete, daß von keinem der beiden Redner irgend einer seiner Gründe wirklich widergelegt worden sey. Im Hause der Gemeinen, Sitzung vom 14 Mai, richtet Sir Stratford Canning verschiedene Fragen an Lord Palmerston, hinsichtlich der Verhältnisse Englands zu Persien: ob der diplomatische Verkehr mit diesem Lande abgebrochen ist? ob man in Unterhandlungen steht ihn wieder anzuknüpfen? welche Schwierigkeit den Erfolg dieser Unterhandlungen aufhält? und endlich, ob eine solche Schwierigkeit sich erst erhoben hat, seitdem Ihre Maj. uns in ihrer Thronrede versicherte, daß alle unsere Schwierigkeiten mit Persien bald befriedigend ausgeglichen seyn würden? Lord Palmerston antwortete hierauf, daß in den Verhältnissen Englands zu Persien seit den letzten zwölf Monaten durchaus keine Veränderung eingetreten sey. „Im letzten Sommer langte hier ein Abgesandter von Persien an, dem ich unsere Forderungen ausführlich auseinandersetzte, worauf ich von ihm eine Antwort erhielt, die, indem sie alle diese Forderungen vorgeblich anerkannte, doch in der Wirklichkeit keine Aussicht eröffnete sie zu befriedigen. Eine weitere Erklärung, die wir hierauf im verflossenen März nach Teheran gesandt, ist bis jetzt noch ohne Antwort geblieben. Sir S. Canning: Ist Sir John M'Neil noch mit der Vollmacht eines Gesandten bekleidet? Lord Palmerston: Er ist seit vergangenem Jahr auf Urlaub abwesend, und sein Gehülfe (second officer) vertritt jetzt die Stelle eines Geschäftsträgers. Sir S. Canning: Befindet sich unser Handel mit Persien noch unter consularischem Schutze? Lord Palmerston: Der Consul in Tauris ist noch an seiner Stelle. Frankreich. _ Paris, 16 Mai. (Commerce.) Man spricht bei Hofe ziemlich laut von einer Cerimonie, die in der nächsten Woche in den Tuilerien stattfinden solle. Der König werde nämlich auf dem Throne sitzend, von den Großwürdeträgern des Staats und dem Conseil der Minister umgeben, den General Bertrand empfangen, der in die Hände Ludwig Philipps den Degen Napoleons niederlegen würde. Die Commission der Deputirtenkammer für Abholung der Asche Napoleons hat den Marschall Clauzel zu ihrem Präsidenten und Hrn. de la Redorte zu ihrem Secretär ernannt. Sie will, bevor sie einen Entschluß faßt in Betreff des Denkmals, das die sterblichen Ueberreste des Kaisers aufnehmen soll, die Minister hören, und die von mehreren Mitgliedern der Kammer als dazu am zweckmäßigsten bezeichneten Orte untersuchen. Die Commission der Pairskammer für die Rentenconversion hat den Grafen Mollien zu ihrem Präsidenten ernannt. Die Commission der Pairskammer hat sich einstimmig gegen den Gesetzesentwurf hinsichtlich der Rentenumwandlung und gegen die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel überhaupt erklärt. Beschluß der Sitzung der Deputirtenkammer vom 14 Mai. Hr. Thiers suchte hauptsächlich die gegenwärtige Regierung gegen den Vorwurf zu vertheidigen, daß sie in Betreff Algiers fortwährend planlos im Vagen herumtappe und kein festes Ziel vor sich sehe. Der Plan der Regierung sey, das gegenwärtig in Constantine befolgte System auch nach den übrigen Provinzen zu verpflanzen. Hr. Thiers gab die Schwierigkeit zu, denn die Stämme des Westens sind kriegerischer, fanatischer, als die östlichen; es fehlt dort an einem starken Mittelpunkt, dessen Einnahme eben so erfolgreich wäre wie die der Stadt Constantine. Daß sich dasselbe Resultat aber auch im Westen, wiewohl mit unendlich mehr Mühe erreichen ließe, sucht Hr. 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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 142. Augsburg, 21. Mai 1840, S. 1131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_142_18400521/3>, abgerufen am 27.04.2024.