Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.den unmittelbaren scharfen Zusatz Luther's: "Aber itzt ists auch Darf man die Luther'sche Ausgabe keineswegs für die cor- "Dis büchlin von der Betler büberey, hat zuvor einer lassen 1) Dieser Zusatz ist ohne weiteres in die eislebener, lübecker und in die Ausgabe von 1616 übergegangen, welche letztere dazu noch den parenthesirten Zusatz hat: "Dann sie eben so wol die Leute betrogen haben, vnd verführet dazu in grewliche Jrrthumb." 2) Exemplare dieser Ausgaben befinden sich in den Bibliotheken zu Wol-
fenbüttel und in der Kirchenbibliothek zu Arnstadt. Vgl. Dr. Martin Luther's "Sämmtliche Werke" (Frankfurt a. M. und Erlangen 1854), LXIII, 269. den unmittelbaren ſcharfen Zuſatz Luther’s: „Aber itzt iſts auch Darf man die Luther’ſche Ausgabe keineswegs für die cor- „Dis büchlin von der Betler büberey, hat zuvor einer laſſen 1) Dieſer Zuſatz iſt ohne weiteres in die eislebener, lübecker und in die Ausgabe von 1616 übergegangen, welche letztere dazu noch den parentheſirten Zuſatz hat: „Dann ſie eben ſo wol die Leute betrogen haben, vnd verführet dazu in grewliche Jrrthumb.“ 2) Exemplare dieſer Ausgaben befinden ſich in den Bibliotheken zu Wol-
fenbüttel und in der Kirchenbibliothek zu Arnſtadt. Vgl. Dr. Martin Luther’s „Sämmtliche Werke“ (Frankfurt a. M. und Erlangen 1854), LXIII, 269. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="150"/> den unmittelbaren ſcharfen Zuſatz Luther’s: „Aber itzt iſts auch<lb/> aus mit yhn“ <note place="foot" n="1)">Dieſer Zuſatz iſt ohne weiteres in die eislebener, lübecker und in die<lb/> Ausgabe von 1616 übergegangen, welche letztere dazu noch den parentheſirten<lb/> Zuſatz hat: „Dann ſie eben ſo wol die Leute betrogen haben, vnd verführet<lb/> dazu in grewliche Jrrthumb.“</note>; ebenſo aber auch einige Verſchlechterungen des<lb/> Urtextes, wie z. B. Kap. 6, „von den Kammeſierern“, Zeile 17,<lb/> wo Luther mit dem (hebräiſchen) Gaunerwort „ſonebeth“, das<lb/> ſchon an und für ſich ein Bordell bedeutet, das Wort „bos“<lb/> (Haus) verbindet und das ungeheuerliche Wort „ſonebethbos“<lb/> daraus macht, ein Fehler, welcher in keiner frühern Ausgabe des<lb/><hi rendition="#aq">Liber Vagatorum</hi> vorkommt, wol aber in alle nach Luther’s Aus-<lb/> gabe veranſtaltete übergegangen iſt und deren Benutzung kenn-<lb/> zeichnet. Jm „Vocabular“ ſind, wie im <hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi> (oben<lb/> Nr. 2) der Fall iſt, unter dem Buchſtaben H die vierzehn Vo-<lb/> cabeln durcheinander eingeſchoben, welche unter G gehören, ein<lb/> Umſtand, der namentlich in Hinblick auf das gleiche Motto<lb/> „Nichts on vrſach“ ſchließen läßt, daß Luther den Text des<lb/><hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi>, oder deſſen baſeler Vorgänger, ſeiner Ausgabe<lb/> zu Grunde gelegt hat. <note place="foot" n="2)">Exemplare dieſer Ausgaben befinden ſich in den Bibliotheken zu Wol-<lb/> fenbüttel und in der Kirchenbibliothek zu Arnſtadt. Vgl. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Martin Luther’s<lb/> „Sämmtliche Werke“ (Frankfurt a. M. und Erlangen 1854), <hi rendition="#aq">LXIII</hi>, 269.</note></p><lb/> <p>Darf man die Luther’ſche Ausgabe keineswegs für die cor-<lb/> recteſte halten, ſo iſt doch die Aufmerkſamkeit, welche er dem Buche<lb/> geſchenkt hat, und vor allem ſeine treffliche Vorrede ein lebendiges<lb/> Zeugniß von dem großen Werth, den auch er dieſem Buche bei-<lb/> gelegt hat. Die Vorrede lautet:</p><lb/> <p>„Dis büchlin von der Betler büberey, hat zuvor einer laſſen<lb/> ym druck ausgehen, der ſich nennet, Expertum in truffis, das<lb/> iſt, ein recht erfarner geſell ynn büberey, Welchs auch dis büchlin<lb/> wol beweiſet, ob er ſich gleich nicht alſo genennet hette. Jch habs<lb/> aber für gut angeſehen, das ſolch büchlin nicht alleine am tage<lb/> bliebe, ſondern auch faſt vberall gemein wurde, damit man doch<lb/> ſehe und greiffe, wie der teuffel ſo gewaltig ynn der welt regiere,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0166]
den unmittelbaren ſcharfen Zuſatz Luther’s: „Aber itzt iſts auch
aus mit yhn“ 1); ebenſo aber auch einige Verſchlechterungen des
Urtextes, wie z. B. Kap. 6, „von den Kammeſierern“, Zeile 17,
wo Luther mit dem (hebräiſchen) Gaunerwort „ſonebeth“, das
ſchon an und für ſich ein Bordell bedeutet, das Wort „bos“
(Haus) verbindet und das ungeheuerliche Wort „ſonebethbos“
daraus macht, ein Fehler, welcher in keiner frühern Ausgabe des
Liber Vagatorum vorkommt, wol aber in alle nach Luther’s Aus-
gabe veranſtaltete übergegangen iſt und deren Benutzung kenn-
zeichnet. Jm „Vocabular“ ſind, wie im Lieber Vagatorum (oben
Nr. 2) der Fall iſt, unter dem Buchſtaben H die vierzehn Vo-
cabeln durcheinander eingeſchoben, welche unter G gehören, ein
Umſtand, der namentlich in Hinblick auf das gleiche Motto
„Nichts on vrſach“ ſchließen läßt, daß Luther den Text des
Lieber Vagatorum, oder deſſen baſeler Vorgänger, ſeiner Ausgabe
zu Grunde gelegt hat. 2)
Darf man die Luther’ſche Ausgabe keineswegs für die cor-
recteſte halten, ſo iſt doch die Aufmerkſamkeit, welche er dem Buche
geſchenkt hat, und vor allem ſeine treffliche Vorrede ein lebendiges
Zeugniß von dem großen Werth, den auch er dieſem Buche bei-
gelegt hat. Die Vorrede lautet:
„Dis büchlin von der Betler büberey, hat zuvor einer laſſen
ym druck ausgehen, der ſich nennet, Expertum in truffis, das
iſt, ein recht erfarner geſell ynn büberey, Welchs auch dis büchlin
wol beweiſet, ob er ſich gleich nicht alſo genennet hette. Jch habs
aber für gut angeſehen, das ſolch büchlin nicht alleine am tage
bliebe, ſondern auch faſt vberall gemein wurde, damit man doch
ſehe und greiffe, wie der teuffel ſo gewaltig ynn der welt regiere,
1) Dieſer Zuſatz iſt ohne weiteres in die eislebener, lübecker und in die
Ausgabe von 1616 übergegangen, welche letztere dazu noch den parentheſirten
Zuſatz hat: „Dann ſie eben ſo wol die Leute betrogen haben, vnd verführet
dazu in grewliche Jrrthumb.“
2) Exemplare dieſer Ausgaben befinden ſich in den Bibliotheken zu Wol-
fenbüttel und in der Kirchenbibliothek zu Arnſtadt. Vgl. Dr. Martin Luther’s
„Sämmtliche Werke“ (Frankfurt a. M. und Erlangen 1854), LXIII, 269.
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