Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.thum fremde Jdee des Teufels ein, woraus zunächst seit dem Diese vom rohesten Aberglauben des Mittelalters geschaffene 1) Vgl. Grimm, a. a. O., S. 599. Doch scheint, nach Kanon 24 des
Ancyr. Concils, die Jdee der Teufelsbündnisse schon viel früher aufgekommen zu sein. Der Kanon 24 lautet: Oi katamanteuomenoi kai tais sunetheiais ton khronon exakolouthountes e eisagontes tinas eis tous eauton oikous epi aneuresei pharmakeion e kai katharsei, upo ton kanona piptetosan tes pen- taetias kata tous bathmous orismenous, tria ete upoptoseos kai duo ete eukhes khoris prosphoras. Das khronon mit der alten varianten Marginallesart ethnon ist jedoch wol nur dann richtig zu verstehen, wenn man es für aionon oder geradezu für daimonon nimmt. thum fremde Jdee des Teufels ein, woraus zunächſt ſeit dem Dieſe vom roheſten Aberglauben des Mittelalters geſchaffene 1) Vgl. Grimm, a. a. O., S. 599. Doch ſcheint, nach Kanon 24 des
Ancyr. Concils, die Jdee der Teufelsbündniſſe ſchon viel früher aufgekommen zu ſein. Der Kanon 24 lautet: Οἱ καταμαντευόμενοι καὶ ταῖς συνηϑείαις τῶν χρόνων ἐξακολουϑοῦντες ἤ εἰςάγοντές τινας εἰς τοὺς ἑαυτῶν οἴκους ἐπὶ ἀνευρέσει φαρμακειῶν ἤ καὶ καϑάρσει, ὑπὸ τὸν κανόνα πιπτέτωσαν τῆς πεν- ταετίας κατὰ τοὺς βαϑμοὺς ὡρισμένους, τρία ἔτη ὑποπτώσεως καὶ δύο ἔτη εὐχῆς χωρὶς προςφορᾶς. Das χρόνων mit der alten varianten Marginallesart ἐϑνῶν iſt jedoch wol nur dann richtig zu verſtehen, wenn man es für αἰώνων oder geradezu für δαιμόνων nimmt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0262" n="250"/> thum fremde Jdee des Teufels ein, woraus zunächſt ſeit dem<lb/> 13. Jahrhundert die Ketzerverfolgungen und dann die buhleriſchen<lb/> Bündniſſe zwiſchen dem Teufel und jeder einzelnen Hexe ent-<lb/> ſtanden. <note place="foot" n="1)">Vgl. Grimm, a. a. O., S. 599. Doch ſcheint, nach Kanon 24 des<lb/> Ancyr. Concils, die Jdee der Teufelsbündniſſe ſchon viel früher aufgekommen<lb/> zu ſein. Der Kanon 24 lautet: Οἱ καταμαντευόμενοι καὶ ταῖς συνηϑείαις<lb/> τῶν χρόνων ἐξακολουϑοῦντες ἤ εἰςάγοντές τινας εἰς τοὺς ἑαυτῶν οἴκους ἐπὶ<lb/> ἀνευρέσει φαρμακειῶν ἤ καὶ καϑάρσει, ὑπὸ τὸν κανόνα πιπτέτωσαν τῆς πεν-<lb/> ταετίας κατὰ τοὺς βαϑμοὺς ὡρισμένους, τρία ἔτη ὑποπτώσεως καὶ δύο ἔτη<lb/> εὐχῆς χωρὶς προςφορᾶς. Das χρόνων mit der alten varianten Marginallesart<lb/> ἐϑνῶν iſt jedoch wol nur dann richtig zu verſtehen, wenn man es für αἰώνων<lb/> oder geradezu für δαιμόνων nimmt.</note></p><lb/> <p>Dieſe vom roheſten Aberglauben des Mittelalters geſchaffene<lb/> und getragene Anſicht von den Teufelsbündniſſen war der Anlaß<lb/> zu den ſcheußlichen Hexenverfolgungen, die erſt gegen das Ende<lb/> des vorigen Jahrhunderts völlig aufgehört haben. Sie war aber<lb/> auch die blutige hemmende Schranke gegen die Ausbildung vieler<lb/> Wiſſenſchaften, bei denen man, wenn auch ihre Conſequenzen viel-<lb/> fach auf unwichtige, läppiſche, ja ſchmuzige und gottloſe Dinge<lb/> hinausliefen, doch in der geiſtigen Operation ſelbſt vielfach großen<lb/> Scharfſinn, raſtloſen Fleiß und tiefe Gelehrſamkeit bewundern, aber<lb/> dabei auch bedauern muß, daß ſo viel geiſtige Arbeit als ganz<lb/> nutzlos verloren ging, anſtatt — was bei gehöriger Beſchützung,<lb/> Förderung und Läuterung zu erwarten ſtand — ſich zur deut-<lb/> lichen Wiſſenſchaft abgeklärt und gedeihliche Früchte getragen zu<lb/> haben. So haben faſt alle unſere heutigen phyſikaliſchen und<lb/> chemiſchen Wiſſenſchaften, oft ſogar ſchon im fernſten Zeitalter,<lb/> eine oft reiche und viel verheißende Kindheit gehabt, in welcher<lb/> ſie aber, von dem giftigen Miasma des Aberglaubens umdüſtert,<lb/> langſam dahinſtarben, oder doch in einem elenden ſiechen Zu-<lb/> ſtande hinvegetirten, wo ſie aus dem hellen Leben flüchten mußten,<lb/> und in den Klöſtern und Gelehrtenſtuben ein anachoretiſches Aſyl<lb/> gefunden hatten. Jn dieſen Aſylen und auf jenen kränkelnden<lb/> Grundlagen entſtand das Heer jener ſpeciellen Scheinwiſſen-<lb/> ſchaften, deren Begründer und Jünger das Unverſtandene noch<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0262]
thum fremde Jdee des Teufels ein, woraus zunächſt ſeit dem
13. Jahrhundert die Ketzerverfolgungen und dann die buhleriſchen
Bündniſſe zwiſchen dem Teufel und jeder einzelnen Hexe ent-
ſtanden. 1)
Dieſe vom roheſten Aberglauben des Mittelalters geſchaffene
und getragene Anſicht von den Teufelsbündniſſen war der Anlaß
zu den ſcheußlichen Hexenverfolgungen, die erſt gegen das Ende
des vorigen Jahrhunderts völlig aufgehört haben. Sie war aber
auch die blutige hemmende Schranke gegen die Ausbildung vieler
Wiſſenſchaften, bei denen man, wenn auch ihre Conſequenzen viel-
fach auf unwichtige, läppiſche, ja ſchmuzige und gottloſe Dinge
hinausliefen, doch in der geiſtigen Operation ſelbſt vielfach großen
Scharfſinn, raſtloſen Fleiß und tiefe Gelehrſamkeit bewundern, aber
dabei auch bedauern muß, daß ſo viel geiſtige Arbeit als ganz
nutzlos verloren ging, anſtatt — was bei gehöriger Beſchützung,
Förderung und Läuterung zu erwarten ſtand — ſich zur deut-
lichen Wiſſenſchaft abgeklärt und gedeihliche Früchte getragen zu
haben. So haben faſt alle unſere heutigen phyſikaliſchen und
chemiſchen Wiſſenſchaften, oft ſogar ſchon im fernſten Zeitalter,
eine oft reiche und viel verheißende Kindheit gehabt, in welcher
ſie aber, von dem giftigen Miasma des Aberglaubens umdüſtert,
langſam dahinſtarben, oder doch in einem elenden ſiechen Zu-
ſtande hinvegetirten, wo ſie aus dem hellen Leben flüchten mußten,
und in den Klöſtern und Gelehrtenſtuben ein anachoretiſches Aſyl
gefunden hatten. Jn dieſen Aſylen und auf jenen kränkelnden
Grundlagen entſtand das Heer jener ſpeciellen Scheinwiſſen-
ſchaften, deren Begründer und Jünger das Unverſtandene noch
1) Vgl. Grimm, a. a. O., S. 599. Doch ſcheint, nach Kanon 24 des
Ancyr. Concils, die Jdee der Teufelsbündniſſe ſchon viel früher aufgekommen
zu ſein. Der Kanon 24 lautet: Οἱ καταμαντευόμενοι καὶ ταῖς συνηϑείαις
τῶν χρόνων ἐξακολουϑοῦντες ἤ εἰςάγοντές τινας εἰς τοὺς ἑαυτῶν οἴκους ἐπὶ
ἀνευρέσει φαρμακειῶν ἤ καὶ καϑάρσει, ὑπὸ τὸν κανόνα πιπτέτωσαν τῆς πεν-
ταετίας κατὰ τοὺς βαϑμοὺς ὡρισμένους, τρία ἔτη ὑποπτώσεως καὶ δύο ἔτη
εὐχῆς χωρὶς προςφορᾶς. Das χρόνων mit der alten varianten Marginallesart
ἐϑνῶν iſt jedoch wol nur dann richtig zu verſtehen, wenn man es für αἰώνων
oder geradezu für δαιμόνων nimmt.
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