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Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840.

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funestar crudele" (aus dem Disertore); die Königin mit Rubini und Lablache das schöne Trio aus Mozarts Zauberflöte; und Prinz Albert mit Rubini, Costa und Lablache das Quartetto "Nobile Signora" aus Rossini's Ory. Außerdem sangen beide in einem Chor aus Mendelssohns Paulus, in einem Chor von Costa und in einem Quartette mit Chor von Haydn. Unter den übrigen Sängern und Sängerinnen waren Lord C. Paget, Lady Williamson, Lady Norreys, Lady Sandwich und Lady Normanby.

Die Fluth der von dem Mordversuch hervorgebrachten Aufregung unter der Einwohnerschaft Londons hat, bei der ungeheuern Größe der Stadt, bisher seit dem Ereigniß fortlaufend eher zu als abgenommen. Namentlich war die Menge der Neugierigen, die sich gestern und heute auf dem Platze der That auf und ab drängten, größer als an allen vorhergehenden Tagen. Wagen auf Wagen fahren vorüber und halten; Haufe auf Haufe preßt sich nach der Backsteinmauer, um die Spuren der Kugel zu untersuchen, und mehrere Landschafter sind bereits beschäftigt den Platz zu zeichnen. Gestern stellte sich auch der Herzog von Wellington ein, und untersuchte persönlich die Spuren an der Mauer, von denen man indeß noch immer zweifelhaft ist, ob sie wirklich von Kugeln herrühren, und die auch durch das häufige Betasten so zugerichtet sind, daß sie gar keine Beobachtung mehr zulassen. Die von den beiden Kindern aufgefundene Kugel aber ist viel zu groß für die Pistolen, und viele Personen, die die ganze That für einen bloßen Theaterstreich ausgeben möchten, behaupten deßhalb, die Pistolen seyen gar nicht geladen gewesen. Dasselbe meint auch die Mutter des Verhafteten, die gestern Nachmittags, von ihrer Tochter (Frau Phelps) und ihrem Schwager (des Verhafteten Oheim, Hrn. Markwell, Eigenthümer der Schiffstaverne in Talbot-Court, Grace-Church-Street) begleitet, auf dem Staatssecretariat des Innern sich einfand, um die Erlaubniß zu erlangen, ihren Sohn in New-Gate zu besuchen. Der Unterstaatssecretär, Hr. Phillips, hatte ein kurzes geheimes Gespräch mit ihr und gab ihr dann den Zulassungsschein. Sie hat erzählt, daß ihr vor 12 Jahren verstorbener Mann bei verschiedenen Gelegenheiten Zeichen von Wahnsinn gegeben, und hinzugefügt, auch sie selber habe zuweilen an nervösen Aufregungen gelitten. Als ihr Sohn vor einigen Wochen mit den Pistolen nach Hause kam, hielt er ihr eine derselben an den Kopf und brachte ihr dadurch einen tödtlichen Schrecken bei; auch hatte er früher einmal die Laken seines Betts in Fetzen zerschnitten, und war ein andermal zu Pferde in das Wohnzimmer gekommen; besonders auffallend und seltsam aber war seine Wildheit, als er sich vor einiger Zeit eine Nacht durch ausgeschlossen gefunden hatte. Diesen wahrscheinlich von mütterlicher Liebe eingegebenen Muthmaßungen über den Geisteszustand des Verhafteten widersprechen jedoch die Angaben sowohl seines Oheims, seines Schwagers und seiner Schwester, als aller seiner übrigen Bekannten, und verschiedene Anzeigen deuten darauf hin, daß er keineswegs aus Wahnsinn oder bloßer phantastischer Eitelkeit, sondern als - vielleicht gemißbrauchtes - Werkzeug Anderer seine That verübte. Besonders wichtig ist in dieser Hinsicht die Angabe, daß er während des letzten Monats in seiner Wohnung auf West-Place mehrfache - bis auf zwanzig - Besuche von anständig gekleideten Personen, einigemal auch zu Wagen, empfing, die sich bald allein, bald in Gesellschaft einstellten, und längere Zeit bei ihm verweilten. Mehreremale ward dann bei solchen Gelegenheiten aus einem guten Weinhaus in der Nachbarschaft Getränk und Speise herbeigeschafft. Fast täglich besuchte Oxford Hrn. Green's Schießgalerie (Leicester-Square) und schoß daselbst für 1 Schilling, nämlich dreimal mit der Pistole und dreimal mit der Büchse. Unter den in seiner Wohnung gefundenen Stücken ist auch eine neue Kugelform. Die Pistolen sind von roher Arbeit, und man hat noch nicht entdeckt aus welcher Werkstatt. Kurz vor der That hatte er sich auf der Schießstätte 12 Kugeln gekauft. Das bei ihm gefundene Schwert ist eine Art Türkensäbel mit frisch geschliffener Schneide; er scheint aus einer Zeughausversteigerung zu stammen. Die gefundenen Briefe tragen kein Postzeichen. Die Gesellschaftsstatuten - auf zwei Bogen Pro-patria-Papier geschrieben - sind zwölf an der Zahl und alle entschieden hochverrätherischen Inhalts. Die Handschrift ist nicht die Oxfords. Was das Betragen des Verhafteten betrifft, so hat sich darin, seit der Ueberführung nach Newgate und besonders seit der Zusammenkunft mit seiner Mutter eine merkwürdige Veränderung zugetragen. Denn während er noch beim Weggehen aus dem Verhörzimmer im Staatssecretariat des Innern eine freche Lustigkeit zeigte, so daß er z. B. einige in der Vorhalle befindliche Mädchen mit einer triumphirenden Gebärde, den Hut schwenkend, grüßte, ist er jetzt, in Newgate, fortwährend betrübt und niedergeschlagen, zuweilen dringen ihm die Thränen aus den Augen, und in einem Gespräch mit dem Caplan soll er ausgerufen haben: "Ich weiß wohl, daß mein eigenes Leben dahin ist und kümmere mich nicht darum; aber was ich fürchte ist, daß ich auch das meiner Mutter opfern werde." Das Gerücht übrigens, er habe seiner Mutter ein umständliches Bekenntniß über die ganze Verschwörung, in die er verwickelt war, abgelegt, scheint auf keiner wahren Angabe zu beruhen. Folgendes ist das vom Marquis v. Normanby an den Gefängnißwärter von New-Gate ausgestellte Schreiben zur Ueberantwortung Oxfords: "Der sehr ehrenwerthe Heinrich Constantin Marquis v. Normanby, einer aus Ihrer Maj. höchst ehrenwerthen Geheimderathe, und Haupt-Staatssecretär des Innern etc.: dieß ist geschrieben, Euch in Ihrer Maj. Namen zu bevollmächtigen und zu ersuchen, daß Ihr in Euren Gewahrsam aufnehmt den Körper Edward Oxford's, Euch überschickt um Hochverraths willen, und seyd Ihr verpflichtet ihn unverletzt und verschlossen zu halten, bis er nach dem schuldigen Gang des Gesetzes befreit werden wird, und dafür, daß Ihr solches thut, soll dieß Euer Gewähr seyn. Gegeben unter meiner Hand und Siegel, zu Whitehall, diesen 11ten Tag des Junius, in dem Jahr unsers Herrn 1840." Doch wäre es trotz dieser Ueberantwortung möglich, daß der Angeklagte vor Beginn des Processes noch einmal auf dem Staatssecretariat des Innern verhört würde. Hr. Hobler, Sollicitor, hat, wegen anderweitiger Beschäftigung (namentlich in dem Processe Courvoisiers) die Führung dieses neuen Processes abgelehnt.

Wäre - sagt das M. Chronicle - jenes Ereigniß, das man zu denken schaudert, nun wirklich eingetreten, der Jammer des Volkes würde gewesen seyn, wie mit des Dichters (Shakspeare's) Worten:

"Dann stürzten ich und du, wir alle stürzten
Weil blut'ger Hochverrath die Fahne schwang.

Und in der That wer mag sich die Folgen vergegenwärtigen? Wir meinen nicht bloß den häuslichen Schmerz eines fürstlichen Herzens, nicht die entblätterte Hoffnung einer königlichen Thronfolge, nicht den Kummer einer edeln, allgemeinen Nationalsympathie, sondern wir meinen auch die finstre verderbliche Wolke, die sich fortan über alle Aussichten des Volks herabgesenkt haben würde. (Das M. Chronicle bespricht hier, man kann sich denken in welcher Weise, die Toryherrschaft, die mit der neuen Regierung über Großbritannien und Irland gekommen wäre.) Dem Himmel sey Dank! auf lange Zeit wird jeder Tag der Woche ein Festtag öffentlicher Danksagung seyn. Das Herz des Publicums braucht auf keine

funestar crudele“ (aus dem Disertore); die Königin mit Rubini und Lablache das schöne Trio aus Mozarts Zauberflöte; und Prinz Albert mit Rubini, Costa und Lablache das Quartetto „Nobile Signora“ aus Rossini's Ory. Außerdem sangen beide in einem Chor aus Mendelssohns Paulus, in einem Chor von Costa und in einem Quartette mit Chor von Haydn. Unter den übrigen Sängern und Sängerinnen waren Lord C. Paget, Lady Williamson, Lady Norreys, Lady Sandwich und Lady Normanby.

Die Fluth der von dem Mordversuch hervorgebrachten Aufregung unter der Einwohnerschaft Londons hat, bei der ungeheuern Größe der Stadt, bisher seit dem Ereigniß fortlaufend eher zu als abgenommen. Namentlich war die Menge der Neugierigen, die sich gestern und heute auf dem Platze der That auf und ab drängten, größer als an allen vorhergehenden Tagen. Wagen auf Wagen fahren vorüber und halten; Haufe auf Haufe preßt sich nach der Backsteinmauer, um die Spuren der Kugel zu untersuchen, und mehrere Landschafter sind bereits beschäftigt den Platz zu zeichnen. Gestern stellte sich auch der Herzog von Wellington ein, und untersuchte persönlich die Spuren an der Mauer, von denen man indeß noch immer zweifelhaft ist, ob sie wirklich von Kugeln herrühren, und die auch durch das häufige Betasten so zugerichtet sind, daß sie gar keine Beobachtung mehr zulassen. Die von den beiden Kindern aufgefundene Kugel aber ist viel zu groß für die Pistolen, und viele Personen, die die ganze That für einen bloßen Theaterstreich ausgeben möchten, behaupten deßhalb, die Pistolen seyen gar nicht geladen gewesen. Dasselbe meint auch die Mutter des Verhafteten, die gestern Nachmittags, von ihrer Tochter (Frau Phelps) und ihrem Schwager (des Verhafteten Oheim, Hrn. Markwell, Eigenthümer der Schiffstaverne in Talbot-Court, Grace-Church-Street) begleitet, auf dem Staatssecretariat des Innern sich einfand, um die Erlaubniß zu erlangen, ihren Sohn in New-Gate zu besuchen. Der Unterstaatssecretär, Hr. Phillips, hatte ein kurzes geheimes Gespräch mit ihr und gab ihr dann den Zulassungsschein. Sie hat erzählt, daß ihr vor 12 Jahren verstorbener Mann bei verschiedenen Gelegenheiten Zeichen von Wahnsinn gegeben, und hinzugefügt, auch sie selber habe zuweilen an nervösen Aufregungen gelitten. Als ihr Sohn vor einigen Wochen mit den Pistolen nach Hause kam, hielt er ihr eine derselben an den Kopf und brachte ihr dadurch einen tödtlichen Schrecken bei; auch hatte er früher einmal die Laken seines Betts in Fetzen zerschnitten, und war ein andermal zu Pferde in das Wohnzimmer gekommen; besonders auffallend und seltsam aber war seine Wildheit, als er sich vor einiger Zeit eine Nacht durch ausgeschlossen gefunden hatte. Diesen wahrscheinlich von mütterlicher Liebe eingegebenen Muthmaßungen über den Geisteszustand des Verhafteten widersprechen jedoch die Angaben sowohl seines Oheims, seines Schwagers und seiner Schwester, als aller seiner übrigen Bekannten, und verschiedene Anzeigen deuten darauf hin, daß er keineswegs aus Wahnsinn oder bloßer phantastischer Eitelkeit, sondern als – vielleicht gemißbrauchtes – Werkzeug Anderer seine That verübte. Besonders wichtig ist in dieser Hinsicht die Angabe, daß er während des letzten Monats in seiner Wohnung auf West-Place mehrfache – bis auf zwanzig – Besuche von anständig gekleideten Personen, einigemal auch zu Wagen, empfing, die sich bald allein, bald in Gesellschaft einstellten, und längere Zeit bei ihm verweilten. Mehreremale ward dann bei solchen Gelegenheiten aus einem guten Weinhaus in der Nachbarschaft Getränk und Speise herbeigeschafft. Fast täglich besuchte Oxford Hrn. Green's Schießgalerie (Leicester-Square) und schoß daselbst für 1 Schilling, nämlich dreimal mit der Pistole und dreimal mit der Büchse. Unter den in seiner Wohnung gefundenen Stücken ist auch eine neue Kugelform. Die Pistolen sind von roher Arbeit, und man hat noch nicht entdeckt aus welcher Werkstatt. Kurz vor der That hatte er sich auf der Schießstätte 12 Kugeln gekauft. Das bei ihm gefundene Schwert ist eine Art Türkensäbel mit frisch geschliffener Schneide; er scheint aus einer Zeughausversteigerung zu stammen. Die gefundenen Briefe tragen kein Postzeichen. Die Gesellschaftsstatuten – auf zwei Bogen Pro-patria-Papier geschrieben – sind zwölf an der Zahl und alle entschieden hochverrätherischen Inhalts. Die Handschrift ist nicht die Oxfords. Was das Betragen des Verhafteten betrifft, so hat sich darin, seit der Ueberführung nach Newgate und besonders seit der Zusammenkunft mit seiner Mutter eine merkwürdige Veränderung zugetragen. Denn während er noch beim Weggehen aus dem Verhörzimmer im Staatssecretariat des Innern eine freche Lustigkeit zeigte, so daß er z. B. einige in der Vorhalle befindliche Mädchen mit einer triumphirenden Gebärde, den Hut schwenkend, grüßte, ist er jetzt, in Newgate, fortwährend betrübt und niedergeschlagen, zuweilen dringen ihm die Thränen aus den Augen, und in einem Gespräch mit dem Caplan soll er ausgerufen haben: „Ich weiß wohl, daß mein eigenes Leben dahin ist und kümmere mich nicht darum; aber was ich fürchte ist, daß ich auch das meiner Mutter opfern werde.“ Das Gerücht übrigens, er habe seiner Mutter ein umständliches Bekenntniß über die ganze Verschwörung, in die er verwickelt war, abgelegt, scheint auf keiner wahren Angabe zu beruhen. Folgendes ist das vom Marquis v. Normanby an den Gefängnißwärter von New-Gate ausgestellte Schreiben zur Ueberantwortung Oxfords: „Der sehr ehrenwerthe Heinrich Constantin Marquis v. Normanby, einer aus Ihrer Maj. höchst ehrenwerthen Geheimderathe, und Haupt-Staatssecretär des Innern etc.: dieß ist geschrieben, Euch in Ihrer Maj. Namen zu bevollmächtigen und zu ersuchen, daß Ihr in Euren Gewahrsam aufnehmt den Körper Edward Oxford's, Euch überschickt um Hochverraths willen, und seyd Ihr verpflichtet ihn unverletzt und verschlossen zu halten, bis er nach dem schuldigen Gang des Gesetzes befreit werden wird, und dafür, daß Ihr solches thut, soll dieß Euer Gewähr seyn. Gegeben unter meiner Hand und Siegel, zu Whitehall, diesen 11ten Tag des Junius, in dem Jahr unsers Herrn 1840.“ Doch wäre es trotz dieser Ueberantwortung möglich, daß der Angeklagte vor Beginn des Processes noch einmal auf dem Staatssecretariat des Innern verhört würde. Hr. Hobler, Sollicitor, hat, wegen anderweitiger Beschäftigung (namentlich in dem Processe Courvoisiers) die Führung dieses neuen Processes abgelehnt.

Wäre – sagt das M. Chronicle – jenes Ereigniß, das man zu denken schaudert, nun wirklich eingetreten, der Jammer des Volkes würde gewesen seyn, wie mit des Dichters (Shakspeare's) Worten:

„Dann stürzten ich und du, wir alle stürzten
Weil blut'ger Hochverrath die Fahne schwang.

Und in der That wer mag sich die Folgen vergegenwärtigen? Wir meinen nicht bloß den häuslichen Schmerz eines fürstlichen Herzens, nicht die entblätterte Hoffnung einer königlichen Thronfolge, nicht den Kummer einer edeln, allgemeinen Nationalsympathie, sondern wir meinen auch die finstre verderbliche Wolke, die sich fortan über alle Aussichten des Volks herabgesenkt haben würde. (Das M. Chronicle bespricht hier, man kann sich denken in welcher Weise, die Toryherrschaft, die mit der neuen Regierung über Großbritannien und Irland gekommen wäre.) Dem Himmel sey Dank! auf lange Zeit wird jeder Tag der Woche ein Festtag öffentlicher Danksagung seyn. Das Herz des Publicums braucht auf keine

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Die von den beiden Kindern aufgefundene Kugel aber ist viel zu groß für die Pistolen, und viele Personen, die die ganze That für einen bloßen Theaterstreich ausgeben möchten, behaupten deßhalb, die Pistolen seyen gar nicht geladen gewesen. Dasselbe meint auch die Mutter des Verhafteten, die gestern Nachmittags, von ihrer Tochter (Frau Phelps) und ihrem Schwager (des Verhafteten Oheim, Hrn. Markwell, Eigenthümer der Schiffstaverne in Talbot-Court, Grace-Church-Street) begleitet, auf dem Staatssecretariat des Innern sich einfand, um die Erlaubniß zu erlangen, ihren Sohn in New-Gate zu besuchen. Der Unterstaatssecretär, Hr. Phillips, hatte ein kurzes geheimes Gespräch mit ihr und gab ihr dann den Zulassungsschein. Sie hat erzählt, daß ihr vor 12 Jahren verstorbener Mann bei verschiedenen Gelegenheiten Zeichen von Wahnsinn gegeben, und hinzugefügt, auch sie selber habe zuweilen an nervösen Aufregungen gelitten. Als ihr Sohn vor einigen Wochen mit den Pistolen nach Hause kam, hielt er ihr eine derselben an den Kopf und brachte ihr dadurch einen tödtlichen Schrecken bei; auch hatte er früher einmal die Laken seines Betts in Fetzen zerschnitten, und war ein andermal zu Pferde in das Wohnzimmer gekommen; besonders auffallend und seltsam aber war seine Wildheit, als er sich vor einiger Zeit eine Nacht durch ausgeschlossen gefunden hatte. Diesen wahrscheinlich von mütterlicher Liebe eingegebenen Muthmaßungen über den Geisteszustand des Verhafteten widersprechen jedoch die Angaben sowohl seines Oheims, seines Schwagers und seiner Schwester, als aller seiner übrigen Bekannten, und verschiedene Anzeigen deuten darauf hin, daß er keineswegs aus Wahnsinn oder bloßer phantastischer Eitelkeit, sondern als &#x2013; vielleicht gemißbrauchtes &#x2013; Werkzeug Anderer seine That verübte. 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Das bei ihm gefundene Schwert ist eine Art Türkensäbel mit frisch geschliffener Schneide; er scheint aus einer Zeughausversteigerung zu stammen. Die gefundenen Briefe tragen kein Postzeichen. Die Gesellschaftsstatuten &#x2013; auf zwei Bogen Pro-patria-Papier geschrieben &#x2013; sind zwölf an der Zahl und alle entschieden hochverrätherischen Inhalts. Die Handschrift ist <hi rendition="#g">nicht</hi> die Oxfords. Was das Betragen des Verhafteten betrifft, so hat sich darin, seit der Ueberführung nach Newgate und besonders seit der Zusammenkunft mit seiner Mutter eine merkwürdige Veränderung zugetragen. Denn während er noch beim Weggehen aus dem Verhörzimmer im Staatssecretariat des Innern eine freche Lustigkeit zeigte, so daß er z. B. einige in der Vorhalle befindliche Mädchen mit einer triumphirenden Gebärde, den Hut schwenkend, grüßte, ist er jetzt, in Newgate, fortwährend betrübt und niedergeschlagen, zuweilen dringen ihm die Thränen aus den Augen, und in einem Gespräch mit dem Caplan soll er ausgerufen haben: &#x201E;Ich weiß wohl, daß mein eigenes Leben dahin ist und kümmere mich nicht darum; aber was ich fürchte ist, daß ich auch das meiner Mutter opfern werde.&#x201C; Das Gerücht übrigens, er habe seiner Mutter ein umständliches Bekenntniß über die ganze Verschwörung, in die er verwickelt war, abgelegt, scheint auf keiner wahren Angabe zu beruhen. Folgendes ist das vom Marquis v. Normanby an den Gefängnißwärter von New-Gate ausgestellte Schreiben zur Ueberantwortung Oxfords: &#x201E;Der sehr ehrenwerthe Heinrich Constantin Marquis v. Normanby, einer aus Ihrer Maj. höchst ehrenwerthen Geheimderathe, und Haupt-Staatssecretär des Innern etc.: dieß ist geschrieben, Euch in Ihrer Maj. Namen zu bevollmächtigen und zu ersuchen, daß Ihr in Euren Gewahrsam aufnehmt den Körper Edward Oxford's, Euch überschickt um Hochverraths willen, und seyd Ihr verpflichtet ihn unverletzt und verschlossen zu halten, bis er nach dem schuldigen Gang des Gesetzes befreit werden wird, und dafür, daß Ihr solches thut, soll dieß Euer Gewähr seyn. Gegeben unter meiner Hand und Siegel, zu Whitehall, diesen 11ten Tag des Junius, in dem Jahr unsers Herrn 1840.&#x201C; Doch wäre es trotz dieser Ueberantwortung möglich, daß der Angeklagte vor Beginn des Processes noch einmal auf dem Staatssecretariat des Innern verhört würde. Hr. Hobler, Sollicitor, hat, wegen anderweitiger Beschäftigung (namentlich in dem Processe Courvoisiers) die Führung dieses neuen Processes abgelehnt.</p><lb/>
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[1370/0002] funestar crudele“ (aus dem Disertore); die Königin mit Rubini und Lablache das schöne Trio aus Mozarts Zauberflöte; und Prinz Albert mit Rubini, Costa und Lablache das Quartetto „Nobile Signora“ aus Rossini's Ory. Außerdem sangen beide in einem Chor aus Mendelssohns Paulus, in einem Chor von Costa und in einem Quartette mit Chor von Haydn. Unter den übrigen Sängern und Sängerinnen waren Lord C. Paget, Lady Williamson, Lady Norreys, Lady Sandwich und Lady Normanby. Die Fluth der von dem Mordversuch hervorgebrachten Aufregung unter der Einwohnerschaft Londons hat, bei der ungeheuern Größe der Stadt, bisher seit dem Ereigniß fortlaufend eher zu als abgenommen. Namentlich war die Menge der Neugierigen, die sich gestern und heute auf dem Platze der That auf und ab drängten, größer als an allen vorhergehenden Tagen. Wagen auf Wagen fahren vorüber und halten; Haufe auf Haufe preßt sich nach der Backsteinmauer, um die Spuren der Kugel zu untersuchen, und mehrere Landschafter sind bereits beschäftigt den Platz zu zeichnen. Gestern stellte sich auch der Herzog von Wellington ein, und untersuchte persönlich die Spuren an der Mauer, von denen man indeß noch immer zweifelhaft ist, ob sie wirklich von Kugeln herrühren, und die auch durch das häufige Betasten so zugerichtet sind, daß sie gar keine Beobachtung mehr zulassen. Die von den beiden Kindern aufgefundene Kugel aber ist viel zu groß für die Pistolen, und viele Personen, die die ganze That für einen bloßen Theaterstreich ausgeben möchten, behaupten deßhalb, die Pistolen seyen gar nicht geladen gewesen. Dasselbe meint auch die Mutter des Verhafteten, die gestern Nachmittags, von ihrer Tochter (Frau Phelps) und ihrem Schwager (des Verhafteten Oheim, Hrn. Markwell, Eigenthümer der Schiffstaverne in Talbot-Court, Grace-Church-Street) begleitet, auf dem Staatssecretariat des Innern sich einfand, um die Erlaubniß zu erlangen, ihren Sohn in New-Gate zu besuchen. Der Unterstaatssecretär, Hr. Phillips, hatte ein kurzes geheimes Gespräch mit ihr und gab ihr dann den Zulassungsschein. Sie hat erzählt, daß ihr vor 12 Jahren verstorbener Mann bei verschiedenen Gelegenheiten Zeichen von Wahnsinn gegeben, und hinzugefügt, auch sie selber habe zuweilen an nervösen Aufregungen gelitten. Als ihr Sohn vor einigen Wochen mit den Pistolen nach Hause kam, hielt er ihr eine derselben an den Kopf und brachte ihr dadurch einen tödtlichen Schrecken bei; auch hatte er früher einmal die Laken seines Betts in Fetzen zerschnitten, und war ein andermal zu Pferde in das Wohnzimmer gekommen; besonders auffallend und seltsam aber war seine Wildheit, als er sich vor einiger Zeit eine Nacht durch ausgeschlossen gefunden hatte. Diesen wahrscheinlich von mütterlicher Liebe eingegebenen Muthmaßungen über den Geisteszustand des Verhafteten widersprechen jedoch die Angaben sowohl seines Oheims, seines Schwagers und seiner Schwester, als aller seiner übrigen Bekannten, und verschiedene Anzeigen deuten darauf hin, daß er keineswegs aus Wahnsinn oder bloßer phantastischer Eitelkeit, sondern als – vielleicht gemißbrauchtes – Werkzeug Anderer seine That verübte. Besonders wichtig ist in dieser Hinsicht die Angabe, daß er während des letzten Monats in seiner Wohnung auf West-Place mehrfache – bis auf zwanzig – Besuche von anständig gekleideten Personen, einigemal auch zu Wagen, empfing, die sich bald allein, bald in Gesellschaft einstellten, und längere Zeit bei ihm verweilten. Mehreremale ward dann bei solchen Gelegenheiten aus einem guten Weinhaus in der Nachbarschaft Getränk und Speise herbeigeschafft. Fast täglich besuchte Oxford Hrn. Green's Schießgalerie (Leicester-Square) und schoß daselbst für 1 Schilling, nämlich dreimal mit der Pistole und dreimal mit der Büchse. Unter den in seiner Wohnung gefundenen Stücken ist auch eine neue Kugelform. Die Pistolen sind von roher Arbeit, und man hat noch nicht entdeckt aus welcher Werkstatt. Kurz vor der That hatte er sich auf der Schießstätte 12 Kugeln gekauft. Das bei ihm gefundene Schwert ist eine Art Türkensäbel mit frisch geschliffener Schneide; er scheint aus einer Zeughausversteigerung zu stammen. Die gefundenen Briefe tragen kein Postzeichen. Die Gesellschaftsstatuten – auf zwei Bogen Pro-patria-Papier geschrieben – sind zwölf an der Zahl und alle entschieden hochverrätherischen Inhalts. Die Handschrift ist nicht die Oxfords. Was das Betragen des Verhafteten betrifft, so hat sich darin, seit der Ueberführung nach Newgate und besonders seit der Zusammenkunft mit seiner Mutter eine merkwürdige Veränderung zugetragen. Denn während er noch beim Weggehen aus dem Verhörzimmer im Staatssecretariat des Innern eine freche Lustigkeit zeigte, so daß er z. B. einige in der Vorhalle befindliche Mädchen mit einer triumphirenden Gebärde, den Hut schwenkend, grüßte, ist er jetzt, in Newgate, fortwährend betrübt und niedergeschlagen, zuweilen dringen ihm die Thränen aus den Augen, und in einem Gespräch mit dem Caplan soll er ausgerufen haben: „Ich weiß wohl, daß mein eigenes Leben dahin ist und kümmere mich nicht darum; aber was ich fürchte ist, daß ich auch das meiner Mutter opfern werde.“ Das Gerücht übrigens, er habe seiner Mutter ein umständliches Bekenntniß über die ganze Verschwörung, in die er verwickelt war, abgelegt, scheint auf keiner wahren Angabe zu beruhen. Folgendes ist das vom Marquis v. Normanby an den Gefängnißwärter von New-Gate ausgestellte Schreiben zur Ueberantwortung Oxfords: „Der sehr ehrenwerthe Heinrich Constantin Marquis v. Normanby, einer aus Ihrer Maj. höchst ehrenwerthen Geheimderathe, und Haupt-Staatssecretär des Innern etc.: dieß ist geschrieben, Euch in Ihrer Maj. Namen zu bevollmächtigen und zu ersuchen, daß Ihr in Euren Gewahrsam aufnehmt den Körper Edward Oxford's, Euch überschickt um Hochverraths willen, und seyd Ihr verpflichtet ihn unverletzt und verschlossen zu halten, bis er nach dem schuldigen Gang des Gesetzes befreit werden wird, und dafür, daß Ihr solches thut, soll dieß Euer Gewähr seyn. Gegeben unter meiner Hand und Siegel, zu Whitehall, diesen 11ten Tag des Junius, in dem Jahr unsers Herrn 1840.“ Doch wäre es trotz dieser Ueberantwortung möglich, daß der Angeklagte vor Beginn des Processes noch einmal auf dem Staatssecretariat des Innern verhört würde. Hr. Hobler, Sollicitor, hat, wegen anderweitiger Beschäftigung (namentlich in dem Processe Courvoisiers) die Führung dieses neuen Processes abgelehnt. Wäre – sagt das M. Chronicle – jenes Ereigniß, das man zu denken schaudert, nun wirklich eingetreten, der Jammer des Volkes würde gewesen seyn, wie mit des Dichters (Shakspeare's) Worten: „Dann stürzten ich und du, wir alle stürzten Weil blut'ger Hochverrath die Fahne schwang. Und in der That wer mag sich die Folgen vergegenwärtigen? Wir meinen nicht bloß den häuslichen Schmerz eines fürstlichen Herzens, nicht die entblätterte Hoffnung einer königlichen Thronfolge, nicht den Kummer einer edeln, allgemeinen Nationalsympathie, sondern wir meinen auch die finstre verderbliche Wolke, die sich fortan über alle Aussichten des Volks herabgesenkt haben würde. (Das M. Chronicle bespricht hier, man kann sich denken in welcher Weise, die Toryherrschaft, die mit der neuen Regierung über Großbritannien und Irland gekommen wäre.) Dem Himmel sey Dank! auf lange Zeit wird jeder Tag der Woche ein Festtag öffentlicher Danksagung seyn. Das Herz des Publicums braucht auf keine

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840, S. 1370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_172_18400620/2>, abgerufen am 21.11.2024.