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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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und Ueberraschung gemachte Diebsbeute, besonders die aus dem
Taschendiebstahl gewonnene Beute. Das Wort drucken kommt
einzeln nicht in der Gaunersprache vor, sondern ist nur in der
Zusammensetzung mit Torf gebräuchlich. Es ist offenbar nur
eine Verstümmelung des niederdeutschen Worts Trekken 1) ziehen,
was sich auch aus der früher üblichen hochdeutschen Bezeichnung
Beutelzieher für Torfdrucker ergibt.

Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch
Cheilefzieher (von [fremdsprachliches Material - fehlt] [chelef], Fett, Talg), und in schlechter
Uebersetzung auch Seifensieder genannt, ohne daß mit dieser
Benennung eine besondere Art der Taschendieberei bezeichnet wird.
Jn der berliner Gaunersprache heißt der Torfdrucker auch Pad-
dendrücker
. 2)

Das Torfdrucken ist der rasche heimliche Diebstahl gegen Per-
sonen an Gegenständen, welche die Person in ihrem unmittelbaren
körperlichen Verwahr hat, also nicht allein der Diebstahl aus der
Tasche einer Person, sondern auch an allen den Sachen, welche
eine Person unmittelbar am Körper hält oder trägt, wie der Dieb-
stahl aus und nebst dem Armkorbe, aus und nebst der Trage-
tasche, das heimliche Wegziehen eines Packets unter dem Arme
oder aus dem Brusttheile eines Rocks u. s. w. Der Zefirgänger,

aufbewahrt ist. Die Schreibart Dorf ist falsch (vgl. "Waldheimer Wörter-
buch", unter Geldbeutel). Bemerkenswerth ist die in Norddeutschland volks-
bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen "den Torf bringen", d. h.
"den Gewinn bringen". So sagt der übermüthige, des Gewinnes sichere
Kartenspieler: "He sall mi den Torf wol bringen!" d. h. "Er soll mir den
Gewinn wol bringen, lassen!"
1) Davon das niederdeutsche Trek oder Treek, Zug, Streich, Possen,
Manier, Weise, Redeweise. Jemant eene slimme treek speelen, je-
mand einen schlimmen Streich spielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401).
2) Von Padde, die Geldbörse. Eine Padde drücken, eine Börse
aus der Tasche ziehen. Padde ist der Gegensatz von Tafel oder Platt-
mulje,
der Brieftasche. Das lose in der Tasche befindliche Geld (Pich)
wird loses Pulver genannt. Padde ist vom Niederdeutschen abzuleiten,
wo es Kröte, besonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt.
Ebenso werden im Niederdeutschen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaschen
bedecken, Padden oder Patten genannt.

und Ueberraſchung gemachte Diebsbeute, beſonders die aus dem
Taſchendiebſtahl gewonnene Beute. Das Wort drucken kommt
einzeln nicht in der Gaunerſprache vor, ſondern iſt nur in der
Zuſammenſetzung mit Torf gebräuchlich. Es iſt offenbar nur
eine Verſtümmelung des niederdeutſchen Worts Trekken 1) ziehen,
was ſich auch aus der früher üblichen hochdeutſchen Bezeichnung
Beutelzieher für Torfdrucker ergibt.

Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch
Cheilefzieher (von [fremdsprachliches Material – fehlt] [chelef], Fett, Talg), und in ſchlechter
Ueberſetzung auch Seifenſieder genannt, ohne daß mit dieſer
Benennung eine beſondere Art der Taſchendieberei bezeichnet wird.
Jn der berliner Gaunerſprache heißt der Torfdrucker auch Pad-
dendrücker
. 2)

Das Torfdrucken iſt der raſche heimliche Diebſtahl gegen Per-
ſonen an Gegenſtänden, welche die Perſon in ihrem unmittelbaren
körperlichen Verwahr hat, alſo nicht allein der Diebſtahl aus der
Taſche einer Perſon, ſondern auch an allen den Sachen, welche
eine Perſon unmittelbar am Körper hält oder trägt, wie der Dieb-
ſtahl aus und nebſt dem Armkorbe, aus und nebſt der Trage-
taſche, das heimliche Wegziehen eines Packets unter dem Arme
oder aus dem Bruſttheile eines Rocks u. ſ. w. Der Zefirgänger,

aufbewahrt iſt. Die Schreibart Dorf iſt falſch (vgl. „Waldheimer Wörter-
buch“, unter Geldbeutel). Bemerkenswerth iſt die in Norddeutſchland volks-
bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen „den Torf bringen“, d. h.
„den Gewinn bringen“. So ſagt der übermüthige, des Gewinnes ſichere
Kartenſpieler: „He ſall mi den Torf wol bringen!“ d. h. „Er ſoll mir den
Gewinn wol bringen, laſſen!“
1) Davon das niederdeutſche Trek oder Treek, Zug, Streich, Poſſen,
Manier, Weiſe, Redeweiſe. Jemant eene ſlimme treek ſpeelen, je-
mand einen ſchlimmen Streich ſpielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401).
2) Von Padde, die Geldbörſe. Eine Padde drücken, eine Börſe
aus der Taſche ziehen. Padde iſt der Gegenſatz von Tafel oder Platt-
mulje,
der Brieftaſche. Das loſe in der Taſche befindliche Geld (Pich)
wird loſes Pulver genannt. Padde iſt vom Niederdeutſchen abzuleiten,
wo es Kröte, beſonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt.
Ebenſo werden im Niederdeutſchen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaſchen
bedecken, Padden oder Patten genannt.
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[224/0236] und Ueberraſchung gemachte Diebsbeute, beſonders die aus dem Taſchendiebſtahl gewonnene Beute. Das Wort drucken kommt einzeln nicht in der Gaunerſprache vor, ſondern iſt nur in der Zuſammenſetzung mit Torf gebräuchlich. Es iſt offenbar nur eine Verſtümmelung des niederdeutſchen Worts Trekken 1) ziehen, was ſich auch aus der früher üblichen hochdeutſchen Bezeichnung Beutelzieher für Torfdrucker ergibt. Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch Cheilefzieher (von _ [chelef], Fett, Talg), und in ſchlechter Ueberſetzung auch Seifenſieder genannt, ohne daß mit dieſer Benennung eine beſondere Art der Taſchendieberei bezeichnet wird. Jn der berliner Gaunerſprache heißt der Torfdrucker auch Pad- dendrücker. 2) Das Torfdrucken iſt der raſche heimliche Diebſtahl gegen Per- ſonen an Gegenſtänden, welche die Perſon in ihrem unmittelbaren körperlichen Verwahr hat, alſo nicht allein der Diebſtahl aus der Taſche einer Perſon, ſondern auch an allen den Sachen, welche eine Perſon unmittelbar am Körper hält oder trägt, wie der Dieb- ſtahl aus und nebſt dem Armkorbe, aus und nebſt der Trage- taſche, das heimliche Wegziehen eines Packets unter dem Arme oder aus dem Bruſttheile eines Rocks u. ſ. w. Der Zefirgänger, 3) 1) Davon das niederdeutſche Trek oder Treek, Zug, Streich, Poſſen, Manier, Weiſe, Redeweiſe. Jemant eene ſlimme treek ſpeelen, je- mand einen ſchlimmen Streich ſpielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401). 2) Von Padde, die Geldbörſe. Eine Padde drücken, eine Börſe aus der Taſche ziehen. Padde iſt der Gegenſatz von Tafel oder Platt- mulje, der Brieftaſche. Das loſe in der Taſche befindliche Geld (Pich) wird loſes Pulver genannt. Padde iſt vom Niederdeutſchen abzuleiten, wo es Kröte, beſonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt. Ebenſo werden im Niederdeutſchen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaſchen bedecken, Padden oder Patten genannt. 3) aufbewahrt iſt. Die Schreibart Dorf iſt falſch (vgl. „Waldheimer Wörter- buch“, unter Geldbeutel). Bemerkenswerth iſt die in Norddeutſchland volks- bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen „den Torf bringen“, d. h. „den Gewinn bringen“. So ſagt der übermüthige, des Gewinnes ſichere Kartenſpieler: „He ſall mi den Torf wol bringen!“ d. h. „Er ſoll mir den Gewinn wol bringen, laſſen!“

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/236>, abgerufen am 29.11.2024.