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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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schen Karten. 1) Die französischen Karten sind erst viel später
zum Kartenlegen gebraucht worden, und erst, nachdem sie die deut-
schen Karten und meisten deutschen Spiele verdrängt, und seitdem
die moderne Jndustrie und flache Lustigmacherei eine Menge will-
kürlicher und spaßhafter Methoden im Kartenlegen zum Vorschein
gebracht hatte.

So verschiedenartig nun auch der lächerliche Hokuspokus ist,
den auch noch die heutigen Kartenleger der alten Schule anwen-
den, so ist doch die Bedeutung der Karten noch immer ziemlich
durchgreifend dieselbe alte geblieben. Die Grundlage bilden die
vier Farben. Danach bedeutet:

Grün: Betrübniß, Krankheit und Verdruß, besonders mit --
Geistlichen, was besonders bei dem grünen Daus der Fall ist.

Roth: Liebe, Verlöbniß, Hochzeit. Das rothe Daus ist
besonders glückbringend.

Ecker: Glück, gute Freunde, gutes Auskommen, Geschenke.
Besonders bedeutet das Eckerdaus Geschenke; die Zehn baares
Geld, welches man bekommen soll.

Schellen: Falschheit, Betrug, Misgunst. Schellendaus und
Zehn bedeuten zu erwartende Briefe.

Neben dieser Grundbedeutung der Farben gelten die Könige
für hohe Gönner, die Oberbuben für weniger einflußreiche Per-
sonen und Gönner, die Unterbuben für gewöhnliche Herren
ohne besondere Bedeutung. Die Zehnen sind in allen Farben
Weiber, die Neunen Witwen, die Sieben junge Mädchen. Die
Achten und Sechsen haben keine besondere Bedeutung. Die
Sechsen werden sogar beim Kartenlegen nicht gebraucht, sondern
beiseite gelegt. 2)

Die Manipulation besteht im Mischen und dreimaligen Ab-
heben zu drei Haufen. Dann wird beim Aufschlagen der zusam-

1) Die Karte ist Kelef, Plural Kelofim, von [fremdsprachliches Material - fehlt], eigentlich Pa-
pier, Pergament. Kelefen, mit der Karte spielen, allgemeiner Ausdruck,
aber auch das Wahrsagen aus Karten. Vgl. das Weitere Kap. 76.
2) Vgl. den angeführten C. A. Peuschel, S. 384 fg.
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ſchen Karten. 1) Die franzöſiſchen Karten ſind erſt viel ſpäter
zum Kartenlegen gebraucht worden, und erſt, nachdem ſie die deut-
ſchen Karten und meiſten deutſchen Spiele verdrängt, und ſeitdem
die moderne Jnduſtrie und flache Luſtigmacherei eine Menge will-
kürlicher und ſpaßhafter Methoden im Kartenlegen zum Vorſchein
gebracht hatte.

So verſchiedenartig nun auch der lächerliche Hokuspokus iſt,
den auch noch die heutigen Kartenleger der alten Schule anwen-
den, ſo iſt doch die Bedeutung der Karten noch immer ziemlich
durchgreifend dieſelbe alte geblieben. Die Grundlage bilden die
vier Farben. Danach bedeutet:

Grün: Betrübniß, Krankheit und Verdruß, beſonders mit —
Geiſtlichen, was beſonders bei dem grünen Daus der Fall iſt.

Roth: Liebe, Verlöbniß, Hochzeit. Das rothe Daus iſt
beſonders glückbringend.

Ecker: Glück, gute Freunde, gutes Auskommen, Geſchenke.
Beſonders bedeutet das Eckerdaus Geſchenke; die Zehn baares
Geld, welches man bekommen ſoll.

Schellen: Falſchheit, Betrug, Misgunſt. Schellendaus und
Zehn bedeuten zu erwartende Briefe.

Neben dieſer Grundbedeutung der Farben gelten die Könige
für hohe Gönner, die Oberbuben für weniger einflußreiche Per-
ſonen und Gönner, die Unterbuben für gewöhnliche Herren
ohne beſondere Bedeutung. Die Zehnen ſind in allen Farben
Weiber, die Neunen Witwen, die Sieben junge Mädchen. Die
Achten und Sechſen haben keine beſondere Bedeutung. Die
Sechſen werden ſogar beim Kartenlegen nicht gebraucht, ſondern
beiſeite gelegt. 2)

Die Manipulation beſteht im Miſchen und dreimaligen Ab-
heben zu drei Haufen. Dann wird beim Aufſchlagen der zuſam-

1) Die Karte iſt Kelef, Plural Kelofim, von [fremdsprachliches Material – fehlt], eigentlich Pa-
pier, Pergament. Kelefen, mit der Karte ſpielen, allgemeiner Ausdruck,
aber auch das Wahrſagen aus Karten. Vgl. das Weitere Kap. 76.
2) Vgl. den angeführten C. A. Peuſchel, S. 384 fg.
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[259/0271] ſchen Karten. 1) Die franzöſiſchen Karten ſind erſt viel ſpäter zum Kartenlegen gebraucht worden, und erſt, nachdem ſie die deut- ſchen Karten und meiſten deutſchen Spiele verdrängt, und ſeitdem die moderne Jnduſtrie und flache Luſtigmacherei eine Menge will- kürlicher und ſpaßhafter Methoden im Kartenlegen zum Vorſchein gebracht hatte. So verſchiedenartig nun auch der lächerliche Hokuspokus iſt, den auch noch die heutigen Kartenleger der alten Schule anwen- den, ſo iſt doch die Bedeutung der Karten noch immer ziemlich durchgreifend dieſelbe alte geblieben. Die Grundlage bilden die vier Farben. Danach bedeutet: Grün: Betrübniß, Krankheit und Verdruß, beſonders mit — Geiſtlichen, was beſonders bei dem grünen Daus der Fall iſt. Roth: Liebe, Verlöbniß, Hochzeit. Das rothe Daus iſt beſonders glückbringend. Ecker: Glück, gute Freunde, gutes Auskommen, Geſchenke. Beſonders bedeutet das Eckerdaus Geſchenke; die Zehn baares Geld, welches man bekommen ſoll. Schellen: Falſchheit, Betrug, Misgunſt. Schellendaus und Zehn bedeuten zu erwartende Briefe. Neben dieſer Grundbedeutung der Farben gelten die Könige für hohe Gönner, die Oberbuben für weniger einflußreiche Per- ſonen und Gönner, die Unterbuben für gewöhnliche Herren ohne beſondere Bedeutung. Die Zehnen ſind in allen Farben Weiber, die Neunen Witwen, die Sieben junge Mädchen. Die Achten und Sechſen haben keine beſondere Bedeutung. Die Sechſen werden ſogar beim Kartenlegen nicht gebraucht, ſondern beiſeite gelegt. 2) Die Manipulation beſteht im Miſchen und dreimaligen Ab- heben zu drei Haufen. Dann wird beim Aufſchlagen der zuſam- 1) Die Karte iſt Kelef, Plural Kelofim, von _ , eigentlich Pa- pier, Pergament. Kelefen, mit der Karte ſpielen, allgemeiner Ausdruck, aber auch das Wahrſagen aus Karten. Vgl. das Weitere Kap. 76. 2) Vgl. den angeführten C. A. Peuſchel, S. 384 fg. 17*

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/271>, abgerufen am 25.11.2024.