Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840.Formulare zu warten. Die vereinte Adresse der beiden Häuser hat das Verdienst, daß sie das allgemeine Gefühl passend und einfach ausdrückt. Welcher Mund wird nicht Amen sagen zu dem darin enthaltenen ernsten Gebet an den allmächtigen Gott, daß er uns den Schutz ihrer gerechten und milden Regierung und ein uns mit Recht so theures Leben noch lange lange erhalten möge! Frankreich. Paris, 15 Jun. In der Sitzung der Pairskammer vom 15 Jun. kam der Entwurf zur Eröffnung eines außerordentlichen Credits für unvorhergesehene Ausgaben bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten zur Erörterung. Hr. Dubouchage schildert die vielfachen Plackereien, welche die Franzosen von dem Präsidenten Rosas zu erleiden hätten und wünscht, daß man schnell eine hinreichende Streitmacht gegen Buenos-Ayres abschicke, um die argentinische Republik von dem sie unterdrückenden Joche zu befreien. Hr. Thiers geht in sehr umständliche Erläuterungen ein, um zu beweisen, daß Alles, was in dieser Sache geschehen, vollkommen in der Ordnung sey, und die Politik der Regierung durchaus nicht compromittire. Uebrigens nähern sich diese Sachen ihrem Ende; man sey im Begriff, eine imposante Streitmacht gegen Buenos-Ayres abzuschicken. Ein Mann, der sich einen Ruf in jenen Gegenden erworben, sey beauftragt, das Ultimatum der Regierung vorzulegen, und so wie eine definitive Ausgleichung abgeschlossen sey, werde die Blokade aufgehoben werden. Hr. Dubouchage fragt, ob auch Garantien für die mit Frankreich Verbündeten stipulirt werden würden. Hr. Thiers antwortet, Frankreich achte sich selbst immer zu sehr, als daß es Leute, die sich im Interesse Frankreichs in Gefahr begeben hätten, preisgeben könnte. Hr. Dupin wünscht, daß die zur Verfügung des Admirals Baudin gestellte Streitmacht hinreichend seyn möge, Rosas an Verlängerung des Widerstandes zu hindern. Der Entwurf ward hierauf mit 97 weißen gegen 2 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer begann die Erörterung über den Entwurf des Credits für Afrika. Hr. Boissy verlas eine Rede, worin er die Lage Algeriens mit den düstersten Farben schildert. Er kann nicht begreifen, wie die Regierung darauf beharre, den Marschall Valee an der Spitze der Armee zu lassen, einen Mann, der das Vertrauen der Soldaten nicht mehr genieße. (Heftiges Murren. Von mehreren Seiten ertönt der Ruf: Zur Ordnung!) Hr. v. Boissy: "Ich wiederhole nur eine allgemein verbreitete Meinung." Der Präsident: "Wir dürfen uns nicht zu Dolmetschern der öffentlichen Meinung aufwerfen." Hr. v. Boissy versucht in seiner Rede fortzufahren, so sehr auch das Murren ihn unterbricht, wird aber endlich bei einem neuen Ausfall gegen den Marschall Valee von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen, der ihm das Wort entzieht. Hr. Castellane hält, nach einem strengen Tadel der Aeußerungen seines Vorgängers, eine Rede über die Lage in Afrika und die Mittel, sie zu bessern. Er erklärt sich für eine feste und entschlossene Besetzung. (Abgang der Post.) [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Jun. verlas zuerst Hr. Maurat Ballange den Bericht über den Remilly'schen Antrag. Die Kammer beschließt mit großer Mehrheit die Erörterung desselben nach dem Einnahmebudget. Hierauf ward in Erörterung des Eisenbahngesetzes fortgefahren. Graf Dejean wollte als Amendement zum 7ten Art. eine Erweiterung des Rechts der Compagnien in Bestimmung des Tarifs für Reisende und Waaren. Der Minister der öffentlichen Arbeiten antwortet, die Regierung müsse die allgemeinen Interessen im Auge behalten, die Privatindustrie beschäftigte sich allzu ausschließlich mit ihrem Gewinn. Dieser Gewinn müsse zwar gesichert seyn, aber in gehörigem Verhältniß mit dem allgemeinen Interesse. Das Amendement des Hrn. Dejean ward verworfen, und der 7te Art. angenommen. Der 8te Art. wird mit Einverständniß der Commission unterdrückt. Die Discussion kam nun an den Titel II, die Eisenbahn von Straßburg nach Basel betreffend. Der zum 8ten Art. gewordene 9te Art. lautet: "Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nach Basel im Namen des Staats eine Summe zu leihen, die den drei Zehntheilen des Gesellschaftsfonds, wie er in den der Ordonnanz vom 14 Mai 1838 angehängten Statuten bestimmt ist, gleich kommt (12,600,000 Fr.)." Hr. Deslongrais trägt darauf an, daß das Anlehen nur auf ein Depot von 15 Millionen der in Händen des Unternehmers, Hrn. Köchlin, gebliebenen Actien geschehen solle. Hr. Beaumont spricht gegen diesen Antrag, der dann auch verworfen wird. Der 8 Art. ward angenommen. Der 9te Art. lautet: "Es soll so lange keine Zahlung von dem Staate geschehen, als Hr. Nicolaus Köchlin nicht die Realisirung von achtzehn Vierzigstel der Arbeiten und der nöthigen Ausgaben zur Vollendung der Unternehmung bewiesen haben wird. Wenn diese Beweisführung erfolgt ist, so sollen diese Fonds vom Staate im Verhältniß und nach Maaßgabe der neuen Arbeiten und des neuen Aufwands bezahlt werden. Diese Zahlungen sollen je in Zwölftheilen erfolgen." Auf den Vorschlag des Obristen Schauenburg nimmt die Kammer, trotz einiger Einwendungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten, als Amendement folgenden Zusatz zu dem 1 §. an: "Und mit Anerkennung der Verpflichtung, die Station von Straßburg innerhalb der Mauern des Platzes zu errichten." Hr. Carl hatte noch zuvor gezeigt, daß dieses Amendement für die Bevölkerung von Straßburg von großer Wichtigkeit sey. (Abgang der Post.) Am 14 Jun. erfolgte in Straßburg mit großen Feierlichkeiten die Enthüllung von Klebers Monument. Das Commerce theilt einen Brief des Municipalraths von Ajaccio mit, worin dem Conseilpräsidenten, Hrn. Thiers, der Dank bezeugt wird, den der Municipalrath in seiner Sitzung vom 3 Jun. einstimmig votirt hat, für den Entschluß, die Asche des Kaisers nach Frankreich zu bringen. "Ihnen persönlich, sagt unter Anderm der Brief, Ihnen persönlich sind die Mitbürger Napoleons ihren Dank schuldig. Als Geschichtschreiber haben Sie seinen Ruhm verherrlicht, als Minister sein Standbild aufgerichtet, als Conseilpräsident öffnen Sie seinem verbannten Schatten die Pforten Frankreichs." Der Municipalrath drückt schließlich seinen Wunsch aus, daß man auch den lebenden Resten der kaiserlichen Familie den Eintritt in Frankreich nicht länger verweigern werde, und bittet durch eine Deputation an allen Cerimonien der Feier des Leichenbegängnisses Theil nehmen zu dürfen. Die französischen Journale sprechen sich über den verstorbenen König von Preußen mit großer Anerkennung aus. So sagt z. B. der Temps in einem längern Artikel: "... Durch die Verträge von 1815 ist Preußen der Gränznachbar Frankreichs geworden. Wir dürfen wohl moralisch gegen diese für uns drohende Ausdehnung protestiren, aber die Gerechtigkeit zwingt uns das Geständniß ab, daß der verstorbene König sie nicht mißbraucht hat. Durch den Einfluß seines Charakters hat Preußen, zu einer Macht ersten Ranges erhoben, bei der Berathung des europäischen Geschicks nur noch durch das Gewicht seiner Mäßigung und das überwiegende Ansehen einer versöhnenden und für Fortschritt empfänglichen Gesinnung eingewirkt. Der Weltfriede Formulare zu warten. Die vereinte Adresse der beiden Häuser hat das Verdienst, daß sie das allgemeine Gefühl passend und einfach ausdrückt. Welcher Mund wird nicht Amen sagen zu dem darin enthaltenen ernsten Gebet an den allmächtigen Gott, daß er uns den Schutz ihrer gerechten und milden Regierung und ein uns mit Recht so theures Leben noch lange lange erhalten möge! Frankreich. Paris, 15 Jun. In der Sitzung der Pairskammer vom 15 Jun. kam der Entwurf zur Eröffnung eines außerordentlichen Credits für unvorhergesehene Ausgaben bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten zur Erörterung. Hr. Dubouchage schildert die vielfachen Plackereien, welche die Franzosen von dem Präsidenten Rosas zu erleiden hätten und wünscht, daß man schnell eine hinreichende Streitmacht gegen Buenos-Ayres abschicke, um die argentinische Republik von dem sie unterdrückenden Joche zu befreien. Hr. Thiers geht in sehr umständliche Erläuterungen ein, um zu beweisen, daß Alles, was in dieser Sache geschehen, vollkommen in der Ordnung sey, und die Politik der Regierung durchaus nicht compromittire. Uebrigens nähern sich diese Sachen ihrem Ende; man sey im Begriff, eine imposante Streitmacht gegen Buenos-Ayres abzuschicken. Ein Mann, der sich einen Ruf in jenen Gegenden erworben, sey beauftragt, das Ultimatum der Regierung vorzulegen, und so wie eine definitive Ausgleichung abgeschlossen sey, werde die Blokade aufgehoben werden. Hr. Dubouchage fragt, ob auch Garantien für die mit Frankreich Verbündeten stipulirt werden würden. Hr. Thiers antwortet, Frankreich achte sich selbst immer zu sehr, als daß es Leute, die sich im Interesse Frankreichs in Gefahr begeben hätten, preisgeben könnte. Hr. Dupin wünscht, daß die zur Verfügung des Admirals Baudin gestellte Streitmacht hinreichend seyn möge, Rosas an Verlängerung des Widerstandes zu hindern. Der Entwurf ward hierauf mit 97 weißen gegen 2 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer begann die Erörterung über den Entwurf des Credits für Afrika. Hr. Boissy verlas eine Rede, worin er die Lage Algeriens mit den düstersten Farben schildert. Er kann nicht begreifen, wie die Regierung darauf beharre, den Marschall Valée an der Spitze der Armee zu lassen, einen Mann, der das Vertrauen der Soldaten nicht mehr genieße. (Heftiges Murren. Von mehreren Seiten ertönt der Ruf: Zur Ordnung!) Hr. v. Boissy: „Ich wiederhole nur eine allgemein verbreitete Meinung.“ Der Präsident: „Wir dürfen uns nicht zu Dolmetschern der öffentlichen Meinung aufwerfen.“ Hr. v. Boissy versucht in seiner Rede fortzufahren, so sehr auch das Murren ihn unterbricht, wird aber endlich bei einem neuen Ausfall gegen den Marschall Valée von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen, der ihm das Wort entzieht. Hr. Castellane hält, nach einem strengen Tadel der Aeußerungen seines Vorgängers, eine Rede über die Lage in Afrika und die Mittel, sie zu bessern. Er erklärt sich für eine feste und entschlossene Besetzung. (Abgang der Post.) [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Jun. verlas zuerst Hr. Maurat Ballange den Bericht über den Rémilly'schen Antrag. Die Kammer beschließt mit großer Mehrheit die Erörterung desselben nach dem Einnahmebudget. Hierauf ward in Erörterung des Eisenbahngesetzes fortgefahren. Graf Dejean wollte als Amendement zum 7ten Art. eine Erweiterung des Rechts der Compagnien in Bestimmung des Tarifs für Reisende und Waaren. Der Minister der öffentlichen Arbeiten antwortet, die Regierung müsse die allgemeinen Interessen im Auge behalten, die Privatindustrie beschäftigte sich allzu ausschließlich mit ihrem Gewinn. Dieser Gewinn müsse zwar gesichert seyn, aber in gehörigem Verhältniß mit dem allgemeinen Interesse. Das Amendement des Hrn. Dejean ward verworfen, und der 7te Art. angenommen. Der 8te Art. wird mit Einverständniß der Commission unterdrückt. Die Discussion kam nun an den Titel II, die Eisenbahn von Straßburg nach Basel betreffend. Der zum 8ten Art. gewordene 9te Art. lautet: „Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nach Basel im Namen des Staats eine Summe zu leihen, die den drei Zehntheilen des Gesellschaftsfonds, wie er in den der Ordonnanz vom 14 Mai 1838 angehängten Statuten bestimmt ist, gleich kommt (12,600,000 Fr.).“ Hr. Deslongrais trägt darauf an, daß das Anlehen nur auf ein Depot von 15 Millionen der in Händen des Unternehmers, Hrn. Köchlin, gebliebenen Actien geschehen solle. Hr. Beaumont spricht gegen diesen Antrag, der dann auch verworfen wird. Der 8 Art. ward angenommen. Der 9te Art. lautet: „Es soll so lange keine Zahlung von dem Staate geschehen, als Hr. Nicolaus Köchlin nicht die Realisirung von achtzehn Vierzigstel der Arbeiten und der nöthigen Ausgaben zur Vollendung der Unternehmung bewiesen haben wird. Wenn diese Beweisführung erfolgt ist, so sollen diese Fonds vom Staate im Verhältniß und nach Maaßgabe der neuen Arbeiten und des neuen Aufwands bezahlt werden. Diese Zahlungen sollen je in Zwölftheilen erfolgen.“ Auf den Vorschlag des Obristen Schauenburg nimmt die Kammer, trotz einiger Einwendungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten, als Amendement folgenden Zusatz zu dem 1 §. an: „Und mit Anerkennung der Verpflichtung, die Station von Straßburg innerhalb der Mauern des Platzes zu errichten.“ Hr. Carl hatte noch zuvor gezeigt, daß dieses Amendement für die Bevölkerung von Straßburg von großer Wichtigkeit sey. (Abgang der Post.) Am 14 Jun. erfolgte in Straßburg mit großen Feierlichkeiten die Enthüllung von Klebers Monument. Das Commerce theilt einen Brief des Municipalraths von Ajaccio mit, worin dem Conseilpräsidenten, Hrn. Thiers, der Dank bezeugt wird, den der Municipalrath in seiner Sitzung vom 3 Jun. einstimmig votirt hat, für den Entschluß, die Asche des Kaisers nach Frankreich zu bringen. „Ihnen persönlich, sagt unter Anderm der Brief, Ihnen persönlich sind die Mitbürger Napoleons ihren Dank schuldig. Als Geschichtschreiber haben Sie seinen Ruhm verherrlicht, als Minister sein Standbild aufgerichtet, als Conseilpräsident öffnen Sie seinem verbannten Schatten die Pforten Frankreichs.“ Der Municipalrath drückt schließlich seinen Wunsch aus, daß man auch den lebenden Resten der kaiserlichen Familie den Eintritt in Frankreich nicht länger verweigern werde, und bittet durch eine Deputation an allen Cerimonien der Feier des Leichenbegängnisses Theil nehmen zu dürfen. Die französischen Journale sprechen sich über den verstorbenen König von Preußen mit großer Anerkennung aus. So sagt z. B. der Temps in einem längern Artikel: „... Durch die Verträge von 1815 ist Preußen der Gränznachbar Frankreichs geworden. Wir dürfen wohl moralisch gegen diese für uns drohende Ausdehnung protestiren, aber die Gerechtigkeit zwingt uns das Geständniß ab, daß der verstorbene König sie nicht mißbraucht hat. Durch den Einfluß seines Charakters hat Preußen, zu einer Macht ersten Ranges erhoben, bei der Berathung des europäischen Geschicks nur noch durch das Gewicht seiner Mäßigung und das überwiegende Ansehen einer versöhnenden und für Fortschritt empfänglichen Gesinnung eingewirkt. Der Weltfriede <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="1371"/> Formulare zu warten. Die vereinte Adresse der beiden Häuser hat das Verdienst, daß sie das allgemeine Gefühl passend und einfach ausdrückt. 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Der zum 8ten Art. gewordene 9te Art. lautet: „Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nach Basel im Namen des Staats eine Summe zu leihen, die den drei Zehntheilen des Gesellschaftsfonds, wie er in den der Ordonnanz vom 14 Mai 1838 angehängten Statuten bestimmt ist, gleich kommt (12,600,000 Fr.).“ Hr. <hi rendition="#g">Deslongrais</hi> trägt darauf an, daß das Anlehen nur auf ein Depot von 15 Millionen der in Händen des Unternehmers, Hrn. Köchlin, gebliebenen Actien geschehen solle. Hr. <hi rendition="#g">Beaumont</hi> spricht gegen diesen Antrag, der dann auch verworfen wird. Der 8 Art. ward <hi rendition="#g">angenommen</hi>. Der 9te Art. lautet: „Es soll so lange keine Zahlung von dem Staate geschehen, als Hr. Nicolaus Köchlin nicht die Realisirung von achtzehn Vierzigstel der Arbeiten und der nöthigen Ausgaben zur Vollendung der Unternehmung bewiesen haben wird. 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Formulare zu warten. Die vereinte Adresse der beiden Häuser hat das Verdienst, daß sie das allgemeine Gefühl passend und einfach ausdrückt. Welcher Mund wird nicht Amen sagen zu dem darin enthaltenen ernsten Gebet an den allmächtigen Gott, daß er uns den Schutz ihrer gerechten und milden Regierung und ein uns mit Recht so theures Leben noch lange lange erhalten möge!
Frankreich.
_ Paris, 15 Jun.
In der Sitzung der Pairskammer vom 15 Jun. kam der Entwurf zur Eröffnung eines außerordentlichen Credits für unvorhergesehene Ausgaben bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten zur Erörterung. Hr. Dubouchage schildert die vielfachen Plackereien, welche die Franzosen von dem Präsidenten Rosas zu erleiden hätten und wünscht, daß man schnell eine hinreichende Streitmacht gegen Buenos-Ayres abschicke, um die argentinische Republik von dem sie unterdrückenden Joche zu befreien. Hr. Thiers geht in sehr umständliche Erläuterungen ein, um zu beweisen, daß Alles, was in dieser Sache geschehen, vollkommen in der Ordnung sey, und die Politik der Regierung durchaus nicht compromittire. Uebrigens nähern sich diese Sachen ihrem Ende; man sey im Begriff, eine imposante Streitmacht gegen Buenos-Ayres abzuschicken. Ein Mann, der sich einen Ruf in jenen Gegenden erworben, sey beauftragt, das Ultimatum der Regierung vorzulegen, und so wie eine definitive Ausgleichung abgeschlossen sey, werde die Blokade aufgehoben werden. Hr. Dubouchage fragt, ob auch Garantien für die mit Frankreich Verbündeten stipulirt werden würden. Hr. Thiers antwortet, Frankreich achte sich selbst immer zu sehr, als daß es Leute, die sich im Interesse Frankreichs in Gefahr begeben hätten, preisgeben könnte. Hr. Dupin wünscht, daß die zur Verfügung des Admirals Baudin gestellte Streitmacht hinreichend seyn möge, Rosas an Verlängerung des Widerstandes zu hindern. Der Entwurf ward hierauf mit 97 weißen gegen 2 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer begann die Erörterung über den Entwurf des Credits für Afrika. Hr. Boissy verlas eine Rede, worin er die Lage Algeriens mit den düstersten Farben schildert. Er kann nicht begreifen, wie die Regierung darauf beharre, den Marschall Valée an der Spitze der Armee zu lassen, einen Mann, der das Vertrauen der Soldaten nicht mehr genieße. (Heftiges Murren. Von mehreren Seiten ertönt der Ruf: Zur Ordnung!) Hr. v. Boissy: „Ich wiederhole nur eine allgemein verbreitete Meinung.“ Der Präsident: „Wir dürfen uns nicht zu Dolmetschern der öffentlichen Meinung aufwerfen.“ Hr. v. Boissy versucht in seiner Rede fortzufahren, so sehr auch das Murren ihn unterbricht, wird aber endlich bei einem neuen Ausfall gegen den Marschall Valée von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen, der ihm das Wort entzieht. Hr. Castellane hält, nach einem strengen Tadel der Aeußerungen seines Vorgängers, eine Rede über die Lage in Afrika und die Mittel, sie zu bessern. Er erklärt sich für eine feste und entschlossene Besetzung. (Abgang der Post.)
_ In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Jun. verlas zuerst Hr. Maurat Ballange den Bericht über den Rémilly'schen Antrag. Die Kammer beschließt mit großer Mehrheit die Erörterung desselben nach dem Einnahmebudget. Hierauf ward in Erörterung des Eisenbahngesetzes fortgefahren. Graf Dejean wollte als Amendement zum 7ten Art. eine Erweiterung des Rechts der Compagnien in Bestimmung des Tarifs für Reisende und Waaren. Der Minister der öffentlichen Arbeiten antwortet, die Regierung müsse die allgemeinen Interessen im Auge behalten, die Privatindustrie beschäftigte sich allzu ausschließlich mit ihrem Gewinn. Dieser Gewinn müsse zwar gesichert seyn, aber in gehörigem Verhältniß mit dem allgemeinen Interesse. Das Amendement des Hrn. Dejean ward verworfen, und der 7te Art. angenommen. Der 8te Art. wird mit Einverständniß der Commission unterdrückt. Die Discussion kam nun an den Titel II, die Eisenbahn von Straßburg nach Basel betreffend. Der zum 8ten Art. gewordene 9te Art. lautet: „Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nach Basel im Namen des Staats eine Summe zu leihen, die den drei Zehntheilen des Gesellschaftsfonds, wie er in den der Ordonnanz vom 14 Mai 1838 angehängten Statuten bestimmt ist, gleich kommt (12,600,000 Fr.).“ Hr. Deslongrais trägt darauf an, daß das Anlehen nur auf ein Depot von 15 Millionen der in Händen des Unternehmers, Hrn. Köchlin, gebliebenen Actien geschehen solle. Hr. Beaumont spricht gegen diesen Antrag, der dann auch verworfen wird. Der 8 Art. ward angenommen. Der 9te Art. lautet: „Es soll so lange keine Zahlung von dem Staate geschehen, als Hr. Nicolaus Köchlin nicht die Realisirung von achtzehn Vierzigstel der Arbeiten und der nöthigen Ausgaben zur Vollendung der Unternehmung bewiesen haben wird. Wenn diese Beweisführung erfolgt ist, so sollen diese Fonds vom Staate im Verhältniß und nach Maaßgabe der neuen Arbeiten und des neuen Aufwands bezahlt werden. Diese Zahlungen sollen je in Zwölftheilen erfolgen.“ Auf den Vorschlag des Obristen Schauenburg nimmt die Kammer, trotz einiger Einwendungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten, als Amendement folgenden Zusatz zu dem 1 §. an: „Und mit Anerkennung der Verpflichtung, die Station von Straßburg innerhalb der Mauern des Platzes zu errichten.“ Hr. Carl hatte noch zuvor gezeigt, daß dieses Amendement für die Bevölkerung von Straßburg von großer Wichtigkeit sey. (Abgang der Post.)
Am 14 Jun. erfolgte in Straßburg mit großen Feierlichkeiten die Enthüllung von Klebers Monument.
Das Commerce theilt einen Brief des Municipalraths von Ajaccio mit, worin dem Conseilpräsidenten, Hrn. Thiers, der Dank bezeugt wird, den der Municipalrath in seiner Sitzung vom 3 Jun. einstimmig votirt hat, für den Entschluß, die Asche des Kaisers nach Frankreich zu bringen. „Ihnen persönlich, sagt unter Anderm der Brief, Ihnen persönlich sind die Mitbürger Napoleons ihren Dank schuldig. Als Geschichtschreiber haben Sie seinen Ruhm verherrlicht, als Minister sein Standbild aufgerichtet, als Conseilpräsident öffnen Sie seinem verbannten Schatten die Pforten Frankreichs.“ Der Municipalrath drückt schließlich seinen Wunsch aus, daß man auch den lebenden Resten der kaiserlichen Familie den Eintritt in Frankreich nicht länger verweigern werde, und bittet durch eine Deputation an allen Cerimonien der Feier des Leichenbegängnisses Theil nehmen zu dürfen.
Die französischen Journale sprechen sich über den verstorbenen König von Preußen mit großer Anerkennung aus. So sagt z. B. der Temps in einem längern Artikel: „... Durch die Verträge von 1815 ist Preußen der Gränznachbar Frankreichs geworden. Wir dürfen wohl moralisch gegen diese für uns drohende Ausdehnung protestiren, aber die Gerechtigkeit zwingt uns das Geständniß ab, daß der verstorbene König sie nicht mißbraucht hat. Durch den Einfluß seines Charakters hat Preußen, zu einer Macht ersten Ranges erhoben, bei der Berathung des europäischen Geschicks nur noch durch das Gewicht seiner Mäßigung und das überwiegende Ansehen einer versöhnenden und für Fortschritt empfänglichen Gesinnung eingewirkt. Der Weltfriede
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