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Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840.

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verdankt der französischen Mäßigung Vieles; er verdankt nicht weniger der Weisheit des verstorbenen Königs von Preußen. ... Die Beziehungen, die zwischen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem muthmaßlichen Erben unseres constitutionellen Königthums eingetreten, sind ein sicheres Unterpfand, daß der neue König von Preußen das gute politische Vernehmen mit der französischen Regierung aufrecht halten wird."

(Moniteur.) Aus einem unterm 3 Jun. von dem Marschall Valee an den Kriegsminister gerichteten Bericht geht hervor, daß die Lage der Provinz Algier befriedigend ist, und daß seit der Rückkehr der Armee der Feind sich nirgend stark gezeigt hat. Der Marschall hatte vor seinem neuen Aufbruch über die Chiffa verschiedenen Colonnen, worunter eine unter dem Commando des Generals Rostolan, befohlen, in die Lager von Fonduk, Kara Mustapha, und nach Buffarick zu rücken und durch die Moräste vorzudringen, um das Land zu recognosciren, genaue Einsicht von der Lage der Ebene zu nehmen und die etwa dort befindlichen Araber zu vertreiben. General Rostolan war am 31 Mai ausgezogen, in der Nacht vom 1 auf den 2 Jun. bei der Maison carree zurück; die nach Buffarick gerichtete Colonne war an ihrer Bestimmung angelangt und eine Abtheilung des 41sten Linienregiments war sogar von Koleah nach Mahelma vorgerückt, ohne daß diese Truppen einen Feind gesehen hätten. Der Marschall brach am 2 Jun. von Algier nach Blidah auf; die Flanqueurs seiner Colonne, und eine zweite Colonne, die ihm am folgenden Tage folgte, bemerkten ebenso wenig. Endlich hat Obrist Changarnier, Obercommandant von Blidah, gemeldet, daß seit der Rückkehr der Armee die Araber sich auf keinem Punkte gezeigt haben. Nur am 2 Jun. versuchten 30 Reiter die einheimischen Schnitter in der Nähe der Stadt zu beunruhigen; sie ergriffen aber nach einigen Flintenschüssen die Flucht. Der Commandant von Hausch-Muzaia hat dem Marschall gemeldet, daß er seit dem Abzug der Armee den Feind nicht gesehen habe, und vermuthe, daß alle Araber westlich in der Ebene abgezogen seyen. In der Richtung von Medeah hatte man kein Kanonenfeuer gehört.

(Revue de Paris.) Man vernahm aus dem Munde des Kronprinzen das wärmste und verdienteste Lob der Tapferkeit unserer Truppen. Der Herzog von Orleans spricht von den französischen Soldaten mit dem Enthusiasmus eines Waffenbruders und der Erfahrung eines Generals. Ueber den Marschall Valee drückte er sich nur mit der höchsten Umsicht aus. Ueber einen Punkt aber hat der Kronprinz keinen Anstand genommen, denen, die ihm nahe gekommen, seine Ansicht offen zu sagen über die Nothwendigkeit, unsere Macht in Afrika zu befestigen und auszudehnen. Man darf sich nicht verbergen, daß wir in eine neue Phase eintreten und daß Afrika der Schauplatz eines großen Kriegs werden wird. Wir werden unsere Operationen in einem größern Maaßstab entwickeln und unsere Anstrengungen mit dem Widerstande der Araber ins Verhältniß setzen müssen. Die Thatsachen haben gesprochen, hier ist nichts mehr zu überlegen; da es sich von einem Theile des Orients handelt, so kann man sagen, daß man hier von dem Verhängniß fortgerissen wird. Wir haben keine Wahl mehr zwischen Frieden und Krieg; das System der Tractate ist gescheitert; es handelt sich davon, die Araber zu unterwerfen und auf kräftige und definitive Art die Offensive gegen sie zu ergreifen. Es gehören ein oder zwei Jahre dazu, um dieses Resultat zu erhalten und unsere Strebungen zu einer glorreichen und nützlichen Entwicklung zu führen.

Wenn die Gerüchte, die hier unter den Eingebornen umlaufen, wahr sind, so befindet sich Abd-El-Kader noch außer dem Angriff der Franzosen auf Miliana in großen Verlegenheiten. Man versichert, daß in Folge eines Streits mit zweien seiner Khalifas, Ben Salem, Bey von Sehan und Sidi Embarak, Bey von Miliana, wegen einer neuen Abgabe, er sie ins Gefängniß habe werfen müssen. Noch wichtiger wäre der Marsch von Tidschini, dem Marabut von Ain Maahi gegen Tekedemt, dessen er sich, wie man sagt, bemächtigt haben soll. - In diesen Tagen haben wir für die Jahreszeit eine außerordentliche Temperatur. Es regnet; Regen im Junius! Das haben wir noch nicht gesehen und die ältesten Eingebornen erinnern sich keines ähnlichen Beispiels. Auch beunruhigt sie dieser außerordentliche Umstand und läßt sie ein übernatürliches Ereigniß fürchten, so daß der abergläubische Schrecken, mit dem man dem Jahr 1840 in Europa entgegengesehen hat, sich auch in Afrika zu verbreiten scheint.

Wenn, wie ich glaube, das Cabinet durch die gestrige Musterung der Nationalgarde eine öffentliche günstige Manifestation derselben bezweckte, so ist dieser Zweck vollständig gescheitert. Es fanden sich zwar Officiere genug, aber im Durchschnitt höchstens ein Drittel der Leute jeder Compagnie ein: kein "es lebe der König!" wurde von irgend einer Compagnie aus Enthusiasmus ausgerufen; sowohl beim Vorbeireiten des Königs an den aufgestellten Legionen, als nachher, da dieselben an ihm vorbeidefilirten, herrschte in denselben Stille; nur ging das erstemal zwischen dem König und den Reihen jedesmal zu Fuß ein Oberofficier der Nationalgarde mit dem Ruf: "Es lebe der König!" und dieser Ruf erhielt einigen schwachen Widerklang. Eben solcher Ruf und noch geringeres Echo zeigte sich beim Vorbeidefiliren. Alles dieses hat seine ganz natürlichen Ursachen. Eines Theils wurde, wie immer, bei dieser Zusammenkunft der Nationalgarde von dem nothwendigen Uebel gesprochen, welches man ertragen müsse, da man nichts Besseres an seine Stelle zu setzen habe, und weil es die Ruhe im Lande aufrecht erhalte und so mache, daß die Pariser Geld verdienen. Anderntheils werden bei den Musterungen der Nationalgarde immer solche Einrichtungen getroffen, die dem gemeinen Mann unnöthigerweise Ermüdung und Zeitverlust verursachen. Statt die Musterung entweder früh Morgens oder gegen Abend, z. B. in den schattigen elyseischen Feldern abzuhalten, berief man die Nationalgarde um halb neun Uhr, und stellte sie auf den brennenden Quais und dem Carroussel-Platze auf, wo sie bis Mittag Se. Maj. erwarteten (was böse Zungen mit dem anderthalbstündigen Frühstück des Marschalls Valee verglichen, das so vielen Leuten das Leben kostete). Nachdem der König vorbeigeritten, wurde der größte Theil der Nationalgarde in den Garten der Tuilerien eingelassen, wo sie theilweise Schatten genossen; zugleich und bis gegen 4 Uhr fand das Defiliren auf der brennenden place de la concorde statt, vor dem Könige und den Herzogen von Orleans und Nemours, die Sonne im Gesichte der Nationalgarde. Der Pariser findet sich nur aus allerlei Nebengründen bei der Musterung ein: der Officier und Unterofficier, um sich in seiner Uniform zu zeigen; der Gemeine, weil die Musterung am Sonntag stattfindet und ihm für einen Wachttag zählt, der natürlich öfter auf die Werktage fällt, wo er seine Arbeitszeit verliert; zugleich ist es eine Gelegenheit, mit seinen Nachbarn und Bekannten zusammenzukommen, und in deren Gesellschaft ein Gläschen über den Durst zu trinken, indem die meisten Compagnien oder Theile derselben es nicht an Mundprovisionen mangeln lassen. Eine Ausnahme bilden die beiden Legionen der Umgebung von Paris (Banlieue), aus weniger bemittelten Leuten bestehend, die durch ihre meistens unregelmäßige Bekleidung und Haltung sich bemerkbar machen,

verdankt der französischen Mäßigung Vieles; er verdankt nicht weniger der Weisheit des verstorbenen Königs von Preußen. ... Die Beziehungen, die zwischen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem muthmaßlichen Erben unseres constitutionellen Königthums eingetreten, sind ein sicheres Unterpfand, daß der neue König von Preußen das gute politische Vernehmen mit der französischen Regierung aufrecht halten wird.“

(Moniteur.) Aus einem unterm 3 Jun. von dem Marschall Valée an den Kriegsminister gerichteten Bericht geht hervor, daß die Lage der Provinz Algier befriedigend ist, und daß seit der Rückkehr der Armee der Feind sich nirgend stark gezeigt hat. Der Marschall hatte vor seinem neuen Aufbruch über die Chiffa verschiedenen Colonnen, worunter eine unter dem Commando des Generals Rostolan, befohlen, in die Lager von Fonduk, Kara Mustapha, und nach Buffarick zu rücken und durch die Moräste vorzudringen, um das Land zu recognosciren, genaue Einsicht von der Lage der Ebene zu nehmen und die etwa dort befindlichen Araber zu vertreiben. General Rostolan war am 31 Mai ausgezogen, in der Nacht vom 1 auf den 2 Jun. bei der Maison carrée zurück; die nach Buffarick gerichtete Colonne war an ihrer Bestimmung angelangt und eine Abtheilung des 41sten Linienregiments war sogar von Koleah nach Mahelma vorgerückt, ohne daß diese Truppen einen Feind gesehen hätten. Der Marschall brach am 2 Jun. von Algier nach Blidah auf; die Flanqueurs seiner Colonne, und eine zweite Colonne, die ihm am folgenden Tage folgte, bemerkten ebenso wenig. Endlich hat Obrist Changarnier, Obercommandant von Blidah, gemeldet, daß seit der Rückkehr der Armee die Araber sich auf keinem Punkte gezeigt haben. Nur am 2 Jun. versuchten 30 Reiter die einheimischen Schnitter in der Nähe der Stadt zu beunruhigen; sie ergriffen aber nach einigen Flintenschüssen die Flucht. Der Commandant von Hausch-Muzaia hat dem Marschall gemeldet, daß er seit dem Abzug der Armee den Feind nicht gesehen habe, und vermuthe, daß alle Araber westlich in der Ebene abgezogen seyen. In der Richtung von Medeah hatte man kein Kanonenfeuer gehört.

(Revue de Paris.) Man vernahm aus dem Munde des Kronprinzen das wärmste und verdienteste Lob der Tapferkeit unserer Truppen. Der Herzog von Orleans spricht von den französischen Soldaten mit dem Enthusiasmus eines Waffenbruders und der Erfahrung eines Generals. Ueber den Marschall Valée drückte er sich nur mit der höchsten Umsicht aus. Ueber einen Punkt aber hat der Kronprinz keinen Anstand genommen, denen, die ihm nahe gekommen, seine Ansicht offen zu sagen über die Nothwendigkeit, unsere Macht in Afrika zu befestigen und auszudehnen. Man darf sich nicht verbergen, daß wir in eine neue Phase eintreten und daß Afrika der Schauplatz eines großen Kriegs werden wird. Wir werden unsere Operationen in einem größern Maaßstab entwickeln und unsere Anstrengungen mit dem Widerstande der Araber ins Verhältniß setzen müssen. Die Thatsachen haben gesprochen, hier ist nichts mehr zu überlegen; da es sich von einem Theile des Orients handelt, so kann man sagen, daß man hier von dem Verhängniß fortgerissen wird. Wir haben keine Wahl mehr zwischen Frieden und Krieg; das System der Tractate ist gescheitert; es handelt sich davon, die Araber zu unterwerfen und auf kräftige und definitive Art die Offensive gegen sie zu ergreifen. Es gehören ein oder zwei Jahre dazu, um dieses Resultat zu erhalten und unsere Strebungen zu einer glorreichen und nützlichen Entwicklung zu führen.

Wenn die Gerüchte, die hier unter den Eingebornen umlaufen, wahr sind, so befindet sich Abd-El-Kader noch außer dem Angriff der Franzosen auf Miliana in großen Verlegenheiten. Man versichert, daß in Folge eines Streits mit zweien seiner Khalifas, Ben Salem, Bey von Sehan und Sidi Embarak, Bey von Miliana, wegen einer neuen Abgabe, er sie ins Gefängniß habe werfen müssen. Noch wichtiger wäre der Marsch von Tidschini, dem Marabut von Aïn Maahi gegen Tekedemt, dessen er sich, wie man sagt, bemächtigt haben soll. – In diesen Tagen haben wir für die Jahreszeit eine außerordentliche Temperatur. Es regnet; Regen im Junius! Das haben wir noch nicht gesehen und die ältesten Eingebornen erinnern sich keines ähnlichen Beispiels. Auch beunruhigt sie dieser außerordentliche Umstand und läßt sie ein übernatürliches Ereigniß fürchten, so daß der abergläubische Schrecken, mit dem man dem Jahr 1840 in Europa entgegengesehen hat, sich auch in Afrika zu verbreiten scheint.

Wenn, wie ich glaube, das Cabinet durch die gestrige Musterung der Nationalgarde eine öffentliche günstige Manifestation derselben bezweckte, so ist dieser Zweck vollständig gescheitert. Es fanden sich zwar Officiere genug, aber im Durchschnitt höchstens ein Drittel der Leute jeder Compagnie ein: kein „es lebe der König!“ wurde von irgend einer Compagnie aus Enthusiasmus ausgerufen; sowohl beim Vorbeireiten des Königs an den aufgestellten Legionen, als nachher, da dieselben an ihm vorbeidefilirten, herrschte in denselben Stille; nur ging das erstemal zwischen dem König und den Reihen jedesmal zu Fuß ein Oberofficier der Nationalgarde mit dem Ruf: „Es lebe der König!“ und dieser Ruf erhielt einigen schwachen Widerklang. Eben solcher Ruf und noch geringeres Echo zeigte sich beim Vorbeidefiliren. Alles dieses hat seine ganz natürlichen Ursachen. Eines Theils wurde, wie immer, bei dieser Zusammenkunft der Nationalgarde von dem nothwendigen Uebel gesprochen, welches man ertragen müsse, da man nichts Besseres an seine Stelle zu setzen habe, und weil es die Ruhe im Lande aufrecht erhalte und so mache, daß die Pariser Geld verdienen. Anderntheils werden bei den Musterungen der Nationalgarde immer solche Einrichtungen getroffen, die dem gemeinen Mann unnöthigerweise Ermüdung und Zeitverlust verursachen. Statt die Musterung entweder früh Morgens oder gegen Abend, z. B. in den schattigen elyseischen Feldern abzuhalten, berief man die Nationalgarde um halb neun Uhr, und stellte sie auf den brennenden Quais und dem Carroussel-Platze auf, wo sie bis Mittag Se. Maj. erwarteten (was böse Zungen mit dem anderthalbstündigen Frühstück des Marschalls Valée verglichen, das so vielen Leuten das Leben kostete). Nachdem der König vorbeigeritten, wurde der größte Theil der Nationalgarde in den Garten der Tuilerien eingelassen, wo sie theilweise Schatten genossen; zugleich und bis gegen 4 Uhr fand das Defiliren auf der brennenden place de la concorde statt, vor dem Könige und den Herzogen von Orleans und Nemours, die Sonne im Gesichte der Nationalgarde. Der Pariser findet sich nur aus allerlei Nebengründen bei der Musterung ein: der Officier und Unterofficier, um sich in seiner Uniform zu zeigen; der Gemeine, weil die Musterung am Sonntag stattfindet und ihm für einen Wachttag zählt, der natürlich öfter auf die Werktage fällt, wo er seine Arbeitszeit verliert; zugleich ist es eine Gelegenheit, mit seinen Nachbarn und Bekannten zusammenzukommen, und in deren Gesellschaft ein Gläschen über den Durst zu trinken, indem die meisten Compagnien oder Theile derselben es nicht an Mundprovisionen mangeln lassen. Eine Ausnahme bilden die beiden Legionen der Umgebung von Paris (Banlieue), aus weniger bemittelten Leuten bestehend, die durch ihre meistens unregelmäßige Bekleidung und Haltung sich bemerkbar machen,

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[1372/0004] verdankt der französischen Mäßigung Vieles; er verdankt nicht weniger der Weisheit des verstorbenen Königs von Preußen. ... Die Beziehungen, die zwischen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem muthmaßlichen Erben unseres constitutionellen Königthums eingetreten, sind ein sicheres Unterpfand, daß der neue König von Preußen das gute politische Vernehmen mit der französischen Regierung aufrecht halten wird.“ (Moniteur.) Aus einem unterm 3 Jun. von dem Marschall Valée an den Kriegsminister gerichteten Bericht geht hervor, daß die Lage der Provinz Algier befriedigend ist, und daß seit der Rückkehr der Armee der Feind sich nirgend stark gezeigt hat. Der Marschall hatte vor seinem neuen Aufbruch über die Chiffa verschiedenen Colonnen, worunter eine unter dem Commando des Generals Rostolan, befohlen, in die Lager von Fonduk, Kara Mustapha, und nach Buffarick zu rücken und durch die Moräste vorzudringen, um das Land zu recognosciren, genaue Einsicht von der Lage der Ebene zu nehmen und die etwa dort befindlichen Araber zu vertreiben. General Rostolan war am 31 Mai ausgezogen, in der Nacht vom 1 auf den 2 Jun. bei der Maison carrée zurück; die nach Buffarick gerichtete Colonne war an ihrer Bestimmung angelangt und eine Abtheilung des 41sten Linienregiments war sogar von Koleah nach Mahelma vorgerückt, ohne daß diese Truppen einen Feind gesehen hätten. Der Marschall brach am 2 Jun. von Algier nach Blidah auf; die Flanqueurs seiner Colonne, und eine zweite Colonne, die ihm am folgenden Tage folgte, bemerkten ebenso wenig. Endlich hat Obrist Changarnier, Obercommandant von Blidah, gemeldet, daß seit der Rückkehr der Armee die Araber sich auf keinem Punkte gezeigt haben. Nur am 2 Jun. versuchten 30 Reiter die einheimischen Schnitter in der Nähe der Stadt zu beunruhigen; sie ergriffen aber nach einigen Flintenschüssen die Flucht. Der Commandant von Hausch-Muzaia hat dem Marschall gemeldet, daß er seit dem Abzug der Armee den Feind nicht gesehen habe, und vermuthe, daß alle Araber westlich in der Ebene abgezogen seyen. In der Richtung von Medeah hatte man kein Kanonenfeuer gehört. (Revue de Paris.) Man vernahm aus dem Munde des Kronprinzen das wärmste und verdienteste Lob der Tapferkeit unserer Truppen. Der Herzog von Orleans spricht von den französischen Soldaten mit dem Enthusiasmus eines Waffenbruders und der Erfahrung eines Generals. Ueber den Marschall Valée drückte er sich nur mit der höchsten Umsicht aus. Ueber einen Punkt aber hat der Kronprinz keinen Anstand genommen, denen, die ihm nahe gekommen, seine Ansicht offen zu sagen über die Nothwendigkeit, unsere Macht in Afrika zu befestigen und auszudehnen. Man darf sich nicht verbergen, daß wir in eine neue Phase eintreten und daß Afrika der Schauplatz eines großen Kriegs werden wird. Wir werden unsere Operationen in einem größern Maaßstab entwickeln und unsere Anstrengungen mit dem Widerstande der Araber ins Verhältniß setzen müssen. Die Thatsachen haben gesprochen, hier ist nichts mehr zu überlegen; da es sich von einem Theile des Orients handelt, so kann man sagen, daß man hier von dem Verhängniß fortgerissen wird. Wir haben keine Wahl mehr zwischen Frieden und Krieg; das System der Tractate ist gescheitert; es handelt sich davon, die Araber zu unterwerfen und auf kräftige und definitive Art die Offensive gegen sie zu ergreifen. Es gehören ein oder zwei Jahre dazu, um dieses Resultat zu erhalten und unsere Strebungen zu einer glorreichen und nützlichen Entwicklung zu führen. _ Algier, 6 Jun. Wenn die Gerüchte, die hier unter den Eingebornen umlaufen, wahr sind, so befindet sich Abd-El-Kader noch außer dem Angriff der Franzosen auf Miliana in großen Verlegenheiten. Man versichert, daß in Folge eines Streits mit zweien seiner Khalifas, Ben Salem, Bey von Sehan und Sidi Embarak, Bey von Miliana, wegen einer neuen Abgabe, er sie ins Gefängniß habe werfen müssen. Noch wichtiger wäre der Marsch von Tidschini, dem Marabut von Aïn Maahi gegen Tekedemt, dessen er sich, wie man sagt, bemächtigt haben soll. – In diesen Tagen haben wir für die Jahreszeit eine außerordentliche Temperatur. Es regnet; Regen im Junius! Das haben wir noch nicht gesehen und die ältesten Eingebornen erinnern sich keines ähnlichen Beispiels. Auch beunruhigt sie dieser außerordentliche Umstand und läßt sie ein übernatürliches Ereigniß fürchten, so daß der abergläubische Schrecken, mit dem man dem Jahr 1840 in Europa entgegengesehen hat, sich auch in Afrika zu verbreiten scheint. _ Paris, 15 Jun. Wenn, wie ich glaube, das Cabinet durch die gestrige Musterung der Nationalgarde eine öffentliche günstige Manifestation derselben bezweckte, so ist dieser Zweck vollständig gescheitert. Es fanden sich zwar Officiere genug, aber im Durchschnitt höchstens ein Drittel der Leute jeder Compagnie ein: kein „es lebe der König!“ wurde von irgend einer Compagnie aus Enthusiasmus ausgerufen; sowohl beim Vorbeireiten des Königs an den aufgestellten Legionen, als nachher, da dieselben an ihm vorbeidefilirten, herrschte in denselben Stille; nur ging das erstemal zwischen dem König und den Reihen jedesmal zu Fuß ein Oberofficier der Nationalgarde mit dem Ruf: „Es lebe der König!“ und dieser Ruf erhielt einigen schwachen Widerklang. Eben solcher Ruf und noch geringeres Echo zeigte sich beim Vorbeidefiliren. Alles dieses hat seine ganz natürlichen Ursachen. Eines Theils wurde, wie immer, bei dieser Zusammenkunft der Nationalgarde von dem nothwendigen Uebel gesprochen, welches man ertragen müsse, da man nichts Besseres an seine Stelle zu setzen habe, und weil es die Ruhe im Lande aufrecht erhalte und so mache, daß die Pariser Geld verdienen. Anderntheils werden bei den Musterungen der Nationalgarde immer solche Einrichtungen getroffen, die dem gemeinen Mann unnöthigerweise Ermüdung und Zeitverlust verursachen. Statt die Musterung entweder früh Morgens oder gegen Abend, z. B. in den schattigen elyseischen Feldern abzuhalten, berief man die Nationalgarde um halb neun Uhr, und stellte sie auf den brennenden Quais und dem Carroussel-Platze auf, wo sie bis Mittag Se. Maj. erwarteten (was böse Zungen mit dem anderthalbstündigen Frühstück des Marschalls Valée verglichen, das so vielen Leuten das Leben kostete). Nachdem der König vorbeigeritten, wurde der größte Theil der Nationalgarde in den Garten der Tuilerien eingelassen, wo sie theilweise Schatten genossen; zugleich und bis gegen 4 Uhr fand das Defiliren auf der brennenden place de la concorde statt, vor dem Könige und den Herzogen von Orleans und Nemours, die Sonne im Gesichte der Nationalgarde. Der Pariser findet sich nur aus allerlei Nebengründen bei der Musterung ein: der Officier und Unterofficier, um sich in seiner Uniform zu zeigen; der Gemeine, weil die Musterung am Sonntag stattfindet und ihm für einen Wachttag zählt, der natürlich öfter auf die Werktage fällt, wo er seine Arbeitszeit verliert; zugleich ist es eine Gelegenheit, mit seinen Nachbarn und Bekannten zusammenzukommen, und in deren Gesellschaft ein Gläschen über den Durst zu trinken, indem die meisten Compagnien oder Theile derselben es nicht an Mundprovisionen mangeln lassen. Eine Ausnahme bilden die beiden Legionen der Umgebung von Paris (Banlieue), aus weniger bemittelten Leuten bestehend, die durch ihre meistens unregelmäßige Bekleidung und Haltung sich bemerkbar machen,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840, S. 1372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_172_18400620/4>, abgerufen am 23.11.2024.