Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.oder die Zarge mit herausreißt. Diese Procedur geht bei der Soll ein Vorhängeschloß, eine Tole (von [fremdsprachliches Material - fehlt] [tolo], aufhän- 1) Meistens werden die Stangenden umgeschmiedet, durchlocht und von innen gegen das Zargenholz genagelt, oder auch nur in die halbe Holzdicke eingelassen, wobei die Gitter sehr leicht aus der Zarge gerissen werden können. 2) Eine solche noch aus einer Uhrfeder hergerichtete Säge wurde hier in
Lübeck noch vor drei Jahren einem gefährlichen Schränker abgenommen. Die Zähne waren unregelmäßig angehauen wie bei Feilen, und griffen sehr stark in Eisen hinein. oder die Zarge mit herausreißt. Dieſe Procedur geht bei der Soll ein Vorhängeſchloß, eine Tole (von [fremdsprachliches Material – fehlt] [tolo], aufhän- 1) Meiſtens werden die Stangenden umgeſchmiedet, durchlocht und von innen gegen das Zargenholz genagelt, oder auch nur in die halbe Holzdicke eingelaſſen, wobei die Gitter ſehr leicht aus der Zarge geriſſen werden können. 2) Eine ſolche noch aus einer Uhrfeder hergerichtete Säge wurde hier in
Lübeck noch vor drei Jahren einem gefährlichen Schränker abgenommen. Die Zähne waren unregelmäßig angehauen wie bei Feilen, und griffen ſehr ſtark in Eiſen hinein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0144" n="132"/> oder die Zarge mit herausreißt. Dieſe Procedur geht bei der<lb/> ungeheuern Hebelkraft des Drong meiſtens ohne große Schwie-<lb/> rigkeit vor ſich, und wird theils durch die häufig ſchlechte Ver-<lb/> mauerung der Gitter und Zargen, theils durch die ſchlechte Be-<lb/> feſtigung der Gitter in den Zargen ſelbſt ſehr erleichtert. <note place="foot" n="1)">Meiſtens werden die Stangenden umgeſchmiedet, durchlocht und von<lb/> innen gegen das Zargenholz genagelt, oder auch nur in die halbe Holzdicke<lb/> eingelaſſen, wobei die Gitter ſehr leicht aus der Zarge geriſſen werden können.</note> Einzelne<lb/> Stangen laſſen ſich noch leichter herausbrechen. Am ſicherſten<lb/> wählt man verbundene Gitter, bei denen das Eiſenwerk ſich gegen-<lb/> ſeitig ſteift und trägt, verwirft die hölzernen Zargen ganz, wählt<lb/> dafür eine ſteinerne Einfaſſung, oder vermauert die dicken hölzernen<lb/> Zargen wenigſtens ſo, daß ſie gehörig tief und in der Mitte des<lb/> Mauerwerks zu ſtehen kommen, um weder nach innen, noch nach<lb/> außen bewegt werden zu können. Zu aller Vorſicht iſt es gut,<lb/> das Eiſenwerk ſtets in Oelfarbe zu halten, da der geübte Blick<lb/> des Schränkers an dem matten faſerigten Anſehen das gute nnd<lb/> an dem glänzenden glatten Anſehen das ſchlechte Eiſen ſehr wohl<lb/> zu unterſcheiden weiß.</p><lb/> <p>Soll ein Vorhängeſchloß, eine <hi rendition="#g">Tole</hi> (von <gap reason="fm" unit="words"/> [<hi rendition="#aq">tolo</hi>], aufhän-<lb/> gen), erbrochen werden, ſo wird der Schabber oder Krummkopf durch<lb/> den Hals oder Bügel des Schloſſes geſteckt und das Schloß, deſſen<lb/> Riegel und Niete leicht der großen Gewalt nachgeben, abgedreht,<lb/><hi rendition="#g">gewürgt.</hi> Bei ſehr ſtarken und ſchweren Schlöſſern, welche dieſer<lb/> Gewalt etwa Widerſtand leiſten ſollten, wird der Bügel mit der<lb/> Säge durchſchnitten oder mit der Feile durchgefeilt. Die Billig-<lb/> keit und Feinheit, mit welcher die Feilen jetzt gearbeitet werden,<lb/> macht es möglich, daß die Schränker, welche früher ſelbſt aus<lb/> Uhrfedern <note place="foot" n="2)">Eine ſolche noch aus einer Uhrfeder hergerichtete Säge wurde hier in<lb/> Lübeck noch vor drei Jahren einem gefährlichen Schränker abgenommen. Die<lb/> Zähne waren unregelmäßig <hi rendition="#g">angehauen</hi> wie bei Feilen, und griffen ſehr ſtark<lb/> in Eiſen hinein.</note> nur unvollkommene Sägen zurichteten, oder ſich mit<lb/> groben Feilen oder Bruchſtücken davon behelfen mußten, mit den<lb/> verſchiedenſten Sorten feiner Feilen und Sägen reichlich verſehen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0144]
oder die Zarge mit herausreißt. Dieſe Procedur geht bei der
ungeheuern Hebelkraft des Drong meiſtens ohne große Schwie-
rigkeit vor ſich, und wird theils durch die häufig ſchlechte Ver-
mauerung der Gitter und Zargen, theils durch die ſchlechte Be-
feſtigung der Gitter in den Zargen ſelbſt ſehr erleichtert. 1) Einzelne
Stangen laſſen ſich noch leichter herausbrechen. Am ſicherſten
wählt man verbundene Gitter, bei denen das Eiſenwerk ſich gegen-
ſeitig ſteift und trägt, verwirft die hölzernen Zargen ganz, wählt
dafür eine ſteinerne Einfaſſung, oder vermauert die dicken hölzernen
Zargen wenigſtens ſo, daß ſie gehörig tief und in der Mitte des
Mauerwerks zu ſtehen kommen, um weder nach innen, noch nach
außen bewegt werden zu können. Zu aller Vorſicht iſt es gut,
das Eiſenwerk ſtets in Oelfarbe zu halten, da der geübte Blick
des Schränkers an dem matten faſerigten Anſehen das gute nnd
an dem glänzenden glatten Anſehen das ſchlechte Eiſen ſehr wohl
zu unterſcheiden weiß.
Soll ein Vorhängeſchloß, eine Tole (von _ [tolo], aufhän-
gen), erbrochen werden, ſo wird der Schabber oder Krummkopf durch
den Hals oder Bügel des Schloſſes geſteckt und das Schloß, deſſen
Riegel und Niete leicht der großen Gewalt nachgeben, abgedreht,
gewürgt. Bei ſehr ſtarken und ſchweren Schlöſſern, welche dieſer
Gewalt etwa Widerſtand leiſten ſollten, wird der Bügel mit der
Säge durchſchnitten oder mit der Feile durchgefeilt. Die Billig-
keit und Feinheit, mit welcher die Feilen jetzt gearbeitet werden,
macht es möglich, daß die Schränker, welche früher ſelbſt aus
Uhrfedern 2) nur unvollkommene Sägen zurichteten, oder ſich mit
groben Feilen oder Bruchſtücken davon behelfen mußten, mit den
verſchiedenſten Sorten feiner Feilen und Sägen reichlich verſehen
1) Meiſtens werden die Stangenden umgeſchmiedet, durchlocht und von
innen gegen das Zargenholz genagelt, oder auch nur in die halbe Holzdicke
eingelaſſen, wobei die Gitter ſehr leicht aus der Zarge geriſſen werden können.
2) Eine ſolche noch aus einer Uhrfeder hergerichtete Säge wurde hier in
Lübeck noch vor drei Jahren einem gefährlichen Schränker abgenommen. Die
Zähne waren unregelmäßig angehauen wie bei Feilen, und griffen ſehr ſtark
in Eiſen hinein.
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