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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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einem gehärteten hohlen, inwendig ausgezahnten Schlüsselrohr,
das von den Makkenern fest auf den Knopf des von innen ein-
steckenden Schlüssels gesetzt wird, herumgedreht und aus dem
Schlüsselloch in das Zimmer gestoßen werden kann, um dem
Klamoniss Platz zu machen. Hirt 1) empfiehlt, S. 107 seines
trefflichen Werkchens über den Diebstahl, den auf Fußreisen in
zweifelhaften Dorfgasthöfen logirenden Reisenden, einen eisernen
Keil und eisernen Winkel mit Schrauben zum Anschrauben an
Stubenthüren, welche kein Schloß und Riegel haben. So zweck-
mäßig diese Vorrichtung auch erscheint, so umständlich ist doch
immer die Anfertigung und der Transport. Ohnehin ist man
nicht vor der Reise von der Nothwendigkeit ihrer Anwendung
unterrichtet, um diese Dinge anfertigen zu können, und zum Jm-
provisiren von Verschlüssen oder Mitteln zum Wecken ist in jeder
Lokalität genug Gelegenheit vorhanden, wie man ja denn durch
Versetzen der Thüre mit Stühlen, einer Bank, die man mit dem
Schnupftuch oder einem Band oder Riemen fest an den Thür-
griff bindet, und vielleicht eine Flasche oder Waschschale auf Stuhl
oder Bank stellt, um durch deren Herabfallen aus dem Schlaf
geweckt zu werden, seine Besorgniß als Fußreisender einigermaßen
beschwichtigen kann. Will man eine einfache mechanische Vor-
richtung für aus- und einschlagende Thüren, so genügen zwei eiserne
Ringschrauben von der Gestalt und Größe nachstehender Figur:

[Abbildung]
die man das Stück für einen halben Silbergroschen in jedem
Eisenwaarenladen und sogar bei jedem Landkrämer vorräthig findet,
und in der Westentasche oder am Schlüsselbunde bequem führen
kann. Die eine Schraube wird in die Thürzarge, die andere nahe
dabei in die Thür selbst geschroben, und durch beide ein starker

1) "Der Diebstahl, dessen Verhütung und Entdeckung", s. d. Literatur.

einem gehärteten hohlen, inwendig ausgezahnten Schlüſſelrohr,
das von den Makkenern feſt auf den Knopf des von innen ein-
ſteckenden Schlüſſels geſetzt wird, herumgedreht und aus dem
Schlüſſelloch in das Zimmer geſtoßen werden kann, um dem
Klamoniſſ Platz zu machen. Hirt 1) empfiehlt, S. 107 ſeines
trefflichen Werkchens über den Diebſtahl, den auf Fußreiſen in
zweifelhaften Dorfgaſthöfen logirenden Reiſenden, einen eiſernen
Keil und eiſernen Winkel mit Schrauben zum Anſchrauben an
Stubenthüren, welche kein Schloß und Riegel haben. So zweck-
mäßig dieſe Vorrichtung auch erſcheint, ſo umſtändlich iſt doch
immer die Anfertigung und der Transport. Ohnehin iſt man
nicht vor der Reiſe von der Nothwendigkeit ihrer Anwendung
unterrichtet, um dieſe Dinge anfertigen zu können, und zum Jm-
proviſiren von Verſchlüſſen oder Mitteln zum Wecken iſt in jeder
Lokalität genug Gelegenheit vorhanden, wie man ja denn durch
Verſetzen der Thüre mit Stühlen, einer Bank, die man mit dem
Schnupftuch oder einem Band oder Riemen feſt an den Thür-
griff bindet, und vielleicht eine Flaſche oder Waſchſchale auf Stuhl
oder Bank ſtellt, um durch deren Herabfallen aus dem Schlaf
geweckt zu werden, ſeine Beſorgniß als Fußreiſender einigermaßen
beſchwichtigen kann. Will man eine einfache mechaniſche Vor-
richtung für aus- und einſchlagende Thüren, ſo genügen zwei eiſerne
Ringſchrauben von der Geſtalt und Größe nachſtehender Figur:

[Abbildung]
die man das Stück für einen halben Silbergroſchen in jedem
Eiſenwaarenladen und ſogar bei jedem Landkrämer vorräthig findet,
und in der Weſtentaſche oder am Schlüſſelbunde bequem führen
kann. Die eine Schraube wird in die Thürzarge, die andere nahe
dabei in die Thür ſelbſt geſchroben, und durch beide ein ſtarker

1) „Der Diebſtahl, deſſen Verhütung und Entdeckung“, ſ. d. Literatur.
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[186/0198] einem gehärteten hohlen, inwendig ausgezahnten Schlüſſelrohr, das von den Makkenern feſt auf den Knopf des von innen ein- ſteckenden Schlüſſels geſetzt wird, herumgedreht und aus dem Schlüſſelloch in das Zimmer geſtoßen werden kann, um dem Klamoniſſ Platz zu machen. Hirt 1) empfiehlt, S. 107 ſeines trefflichen Werkchens über den Diebſtahl, den auf Fußreiſen in zweifelhaften Dorfgaſthöfen logirenden Reiſenden, einen eiſernen Keil und eiſernen Winkel mit Schrauben zum Anſchrauben an Stubenthüren, welche kein Schloß und Riegel haben. So zweck- mäßig dieſe Vorrichtung auch erſcheint, ſo umſtändlich iſt doch immer die Anfertigung und der Transport. Ohnehin iſt man nicht vor der Reiſe von der Nothwendigkeit ihrer Anwendung unterrichtet, um dieſe Dinge anfertigen zu können, und zum Jm- proviſiren von Verſchlüſſen oder Mitteln zum Wecken iſt in jeder Lokalität genug Gelegenheit vorhanden, wie man ja denn durch Verſetzen der Thüre mit Stühlen, einer Bank, die man mit dem Schnupftuch oder einem Band oder Riemen feſt an den Thür- griff bindet, und vielleicht eine Flaſche oder Waſchſchale auf Stuhl oder Bank ſtellt, um durch deren Herabfallen aus dem Schlaf geweckt zu werden, ſeine Beſorgniß als Fußreiſender einigermaßen beſchwichtigen kann. Will man eine einfache mechaniſche Vor- richtung für aus- und einſchlagende Thüren, ſo genügen zwei eiſerne Ringſchrauben von der Geſtalt und Größe nachſtehender Figur: [Abbildung] die man das Stück für einen halben Silbergroſchen in jedem Eiſenwaarenladen und ſogar bei jedem Landkrämer vorräthig findet, und in der Weſtentaſche oder am Schlüſſelbunde bequem führen kann. Die eine Schraube wird in die Thürzarge, die andere nahe dabei in die Thür ſelbſt geſchroben, und durch beide ein ſtarker 1) „Der Diebſtahl, deſſen Verhütung und Entdeckung“, ſ. d. Literatur.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/198>, abgerufen am 26.04.2024.