Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.system, wonach z. B. der Buchstabe a (* ) in Noten sich aus- der, nach Absterben der hebräischen Sprache als lebender Volkssprache, von jüdischen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters vervollständigten hebräischen Vocalisirung, welche bekanntlich durch Striche und Punkte dargestellt wird, z. B. _ (a, Patach), .. (e, Zere), e (e, Segol), . (i, Chirek und o, Cholem), u (u, Kibbuz) u. s. w. und vielleicht auch dem Steinheil'schen Nadeltelegraphiesystem (der Combination von vier Punkten in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morse'schen zum nächsten Grunde gedient haben kann. 1) Boethius, "V libri de musica" (Basel 1546--50). Die "Isagoge
musica" von Alypius ist von Marcus Meibom 1652 am vollständigsten im griechischen Urtext mit lateinischer Uebersetzung und Anmerkungen (11 Bogen und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch das "Dictionnaire de musique" des wackern Sebastian Broissard (1660--1790), S. 80 fg. u. 155 fg. ſyſtem, wonach z. B. der Buchſtabe a (• −) in Noten ſich aus- der, nach Abſterben der hebräiſchen Sprache als lebender Volksſprache, von jüdiſchen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters vervollſtändigten hebräiſchen Vocaliſirung, welche bekanntlich durch Striche und Punkte dargeſtellt wird, z. B. _ (a, Patach), .. (e, Zere), ֶ (e, Segol), . (i, Chirek und o, Cholem), ֻ (u, Kibbuz) u. ſ. w. und vielleicht auch dem Steinheil’ſchen Nadeltelegraphieſyſtem (der Combination von vier Punkten in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morſe’ſchen zum nächſten Grunde gedient haben kann. 1) Boëthius, „V libri de musica“ (Baſel 1546—50). Die „Isagoge
musica“ von Alypius iſt von Marcus Meibom 1652 am vollſtändigſten im griechiſchen Urtext mit lateiniſcher Ueberſetzung und Anmerkungen (11 Bogen und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch das „Dictionnaire de musique“ des wackern Sebaſtian Broiſſard (1660—1790), S. 80 fg. u. 155 fg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0115" n="103"/> ſyſtem, wonach z. B. der Buchſtabe <hi rendition="#aq">a</hi> (• −) in Noten ſich aus-<lb/> drücken läßt: <supplied>𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥</supplied>, oder <hi rendition="#aq">b</hi> (− • • •) <supplied>𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮</supplied>, oder <hi rendition="#aq">c</hi><lb/> (− • − •) <supplied>𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮</supplied> u. ſ. w., oder auch mit metriſcher Be-<lb/> zeichnung <hi rendition="#aq">a</hi>: ̮ ̱ ; <hi rendition="#aq">b</hi>: ̱ ̮ ̮ ̮ ; <hi rendition="#aq">c</hi>: ̱ ̮ ̱ ̮ u. ſ. w. Geht man<lb/> dabei zurück auf die einfachen Behelfe in der phoniſchen und gra-<lb/> phiſchen Darſtellung des Tones, wie ſie in den erſten Stadien<lb/> der theoretiſchen Entwickelung der Muſik bei Alypius und Boë-<lb/> thius <note place="foot" n="1)">Boëthius, „<hi rendition="#aq">V libri de musica</hi>“ (Baſel 1546—50). Die „<hi rendition="#aq">Isagoge<lb/> musica</hi>“ von Alypius iſt von Marcus Meibom 1652 am vollſtändigſten im<lb/> griechiſchen Urtext mit lateiniſcher Ueberſetzung und Anmerkungen (11 Bogen<lb/> und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch<lb/> das „<hi rendition="#aq">Dictionnaire de musique</hi>“ des wackern Sebaſtian Broiſſard (1660—1790),<lb/> S. 80 fg. u. 155 fg.</note> vorliegen, ſo findet man, daß das muſikaliſche Streben<lb/> weſentlich mit darauf hinausging, <hi rendition="#g">Wortb</hi>egriffe durch Töne auszu-<lb/> drücken, wie denn auch Boëthius, a. a. O., Buch 1, Kap. 9, ganz eigen-<lb/> thümlich das Thema behandelt: „<hi rendition="#aq">Non omne judicium dandum<lb/> esse sensibus, <hi rendition="#g">sed amplius rationi esse credendum</hi></hi>“,<lb/> während auch er, nach dem griechiſchen Vorbilde, die funfzehn<lb/> erſten Buchſtaben des Alphabets zu ebenſo viel Noten verwendet,<lb/> um die Modulationen darzuſtellen. Faßt man dazu die gleichzeitig<lb/> mit Boëthius im 6. Jahrhundert entſtandene hebräiſche Vocali-<lb/> ſirung und Accentuirung in das Auge, ſo begreift ſich leicht,<lb/> wie nahe man Wortbegriff und Tonzeichen aneinander zu bringen<lb/> ſuchte, wie leicht mindeſtens der erſtere durch die letztern, ſelbſt<lb/> im Monoton, mit bloßem rhythmiſchen Wechſel gegeben werden<lb/> konnte, und daß das Morſe’ſche Schreibſyſtem ebenſo gut für einen<lb/> merkwürdigen Palimpſeſt, wie für eine höchſt geiſtreiche neue Er-<lb/> findung gelten kann.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_12_2" prev="#seg2pn_12_1" place="foot" n="1)">der, nach Abſterben der hebräiſchen Sprache als lebender Volksſprache, von<lb/> jüdiſchen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters<lb/> vervollſtändigten hebräiſchen Vocaliſirung, welche bekanntlich durch Striche<lb/> und Punkte dargeſtellt wird, z. B. _ <hi rendition="#aq">(a, Patach), .. (e, Zere), ֶ (e, Segol),<lb/> . (i, Chirek</hi> und <hi rendition="#aq">o, Cholem), ֻ (u, Kibbuz)</hi> u. ſ. w. und vielleicht auch<lb/> dem Steinheil’ſchen Nadeltelegraphieſyſtem (der Combination von vier Punkten<lb/> in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morſe’ſchen zum nächſten Grunde gedient<lb/> haben kann.</note> </p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0115]
ſyſtem, wonach z. B. der Buchſtabe a (• −) in Noten ſich aus-
drücken läßt: 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥, oder b (− • • •) 𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮, oder c
(− • − •) 𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 u. ſ. w., oder auch mit metriſcher Be-
zeichnung a: ̮ ̱ ; b: ̱ ̮ ̮ ̮ ; c: ̱ ̮ ̱ ̮ u. ſ. w. Geht man
dabei zurück auf die einfachen Behelfe in der phoniſchen und gra-
phiſchen Darſtellung des Tones, wie ſie in den erſten Stadien
der theoretiſchen Entwickelung der Muſik bei Alypius und Boë-
thius 1) vorliegen, ſo findet man, daß das muſikaliſche Streben
weſentlich mit darauf hinausging, Wortbegriffe durch Töne auszu-
drücken, wie denn auch Boëthius, a. a. O., Buch 1, Kap. 9, ganz eigen-
thümlich das Thema behandelt: „Non omne judicium dandum
esse sensibus, sed amplius rationi esse credendum“,
während auch er, nach dem griechiſchen Vorbilde, die funfzehn
erſten Buchſtaben des Alphabets zu ebenſo viel Noten verwendet,
um die Modulationen darzuſtellen. Faßt man dazu die gleichzeitig
mit Boëthius im 6. Jahrhundert entſtandene hebräiſche Vocali-
ſirung und Accentuirung in das Auge, ſo begreift ſich leicht,
wie nahe man Wortbegriff und Tonzeichen aneinander zu bringen
ſuchte, wie leicht mindeſtens der erſtere durch die letztern, ſelbſt
im Monoton, mit bloßem rhythmiſchen Wechſel gegeben werden
konnte, und daß das Morſe’ſche Schreibſyſtem ebenſo gut für einen
merkwürdigen Palimpſeſt, wie für eine höchſt geiſtreiche neue Er-
findung gelten kann.
1)
1) Boëthius, „V libri de musica“ (Baſel 1546—50). Die „Isagoge
musica“ von Alypius iſt von Marcus Meibom 1652 am vollſtändigſten im
griechiſchen Urtext mit lateiniſcher Ueberſetzung und Anmerkungen (11 Bogen
und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch
das „Dictionnaire de musique“ des wackern Sebaſtian Broiſſard (1660—1790),
S. 80 fg. u. 155 fg.
1) der, nach Abſterben der hebräiſchen Sprache als lebender Volksſprache, von
jüdiſchen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters
vervollſtändigten hebräiſchen Vocaliſirung, welche bekanntlich durch Striche
und Punkte dargeſtellt wird, z. B. _ (a, Patach), .. (e, Zere), ֶ (e, Segol),
. (i, Chirek und o, Cholem), ֻ (u, Kibbuz) u. ſ. w. und vielleicht auch
dem Steinheil’ſchen Nadeltelegraphieſyſtem (der Combination von vier Punkten
in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morſe’ſchen zum nächſten Grunde gedient
haben kann.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |