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Allgemeine Zeitung. Nr. 158. Augsburg, 6. Juni 1840.

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als in einer Subscription, die nur der Ausdruck persönlicher Sympathien seyn würde, und die, erlauben Sie mir die Bemerkung, keinen Zweck mehr hat, so wie die Regierung den Willen und die Mittel besitzt, dem Wunsche des Landes vollkommen zu entsprechen. Ich würde mit Bedauern sehen, daß da, wo Gemeinschaft der Gesinnungen herrscht, Spaltung in den Handlungen stattfände. Wir haben es schon mit hinreichend großen Schwierigkeiten zu thun, daß wir nicht noch bedauernswerthe Mißverständnisse beizufügen brauchen. Das größte Unglück, nicht für uns, sondern für unser Land würde seyn, wenn unsere Eintracht, die sich für die Sache der Freiheit so nützlich bewiesen hat, bloßgestellt werden sollte."

Die Deputirten sind müde und sehnen sich nach Ruhe; die außerhalb Paris wohnenden eilen nach Hause, die hiesigen aufs Land; außer dem Budget läßt sich auf keine andere Arbeit der Kammer mehr rechnen. Gestern wurden die Debatten des Gesetzesentwurfs über die in den Fabriken beschäftigten Kinder bis nach der Prüfung des Budgets ausgesetzt; die Aussetzung erfolgte fast einstimmig, weil die Anhänger des Entwurfs erfahren hatten, daß der gleichgültige Theil ihrer Collegen beabsichtigte, nach den allgemeinen Debatten gegen den Uebergang zu den einzelnen Verfügungen zu stimmen, das heißt, für die Verwerfung. Nunmehr bleibt diese Angelegenheit bis zur nächsten Session beruhen. - Nach Beendigung der kurzen Sitzung suchten die Bonapartisten der Kammer ihre Collegen zu bestimmen, in den Bureaux zusammenzutreten und für das Denkmal Napoleons zu subscribiren. Diese Zumuthung fand aber keinen Anklang; man erklärte allgemein, eine solche Subscription von Seite der Mehrheit der Deputirten würde eine Mißbilligung der Abstimmung der Kammer gegen den Zusatz einer Million Franken enthalten. - Die Commission zur Prüfung der Motion v. Remilly versammelt sich täglich; der Referent, Hr. Maurat-Ballanche, hat einen verbesserten Entwurf vorbereitet, der einer Anzahl Beamten den Eintritt in der Kammer verbietet. Dieser Entwurf unterliegt jedoch vielen Kritiken von Seite der antireformistischen Mitglieder der Commission, z. B. des Hrn. Dupin, der dieser Tage mit Hrn. Havin in einen so heftigen Wortwechsel gerieth, daß der Präsident der Commission sich genöthigt sah, die Sitzung aufzuheben. Allem Vermuthen nach kommt vor dem Schluß der Session noch ein Bericht zu Stande, aber das Cabinet hat immer die Zeit des Zwischenraums beider Sessionen gewonnen.

Vor einigen Tagen ist eine Mittheilung an Hrn. Cochelet gemacht worden, die von großer Wichtigkeit seyn soll und die, wenn sie Mehemed Ali gut aufnimmt, die Lösung der orientalischen Dinge erleichtern dürfte. Es soll nämlich in Folge einer Ausarbeitung, die Thiers von einem großen fremden Staatsmann erhalten, die Möglichkeit gegeben worden seyn, die Lage der Dinge zu verändern, so zwar, daß die Mächte die gegen die Pforte übernommenen Verpflichtungen nur in einem Grade aufrecht zu halten hätten, wodurch die geringe Uebereinstimmung, welche seither bei ihnen bemerkbar war, minder nachtheilig auf den Gang der Verhandlungen einwirken, die Ehre der Pforte aufrecht erhalten, Mehemed Ali hingegen in die Nothwendigkeit versetzt würde, entweder sich mit den ihm nun von der Pforte zu machenden Bedingungen zufrieden zu stellen, da ihnen die Beistimmung der Mächte gesichert sey oder in einer Verfassung zu bleiben, die er selbst für erdrückend und unnatürlich erklärt, oder gar ohne alle weitern Rücksichten vorzugehen. Im ersten Falle würde seine Stellung zu den Mächten sich bessern und er in freundschaftliche Beziehungen mit ihnen treten, in den beiden andern würde er aber zu bereuen haben, sich muthwillig Gefahren ausgesetzt zu haben, die er vermeiden konnte. Allerdings hinge dabei viel von dem Betragen ab, das unser Cabinet zu beobachten gedächte. Thiers möchte so sehr, wie irgend Jemand, die orientalische Frage geschlossen sehen, und wenn er vielleicht nicht ganz die Ansichten theilt, die in der oben erwähnten Ausarbeitung dargelegt werden, findet er sie doch am meisten geeignet, um einen Ausgang aus dem Labyrinth zu geben, in das man gerathen ist. Er beeilte sich, sie zur Kenntniß Cochelets zu bringen und ihn zu beauftragen, den Vicekönig zu erforschen, ob es nicht möglich sey, ihn damit zu befreunden, weil dann alle Schwierigkeiten gehoben wären, unter denen man seufzte. Es wird also viel davon abhängen, was Cochelet darauf zu antworten hat, und wie Mehemed Ali sein Betragen von nun an einrichten wird, um theils unser Cabinet eine bestimmtere Farbe nehmen zu sehen, theils auch etwas genauer zu wissen, auf welche Weise der Streit zwischen der Pforte und Mehemed Ali endigen muß. Bis dieß gehörig erörtert seyn wird, glaubte Thiers gerathen, in London sich nicht zu sehr beeilen zu dürfen, und obgleich er dem Wunsche Guizots zu entsprechen sich verpflichtet hielt, indem er ihm gestattete, in die daselbst abzuhaltenden Conferenzen zu treten, so hat er ihm doch die Weisung gegeben, sich mehr passiv zu benehmen und keinem Beschluß definitiv beizutreten, der etwa von der Conferenz ausgehen sollte.

Die Geschichte mit der Asche von Bonaparte entwickelt sich Act nach Act auf immer sonderbarere Art. Es ist offenbar, noch ist die persönliche Erinnerung an die unerträgliche Geistestyrannei jener Zeit nicht vorüber. Die erste Ankündigung des Plans wurde von der Kammer mit einer Art von Enthusiasmus aufgenommen, der aber bald vor der Reflexion und vor Allem vor der Fluth Bonapartistischer Declamationen verschwand. Wären die Imperialisten still gewesen, so wäre Alles einstimmig beschlossen worden, und man hätte keine Einwendung gehört, denn es lebt in jedem Franzosen ein hinlängliches Gefühl von Nationalstolz, um die Asche des großen Feldherrn, der sie in alle Hauptstädte von Europa geführt hatte, zu ehren; aber man will nicht, daß sie den Resten seiner Anbeter und Werkzeuge zum Fußschemel diene. Die Rede v. Lamartine ist darüber, was ihm selten geschieht, der wahre Ausdruck der öffentlichen Meinung. Die Bonapartisten täuschten sich über diese, und eröffneten die nationale Subscription, um die Million zusammenzubringen, welche die Kammer verweigert hatte, und sich so an dieser zu rächen. Die ministeriellen Journale schlossen sich mit großer Lebhaftigkeit an, und man konnte in den letzten Tagen aus der Feder von Leuten, welche ihr Leben zubringen, die constitutionellen Principien zu predigen, die unsinnigsten Vergleichungen und Vergötterungen lesen. Aber der Erfolg war kläglich: die Subscriptionen erhoben sich in fünf Tagen nicht viel über 17,000 Franken, und man fand besser, die Listen zu schließen, wozu sich Thiers eines Briefs bediente, den er durch Odilon-Barrot schreiben ließ. Dieß wird die Illusionen Vieler zerstören, welche die Bonapartistische Partei für stärker hielten, und glaubten, daß die Art, wie man seit einigen Jahren die öffentliche Meinung in Journalen bearbeitet hatte, mehr Erfolg gehabt habe. Niemand kann übrigens voraussehen, welche neue Episoden die Sache noch mit sich bringen wird, da eine Menge von Eitelkeiten, Hoffnungen und Intriguen sich an den Namen des Kaisers hängen.

Deutschland.

Nach einer verlässigen Mittheilung aus Aschaffenburg vom 3 Jun., die zugleich die erfreulichsten Nachrichten über das Befinden der königl. Majestäten brachte, haben Se. Maj. der König vor, sich am 10 Jul. nach Bad Brückenau zu begeben, und dortselbst, gleich wie im vorigen Jahre, einige

als in einer Subscription, die nur der Ausdruck persönlicher Sympathien seyn würde, und die, erlauben Sie mir die Bemerkung, keinen Zweck mehr hat, so wie die Regierung den Willen und die Mittel besitzt, dem Wunsche des Landes vollkommen zu entsprechen. Ich würde mit Bedauern sehen, daß da, wo Gemeinschaft der Gesinnungen herrscht, Spaltung in den Handlungen stattfände. Wir haben es schon mit hinreichend großen Schwierigkeiten zu thun, daß wir nicht noch bedauernswerthe Mißverständnisse beizufügen brauchen. Das größte Unglück, nicht für uns, sondern für unser Land würde seyn, wenn unsere Eintracht, die sich für die Sache der Freiheit so nützlich bewiesen hat, bloßgestellt werden sollte.“

Die Deputirten sind müde und sehnen sich nach Ruhe; die außerhalb Paris wohnenden eilen nach Hause, die hiesigen aufs Land; außer dem Budget läßt sich auf keine andere Arbeit der Kammer mehr rechnen. Gestern wurden die Debatten des Gesetzesentwurfs über die in den Fabriken beschäftigten Kinder bis nach der Prüfung des Budgets ausgesetzt; die Aussetzung erfolgte fast einstimmig, weil die Anhänger des Entwurfs erfahren hatten, daß der gleichgültige Theil ihrer Collegen beabsichtigte, nach den allgemeinen Debatten gegen den Uebergang zu den einzelnen Verfügungen zu stimmen, das heißt, für die Verwerfung. Nunmehr bleibt diese Angelegenheit bis zur nächsten Session beruhen. – Nach Beendigung der kurzen Sitzung suchten die Bonapartisten der Kammer ihre Collegen zu bestimmen, in den Bureaux zusammenzutreten und für das Denkmal Napoleons zu subscribiren. Diese Zumuthung fand aber keinen Anklang; man erklärte allgemein, eine solche Subscription von Seite der Mehrheit der Deputirten würde eine Mißbilligung der Abstimmung der Kammer gegen den Zusatz einer Million Franken enthalten. – Die Commission zur Prüfung der Motion v. Remilly versammelt sich täglich; der Referent, Hr. Maurat-Ballanche, hat einen verbesserten Entwurf vorbereitet, der einer Anzahl Beamten den Eintritt in der Kammer verbietet. Dieser Entwurf unterliegt jedoch vielen Kritiken von Seite der antireformistischen Mitglieder der Commission, z. B. des Hrn. Dupin, der dieser Tage mit Hrn. Havin in einen so heftigen Wortwechsel gerieth, daß der Präsident der Commission sich genöthigt sah, die Sitzung aufzuheben. Allem Vermuthen nach kommt vor dem Schluß der Session noch ein Bericht zu Stande, aber das Cabinet hat immer die Zeit des Zwischenraums beider Sessionen gewonnen.

Vor einigen Tagen ist eine Mittheilung an Hrn. Cochelet gemacht worden, die von großer Wichtigkeit seyn soll und die, wenn sie Mehemed Ali gut aufnimmt, die Lösung der orientalischen Dinge erleichtern dürfte. Es soll nämlich in Folge einer Ausarbeitung, die Thiers von einem großen fremden Staatsmann erhalten, die Möglichkeit gegeben worden seyn, die Lage der Dinge zu verändern, so zwar, daß die Mächte die gegen die Pforte übernommenen Verpflichtungen nur in einem Grade aufrecht zu halten hätten, wodurch die geringe Uebereinstimmung, welche seither bei ihnen bemerkbar war, minder nachtheilig auf den Gang der Verhandlungen einwirken, die Ehre der Pforte aufrecht erhalten, Mehemed Ali hingegen in die Nothwendigkeit versetzt würde, entweder sich mit den ihm nun von der Pforte zu machenden Bedingungen zufrieden zu stellen, da ihnen die Beistimmung der Mächte gesichert sey oder in einer Verfassung zu bleiben, die er selbst für erdrückend und unnatürlich erklärt, oder gar ohne alle weitern Rücksichten vorzugehen. Im ersten Falle würde seine Stellung zu den Mächten sich bessern und er in freundschaftliche Beziehungen mit ihnen treten, in den beiden andern würde er aber zu bereuen haben, sich muthwillig Gefahren ausgesetzt zu haben, die er vermeiden konnte. Allerdings hinge dabei viel von dem Betragen ab, das unser Cabinet zu beobachten gedächte. Thiers möchte so sehr, wie irgend Jemand, die orientalische Frage geschlossen sehen, und wenn er vielleicht nicht ganz die Ansichten theilt, die in der oben erwähnten Ausarbeitung dargelegt werden, findet er sie doch am meisten geeignet, um einen Ausgang aus dem Labyrinth zu geben, in das man gerathen ist. Er beeilte sich, sie zur Kenntniß Cochelets zu bringen und ihn zu beauftragen, den Vicekönig zu erforschen, ob es nicht möglich sey, ihn damit zu befreunden, weil dann alle Schwierigkeiten gehoben wären, unter denen man seufzte. Es wird also viel davon abhängen, was Cochelet darauf zu antworten hat, und wie Mehemed Ali sein Betragen von nun an einrichten wird, um theils unser Cabinet eine bestimmtere Farbe nehmen zu sehen, theils auch etwas genauer zu wissen, auf welche Weise der Streit zwischen der Pforte und Mehemed Ali endigen muß. Bis dieß gehörig erörtert seyn wird, glaubte Thiers gerathen, in London sich nicht zu sehr beeilen zu dürfen, und obgleich er dem Wunsche Guizots zu entsprechen sich verpflichtet hielt, indem er ihm gestattete, in die daselbst abzuhaltenden Conferenzen zu treten, so hat er ihm doch die Weisung gegeben, sich mehr passiv zu benehmen und keinem Beschluß definitiv beizutreten, der etwa von der Conferenz ausgehen sollte.

Die Geschichte mit der Asche von Bonaparte entwickelt sich Act nach Act auf immer sonderbarere Art. Es ist offenbar, noch ist die persönliche Erinnerung an die unerträgliche Geistestyrannei jener Zeit nicht vorüber. Die erste Ankündigung des Plans wurde von der Kammer mit einer Art von Enthusiasmus aufgenommen, der aber bald vor der Reflexion und vor Allem vor der Fluth Bonapartistischer Declamationen verschwand. Wären die Imperialisten still gewesen, so wäre Alles einstimmig beschlossen worden, und man hätte keine Einwendung gehört, denn es lebt in jedem Franzosen ein hinlängliches Gefühl von Nationalstolz, um die Asche des großen Feldherrn, der sie in alle Hauptstädte von Europa geführt hatte, zu ehren; aber man will nicht, daß sie den Resten seiner Anbeter und Werkzeuge zum Fußschemel diene. Die Rede v. Lamartine ist darüber, was ihm selten geschieht, der wahre Ausdruck der öffentlichen Meinung. Die Bonapartisten täuschten sich über diese, und eröffneten die nationale Subscription, um die Million zusammenzubringen, welche die Kammer verweigert hatte, und sich so an dieser zu rächen. Die ministeriellen Journale schlossen sich mit großer Lebhaftigkeit an, und man konnte in den letzten Tagen aus der Feder von Leuten, welche ihr Leben zubringen, die constitutionellen Principien zu predigen, die unsinnigsten Vergleichungen und Vergötterungen lesen. Aber der Erfolg war kläglich: die Subscriptionen erhoben sich in fünf Tagen nicht viel über 17,000 Franken, und man fand besser, die Listen zu schließen, wozu sich Thiers eines Briefs bediente, den er durch Odilon-Barrot schreiben ließ. Dieß wird die Illusionen Vieler zerstören, welche die Bonapartistische Partei für stärker hielten, und glaubten, daß die Art, wie man seit einigen Jahren die öffentliche Meinung in Journalen bearbeitet hatte, mehr Erfolg gehabt habe. Niemand kann übrigens voraussehen, welche neue Episoden die Sache noch mit sich bringen wird, da eine Menge von Eitelkeiten, Hoffnungen und Intriguen sich an den Namen des Kaisers hängen.

Deutschland.

Nach einer verlässigen Mittheilung aus Aschaffenburg vom 3 Jun., die zugleich die erfreulichsten Nachrichten über das Befinden der königl. Majestäten brachte, haben Se. Maj. der König vor, sich am 10 Jul. nach Bad Brückenau zu begeben, und dortselbst, gleich wie im vorigen Jahre, einige

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[1260/0004] als in einer Subscription, die nur der Ausdruck persönlicher Sympathien seyn würde, und die, erlauben Sie mir die Bemerkung, keinen Zweck mehr hat, so wie die Regierung den Willen und die Mittel besitzt, dem Wunsche des Landes vollkommen zu entsprechen. Ich würde mit Bedauern sehen, daß da, wo Gemeinschaft der Gesinnungen herrscht, Spaltung in den Handlungen stattfände. Wir haben es schon mit hinreichend großen Schwierigkeiten zu thun, daß wir nicht noch bedauernswerthe Mißverständnisse beizufügen brauchen. Das größte Unglück, nicht für uns, sondern für unser Land würde seyn, wenn unsere Eintracht, die sich für die Sache der Freiheit so nützlich bewiesen hat, bloßgestellt werden sollte.“ _ Paris, 31 Mai. Die Deputirten sind müde und sehnen sich nach Ruhe; die außerhalb Paris wohnenden eilen nach Hause, die hiesigen aufs Land; außer dem Budget läßt sich auf keine andere Arbeit der Kammer mehr rechnen. Gestern wurden die Debatten des Gesetzesentwurfs über die in den Fabriken beschäftigten Kinder bis nach der Prüfung des Budgets ausgesetzt; die Aussetzung erfolgte fast einstimmig, weil die Anhänger des Entwurfs erfahren hatten, daß der gleichgültige Theil ihrer Collegen beabsichtigte, nach den allgemeinen Debatten gegen den Uebergang zu den einzelnen Verfügungen zu stimmen, das heißt, für die Verwerfung. Nunmehr bleibt diese Angelegenheit bis zur nächsten Session beruhen. – Nach Beendigung der kurzen Sitzung suchten die Bonapartisten der Kammer ihre Collegen zu bestimmen, in den Bureaux zusammenzutreten und für das Denkmal Napoleons zu subscribiren. Diese Zumuthung fand aber keinen Anklang; man erklärte allgemein, eine solche Subscription von Seite der Mehrheit der Deputirten würde eine Mißbilligung der Abstimmung der Kammer gegen den Zusatz einer Million Franken enthalten. – Die Commission zur Prüfung der Motion v. Remilly versammelt sich täglich; der Referent, Hr. Maurat-Ballanche, hat einen verbesserten Entwurf vorbereitet, der einer Anzahl Beamten den Eintritt in der Kammer verbietet. Dieser Entwurf unterliegt jedoch vielen Kritiken von Seite der antireformistischen Mitglieder der Commission, z. B. des Hrn. Dupin, der dieser Tage mit Hrn. Havin in einen so heftigen Wortwechsel gerieth, daß der Präsident der Commission sich genöthigt sah, die Sitzung aufzuheben. Allem Vermuthen nach kommt vor dem Schluß der Session noch ein Bericht zu Stande, aber das Cabinet hat immer die Zeit des Zwischenraums beider Sessionen gewonnen. _ Paris, 26 Mai. Vor einigen Tagen ist eine Mittheilung an Hrn. Cochelet gemacht worden, die von großer Wichtigkeit seyn soll und die, wenn sie Mehemed Ali gut aufnimmt, die Lösung der orientalischen Dinge erleichtern dürfte. Es soll nämlich in Folge einer Ausarbeitung, die Thiers von einem großen fremden Staatsmann erhalten, die Möglichkeit gegeben worden seyn, die Lage der Dinge zu verändern, so zwar, daß die Mächte die gegen die Pforte übernommenen Verpflichtungen nur in einem Grade aufrecht zu halten hätten, wodurch die geringe Uebereinstimmung, welche seither bei ihnen bemerkbar war, minder nachtheilig auf den Gang der Verhandlungen einwirken, die Ehre der Pforte aufrecht erhalten, Mehemed Ali hingegen in die Nothwendigkeit versetzt würde, entweder sich mit den ihm nun von der Pforte zu machenden Bedingungen zufrieden zu stellen, da ihnen die Beistimmung der Mächte gesichert sey oder in einer Verfassung zu bleiben, die er selbst für erdrückend und unnatürlich erklärt, oder gar ohne alle weitern Rücksichten vorzugehen. Im ersten Falle würde seine Stellung zu den Mächten sich bessern und er in freundschaftliche Beziehungen mit ihnen treten, in den beiden andern würde er aber zu bereuen haben, sich muthwillig Gefahren ausgesetzt zu haben, die er vermeiden konnte. Allerdings hinge dabei viel von dem Betragen ab, das unser Cabinet zu beobachten gedächte. Thiers möchte so sehr, wie irgend Jemand, die orientalische Frage geschlossen sehen, und wenn er vielleicht nicht ganz die Ansichten theilt, die in der oben erwähnten Ausarbeitung dargelegt werden, findet er sie doch am meisten geeignet, um einen Ausgang aus dem Labyrinth zu geben, in das man gerathen ist. Er beeilte sich, sie zur Kenntniß Cochelets zu bringen und ihn zu beauftragen, den Vicekönig zu erforschen, ob es nicht möglich sey, ihn damit zu befreunden, weil dann alle Schwierigkeiten gehoben wären, unter denen man seufzte. Es wird also viel davon abhängen, was Cochelet darauf zu antworten hat, und wie Mehemed Ali sein Betragen von nun an einrichten wird, um theils unser Cabinet eine bestimmtere Farbe nehmen zu sehen, theils auch etwas genauer zu wissen, auf welche Weise der Streit zwischen der Pforte und Mehemed Ali endigen muß. Bis dieß gehörig erörtert seyn wird, glaubte Thiers gerathen, in London sich nicht zu sehr beeilen zu dürfen, und obgleich er dem Wunsche Guizots zu entsprechen sich verpflichtet hielt, indem er ihm gestattete, in die daselbst abzuhaltenden Conferenzen zu treten, so hat er ihm doch die Weisung gegeben, sich mehr passiv zu benehmen und keinem Beschluß definitiv beizutreten, der etwa von der Conferenz ausgehen sollte. _ Paris, 1 Junius. Die Geschichte mit der Asche von Bonaparte entwickelt sich Act nach Act auf immer sonderbarere Art. Es ist offenbar, noch ist die persönliche Erinnerung an die unerträgliche Geistestyrannei jener Zeit nicht vorüber. Die erste Ankündigung des Plans wurde von der Kammer mit einer Art von Enthusiasmus aufgenommen, der aber bald vor der Reflexion und vor Allem vor der Fluth Bonapartistischer Declamationen verschwand. Wären die Imperialisten still gewesen, so wäre Alles einstimmig beschlossen worden, und man hätte keine Einwendung gehört, denn es lebt in jedem Franzosen ein hinlängliches Gefühl von Nationalstolz, um die Asche des großen Feldherrn, der sie in alle Hauptstädte von Europa geführt hatte, zu ehren; aber man will nicht, daß sie den Resten seiner Anbeter und Werkzeuge zum Fußschemel diene. Die Rede v. Lamartine ist darüber, was ihm selten geschieht, der wahre Ausdruck der öffentlichen Meinung. Die Bonapartisten täuschten sich über diese, und eröffneten die nationale Subscription, um die Million zusammenzubringen, welche die Kammer verweigert hatte, und sich so an dieser zu rächen. Die ministeriellen Journale schlossen sich mit großer Lebhaftigkeit an, und man konnte in den letzten Tagen aus der Feder von Leuten, welche ihr Leben zubringen, die constitutionellen Principien zu predigen, die unsinnigsten Vergleichungen und Vergötterungen lesen. Aber der Erfolg war kläglich: die Subscriptionen erhoben sich in fünf Tagen nicht viel über 17,000 Franken, und man fand besser, die Listen zu schließen, wozu sich Thiers eines Briefs bediente, den er durch Odilon-Barrot schreiben ließ. Dieß wird die Illusionen Vieler zerstören, welche die Bonapartistische Partei für stärker hielten, und glaubten, daß die Art, wie man seit einigen Jahren die öffentliche Meinung in Journalen bearbeitet hatte, mehr Erfolg gehabt habe. Niemand kann übrigens voraussehen, welche neue Episoden die Sache noch mit sich bringen wird, da eine Menge von Eitelkeiten, Hoffnungen und Intriguen sich an den Namen des Kaisers hängen. Deutschland. Nach einer verlässigen Mittheilung aus Aschaffenburg vom 3 Jun., die zugleich die erfreulichsten Nachrichten über das Befinden der königl. Majestäten brachte, haben Se. Maj. der König vor, sich am 10 Jul. nach Bad Brückenau zu begeben, und dortselbst, gleich wie im vorigen Jahre, einige

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 158. Augsburg, 6. Juni 1840, S. 1260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_158_18400606/4>, abgerufen am 21.11.2024.