Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.seinen Nachweisen gegen eine baare Einlage beschränkt, so lange Achtundachtzigstes Kapitel. m) Das Fleppenmelochnen. Das niederdeutsche Flep, Fleppe, Fleppen, Flebbe, 1) Vgl. Kramer, "Nederd. Dict.", I, 84, U., wo Flep für gleich-
bedeutend mit Sleep, Schnippe, Schleppe, genommen wird; und Richey, "Hamburger Jdioticon", S. 59. Die Fleppen waren von feiner Leinwand, Sammet oder Flor. Von der Augenfälligkeit der Fleppen wird auch noch heute im Niederdeutschen alles Auffallende im Gesichte, ganz besonders aber ein dicker hervorstehender Mund Flap, Flaps, Flappe oder Flabbe ge- nannt, und auch zu Flabbsnui (Schnauze, Dickschnauze) zusammengesetzt, wofür denn aber auch die bloße Abkürzung Snut für Flappsnut gebraucht wird, wie denn der berüchtigte Jtzig Muck von der niederländischen Bande wegen seines misgestalteten Mundes Jtzig Schnut oder Snut genannt wurde. (Vgl. Schwencken, a. a. O., Nr. 292, und Becker, a. a. O., II, 184, 265, 302, 465, Nr. XXX.) Auch heißt Flap oder Flaps noch eine entstellende Wunde im Gesichte, auch wol selbst der Schlag in das Gesicht und wird end- lich noch als Flaps und sogar in der Verstümmelung "Laps" als Schimpfwort für einen ungeschlachten Menschen gebraucht; ebenso flapsen, sich küssen. Dagegen ist das gleichbedeutende niederdeutsche Schimpfwort Schlaps wol vom jüdisch-deutschen Schimpfworte Schallef, niederdeutsch Schleef, lang aufgeschossener Bursche, abzuleiten (und dies vom hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt], herausziehen, das Schwert, besonders aber die Schuhe ausziehen; davon wieder das nieder- deutsche Schlappen, ausgezogene, hinten niedergetretene Schuhe, Pantoffeln). ſeinen Nachweiſen gegen eine baare Einlage beſchränkt, ſo lange Achtundachtzigſtes Kapitel. m) Das Fleppenmelochnen. Das niederdeutſche Flep, Fleppe, Fleppen, Flebbe, 1) Vgl. Kramer, „Nederd. Dict.“, I, 84, U., wo Flep für gleich-
bedeutend mit Sleep, Schnippe, Schleppe, genommen wird; und Richey, „Hamburger Jdioticon“, S. 59. Die Fleppen waren von feiner Leinwand, Sammet oder Flor. Von der Augenfälligkeit der Fleppen wird auch noch heute im Niederdeutſchen alles Auffallende im Geſichte, ganz beſonders aber ein dicker hervorſtehender Mund Flap, Flaps, Flappe oder Flabbe ge- nannt, und auch zu Flabbſnui (Schnauze, Dickſchnauze) zuſammengeſetzt, wofür denn aber auch die bloße Abkürzung Snut für Flappſnut gebraucht wird, wie denn der berüchtigte Jtzig Muck von der niederländiſchen Bande wegen ſeines misgeſtalteten Mundes Jtzig Schnut oder Snut genannt wurde. (Vgl. Schwencken, a. a. O., Nr. 292, und Becker, a. a. O., II, 184, 265, 302, 465, Nr. XXX.) Auch heißt Flap oder Flaps noch eine entſtellende Wunde im Geſichte, auch wol ſelbſt der Schlag in das Geſicht und wird end- lich noch als Flaps und ſogar in der Verſtümmelung „Laps“ als Schimpfwort für einen ungeſchlachten Menſchen gebraucht; ebenſo flapſen, ſich küſſen. Dagegen iſt das gleichbedeutende niederdeutſche Schimpfwort Schlaps wol vom jüdiſch-deutſchen Schimpfworte Schallef, niederdeutſch Schleef, lang aufgeſchoſſener Burſche, abzuleiten (und dies vom hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt], herausziehen, das Schwert, beſonders aber die Schuhe ausziehen; davon wieder das nieder- deutſche Schlappen, ausgezogene, hinten niedergetretene Schuhe, Pantoffeln). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0308" n="296"/> ſeinen Nachweiſen gegen eine baare Einlage beſchränkt, ſo lange<lb/> kann auch die Promeſſe nicht als Betrug geahndet und das Unter-<lb/> nehmen <hi rendition="#g">nicht als gaunermäßiger Betrieb</hi> angeſehen werden.<lb/> Doch erfordert die nach Beſchaffenheit der einzelnen Promeſſen,<lb/> Perſonen und Gelegenheit immerhin vorhandene Möglichkeit des<lb/> Betrugs ein ſcharfes Aufſehen der Sicherheitsbehörden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#fr">Achtundachtzigſtes Kapitel.</hi><lb/><hi rendition="#aq">m</hi>) <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Das Fleppenmelochnen.</hi></hi></head><lb/> <p>Das niederdeutſche <hi rendition="#g">Flep, Fleppe, Fleppen, Flebbe,<lb/> Flebken</hi> oder <hi rendition="#g">Flöbken</hi> bedeutet die auf die Stirn fallende Spitze<lb/> oder Schnippe der früher allgemein gebräuchlichen Weiber- oder<lb/> Kindermützen oder Kopftücher (driekantig hoofd-dök), welche be-<lb/> ſonders von Witwen getragen wurden, und bei denen auch wol<lb/> die Länge der Schnippe den höhern Grad der Trauer ausdrückte. <note place="foot" n="1)">Vgl. Kramer, „Nederd. Dict.“, <hi rendition="#aq">I</hi>, 84, U., wo <hi rendition="#g">Flep</hi> für gleich-<lb/> bedeutend mit Sleep, Schnippe, Schleppe, genommen wird; und Richey,<lb/> „Hamburger Jdioticon“, S. 59. Die Fleppen waren von feiner Leinwand,<lb/> Sammet oder Flor. Von der Augenfälligkeit der Fleppen wird auch noch<lb/> heute im Niederdeutſchen alles Auffallende im Geſichte, ganz beſonders aber<lb/> ein dicker hervorſtehender Mund <hi rendition="#g">Flap, Flaps, Flappe</hi> oder <hi rendition="#g">Flabbe</hi> ge-<lb/> nannt, und auch zu <hi rendition="#g">Flabbſnui</hi> (Schnauze, Dickſchnauze) zuſammengeſetzt,<lb/> wofür denn aber auch die bloße Abkürzung <hi rendition="#g">Snut</hi> für Flappſnut gebraucht<lb/> wird, wie denn der berüchtigte Jtzig Muck von der niederländiſchen Bande<lb/> wegen ſeines misgeſtalteten Mundes Jtzig <hi rendition="#g">Schnut</hi> oder <hi rendition="#g">Snut</hi> genannt wurde.<lb/> (Vgl. Schwencken, a. a. O., Nr. 292, und Becker, a. a. O., <hi rendition="#aq">II</hi>, 184, 265,<lb/> 302, 465, Nr. <hi rendition="#aq">XXX.</hi>) Auch heißt <hi rendition="#g">Flap</hi> oder <hi rendition="#g">Flaps</hi> noch eine entſtellende<lb/> Wunde im Geſichte, auch wol ſelbſt der Schlag in das Geſicht und wird end-<lb/> lich noch als <hi rendition="#g">Flaps</hi> und ſogar in der Verſtümmelung <hi rendition="#g">„Laps“</hi> als<lb/> Schimpfwort für einen ungeſchlachten Menſchen gebraucht; ebenſo <hi rendition="#g">flapſen,</hi><lb/> ſich küſſen. Dagegen iſt das gleichbedeutende niederdeutſche Schimpfwort <hi rendition="#g">Schlaps</hi><lb/> wol vom jüdiſch-deutſchen Schimpfworte <hi rendition="#g">Schallef,</hi> niederdeutſch <hi rendition="#g">Schleef,</hi> lang<lb/> aufgeſchoſſener Burſche, abzuleiten (und dies vom hebräiſchen <gap reason="fm" unit="words"/>, herausziehen,<lb/> das Schwert, beſonders aber die Schuhe ausziehen; davon wieder das nieder-<lb/> deutſche <hi rendition="#g">Schlappen,</hi> ausgezogene, hinten niedergetretene Schuhe, Pantoffeln).</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [296/0308]
ſeinen Nachweiſen gegen eine baare Einlage beſchränkt, ſo lange
kann auch die Promeſſe nicht als Betrug geahndet und das Unter-
nehmen nicht als gaunermäßiger Betrieb angeſehen werden.
Doch erfordert die nach Beſchaffenheit der einzelnen Promeſſen,
Perſonen und Gelegenheit immerhin vorhandene Möglichkeit des
Betrugs ein ſcharfes Aufſehen der Sicherheitsbehörden.
Achtundachtzigſtes Kapitel.
m) Das Fleppenmelochnen.
Das niederdeutſche Flep, Fleppe, Fleppen, Flebbe,
Flebken oder Flöbken bedeutet die auf die Stirn fallende Spitze
oder Schnippe der früher allgemein gebräuchlichen Weiber- oder
Kindermützen oder Kopftücher (driekantig hoofd-dök), welche be-
ſonders von Witwen getragen wurden, und bei denen auch wol
die Länge der Schnippe den höhern Grad der Trauer ausdrückte. 1)
1) Vgl. Kramer, „Nederd. Dict.“, I, 84, U., wo Flep für gleich-
bedeutend mit Sleep, Schnippe, Schleppe, genommen wird; und Richey,
„Hamburger Jdioticon“, S. 59. Die Fleppen waren von feiner Leinwand,
Sammet oder Flor. Von der Augenfälligkeit der Fleppen wird auch noch
heute im Niederdeutſchen alles Auffallende im Geſichte, ganz beſonders aber
ein dicker hervorſtehender Mund Flap, Flaps, Flappe oder Flabbe ge-
nannt, und auch zu Flabbſnui (Schnauze, Dickſchnauze) zuſammengeſetzt,
wofür denn aber auch die bloße Abkürzung Snut für Flappſnut gebraucht
wird, wie denn der berüchtigte Jtzig Muck von der niederländiſchen Bande
wegen ſeines misgeſtalteten Mundes Jtzig Schnut oder Snut genannt wurde.
(Vgl. Schwencken, a. a. O., Nr. 292, und Becker, a. a. O., II, 184, 265,
302, 465, Nr. XXX.) Auch heißt Flap oder Flaps noch eine entſtellende
Wunde im Geſichte, auch wol ſelbſt der Schlag in das Geſicht und wird end-
lich noch als Flaps und ſogar in der Verſtümmelung „Laps“ als
Schimpfwort für einen ungeſchlachten Menſchen gebraucht; ebenſo flapſen,
ſich küſſen. Dagegen iſt das gleichbedeutende niederdeutſche Schimpfwort Schlaps
wol vom jüdiſch-deutſchen Schimpfworte Schallef, niederdeutſch Schleef, lang
aufgeſchoſſener Burſche, abzuleiten (und dies vom hebräiſchen _ , herausziehen,
das Schwert, beſonders aber die Schuhe ausziehen; davon wieder das nieder-
deutſche Schlappen, ausgezogene, hinten niedergetretene Schuhe, Pantoffeln).
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