Allgemeine Zeitung. Nr. 159. Augsburg, 7. Juni 1840.Weigerung der HH. Hall und Hobler, Hrn. Russell noch nachträglich in Verhör zu nehmen, gründete sich darauf, daß das Zeugenverhör jetzt bereits vorüber sey, und die Anforderung des Hrn. Flower deßhalb zu spät komme. - Die Fortführung des Gefangenen nach Newgate fand dann später unter großem Zudrang des Volkes wirklich statt. Im Weichbilde des Dorfes Cuerdale (bei Preston, Lancashire) hat man kürzlich einen reichen Schatz an Silber gefunden, der wahrscheinlich von einem angelsächsischen König hier vergraben wurde. Er besteht erstens aus 10,000 Münzen, jede von 20 Gran durchschnittlich, zusammen 290 Unzen schwer; zweitens aus einer Anzahl Spangen, Zügelgebisse, Ringe u. dgl., zusammen 756 Unzen an Gewicht. Die Münzen sind meistens aus der Zeit Ethelreds, Alfreds und Edwards des Ersten, und der Schatz hat also wohl gegen tausend Jahre unter der Erde geruht. Das vom Grafen de Lisle erfundene und von der Regierung patentirte Verfahren der Holzbepflasterung hat sich bei einem neuerlich gemachten Versuche in Whitehall als durchaus zweckmäßig bewährt und soll nun in allen übrigen unter der Commission der öffentlichen Arbeiten stehenden Straßen angewandt werden. Für den Bau der neuen königlichen Börse in London waren zwei Plane eingereicht worden, einer von Hrn. Cockerell und einer von Hrn. Tite, Präsidenten der architektonischen Gesellschaft; jener - nach der Angabe im Spectator - im gesucht-griechischen Style, mit vielen korinthischen Säulen an den verschiedenen Eingängen, und einer Statuengruppe über dem Haupteingang, im Ganzen sehr schmuckreich, aber nicht recht gehalten und symmetrisch, und ohne Totaleindruck; dieser in Palladio's Styl, mit einem achtsäuligen Porticus am Haupteingang und einem hohen Glockenturm an dem andern Ende, im Ganzen einfacher und imposanter. Der Ausschuß entschied sich mit 13 gegen 7 Stimmen für Annahme des letzteren. Der Spectator beklagt noch die Verwerfung eines früher eingereichten Plans des Hrn. Donaldson, den man allgemein als den besten anerkannte, aber für die Anwendung zu theuer befand. Frankreich. Paris, 2 Jun. Die Königin ist mit der Prinzessin Clementine am 31 Mai nach Brüssel gereist. Dem Courrier und Siecle zufolge ist Admiral Baudin an den la Plata abgeschickt, und mit militärischen und diplomatischen Vollmachten zur Beendigung des Streits mit Buenos-Ayres versehen worden. Der König hat den Doctor Delacroix in einer Privataudienz empfangen, der Sr. Maj. einen Hut des Kaisers Napoleon überreicht hat, der bisher in seinem Besitze gewesen und den er jetzt dem Staate geschenkt hat. Das Commerce sagt aus Anlaß der von dem Courrier und dem Siecle erfolgten Suspension der Unterzeichnungen zu einem Denkmal für Napoleon: "Durch diese Unordnung der Ideen und diese Widersprüche im Betragen schimmert, trotz aller rednerischen Künste, eine Wahrheit durch, die sich kurz so zusammenfassen läßt: der Hof hat Furcht, Hr. Thiers zieht sich zurück, Hr. Barrot opfert sich auf." Das Commerce gibt fortwährend eine Liste von Subscribenten. Darunter ist ein Posten mit 15,000 Fr. von dem Divisionsgeneral Grobert, der dazu schreibt: "Ich habe ein Haus, das ich in Grosbois besaß, für 20,000 Fr. verkauft; ich weise 15,000 Fr. zum Denkmal Napoleons an. Mögen alle diejenigen, die wie ich durch unsern Kaiser und König bereichert worden, mein Beispiel nachahmen, dann werden wir die Million, die man von dem Volke verlangt, nicht brauchen. - Zur Zeit des Kaisers nannte man sich Divisions- oder Brigadegeneral, und nahm nicht die Titel der Truppen Ludwig XV an." (Courrier francais.) Aus dem Schreiben des Hrn. Odilon-Barrot wird wenigstens Eine wichtige Folgerung hervorgehen, welche, wo möglich, den Irrthum seiner Partei vermindert. Er protestirt laut gegen den Gedanken, den großen Genugthungsact, wovon die Initiative der Regierung gebührt, den aber der öffentliche Wunsch hervorgerufen hat, zu verkleinern. Hr. Odilon-Barrot gehört nicht zu denen, welche den Ruhm herabzusetzen wagen. Dem Auslande gegenüber, das die Augen auf uns geheftet hat, will er nicht eine Huldigung der Dankbarkeit in ein Todtengericht umändern; er weist die schmählichen Commentarien von sich ab, welche das Journal des Debats über sein Votum gegeben hat; er erklärt sogar, daß wenn das Votum der Kammer den Charakter einer Insurrection gegen das Andenken Napoleons enthielte, "er keinen Anstand nehmen würde, sich unserer Subscription anzuschließen." Warum ist Hr. Odilon-Barrot nicht einen Schritt weiter gegangen? Sein an die Spitze der Subscription gestellter Name wäre dieser Seite der Geschichte schön angestanden. Marschall Gerard hat heute gezeigt, daß man eine zarte Lage mit einem gebieterischen Gefühle vereinigen könne. *) Diejenigen, welche ihre Pflichten nicht auf gleiche Art verstanden haben, leisten den Institutionen und der Dynastie einen sehr schlechten Dienst. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 1 Jun. hatte Hr. v. Remusat nach Verhandlung des Entwurfs zu einem Credit von 450,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben außerordentlicher Missionen und Annahme desselben den Gesetzesentwurf zur zehnten Jahresfeier der Juliusrevolution eingebracht. Die Kammer kam dann mit der allgemeinen Erörterung des Budgets von 1841 und mit der Erörterung des Budgets des Ministeriums der Justiz und der Culte zu Ende. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. wurden die von dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten verlangten Credite erörtert. Hr. Fulchiron spricht bei diesem Anlaß von den Berührungen Frankreichs mit der Schweiz und sagt, die Schweizer können in Frankreich verweilen, Handel treiben und viele machen dabei ihr Glück. Dieß sey aber mit den Franzosen nicht der Fall, die in vielen Städten der Schweiz weder domiciliren noch Handel treiben können; ihm scheine Reciprocität wünschenswerth. Hr. Thiers: "Unsere Berührungen mit der Schweiz sind vielfacher Art; man hat uns nicht sehr gegründete Reclamation zugehen lassen; sehr oft stellen die Eingebornen beider Nationen zu große Forderungen. Man wird aber einsehen, daß die Regierung nicht allen diesen Klagen Genüge leisten kann. Hier muß mit Vorsicht und Klugheit verfahren werden. Wahr ist, daß das Princip zwischen zwei verbündeten Nationen das der Reciprocität ist. Bei einigen Gelegenheiten, wo wir uns einer Sache annahmen, hat man uns geantwortet, daß solche Forderungen unsern eignen Landsleuten nicht zugestanden würden. Offenbar werden einige Modificationen in den Tractaten, wenn diese abgelaufen sind, nöthig seyn. Die französische Regierung wird gewiß zur gehörigen Zeit darauf antragen." Hr. v. la Grange interpellirt den Conseilpräsidenten über die Resultate der Vermittelung *) In der Liste des Constitutionnel steht nämlich Marschall Gerard und Graf Waleski, jeder mit 1000 Fr. unterzeichnet.
Weigerung der HH. Hall und Hobler, Hrn. Russell noch nachträglich in Verhör zu nehmen, gründete sich darauf, daß das Zeugenverhör jetzt bereits vorüber sey, und die Anforderung des Hrn. Flower deßhalb zu spät komme. – Die Fortführung des Gefangenen nach Newgate fand dann später unter großem Zudrang des Volkes wirklich statt. Im Weichbilde des Dorfes Cuerdale (bei Preston, Lancashire) hat man kürzlich einen reichen Schatz an Silber gefunden, der wahrscheinlich von einem angelsächsischen König hier vergraben wurde. Er besteht erstens aus 10,000 Münzen, jede von 20 Gran durchschnittlich, zusammen 290 Unzen schwer; zweitens aus einer Anzahl Spangen, Zügelgebisse, Ringe u. dgl., zusammen 756 Unzen an Gewicht. Die Münzen sind meistens aus der Zeit Ethelreds, Alfreds und Edwards des Ersten, und der Schatz hat also wohl gegen tausend Jahre unter der Erde geruht. Das vom Grafen de Lisle erfundene und von der Regierung patentirte Verfahren der Holzbepflasterung hat sich bei einem neuerlich gemachten Versuche in Whitehall als durchaus zweckmäßig bewährt und soll nun in allen übrigen unter der Commission der öffentlichen Arbeiten stehenden Straßen angewandt werden. Für den Bau der neuen königlichen Börse in London waren zwei Plane eingereicht worden, einer von Hrn. Cockerell und einer von Hrn. Tite, Präsidenten der architektonischen Gesellschaft; jener – nach der Angabe im Spectator – im gesucht-griechischen Style, mit vielen korinthischen Säulen an den verschiedenen Eingängen, und einer Statuengruppe über dem Haupteingang, im Ganzen sehr schmuckreich, aber nicht recht gehalten und symmetrisch, und ohne Totaleindruck; dieser in Palladio's Styl, mit einem achtsäuligen Porticus am Haupteingang und einem hohen Glockenturm an dem andern Ende, im Ganzen einfacher und imposanter. Der Ausschuß entschied sich mit 13 gegen 7 Stimmen für Annahme des letzteren. Der Spectator beklagt noch die Verwerfung eines früher eingereichten Plans des Hrn. Donaldson, den man allgemein als den besten anerkannte, aber für die Anwendung zu theuer befand. Frankreich. Paris, 2 Jun. Die Königin ist mit der Prinzessin Clementine am 31 Mai nach Brüssel gereist. Dem Courrier und Siècle zufolge ist Admiral Baudin an den la Plata abgeschickt, und mit militärischen und diplomatischen Vollmachten zur Beendigung des Streits mit Buenos-Ayres versehen worden. Der König hat den Doctor Delacroix in einer Privataudienz empfangen, der Sr. Maj. einen Hut des Kaisers Napoleon überreicht hat, der bisher in seinem Besitze gewesen und den er jetzt dem Staate geschenkt hat. Das Commerce sagt aus Anlaß der von dem Courrier und dem Siecle erfolgten Suspension der Unterzeichnungen zu einem Denkmal für Napoleon: „Durch diese Unordnung der Ideen und diese Widersprüche im Betragen schimmert, trotz aller rednerischen Künste, eine Wahrheit durch, die sich kurz so zusammenfassen läßt: der Hof hat Furcht, Hr. Thiers zieht sich zurück, Hr. Barrot opfert sich auf.“ Das Commerce gibt fortwährend eine Liste von Subscribenten. Darunter ist ein Posten mit 15,000 Fr. von dem Divisionsgeneral Grobert, der dazu schreibt: „Ich habe ein Haus, das ich in Grosbois besaß, für 20,000 Fr. verkauft; ich weise 15,000 Fr. zum Denkmal Napoleons an. Mögen alle diejenigen, die wie ich durch unsern Kaiser und König bereichert worden, mein Beispiel nachahmen, dann werden wir die Million, die man von dem Volke verlangt, nicht brauchen. – Zur Zeit des Kaisers nannte man sich Divisions- oder Brigadegeneral, und nahm nicht die Titel der Truppen Ludwig XV an.“ (Courrier français.) Aus dem Schreiben des Hrn. Odilon-Barrot wird wenigstens Eine wichtige Folgerung hervorgehen, welche, wo möglich, den Irrthum seiner Partei vermindert. Er protestirt laut gegen den Gedanken, den großen Genugthungsact, wovon die Initiative der Regierung gebührt, den aber der öffentliche Wunsch hervorgerufen hat, zu verkleinern. Hr. Odilon-Barrot gehört nicht zu denen, welche den Ruhm herabzusetzen wagen. Dem Auslande gegenüber, das die Augen auf uns geheftet hat, will er nicht eine Huldigung der Dankbarkeit in ein Todtengericht umändern; er weist die schmählichen Commentarien von sich ab, welche das Journal des Débats über sein Votum gegeben hat; er erklärt sogar, daß wenn das Votum der Kammer den Charakter einer Insurrection gegen das Andenken Napoleons enthielte, „er keinen Anstand nehmen würde, sich unserer Subscription anzuschließen.“ Warum ist Hr. Odilon-Barrot nicht einen Schritt weiter gegangen? Sein an die Spitze der Subscription gestellter Name wäre dieser Seite der Geschichte schön angestanden. Marschall Gérard hat heute gezeigt, daß man eine zarte Lage mit einem gebieterischen Gefühle vereinigen könne. *) Diejenigen, welche ihre Pflichten nicht auf gleiche Art verstanden haben, leisten den Institutionen und der Dynastie einen sehr schlechten Dienst. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 1 Jun. hatte Hr. v. Rémusat nach Verhandlung des Entwurfs zu einem Credit von 450,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben außerordentlicher Missionen und Annahme desselben den Gesetzesentwurf zur zehnten Jahresfeier der Juliusrevolution eingebracht. Die Kammer kam dann mit der allgemeinen Erörterung des Budgets von 1841 und mit der Erörterung des Budgets des Ministeriums der Justiz und der Culte zu Ende. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. wurden die von dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten verlangten Credite erörtert. Hr. Fulchiron spricht bei diesem Anlaß von den Berührungen Frankreichs mit der Schweiz und sagt, die Schweizer können in Frankreich verweilen, Handel treiben und viele machen dabei ihr Glück. Dieß sey aber mit den Franzosen nicht der Fall, die in vielen Städten der Schweiz weder domiciliren noch Handel treiben können; ihm scheine Reciprocität wünschenswerth. Hr. Thiers: „Unsere Berührungen mit der Schweiz sind vielfacher Art; man hat uns nicht sehr gegründete Reclamation zugehen lassen; sehr oft stellen die Eingebornen beider Nationen zu große Forderungen. Man wird aber einsehen, daß die Regierung nicht allen diesen Klagen Genüge leisten kann. Hier muß mit Vorsicht und Klugheit verfahren werden. Wahr ist, daß das Princip zwischen zwei verbündeten Nationen das der Reciprocität ist. Bei einigen Gelegenheiten, wo wir uns einer Sache annahmen, hat man uns geantwortet, daß solche Forderungen unsern eignen Landsleuten nicht zugestanden würden. Offenbar werden einige Modificationen in den Tractaten, wenn diese abgelaufen sind, nöthig seyn. Die französische Regierung wird gewiß zur gehörigen Zeit darauf antragen.“ Hr. v. la Grange interpellirt den Conseilpräsidenten über die Resultate der Vermittelung *) In der Liste des Constitutionnel steht nämlich Marschall Gérard und Graf Waleski, jeder mit 1000 Fr. unterzeichnet.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="1266"/> Weigerung der HH. Hall und Hobler, Hrn. Russell noch nachträglich in Verhör zu nehmen, gründete sich darauf, daß das Zeugenverhör jetzt bereits vorüber sey, und die Anforderung des Hrn. Flower deßhalb zu spät komme. – Die Fortführung des Gefangenen nach Newgate fand dann später unter großem Zudrang des Volkes wirklich statt.</p><lb/> <p>Im Weichbilde des Dorfes Cuerdale (bei Preston, Lancashire) hat man kürzlich einen reichen Schatz an Silber gefunden, der wahrscheinlich von einem angelsächsischen König hier vergraben wurde. Er besteht erstens aus 10,000 Münzen, jede von 20 Gran durchschnittlich, zusammen 290 Unzen schwer; zweitens aus einer Anzahl Spangen, Zügelgebisse, Ringe u. dgl., zusammen 756 Unzen an Gewicht. Die Münzen sind meistens aus der Zeit Ethelreds, Alfreds und Edwards des Ersten, und der Schatz hat also wohl gegen tausend Jahre unter der Erde geruht.</p><lb/> <p>Das vom Grafen de Lisle erfundene und von der Regierung patentirte Verfahren der Holzbepflasterung hat sich bei einem neuerlich gemachten Versuche in Whitehall als durchaus zweckmäßig bewährt und soll nun in allen übrigen unter der Commission der öffentlichen Arbeiten stehenden Straßen angewandt werden.</p><lb/> <p>Für den Bau der neuen königlichen Börse in London waren zwei Plane eingereicht worden, einer von Hrn. <hi rendition="#g">Cockerell</hi> und einer von Hrn. <hi rendition="#g">Tite</hi>, Präsidenten der architektonischen Gesellschaft; jener – nach der Angabe im Spectator – im gesucht-griechischen Style, mit vielen korinthischen Säulen an den verschiedenen Eingängen, und einer Statuengruppe über dem Haupteingang, im Ganzen sehr schmuckreich, aber nicht recht gehalten und symmetrisch, und ohne Totaleindruck; dieser in Palladio's Styl, mit einem achtsäuligen Porticus am Haupteingang und einem hohen Glockenturm an dem andern Ende, im Ganzen einfacher und imposanter. Der Ausschuß entschied sich mit 13 gegen 7 Stimmen für Annahme des letzteren. Der Spectator beklagt noch die Verwerfung eines früher eingereichten Plans des Hrn. Donaldson, den man allgemein als den besten anerkannte, aber für die Anwendung zu theuer befand.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2 Jun.</dateline><lb/> <p>Die Königin ist mit der Prinzessin Clementine am 31 Mai nach Brüssel gereist.</p><lb/> <p>Dem <hi rendition="#g">Courrier</hi> und <hi rendition="#g">Siècle</hi> zufolge ist Admiral Baudin an den la Plata abgeschickt, und mit militärischen und diplomatischen Vollmachten zur Beendigung des Streits mit Buenos-Ayres versehen worden.</p><lb/> <p>Der König hat den Doctor Delacroix in einer Privataudienz empfangen, der Sr. Maj. einen Hut des Kaisers Napoleon überreicht hat, der bisher in seinem Besitze gewesen und den er jetzt dem Staate geschenkt hat.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Commerce</hi> sagt aus Anlaß der von dem Courrier und dem Siecle erfolgten Suspension der Unterzeichnungen zu einem Denkmal für Napoleon: „Durch diese Unordnung der Ideen und diese Widersprüche im Betragen schimmert, trotz aller rednerischen Künste, eine Wahrheit durch, die sich kurz so zusammenfassen läßt: der Hof hat Furcht, Hr. Thiers zieht sich zurück, Hr. Barrot opfert sich auf.“ Das <hi rendition="#g">Commerce</hi> gibt fortwährend eine Liste von Subscribenten. Darunter ist ein Posten mit 15,000 Fr. von dem Divisionsgeneral Grobert, der dazu schreibt: „Ich habe ein Haus, das ich in Grosbois besaß, für 20,000 Fr. verkauft; ich weise 15,000 Fr. zum Denkmal Napoleons an. Mögen alle diejenigen, die wie ich durch unsern Kaiser und König bereichert worden, mein Beispiel nachahmen, dann werden wir die Million, die man von dem Volke verlangt, nicht brauchen. – Zur Zeit des Kaisers nannte man sich Divisions- oder Brigadegeneral, und nahm nicht die Titel der Truppen Ludwig XV an.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Courrier fran</hi>ç<hi rendition="#g">ais</hi>.) Aus dem Schreiben des Hrn. Odilon-Barrot wird wenigstens Eine wichtige Folgerung hervorgehen, welche, wo möglich, den Irrthum seiner Partei vermindert. Er protestirt laut gegen den Gedanken, den großen Genugthungsact, wovon die Initiative der Regierung gebührt, den aber der öffentliche Wunsch hervorgerufen hat, zu verkleinern. Hr. Odilon-Barrot gehört nicht zu denen, welche den Ruhm herabzusetzen wagen. Dem Auslande gegenüber, das die Augen auf uns geheftet hat, will er nicht eine Huldigung der Dankbarkeit in ein Todtengericht umändern; er weist die schmählichen Commentarien von sich ab, welche das Journal des Débats über sein Votum gegeben hat; er erklärt sogar, daß wenn das Votum der Kammer den Charakter einer Insurrection gegen das Andenken Napoleons enthielte, „er keinen Anstand nehmen würde, sich unserer Subscription anzuschließen.“ Warum ist Hr. Odilon-Barrot nicht einen Schritt weiter gegangen? Sein an die Spitze der Subscription gestellter Name wäre dieser Seite der Geschichte schön angestanden. Marschall Gérard hat heute gezeigt, daß man eine zarte Lage mit einem gebieterischen Gefühle vereinigen könne. <note place="foot" n="*)"><p>In der Liste des Constitutionnel steht nämlich Marschall Gérard und Graf Waleski, jeder mit 1000 Fr. unterzeichnet.</p></note> Diejenigen, welche ihre Pflichten nicht auf gleiche Art verstanden haben, leisten den Institutionen und der Dynastie einen sehr schlechten Dienst.</p><lb/> <p>In der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 1 Jun. hatte Hr. v. Rémusat nach Verhandlung des Entwurfs zu einem Credit von 450,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben außerordentlicher Missionen und Annahme desselben den Gesetzesentwurf zur zehnten Jahresfeier der Juliusrevolution eingebracht. Die Kammer kam dann mit der allgemeinen Erörterung des Budgets von 1841 und mit der Erörterung des Budgets des Ministeriums der Justiz und der Culte zu Ende.</p><lb/> <p><bibl><gap reason="insignificant"/></bibl> In der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 2 Jun. wurden die von dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten verlangten Credite erörtert. Hr. <hi rendition="#g">Fulchiron</hi> spricht bei diesem Anlaß von den Berührungen Frankreichs mit der Schweiz und sagt, die Schweizer können in Frankreich verweilen, Handel treiben und viele machen dabei ihr Glück. Dieß sey aber mit den Franzosen nicht der Fall, die in vielen Städten der Schweiz weder domiciliren noch Handel treiben können; ihm scheine Reciprocität wünschenswerth. Hr. <hi rendition="#g">Thiers</hi>: „Unsere Berührungen mit der Schweiz sind vielfacher Art; man hat uns nicht sehr gegründete Reclamation zugehen lassen; sehr oft stellen die Eingebornen beider Nationen zu große Forderungen. Man wird aber einsehen, daß die Regierung nicht allen diesen Klagen Genüge leisten kann. Hier muß mit Vorsicht und Klugheit verfahren werden. Wahr ist, daß das Princip zwischen zwei verbündeten Nationen das der Reciprocität ist. Bei einigen Gelegenheiten, wo wir uns einer Sache annahmen, hat man uns geantwortet, daß solche Forderungen unsern eignen Landsleuten nicht zugestanden würden. Offenbar werden einige Modificationen in den Tractaten, wenn diese abgelaufen sind, nöthig seyn. Die französische Regierung wird gewiß zur gehörigen Zeit darauf antragen.“ Hr. v. <hi rendition="#g">la Grange</hi> interpellirt den Conseilpräsidenten über die Resultate der Vermittelung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1266/0002]
Weigerung der HH. Hall und Hobler, Hrn. Russell noch nachträglich in Verhör zu nehmen, gründete sich darauf, daß das Zeugenverhör jetzt bereits vorüber sey, und die Anforderung des Hrn. Flower deßhalb zu spät komme. – Die Fortführung des Gefangenen nach Newgate fand dann später unter großem Zudrang des Volkes wirklich statt.
Im Weichbilde des Dorfes Cuerdale (bei Preston, Lancashire) hat man kürzlich einen reichen Schatz an Silber gefunden, der wahrscheinlich von einem angelsächsischen König hier vergraben wurde. Er besteht erstens aus 10,000 Münzen, jede von 20 Gran durchschnittlich, zusammen 290 Unzen schwer; zweitens aus einer Anzahl Spangen, Zügelgebisse, Ringe u. dgl., zusammen 756 Unzen an Gewicht. Die Münzen sind meistens aus der Zeit Ethelreds, Alfreds und Edwards des Ersten, und der Schatz hat also wohl gegen tausend Jahre unter der Erde geruht.
Das vom Grafen de Lisle erfundene und von der Regierung patentirte Verfahren der Holzbepflasterung hat sich bei einem neuerlich gemachten Versuche in Whitehall als durchaus zweckmäßig bewährt und soll nun in allen übrigen unter der Commission der öffentlichen Arbeiten stehenden Straßen angewandt werden.
Für den Bau der neuen königlichen Börse in London waren zwei Plane eingereicht worden, einer von Hrn. Cockerell und einer von Hrn. Tite, Präsidenten der architektonischen Gesellschaft; jener – nach der Angabe im Spectator – im gesucht-griechischen Style, mit vielen korinthischen Säulen an den verschiedenen Eingängen, und einer Statuengruppe über dem Haupteingang, im Ganzen sehr schmuckreich, aber nicht recht gehalten und symmetrisch, und ohne Totaleindruck; dieser in Palladio's Styl, mit einem achtsäuligen Porticus am Haupteingang und einem hohen Glockenturm an dem andern Ende, im Ganzen einfacher und imposanter. Der Ausschuß entschied sich mit 13 gegen 7 Stimmen für Annahme des letzteren. Der Spectator beklagt noch die Verwerfung eines früher eingereichten Plans des Hrn. Donaldson, den man allgemein als den besten anerkannte, aber für die Anwendung zu theuer befand.
Frankreich.
_ Paris, 2 Jun.
Die Königin ist mit der Prinzessin Clementine am 31 Mai nach Brüssel gereist.
Dem Courrier und Siècle zufolge ist Admiral Baudin an den la Plata abgeschickt, und mit militärischen und diplomatischen Vollmachten zur Beendigung des Streits mit Buenos-Ayres versehen worden.
Der König hat den Doctor Delacroix in einer Privataudienz empfangen, der Sr. Maj. einen Hut des Kaisers Napoleon überreicht hat, der bisher in seinem Besitze gewesen und den er jetzt dem Staate geschenkt hat.
Das Commerce sagt aus Anlaß der von dem Courrier und dem Siecle erfolgten Suspension der Unterzeichnungen zu einem Denkmal für Napoleon: „Durch diese Unordnung der Ideen und diese Widersprüche im Betragen schimmert, trotz aller rednerischen Künste, eine Wahrheit durch, die sich kurz so zusammenfassen läßt: der Hof hat Furcht, Hr. Thiers zieht sich zurück, Hr. Barrot opfert sich auf.“ Das Commerce gibt fortwährend eine Liste von Subscribenten. Darunter ist ein Posten mit 15,000 Fr. von dem Divisionsgeneral Grobert, der dazu schreibt: „Ich habe ein Haus, das ich in Grosbois besaß, für 20,000 Fr. verkauft; ich weise 15,000 Fr. zum Denkmal Napoleons an. Mögen alle diejenigen, die wie ich durch unsern Kaiser und König bereichert worden, mein Beispiel nachahmen, dann werden wir die Million, die man von dem Volke verlangt, nicht brauchen. – Zur Zeit des Kaisers nannte man sich Divisions- oder Brigadegeneral, und nahm nicht die Titel der Truppen Ludwig XV an.“
(Courrier français.) Aus dem Schreiben des Hrn. Odilon-Barrot wird wenigstens Eine wichtige Folgerung hervorgehen, welche, wo möglich, den Irrthum seiner Partei vermindert. Er protestirt laut gegen den Gedanken, den großen Genugthungsact, wovon die Initiative der Regierung gebührt, den aber der öffentliche Wunsch hervorgerufen hat, zu verkleinern. Hr. Odilon-Barrot gehört nicht zu denen, welche den Ruhm herabzusetzen wagen. Dem Auslande gegenüber, das die Augen auf uns geheftet hat, will er nicht eine Huldigung der Dankbarkeit in ein Todtengericht umändern; er weist die schmählichen Commentarien von sich ab, welche das Journal des Débats über sein Votum gegeben hat; er erklärt sogar, daß wenn das Votum der Kammer den Charakter einer Insurrection gegen das Andenken Napoleons enthielte, „er keinen Anstand nehmen würde, sich unserer Subscription anzuschließen.“ Warum ist Hr. Odilon-Barrot nicht einen Schritt weiter gegangen? Sein an die Spitze der Subscription gestellter Name wäre dieser Seite der Geschichte schön angestanden. Marschall Gérard hat heute gezeigt, daß man eine zarte Lage mit einem gebieterischen Gefühle vereinigen könne. *) Diejenigen, welche ihre Pflichten nicht auf gleiche Art verstanden haben, leisten den Institutionen und der Dynastie einen sehr schlechten Dienst.
In der Sitzung der Deputirtenkammer am 1 Jun. hatte Hr. v. Rémusat nach Verhandlung des Entwurfs zu einem Credit von 450,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben außerordentlicher Missionen und Annahme desselben den Gesetzesentwurf zur zehnten Jahresfeier der Juliusrevolution eingebracht. Die Kammer kam dann mit der allgemeinen Erörterung des Budgets von 1841 und mit der Erörterung des Budgets des Ministeriums der Justiz und der Culte zu Ende.
_ In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. wurden die von dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten verlangten Credite erörtert. Hr. Fulchiron spricht bei diesem Anlaß von den Berührungen Frankreichs mit der Schweiz und sagt, die Schweizer können in Frankreich verweilen, Handel treiben und viele machen dabei ihr Glück. Dieß sey aber mit den Franzosen nicht der Fall, die in vielen Städten der Schweiz weder domiciliren noch Handel treiben können; ihm scheine Reciprocität wünschenswerth. Hr. Thiers: „Unsere Berührungen mit der Schweiz sind vielfacher Art; man hat uns nicht sehr gegründete Reclamation zugehen lassen; sehr oft stellen die Eingebornen beider Nationen zu große Forderungen. Man wird aber einsehen, daß die Regierung nicht allen diesen Klagen Genüge leisten kann. Hier muß mit Vorsicht und Klugheit verfahren werden. Wahr ist, daß das Princip zwischen zwei verbündeten Nationen das der Reciprocität ist. Bei einigen Gelegenheiten, wo wir uns einer Sache annahmen, hat man uns geantwortet, daß solche Forderungen unsern eignen Landsleuten nicht zugestanden würden. Offenbar werden einige Modificationen in den Tractaten, wenn diese abgelaufen sind, nöthig seyn. Die französische Regierung wird gewiß zur gehörigen Zeit darauf antragen.“ Hr. v. la Grange interpellirt den Conseilpräsidenten über die Resultate der Vermittelung
*) In der Liste des Constitutionnel steht nämlich Marschall Gérard und Graf Waleski, jeder mit 1000 Fr. unterzeichnet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |