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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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system, wonach z. B. der Buchstabe a (* ) in Noten sich aus-
drücken läßt: [ ], oder b ( * * *) [ ], oder c
( * *) [ ] u. s. w., oder auch mit metrischer Be-
zeichnung a: ; b: ; c: u. s. w. Geht man
dabei zurück auf die einfachen Behelfe in der phonischen und gra-
phischen Darstellung des Tones, wie sie in den ersten Stadien
der theoretischen Entwickelung der Musik bei Alypius und Boe-
thius 1) vorliegen, so findet man, daß das musikalische Streben
wesentlich mit darauf hinausging, Wortbegriffe durch Töne auszu-
drücken, wie denn auch Boethius, a. a. O., Buch 1, Kap. 9, ganz eigen-
thümlich das Thema behandelt: "Non omne judicium dandum
esse sensibus, sed amplius rationi esse credendum
",
während auch er, nach dem griechischen Vorbilde, die funfzehn
ersten Buchstaben des Alphabets zu ebenso viel Noten verwendet,
um die Modulationen darzustellen. Faßt man dazu die gleichzeitig
mit Boethius im 6. Jahrhundert entstandene hebräische Vocali-
sirung und Accentuirung in das Auge, so begreift sich leicht,
wie nahe man Wortbegriff und Tonzeichen aneinander zu bringen
suchte, wie leicht mindestens der erstere durch die letztern, selbst
im Monoton, mit bloßem rhythmischen Wechsel gegeben werden
konnte, und daß das Morse'sche Schreibsystem ebenso gut für einen
merkwürdigen Palimpsest, wie für eine höchst geistreiche neue Er-
findung gelten kann.

der, nach Absterben der hebräischen Sprache als lebender Volkssprache, von
jüdischen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters
vervollständigten hebräischen Vocalisirung, welche bekanntlich durch Striche
und Punkte dargestellt wird, z. B. _ (a, Patach), .. (e, Zere), e (e, Segol),
. (i, Chirek
und o, Cholem), u (u, Kibbuz) u. s. w. und vielleicht auch
dem Steinheil'schen Nadeltelegraphiesystem (der Combination von vier Punkten
in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morse'schen zum nächsten Grunde gedient
haben kann.
1) Boethius, "V libri de musica" (Basel 1546--50). Die "Isagoge
musica
" von Alypius ist von Marcus Meibom 1652 am vollständigsten im
griechischen Urtext mit lateinischer Uebersetzung und Anmerkungen (11 Bogen
und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch
das "Dictionnaire de musique" des wackern Sebastian Broissard (1660--1790),
S. 80 fg. u. 155 fg.

ſyſtem, wonach z. B. der Buchſtabe a (• −) in Noten ſich aus-
drücken läßt: [𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥], oder b (− • • •) [𝅘𝅥 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅮], oder c
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dabei zurück auf die einfachen Behelfe in der phoniſchen und gra-
phiſchen Darſtellung des Tones, wie ſie in den erſten Stadien
der theoretiſchen Entwickelung der Muſik bei Alypius und Boë-
thius 1) vorliegen, ſo findet man, daß das muſikaliſche Streben
weſentlich mit darauf hinausging, Wortbegriffe durch Töne auszu-
drücken, wie denn auch Boëthius, a. a. O., Buch 1, Kap. 9, ganz eigen-
thümlich das Thema behandelt: „Non omne judicium dandum
esse sensibus, sed amplius rationi esse credendum
“,
während auch er, nach dem griechiſchen Vorbilde, die funfzehn
erſten Buchſtaben des Alphabets zu ebenſo viel Noten verwendet,
um die Modulationen darzuſtellen. Faßt man dazu die gleichzeitig
mit Boëthius im 6. Jahrhundert entſtandene hebräiſche Vocali-
ſirung und Accentuirung in das Auge, ſo begreift ſich leicht,
wie nahe man Wortbegriff und Tonzeichen aneinander zu bringen
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im Monoton, mit bloßem rhythmiſchen Wechſel gegeben werden
konnte, und daß das Morſe’ſche Schreibſyſtem ebenſo gut für einen
merkwürdigen Palimpſeſt, wie für eine höchſt geiſtreiche neue Er-
findung gelten kann.

der, nach Abſterben der hebräiſchen Sprache als lebender Volksſprache, von
jüdiſchen Gelehrten erfundenen und von den Grammatikern des Mittelalters
vervollſtändigten hebräiſchen Vocaliſirung, welche bekanntlich durch Striche
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in zwei Reihen), wie gleichfalls dem Morſe’ſchen zum nächſten Grunde gedient
haben kann.
1) Boëthius, „V libri de musica“ (Baſel 1546—50). Die „Isagoge
musica
“ von Alypius iſt von Marcus Meibom 1652 am vollſtändigſten im
griechiſchen Urtext mit lateiniſcher Ueberſetzung und Anmerkungen (11 Bogen
und 3 Tabellen) herausgegeben worden. Viel Belehrendes hierüber enthält noch
das „Dictionnaire de musique“ des wackern Sebaſtian Broiſſard (1660—1790),
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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/115>, abgerufen am 21.11.2024.