Allgemeine Zeitung. Nr. 143. Augsburg, 22. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 143. 22 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 15 Mai. In Spanien gehen die Sachen nicht so rasch. Vor dem 15 oder 20 dürfte die Belagerung von Morella schwerlich ihren Anfang nehmen. Man möchte zuvor noch den Fall von Cantavieja abwarten, den man für nahe bevorstehend hält. Mittlerweile dauern zu Monroyo die Vorbereitungen fort. Ein Spital für Verwundete wird hergerichtet; im Innern der in Trümmern liegenden Kirche hat man Backöfen gebaut und an Herstellung der Straße nach Morella wird gearbeitet. Das noch zu Alcanniz gestandene Geschütz ist ins Hauptquartier abgegangen. Ein Versuch, den Ayerbe am 4 früh gegen Cantavieja unternahm, wo er Einverständnisse hat, schlug fehl; die Artillerie des Platzes gab Feuer und die Christinos mußten auf Iglesuela zurück. Am 6 wandte sich Ayerbe gegen Horcajo, worauf die Armee des Centrums, von Fortanete kommend, die Stellung vor Cantavieja einnahm. Man erwartete stündlich O'Donnell mit schwerem Geschütze. - Balmaseda hat sich (in Uebereinstimmung mit dem gestern Gemeldeten) mit 2 Bataillonen und 2 Escadronen von Beteta nach Monreal del Campo zurückgezogen, das er in Asche legte, nachdem seine Soldaten auf gewohnte Weise die gröbsten Ausschweifungen verübt hatten. Die schwache Miliz des Städtchens rettete sich in ein befestigtes Gebäude. Einer Nachricht aus Guadalarara zufolge hatte Balmaseda später die Richtung von Cannete eingeschlagen. - Van Halen traf am 5 Morgens (nicht am 4) zu Barcelona ein. Abends war die Stadt beleuchtet und militärische Musik durchzog die Straßen, nachdem sie dem Generalcapitän eine glänzende Serenade gebracht. Der Marechal de Camp, Miguel Araoz, soll nächstens das Obercommando der catalonischen Armee übernehmen, worin ihn der Brigadier Salcedo einstweilen vertritt. - Nach Briefen von der catalonischen Gränze vom 11 war die Bande des Felip, 200 Mann Fußvolk und 40 Reiter stark, auf dem linken Ufer der Fluvia erschienen, hatte sich jedoch bei Annäherung der unter Lampourdan von Gerona gegen sie ausgesandten Colonne mit mehreren Geiseln, die sie mit sich fortschleppte, wieder zurückgezogen. 400 Carlisten rückten am 9 zu Mollo bei Campredon ein; man fürchtete, daß es die Vorhut eines zur Einnahme letzterer Stadt bestimmten Corps seyn möchte. - Das englische Kriegsschiff "der Aetna" lief am 10 in S. Sebastian ein, wo es das der spanischen Regierung früher gelieferte Geschütz und Feldgeräth, wovon diese aber keinen Gebrauch gemacht, wieder einschiffen und nach England zurückbringen soll. - In Navarra herrscht vollkommene Ruhe. Großbritannien. London, 15 Mai. Ueber Herzog v. Wellingtons Rede gegen die Motion des Grafen Stanhope sagt der Globe, daß der edle Herzog niemals in seinem eigenen Namen würdig sprechen könne, ohne zugleich die Unwürdigkeit der mit ihm verbündeten Partei ins volle Licht zu setzen, und sich selbst nie erheben, ohne daß seine Partei eben dadurch nur desto tiefer zu sinken scheine. "Ueberhaupt aber, fährt der Globe fort, ist über den Opiumhandel im Hause der Lords viel mehr Wahres gesagt worden als im Hause der Gemeinen, mit einziger Ausnahme des Lord Stanhope, dieses würdigen Haupts der Theetotalisten, der, gleich gewissen im Orient für heilig geachteten Personen, das beständige Privilegium genießt, Albernheiten zu beantragen." Die Times drückt ihr Urtheil über dieselbe Rede folgendermaßen aus: "Im Haus der Gemeinen nahm Hr. G. Palmer seine Motion über den Opiumhandel zurück, und dieß war das natürliche Ergebniß der Rede des Herzogs v. Wellington, in welcher Se. Herrlichkeit es großmüthigerweise für gut befand, sein schützendes Schild über die hülflosen Minister zu halten und, mit Aufgeben aller Selbstsucht, seinen eigenen Freunden den Rücken zu kehren. Ueber die Unterhaussitzungen vom 12 und 13 Mai (hingebracht mit Streitigkeiten über das Aufschieben oder Nichtaufschieben der Motion eines neuen Writ für Ludlow) macht das Morning-Chronicle folgende Bemerkung: "Das Betragen der Tories wird täglich rücksichtsloser und gewaltsamer. Noch nie sind die Regeln der Höflichkeit und Nachgiebigkeit, die bis heute noch in jeder Versammlung brittischer Gentlemen die Strenge des Parteigeistes gemildert haben, so grob übertreten worden, als bei dem fortgesetzten Daraufdringen jener Partei, die Motion des neuen Writ solle, trotz der Abwesenheit Lord John Russells, ohne Aufschub zur Verhandlung kommen. - Gewiß ist die liberale Partei ihren Gegnern zu einem solchen Betragen mit keinem Beispiel vorgegangen. Denn wurde nicht z. B. eine Maaßregel, die zunächst die Wünsche und Gefühle der höchsten Person im Königreich betraf (die Aussetzung des Jahrgehalts für den Prinzen Albert), auf das Gesuch des Herzogs v. Wellington bloß deßhalb aufgeschoben, weil Lord Lyndhurst Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 143. 22 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 15 Mai. In Spanien gehen die Sachen nicht so rasch. Vor dem 15 oder 20 dürfte die Belagerung von Morella schwerlich ihren Anfang nehmen. Man möchte zuvor noch den Fall von Cantavieja abwarten, den man für nahe bevorstehend hält. Mittlerweile dauern zu Monroyo die Vorbereitungen fort. Ein Spital für Verwundete wird hergerichtet; im Innern der in Trümmern liegenden Kirche hat man Backöfen gebaut und an Herstellung der Straße nach Morella wird gearbeitet. Das noch zu Alcañiz gestandene Geschütz ist ins Hauptquartier abgegangen. Ein Versuch, den Ayerbe am 4 früh gegen Cantavieja unternahm, wo er Einverständnisse hat, schlug fehl; die Artillerie des Platzes gab Feuer und die Christinos mußten auf Iglesuela zurück. Am 6 wandte sich Ayerbe gegen Horcajo, worauf die Armee des Centrums, von Fortanete kommend, die Stellung vor Cantavieja einnahm. Man erwartete stündlich O'Donnell mit schwerem Geschütze. – Balmaseda hat sich (in Uebereinstimmung mit dem gestern Gemeldeten) mit 2 Bataillonen und 2 Escadronen von Beteta nach Monreal del Campo zurückgezogen, das er in Asche legte, nachdem seine Soldaten auf gewohnte Weise die gröbsten Ausschweifungen verübt hatten. Die schwache Miliz des Städtchens rettete sich in ein befestigtes Gebäude. Einer Nachricht aus Guadalarara zufolge hatte Balmaseda später die Richtung von Cañete eingeschlagen. – Van Halen traf am 5 Morgens (nicht am 4) zu Barcelona ein. Abends war die Stadt beleuchtet und militärische Musik durchzog die Straßen, nachdem sie dem Generalcapitän eine glänzende Serenade gebracht. Der Marechal de Camp, Miguel Araoz, soll nächstens das Obercommando der catalonischen Armee übernehmen, worin ihn der Brigadier Salcedo einstweilen vertritt. – Nach Briefen von der catalonischen Gränze vom 11 war die Bande des Felip, 200 Mann Fußvolk und 40 Reiter stark, auf dem linken Ufer der Fluvia erschienen, hatte sich jedoch bei Annäherung der unter Lampourdan von Gerona gegen sie ausgesandten Colonne mit mehreren Geiseln, die sie mit sich fortschleppte, wieder zurückgezogen. 400 Carlisten rückten am 9 zu Mollo bei Campredon ein; man fürchtete, daß es die Vorhut eines zur Einnahme letzterer Stadt bestimmten Corps seyn möchte. – Das englische Kriegsschiff „der Aetna“ lief am 10 in S. Sebastian ein, wo es das der spanischen Regierung früher gelieferte Geschütz und Feldgeräth, wovon diese aber keinen Gebrauch gemacht, wieder einschiffen und nach England zurückbringen soll. – In Navarra herrscht vollkommene Ruhe. Großbritannien. London, 15 Mai. Ueber Herzog v. Wellingtons Rede gegen die Motion des Grafen Stanhope sagt der Globe, daß der edle Herzog niemals in seinem eigenen Namen würdig sprechen könne, ohne zugleich die Unwürdigkeit der mit ihm verbündeten Partei ins volle Licht zu setzen, und sich selbst nie erheben, ohne daß seine Partei eben dadurch nur desto tiefer zu sinken scheine. „Ueberhaupt aber, fährt der Globe fort, ist über den Opiumhandel im Hause der Lords viel mehr Wahres gesagt worden als im Hause der Gemeinen, mit einziger Ausnahme des Lord Stanhope, dieses würdigen Haupts der Theetotalisten, der, gleich gewissen im Orient für heilig geachteten Personen, das beständige Privilegium genießt, Albernheiten zu beantragen.“ Die Times drückt ihr Urtheil über dieselbe Rede folgendermaßen aus: „Im Haus der Gemeinen nahm Hr. G. Palmer seine Motion über den Opiumhandel zurück, und dieß war das natürliche Ergebniß der Rede des Herzogs v. Wellington, in welcher Se. Herrlichkeit es großmüthigerweise für gut befand, sein schützendes Schild über die hülflosen Minister zu halten und, mit Aufgeben aller Selbstsucht, seinen eigenen Freunden den Rücken zu kehren. Ueber die Unterhaussitzungen vom 12 und 13 Mai (hingebracht mit Streitigkeiten über das Aufschieben oder Nichtaufschieben der Motion eines neuen Writ für Ludlow) macht das Morning-Chronicle folgende Bemerkung: „Das Betragen der Tories wird täglich rücksichtsloser und gewaltsamer. Noch nie sind die Regeln der Höflichkeit und Nachgiebigkeit, die bis heute noch in jeder Versammlung brittischer Gentlemen die Strenge des Parteigeistes gemildert haben, so grob übertreten worden, als bei dem fortgesetzten Daraufdringen jener Partei, die Motion des neuen Writ solle, trotz der Abwesenheit Lord John Russells, ohne Aufschub zur Verhandlung kommen. – Gewiß ist die liberale Partei ihren Gegnern zu einem solchen Betragen mit keinem Beispiel vorgegangen. Denn wurde nicht z. B. eine Maaßregel, die zunächst die Wünsche und Gefühle der höchsten Person im Königreich betraf (die Aussetzung des Jahrgehalts für den Prinzen Albert), auf das Gesuch des Herzogs v. Wellington bloß deßhalb aufgeschoben, weil Lord Lyndhurst <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1137"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Freitag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 143.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>22 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 15 Mai.</dateline> <p> In Spanien gehen die Sachen nicht so rasch. 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Man erwartete stündlich O'Donnell mit schwerem Geschütze. – Balmaseda hat sich (in Uebereinstimmung mit dem gestern Gemeldeten) mit 2 Bataillonen und 2 Escadronen von Beteta nach Monreal del Campo zurückgezogen, das er in Asche legte, nachdem seine Soldaten auf gewohnte Weise die gröbsten Ausschweifungen verübt hatten. Die schwache Miliz des Städtchens rettete sich in ein befestigtes Gebäude. Einer Nachricht aus Guadalarara zufolge hatte Balmaseda später die Richtung von Cañete eingeschlagen. – Van Halen traf am 5 Morgens (nicht am 4) zu Barcelona ein. Abends war die Stadt beleuchtet und militärische Musik durchzog die Straßen, nachdem sie dem Generalcapitän eine glänzende Serenade gebracht. Der Marechal de Camp, Miguel Araoz, soll nächstens das Obercommando der catalonischen Armee übernehmen, worin ihn der Brigadier Salcedo einstweilen vertritt. – Nach Briefen von der catalonischen Gränze vom 11 war die Bande des Felip, 200 Mann Fußvolk und 40 Reiter stark, auf dem linken Ufer der Fluvia erschienen, hatte sich jedoch bei Annäherung der unter Lampourdan von Gerona gegen sie ausgesandten Colonne mit mehreren Geiseln, die sie mit sich fortschleppte, wieder zurückgezogen. 400 Carlisten rückten am 9 zu Mollo bei Campredon ein; man fürchtete, daß es die Vorhut eines zur Einnahme letzterer Stadt bestimmten Corps seyn möchte. – Das englische Kriegsschiff „der Aetna“ lief am 10 in S. Sebastian ein, wo es das der spanischen Regierung früher gelieferte Geschütz und Feldgeräth, wovon diese aber keinen Gebrauch gemacht, wieder einschiffen und nach England zurückbringen soll. – In Navarra herrscht vollkommene Ruhe.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 15 Mai.</dateline><lb/> <p>Ueber Herzog v. <hi rendition="#g">Wellingtons</hi> Rede gegen die Motion des Grafen Stanhope sagt der <hi rendition="#g">Globe</hi>, daß der edle Herzog niemals in seinem eigenen Namen würdig sprechen könne, ohne zugleich die Unwürdigkeit der mit ihm verbündeten Partei ins volle Licht zu setzen, und sich selbst nie erheben, ohne daß seine Partei eben dadurch nur desto tiefer zu sinken scheine. „Ueberhaupt aber, fährt der Globe fort, ist über den Opiumhandel im Hause der Lords viel mehr Wahres gesagt worden als im Hause der Gemeinen, mit einziger Ausnahme des Lord Stanhope, dieses würdigen Haupts der Theetotalisten, der, gleich gewissen im Orient für heilig geachteten Personen, das beständige Privilegium genießt, Albernheiten zu beantragen.“</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Times</hi> drückt ihr Urtheil über dieselbe Rede folgendermaßen aus: „Im Haus der Gemeinen nahm Hr. 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Noch nie sind die Regeln der Höflichkeit und Nachgiebigkeit, die bis heute noch in jeder Versammlung brittischer Gentlemen die Strenge des Parteigeistes gemildert haben, so grob übertreten worden, als bei dem fortgesetzten Daraufdringen jener Partei, die Motion des neuen Writ solle, trotz der Abwesenheit Lord John Russells, ohne Aufschub zur Verhandlung kommen. – Gewiß ist die liberale Partei ihren Gegnern zu einem solchen Betragen mit keinem Beispiel vorgegangen. Denn wurde nicht z. B. eine Maaßregel, die zunächst die Wünsche und Gefühle der höchsten Person im Königreich betraf (die Aussetzung des Jahrgehalts für den Prinzen Albert), auf das Gesuch des Herzogs v. Wellington bloß deßhalb aufgeschoben, weil Lord Lyndhurst<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1137/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 143.
22 Mai 1840.
Spanien.
_ Bordeaux, 15 Mai. In Spanien gehen die Sachen nicht so rasch. Vor dem 15 oder 20 dürfte die Belagerung von Morella schwerlich ihren Anfang nehmen. Man möchte zuvor noch den Fall von Cantavieja abwarten, den man für nahe bevorstehend hält. Mittlerweile dauern zu Monroyo die Vorbereitungen fort. Ein Spital für Verwundete wird hergerichtet; im Innern der in Trümmern liegenden Kirche hat man Backöfen gebaut und an Herstellung der Straße nach Morella wird gearbeitet. Das noch zu Alcañiz gestandene Geschütz ist ins Hauptquartier abgegangen. Ein Versuch, den Ayerbe am 4 früh gegen Cantavieja unternahm, wo er Einverständnisse hat, schlug fehl; die Artillerie des Platzes gab Feuer und die Christinos mußten auf Iglesuela zurück. Am 6 wandte sich Ayerbe gegen Horcajo, worauf die Armee des Centrums, von Fortanete kommend, die Stellung vor Cantavieja einnahm. Man erwartete stündlich O'Donnell mit schwerem Geschütze. – Balmaseda hat sich (in Uebereinstimmung mit dem gestern Gemeldeten) mit 2 Bataillonen und 2 Escadronen von Beteta nach Monreal del Campo zurückgezogen, das er in Asche legte, nachdem seine Soldaten auf gewohnte Weise die gröbsten Ausschweifungen verübt hatten. Die schwache Miliz des Städtchens rettete sich in ein befestigtes Gebäude. Einer Nachricht aus Guadalarara zufolge hatte Balmaseda später die Richtung von Cañete eingeschlagen. – Van Halen traf am 5 Morgens (nicht am 4) zu Barcelona ein. Abends war die Stadt beleuchtet und militärische Musik durchzog die Straßen, nachdem sie dem Generalcapitän eine glänzende Serenade gebracht. Der Marechal de Camp, Miguel Araoz, soll nächstens das Obercommando der catalonischen Armee übernehmen, worin ihn der Brigadier Salcedo einstweilen vertritt. – Nach Briefen von der catalonischen Gränze vom 11 war die Bande des Felip, 200 Mann Fußvolk und 40 Reiter stark, auf dem linken Ufer der Fluvia erschienen, hatte sich jedoch bei Annäherung der unter Lampourdan von Gerona gegen sie ausgesandten Colonne mit mehreren Geiseln, die sie mit sich fortschleppte, wieder zurückgezogen. 400 Carlisten rückten am 9 zu Mollo bei Campredon ein; man fürchtete, daß es die Vorhut eines zur Einnahme letzterer Stadt bestimmten Corps seyn möchte. – Das englische Kriegsschiff „der Aetna“ lief am 10 in S. Sebastian ein, wo es das der spanischen Regierung früher gelieferte Geschütz und Feldgeräth, wovon diese aber keinen Gebrauch gemacht, wieder einschiffen und nach England zurückbringen soll. – In Navarra herrscht vollkommene Ruhe.
Großbritannien.
_ London, 15 Mai.
Ueber Herzog v. Wellingtons Rede gegen die Motion des Grafen Stanhope sagt der Globe, daß der edle Herzog niemals in seinem eigenen Namen würdig sprechen könne, ohne zugleich die Unwürdigkeit der mit ihm verbündeten Partei ins volle Licht zu setzen, und sich selbst nie erheben, ohne daß seine Partei eben dadurch nur desto tiefer zu sinken scheine. „Ueberhaupt aber, fährt der Globe fort, ist über den Opiumhandel im Hause der Lords viel mehr Wahres gesagt worden als im Hause der Gemeinen, mit einziger Ausnahme des Lord Stanhope, dieses würdigen Haupts der Theetotalisten, der, gleich gewissen im Orient für heilig geachteten Personen, das beständige Privilegium genießt, Albernheiten zu beantragen.“
Die Times drückt ihr Urtheil über dieselbe Rede folgendermaßen aus: „Im Haus der Gemeinen nahm Hr. G. Palmer seine Motion über den Opiumhandel zurück, und dieß war das natürliche Ergebniß der Rede des Herzogs v. Wellington, in welcher Se. Herrlichkeit es großmüthigerweise für gut befand, sein schützendes Schild über die hülflosen Minister zu halten und, mit Aufgeben aller Selbstsucht, seinen eigenen Freunden den Rücken zu kehren.
Ueber die Unterhaussitzungen vom 12 und 13 Mai (hingebracht mit Streitigkeiten über das Aufschieben oder Nichtaufschieben der Motion eines neuen Writ für Ludlow) macht das Morning-Chronicle folgende Bemerkung: „Das Betragen der Tories wird täglich rücksichtsloser und gewaltsamer. Noch nie sind die Regeln der Höflichkeit und Nachgiebigkeit, die bis heute noch in jeder Versammlung brittischer Gentlemen die Strenge des Parteigeistes gemildert haben, so grob übertreten worden, als bei dem fortgesetzten Daraufdringen jener Partei, die Motion des neuen Writ solle, trotz der Abwesenheit Lord John Russells, ohne Aufschub zur Verhandlung kommen. – Gewiß ist die liberale Partei ihren Gegnern zu einem solchen Betragen mit keinem Beispiel vorgegangen. Denn wurde nicht z. B. eine Maaßregel, die zunächst die Wünsche und Gefühle der höchsten Person im Königreich betraf (die Aussetzung des Jahrgehalts für den Prinzen Albert), auf das Gesuch des Herzogs v. Wellington bloß deßhalb aufgeschoben, weil Lord Lyndhurst
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