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Allgemeine Zeitung. Nr. 145. Augsburg, 24. Mai 1840.

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und so für die eigene Sicherheit Sorge zu tragen. Diesem wohlmeinenden Rathe ist die christliche Bevölkerung, wie begreiflich, bereitwilligst nachgekommen, und so sieht man jetzt die beiden Glaubensparteien mit den Waffen in der Hand einander gegenüberstehen *)*), wodurch zwar der Uebermuth der Türken einigermaßen gedämpft, aber in gleichem Grade die Gefahr blutiger Reibungen gesteigert erscheint. Jeder Morgen, jeder Abend wird mit Bangigkeit und Angst erwartet, die beständige Gefahr gestattet kaum die nöthige Nachtruhe, und das Betrübendste ist, daß kein Ende dieses jammervollen Zustandes abzusehen ist. - Die Montenegriner scheinen auch von diesem Stand der Dinge ihren Vortheil ziehen zu wollen: sie legen es offenbar darauf an, den drohenden Kampf zwischen der christlichen und der türkischen Bevölkerung zum Ausbruch zu bringen und sich in der Verwirrung zu dessen Leitern aufzuschwingen. Ihre neuesten kühnen Raubzüge sprechen hiefür. Gegen Oesterreich beobachten sie fortwährend die größte Rücksicht. - Die neueste Bewegung in Serbien hat bis jetzt wenigstens schon einen theilweisen Erfolg errungen. Die von dem Volke verlangte Verlegung des Regierungssitzes nach Kragujevatz ist bereits entschieden und wird ohne Zweifel bald erfolgen. Hinsichtlich der übrigen Forderungen des Volks wird von Konstantinopel Entscheidung erwartet. Vor deren Eintreffen wird indessen das vor Belgrad harrende Volk sich nicht zerstreuen, und es ist darum nur zu wünschen, daß sie nicht abschlägig laute, in welchem Falle arge Excesse zu besorgen wären. Indessen ist kaum denkbar, daß die Pforte die Männer, welche sich nach der Vertreibung Miloschs an die Spitze der Verwaltung drängten, und welche sie mit Ehrenbezeugungen überhäufte, gegen die sich nun aber das Volk einstimmig erhoben hat, werde fallen lassen, ohne wenigstens eine gerichtliche Procedur zur Bedingung zu machen.

Se. kais. H. der Erzherzog Friedrich ist am 4 d. auf der von ihm commandirten k. k. Fregatte "Guerriera" in dieser Hauptstadt angekommen. Auf Befehl des Sultans begab sich heute der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Reschid Pascha, in Begleitung des Musteschars Risaat Bey an Bord der Fregatte, um den Erzherzog zu bewillkommnen. Auch erließ der Großherr sogleich die nöthigen Befehle, damit Se. kais. H. alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nehmen könne. Zu diesem Ende wurde der General der Artillerie, Mehemed Emin Pascha, dem Erzherzog für die Dauer seines Aufenthalts allhier zugetheilt. - Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einen Artikel über die Absetzung Akif Pascha's, worin ein sehr strenges Urtheil über sein als Statthalter von Kodscha Ili eingehaltenes Benehmen gefällt, und seine einstweilige Verweisung nach Adrianopel mit Verlust der Wessierswürde bekannt gemacht wird. Sodann ist in diesem Blatte die wegen Schlichtung der Handelsprocesse vor einem eigenen im Handelsministerium errichteten Tribunale erlassene Verordnung enthalten. Endlich macht besagte Zeitung die schon in meinem letzten Berichte erwähnten Aemterverleihungen öffentlich bekannt. - Während der griechischen Osterfeiertage hat allenthalben in der Hauptstadt die größte Ordnung und Ruhe geherrscht, so daß die Polizei, die übrigens auf musterhafte Weise gehandhabt wird, nicht ein einzigesmal einzuschreiten genöthigt war.

Aegypten.

Das heutige Dampfboot brachte uns Briefe aus Alexandria vom 6 Mai. Die Rede des Ministers Thiers, welche das französische Dampfboot am 4 dahin gebracht, hat den Vicekönig völlig umgestimmt, und man ist jetzt mehr als je berechtigt, eine baldige friedliche Lösung der orientalischen Frage zu hoffen. Die Pest hat leider wieder Fortschritte gemacht: Truppen und Schiffe befinden sich in Contumaz. - Das aus sechs Schiffen bestehende englische Geschwader unter Admiral Louis liegt im Hafen von Smyrna; das französische unter Lalande ist nach Vurla zurückgekehrt und hat bloß die Fregatte Santi Petri in Smyrna zurück gelassen.

*) Ein der Redaction neulich direct zugekommenes Schreiben aus Seres bestätigt diese Angaben.

und so für die eigene Sicherheit Sorge zu tragen. Diesem wohlmeinenden Rathe ist die christliche Bevölkerung, wie begreiflich, bereitwilligst nachgekommen, und so sieht man jetzt die beiden Glaubensparteien mit den Waffen in der Hand einander gegenüberstehen *)*), wodurch zwar der Uebermuth der Türken einigermaßen gedämpft, aber in gleichem Grade die Gefahr blutiger Reibungen gesteigert erscheint. Jeder Morgen, jeder Abend wird mit Bangigkeit und Angst erwartet, die beständige Gefahr gestattet kaum die nöthige Nachtruhe, und das Betrübendste ist, daß kein Ende dieses jammervollen Zustandes abzusehen ist. – Die Montenegriner scheinen auch von diesem Stand der Dinge ihren Vortheil ziehen zu wollen: sie legen es offenbar darauf an, den drohenden Kampf zwischen der christlichen und der türkischen Bevölkerung zum Ausbruch zu bringen und sich in der Verwirrung zu dessen Leitern aufzuschwingen. Ihre neuesten kühnen Raubzüge sprechen hiefür. Gegen Oesterreich beobachten sie fortwährend die größte Rücksicht. – Die neueste Bewegung in Serbien hat bis jetzt wenigstens schon einen theilweisen Erfolg errungen. Die von dem Volke verlangte Verlegung des Regierungssitzes nach Kragujevatz ist bereits entschieden und wird ohne Zweifel bald erfolgen. Hinsichtlich der übrigen Forderungen des Volks wird von Konstantinopel Entscheidung erwartet. Vor deren Eintreffen wird indessen das vor Belgrad harrende Volk sich nicht zerstreuen, und es ist darum nur zu wünschen, daß sie nicht abschlägig laute, in welchem Falle arge Excesse zu besorgen wären. Indessen ist kaum denkbar, daß die Pforte die Männer, welche sich nach der Vertreibung Miloschs an die Spitze der Verwaltung drängten, und welche sie mit Ehrenbezeugungen überhäufte, gegen die sich nun aber das Volk einstimmig erhoben hat, werde fallen lassen, ohne wenigstens eine gerichtliche Procedur zur Bedingung zu machen.

Se. kais. H. der Erzherzog Friedrich ist am 4 d. auf der von ihm commandirten k. k. Fregatte „Guerriera“ in dieser Hauptstadt angekommen. Auf Befehl des Sultans begab sich heute der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Reschid Pascha, in Begleitung des Musteschars Risaat Bey an Bord der Fregatte, um den Erzherzog zu bewillkommnen. Auch erließ der Großherr sogleich die nöthigen Befehle, damit Se. kais. H. alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nehmen könne. Zu diesem Ende wurde der General der Artillerie, Mehemed Emin Pascha, dem Erzherzog für die Dauer seines Aufenthalts allhier zugetheilt. – Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einen Artikel über die Absetzung Akif Pascha's, worin ein sehr strenges Urtheil über sein als Statthalter von Kodscha Ili eingehaltenes Benehmen gefällt, und seine einstweilige Verweisung nach Adrianopel mit Verlust der Wessierswürde bekannt gemacht wird. Sodann ist in diesem Blatte die wegen Schlichtung der Handelsprocesse vor einem eigenen im Handelsministerium errichteten Tribunale erlassene Verordnung enthalten. Endlich macht besagte Zeitung die schon in meinem letzten Berichte erwähnten Aemterverleihungen öffentlich bekannt. – Während der griechischen Osterfeiertage hat allenthalben in der Hauptstadt die größte Ordnung und Ruhe geherrscht, so daß die Polizei, die übrigens auf musterhafte Weise gehandhabt wird, nicht ein einzigesmal einzuschreiten genöthigt war.

Aegypten.

Das heutige Dampfboot brachte uns Briefe aus Alexandria vom 6 Mai. Die Rede des Ministers Thiers, welche das französische Dampfboot am 4 dahin gebracht, hat den Vicekönig völlig umgestimmt, und man ist jetzt mehr als je berechtigt, eine baldige friedliche Lösung der orientalischen Frage zu hoffen. Die Pest hat leider wieder Fortschritte gemacht: Truppen und Schiffe befinden sich in Contumaz. – Das aus sechs Schiffen bestehende englische Geschwader unter Admiral Louis liegt im Hafen von Smyrna; das französische unter Lalande ist nach Vurla zurückgekehrt und hat bloß die Fregatte Santi Petri in Smyrna zurück gelassen.

*) Ein der Redaction neulich direct zugekommenes Schreiben aus Seres bestätigt diese Angaben.
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[1160/0008] und so für die eigene Sicherheit Sorge zu tragen. Diesem wohlmeinenden Rathe ist die christliche Bevölkerung, wie begreiflich, bereitwilligst nachgekommen, und so sieht man jetzt die beiden Glaubensparteien mit den Waffen in der Hand einander gegenüberstehen *) *), wodurch zwar der Uebermuth der Türken einigermaßen gedämpft, aber in gleichem Grade die Gefahr blutiger Reibungen gesteigert erscheint. Jeder Morgen, jeder Abend wird mit Bangigkeit und Angst erwartet, die beständige Gefahr gestattet kaum die nöthige Nachtruhe, und das Betrübendste ist, daß kein Ende dieses jammervollen Zustandes abzusehen ist. – Die Montenegriner scheinen auch von diesem Stand der Dinge ihren Vortheil ziehen zu wollen: sie legen es offenbar darauf an, den drohenden Kampf zwischen der christlichen und der türkischen Bevölkerung zum Ausbruch zu bringen und sich in der Verwirrung zu dessen Leitern aufzuschwingen. Ihre neuesten kühnen Raubzüge sprechen hiefür. Gegen Oesterreich beobachten sie fortwährend die größte Rücksicht. – Die neueste Bewegung in Serbien hat bis jetzt wenigstens schon einen theilweisen Erfolg errungen. Die von dem Volke verlangte Verlegung des Regierungssitzes nach Kragujevatz ist bereits entschieden und wird ohne Zweifel bald erfolgen. Hinsichtlich der übrigen Forderungen des Volks wird von Konstantinopel Entscheidung erwartet. Vor deren Eintreffen wird indessen das vor Belgrad harrende Volk sich nicht zerstreuen, und es ist darum nur zu wünschen, daß sie nicht abschlägig laute, in welchem Falle arge Excesse zu besorgen wären. Indessen ist kaum denkbar, daß die Pforte die Männer, welche sich nach der Vertreibung Miloschs an die Spitze der Verwaltung drängten, und welche sie mit Ehrenbezeugungen überhäufte, gegen die sich nun aber das Volk einstimmig erhoben hat, werde fallen lassen, ohne wenigstens eine gerichtliche Procedur zur Bedingung zu machen. _ Konstantinopel, 6 Mai. Se. kais. H. der Erzherzog Friedrich ist am 4 d. auf der von ihm commandirten k. k. Fregatte „Guerriera“ in dieser Hauptstadt angekommen. Auf Befehl des Sultans begab sich heute der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Reschid Pascha, in Begleitung des Musteschars Risaat Bey an Bord der Fregatte, um den Erzherzog zu bewillkommnen. Auch erließ der Großherr sogleich die nöthigen Befehle, damit Se. kais. H. alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nehmen könne. Zu diesem Ende wurde der General der Artillerie, Mehemed Emin Pascha, dem Erzherzog für die Dauer seines Aufenthalts allhier zugetheilt. – Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält einen Artikel über die Absetzung Akif Pascha's, worin ein sehr strenges Urtheil über sein als Statthalter von Kodscha Ili eingehaltenes Benehmen gefällt, und seine einstweilige Verweisung nach Adrianopel mit Verlust der Wessierswürde bekannt gemacht wird. Sodann ist in diesem Blatte die wegen Schlichtung der Handelsprocesse vor einem eigenen im Handelsministerium errichteten Tribunale erlassene Verordnung enthalten. Endlich macht besagte Zeitung die schon in meinem letzten Berichte erwähnten Aemterverleihungen öffentlich bekannt. – Während der griechischen Osterfeiertage hat allenthalben in der Hauptstadt die größte Ordnung und Ruhe geherrscht, so daß die Polizei, die übrigens auf musterhafte Weise gehandhabt wird, nicht ein einzigesmal einzuschreiten genöthigt war. Aegypten. _ Triest, 18 Mai. Das heutige Dampfboot brachte uns Briefe aus Alexandria vom 6 Mai. Die Rede des Ministers Thiers, welche das französische Dampfboot am 4 dahin gebracht, hat den Vicekönig völlig umgestimmt, und man ist jetzt mehr als je berechtigt, eine baldige friedliche Lösung der orientalischen Frage zu hoffen. Die Pest hat leider wieder Fortschritte gemacht: Truppen und Schiffe befinden sich in Contumaz. – Das aus sechs Schiffen bestehende englische Geschwader unter Admiral Louis liegt im Hafen von Smyrna; das französische unter Lalande ist nach Vurla zurückgekehrt und hat bloß die Fregatte Santi Petri in Smyrna zurück gelassen. *) Ein der Redaction neulich direct zugekommenes Schreiben aus Seres bestätigt diese Angaben.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 145. Augsburg, 24. Mai 1840, S. 1160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_145_18400524/8>, abgerufen am 21.11.2024.