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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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fordern, so wird die obere günstige Karte mit Behendigkeit etwas
zurückgeschoben und dem Gegner eine andere weiter unten liegende
Karte gegeben.

Eine andere Art des Kelofim-Zinkenens besteht darin, daß der
Zchokker feingepulverten Bimsstein in ein Beutelchen von Lein-
wand thut, damit den Rücken der geringen Karten bestäubt und
nun mit dem Finger oder einem Läppchen die Karte etwas rauh
auf dem Rücken schleift, ohne daß dadurch die punktirten Ver-
zierungen auf dem Rücken angegriffen werden. Dadurch wird die
Karte besonders für den abgezogenen Daumen leicht kennbar.
Die Hauptkarten: Aß, König u. s. w., werden hingegen auf dem
Rücken mit guter trockener venetianischer Seife gerieben und mit
einem Glättkolben geglättet. Mit der Volte kann der Zchokker
nun auch beim Abheben die leicht kennbaren Karten hinbringen,
wohin er will.



Neunundsiebzigstes Kapitel.
[fremdsprachliches Material - fehlt]) Das Kelofim-Mollen.

Endlich ist noch das Mollen 1), d. h. Beschneiden der Karten,
zu bemerken. Der Zchokker schneidet von allen Karten bis auf
die Hauptkarten entweder an der schmalen oder an der langen
Seite, jenachdem er weiß oder merkt, daß sein Gegenspieler die
Karten beim Abheben an den Breitseiten oder Langseiten faßt, um
eine Linie breit mit einem scharfen Messer oder einer Schere ab.
Durch das Beschneiden der Karten kommt es, daß die Hauptkarten
etwas hervorragen, also beim leichten Abheben als untere Karte
des abgehobenen Haufens gefaßt werden, und somit dem Karte

1) Die Kelofim mollen, oder eigentlich die Kelofim mauhel sein,
die Karten beschneiden, vom hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] beschneiden; mohel oder Mauhel
sein
oder mollen gilt von allen Arten des Verschneidens, auch sogar vom
Verschneiden des (flüssigen) Weines.

fordern, ſo wird die obere günſtige Karte mit Behendigkeit etwas
zurückgeſchoben und dem Gegner eine andere weiter unten liegende
Karte gegeben.

Eine andere Art des Kelofim-Zinkenens beſteht darin, daß der
Zchokker feingepulverten Bimsſtein in ein Beutelchen von Lein-
wand thut, damit den Rücken der geringen Karten beſtäubt und
nun mit dem Finger oder einem Läppchen die Karte etwas rauh
auf dem Rücken ſchleift, ohne daß dadurch die punktirten Ver-
zierungen auf dem Rücken angegriffen werden. Dadurch wird die
Karte beſonders für den abgezogenen Daumen leicht kennbar.
Die Hauptkarten: Aß, König u. ſ. w., werden hingegen auf dem
Rücken mit guter trockener venetianiſcher Seife gerieben und mit
einem Glättkolben geglättet. Mit der Volte kann der Zchokker
nun auch beim Abheben die leicht kennbaren Karten hinbringen,
wohin er will.



Neunundſiebzigſtes Kapitel.
[fremdsprachliches Material – fehlt]) Das Kelofim-Mollen.

Endlich iſt noch das Mollen 1), d. h. Beſchneiden der Karten,
zu bemerken. Der Zchokker ſchneidet von allen Karten bis auf
die Hauptkarten entweder an der ſchmalen oder an der langen
Seite, jenachdem er weiß oder merkt, daß ſein Gegenſpieler die
Karten beim Abheben an den Breitſeiten oder Langſeiten faßt, um
eine Linie breit mit einem ſcharfen Meſſer oder einer Schere ab.
Durch das Beſchneiden der Karten kommt es, daß die Hauptkarten
etwas hervorragen, alſo beim leichten Abheben als untere Karte
des abgehobenen Haufens gefaßt werden, und ſomit dem Karte

1) Die Kelofim mollen, oder eigentlich die Kelofim mauhel ſein,
die Karten beſchneiden, vom hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] beſchneiden; mohel oder Mauhel
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oder mollen gilt von allen Arten des Verſchneidens, auch ſogar vom
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[281/0293] fordern, ſo wird die obere günſtige Karte mit Behendigkeit etwas zurückgeſchoben und dem Gegner eine andere weiter unten liegende Karte gegeben. Eine andere Art des Kelofim-Zinkenens beſteht darin, daß der Zchokker feingepulverten Bimsſtein in ein Beutelchen von Lein- wand thut, damit den Rücken der geringen Karten beſtäubt und nun mit dem Finger oder einem Läppchen die Karte etwas rauh auf dem Rücken ſchleift, ohne daß dadurch die punktirten Ver- zierungen auf dem Rücken angegriffen werden. Dadurch wird die Karte beſonders für den abgezogenen Daumen leicht kennbar. Die Hauptkarten: Aß, König u. ſ. w., werden hingegen auf dem Rücken mit guter trockener venetianiſcher Seife gerieben und mit einem Glättkolben geglättet. Mit der Volte kann der Zchokker nun auch beim Abheben die leicht kennbaren Karten hinbringen, wohin er will. Neunundſiebzigſtes Kapitel. _ ) Das Kelofim-Mollen. Endlich iſt noch das Mollen 1), d. h. Beſchneiden der Karten, zu bemerken. Der Zchokker ſchneidet von allen Karten bis auf die Hauptkarten entweder an der ſchmalen oder an der langen Seite, jenachdem er weiß oder merkt, daß ſein Gegenſpieler die Karten beim Abheben an den Breitſeiten oder Langſeiten faßt, um eine Linie breit mit einem ſcharfen Meſſer oder einer Schere ab. Durch das Beſchneiden der Karten kommt es, daß die Hauptkarten etwas hervorragen, alſo beim leichten Abheben als untere Karte des abgehobenen Haufens gefaßt werden, und ſomit dem Karte 1) Die Kelofim mollen, oder eigentlich die Kelofim mauhel ſein, die Karten beſchneiden, vom hebräiſchen _ beſchneiden; mohel oder Mauhel ſein oder mollen gilt von allen Arten des Verſchneidens, auch ſogar vom Verſchneiden des (flüſſigen) Weines.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/293>, abgerufen am 26.04.2024.