Allgemeine Zeitung. Nr. 143. Augsburg, 22. Mai 1840.Frankreich. Paris, 16 Mai. Der Gesetzentwurf über die Asche Napoleons hat zu sehr lebhaften Streitigkeiten in den Bureaux der Kammer Anlaß gegeben. Es herrscht nur eine Stimme über den Hauptpunkt selbst: die Deputirten aller Parteien haben ihre freudige Billigung der beschlossenen Maaßregel ausgedrückt, aber um so getheilter sind die Meinungen in Betreff der Frage: wohin soll die Asche des Kaisers gebracht werden? Bemerkenswerth ist, daß der Dom der Invaliden bisher vom großen Publicum nie genannt worden war; der desfallsige Vorschlag gehört ganz allein der Regierung an, und es ist offenbar, daß er die allgemeine Zustimmung nicht erhalten wird. Warum den Kaiser nach dem Invalidenhause bringen? Wo ist das Gleichheitsverhältniß, das zwischen ihm und den übrigen dort aufbewahrten Gebeinen besteht? Die Frage scheint mir folgendermaßen aufgegriffen werden zu müssen. Es besteht ein althergebrachtes Begräbniß der Könige von Frankreich, auf das Napoleon, wie der Vortrag des Hrn. v. Remusat selbst sagt, Anspruch hat: St. Denis. Ihr wollt den Kaiser nicht in St. Denis begraben, weil ihm etwas Anderes als das allgemeine Königsgrab gebühre. Es sey, und wir wollen eure Rede vorerst als ganz ehrlich annehmen; aber seyd wenigstens consequent und gebt dem, den ihr zu groß findet, um ihn neben Königen zu lagern, keine Ruhestätte, wo ihn eine jedenfalls hierarchisch geringere Gesellschaft umgibt. Außerhalb St. Denis kann sich die öffentliche Meinung für den Kaiser nur Ein Grabmal denken, das ihm allein und ausschließlich angehört, und durch seinen eigenthümlichen Charakter die Person und die Thaten des großen Todten versinnlicht. Aus diesem Grunde eben hatte die Volkspoesie längst schon die Vendomesäule ausersehen, in ihr den Ort gefunden, der einst die Ueberreste Napoleons aufbewahren sollte. Neben der Vendomesäule wird ferner der Triumphbogen de l'Etoile und die Madeleine genannt. Das Aufbewahren der Gebeine des Kaisers auf dem Scheitel des Triumphbogens, wo er getragen würde von all den Namen und kriegerischen Großthaten, die auf dem Monument eingegraben sind, hat zwar etwas Großartiges, allein die Idee scheint mir einestheils mit unsern religiösen Begriffen der "Beerdigung" unvereinbar, anderntheils ist der Kriegsruhm im Sinne derer, die ihn ehren wollen, nur eine Seite der hohen Eigenschaften, die seinen Namen auf die Nachwelt tragen werden. Die Madeleine aber, ohnehin einst zum Tempel des Ruhmes bestimmt, die mit ihren antiken, attischen Formen nimmermehr zur christlichen Kirche taugen wird, möchte ein würdiges und großartiges Grabmal seyn, in welchem der Kaiser, nur von seinem eigenen Ruhm und den verherrlichenden Symbolen seiner Geschichte umgeben, die Huldigung seiner Verehrer und der kommenden Geschlechter empfinge. Die Verhandlung in der Kammer wird sich über alle diese Fragen verbreiten; wir sind begierig zu sehen, ob Niemand die Aufrichtigkeit der von der Regierung gemachten Erklärung, daß dem Kaiser ein anderes, als das gewöhnliche Königsgrab zu St. Denis gebühre, in etwelchen Zweifel ziehen wird; in einem antidynastischen Gemüthe könnte ein solcher Verdacht wohl Wurzel fassen, er wäre eine historische Variante zu dem parceque Bourbon. - Ich habe Ihnen unlängst von dem neuen historischen Werke Augustin Thierry's: Recits merovingiens gesprochen; ich habe diesem Bericht heute beizufügen, daß die französische Akademie diesem Buche den ersten der von Gobert für die besten französischen Geschichten gestifteten Preise mit 9000 Fr. Rente zuerkannt hat. Den zweiten Preis mit 1000 Fr. Rente hat ein gewisser Bazin, Verfasser einer Geschichte Ludwigs XIII erhalten. Oesterreich. Wildbad Gastein, 16 Mai. Die erste Badesaison hat unter den günstigsten Umständen hier begonnen, und schon ist eine bedeutende Anzahl von Badgästen hier versammelt, unter welchen den ersten Rang Fürst Löwenstein von München einnimmt, der seit mehr als zwanzig Jahren den gewöhnlich hier schönen Maimonat zur Cur wählt, und durch seine bekannte Leutseligkeit auf die würdigste und ungezwungenste Weise den Centralpunkt der Geselligkeit bildet. Der Andrang ungewöhnlich vieler Logisbestellungen sichert auch heuer dem hiesigen Curort wieder eine bedeutende Frequenz. Das Wetter war der Eröffnung des Bades in vorzüglichem Grade günstig, indem nach einer anhaltenden Hitze auch Regenwetter wieder zu rechter Zeit eintrat und schnell das Grün der Wälder, Wiesen und Matten hervorzauberte. Ueberhaupt scheint der trockene Charakter dieses Jahres dem Gebrauch des hiesigen Bades sehr günstig. - Mit Dank gegen die Landesregierung erkennen die ankommenden Reisenden, was im vergangenen Jahr in den schauerlichen Engpässen der Klamm und des Passes Lueg geschehen ist, um den Weg zu verbessern und alle Gefahren und Schrecken zu beseitigen, und was hierin noch täglich geschieht, wobei zugleich die Befestigung dieser von der Natur in diesem Betracht so sehr begünstigten Gebirgspässe bewerkstelligt worden ist. Zum großen Vortheil für die fremden Badegäste findet seit Mitte Mai d. J. eine wöchentliche fünfmalige Postcommunication mit Salzburg statt, worunter zwei wöchentlich ankommende Eilwagen sich befinden, von welchen nur zu wünschen wäre, daß ihr Abgang von Salzburg mit der Ankunft der bayerischen Eilwagen daselbst in näheren Rapport gesetzt würde. - Die unter der trefflichen Leitung des dermaligen k. k. Pflegers v. Ney, welcher nunmehr ausschließlich mit der ganzen polizeilichen Respicienz der hiesigen Badangelegenheiten höchsten Orts beauftragt ist, und des bewährten hiesigen Badearztes, Dr. Kiene, ins Leben tretenden Verbesserungen und Verschönerungen dahier sind zu zweckmäßig und wesentlich, um mit Stillschweigen übergangen zu werden. Die seit länger als 300 Jahren stehende Hütt des Patriarchen der hiesigen Badewirthe, Straubinger, wird bereits von einem an dieser Stelle begonnenen Neubau verdrängt, und ein solides Hotel wird bald durch seine vergrößerten Räume und überall verbesserten Einrichtungen den oftmals geäußerten Wünschen des Badepublicums entsprechen. Der Castellan des Badeschlosses hat auf dem Hochplateau dieses Alpenthales ein hübsches Haus, mit Recht "belle vue" genannt, zur Aufnahme für Fremde hingestellt. Der schönste neue Schmuck ist die in ihrer Vollendung begriffene Villa des Barons v. Mesnil, ausgezeichnet durch ihre Lage auf dem ehemaligen Forellenteiche, wie durch innere Einrichtung und äußere Umgebung. Die so anmuthigen, schattigen Promenaden und Ruheplätze des Curorts sind zweckmäßig vermehrt, während durch ein steinernes Trottoir eine wohlthätige Verbindung zwischen den obern und untern Badehäusern hergestellt ist. - Wie überhaupt in neuerer Zeit die Regierung Gastein die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet, geht auch vorzüglich aus der Vervollkommnung der Dampfbäder hervor. Diese natürlichen Thermaldämpfe haben bereits zahlreiche Proben ihrer großen Heilwirkung in den hartnäckigsten Leiden geliefert, und bilden somit ein neues Agens in dem wunderbaren Heilapparat dieses Wildbades, des Repräsentanten unter den Thermen der Centralalpenkette, wie es Schönlein benannt. Der k. k. Badearzt, Dr. Kiene, widmet diesen Dampfbädern seine besondere Sorgfalt. Interessant sind auch die physikalischen Versuche dieses Badearztes in Bezug auf die auffallend große Leitungsfähigkeit des hiesigen Heilwassers für die Frankreich. Paris, 16 Mai. Der Gesetzentwurf über die Asche Napoleons hat zu sehr lebhaften Streitigkeiten in den Bureaux der Kammer Anlaß gegeben. Es herrscht nur eine Stimme über den Hauptpunkt selbst: die Deputirten aller Parteien haben ihre freudige Billigung der beschlossenen Maaßregel ausgedrückt, aber um so getheilter sind die Meinungen in Betreff der Frage: wohin soll die Asche des Kaisers gebracht werden? Bemerkenswerth ist, daß der Dom der Invaliden bisher vom großen Publicum nie genannt worden war; der desfallsige Vorschlag gehört ganz allein der Regierung an, und es ist offenbar, daß er die allgemeine Zustimmung nicht erhalten wird. Warum den Kaiser nach dem Invalidenhause bringen? Wo ist das Gleichheitsverhältniß, das zwischen ihm und den übrigen dort aufbewahrten Gebeinen besteht? Die Frage scheint mir folgendermaßen aufgegriffen werden zu müssen. Es besteht ein althergebrachtes Begräbniß der Könige von Frankreich, auf das Napoleon, wie der Vortrag des Hrn. v. Remusat selbst sagt, Anspruch hat: St. Denis. Ihr wollt den Kaiser nicht in St. Denis begraben, weil ihm etwas Anderes als das allgemeine Königsgrab gebühre. Es sey, und wir wollen eure Rede vorerst als ganz ehrlich annehmen; aber seyd wenigstens consequent und gebt dem, den ihr zu groß findet, um ihn neben Königen zu lagern, keine Ruhestätte, wo ihn eine jedenfalls hierarchisch geringere Gesellschaft umgibt. Außerhalb St. Denis kann sich die öffentliche Meinung für den Kaiser nur Ein Grabmal denken, das ihm allein und ausschließlich angehört, und durch seinen eigenthümlichen Charakter die Person und die Thaten des großen Todten versinnlicht. Aus diesem Grunde eben hatte die Volkspoesie längst schon die Vendomesäule ausersehen, in ihr den Ort gefunden, der einst die Ueberreste Napoleons aufbewahren sollte. Neben der Vendomesäule wird ferner der Triumphbogen de l'Etoile und die Madeleine genannt. Das Aufbewahren der Gebeine des Kaisers auf dem Scheitel des Triumphbogens, wo er getragen würde von all den Namen und kriegerischen Großthaten, die auf dem Monument eingegraben sind, hat zwar etwas Großartiges, allein die Idee scheint mir einestheils mit unsern religiösen Begriffen der „Beerdigung“ unvereinbar, anderntheils ist der Kriegsruhm im Sinne derer, die ihn ehren wollen, nur eine Seite der hohen Eigenschaften, die seinen Namen auf die Nachwelt tragen werden. Die Madeleine aber, ohnehin einst zum Tempel des Ruhmes bestimmt, die mit ihren antiken, attischen Formen nimmermehr zur christlichen Kirche taugen wird, möchte ein würdiges und großartiges Grabmal seyn, in welchem der Kaiser, nur von seinem eigenen Ruhm und den verherrlichenden Symbolen seiner Geschichte umgeben, die Huldigung seiner Verehrer und der kommenden Geschlechter empfinge. Die Verhandlung in der Kammer wird sich über alle diese Fragen verbreiten; wir sind begierig zu sehen, ob Niemand die Aufrichtigkeit der von der Regierung gemachten Erklärung, daß dem Kaiser ein anderes, als das gewöhnliche Königsgrab zu St. Denis gebühre, in etwelchen Zweifel ziehen wird; in einem antidynastischen Gemüthe könnte ein solcher Verdacht wohl Wurzel fassen, er wäre eine historische Variante zu dem parceque Bourbon. – Ich habe Ihnen unlängst von dem neuen historischen Werke Augustin Thierry's: Récits merovingiens gesprochen; ich habe diesem Bericht heute beizufügen, daß die französische Akademie diesem Buche den ersten der von Gobert für die besten französischen Geschichten gestifteten Preise mit 9000 Fr. Rente zuerkannt hat. Den zweiten Preis mit 1000 Fr. Rente hat ein gewisser Bazin, Verfasser einer Geschichte Ludwigs XIII erhalten. Oesterreich. Wildbad Gastein, 16 Mai. Die erste Badesaison hat unter den günstigsten Umständen hier begonnen, und schon ist eine bedeutende Anzahl von Badgästen hier versammelt, unter welchen den ersten Rang Fürst Löwenstein von München einnimmt, der seit mehr als zwanzig Jahren den gewöhnlich hier schönen Maimonat zur Cur wählt, und durch seine bekannte Leutseligkeit auf die würdigste und ungezwungenste Weise den Centralpunkt der Geselligkeit bildet. Der Andrang ungewöhnlich vieler Logisbestellungen sichert auch heuer dem hiesigen Curort wieder eine bedeutende Frequenz. Das Wetter war der Eröffnung des Bades in vorzüglichem Grade günstig, indem nach einer anhaltenden Hitze auch Regenwetter wieder zu rechter Zeit eintrat und schnell das Grün der Wälder, Wiesen und Matten hervorzauberte. Ueberhaupt scheint der trockene Charakter dieses Jahres dem Gebrauch des hiesigen Bades sehr günstig. – Mit Dank gegen die Landesregierung erkennen die ankommenden Reisenden, was im vergangenen Jahr in den schauerlichen Engpässen der Klamm und des Passes Lueg geschehen ist, um den Weg zu verbessern und alle Gefahren und Schrecken zu beseitigen, und was hierin noch täglich geschieht, wobei zugleich die Befestigung dieser von der Natur in diesem Betracht so sehr begünstigten Gebirgspässe bewerkstelligt worden ist. Zum großen Vortheil für die fremden Badegäste findet seit Mitte Mai d. J. eine wöchentliche fünfmalige Postcommunication mit Salzburg statt, worunter zwei wöchentlich ankommende Eilwagen sich befinden, von welchen nur zu wünschen wäre, daß ihr Abgang von Salzburg mit der Ankunft der bayerischen Eilwagen daselbst in näheren Rapport gesetzt würde. – Die unter der trefflichen Leitung des dermaligen k. k. Pflegers v. Ney, welcher nunmehr ausschließlich mit der ganzen polizeilichen Respicienz der hiesigen Badangelegenheiten höchsten Orts beauftragt ist, und des bewährten hiesigen Badearztes, Dr. Kiene, ins Leben tretenden Verbesserungen und Verschönerungen dahier sind zu zweckmäßig und wesentlich, um mit Stillschweigen übergangen zu werden. Die seit länger als 300 Jahren stehende Hütt des Patriarchen der hiesigen Badewirthe, Straubinger, wird bereits von einem an dieser Stelle begonnenen Neubau verdrängt, und ein solides Hotel wird bald durch seine vergrößerten Räume und überall verbesserten Einrichtungen den oftmals geäußerten Wünschen des Badepublicums entsprechen. Der Castellan des Badeschlosses hat auf dem Hochplateau dieses Alpenthales ein hübsches Haus, mit Recht „belle vue“ genannt, zur Aufnahme für Fremde hingestellt. Der schönste neue Schmuck ist die in ihrer Vollendung begriffene Villa des Barons v. Mesnil, ausgezeichnet durch ihre Lage auf dem ehemaligen Forellenteiche, wie durch innere Einrichtung und äußere Umgebung. Die so anmuthigen, schattigen Promenaden und Ruheplätze des Curorts sind zweckmäßig vermehrt, während durch ein steinernes Trottoir eine wohlthätige Verbindung zwischen den obern und untern Badehäusern hergestellt ist. – Wie überhaupt in neuerer Zeit die Regierung Gastein die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet, geht auch vorzüglich aus der Vervollkommnung der Dampfbäder hervor. Diese natürlichen Thermaldämpfe haben bereits zahlreiche Proben ihrer großen Heilwirkung in den hartnäckigsten Leiden geliefert, und bilden somit ein neues Agens in dem wunderbaren Heilapparat dieses Wildbades, des Repräsentanten unter den Thermen der Centralalpenkette, wie es Schönlein benannt. Der k. k. Badearzt, Dr. Kiene, widmet diesen Dampfbädern seine besondere Sorgfalt. 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Bemerkenswerth ist, daß der Dom der Invaliden bisher vom großen Publicum nie genannt worden war; der desfallsige Vorschlag gehört ganz allein der Regierung an, und es ist offenbar, daß er die allgemeine Zustimmung nicht erhalten wird. Warum den Kaiser nach dem Invalidenhause bringen? Wo ist das Gleichheitsverhältniß, das zwischen ihm und den übrigen dort aufbewahrten Gebeinen besteht? Die Frage scheint mir folgendermaßen aufgegriffen werden zu müssen. Es besteht ein althergebrachtes Begräbniß der Könige von Frankreich, auf das Napoleon, wie der Vortrag des Hrn. v. Remusat selbst sagt, Anspruch hat: St. Denis. Ihr wollt den Kaiser nicht in St. Denis begraben, weil ihm etwas Anderes als das allgemeine Königsgrab gebühre. Es sey, und wir wollen eure Rede vorerst als ganz ehrlich annehmen; aber seyd wenigstens consequent und gebt dem, den ihr zu groß findet, um ihn neben Königen zu lagern, keine Ruhestätte, wo ihn eine jedenfalls hierarchisch geringere Gesellschaft umgibt. Außerhalb St. Denis kann sich die öffentliche Meinung für den Kaiser nur Ein Grabmal denken, das ihm allein und ausschließlich angehört, und durch seinen eigenthümlichen Charakter die Person und die Thaten des großen Todten versinnlicht. Aus diesem Grunde eben hatte die Volkspoesie längst schon die Vendomesäule ausersehen, in ihr den Ort gefunden, der einst die Ueberreste Napoleons aufbewahren sollte. Neben der Vendomesäule wird ferner der Triumphbogen de l'Etoile und die Madeleine genannt. Das Aufbewahren der Gebeine des Kaisers auf dem Scheitel des Triumphbogens, wo er getragen würde von all den Namen und kriegerischen Großthaten, die auf dem Monument eingegraben sind, hat zwar etwas Großartiges, allein die Idee scheint mir einestheils mit unsern religiösen Begriffen der „Beerdigung“ unvereinbar, anderntheils ist der Kriegsruhm im Sinne derer, die ihn ehren wollen, nur <hi rendition="#g">eine</hi> Seite der hohen Eigenschaften, die seinen Namen auf die Nachwelt tragen werden. Die Madeleine aber, ohnehin einst zum Tempel des Ruhmes bestimmt, die mit ihren antiken, attischen Formen nimmermehr zur christlichen Kirche taugen wird, möchte ein würdiges und großartiges Grabmal seyn, in welchem der Kaiser, nur von seinem eigenen Ruhm und den verherrlichenden Symbolen seiner Geschichte umgeben, die Huldigung seiner Verehrer und der kommenden Geschlechter empfinge. Die Verhandlung in der Kammer wird sich über alle diese Fragen verbreiten; wir sind begierig zu sehen, ob Niemand die Aufrichtigkeit der von der Regierung gemachten Erklärung, daß dem Kaiser ein anderes, als das gewöhnliche Königsgrab zu St. Denis gebühre, in etwelchen Zweifel ziehen wird; in einem antidynastischen Gemüthe könnte ein solcher Verdacht wohl Wurzel fassen, er wäre eine historische Variante zu dem <hi rendition="#k">parceque Bourbon</hi>. – Ich habe Ihnen unlängst von dem neuen historischen Werke Augustin Thierry's: <hi rendition="#k">Récits merovingiens</hi> gesprochen; ich habe diesem Bericht heute beizufügen, daß die französische Akademie diesem Buche den ersten der von Gobert für die besten französischen Geschichten gestifteten Preise mit 9000 Fr. Rente zuerkannt hat. Den zweiten Preis mit 1000 Fr. 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Das Wetter war der Eröffnung des Bades in vorzüglichem Grade günstig, indem nach einer anhaltenden Hitze auch Regenwetter wieder zu rechter Zeit eintrat und schnell das Grün der Wälder, Wiesen und Matten hervorzauberte. Ueberhaupt scheint der trockene Charakter dieses Jahres dem Gebrauch des hiesigen Bades sehr günstig. – Mit Dank gegen die Landesregierung erkennen die ankommenden Reisenden, was im vergangenen Jahr in den schauerlichen Engpässen der Klamm und des Passes Lueg geschehen ist, um den Weg zu verbessern und alle Gefahren und Schrecken zu beseitigen, und was hierin noch täglich geschieht, wobei zugleich die Befestigung dieser von der Natur in diesem Betracht so sehr begünstigten Gebirgspässe bewerkstelligt worden ist. Zum großen Vortheil für die fremden Badegäste findet seit Mitte Mai d. J. eine wöchentliche fünfmalige Postcommunication mit Salzburg statt, worunter zwei wöchentlich ankommende Eilwagen sich befinden, von welchen nur zu wünschen wäre, daß ihr Abgang von Salzburg mit der Ankunft der bayerischen Eilwagen daselbst in näheren Rapport gesetzt würde. – Die unter der trefflichen Leitung des dermaligen k. k. Pflegers v. Ney, welcher nunmehr ausschließlich mit der ganzen polizeilichen Respicienz der hiesigen Badangelegenheiten höchsten Orts beauftragt ist, und des bewährten hiesigen Badearztes, Dr. Kiene, ins Leben tretenden Verbesserungen und Verschönerungen dahier sind zu zweckmäßig und wesentlich, um mit Stillschweigen übergangen zu werden. Die seit länger als 300 Jahren stehende Hütt des Patriarchen der hiesigen Badewirthe, Straubinger, wird bereits von einem an dieser Stelle begonnenen Neubau verdrängt, und ein solides Hotel wird bald durch seine vergrößerten Räume und überall verbesserten Einrichtungen den oftmals geäußerten Wünschen des Badepublicums entsprechen. Der Castellan des Badeschlosses hat auf dem Hochplateau dieses Alpenthales ein hübsches Haus, mit Recht „belle vue“ genannt, zur Aufnahme für Fremde hingestellt. Der schönste neue Schmuck ist die in ihrer Vollendung begriffene Villa des Barons v. Mesnil, ausgezeichnet durch ihre Lage auf dem ehemaligen Forellenteiche, wie durch innere Einrichtung und äußere Umgebung. Die so anmuthigen, schattigen Promenaden und Ruheplätze des Curorts sind zweckmäßig vermehrt, während durch ein steinernes Trottoir eine wohlthätige Verbindung zwischen den obern und untern Badehäusern hergestellt ist. – Wie überhaupt in neuerer Zeit die Regierung Gastein die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet, geht auch vorzüglich aus der Vervollkommnung der Dampfbäder hervor. Diese natürlichen Thermaldämpfe haben bereits zahlreiche Proben ihrer großen Heilwirkung in den hartnäckigsten Leiden geliefert, und bilden somit ein neues Agens in dem wunderbaren Heilapparat dieses Wildbades, des Repräsentanten unter den Thermen der Centralalpenkette, wie es <hi rendition="#g">Schönlein</hi> benannt. Der k. k. Badearzt, Dr. Kiene, widmet diesen Dampfbädern seine besondere Sorgfalt. Interessant sind auch die physikalischen Versuche dieses Badearztes in Bezug auf die auffallend große Leitungsfähigkeit des hiesigen Heilwassers für die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1141/0013]
Frankreich.
_ Paris, 16 Mai. Der Gesetzentwurf über die Asche Napoleons hat zu sehr lebhaften Streitigkeiten in den Bureaux der Kammer Anlaß gegeben. Es herrscht nur eine Stimme über den Hauptpunkt selbst: die Deputirten aller Parteien haben ihre freudige Billigung der beschlossenen Maaßregel ausgedrückt, aber um so getheilter sind die Meinungen in Betreff der Frage: wohin soll die Asche des Kaisers gebracht werden? Bemerkenswerth ist, daß der Dom der Invaliden bisher vom großen Publicum nie genannt worden war; der desfallsige Vorschlag gehört ganz allein der Regierung an, und es ist offenbar, daß er die allgemeine Zustimmung nicht erhalten wird. Warum den Kaiser nach dem Invalidenhause bringen? Wo ist das Gleichheitsverhältniß, das zwischen ihm und den übrigen dort aufbewahrten Gebeinen besteht? Die Frage scheint mir folgendermaßen aufgegriffen werden zu müssen. Es besteht ein althergebrachtes Begräbniß der Könige von Frankreich, auf das Napoleon, wie der Vortrag des Hrn. v. Remusat selbst sagt, Anspruch hat: St. Denis. Ihr wollt den Kaiser nicht in St. Denis begraben, weil ihm etwas Anderes als das allgemeine Königsgrab gebühre. Es sey, und wir wollen eure Rede vorerst als ganz ehrlich annehmen; aber seyd wenigstens consequent und gebt dem, den ihr zu groß findet, um ihn neben Königen zu lagern, keine Ruhestätte, wo ihn eine jedenfalls hierarchisch geringere Gesellschaft umgibt. Außerhalb St. Denis kann sich die öffentliche Meinung für den Kaiser nur Ein Grabmal denken, das ihm allein und ausschließlich angehört, und durch seinen eigenthümlichen Charakter die Person und die Thaten des großen Todten versinnlicht. Aus diesem Grunde eben hatte die Volkspoesie längst schon die Vendomesäule ausersehen, in ihr den Ort gefunden, der einst die Ueberreste Napoleons aufbewahren sollte. Neben der Vendomesäule wird ferner der Triumphbogen de l'Etoile und die Madeleine genannt. Das Aufbewahren der Gebeine des Kaisers auf dem Scheitel des Triumphbogens, wo er getragen würde von all den Namen und kriegerischen Großthaten, die auf dem Monument eingegraben sind, hat zwar etwas Großartiges, allein die Idee scheint mir einestheils mit unsern religiösen Begriffen der „Beerdigung“ unvereinbar, anderntheils ist der Kriegsruhm im Sinne derer, die ihn ehren wollen, nur eine Seite der hohen Eigenschaften, die seinen Namen auf die Nachwelt tragen werden. Die Madeleine aber, ohnehin einst zum Tempel des Ruhmes bestimmt, die mit ihren antiken, attischen Formen nimmermehr zur christlichen Kirche taugen wird, möchte ein würdiges und großartiges Grabmal seyn, in welchem der Kaiser, nur von seinem eigenen Ruhm und den verherrlichenden Symbolen seiner Geschichte umgeben, die Huldigung seiner Verehrer und der kommenden Geschlechter empfinge. Die Verhandlung in der Kammer wird sich über alle diese Fragen verbreiten; wir sind begierig zu sehen, ob Niemand die Aufrichtigkeit der von der Regierung gemachten Erklärung, daß dem Kaiser ein anderes, als das gewöhnliche Königsgrab zu St. Denis gebühre, in etwelchen Zweifel ziehen wird; in einem antidynastischen Gemüthe könnte ein solcher Verdacht wohl Wurzel fassen, er wäre eine historische Variante zu dem parceque Bourbon. – Ich habe Ihnen unlängst von dem neuen historischen Werke Augustin Thierry's: Récits merovingiens gesprochen; ich habe diesem Bericht heute beizufügen, daß die französische Akademie diesem Buche den ersten der von Gobert für die besten französischen Geschichten gestifteten Preise mit 9000 Fr. Rente zuerkannt hat. Den zweiten Preis mit 1000 Fr. Rente hat ein gewisser Bazin, Verfasser einer Geschichte Ludwigs XIII erhalten.
Oesterreich.
_ Wildbad Gastein, 16 Mai. Die erste Badesaison hat unter den günstigsten Umständen hier begonnen, und schon ist eine bedeutende Anzahl von Badgästen hier versammelt, unter welchen den ersten Rang Fürst Löwenstein von München einnimmt, der seit mehr als zwanzig Jahren den gewöhnlich hier schönen Maimonat zur Cur wählt, und durch seine bekannte Leutseligkeit auf die würdigste und ungezwungenste Weise den Centralpunkt der Geselligkeit bildet. Der Andrang ungewöhnlich vieler Logisbestellungen sichert auch heuer dem hiesigen Curort wieder eine bedeutende Frequenz. Das Wetter war der Eröffnung des Bades in vorzüglichem Grade günstig, indem nach einer anhaltenden Hitze auch Regenwetter wieder zu rechter Zeit eintrat und schnell das Grün der Wälder, Wiesen und Matten hervorzauberte. Ueberhaupt scheint der trockene Charakter dieses Jahres dem Gebrauch des hiesigen Bades sehr günstig. – Mit Dank gegen die Landesregierung erkennen die ankommenden Reisenden, was im vergangenen Jahr in den schauerlichen Engpässen der Klamm und des Passes Lueg geschehen ist, um den Weg zu verbessern und alle Gefahren und Schrecken zu beseitigen, und was hierin noch täglich geschieht, wobei zugleich die Befestigung dieser von der Natur in diesem Betracht so sehr begünstigten Gebirgspässe bewerkstelligt worden ist. Zum großen Vortheil für die fremden Badegäste findet seit Mitte Mai d. J. eine wöchentliche fünfmalige Postcommunication mit Salzburg statt, worunter zwei wöchentlich ankommende Eilwagen sich befinden, von welchen nur zu wünschen wäre, daß ihr Abgang von Salzburg mit der Ankunft der bayerischen Eilwagen daselbst in näheren Rapport gesetzt würde. – Die unter der trefflichen Leitung des dermaligen k. k. Pflegers v. Ney, welcher nunmehr ausschließlich mit der ganzen polizeilichen Respicienz der hiesigen Badangelegenheiten höchsten Orts beauftragt ist, und des bewährten hiesigen Badearztes, Dr. Kiene, ins Leben tretenden Verbesserungen und Verschönerungen dahier sind zu zweckmäßig und wesentlich, um mit Stillschweigen übergangen zu werden. Die seit länger als 300 Jahren stehende Hütt des Patriarchen der hiesigen Badewirthe, Straubinger, wird bereits von einem an dieser Stelle begonnenen Neubau verdrängt, und ein solides Hotel wird bald durch seine vergrößerten Räume und überall verbesserten Einrichtungen den oftmals geäußerten Wünschen des Badepublicums entsprechen. Der Castellan des Badeschlosses hat auf dem Hochplateau dieses Alpenthales ein hübsches Haus, mit Recht „belle vue“ genannt, zur Aufnahme für Fremde hingestellt. Der schönste neue Schmuck ist die in ihrer Vollendung begriffene Villa des Barons v. Mesnil, ausgezeichnet durch ihre Lage auf dem ehemaligen Forellenteiche, wie durch innere Einrichtung und äußere Umgebung. Die so anmuthigen, schattigen Promenaden und Ruheplätze des Curorts sind zweckmäßig vermehrt, während durch ein steinernes Trottoir eine wohlthätige Verbindung zwischen den obern und untern Badehäusern hergestellt ist. – Wie überhaupt in neuerer Zeit die Regierung Gastein die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet, geht auch vorzüglich aus der Vervollkommnung der Dampfbäder hervor. Diese natürlichen Thermaldämpfe haben bereits zahlreiche Proben ihrer großen Heilwirkung in den hartnäckigsten Leiden geliefert, und bilden somit ein neues Agens in dem wunderbaren Heilapparat dieses Wildbades, des Repräsentanten unter den Thermen der Centralalpenkette, wie es Schönlein benannt. Der k. k. Badearzt, Dr. Kiene, widmet diesen Dampfbädern seine besondere Sorgfalt. Interessant sind auch die physikalischen Versuche dieses Badearztes in Bezug auf die auffallend große Leitungsfähigkeit des hiesigen Heilwassers für die
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