Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.angestrengter Forschung und eifrigen Willens, nach Kräften zu Vor allem schwierig war die, wenn auch nur skizzirte Dar- 1) Verlässige literarische Nachweisungen über das erste Auftreten der
Juden in Deutschland ließen sich nur schwer finden, und mußten besonders in den (Kap. 4 angeführten) gallicanischen Concilien und den Capi- tularien nachgesucht werden, in welchen letztern besonders schon der gaunerische Verkehr der Juden als Schärfenspieler bei der heimlichen Veräußerung von Kirchenschätzen hervortritt. Was J. J. Schudt, "Jüdische Merkwürdigkeiten", I, 316 fg., über den ersten Verkehr der Juden in Deutschland anführt, ist unklar und unzuverlässig. Die jüdischen Schriftsteller sprechen von den ersten Juden in Worms noch lange vor der Zerstörung des zweiten Tempels. Der Gedenkstein in der angeblich von Jakob Ben David und seiner Frau Rachel gebauten wormser Synagoge, rechts beim Eingange, soll die Jnschrift des Monats Elul 2794 (987 v. Chr.) tragen. Vgl. Sal. Ephr. Blogg, [fremdsprachliches Material - fehlt] (Hannover 1831), S. 133. Die Zigeunerliteratur ist von Pott erschöpfend dargestellt, bis auf die im Kap. 5 dieses Theils ausgebeutete, welche darum besonders benutzt wurde, weil Munster wie del Rio die ersten Schriftsteller angeſtrengter Forſchung und eifrigen Willens, nach Kräften zu Vor allem ſchwierig war die, wenn auch nur ſkizzirte Dar- 1) Verläſſige literariſche Nachweiſungen über das erſte Auftreten der
Juden in Deutſchland ließen ſich nur ſchwer finden, und mußten beſonders in den (Kap. 4 angeführten) gallicaniſchen Concilien und den Capi- tularien nachgeſucht werden, in welchen letztern beſonders ſchon der gauneriſche Verkehr der Juden als Schärfenſpieler bei der heimlichen Veräußerung von Kirchenſchätzen hervortritt. Was J. J. Schudt, „Jüdiſche Merkwürdigkeiten“, I, 316 fg., über den erſten Verkehr der Juden in Deutſchland anführt, iſt unklar und unzuverläſſig. Die jüdiſchen Schriftſteller ſprechen von den erſten Juden in Worms noch lange vor der Zerſtörung des zweiten Tempels. Der Gedenkſtein in der angeblich von Jakob Ben David und ſeiner Frau Rachel gebauten wormſer Synagoge, rechts beim Eingange, ſoll die Jnſchrift des Monats Elul 2794 (987 v. Chr.) tragen. Vgl. Sal. Ephr. Blogg, [fremdsprachliches Material – fehlt] (Hannover 1831), S. 133. Die Zigeunerliteratur iſt von Pott erſchöpfend dargeſtellt, bis auf die im Kap. 5 dieſes Theils ausgebeutete, welche darum beſonders benutzt wurde, weil Munſter wie del Rio die erſten Schriftſteller <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="XI"/> angeſtrengter Forſchung und eifrigen Willens, nach Kräften zu<lb/> nützen.</p><lb/> <p>Vor allem ſchwierig war die, wenn auch nur ſkizzirte <hi rendition="#g">Dar-<lb/> ſtellung des hiſtoriſchen Gaunerthums</hi>, welche durchaus<lb/> nothwendig war, wenn das Weſen des Gaunerthums zu klarer Ueber-<lb/> ſchau gebracht werden ſollte. Die Schwierigkeit lag nicht darin,<lb/> das erſte Hinzutreten der exoteriſchen Elemente des Judenthums<lb/> und Zigeunerthums <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="1)">Verläſſige literariſche Nachweiſungen über das erſte Auftreten der<lb/> Juden in Deutſchland ließen ſich nur ſchwer finden, und mußten beſonders<lb/> in den (Kap. 4 angeführten) <hi rendition="#g">gallicaniſchen Concilien</hi> und den Capi-<lb/> tularien nachgeſucht werden, in welchen letztern beſonders ſchon der gauneriſche<lb/> Verkehr der Juden als Schärfenſpieler bei der heimlichen Veräußerung von<lb/> Kirchenſchätzen hervortritt. Was J. J. Schudt, „Jüdiſche Merkwürdigkeiten“,<lb/><hi rendition="#aq">I</hi>, 316 fg., über den erſten Verkehr der Juden in Deutſchland anführt, iſt<lb/> unklar und unzuverläſſig. Die jüdiſchen Schriftſteller ſprechen von den erſten<lb/> Juden in Worms noch lange vor der Zerſtörung des zweiten Tempels. Der<lb/> Gedenkſtein in der angeblich von Jakob Ben David und ſeiner Frau Rachel<lb/> gebauten wormſer Synagoge, rechts beim Eingange, ſoll die Jnſchrift des<lb/> Monats Elul 2794 (987 v. Chr.) tragen. Vgl. Sal. Ephr. Blogg, <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign><lb/> (Hannover 1831), S. 133. Die Zigeunerliteratur iſt von Pott erſchöpfend<lb/> dargeſtellt, bis auf die im Kap. 5 dieſes Theils ausgebeutete, welche darum<lb/> beſonders benutzt wurde, weil Munſter wie del Rio die erſten Schriftſteller</note> darzuſtellen, ſondern in der Darſtellung des<lb/> eigenthümlichen hiſtoriſchen Lebensproceſſes des Gaunerthums<lb/> überhaupt, das nur als ein ſecundäres Uebel zu dem Siechthum<lb/> unſerer ſocial-politiſchen Verhältniſſe verſtanden werden kann.<lb/> Es mußte daher beſonders das ſittliche Siechthum dieſes Lebens<lb/> dargeſtellt werden, um darin den Sitz und Nahrungsquell des<lb/> Gaunerthums nachzuweiſen. So wurden denn die verſchieden-<lb/> artigſten geſchichtlichen Erſcheinungen und Entwickelungsgänge pe-<lb/> riodiſch in das Auge gefaßt, bis ſie wieder hinter andere neue<lb/> farbiger hervortretende Erſcheinungen zurückgeſtellt werden mußten.<lb/> Keineswegs war eine, wenn auch nur fragmentariſche, Cultur- oder<lb/> Sittengeſchichte dabei beabſichtigt. Wie zahlreich und zerſtreut<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XI/0009]
angeſtrengter Forſchung und eifrigen Willens, nach Kräften zu
nützen.
Vor allem ſchwierig war die, wenn auch nur ſkizzirte Dar-
ſtellung des hiſtoriſchen Gaunerthums, welche durchaus
nothwendig war, wenn das Weſen des Gaunerthums zu klarer Ueber-
ſchau gebracht werden ſollte. Die Schwierigkeit lag nicht darin,
das erſte Hinzutreten der exoteriſchen Elemente des Judenthums
und Zigeunerthums 1) darzuſtellen, ſondern in der Darſtellung des
eigenthümlichen hiſtoriſchen Lebensproceſſes des Gaunerthums
überhaupt, das nur als ein ſecundäres Uebel zu dem Siechthum
unſerer ſocial-politiſchen Verhältniſſe verſtanden werden kann.
Es mußte daher beſonders das ſittliche Siechthum dieſes Lebens
dargeſtellt werden, um darin den Sitz und Nahrungsquell des
Gaunerthums nachzuweiſen. So wurden denn die verſchieden-
artigſten geſchichtlichen Erſcheinungen und Entwickelungsgänge pe-
riodiſch in das Auge gefaßt, bis ſie wieder hinter andere neue
farbiger hervortretende Erſcheinungen zurückgeſtellt werden mußten.
Keineswegs war eine, wenn auch nur fragmentariſche, Cultur- oder
Sittengeſchichte dabei beabſichtigt. Wie zahlreich und zerſtreut
1) Verläſſige literariſche Nachweiſungen über das erſte Auftreten der
Juden in Deutſchland ließen ſich nur ſchwer finden, und mußten beſonders
in den (Kap. 4 angeführten) gallicaniſchen Concilien und den Capi-
tularien nachgeſucht werden, in welchen letztern beſonders ſchon der gauneriſche
Verkehr der Juden als Schärfenſpieler bei der heimlichen Veräußerung von
Kirchenſchätzen hervortritt. Was J. J. Schudt, „Jüdiſche Merkwürdigkeiten“,
I, 316 fg., über den erſten Verkehr der Juden in Deutſchland anführt, iſt
unklar und unzuverläſſig. Die jüdiſchen Schriftſteller ſprechen von den erſten
Juden in Worms noch lange vor der Zerſtörung des zweiten Tempels. Der
Gedenkſtein in der angeblich von Jakob Ben David und ſeiner Frau Rachel
gebauten wormſer Synagoge, rechts beim Eingange, ſoll die Jnſchrift des
Monats Elul 2794 (987 v. Chr.) tragen. Vgl. Sal. Ephr. Blogg, _
(Hannover 1831), S. 133. Die Zigeunerliteratur iſt von Pott erſchöpfend
dargeſtellt, bis auf die im Kap. 5 dieſes Theils ausgebeutete, welche darum
beſonders benutzt wurde, weil Munſter wie del Rio die erſten Schriftſteller
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