Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.die Quellen dazu waren, zeigt die in den Noten zum weitern Nicht minder schwierig und mühsam war die Scheidung und sind, welche über den dürren Chronikenbericht hinausgehen, und über ihre
unmittelbare persönliche Berührung mit den Zigeunern anziehende Mit- theilungen machen und in dieser Hinsicht die ältesten authentischen Nachweise sind. Die wolfenbütteler "Zwei nützliche Tractätlein", deren ich noch nie- mals erwähnt gefunden habe, sind ebenfalls eine recht lebendige Quelle, wenn sie auch schon dem 17. Jahrhundert angehören. die Quellen dazu waren, zeigt die in den Noten zum weitern Nicht minder ſchwierig und mühſam war die Scheidung und ſind, welche über den dürren Chronikenbericht hinausgehen, und über ihre
unmittelbare perſönliche Berührung mit den Zigeunern anziehende Mit- theilungen machen und in dieſer Hinſicht die älteſten authentiſchen Nachweiſe ſind. Die wolfenbütteler „Zwei nützliche Tractätlein“, deren ich noch nie- mals erwähnt gefunden habe, ſind ebenfalls eine recht lebendige Quelle, wenn ſie auch ſchon dem 17. Jahrhundert angehören. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="XII"/> die Quellen dazu waren, zeigt die in den Noten zum weitern<lb/> Forſchen ſorgfältig nachgewieſene verſchiedenartigſte Literatur.</p><lb/> <p>Nicht minder ſchwierig und mühſam war die Scheidung und<lb/> Sichtung der ſpecifiſchen <hi rendition="#g">Gaunerliteratur</hi> aus der unglaublich<lb/> großen Menge weit zerſtreuter chroniſtiſcher und gelegentlicher<lb/> kosmographiſcher, geographiſcher, hiſtoriſcher, theologiſcher, ethiſcher,<lb/> juriſtiſcher und linguiſtiſcher Aphorismen, und aus den vielen<lb/> Anekdotenſammlungen und Schelmenromanen, welche beſonders die<lb/> Schreibſeligkeit der Theologen des 17. Jahrhunderts zu Wege<lb/> gebracht hat, durch deren wirr angehäufte Maſſe man nur mit<lb/> eiſernem Fleiß und Muth hindurchdringen kann. Beſonders ver-<lb/> wirren die Hexenſchriftſteller und zahlloſen Hexenproceſſe, in<lb/> welchen man unzählige durch die Tortur zu Zauberern gepreßte<lb/> Gauner blind und mechaniſch mit Feuer und Schwert ver-<lb/> tilgt findet, den freien Blick, den man ſchon durch das baſeler<lb/> Rathsmandat, Brant’s „Narrenſchiff“ und den <hi rendition="#aq">Liber Vaga-<lb/> torum</hi> in die ſchlüpfende Maſſe des Gaunerthums gewonnen<lb/> hat. Die Sammlung einer ſolchen, auch nur leidlich vollſtän-<lb/> digen Literatur hat ungemeine Schwierigkeiten, und kann bei<lb/> allen Anſtrengungen und Opfern erſt nach einer Reihe von Jahren<lb/> glücken, da der Buch- und antiquariſche Handel kaum mehr an<lb/> die Hand zu geben vermag, als der glückliche Zufall. Hat man<lb/> ſich aber erſt in dieſe Literatur hineingefunden, ſo gewinnt man<lb/> ein merkwürdig reiches, intereſſantes geſchichtliches Bild mit den<lb/> weiteſten Perſpectiven in das ganze ſocial-politiſche Leben. Bei<lb/> der nicht geringen Menge der neuern Polizeiliteratur konnten nur<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="1)">ſind, welche über den dürren Chronikenbericht hinausgehen, und über ihre<lb/><hi rendition="#g">unmittelbare perſönliche</hi> Berührung mit den Zigeunern anziehende Mit-<lb/> theilungen machen und in dieſer Hinſicht die älteſten authentiſchen Nachweiſe<lb/> ſind. Die wolfenbütteler „Zwei nützliche Tractätlein“, deren ich noch nie-<lb/> mals erwähnt gefunden habe, ſind ebenfalls eine recht lebendige Quelle, wenn<lb/> ſie auch ſchon dem 17. Jahrhundert angehören.</note><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XII/0010]
die Quellen dazu waren, zeigt die in den Noten zum weitern
Forſchen ſorgfältig nachgewieſene verſchiedenartigſte Literatur.
Nicht minder ſchwierig und mühſam war die Scheidung und
Sichtung der ſpecifiſchen Gaunerliteratur aus der unglaublich
großen Menge weit zerſtreuter chroniſtiſcher und gelegentlicher
kosmographiſcher, geographiſcher, hiſtoriſcher, theologiſcher, ethiſcher,
juriſtiſcher und linguiſtiſcher Aphorismen, und aus den vielen
Anekdotenſammlungen und Schelmenromanen, welche beſonders die
Schreibſeligkeit der Theologen des 17. Jahrhunderts zu Wege
gebracht hat, durch deren wirr angehäufte Maſſe man nur mit
eiſernem Fleiß und Muth hindurchdringen kann. Beſonders ver-
wirren die Hexenſchriftſteller und zahlloſen Hexenproceſſe, in
welchen man unzählige durch die Tortur zu Zauberern gepreßte
Gauner blind und mechaniſch mit Feuer und Schwert ver-
tilgt findet, den freien Blick, den man ſchon durch das baſeler
Rathsmandat, Brant’s „Narrenſchiff“ und den Liber Vaga-
torum in die ſchlüpfende Maſſe des Gaunerthums gewonnen
hat. Die Sammlung einer ſolchen, auch nur leidlich vollſtän-
digen Literatur hat ungemeine Schwierigkeiten, und kann bei
allen Anſtrengungen und Opfern erſt nach einer Reihe von Jahren
glücken, da der Buch- und antiquariſche Handel kaum mehr an
die Hand zu geben vermag, als der glückliche Zufall. Hat man
ſich aber erſt in dieſe Literatur hineingefunden, ſo gewinnt man
ein merkwürdig reiches, intereſſantes geſchichtliches Bild mit den
weiteſten Perſpectiven in das ganze ſocial-politiſche Leben. Bei
der nicht geringen Menge der neuern Polizeiliteratur konnten nur
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1) ſind, welche über den dürren Chronikenbericht hinausgehen, und über ihre
unmittelbare perſönliche Berührung mit den Zigeunern anziehende Mit-
theilungen machen und in dieſer Hinſicht die älteſten authentiſchen Nachweiſe
ſind. Die wolfenbütteler „Zwei nützliche Tractätlein“, deren ich noch nie-
mals erwähnt gefunden habe, ſind ebenfalls eine recht lebendige Quelle, wenn
ſie auch ſchon dem 17. Jahrhundert angehören.
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